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Militaer_3_2022_NEU

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IFK-ANALYSE<br />

D<br />

er Putsch in Mali<br />

im Mai 2021 hat<br />

Oberst Assimi<br />

Goïta endgültig an<br />

die Staatsspitze geführt.<br />

Unter dem<br />

Druck der Regionalorganisation Economic<br />

Community of West African<br />

States (ECOWAS) stimmte sein Regime<br />

anfangs zwar noch einem raschen<br />

Übergang zu demokratisch gewählten<br />

Strukturen zu. Anfang <strong>2022</strong> hat Goïta<br />

diesen Plan dann aber revidiert. Angesichts<br />

zunehmender „Unsicherheiten<br />

im Norden“ verkündete seine Regierung<br />

eine maximal fünfjährige Übergangsperiode<br />

bis zu freien Wahlen.<br />

Proteste von Oppositionsgruppen<br />

blieben dabei ebenso ungehört wie der<br />

Druck externer Akteure. Erst Sanktionen<br />

der ECOWAS gegen das Binnenland<br />

waren schließlich erfolgreich und<br />

so stimmten die malischen Machthaber<br />

Anfang Juli zu, im Jahr 2024 demokratische<br />

Wahlen abzuhalten. Ob es zu<br />

diesem Votum aber tatsächlich kommen<br />

wird oder die Militärjunta mit<br />

dem Kompromiss nur Zeit gewinnen<br />

wollte, wird sich weisen. Fix ist jedenfalls,<br />

dass die neue Staatsspitze einstweilen<br />

mit immer mehr internationalen<br />

Akteuren in Konflikt kommt. Die<br />

ehemalige Kolonialmacht Frankreich<br />

und Nachbar Côte d’Ivoire waren und<br />

sind vom neuen Kurs der Regierung<br />

besonders betroffen. Aber auch andere<br />

Staaten sehen sich durch die malische<br />

Führung zunehmend herausgefordert.<br />

Einer ihrer Hauptkritikpunkte: Der<br />

Einsatz russischer Wagner-Söldner im<br />

Land.<br />

Während im Fokus des internationalen<br />

europäischen und afrikanischen Engagements<br />

vor allem der Kampf gegen<br />

terroristische Bedrohungen von Al-<br />

Kaida und Islamischem Staat (IS) sowie<br />

mit ihnen verbundenen Gruppen<br />

steht, ist für das Regime in Mali der<br />

Machterhalt die zentrale Herausforderung.<br />

Und dabei sind die Wagner-<br />

Gruppe und Russland derzeit hilfreicher<br />

als andere Akteure. Moskau baut<br />

seine Beziehungen in Mali bereits seit<br />

Jahren durch ein System aus, das<br />

freundlich „elite co-option“, weniger<br />

freundlich „elite capture“ genannt wird<br />

und auch in anderen afrikanischen<br />

Staaten wie dem Sudan, Libyen oder<br />

der Zentralafrikanischen Republik zur<br />

Anwendung kommt. Dabei werden die<br />

Eliten durch Vorteile und durch Unterstützung<br />

zum Machterhalt gebunden.<br />

Geändert hat sich seit der Ankunft der<br />

rusischen Söldner allerdings wenig.<br />

Weder hat sich die Sicherheitslage im<br />

Land verbessert noch die Beziehungen<br />

zu internationalen Akteuren. Im Gegenteil:<br />

In den vergangenen Wochen<br />

sollen Sicherheitskräfte und mutmaßliche<br />

Angehörige der Wagner-Gruppe<br />

sogar ihrerseits für eine Eskalation<br />

gesorgt haben. In einem Dorf in Zentralmali<br />

haben sie Berichten zufolge<br />

mehr als 30 Zivilisten getötet. Malische<br />

Soldaten und Wagner-Söldner<br />

werden zudem mit Vergewaltigungen<br />

und Plünderungen in Verbindung<br />

gebracht.<br />

Je sicherer sich die malischen Machthaber<br />

der russischen Unterstützung<br />

waren, desto selbstbewusster traten sie<br />

gegenüber anderen Akteuren auf. So<br />

mussten bereits im Jänner dänische<br />

Spezialeinsatzkräfte, die im Rahmen<br />

der Operation Takuba eingesetzt waren,<br />

das Land verlassen. Auch Frankreich<br />

musste seine Truppen nach fast<br />

einem Jahrzehnt aus Mali abziehen und<br />

in die Nachbarstaaten verlegen. Die<br />

Konflikte zwischen Mali und Frank-<br />

M I L I T Ä R A K T U E L L

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