Militaer_3_2022_NEU
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WARTEN AUF DEN EINSATZ<br />
Ein Kämpfer versucht noch ein<br />
wenig Ruhe zu finden.<br />
REPORTAGE<br />
Bis zu einer Stellung der ukrainischen Armee, die als<br />
Kommandopunkt dienen wird.<br />
Zwei, drei Stunden sind es noch bis zum Sturm auf das<br />
Dorf. Im Wald herrscht Stille. Dann zerreißen die ersten<br />
Geschosse die Ruhe. In einem Erdloch bedient Sabyrzhan<br />
mit seinem Kommandanten das Funkgerät. In einem<br />
Graben am Waldrand beobachten zwei Soldaten mit<br />
Ferngläsern das Geschehen. Ein weiterer lässt eine Drohne<br />
steigen. Aus nahen Stellungen bellen Maschinengewehre<br />
der Ukrainer zur Feuerunterstützung. Grad-Raketen<br />
rauschen durch die Luft, das Zischen von Granaten<br />
ist zu hören. Die Russen antworten mit gleichen Kalibern.<br />
Doch sie können den Kommandopunkt nicht lokalisieren,<br />
ebenso nicht die Positionen der Maschinengewehre.<br />
So pfeifen Granaten über den Kopf des 23-Jährigen<br />
hinweg.<br />
WÄHREND DES GEFECHTS Ein Drohnenpilot verfolgt konzentriert<br />
die Bilder, die der Aufklärungsflug einfängt „Sicherheit” gibt es nur im<br />
Splittergraben. Immer wieder pfeifen russische Granaten über Sabyrzhan<br />
hinweg. Sein Gesicht erzählt von der Anspannung.<br />
„Pfiuuuh. Pfiiuuhhh.“ Die Soldaten ziehen die Köpfe ein.<br />
Irgendwo im Wald kracht ein Einschlag. Ein ukrainischer<br />
Soldat liegt im Splittergraben und hält sich die Ohren zu.<br />
Sabyrzhan steht am Funkgerät. Er ist nervös, eine Zigarette<br />
nach der anderen zieht er durch. Die Nachrichten,<br />
die aus dem Funkgerät knarzen, sind zumindest teilweise<br />
wenig ermutigend. Das Dorf ist bis auf ein Gebäude, in<br />
dem sich eine Handvoll russischer Soldaten verschanzt<br />
hat, eingenommen. Das ist die Erfolgsmeldung. Aber die<br />
beiden russischen Stellungen konnten nicht wie erhofft<br />
überrannt werden. Es gibt heftige Kämpfe. Ein belarussischer<br />
Legionär kommt dabei ums Leben. George wird<br />
schwer verletzt, ebenso zwei weitere Kameraden.<br />
Die Männer im Beobachtungsstand verfolgen mit dem<br />
Fernglas, wie die Soldaten evakuiert werden. Die VW-<br />
Transporter rattern mit vollem Tempo durch das Grün.<br />
„Immerhin, das Dorf ist befreit“, freut sich der 23-Jährige.<br />
Doch am nächsten Tag droht ein Konterangriff der russischen<br />
Armee. Schon jetzt weiß Sabyrzhan, dass er mindestens<br />
eine weitere Kerze vor dem Schewtschenko-<br />
Porträt anzünden wird müssen. Vorausgesetzt alles geht<br />
gut und er kommt heil aus der Stellung. Ansonsten werden<br />
seine überlebenden Kameraden auch für ihn eine<br />
Kerze anzünden.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L