BLATTWERK AUSGABE No.16 – September bis Dezember 2022
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DIE WELT
BRAUCHT
FAKTEN
von Nicole Mühl
Was geschieht mit einer Welt, in der die Wahrheit
nicht mehr akzeptiert wird? Wenn die Grenze zwischen
seriöser Berichterstattung und hetzerischen
Fake News aufgehoben wird? Allein der Ansatz einer
Vorstellung von einer solchen Welt verdeutlicht, wie
wichtig es ist, die Medienkompetenz der Gesellschaft
zu fördern und zu stärken. Darum geht es hier. Wie
jede und jeder Einzelne eine Nachricht überprüfen
und Fake News erkennen kann. Die Basics.
Social-Media-Plattformen sind unkompliziert, einfach zu
bedienen – und gefährlich. Eine Meldung auf Facebook
verbreitet sich in Sekunden wie ein Lauffeuer. In diesem
Fall ist es ein Video, in dem ein Mann über leere Bierdosen
und Schmierereien in einem Zug schimpft. Geflüchtete aus
der Ukraine werden für diese Verunstaltung verantwortlich
gemacht. Sogar ins Waschbecken und auf den Boden sollen
sie „gepisst“ haben. Das Video wird x-fach auf den Socia-l
Media-Kanälen geteilt.
Die Information, die dabei transportiert wird, ist weder
überprüft, noch ist sie richtig.
Ein Faktencheck ergibt, dass es offenbar Fußballfans waren,
die den Schaden verursacht haben. Kein einziger Fall
sei laut dem zuständigen Verkehrsministerium bekannt,
bei dem es zu unerwünschten Vorfällen mit ukrainischen
Geflüchteten gekommen sei.
Solche Videos und Bilder sind auch 2015 im Zuge der
Flüchtlingswelle aufgetreten. Später wurden sie der Fridays-for-Future-Generation
zugeschoben. Immer wieder
konnten Überprüfungen die Inhalte widerlegen. In solchen
Fällen spricht man von Hybrid Fakes. Die Bilder bzw. Videos
sind echt. Es gibt sie – eben nur in einem völlig anderen
Zusammenhang. Es sind Aufnahmen von hinterlassenen
Müllbergen beispielsweise nach einem Konzert, Fußballspiel
etc., die man für hetzerische Zwecke missbraucht.
Besonders die Social-Media-Plattformen sind Nährboden
für Falschmeldungen. Im Gegenzug werden anerkannte
Medien als unseriöse Quellen diskreditiert. Gerade während
der Corona-Pandemie wurde dies deutlich. Doch wie
kann der bzw. die Nachrichtenkonsumierende eine Information
auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen?
EIGENVERANTWORTUNG
BEIM LESEN VON NACHRICHTEN
Es liegt in der Natur des Menschen, ein Umfeld zu suchen,
das der eigenen Meinung entspricht und diese bestätigt.
Automatisch suchen wir daher auch nach Nachrichten, die
unsere eigene individuelle Position unterstreichen. Das
Bewusstsein darüber ist der erste Schritt, sich selbst und
den eigenen Nachrichtenkonsum kritisch zu betrachten
und achtsam zu sein.
Reißerische Schlagzeilen und eine emotionale Sprache sind
ein sicheres Zeichen, dass die Nachricht in eine bestimmte
Richtung drängt und Falschinformationen enthält. Und leider
wirken gerade solche Nachrichten im Netz besonders:
Je emotionaler sie sind, umso mehr werden sie verbreitet.
Deshalb ist es wichtig, Inhalte, die fragwürdig erscheinen,
keinesfalls ungeprüft weiterzuleiten.
WEITERE BASIC-CHECKS
Seriöse Quellen sind jene, die neutral berichten. Ein neutraler
Bericht muss die typischen journalistischen Fragen
beantworten: Wer, Was, Wo, Wann, Wie, Warum. Fake News
drängen mit Schlagworten in eine gewünschte Richtung.
Hetzerische Meldungen scheitern aber meist schon an der
Prüfung der sieben W-Fragen. Sie haben nur sechs gezählt?
Richtig! Die siebente ist die Quelle. Woher kommt die Nachricht?
Wie transparent ist diese? Wer steckt dahinter? Erst
wenn diese bekannt ist, wird die Nachricht vollständig.
BILDERFALLE
Besondere Vorsicht gilt, wenn ein Bild oder Video auf den
Social-Media-Kanälen mit einem hetzerischen Text verbreitet
wird. Die Rede ist dann von einem „Hybrid Fake“, denn
hier passen Bild und Text nicht überein (Sie erinnern sich
an die eingangs erwähnte Szene). Das Bild wurde tatsächlich
aufgenommen, es ist echt – aber nur eben in einem
anderen Zusammenhang. Die „umgekehrte Bildersuche“
von Google ist eine der Suchmaschinen, die diese Fakes
sehr schnell aufdeckt.
Deepfakes – manipulierte Bilder und Videos, die täuschend
echt aussehen und meist dazu genutzt werden, um Politikerinnen
und Politikern falsche Aussagen in den Mund
zu legen – sind da schon schwieriger zu erkennen. Aber
mit Hilfe von Suchmaschinen kann überprüft werden, ob
diese Nachricht in dieser Form auch in anderen Medien
vorkommt. Übrigens: Bereits eine Googlesuche unter dem
News-Reiter zeigt weitere Berichte an.
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