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BS 11-2022

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<strong>11</strong><br />

<strong>2022</strong><br />

<strong>11</strong><br />

SCHIFFFAHRT<br />

TECHNIK<br />

HÄFEN<br />

Rhein ist Lebensader<br />

»Chicago« erweitert<br />

Berlin – aus dem 9770939 191001<br />

einer ganzen Region 8 Flotte Hamburg 14 Kahn erbaut 44<br />

November <strong>2022</strong> | 77. Jahrgang<br />

ISSN 0939–1916 | C 4397 D | € 10,50<br />

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2 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

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EDITORIAL<br />

Hamburgs<br />

maritimesmes Herz<br />

Krischan Förster<br />

Chefredakteur<br />

Standortfrage neu gestellt<br />

Für seine klaren Worte zur Situation der<br />

Binnenschifffahrt als Ehrengast des<br />

Schiffermahls in Duisburg hatte BASF-<br />

Chef Martin Brudermüller vor ziemlich<br />

genau einem Jahr viel Lob und Anerkennung<br />

erhalten. Gemeinsam mit<br />

Schifferbörsen-Vorstand Frank Wittig<br />

hatte er deutliche Forderungen an die<br />

Bundespolitik formuliert und die<br />

schnellstmögliche Umsetzung »konkreter<br />

Projekte« angemahnt.<br />

Ein Jahr und ein Niedrigwasser später<br />

ist zu konstatieren, dass viele Hoffnungen<br />

enttäuscht und kaum Fortschritte<br />

erzielt wurden. Doch inzwischen<br />

haben die allseits bekannten<br />

Probleme eine neue Dimension erreicht.<br />

Die durch Russlands Angriffskrieg<br />

in der Ukraine ausgelöste Energiekrise,<br />

die von einer grassierenden Inflation<br />

flankiert wird und demnächst in<br />

eine weltweite Rezession führen könnte,<br />

hebt jede Debatte von einem vermeintlich<br />

nationalen mindestens auf<br />

ein europäisches, wenn nicht auf ein<br />

globales Niveau. Es geht um nicht weniger<br />

als die Zukunft des Wirtschaftsstandortes<br />

Deutschland.<br />

Schon unter dem Eindruck des Niedrigwassers<br />

von 2018 und zuletzt dem<br />

von August <strong>2022</strong> wurde in der einen<br />

oder anderen Konzernzentrale die<br />

Standortfrage neu gestellt, damals noch<br />

mit Blick auf die unklare Versorgungssicherheit.<br />

Jetzt kommen die hohen<br />

Energiepreise hinzu, und nicht nur bei<br />

der BASF stellt sich die Frage, wo künftig<br />

produziert wird – weiter am Rhein<br />

oder eben im Ausland.<br />

Der Chemiekonzern hat weltweit<br />

100.000 Mitarbeiter und fährt seine Gewinne<br />

vor allem in Asien ein, ähnlich<br />

wie auch andere große deutsche Unternehmen.<br />

Also wird massiv in China investiert,<br />

10 Mrd. € sind es bis 2030. In<br />

der Provinz Guangdong baut die BASF<br />

gerade eine riesige neue Anlage – es soll<br />

der drittgrößte Standort überhaupt werden.<br />

Die europäischen Produktionsanlagen<br />

mit hohen Personal- und Energiekosten<br />

lohnen sich immer weniger.<br />

BASF-Chef Brudermüller mahnte<br />

jüngst unverblümt an, dass die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Standorte<br />

dringend verbessert werden müsste.<br />

Und schafft bereits Tatsachen: Am<br />

Stammsitz in Ludwigshafen sollen Stellen<br />

gestrichen werden.<br />

Spätestens jetzt paaren sich Verkehrsund<br />

Energiepolitik: Neben der vernachlässigten<br />

Infrastruktur rücken massiv<br />

Import, Lagerung und Verteilung neuer<br />

Energieträger in den Fokus und werden<br />

künftig zu den entscheidenden Standortfaktoren.<br />

Die Binnenschifffahrt ist,<br />

wie alle anderen Transporteure, bei<br />

dieser Entwicklung, gerade wenn es um<br />

die Kosten einer Industrieproduktion in<br />

Deutschland geht, kaum mehr als ein<br />

Zaungast. Die entscheidenden Weichen<br />

werden zweifellos in Berlin gestellt.<br />

Doch mit dieser Zukunftsfrage für<br />

den Wirtschaftsstandort Deutschland<br />

muss sich auch das Gewerbe im Interesse<br />

der eigenen Existenz und zur Sicherung<br />

künftiger Transportmengen<br />

zwangsläufig beschäftigen, jenseits des<br />

allgegenwärtigen Hypes ums Thema<br />

Wasserstoff. Es mag nur ein Puzzle-Teil<br />

in den anstehenden Standortdebatten<br />

sein, aber eben ein immens wichtiges.<br />

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INHALT<br />

<strong>11</strong> <strong>2022</strong><br />

14<br />

28<br />

3 EDITORIAL<br />

3 – Standortfrage neu gestellt<br />

5 PERSONALIEN<br />

6 NACHRICHTEN<br />

8 SCHIFFFAHRT<br />

8 – Rhein ist Lebensader einer ganzen Region<br />

10 – Wachstum in mehreren Bereichen<br />

12 – ECO-Karten gehen »in Rente«<br />

14 SCHIFFSTECHNIK<br />

14 – »Chicago« erweitert Flotte Hamburg<br />

17 – Drei Fragen an … Louis Zander,<br />

Director Sales & Service, Reintjes Hamburg:<br />

»Einige spannende Projekte in der Pipeline«<br />

19 – Frischekur für »Rhein Star«-Antrieb<br />

20 – Damen wird zum Landstrom-Anbieter<br />

21 – Rolls-Royce und Neste schließen Partnerschaft<br />

22 – Hybrid-Antriebe für SET-Neubauten<br />

23 – BASF-Neubau: Viel Ladung, wenig Tiefgang<br />

24 – Brennstoffzellen für »FPS Waal«<br />

28 LOGISTIK<br />

28 – Felbermayr feiert 80. Geburtstag<br />

30 – Der Lieferschein wird digital<br />

32 SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

32 – Shortsea-Umschlag erholt sich von Corona<br />

34 – Ruhrgebiet rückt näher an Schweden<br />

35 – 40 Jahre Containerumschlag in Venlo<br />

36 – Minus im belgischen Containerumschlag<br />

37 – Rotterdam: Mehr Kohle, weniger Container<br />

38 – UVHH: »Alle müssen an einem Strang ziehen«<br />

39 – BÖB: Mit Wasserstoff in die Zukunft<br />

40 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

40 – LED-Signalanlage für Schiffshebewerk<br />

42 – Mehr Kapazität verkürzt Liegezeiten<br />

44 – Berlin: Aus dem Kahn erbaut<br />

46 – Heilbronn sendet Botschaft an Wissing<br />

49 JOBBÖRSE<br />

49 – Wiener erkunden das Tor zur Welt<br />

50 RECHT<br />

50 – Verkehrssicherungspflicht im Hafen<br />

53 BUYER’S GUIDE<br />

58 BDS<br />

59 IMPRESSUM<br />

Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />

Verein für europäische<br />

Binnenschifffahrt und<br />

Wasserstraßen e.V.<br />

4 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


PERSONALIEN<br />

BAG: Bernd Krekeler (64), bislang<br />

Leiter der Abteilung Kontrolldienste, ist<br />

neuer Vizepräsident<br />

des Bundesamtes für<br />

Güterverkehr (BAG).<br />

Er wird damit Nachfolger<br />

des Mitte August<br />

zum Präsidenten<br />

aufgerückten<br />

Christian Hoffmann,<br />

der den langjährigen<br />

Amtsinhaber Andreas Marquardt beerbte.<br />

Krekeler ist Jurist und seit vielen Jahren<br />

für das BAG tätig.<br />

RHENUS: Der frühere Geschäftsführer<br />

von Eurogate Intermodal, Lars Hedderich,<br />

hat als Director<br />

Business Development<br />

Central and<br />

Eastern Europe bei<br />

Rhenus Assets & Services<br />

angeheuert. Er<br />

ist für den Balkan,<br />

Österreich und die<br />

Türkei zuständig und<br />

berichtet an Geschäftsführer Heinrich<br />

Kerstgens. Hedderich war Ende 2021<br />

nach 32 Jahren bei der Eurogate-Gruppe<br />

ausgeschieden.<br />

Personalie des Monats: Lars Hörnig verlässt Stadtwerke Andernach<br />

STADTWERKE ANDERNACH: Lars Hörnig (2.v.l.) ist nicht mehr kaufmännischer<br />

Geschäftsführer der Stadtwerke Andernach. Aufgrund seines Wechsels zu<br />

den Stadtwerken Koblenz ist er auf eigenen Wunsch Ende Oktober ausgeschieden<br />

und wurde von Oberbürgermeister Achim Hütten (2.v.r.) verabschiedet. Auch der<br />

operativ größte Betriebszweig, der Rheinhafen, konnte unter anderem durch die<br />

Investition in die zweite Containerbrücke ausgebaut werden. Die entstandene Vakanz<br />

soll im Rahmen einer Stellenausschreibung baldmöglichst geschlossen werden.<br />

So lange übernimmt der technische Geschäftsführer Jan Deuster (re.) als Alleingeschäftsführer<br />

und wird dabei von der Prokuristin Judith Haehner (li.), Leiterin<br />

Personal- und Unternehmensorganisation, unterstützt.<br />

DB SCHENKER: Hessel Verhage<br />

(Foto) und Jakob Wegge-Larsen sind für<br />

die Kontraktlogistik<br />

und als Finanzchef in<br />

den Vorstand von DB<br />

Schenker berufen<br />

worden. Verhage (50)<br />

war zuvor Executive<br />

Vice President »Global<br />

Strategy and<br />

Transformation«, der<br />

Däne Wegge-Larsen (45) kommt im März<br />

2023 als Finanzvorstand von der dänischen<br />

Unternehmensgruppe Maersk.<br />

LESCHACO: Jörg Conrad, lange<br />

Jahre CEO und Gesellschafter der in<br />

Bremen beheimateten<br />

Leschaco-Gruppe,<br />

ist nach kurzer<br />

Krankheit überraschend<br />

verstorben.<br />

Er wurde 67 Jahre<br />

alt. Leschaco ist einer<br />

der führenden Anbieter<br />

in der Chemie-,<br />

Gefahrgut- und Tankcontainer-<br />

Logistik mit einem Umsatz von gut<br />

1 Mrd. €.<br />

Hans Peter Tzschucke, Ministerialrat<br />

a.D., ist mit 84 Jahren in Gaggenau gestorben.<br />

Der Bauingenieur<br />

hatte für die<br />

Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />

(WSV) wichtige Projekte<br />

wie den Bau der<br />

Rheinstaustufen<br />

Gambsheim und Iffezheim<br />

oder den<br />

Saarausbau geleitet, stand an der Spitze<br />

von Ämtern und wechselte 1986 in die<br />

Bundesanstalt für Wasserbau (BAW).<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

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NACHRICHTEN<br />

DONAU-AUSBAU<br />

Vertiefung des Hafens Straubing-Sand gestartet<br />

Die Vertiefung eröffnet neue Wachstumschancen für den Hafen<br />

©Hafen Straubing-Sand<br />

Mit den Schweiß- und Bohrarbeiten hat<br />

die Vertiefung des Hafens Straubing-Sand<br />

begonnen. Wie die Hafenbetreiber mitteilen,<br />

sei die Vertiefung eine der wichtigsten<br />

Infrastrukturmaßnahmen in Niederbayern.<br />

Der Startschuss für den Donau-<br />

Ausbau zwischen Straubing und Vilshofen<br />

ist im Sommer 2021 gefallen. Entsprechend<br />

erfreulich sei es, dass die Vertiefung<br />

des Hafenbeckens, welche Teil<br />

des Ausbaus ist und zu 90 % von Bund<br />

und Freistaat gefördert werde, nun ebenfalls<br />

begonnen hat, heißt es.<br />

Bevor der Hafen um 65 cm vertieft werden<br />

kann, muss erstmal die Spundwand<br />

verankert werden. Derzeit werden<br />

Schweißplatten angebracht, auch die ersten<br />

Bohrarbeiten haben gestartet. Bis<br />

Mitte 2023 werden insgesamt 1.100 Anker<br />

in der Spundwand befestigt.<br />

»Durch die Anpassung des Schutzhafens<br />

haben wir neben einer kontinuierlich<br />

guten Entwicklung im Hafenschwerpunkt<br />

Agrargüter und Biomasse,<br />

sowie die Chancen der industriellen Biotechnologie<br />

am Standort weitere Verkehrszuwächse<br />

zu erwarten«, erklärt Geschäftsleiter<br />

des Hafens Straubing-Sand,<br />

Andreas Löffert.<br />

<br />

DB SCHENKER<br />

2.000 E-Trailer bestellt<br />

Um den Ausstoß von CO 2 zu reduzieren,<br />

will der DB Schenker ab 2024 rund 2.000<br />

sogenannte eTrailer im Landverkehr einsetzen.<br />

Dazu unterzeichnete der Logistikdienstleister<br />

zusammen mit Trailer Dynamics<br />

und der Krone Nutzfahrzeug-<br />

Gruppe eine Kooperationsvereinbarung.<br />

Die Auflieger verfügen über einen<br />

elektrischen Antriebsstrang, der es ermöglicht,<br />

den Antrieb der Sattelzugmaschine<br />

zu unterstützen. Eine speziell<br />

entwickelte Komponente ermittelt mit<br />

Hilfe einer patentierten Sensorik die<br />

Fahrdynamik des Gespanns und regelt<br />

den eTrailer nach, so dass diese die Sattelzugmaschine<br />

unterstützt, die Sattelzugmaschine<br />

jedoch zu keinem Zeitpunkt<br />

übersteuert werden kann. Der<br />

elektrische Antriebsstrang ermöglicht<br />

zudem beim Bremsvorgang, Energie zurückzugewinnen.<br />

Die Antriebssteuerung des eTrailers arbeitet<br />

eigenständig, somit ist keine<br />

Schnittstelle zur Zugmaschine notwendig.<br />

Des Weiteren sind die Auflieger mit<br />

Sattelzugmaschinen aller Hersteller kombinier-<br />

und einsetzbar. Die eTrailer unterstützen<br />

sowohl Diesel, Gas, Elektroals<br />

auch Wasserstoff-Zugmaschinen.<br />

Sie können je nach Bedarf mit Batterien<br />

von 300 kWh, 450 kWh oder 600 kWh<br />

ausgestattet werden. Damit kann die<br />

Reichweite von elektrischen Zugmaschinen<br />

je nach Use Case um bis zu<br />

500 km erweitert werden, bzw. der Verbrauch<br />

konventioneller Diesel-Sattelzugmaschinen<br />

deutlich reduziert werden.<br />

Der CO 2 -Ausstoß kann den Angaben zufolge<br />

so um 20–40 % gesenkt werden. <br />

Werft Malz GmbH<br />

Die Adresse am Oder-Havel-Kanal für:<br />

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6 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


NACHRICHTEN<br />

DUISBURG GATEWAY TERMINAL<br />

Cosco zieht sich aus Duisburg wieder zurück<br />

Visualisierung des neuen Terminals im größten Binnenhafen Deutschlands<br />

Der chinesische Staatskonzern Cosco hat<br />

seine Beteiligung an einem geplanten<br />

großen Containerterminal im Duisburger<br />

Hafen aufgeben. Die 30-prozentige<br />

Beteiligung der Chinesen an der Investitions-<br />

und Betreibergesellschaft des<br />

im Bau befindlichen »Duisburg Gateway<br />

Terminal« (DGT) sei bereits im Juni auf<br />

die Duisburg Hafen AG übergegangen,<br />

teilte Duisport erst kürzlich mit.<br />

Über die Gründe für den Ausstieg wurde<br />

Stillschweigen vereinbart. Kritiker<br />

warnen immer öfter vor einer zu großen<br />

wirtschaftlichen Abhängigkeit von der<br />

asiatischen Supermacht. Die Entwicklung<br />

in Duisburg habe jedoch keine politischen<br />

Hintergründe, war zu hören.<br />

Der neue Duisburger Containerhafen<br />

gilt als Modellprojekt für die Zukunft der<br />

Logistik. Mit einer Fläche von<br />

235.000 m 2 im Endausbau soll er Duisport<br />

zufolge das größte Containerterminal<br />

im europäischen Hinterland<br />

sein. Der Duisburger Hafen betonte, er<br />

arbeite seit vielen Jahren gut und vertrauensvoll<br />

mit chinesischen Unternehmen<br />

und Partnern zusammen. Duisport<br />

habe sich dadurch zum europäischen<br />

Endpunkt der Bahnverbindungen zwischen<br />

China und Europa entwickelt.<br />

»Diese erfolgreiche Zusammenarbeit auf<br />

Augenhöhe wird die Duisburger Hafen<br />

AG fortsetzen und weiterentwickeln«,<br />

betonte der Unternehmenssprecher. ga<br />

© Duisport<br />

DEUTSCHER LOGISTIKPREIS<br />

Lagersystem Boxbay gewinnt<br />

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Preisverleihung in Berlin<br />

© BVL/Bublitz<br />

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Es ist automatisiert und digitalisiert – das Hochregallager-System<br />

Boxbay der Düsseldorfer SMS Group. Ausgezeichnet wurde die<br />

Innovation jetzt mit dem Deutschen Logistikpreis. Bei Boxbay<br />

werden die Container auf bis zu elf Ebenen in einem vollautomatisierten<br />

Hochregallager gestapelt. Dadurch ist ein direkter Zugriff<br />

auf jeden einzelnen Container zu jeder Zeit möglich, so die<br />

SMS Group. Gleichzeitig bietet Boxbay auf gleicher Fläche eine<br />

bis zu dreimal höhere Kapazität und mehr Effizienz im Vergleich<br />

zu konventionellen Lagersystemen, bei denen Container häufig<br />

mehrfach umgestapelt werden müssen, so das Unternehmen<br />

weiter. Dank vollständiger Automatisierung und Digitalisierung<br />

könne so die Umschlaggeschwindigkeit am Kai um bis zu 20 %<br />

gesteigert werden. Durch Photovoltaik auf dem Dach des Lagersystems<br />

könne Boxbay zudem CO 2<br />

-neutral betrieben werden. <br />

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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

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SCHIFFFAHRT<br />

© RheinCargo<br />

Binnenschiffe sorgen für einen jährlichen Umschlag von 85 Mio. t in den Häfen des Rheinlandes<br />

Rhein ist Lebensader einer ganzen Region<br />

Eine neue Studie belegt die Bedeutung der Wasserstraße für den Industriestandort.<br />

Aus den heutigen wie künftigen Erfordernissen leitet der Verein Logistikregion Rheinland<br />

zentrale Forderungen zur Stärkung des Verkehrsträgers Binnenschiff ab<br />

Ohne den Rhein, die Binnenschifffahrt<br />

und die Häfen wäre das Rheinland<br />

wirtschaftlich nicht dort, wo es heute<br />

steht. 2021 wurden fast 85 Mio. t in<br />

den rheinischen Häfen per Binnenschiff<br />

umgeschlagen. Mindestens <strong>11</strong>0.000 Beschäftigte<br />

hängen von der Binnenschifffahrt<br />

ab und erwirtschaften mehr als<br />

10 Mrd. € Wertschöpfung jährlich. Das<br />

sind die zentralen Aussagen einer Studie<br />

zur Relevanz des Systems Binnenwasserstraße<br />

für das Rheinland, die kürzlich im<br />

Beisein von NRW-Verkehrsminister Oliver<br />

Krischer vorgestellt wurde.<br />

»Nordrhein-Westfalen ist das Binnenschifffahrtsland<br />

Nr. 1 in Deutschland. Ich<br />

bin aber davon überzeugt, dass die Binnenschifffahrt<br />

noch mehr kann«, sagte<br />

Krischer. Wichtig hierfür sei, dass alle<br />

Beteiligten konsequent an einer starken<br />

und leistungsfähigen Infrastruktur arbeiteten.<br />

»Als Land bringen wir uns in einen<br />

nachhaltigen Ausbau der Binnenschifffahrt<br />

ein und setzen uns hierfür<br />

beim Bund ein«, betonte der Minister.<br />

Der Rhein und seine Infrastruktur sind<br />

ein wesentlicher Grund, weshalb sich einige<br />

der weltweit größten Stahl-, Automobil-,<br />

Textil- und Chemiewerke entlang<br />

des Rheins befinden. Über die zahlreichen<br />

Hafenstandorte von Emmerich bis Bonn<br />

werden Unternehmen und Bevölkerung<br />

mit Rohstoffen, Vorprodukten und den<br />

Waren des täglichen Lebens beliefert. Diese<br />

Verkehre könnten weder dem Volumen<br />

nach noch bei der Verlässlichkeit durch<br />

andere Verkehrsträger ersetzt werden.<br />

Störungen oder ein langfristiger Rückgang<br />

im Umschlag bzw. der Produktion<br />

können dagegen über Kettenreaktionen<br />

zu gravierenden Lieferengpässen mit Gütern<br />

des täglichen Lebens führen.<br />

Hinzu kommt, dass das Binnenschiff<br />

wesentlich ökologischer ist als der Lkw.<br />

Ein Binnenschiff ersetzt je nach Landungsart<br />

und Größe bis zu 380 Lkw. Dabei<br />

habe der Rhein im Vergleich zu Schiene<br />

und Straße noch freie Kapazitäten, die<br />

es zu sichern und zu heben gilt. Ein zunehmender<br />

Fachkräftemangel, häufigeres<br />

Niedrigwasser und Flächenkonkurrenzen<br />

in den Binnenhäfen sind dabei<br />

aktuelle Herausforderungen, denen die<br />

Binnenschifffahrt gegenübersteht. Der<br />

Verein Logistikregion Rheinland hat daher<br />

folgende Vorschläge zur Stärkung des<br />

Systems Binnenwasserstraße zusammengefasst:<br />

Flotte & Personal<br />

• Vorhandene Potenziale der Binnenschifffahrt<br />

besser nutzen, Wettbewerb<br />

auf Augenhöhe mit den Verkehrsträgern<br />

Straße und Schiene ermöglichen.<br />

• Voraussetzungen für eine politisch gewollte<br />

Verlagerung von Transporten von<br />

der Straße auf das Binnenschiff schaffen.<br />

• Technische Maßnahmen zur Luftreinhaltung,<br />

Umstellung auf nachhaltige<br />

Antriebstechnologien und neue<br />

Schiffskonzepte verstärkt fördern.<br />

Häfen & Flächen<br />

• Häfen als elementaren Baustein der<br />

Verkehrsverlagerung begreifen und<br />

von Anforderungen befreien, die dem<br />

Verlagerungsziel entgegenstehen.<br />

8 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SCHIFFFAHRT<br />

© Logistikregion Rheinland e.V. / Wilfried Meyer<br />

Verkehrsminister Oliver Krischer (Mitte) mit Mitgliedern des Vorstands des Logistikregion Rheinland e.V.: (v.l.) Thomas Vieten (Geschäftsführer), Thomas<br />

Klann, Jürgen Steinmetz, Markus Walke (Vorsitzender), Rainer Schäfer, Prof. Dr. Thomas Decker, Jan Sönke Eckel<br />

• Hafenstandorte durch Investitionen<br />

gezielt stärken. Hierzu zählen unter<br />

anderem die Schieneninfrastruktur im<br />

Vor- und Ablauf, Brücken im Hafengebiet<br />

oder Kaianlagen.<br />

• Schaffung eines Bund-Länder-Förderprogramms<br />

zur Ertüchtigung wassernaher<br />

Infrastrukturen in Binnenhäfen<br />

Infrastruktur & Verkehrswege<br />

• Einsatz auf Bundesebene für ausreichende<br />

und langfristig gesicherte Finanzmittel<br />

zum Erhalt, Aus- und Neubau<br />

der Wasserstraßeninfrastruktur.<br />

Bisherige Unterfinanzierung muss<br />

kompensiert und notwendige Erhaltungs-<br />

und Ausbaumaßnahmen zeitnah<br />

ermöglicht werden (Sohlenstabilisierung<br />

& Abladeoptimierung).<br />

• Automatisierung und Digitalisierung<br />

noch stärker ausbauen und fördern<br />

(inkl. 5-G-Netz zur Datenübertragung).<br />

Weiterentwicklung des Testfelds<br />

Rhein-Ruhr für autonom fahrende<br />

Binnenschiffe.<br />

• Förderprogramme für Wasserstofftechnologien,<br />

alternative Antriebstoffe,<br />

Installation und Betrieb von Landstromanlagen<br />

etc. im Binnenschifffahrtsbereich<br />

weiter ausweiten.<br />

Verwaltung & Rahmenbedingungen<br />

• Kontinuierliche Fortschreibung des<br />

NRW-Wasserstraßen- und -Hafenkonzeptes<br />

sowie regelmäßige Berichterstattung<br />

über Ziele und Zielerreichung.<br />

• Fortschreibung und Veröffentlichung<br />

des Verkehrszustandsberichts, Fortführung<br />

des Aktionsplans Niedrigwasser.<br />

• Planungs- und Genehmigungsverfahren<br />

bei Infrastrukturmaßnahmen<br />

deutlich beschleunigen.<br />

Einstellung des für die Umsetzung der<br />

Abladeoptimierungen und die Abarbeitung<br />

des Sanierungsstaus notwendigen<br />

Planungspersonals.<br />

KF<br />

Logistikregion Rheinland e.V.<br />

Der Logistikregion Rheinland e.V.<br />

ist ein Zusammenschluss aus Unternehmen,<br />

Verbänden und öffentlichen<br />

Institutionen mit dem Ziel<br />

der Weiterentwicklung und Stärkung<br />

des Rheinlandes als eine der<br />

führenden Logistikregionen Europas.<br />

Durch die sich in der<br />

Wachstumsbranche Logistik bietenden<br />

Chancen sollen zusätzliche<br />

Wertschöpfung und Arbeitsplätze<br />

entstehen.<br />

Driving<br />

Sustainability<br />

Mit unseren innovativen Schiffskonzepten<br />

steuern wir auf die Binnenschifffahrt der<br />

Zukunft zu – tiefgangoptimiert sowie auf<br />

den Kraftstoff und das Transportgut von<br />

morgen vorbereitet.<br />

Für eine nachhaltige Verkehrsverlagerung!<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

9


SCHIFFFAHRT<br />

Wachstum in mehreren Bereichen<br />

Trotz der Corona-Pandemie, des Krieges in der Ukraine sowie steigender Energie- und<br />

Rohstoffpreise blickte die Genossenschaft NPRC anlässlich ihrer Jahreshauptversammlung<br />

positiv auf das Geschäftsjahr 2021/22 zurück<br />

14,6 Mio. t Güter wurden von NRPC-Mitgliedern transportiert<br />

Der NPRC zufolge war es die größte<br />

Versammlung kooperierender Binnenschifffahrtsunternehmer<br />

in diesem<br />

Jahr. Rund 155 Binnenschifffahrtsunternehmern<br />

und Mitarbeiter der Genossenschaft<br />

haben sich Anfang Oktober<br />

anlässlich der Veranstaltung zusammen<br />

gefunden. Zusammen haben sie im vergangenen<br />

Geschäftsjahr 14,6 Mio. t Güter<br />

transportiert.<br />

Während des Treffens tauschten sich<br />

Mitglieder, Vorstand, Aufsichtsrat und<br />

Mitarbeiter über die Erfolge des vergangenen<br />

Jahres in den Bereichen Logistik,<br />

Digitalisierung und Nachhaltigkeit<br />

aus. Darüber hinaus wurde der Jahresabschluss<br />

von den Mitgliedern gebilligt<br />

und ein strategischer Blick in die Zukunft<br />

geworfen.<br />

Das abgeschlossene Geschäftsjahr<br />

(April 2021 bis März <strong>2022</strong>), aber sicherlich<br />

auch die derzeitige geopolitische Lage,<br />

war und ist »außergewöhnlich volatil,<br />

unsicher und komplex«, so die NPRC.<br />

Das Geschäftsjahr 2021/22 sei geprägt<br />

gewesen von einem Corona-Lockdown,<br />

einem Krieg in der Ukraine, einem beispiellosen<br />

Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise<br />

und schließlich von extremen<br />

Wasserständen. Entwicklungen mit erheblichen<br />

Auswirkungen auf die Logistikkette,<br />

von Verlader bis Binnenschiffsbetreiber.<br />

Während der Jahreshauptversammlung<br />

erläuterte Femke Brenninkmeijer,<br />

CEO der NPRC, wie die Stärke des Kollektivs<br />

und die von der Genossenschaft<br />

verfolgte Strategie in diesem turbulenten<br />

Jahr zu Stabilität, Service und Liefersicherheit<br />

für Kunden und Mitglieder gleichermaßen<br />

beigetragen haben. Dies<br />

führte unter anderem dazu, dass die<br />

transportierte Fracht von 12,4 Mio. t auf<br />

14,6 Mio. t anstieg.<br />

Schiffsraum: Nachfrage steigt<br />

© NRPC<br />

NPRC hat eigenen Angaben zufolge im<br />

vergangenen Jahr nicht nur auf die gestiegene<br />

Nachfrage nach Schiffsraum adäquat<br />

reagiert, sondern hat konform der<br />

Strategie weiter gearbeitet an Innovationen<br />

in den Bereichen Logistik,<br />

Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Dazu<br />

gehören die Verlagerung des Zuckerrübentransports<br />

für Cosun Beet Company<br />

von der Straße auf das Wasser und die<br />

Entwicklung eines digitalen CO 2<br />

-Monitors<br />

für Mitglieder und Kunden.<br />

NPRC konnte trotz der hohen Nachfrage<br />

nach Schiffsraum auf dem Markt einen<br />

Mitgliederzuwachs von 5 % verzeichnen.<br />

Darüber hinaus nimmt die Mitgliedschaft<br />

der Genossenschaft mit Mitgliedern<br />

aus den Niederlanden, Belgien,<br />

Luxemburg, Polen und Deutschland immer<br />

mehr europäischen Charakter an.<br />

Arno Treur, Finance & Control Manager<br />

der NPRC, erläuterte das Wachstum<br />

und die (gesunde) finanzielle Leistung<br />

der Genossenschaft bei der Jahreshauptversammlung<br />

vor dem Hintergrund der<br />

allgemeinen Marktentwicklung. Die gewählte<br />

Strategie, das größere Frachtpaket,<br />

die stark steigende Nachfrage nach<br />

Transport auf dem Wasser und die höheren<br />

Treibstoffkosten hatten erhebliche<br />

Auswirkungen auf den Umsatz der<br />

NPRC im Zeitraum 2021–<strong>2022</strong>.<br />

Im Vergleich zum Geschäftsjahr<br />

2020/21 ist der Umsatz von knapp<br />

88 Mio. € auf über 120 Mio. € im Geschäftsjahr<br />

2021/22 gestiegen. Eine derartige<br />

Umsatzsteigerung hat die Genossenschaft<br />

eigenen Angaben zufolge in den<br />

87 Jahren ihres Bestehens noch nie erlebt.<br />

Als Genossenschaft steht für NPRC<br />

nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund,<br />

sondern die langfristige, finanzielle<br />

Stabilität und der optimale Service<br />

für Mitglieder und Kunden. Vor dem<br />

Hintergrund einer soliden »finanziellen<br />

Rücklage und von gesunden Finanzkennzahlen«<br />

der NPRC stimmten die anwesenden<br />

Mitglieder der vorgeschlagenen<br />

Gewinnausschüttung zu, so die Genossenschaft.<br />

Das Geschäftsjahr wurde mit<br />

einem positiven Nettoergebnis von<br />

394.000 € abgeschlossen.<br />

Über die NPRC<br />

Die »Nederlandse Particuliere Rijnvaart-<br />

Centrale« (NPRC) ist eine sogenannte<br />

Cooperative, vergleichbar mit einer Genossenschaft<br />

in Deutschland und in vier<br />

Ländern operativ tätig. Auf der einen Seite<br />

stehen rund 30 Großkunden wie Heineken,<br />

Covestro, Tata Steel, CBR (Heidelberg<br />

Cement) oder Nobian, auf der anderen<br />

die rund 150 fest angeschlossenen<br />

Mitglieder der NPRC. Hinzu kommen 50<br />

Schiffe, die bei Bedarf dazugenommen<br />

werden.<br />

RD<br />

10 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


The most modern fleet,<br />

shaping a sustainable future<br />

Passing the famous Castle “Pfalz”, since six centuries safe in the waters of the River<br />

Rhine, one of Europe´s busiest waterways – the new gastanker M/T “Slot Dover”<br />

from GEFO. Four new sister vessels in <strong>2022</strong> and 2023: Slot York, Schloss Imola,<br />

Schloss Quedlinburg, Schloss Tramontana. All five new gastankers with Stage V<br />

engines according to new EU-standards and SCR-Catalysts. Most modern technology<br />

sets new benchmarks in their class by reducing hydrocarbons by 81 %, nitrogen<br />

oxides by 97 % and particulate matters by 95 %.<br />

One tanker of the fleet of 150 tankers belonging<br />

to GEFO. 26 new build to reduce pollutant emissions.<br />

Which tanker will sail for you?<br />

www.gefo.com


SCHIFFFAHRT<br />

ECO-Karten gehen »in Rente«<br />

Das Jahr 2023 bringt eine Neuerung für die Binnenschifffahrt, nämlich ein neues<br />

Bezahlsystem für die Entsorgungsgebühren im CDNI. Die bislang genutzten Datenterminals<br />

und ECO-Karten sollen durch ein digitales Bezahlsystem per Smartphone ersetzt werden<br />

Ab dem kommenden Jahr müssen sich Binnenschiffer auf ein neues, digitales Bezahlsystem einstellen<br />

© Pixabay<br />

Die Nachricht über die Erhöhung der<br />

Entsorgungsgebühr nach Teil A des<br />

»Übereinkommens über die Sammlung,<br />

Abgabe und Annahme von Abfällen in der<br />

Rhein- und Binnenschifffahrt« (CDNI) ab<br />

1. Januar 2023 ist bereits durch die Fachmedien<br />

gegangen. Im weiteren Verlauf des<br />

Jahres 2023 wird sich darüber hinaus auch<br />

noch die Art und Weise der Erhebung ändern:<br />

Nach mehr als zehn Betriebsjahren<br />

werden Datenterminals und ECO-Karten<br />

»in Rente geschickt«. Von der zweiten Jahreshälfte<br />

2023 an soll die Erhebung der<br />

notwendigen Daten über Smartphones sowohl<br />

bei den Bunkerbetrieben als auch bei<br />

den gebührenpflichtigen Schiffen erfolgen.<br />

Angesichts der galoppierenden Inflation<br />

ist der Beschluss zur Erhöhung der Entsorgungsgebühr<br />

aus der Sicht des Bilgenentwässerungsverbandes<br />

(BEV) und seiner<br />

ausländischen Schwesterorganisationen<br />

genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen,<br />

damit die Entsorgungssysteme<br />

stabil aus sich selbst heraus finanziert wer-<br />

MarFlex ist seit mehr als 40 Jahren eine<br />

Lieferantin und Herstellerin von Frachtpumpen<br />

für die Binnenschifffahrt. Unsere Erfahrungen<br />

und der ständige Dialog mit den Kunden<br />

bilden die Grundlage für eine nachhaltige<br />

Produktverbesserung in Bezug auf Qualität,<br />

Effizienz und Benutzerfreundlichkeit.<br />

In der Binnenschifffahrt wird unsere<br />

Deepwell-Pumpe oft in Kombination mit<br />

unserer Saugpumpe (MPDP) eingesetzt.<br />

Da MarFlex ständig an der Verbesserung<br />

ihrer Produkte arbeitet, wurde für die<br />

Saugpumpe eine neue Dichtung entwickelt,<br />

die die Wartung erleichtert. Die neue<br />

MarFlex-Dichtung ist so entworfen, dass<br />

sie an Deck und nicht im Tank ausgetauscht<br />

werden kann.<br />

Die Vorteile dieser neuen Dichtung;<br />

• Zum Auswechseln der Dichtung braucht<br />

man den Tank nicht mehr zu betreten.<br />

• Das Auswechseln der Dichtung ist<br />

effizienter geworden.<br />

Für mehr Informationen bitte kontaktieren<br />

Sie unsere Ersatzteil- und Serviceabteilung<br />

(service@marflex.com).<br />

www.marflex.com<br />

12 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SCHIFFFAHRT<br />

den können. Ohne in eine Glaskugel zu<br />

schauen: Der ab 1. Januar 2023 auf 10,00 €<br />

je 1.000 Liter Kraftstoff angehobene Betrag<br />

sollte für mehr als zwei Jahre ausreichen.<br />

Der Umstieg auf ein neues Bezahlverfahren<br />

hat verschiedene Gründe. Nur einer<br />

davon ist die Beobachtung, dass in<br />

immer mehr Lebensbereichen vielfältig<br />

nutzbare Smartphones Möglichkeiten für<br />

Verfahrensvereinfachungen bieten. Dabei<br />

wird zumeist Papier auf irgendeine<br />

Weise durch Elektronik ersetzt. So soll es<br />

auch im Rahmen des CDNI bei der Entrichtung<br />

der Entsorgungsgebühren und<br />

kurze Zeit später bei der Erfassung der<br />

abgegebenen Abfallmengen geschehen.<br />

Im Rahmen des neuen Bezahlsystems<br />

bleibt die bekannte Struktur erhalten: Es<br />

wird weiterhin ECO-Konten geben. Die<br />

Verfahren zum Auffüllen der Konten<br />

bleiben die gleichen. Zum Stichtag – voraussichtlich<br />

1. August 2023 – werden die<br />

Salden aus dem »alten« Systems auf das<br />

neue System übertragen. Zum Kontrollieren<br />

auf korrekte Verbuchungen<br />

und sonstige Fragen der Zusammenarbeit<br />

mit dem BEV ist schon heute pro<br />

ECO-Konto eine Person als Ansprechpartner(-in)<br />

benannt worden. Auf diese<br />

Personen kommen im künftigen Bezahlsystem<br />

neue Aufgaben zu.<br />

An der Bunkerstation wird sich etwas<br />

Wesentliches ändern. Künftig soll die Erfassung<br />

der gebunkerten Menge über das<br />

Smartphone des Kraftstofflieferanten erfolgen.<br />

Über das Smartphone des Schiffs<br />

erfolgt die Identifikation des Schiffes und<br />

die Bestätigung, dass die Bunkermenge<br />

korrekt eingegeben wurde. Statt eines Papierausdrucks<br />

aus den bisher genutzten<br />

Terminals wird es eine elektronische<br />

Quittung über den abgebuchten Betrag<br />

auf das Handy geben – neben der üblichen<br />

Verbuchung auf dem ECO-Konto.<br />

Dabei wird davon ausgegangen, dass es<br />

sowohl auf jedem Bunkerboot als auch<br />

»An der Bunkerstation wird sich<br />

etwas Wesentliches ändern«<br />

Erwin Spitzer<br />

auf jedem Tankwagen ein fest diesem<br />

Fahrzeug zugeordnetes Smartphone gibt.<br />

Gleiches gilt auch für alle Binnenschiffe,<br />

die die Entsorgungsgebühr entrichten<br />

müssen: Von jedem gebührenpflichtigen<br />

Fahrzeug wird angenommen, dass es<br />

über ein genau diesem Schiff fest zugeordnetes<br />

Smartphone verfügt.<br />

Hier liegen künftig zusätzliche Aufgaben<br />

für die Personen, die dem BEV als<br />

Verantwortliche für das ECO-Konto benannt<br />

worden sind. Diese Personen – sagen<br />

wir die künftigen ECO-Identifikations-<br />

Manager – müssen im Datenbanksystem<br />

jedem Schiff einmalig die Rufnummer des<br />

entsprechenden Smartphones sowie den<br />

Benutzernamen für das Schiff und ein<br />

Passwort zuordnen.<br />

Die Rufnummer des Smartphones ist<br />

wichtig, damit über diese Nummer und<br />

über die noch zu entwickelnde App genau<br />

die Daten aufgerufen werden können,<br />

die dieses Schiff betreffen: Quittungen<br />

über die in den letzten zwölf Monaten<br />

gezahlten Entsorgungsbeiträge und<br />

später die Mengen an abgegebenen Abfällen.<br />

Selbstverständlich sind diese Informationen<br />

auch über andere »elektronische<br />

Devices« (Tablets, Laptops, Arbeitsplatzrechner)<br />

abrufbar. Das testweise<br />

Aufrufen der App ist erst ab dem<br />

Frühjahr 2023 möglich.<br />

Natürlich können vom Normalfall abweichende<br />

Sondersituationen auftreten.<br />

Etwa, dass einzelnen Schiffen kein<br />

Smartphone fest zugeordnet ist, dass die<br />

Besatzung gar kein Smartphone zur Verfügung<br />

hat oder dass auf vorhandenen<br />

Smartphones keine zusätzlichen Apps installiert<br />

werden können. Derartige Fälle<br />

müssen im Einzelfall geprüft und gelöst<br />

werden.<br />

Nach erfolgter Modernisierung des Bezahlsystems<br />

– also erst im Laufe des Jahres<br />

2024, sollen die Daten bei der Abgabe<br />

der Abfälle an Bilgenentölungsboote und<br />

andere Annahmestellen elektronisch erfasst<br />

werden. Damit soll auch ein erster<br />

Schritt im Hinblick auf die Umstellung<br />

von den heute manuell auf Papier geführten<br />

Ölkontrollbüchern hin zu digitalen<br />

Ölkontrollbüchern getan werden. Ein<br />

weiterer Schritt zur Modernisierung des<br />

Verkehrsträgers »Binnenschifffahrt«.<br />

Autor: Erwin Spitzer, Geschäftsführer<br />

Bilgenentwässerungsverband<br />

Duisburg<br />

Dein Partner für<br />

Bunker-Service<br />

Betriebs- und Schmierstoffe für den<br />

sicheren Betrieb Deiner Flotte.<br />

Infos unter:<br />

Tel. +49 40 53798470<br />

hoyer-marine.de<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

13


SCHIFFSTECHNIK<br />

»Chicago« – emissionsfrei durch den Hafen<br />

Mit der Taufe der »Chicago« hat die Flotte Hamburg eines der modernsten Planierschiffe<br />

übernommen. Gebaut wurde dieses Spezialschiff, das über einen innovativen<br />

Hybridantrieb verfügt, auf der Hitzler Werft in Lauenburg. Von Anna Wroblewski<br />

© Ole Henckel<br />

Rund 24 Monate hat der Bau der<br />

»Chicago«, die bei der Wassertiefeninstandhaltung<br />

im Hamburger Hafen<br />

eingesetzt wird, gedauert. Der Auftragsumfang<br />

der Werft umfasste den Bau des<br />

kompletten Schiffes inklusive der Planiervorrichtung<br />

und des Hybridantriebs.<br />

»Das Zusammenführen aller Komponenten<br />

vor allem in Hinblick auf die anspruchsvollen<br />

technischen Lösungen entsprach<br />

keiner Standard-Lösung aus der<br />

Schublade«, sagte Werft-Geschäftsführer<br />

Kai Klimenko anlässlich des Stapelhubs<br />

des Schiffes im Sommer 2021 gegenüber<br />

der »Binnenschifffahrt«. Hier habe sich<br />

die Erfahrung der Hitzler Werft im Spezialschiffbau<br />

gezeigt, weshalb es zu keinen<br />

großen Herausforderungen oder Komplikationen<br />

gekommen sei.<br />

Emissionsarm unterwegs<br />

Die »Chicago« sei ein State-of-the-Art-<br />

Schiff im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit<br />

und Nachhaltigkeit, sagte Jens Meier,<br />

Die Taufgesellschaft an den Hamburger Landungsbrücken (v.l.): Almut Möller (Staatsrätin in<br />

Hamburg), Jason Chue (US-Generalkonsul in Hamburg), Jens Meier (HPA-Geschäftsführer) Amy<br />

Gutmann (US-Botschafterin in Deutschland) und Peter Tschentscher (Hamburgs Erster Bürgermeister)<br />

Chef der Hamburg Port Authority, dessen<br />

Tochterunternehmen die Flotte Hamburg<br />

ist, anlässlich der Taufe des Schiffes. Das<br />

Planiergerät könne bis zu zwei Stunden<br />

emissionsfrei und geräuschlos im Batteriemodus<br />

betrieben werden. Ansonsten werde<br />

es mit dem emissionsarmen Kraftstoff<br />

GTL (Gas-to-Liquids) gefahren. »Wenn<br />

E-Fuels, die zum Beispiel aus Wasserstoff<br />

hergestellt werden, verfügbar sind, werden<br />

wir die ersten sein, die es nutzen werden«,<br />

so Meier.<br />

Das Antriebssystem des Planierschiffes<br />

besteht aus zwei Caterpillar-Motoren<br />

vom Typ C18. Diese weisen eine Leistung<br />

von jeweils 500 kW bei 2100 1/min auf.<br />

© HHM / Haßkamp<br />

14 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

© Louis Zander<br />

© Ole Henckel<br />

Wendegetriebe des Planierschiffes<br />

An Bord befinden sich zwei Caterpillar-Motoren mit einer Leistung von je 500 kW<br />

Den Hilfsdiesel hat ebenfalls Caterpillar<br />

geliefert. Es handelt sich dabei um ein<br />

C4.4 ACERT-Modell mit 99 kWe bei<br />

1500 1/min. Für den elektrischen Antrieb<br />

sorgen zwei BEN Buchele-Motoren, die<br />

jeweils 60 kWe bei 2130 1/min leisten.<br />

Die beiden Elektromotoren sitzen direkt<br />

an einem Wendegetriebe des Herstellers<br />

REINTJES. Wie Louis Zander, Director<br />

Sales & Service bei REINTJES in Hamburg,<br />

erklärt, haben diese Getriebe eine<br />

zusätzliche Untersetzung für den E-Motor,<br />

damit er auch im elektrischen Antriebsmodus<br />

seine Nennleistung abgegeben<br />

kann. Das Getriebe vom Typ WAF 364 ist<br />

dafür mit einem sekundären Nebenabtrieb<br />

(PTO/PTI) ausgestattet. Sekundär bedeutet<br />

dabei, dass der Nebentrieb hinter der<br />

Hauptkupplung sitzt. Damit kann die<br />

»Chicago« elektrisch fahren, ohne dass der<br />

Hauptmotor mit dreht. Im Elektromodus<br />

fährt das Schiff unter anderem auf der<br />

Hin- und Rückfahrt zum Einsatzgebiet.<br />

Während der Planierarbeiten wird auf den<br />

Hauptantrieb umgeschaltet. Die dabei erzeugte,<br />

überschüssige Energie kann über<br />

die PTOs in die Batterien (Typ Cobra von<br />

Becker Marine Systems) geladen werden.<br />

Die schiffseitige Steuerung für das wechseln<br />

dieser verschiedenen Antriebsmodi<br />

kommt ebenfalls von REINTJES.<br />

Die elektrische Leistung der »Chicago«<br />

reicht für rund 120 Minuten bei 6 kn. Im<br />

GTL-Betrieb erreicht das 25 m lange,<br />

8,50 m breite und maximal 2,60 m tiefgehende<br />

Schiff rund 10 kn.<br />

Für<br />

wenig Platz<br />

und viel<br />

Leistung<br />

Kompakt, leicht und antriebsstark:<br />

Unsere wassergekühlten Elektromotoren<br />

sind die erste Wahl wenn geringe Einbaugröße<br />

und hohe Antriebsleistung gleichzeitig<br />

gefordert werden.<br />

• Baugröße 71 bis 315 als Standardbaureihe,<br />

weitere auf Kundenwunsch<br />

• Betrieb am Frequenzumrichter<br />

möglich<br />

• Multifußanbau für acht Anschraubpositionen<br />

im 45-Grad-Winkel<br />

• Zahlreiche Sonderausstattungen,<br />

z. B. Stillstandheizung, Bremse,<br />

Inkrementalgeber<br />

Quality made<br />

in Germany.<br />

Seit 1931.<br />

www.benbuchele.de<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

15<br />

BEN Buchele: die Motorenmanufaktur


SCHIFFSTECHNIK<br />

Steuerhaus der »Chicago«<br />

Am Heck des Schiffes befindet sich ein Schlickpflug<br />

© Ole Henckel<br />

Flaggenübergabe (v.l.): Kai Klimenko, Sandra Orth (Geschäftsführerin Hamburg Flotte),<br />

Marek Klimenko und Karsten Schönewald (Geschäftsführer Flotte Hamburg)<br />

Die »Chicago« ist neben dem kleineren<br />

Planiergerät »Otto Stockhausen« das<br />

zweite Planierschiff der Hamburg Flotte.<br />

Das sieben Millionen Euro teure Schiff<br />

zieht im Rahmen der Wassertiefeninstandhaltung<br />

des Hamburger Hafens<br />

die Sedimente in Bereiche, in denen sie<br />

mit Saugbaggern leichter aufgenommen<br />

werden können. Dafür wurde die »Chicago«<br />

mit einem 9,70 m breiten und 3,7 t<br />

schwerem Schlickpflug ausgerüstet. An<br />

Deck des Schiffes, das einen Pfahlzug von<br />

15 kN aufweist, steht eine Fläche für einen<br />

20 Fuß-Container zur Verfügung.<br />

Für seine Arbeitsaufträge verfügt das<br />

Planierschiff ferner über einen Moonpool<br />

mit einem Durchmesser von 1,2 m,<br />

einen Teledyne-T20-Fächersonar sowie<br />

einen Wassermonitor. Für das Handling<br />

der umfangreichen Messtechnik verfügt<br />

die »Chicago« über einen Schenkrahmen<br />

mit 300 kg SWL.<br />

Taufe in Hamburg<br />

Corona-bedingt mussten die Feierlichkeiten<br />

anlässlich des Stapelhubs letzten<br />

Zwei wassergekühlte Elektromotoren wurden<br />

für das Planierschiff geliefert<br />

© BEN Buchele<br />

Sommer entfallen. Umso feierlicher fiel<br />

die Taufe, die im September im Hamburger<br />

Hafen stattfand, aus. Zugegen<br />

waren neben Jens Meier unter anderem<br />

Jason Chue (US Generalkonsul in<br />

Hamburg), Peter Tschentscher (Erster<br />

Bürgermeister der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg) und natürlich die Taufpatin<br />

Amy Gutmann (US-Botschafterin<br />

in Deutschland). Wie schon die anderen<br />

Schiffe der Hamburg Flotte, wurde<br />

auch die »Chicago« nach einer Partnerstadt<br />

von Hamburg benannt. »Die ›Chicago‹<br />

sorgt für freie Fahrt im Hafen, indem<br />

auch große Containerschiffe immer<br />

eine Handbreit Wasser unterm Kiel<br />

haben. Es steht für die Gemeinsamkeiten<br />

von Hamburg und Chicago als<br />

Handelszentren am Wasser, die seit<br />

rund 30 Jahren über eine Städtepartnerschaft<br />

verbunden sind.<br />

Mit der Patenschaft der US-Botschafterin<br />

Amy Gutmann setzen wir ein Zeichen<br />

für die deutsch-amerikanische<br />

Freundschaft. Wenn die ›Chicago‹ im<br />

Hafen unterwegs ist, vermittelt sie den<br />

Geist der Verbundenheit mit unserem<br />

Partner in den USA«, sagte Peter<br />

Tschentscher. Die Taufe an den Hamburger<br />

Landungsbrücken ließen sich<br />

die beiden Geschäftsführer der Hitzler<br />

Werft auch nicht entgehen.<br />

»Bei der Taufe eines Schiffes dabei zu<br />

sein, welches wir von den ersten Entwürfen<br />

bis zur Fertigstellung begleitet<br />

haben, erfüllt uns immer mit Stolz«,<br />

sagte Marek Klimenko, »Wir freuen uns<br />

sehr, dieses innovative Projekt mit der<br />

Flotte Hamburg realisiert zu haben und<br />

wünschen der ›Chicago‹ immer eine<br />

Handbreit Wasser unterm Kiel!« <br />

Technische Daten<br />

Planierschiff »Chicago«<br />

Länge: 25 m<br />

Breite: 8,5 m<br />

Tiefgang: 2,6 m<br />

Antrieb: mechanisch/elektrisch;<br />

Hauptantrieb: 2 x Caterpillar<br />

C18; Elektro-Antrieb: 2 x BEN<br />

Buchele WD200 Reintjes Getriebe<br />

WAF 364<br />

Geschwindigkeit: max. 10 kn; im<br />

E-Modus: 6 kn<br />

Besatzung: 2 Personen<br />

16 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Drei Fragen an …<br />

Louis Zander<br />

Director Sales & Service<br />

REINTJES Hamburg<br />

»Einige spannende Projekte in der Pipeline«<br />

Für das hybride Antriebssystem der<br />

»Chicago« hat REINTJES unter anderem<br />

die Getriebe geliefert. Was zählte noch<br />

zum Lieferumfang?<br />

Louis Zander: Für das Zweiwellen-<br />

Schiff haben wir neben dem Wendegetriebe<br />

WAF 364, flexible Kupplungen,<br />

die Frequenzumrichter für die Elektromotoren<br />

als auch für die Verbindung<br />

zwischen Bordnetz und Gleichstromzwischenkreis<br />

sowie die Intelligenz –<br />

unser REINTJES Control System – geliefert.<br />

Diese Schiffssteuerung haben wir<br />

erst vor Kurzem auf der SMM in Hamburg<br />

präsentiert. Das System ist in drei<br />

Variationen erhältlich. Bei der ›Chicago‹<br />

kam die ›Advanced‹ Lösung zum<br />

Einsatz.<br />

Es ist eines der ersten Projekte, bei dem<br />

die Steuerung zum Einsatz kommt. Sie<br />

ist für die Steuerung der Hauptmotoren<br />

sowie das Zusammenspiel mit den Elektromotoren<br />

zuständig. Zu dem Fahrhebel<br />

kommt bei dieser Ausführung<br />

auch ein Bedienpanel mit TFT-Bildschirm<br />

zum Einsatz. Zusätzlich sind bis<br />

zu 4 Nebenfahrstände möglich. Bei diesem<br />

Projekt wurde ein zweiter Fahrstand<br />

ausgeführt.<br />

Louis Zander hat den Bau der »Chicago« für<br />

REINTJES begleitet<br />

© Privat<br />

Wenn Sie auf das Projekt zurückblicken,<br />

was aus Ihrer Sicht ist besonders<br />

daran?<br />

Zander: Das Besondere an diesem Projekt<br />

ist, dass ein so kleines Schiff über einen<br />

Gleichstromzwischenkreis verfügt.<br />

Während des Planierbetriebs wird kein<br />

Extragenerator benötigt und die Elektromotoren<br />

können den Strom in das Bordnetz<br />

sowie in die Batterien einspeisen.<br />

Dies ist nur mit einem Gleichstromnetz<br />

möglich. Man nennt diese Funktion auch<br />

Inselbetrieb. Die Frequenzumrichter<br />

müssen sich nicht auf ein vorhandenes<br />

Netz aufschalten, um Strom zurückzuspeisen.<br />

Eine weitere Besonderheit ist,<br />

dass das ganze System redundant ausgelegt<br />

ist.<br />

An welchem, spannendem Projekt arbeiten<br />

Sie aktuell?<br />

Zander: Wir haben momentan einige<br />

spannende Projekte in der Pipeline, über<br />

die wir aber erst sprechen können, wenn<br />

sie weiter fortgeschritten sind. Eines, das<br />

vor Kurzem auf der SMM bekannt gegeben<br />

wurde, ist ein Auftrag für die italienische<br />

Reederei Liberty Lines, die auf der<br />

spanischen Werft Armon neun neue Fähren<br />

bauen lässt.<br />

Rolls-Royce Power Systems liefert als<br />

Systemlieferant die Antriebe und wir<br />

dürfen die Winkelversatzgetriebe (Typ<br />

WVSA 1542) beisteuern, übrigens auch<br />

in einer Hybrid-Ausführung. Es ist unser<br />

neuestes Getriebe, das wir ebenfalls auf<br />

der SMM erstmals vorgestellt haben.<br />

Seit über <strong>11</strong>0 Jahren im Dienst der Binnenschifffahrt:<br />

• Docks<br />

• Schlosserei<br />

• Dreherei<br />

• Ankerbau<br />

• Schweißboot<br />

HEINRICH HARBISCH Schiffswerft GmbH<br />

47053 Duisburg | Außenhafen | Marientor | Werftstraße 47 | Tel. +49 (0) 203 61024 | Fax +49 (0) 203 61846 | E-Mail: harbisch@ha-du.de | www.ha-du.de<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

17


SCHIFFSTECHNIK<br />

CAPTN INITIATIVE<br />

Schleswig-Holstein übergibt 330.000 € für digitale Schifffahrt in Kiel<br />

(v.l.): SH-Minister Dirk Schrödter, CAU- und CAPTN-Experte<br />

Dirk Nowotka und CAU-Präsidentin Simone Fulda<br />

© Wimber/CAPTN Initiative<br />

Vorhabens benötigen die Akteure auch die verschiedenen Facetten<br />

der Künstlichen Intelligenz (KI). »Die CAPTN Initiative ist<br />

durchzogen von Fragestellungen zu KI«, erklärte Karsten Pankratz,<br />

InnovationScout im Geschäftsbereich der Christian-<br />

Albrechts-Universität zu Kiel Transfer, Initiator und Koordinator<br />

der CAPTN Initiative. »Diese können jetzt als zentrales Element<br />

deutlich sichtbarer herausgearbeitet werden. Bisher fehlte es hierfür<br />

an der Finanzierung geeigneter Fachkräfte.«<br />

Minister Dirk Schrödter, der den Förderbescheid über knapp<br />

329.000 € überreichte, kommentierte wie folgt: »Kein autonom<br />

fahrendes Fahrzeug kommt ohne Künstliche Intelligenz aus. Abgesehen<br />

davon, optimiert die KI nicht nur die Schifffahrt, sondern<br />

auch viele weitere Prozesse in der maritimen Wirtschaft.<br />

Das Besondere an CAPTN KI ist, dass das Vorhaben alle Verkehrsarten,<br />

sei es auf Wasser, Schiene oder Straße, in den Blick<br />

nimmt und diese vernetzt. Ziel ist es, neue innovative Projekte zu<br />

entwickeln, um die maritime Wirtschaft im Norden weiter zu<br />

stärken. Das unterstützen wir als Land sehr gerne – auch weil die<br />

CAPTN Initiative mit ihren Handlungsfeldern schon seit einigen<br />

Jahren erfolgreich zum Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und<br />

Wissenschaft in Schleswig-Holstein beiträgt.«<br />

Die Akteure der CAPTN Initiative wollen künftig zudem unterschiedliche<br />

KI-Projekte auf dem im Bau befindlichen Versuchsträger<br />

»MS Wavelab« auf einem digital ausgerüsteten Testfeld<br />

auf der Kieler Förde erforschen und umsetzen.<br />

Die Initiative »Clean Autonomous Public Transport Network«<br />

(CAPTN) hat vom Land Schleswig-Holstein eine Förderung für<br />

ihr KI-Projekt erhalten. Mit der Förderung der Künstlichen Intelligenz<br />

durch Schleswig-Holstein soll die CAPTN Initiative<br />

künftige, verlässliche Systeme für Schiffsverkehre schaffen. Einen<br />

entsprechenden Förderbescheid über knapp 330.000 € übergab<br />

Digitalminister Dirk Schrödter heute im Kieler Wissenschaftszentrum.<br />

Die CAPTN Initiative will eine integrierte innerstädtische Mobilitätskette<br />

etablieren. In ihr sollen autonome und saubere Verkehrsträger<br />

für den öffentlichen Nahverkehr zu Wasser und zu<br />

Land miteinander verzahnt werden. Für die Umsetzung dieses<br />

»MS Wavelab« wird auf einer Kieler Werft gebaut<br />

Das autonom fahrende Elektroschiff »MS Wavelab« entsteht auf<br />

der Gebr. Friedrich Schiffswerft in Kiel. Die Ablieferung ist für<br />

Ende <strong>2022</strong> geplant. Den Elektroantrieb für die schwimmende<br />

Forschungsplattform liefert der Hersteller Torqeedo.<br />

Als offene Plattform soll das »Wavelab« die Erforschung und<br />

Entwicklung der erforderlichen Technologien unterstützen,<br />

welche auf ein zukünftig »sauberes« und autonomes Nahverkehrsnetz<br />

an der Kieler Förde abzielen. Basierend auf einem<br />

modularen Konzept, wird das Schiff sehr flexibel sein, um neue<br />

Technologieprojekte zu integrieren, heißt es von den Projektbeteiligten.<br />

RD<br />

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18 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Frischekur für »Rhein Star«-Antrieb<br />

Nach über 20 Jahren im Dienst wurden die Ruderpropeller sowie die Pumpjets des<br />

Event-Fahrgastschiffes »Rhein Star« grundüberholt. Erfolgreich hat das Schiff jetzt seine<br />

erste Saison mit den »neuen« Antrieben abgeschlossen<br />

Die Überholung der Antriebe erfolgte in einer Schottel-Werkstatt. Den Einbau der erneuerten Anlagen führte Stahlbau Müller durch<br />

© Schottel<br />

An Bord der »Rhein Star« befinden sich zwei Schottel Ruderpropeller<br />

(SRP) mit einer kW-Leistung von je 400 sowie ein<br />

Schottel-Pumpjet-Hilfsantrieb (SPJ) mit 100 kW. Die Antriebsanlage<br />

wurde in einer Werkstätte von Schottel überholt. Vor dem<br />

Saisonstart hat die Werft Stahlbau Müller mit Sitz in Oberwinter<br />

die erneuerten Antriebe wieder eingebaut.<br />

Die »Rhein Star« ist eines von vier Event-Fahrgastschiffen der<br />

Rössler Linie. Das 44 m lange und neun Meter breite Schiff, das<br />

bei der Lux-Werft gebaut wurde, ging 2003 in Betrieb. Es bietet<br />

Platz für bis zu 600 Personen. Neben den Ruderpropellern gehören<br />

zwei MTU-Dieselmotoren mit einer Leistung von je<br />

399 kW bei 2.100 1/min zum Antriebsstrang.<br />

»Wir haben uns für die Überholungen direkt bei Schottel entschieden,<br />

weil wir damit sicherstellen konnten, dass wir höchste<br />

OEM-Qualität erhalten. Schottel stand uns während des gesamten<br />

Projektverlaufs mit Rat und Tat zur Seite und hat alle<br />

notwendigen Schritte für uns nachvollziehbar erläutert. Wir<br />

haben eng zusammengearbeitet, sodass wir pünktlich in die<br />

Saison starten konnten und den gesamten Sommer zuverlässig<br />

mit dem Schiff im Einsatz waren«, kommentiert die Geschäftsführerin<br />

der Rössler Linie, Bianka Rössler, die Instandhaltungsmaßnahmen.<br />

Der Spayer Antriebsspezialist verfügt weltweit über acht, laut<br />

eigenen Angaben umfangreich ausgestattete, Werkstätten. Die<br />

Reparaturteams sollen sicherstellen, dass Antriebe »so schnell wie<br />

möglich wieder zum Laufen gebracht werden«. Dafür verfügen<br />

die Werkstätten über modernen Maschinenparks, Ersatzteillager<br />

direkt vor Ort, Komponenten auf dem neuesten Stand der Technik<br />

und dem direkten Zugriff auf alle internen Fachabteilungen.<br />

Darüber hinaus durchlaufen auch überholte Antriebe unabhängige<br />

Qualitätssicherungsprozesse, so Schottel.<br />

RD<br />

<br />

<br />

Die Werft ist<br />

Schweißbetrieb<br />

<br />

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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

19


SCHIFFSTECHNIK<br />

Damen wird zum Landstrom-Anbieter<br />

Mc Energy und Damen Services haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.<br />

Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen eine Landstromlösung auf den Markt bringen.<br />

Mit dem System sollen sowohl Binnen- als auch Seeschiffe versorgt werden<br />

B-Shore soll zu einer Reduzierung von schädlichen Emissionen beitragen<br />

Voraussetzung für eine Installation an<br />

Bord ist eine vorherige Überprüfung<br />

des Systemlayouts, um die Anforderungen<br />

zu spezifizieren, teilt eine<br />

Damen-Sprecherin auf Anfrage der Binnenschifffahrt<br />

mit. Es wäre immer eine<br />

»Art von Systemintegration erforderlich<br />

sein, um diese Lösung an die Anforderungen<br />

des Kunden an Bord anzupassen«.<br />

Das System mit dem Namen B-Shore<br />

soll es ermöglichen, Schiffe weltweit sicher<br />

und zuverlässig an die lokale Landstromversorgung<br />

anzuschließen. Ziel sei<br />

dabei eine erhebliche Reduzierung der<br />

Treibhausgas- und Feinstaubemissionen<br />

sowie die Einsparung von Kraftstoff.<br />

B-Shore kann mehrere Spannungen<br />

liefern und zwischen 50Hz- und 60Hz-<br />

Netzen umschalten. Das bedeutet Damen<br />

zufolge, dass jedes Bordnetz mit einem<br />

Ortsnetz verbunden werden kann.<br />

B-Shore fange auch jede Instabilität des<br />

lokalen Netzes ab und sorge für eine sichere<br />

Trennung zwischen Land und<br />

Schiff, wodurch galvanische Korrosion<br />

vermieden werde, heißt es weiter. Es sei<br />

auch möglich, ein Batteriepaket (Energiespeicher)<br />

an B-Shore anzuschließen,<br />

falls die Landstromversorgung zu<br />

schwach, instabil oder anderweitig eingeschränkt<br />

ist. B-Shore S125 könne »sogar«<br />

mehrere Geräte mit begrenztem Verbrauch<br />

gleichzeitig mit Landstrom versorgen.<br />

© Damen<br />

Leasen oder Kaufen?<br />

Die exklusive Partnerschaftsvereinbarung<br />

zwischen Mc Energy und Damen<br />

Services umfasst den Bau, den Verkauf,<br />

die Lieferung und den Kundendienst von<br />

B-Shore-Anlagen. »B-Shore ist eine neue,<br />

nachhaltige Erweiterung des Produktund<br />

Dienstleistungsangebots von Damen<br />

Services, das wir dank unseres umfangreichen<br />

Netzwerks von Service Hubs<br />

Schiffseignern, Werften und Dienstleistern<br />

auf der ganzen Welt zur Verfügung<br />

stellen können«, erklärt Rutger Blaauw,<br />

Managing Director von Damen Services.<br />

Neben dem Kauf von B-Shore-Einheiten<br />

wird Damen Services auch mit<br />

Leasingkonstruktionen für seine Kunden<br />

arbeiten. Damen Services beabsichtigt,<br />

eine beträchtliche Anzahl von Einheiten<br />

auf Lager zu halten, und die erste B-Shore<br />

wird voraussichtlich im zweiten Quartal<br />

2023 ausgeliefert werden.<br />

»Wir freuen uns auf die weitere Einführung<br />

von B-Shore mit Damen Services.<br />

Diese Vereinbarung ist ein großartiges<br />

Sprungbrett für eine engere Zusammenarbeit<br />

zwischen Damen Services und Mc<br />

Energy durch die Entwicklung von Spinoff-Produkten<br />

und Lösungen, an denen<br />

wir bereits arbeiten«, Alex Wesemann,<br />

kaufmännischer Direktor und Miteigentümer<br />

von Mc Energy, erklärt. RD<br />

(v.l.): Rutger Blaauw (Geschäftsführer von Damen Services) und Alex Wesemann (Kaufmännischer<br />

Direktor und Miteigentümer von Mc Energy)<br />

20 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

MTU-MOTOREN<br />

Rolls-Royce und Neste gründen Kraftstoff-Partnerschaft<br />

Rolls-Royce und der finnische Neste-Konzern<br />

haben eine Absichtserklärung unterzeichnet,<br />

um eine strategische Partnerschaft<br />

bei der Einführung nachhaltiger<br />

Kraftstoffe für Dieselmotoren aufzubauen.<br />

Man teile die Vision, dass nachhaltige<br />

Kraftstoffe eine Schlüsselrolle bei<br />

der Reduzierung von Treibhausgasemissionen<br />

in Off-Highway-Anwendungen<br />

spielen werden, teilte der Rols-Royce-<br />

Konzern, zu dem die Marke MTU aus<br />

Deutschland gehört, jetzt mit. Die<br />

Hauptbestandteile der Vereinbarung<br />

sind: die Förderung der Nutzung bestehender<br />

Verbrennungsmotoren für<br />

nachhaltige Kraftstoffe, die Förderung<br />

des Übergangs von fossilen Kraftstoffen<br />

zu nachhaltigen Kraftstoffen und der<br />

Wissensaustausch über hochwertigen erneuerbaren<br />

Diesel (HVO).<br />

Tobias Ostermaier, President Stationary<br />

Power Solutions, innerhalb der Rolls-<br />

Royce-Geschäftseinheit Power Systems<br />

(RRPS), die Motoren unter der Marke<br />

MTU herstellt, sagte: »Im Rahmen unseres<br />

Nachhaltigkeitsprogramms haben wir uns<br />

verpflichtet, unser MTU-Produktportfolio<br />

so auszurichten, dass bis 2030 nachhaltige<br />

Kraftstoffe und neue MTU-Technologien<br />

die Treibhausgasemissionen um 35 % im<br />

Vergleich zu 2019 reduzieren werden. Unsere<br />

Vereinbarung mit Neste, dem weltweit<br />

führenden Hersteller von erneuerbarem<br />

Diesel, wird uns helfen, unsere Ziele und<br />

die unserer Kunden zu erreichen.«<br />

»Neste MY Renewable Diesel« wird<br />

nach Angaben der Finnen zu 100 % aus<br />

erneuerbaren Rohstoffen hergestellt. Lars<br />

Kooperationspartner (v.l.): Mats Hultman (Head of OEM Partnerships, Neste), Lars Peter Lindfors (Senior<br />

Vice President Innovations, Neste), Tobias Ostermaier (President Stationary Power Solutions, RRPS) und<br />

Michael Stipa (Vice President Stationary Strategy, Business Development and Product Management, RRPS)<br />

Peter Lindfors, Senior Vice President Innovations<br />

sagte, damit könnten die Treibhausgasemissionen<br />

»im Vergleich zu fossilem<br />

Diesel über den gesamten Lebenszyklus<br />

um 75 bis 95 % reduziert werden.«<br />

Neste verfügt derzeit über eine weltweite<br />

Produktionskapazität für erneuerbare<br />

Produkte von 3,3 Mio. t jährlich.<br />

Das laufende Expansionsprojekt in Singapur<br />

und ein Joint Venture mit Marathon<br />

in Martinez, Kalifornien, das<br />

noch nicht abgeschlossen ist, sollen die<br />

Gesamtproduktionskapazität für erneuerbare<br />

Produkte bis Ende 2023 auf<br />

5,5 Mio. t erhöhen. Nach Fertigstellung<br />

soll zudem die Erweiterung der Rotterdamer<br />

Raffinerie die Kapazität bis Ende<br />

2026 auf 6,8 Mio. t erhöhen.<br />

Rolls-Royce zufolge haben Tests gezeigt,<br />

dass der Einsatz von HVO CO 2<br />

-,<br />

Stickoxid- und Partikel-Emissionen erheblich<br />

reduziert. Dazu Michael Stipa,<br />

Vice President Stationary Strategy, Business<br />

Development and Product Management:<br />

»Seit Mai <strong>2022</strong> hat Rolls-Royce<br />

mtu-Dieselmotoren für die Stromerzeugung<br />

für nachhaltigen HVO-Kraftstoff<br />

und andere EN15940-Kraftstoffe<br />

freigegeben. Die von uns durchgeführten<br />

Tests zeigen eine Reduzierung der Treibhausgase<br />

um bis zu 90 %, der Partikel-<br />

Emissionen um bis zu 80 % und der<br />

Stickoxide um durchschnittlich 8 %. Alle<br />

unsere Tests ergaben die volle Leistung<br />

ohne Änderungen an den Motoren.« Power<br />

Systems gibt derzeit schrittweise seine<br />

wichtigsten mtu-Motorenbaureihen<br />

für nachhaltige Kraftstoffe wie HVO<br />

(Hydrotreated Vegetable Oil) und E-Diesel<br />

für den Einsatz auch in Anwendungen<br />

wie dem Schienenverkehr, der Schifffahrt<br />

und der Bauindustrie frei. <br />

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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

21


SCHIFFSTECHNIK<br />

Hybrid-Antriebe für SET-Neubauten<br />

Im Sommer hat die SET den Auftrag erhalten, drei neue ÖPNV-Fähren für den Hamburger<br />

Hafen zu bauen. Mit der Lieferung des emissionsarmen Antriebssystems ist jetzt Danfoss<br />

beauftragt worden<br />

Die neuen Fähren könnten in Zukunft auch mit Brennstoffzellen angetrieben werden<br />

© Danfoss<br />

Der Geschäftsbereich Editron von<br />

Danfoss Power Solutions liefert die<br />

Antriebe an die Schiffbau- u. Entwicklungsgesellschaft<br />

Tangermünde mbH<br />

(SET). Die drei Einheiten wurden von<br />

der Hamburger Verkehrsgesellschaft HA-<br />

DAG beauftragt, die damit ihre auf 29<br />

Schiffe erweitert.<br />

Alle drei Schiffe werden mit seriellen<br />

Hybrid-Antriebssystemen ausgestattet<br />

sein, einschließlich der von der Danfoss-Division<br />

Editron entwickelten und<br />

hergestellten Antriebsstränge. Der Antriebsstrang<br />

umfasst Landanschluss,<br />

Batteriespeicher sowie Antriebs- und<br />

Wechselstromnetz-Einspeisemodule,<br />

die alle über einen kompakten Gleichstromzwischenkreis<br />

mit einzigartiger<br />

und patentierter Selektivität für hohe<br />

Systemsicherheit verbunden sind. Der<br />

Synchron-Reluktanz-Permanentmagnet-Generator<br />

von Editron ist an einen<br />

Scania-Dieselmotor angeschlossen,<br />

um ein Aggregat mit variabler Drehzahl<br />

zu schaffen, das Energie zum Laden der<br />

Batterien oder als Reserve für den Antrieb<br />

liefert. Zwei elektrische eVSP9<br />

Voith Schneider Thruster wandeln die<br />

elektrische Energie in hocheffizienten<br />

Schub bei gleichzeitig hoher Manövrierfähigkeit<br />

um. Die Schiffe werden auch<br />

in der Lage sein, die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie<br />

zu integrieren,<br />

sodass in Zukunft ein emissionsfreier<br />

Betrieb möglich sein wird.<br />

Option auf drei weitere Schiffe<br />

Die erste Fähre, die bis zu 250 Passagiere<br />

befördern kann, soll im Jahr 2024 an die<br />

HADAG ausgeliefert werden, die beiden<br />

anderen Schiffe sollen im selben Jahr folgen.<br />

Darüber hinaus hat die HADAG die<br />

Option, drei weitere Fähren mit der<br />

Brennstoffzellentechnologie zu bestellen,<br />

und das System könnte auch in der bestehenden<br />

Passagierfährenflotte der Stadt<br />

nachgerüstet werden.<br />

»Unser Antriebsstrang ist eine der<br />

kompaktesten und leichtesten Lösungen<br />

auf dem heutigen Markt, die problemlos<br />

in den Maschinenraum eines Schiffes<br />

passt und mehr Platz für die Passagiere<br />

bietet. Der hohe Wirkungsgrad unseres<br />

Systems optimiert auch die Batteriekapazität<br />

an Bord, um dem gewünschten Betriebsprofil<br />

zu entsprechen. Ich möchte<br />

SET dafür danken, dass sie uns das Vertrauen<br />

geschenkt haben, diese Hybridschiffe<br />

anzutreiben, die eine entscheidende<br />

Rolle im Hamburger ÖPNV-<br />

Angebot spielen werden«, kommentiert<br />

Sascha Nitz, Vertriebsleiter Schifffahrt<br />

im Geschäftsbereich Editron von Danfoss.<br />

»Wir freuen uns, dass wir uns in einem<br />

äußerst intensiven Ausschreibungs- und<br />

Vergabeverfahren letztlich gegen unsere<br />

Mitbewerber durchsetzen konnten und<br />

danken der HADAG für den Auftrag<br />

und das in uns gesetzte Vertrauen. Wir<br />

sind uns der Verantwortung und der<br />

Pflicht bewusst, ein solch anspruchsvolles<br />

Projekt umzusetzen und freuen<br />

uns, einen Beitrag zur innovativen Zukunftsgestaltung<br />

des Hamburger Hafens<br />

leisten zu können«, fügt Olaf Deter, Geschäftsführer<br />

von SET, hinzu. RD<br />

22 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Viel Ladung, wenig Tiefgang<br />

Der Bau eines BASF-Tankschiffs für extremes Niedrigwasser geht in die letzte Phase. Der<br />

Rumpf des Schiffes mit dem Namen »Stolt Ludwigshafen« ist jetzt im Hafen von Rotterdam<br />

eingetroffen. Die Indienststellung ist für das kommende Frühjahr geplant<br />

Vor drei Jahren begann die BASF mit<br />

den Plänen für den Bau eines Chemikalientankers,<br />

der aufgrund seiner besonderen<br />

Konstruktion auch bei extremem<br />

Niedrigwasser des Rheins eingesetzt<br />

werden kann. Mit der Bauaufsicht<br />

wurde Stolt Tankers beauftragt. Wie die<br />

beiden vor Kurzem mitteilten, ist der in<br />

China gebaute Schiffsrumpf jetzt in Rotterdam<br />

eingetroffen ist. Dort wird er finalisiert<br />

und für seine erste Fahrt im<br />

Frühjahr 2023 vorbereitet.<br />

Der Rumpf des »Stolt Ludwigshafen«<br />

heißenden Schiffes wurde von der Mercurius<br />

Shipping Group in Yangzhou, China,<br />

im Auftrag von Stolt Tankers gebaut.<br />

Nach der Fertigstellung wurde der Tanker<br />

im September auf ein Transportschiff<br />

verladen und erreichte nach sieben Wochen<br />

auf See die niederländischen Gewässer.<br />

Nun wird das Schiff mit Mannschaftsunterkünften,<br />

den Motoren, dem<br />

Steuerhaus, den Leitungssystemen und<br />

der Elektrik ausgestattet.<br />

Kooperation mit Stolt Tankers<br />

Die kritische Stelle im Rhein bei Kaub wird es selbst bei einem Pegelstand von 30 cm – entspricht einer<br />

Wassertiefe von etwa 1,60 m – noch mit einer Ladung von 650 t passieren können<br />

Hauptziel dieses Projekts war es, ein Binnenschiff<br />

mit hoher Tragfähigkeit und<br />

geringem Tiefgang zu schaffen, das auch<br />

in extremen Niedrigwassersituationen einen<br />

sicheren Betrieb und volle Manövrierfähigkeit<br />

gewährleistet.<br />

Das neue Tankschiff hat eine Länge<br />

von 135 m und eine Breite von 17,5 m.<br />

Die BASF hat das Schiff zusammen mit<br />

einem Konsortium aus dem Duisburger<br />

Entwicklungszentrum für Schiffstechnik<br />

und Transportsysteme e.V. (DST), der<br />

Technolog Services GmbH und der auf<br />

verschiedene Aspekte des Schiffbaus spezialisierten<br />

Agnos Consulting entworfen.<br />

Für die anschließende Detailplanung<br />

konnte die BASF mit Stolt Tankers zusammenarbeiten,<br />

so das Chemieunternehmen.<br />

Stolt Tankers habe sich mit »großem<br />

Fachwissen in das Projekt eingebracht und<br />

werde das Schiff exklusiv für BASF bauen<br />

und betreiben«, heißt es weiter.<br />

»Nach dem beispiellosen Niedrigwasser<br />

des Rheins im Jahr 2018 freue ich<br />

mich, dass wir mit unseren bereits getroffenen<br />

robusten Notfallmaßnahmen die<br />

Herausforderungen der diesjährigen<br />

Niedrigwasserperiode gut bewältigen<br />

konnten. Das innovative Design der Stolt<br />

Ludwigshafen wird ein weiteres entscheidendes<br />

Element sein, um die Versorgungssicherheit<br />

und damit die Wettbewerbsfähigkeit<br />

unseres weltweit größten<br />

Produktionsstandortes weiter zu erhöhen«,<br />

sagt Uwe Liebelt, President European<br />

Verbund Sites, BASF SE. »Wir<br />

sind zuversichtlich, dass die Barge im<br />

Frühjahr 2023 einsatzbereit sein wird.<br />

Mit Stolt Tankers haben wir einen kreativen,<br />

zuverlässigen und sehr erfahrenen<br />

Partner gefunden, mit dem wir uns freuen,<br />

gemeinsam den erfolgreichen Abschluss<br />

dieses Projekts zu feiern.« RD<br />

© BASF SE/Mercurius<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

23


SCHIFFSTECHNIK<br />

Brennstoffzellen für »FPS Waal«<br />

Das niederländische Reederei Future Proof Shipping (FPS) hat für die Nachrüstung ihres<br />

Binnenschiffes »FPS Waal« PEM-Brennstoffzellen geordert. Der Auftrag ging an Ballard<br />

Power Systems. Sie ist eines von drei FPS-Schiffen, die einen Brennstoffzellenantrieb erhalten<br />

In Zukunft wird die »FPS Waal« komplett ohne Dieselantrieb auskommen<br />

© FPS<br />

Die »FPS Waal« ist nach der »FPS<br />

Maas« bereits das zweite Containerschiff,<br />

das nach seiner Umrüstung emissionsfrei<br />

mit grünem Wasserstoff betrieben<br />

werden soll. Ende des Jahres soll<br />

das erste Schiff voraussichtlich zume ersten<br />

Mal mit grünem Wasserstoff fahren.<br />

Das Brennstoffzellen-Lieferpaket für die<br />

109,8 m lange, <strong>11</strong>,40 m breite und 3,53 m<br />

tiefgehende »FPS Waal« umfasst sechs<br />

FCwaveTM-Module. Damit wird das<br />

Schiff über eine Brennstoffzellenkapazität<br />

von 1,2 MW verfügen. Die Brennstoffzellenmodule<br />

verfügen über die Zertifizierung<br />

der Klassifikationsgesellschaft DNV.<br />

Verbrenner raus<br />

Um zu 100 % emissionsfrei fahren zu<br />

können, wird der Verbrennungsmotor<br />

des Schiffes entfernt und ein neues emissionsfreies<br />

Antriebssystem mit PEM-<br />

Brennstoffzellen, Wasserstoffspeicher,<br />

Batteriepacks und einem elektrischen<br />

Antriebsstrang installiert. Nach der Umrüstung<br />

wird die installierte Gesamtleistung<br />

etwa 1.200 kW betragen, und das<br />

Schiff wird eine Ladekapazität von<br />

200 TEU haben.<br />

Die Leistungskapazität, die Größe und<br />

das Design des Antriebssystems der »FPS<br />

Waal« werden laut Reederei optimiert,<br />

um den höheren Energieverbrauch auf<br />

dem Rheinabschnitt von Rotterdam nach<br />

Duisburg zu bewältigen.<br />

Wie Future Proof Shipping weiterhin<br />

mitteilt, habe man bereits Gespräche mit<br />

mehreren Frachtunternehmen geführt,<br />

die an einer emissionsfreien Verschiffung<br />

ihrer Container auf dieser<br />

Strecke interessiert sind und die einen<br />

großen Teil ihrer Seeladung auf das Binnenschiff<br />

verlagern wollen. Die Umrüstung<br />

des »FPS Waal« wird mit Mitteln<br />

aus dem Flagships-Projekt und dem<br />

ZEM Ports NS-Projekt unterstützt.<br />

Im Konsortium stärker<br />

Um sein zweites emissionsfreies Containerschiff<br />

auf die europäischen Wasserstraßen<br />

zu bringen, ist FPS dem Flagships-Konsortium<br />

beigetreten. Das europäische<br />

Innovationsprojekt zielt darauf<br />

ab, den emissionsfreien Transport auf<br />

dem Wasser auf ein neues Niveau zu heben,<br />

indem es die wichtigsten Akteure<br />

der Industrie zusammenbringt, um Wissen<br />

und Erfahrung auszutauschen.<br />

»Ein wesentlicher Vorteil des Beitritts<br />

zum Flagships-Konsortium war die<br />

Möglichkeit, mit weltweit führenden<br />

Technologieunternehmen wie Ballard<br />

zusammenzuarbeiten. Durch die Zusammenarbeit<br />

mit Ballard bei der Bereitstellung<br />

unserer Brennstoffzellen<br />

24 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Konfiguration des Antriebs nach der Umrüstung<br />

verfügen wir über die Ausrüstung und<br />

das Fachwissen, auf die wir uns verlassen<br />

können, und gemeinsam beschreiten<br />

wir einen neuen Weg zur<br />

emissionsfreien Binnenschifffahrt für<br />

alle«, sagt Dirk de Jong – Projektleiter,<br />

Future Proof Shipping.<br />

Im Rahmen des Flagships-Projekts arbeitet<br />

FPS auch mit anderen Partnern<br />

zusammen, wie zum Beispiel dem<br />

Schiffbauingenieur LMG Marin und<br />

dem Projektkoordinator VTT. Die Unternehmen<br />

arbeiten gemeinsam an der<br />

Fertigstellung der für die Zulassung des<br />

Schiffes erforderlichen Konstruktions-,<br />

Brennstoffzellen- und Sicherheitsstudien<br />

sowie an der Anwendung und<br />

Weiterentwicklung der bestehenden behördlichen<br />

Richtlinien.<br />

Bis 2025 will Future Proof Shipping<br />

zehn sogenannte »Zero emission vessel«<br />

besitzen. Konkret arbeitet das Unternehmen<br />

zurzeit daran, drei Schiffe auf<br />

Wasserstoffantrieb umzurüsten. Es handelt<br />

sich dabei um die Containerschiffe<br />

»FPS Maas«, »FPS Waal« und »FPS<br />

Rijn«. Den Anfang machte die »FPS<br />

Maas«, die im August ihre letzte Reise<br />

von Belgien nach Rotterdam mit einem<br />

Verbrennungsmotor machte. Sie wird<br />

bei der Holland Shipyards Group in<br />

Werkendam derzeit umgerüstet. Ihre<br />

Indienststellung ist für das vierte Quartal<br />

<strong>2022</strong> geplant. Die anderen beiden<br />

sollen 2023 und 2024 folgen.<br />

Die »FPS Maas« ist ein Container/Trockengutschiff<br />

für den Rhein mit einer<br />

Länge von <strong>11</strong>0 m, einer Breite von<br />

<strong>11</strong>,45 m und einer installierten Leistung<br />

von 1,4 MW. Während der Umrüstung<br />

wird der Dieselantrieb an Bord der »FPS<br />

Maas« ebenfalls komplett entfernt und<br />

durch Brennstoffzellen ersetzt, die eine<br />

Leistung von drei Mal 275 kWe aufweisen.<br />

Rund 1.100 kg komprimierten Wasserstoff<br />

soll das Schiff dann mit sich führen.<br />

Der Wasserstoff sowie die Brennstoffzellen<br />

sollen in vier 40ft Containern im<br />

modifizierten Laderaum untergebracht<br />

werden. Außerdem erhält das Schiff Batterien<br />

des Herstellers EST Floattech. AW<br />

Pionierprojekt »FPS Maas«<br />

Der Wasserstoff kommt in 40ft Containern an Bord<br />

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<strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

25


SCHIFFSTECHNIK<br />

Sicher<br />

verankert<br />

Seit Ende des 19. Jahr -<br />

hunderts werden in der<br />

Duisburger Kettenfabrik<br />

Schiffsanker hergestellt.<br />

50.000 Stück hat das<br />

Traditionsunternehmen<br />

seitdem produziert. Neben<br />

Binnenschiffen sind sie<br />

auch auf Hochseeschiffen<br />

sowie auf Yachten<br />

im Einsatz<br />

© Michael Neuhaus<br />

Jährlich verlassen mehr als 1.000 Anker aller Größen die Produktionsstätte in Duisburg<br />

Im Oktober 1990 hat Volker Domagala<br />

die Geschäftsführung des unter dem<br />

Namen Duisburger Kettenfabrik und<br />

Hammerwerk H. d‘Hone GmbH & Co.<br />

KG firmierenden Unternehmens übernommen.<br />

Im Gespräch mit der Binnenschifffahrt<br />

gab er einen Einblick in das<br />

Traditionsunternehmen. Wie Domagala<br />

berichtet, wurde die Duisburger Kettenfabrik<br />

am 1. April 1896 in Duisburg-<br />

Neudorf gegründet. In den folgenden<br />

Jahrzehnten produzierte das Unternehmen<br />

Ankerketten für die Binnenschifffahrt<br />

sowie für die deutsche Marine.<br />

Erste Schmiede-Anker<br />

Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die<br />

ersten Schiffsanker als Schmiedeprodukt<br />

gefertigt. Mit dem Einzug der<br />

Schweißtechnik, Anfang der 60er Jahre,<br />

wurde das Produktionsprogramm des<br />

Unternehmens um den Bereich Hebetechnik<br />

erweitert. Im maritimen Bereich<br />

wurden Anker in Schweißkonstruktion<br />

entwickelt. Die ersten Anker<br />

erhielten nach einigen empirischen Versuchen<br />

das Prädikat »Anker mit hoher<br />

Haltekraft«, erklärt der Geschäftsführer.<br />

Der D‘Hone-Spezial-Anker mit hoher<br />

Haltekraft gehörte zu den ersten Ankern,<br />

dem dieses Prädikat verliehen<br />

wurde. Er ist als Anker für die Binnenschifffahrt<br />

und für die Seeschifffahrt<br />

von den international bedeutenden<br />

Klassifikationsgesellschaften zertifiziert.<br />

So verfügt der Anker unter anderem<br />

über die Zertifikate von A<strong>BS</strong>,<br />

Bureau Veritas, DNV, Lloyd‘s Register,<br />

RINA sowie von der polnischen Klasse<br />

Polski Rejestr Statków (PRS).<br />

Volker Domagala,<br />

Geschäftsführer der Duisburger Kettenfabrik<br />

© Duisburger Kettenfabrik<br />

»Seine kompakte Bauweise sowie einige<br />

Weiterentwicklungen in den letzten<br />

Jahrzehnten, machen den Der D‘Hone-<br />

Spezial-Anker zu einem der erfolgreichsten<br />

Schiffsanker weltweit. Bereits<br />

in den 80er Jahren wurde das selbstaufrichtende<br />

Verhalten der Ankerflunken<br />

von den Konstruktionsbüros bevorzugt,<br />

womit ein Verkanten der Flunken an<br />

der Außenhaut des Schiffes vermieden<br />

wurde«, sagt Domagala. 1990 wurde der<br />

Anker optional mit einer rechteckigen<br />

Bodenplatte ausgestattet, die eine moderne,<br />

horizontale Ankertasche optisch<br />

verschließt.<br />

Ein 20.000-kg-Schwergewicht<br />

Kontinuierlich habe man dann die Produktionskapazitäten<br />

erweitert, erläutert<br />

der Chef der Duisburger Kettenfabrik.<br />

Die Gewichtsobergrenze des Ankers<br />

wurde von 3.000 kg auf zunächst<br />

8.000 kg und in einem weiteren Schritt<br />

auf fast 20.000 kg erhöht. Neben dem<br />

Hauptprodukt, dem ‘Hone-Spezial-<br />

Anker, steht Domagala zufolge der Service<br />

rund um das Produkt immer mehr<br />

im Mittelpunkt. »Unser Ingenieurteam<br />

unterstützt unsere Kunden mit der Erstellung<br />

von 3D-Ankerzeichnungen<br />

und der Konstruktion von Ankertaschen.<br />

Vom Polizeiboot bis zum Binnenschiff,<br />

vom Containerschiff bis zum<br />

größten Kreuzfahrtschiff der Welt, von<br />

der Meyer Werft bis Fincantieri in Italien<br />

oder Hyundai in Südkorea, von<br />

AIDA Cruises über MSC bis TUI Cruises<br />

vertrauen unsere Kunden auf Qualität<br />

›Made in Germany‹«, sagt Volker<br />

Domagala abschließend. AW<br />

26 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

DEUTZ DAYS<br />

Motorenhersteller präsentiert innovative Antriebskonzepte<br />

Unter dem Motto »Moving the world sustainably«<br />

präsentierte der Antriebshersteller<br />

im Rahmen des Events »Deutz Days« seine<br />

Neuentwicklung im Bereich der klassischen<br />

Motoren sowie der alternativen Antriebe<br />

live in unterschiedlichen Anwendungen.<br />

Auf der Kundenveranstaltung feierte<br />

unter anderem der von Deutz gemeinsam<br />

mit John Deere Power Systems entwickelte<br />

Motor TCD 3.9 in der


LOGISTIK<br />

Felbermayr feiert 80. Geburtstag<br />

1942 legte Franz Felbermayr in Oberösterreich den Grundstein für das heute international<br />

tätige Unternehmen. Transport- und Hebetechnik sowie Bauwesen gehören zu den<br />

Kernkompetenzen des noch immer familiengeführten Betriebs<br />

© Felbermayr<br />

Normalerweise werden in der rund 2.000 m 2 großen Umbauhalle, in der die Feier stattfand, Fahrzeugkonfigurationen für mehrere Hundert Tonnen schwere<br />

Industriekomponenten zusammengeschraubt<br />

Mit einer großen Freier wurde das<br />

80-jährige Bestehen in der Firmenzentrale<br />

in Wels mit rund 500 Gästen gefeiert.<br />

Firmenchef Horst Felbermayr leitet das<br />

Familienunternehmen in dritter Generation,<br />

hat es väterlicherseits übernommen:<br />

»Die DNA ist in mir – wir leben das weiter,<br />

was meine Eltern aufgebaut haben«,<br />

sagte der heute 51-jährige CEO der Felbermayr<br />

Holding, welcher zusammen<br />

mit seiner Frau Andrea und Alfred Feldbauer<br />

als kaufmännischer Geschäftsführer<br />

die Holding leitet. »Um diese großen<br />

Aufgaben und die rasante Entwicklung<br />

meistern zu können, stemmen unsere<br />

Mitarbeiter große Herausforderungen«,<br />

so der Firmenchef. Somit<br />

könne der Weg des Erfolgs fortgesetzt<br />

werden, ist der Unternehmer überzeugt.<br />

Chefin Andrea Felbermayr verantwortet<br />

ergänzend zu Rechnungswesen<br />

und Bilanzierung das Personalwesen:<br />

»Die Zeiten sind fordernd, allein in Österreich<br />

haben wir derzeit mehr als 100<br />

vakante Positionen.« Durch zahlreiche<br />

Maßnahmen wie eine Kinderbetreuung<br />

und einem attraktiven Fortbildungsangebot<br />

sowie einer allgemeinen Attraktivierung<br />

der Arbeitsplätze begegne man<br />

aber diesen Herausforderungen.<br />

CEO Horst Felbermayr<br />

Feldbauer sieht als größte Herausforderung<br />

die Organisation mit dem<br />

Wachstum »mitwachsen« zu lassen. »Wir<br />

sind stets darauf bedacht die Organisation<br />

nicht zu überdehnen, dafür bedarf es<br />

ergänzend zur effizienten Personalentwicklung<br />

auch einer durchgängigen Digitalisierung,<br />

um die Prozesse effizient zu<br />

gestalten.« Wesentlich sei es laut Feldbauer<br />

auch, die Unterschiede der einzelnen<br />

Unternehmenseinheiten als Stärke<br />

zu begreifen. »Das bringt Vielfalt und fördert<br />

die prosperierende Entwicklung«, ist<br />

der 60-Jährige überzeugt.<br />

Wachstum durch Trimodalität<br />

Das Geschäftsfeld Transport- und Hebetechnik<br />

wird durch eine Dreierspitze mit<br />

Wolfgang Schellerer, Peter Stöttinger und<br />

Christoph Nüssler geleitet. Die Verantwortung<br />

für das Geschäftsfeld Bau haben<br />

Stefan Hielle als technischer Geschäftsführer<br />

und Dietmar Rosenberger für<br />

kaufmännische Belange.<br />

Schellerer ist seit mehr als 40 Jahren bei<br />

Felbermayr und hat zusammen mit dem<br />

2020 verstorbenen Seniorchef und Anfangs<br />

rund 100 Mitarbeitern den<br />

Schwertransportbereich maßgeblich mit-<br />

28 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


LOGISTIK<br />

gestaltet: »Wir haben bereits Ende der<br />

80er-Jahre die Vision der drei Verkehrswege<br />

gehabt«, berichtet Schellerer. Diese<br />

habe sich dann nach der Aufnahme des<br />

Verkehrsträgers Schiene 1994 und mit<br />

dem Kauf des Schwerlasthafens von der<br />

damaligen Vöest 1996 bestens entwickelt.<br />

»Somit können unsere Kunden heute mit<br />

zeitgemäßer Nachhaltigkeit bedient werden«,<br />

argumentiert Schellerer mit dem<br />

Hinweis auf umweltfreundliche Verkehrsträger<br />

wie Wasser und Schiene.<br />

Ebenfalls zum Angebot gehören die<br />

Felbermayr-Kranvermietung mit europaweit<br />

rund 530 Kranen und die ebenfalls<br />

international ausgerichtete Arbeitsbühnenvermietung<br />

mit rund 3.800 Arbeitsbühnen<br />

und Staplern. Hinzukommen<br />

noch Schwermontage und<br />

Einbringung. »Damit sind wir in der Lage<br />

ganze Produktionsstraßen zu übersiedeln«,<br />

so Schellerer.<br />

»Von unserer Kompetenz im Hoch-,<br />

Industrie- und Kraftwerksbau kann man<br />

sich bei Projekten wie dieser Firmenzentrale<br />

oder beim naheliegenden Kraftwerk<br />

Traunleithen überzeugen«, sagte Hielle.<br />

Den Wert des Felbermayr-Bauwesens<br />

sieht Hielle jedoch vorrangig im Nischenangebot:<br />

»Ergänzend zu allgemeinen<br />

Bauleistungen im Hoch- und<br />

Tiefbau haben wir unsere Stärke vor allem<br />

im leichten hochalpinen Spezialtiefbau<br />

sowie mit der in Bayern ansässigen<br />

Firma Hagn auch in der Umwelttechnik«.<br />

Diese entwickelt beispielsweise Lösungen<br />

für Kanalsanierungen und im Deponiebau.<br />

Big Player Im Wasserbau<br />

Doch auch der Wasserbau sei eine entscheidende<br />

Größe so Hielle: »Durch den<br />

Erwerb des bayerischen Wasser- und<br />

Schiffsbauunternehmens Domarin sind<br />

wir zu einem Big Player im Wasserbau<br />

geworden«. Ergänzend dazu sind lokal<br />

auch die Gewerke Pflasterungen mit der<br />

Firma West-Asphalt und Danner Landschaftsbau<br />

von besonderer Bedeutung.<br />

Mit dem Bereich Umwelt und Ressourcen<br />

habe man zudem das Baustoffrecycling<br />

und die Kies- und Schottergewinnung<br />

im Portfolio.<br />

Auszeichnung für Gisela Felbermayr<br />

Als besondere Anerkennung der Leistungen<br />

für das Land Oberösterreich<br />

und das soziale Engagement überreichte<br />

Landeshauptmann Thomas Stelzer<br />

Drei Generationen der Familie Felbermayr<br />

der Seniorchefin das Goldene Ehrenzeichen<br />

des Landes Oberösterreich.<br />

Seiner Ansicht nach könne man viel<br />

lernen vom Unternehmen Felbermayr,<br />

denn es steht nie still und so sei auch<br />

die neue Firmenzentrale ein Symbol für<br />

das was das Unternehmen ausmache.<br />

»Es verdient großen Respekt diese internationale<br />

Firmengruppe noch immer<br />

als Familienunternehmen zu führen«,<br />

so Stelzer.<br />

Attraktiver Arbeitgeber<br />

Um motivierte Mitarbeiter zu behalten<br />

und neue in das Team zu holen, optimiert<br />

Felbermayr zusätzlich zu den Maßnahmen<br />

der HR-Abteilung auch die Arbeitsplätze<br />

und das Arbeitsumfeld. So<br />

Felbermayr Holding<br />

Die Felbermayr Holding GmbH ist<br />

die Dachorganisation für 29 operative<br />

Tochtergesellschaften, deren Tätigkeitsschwerpunkte<br />

sich auf Transport-<br />

und Hebetechnik sowie Tiefund<br />

Hochbau konzentrieren. Mit 77<br />

Standorten in 19 Ländern ist die Firmengruppe<br />

Felbermayr europaweit<br />

vertreten; das Produktangebot – speziell<br />

im Transportbereich – wird auch<br />

weltweit vertrieben.<br />

Im Transportbereich setzt Felbermayr<br />

auf die drei Verkehrswege Straße,<br />

Schiene und Wasser. Zum umfassenden<br />

Dienstleistungsangebot<br />

stehen Mitarbeitern eine Tiefgarage, ein<br />

Mitarbeiter-Restaurant, ein Fitnessbereich<br />

sowie eine professionelle Kinderbetreuung<br />

zur Verfügung.<br />

Dafür und generell für die Standortentwicklungen<br />

verantwortlich ist die eigene<br />

Immobilien-Gesellschaft. Gemeinsam<br />

werden von Seniorchefin Gisela Felbermayr,<br />

Horst Felbermayr und seiner<br />

Schwester Elisabeth Felbermayr-Schierl<br />

die baulichen Maßnahmen entschieden<br />

und in enger Abstimmung mit den operativen<br />

Bereichen umgesetzt. Aktuell<br />

werden an fünf Standorten Neubauten<br />

und Erweiterungen geplant und gebaut<br />

und trotz schwieriger Rahmenbedingungen<br />

wird in die Zukunft<br />

des Unternehmens und der Mitarbeiter<br />

investiert.<br />

RD<br />

zählen ferner die Verbringung von<br />

Großanlagen bis zur kompletten Fundamentstellung<br />

sowie der Hafenumschlag<br />

und die Lagerung von<br />

Schwerstgütern.<br />

Aktuell beschäftigt die Unternehmensgruppe<br />

rund 3.000 Fachkräfte.<br />

Mit Spezialisierungen auf die<br />

Bereiche Spezialtransport, Mobilkran-<br />

und Arbeitsbühnenvermietung,<br />

Heavylifthandling sowie<br />

Hoch-, Tief- und Wasserbau erwirtschaftete<br />

die Felbermayr Holding<br />

2021 einen Jahresumsatz von rund<br />

600 Mio. €.<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

29


LOGISTIK<br />

Der Lieferschein wird digital<br />

»Cloud4Log« heißt die Online-Plattform, die dem Zeitalter von Lieferscheinen auf Papier<br />

ein Ende setzen möchte. Sie bietet eine digitale Alternative, die sowohl zur Einsparung von<br />

Ressourcen beitragen als auch die Effizienz der Transportketten erhöhen soll<br />

Gestartet wurde die Plattform von der<br />

Bundesvereinigung Logistik (BVL)<br />

und GS1 Germany. Den Initiatoren zufolge<br />

prägen hohe manuelle Aufwände<br />

bislang die Liefer- und Transportprozesse<br />

in Industrie und Handel. Lieferungen zu<br />

Großhändlern oder Verteilzentren des<br />

Einzelhandels werden noch grundsätzlich<br />

von Lieferscheinen in Papierform begleitet.<br />

Allein für den Lebensmitteleinzelhandel<br />

in Deutschland seien das mindestens<br />

20 Mio. Lieferscheine pro Jahr. Durch<br />

die Einführung des digitalen Lieferscheins<br />

mit der Online-Plattform Cloud4Log<br />

könne dem aufwändigen Handling der<br />

Papierbelege ein Ende bereitet werden.<br />

Nach einem erfolgreichen Praxistest<br />

des digitalen Lieferscheins haben die<br />

BVL und GS1 Germany zusammen mit<br />

T-Systems sowie mit zahlreichen Unternehmen<br />

aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung<br />

in diesem Jahr die<br />

technische Lösung für den Praxiseinsatz<br />

fertig gestellt. Den Startschuss für den Livebetrieb<br />

von Cloud4Log gaben die BVL<br />

und GS1 Germany auf dem diesjährigen<br />

Deutschen Logistik-Kongress in Berlin.<br />

»Jetzt können alle Supply Chain-Partner<br />

digitale Lieferscheine und perspektivisch<br />

andere Transportdokumente über dieses<br />

Online-Angebot austauschen. Das aufwändige<br />

Handling des Papier-Lieferscheins<br />

ist damit hinfällig«, erklärt Martin<br />

Schwemmer, Geschäftsführer der<br />

Bundesvereinigung Logistik (BVL). Die<br />

Plattform sei in vielen Branchen für den<br />

Warenverkehr sofort einsetzbar.<br />

Namhafte Partner an Bord<br />

Über 40 Unternehmen aus Industrie, Logistikdienstleistung<br />

und Handel wirken<br />

den Angaben zufolge derzeit an<br />

Cloud4Log mit. Hierzu gehören unter<br />

anderem Lieferanten wie Eckes Granini,<br />

Frosta, Henkel, Nestlé und Transportunternehmen<br />

wie Dachser, DHL Supply<br />

Chain, Fiege und die Nagel-Group. Aus<br />

dem Handel beteiligen sich zum Beispiel<br />

DM-Drogerie, Lidl und Rewe. Die digitalen<br />

Lieferscheine stehen für die Dauer<br />

des Lieferprozesses und zehn Wochen<br />

darüber hinaus zur Verfügung. Ausdruck,<br />

Weitergabe, Transport und Quittierung<br />

des Papierbelegs sind somit überflüssig.<br />

»Die Besonderheit der<br />

Cloud4Log-Lösung liegt in der Neutralität<br />

der Plattform und dem Community-Gedanken.<br />

Dieser Ansatz stellt sicher,<br />

dass die Interessen aller Prozessbeteiligten<br />

berücksichtigt werden«, betont<br />

Oliver Püthe, Lead Industry Engagement<br />

bei GS1 Germany.<br />

Papier war gestern, jetzt sind Lieferscheine digital verfügbar<br />

Der digitale Lieferschein<br />

Im Detail sieht der Prozess so aus: Der<br />

Verlader auf Lieferantenseite legt die Lieferscheine<br />

in der Cloud ab. GS1 Identifikationsstandards<br />

sorgen dafür, dass das digitale<br />

Dokument eindeutig der jeweiligen<br />

Lieferung zugeordnet werden kann. Übernimmt<br />

der Logistikdienstleister die Ladung,<br />

scannt der Fahrer einen im Warenausgang<br />

des Herstellers erzeugten QR-<br />

Code, zum Beispiel per Smartphone mit<br />

Scanfunktion über die integrierte Kamera.<br />

Der Link zum digitalen Lieferschein wird<br />

im Smartphone des Fahrers hinterlegt.<br />

Während des Transports sind die digitalen<br />

Lieferscheindokumente jederzeit abrufbar<br />

und können bei Kontrollen vorgezeigt<br />

werden. Im Wareneingang des Händlers<br />

wird der digitale Lieferschein wieder per<br />

Scan des QR-Codes auf dem Smartphone<br />

aus der Cloud zur weiteren Bearbeitung<br />

eingelesen. Dokumentationen zu Mengenabweichungen<br />

oder auch Schadensbilder<br />

können dem digitalen Lieferschein in der<br />

Cloud angefügt werden. Die Quittierung<br />

durch Empfänger und Fahrer versetzt den<br />

Lieferschein in einen abgeschlossenen,<br />

nicht mehr änderbaren Status. Durch die<br />

Cloud-Lösung wird vermieden, dass der<br />

Lieferschein auf mehreren digitalen Endgeräten<br />

der Frachtführer liegt. Somit haben<br />

immer nur die jeweils unmittelbar am<br />

Prozess Beteiligten Zugriff auf den jeweils<br />

aktuellen Stand der Dokumente.<br />

Die »neutralen« Rollen von BVL und<br />

GS1 Germany als Anbieter und Betreiber<br />

der Lösung sollen gewährleisten, dass die<br />

Eintrittsbarrieren niedrig sind und der<br />

Service für Teilnehmer in allen Branchen<br />

und Märkten zur Verfügung steht, so die<br />

beiden Plattformanbieter. Bereits bestehende<br />

unternehmens- oder branchenspezifische<br />

Insellösungen für digitale Lieferscheine<br />

seien integrierbar. Die Daten<br />

werden bei Cloud4Log über die Open Telekom<br />

Cloud (OTC) verarbeitet. Entwickelt<br />

hat die technische Infrastruktur<br />

und die Front-End-Lösungen T-Systems.<br />

Die Zusammenarbeit mit der Telekom-<br />

Tochter soll die Datenspeicherung und<br />

-verarbeitung über einen in Deutschland<br />

betriebenen Server und damit Datenschutz<br />

und -sicherheit nach europäischem<br />

Recht garantieren. RD<br />

© BVL<br />

30 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


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SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

Container-Feederschiffe am Containerterminal in Hamburg, dem mit Abstand größten Transithafen in Deutschland<br />

© HHM / Peter Glaubitt<br />

Shortsea-Umschlag erholt sich von Corona<br />

Der Anteil des Kurzstreckenseeverkehrs (KSSV) in den deutschen Seehäfen war im<br />

Jahr 2021 so hoch wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Der Zuwachs von rund<br />

9,3 % im Vergleich zu 2020 fiel deutlich größer aus als im Überseeverkehr<br />

Laut einem jüngst veröffentlichten Bericht<br />

des Bundesamtes für Güterverkehr<br />

(BAG) zur Entwicklung des Kurzstreckenseeverkehrs<br />

deutscher Seehäfen<br />

im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums<br />

(BMDV) hat der Kurzstreckenseeverkehr<br />

ein Volumen von 181 Mio. t und<br />

einen Anteil von 62,7 % am Gesamtumschlag<br />

erreicht.<br />

Das ShortSeaShipping Inland Waterway<br />

Promotion Center (spc) sieht damit<br />

die Bedeutung des Shortsea-Segments,<br />

dass auch in den vergangenen Jahren regelmäßig<br />

mehr als 60 % zum Umschlag<br />

der deutschen Seehäfen beigetragen hatte,<br />

bestätigt. Der Kurzstreckenseeverkehr<br />

erholte sich nach der Corona-Pandemie<br />

mit einen Anstieg von rund 9,3 % im Vergleich<br />

zu 2020 deutlich schneller als der<br />

Überseeverkehr.<br />

Besonders hohe Zuwächse verzeichneten<br />

Verkehre mit anderen Häfen<br />

der Nordrange, im Nordafrikaverkehr<br />

(südliches Mittelmeer), im Ostseeraum<br />

sowie bei innerdeutschen Verkehren. Im<br />

Verkehr mit dem Vereinigten Königreich<br />

zeigte sich ein uneinheitliches Bild, wie<br />

Daten von Eurostat für 2021 zeigen.<br />

Während sich der Containerverkehr<br />

nach dem Brexit-bedingten Rückgang<br />

auf dieser Relation in 2021 wieder erholte,<br />

brachen flüssige Massengüter um<br />

36,5 % ein. Keine Ladungsart erreichte<br />

2021 das Volumen wie vor dem Brexit,<br />

gegenüber 2020 ging der Verkehr über alle<br />

Ladungskategorien um -15,4 % zurück.<br />

Etwa drei Fünftel des KSSV<br />

(106,7 Mio. t) entfielen auf EU-Länder.<br />

Mit 25,5 Mio. t verzeichnet der Verkehr<br />

mit Schweden den höchsten Wert, gefolgt<br />

von Finnland mit 15,5 Mio. t und Dänemark<br />

mit 12,4 Mio. t. Einen großen Anteil<br />

(knapp 65 Mio. t) haben europäische<br />

Länder, die nicht Mitglied der EU sind.<br />

Hier war 2021 für die deutschen Seehäfen<br />

insbesondere Russland mit einem Umschlaganteil<br />

von 26,6 Mio. t der wichtigste<br />

Handelspartner, gefolgt von Norwegen<br />

mit 20,2 Mio. t und dem Vereinigten Königreich<br />

mit 12,9 Mio. t. Weitere<br />

9,4 Mio. t entfallen auf Drittstaaten wie<br />

zum Beispiel Marokko, Algerien oder<br />

Ägypten.<br />

Wie die Daten der BAG zeigen, werden<br />

erhebliche Mengen aller Ladungsarten<br />

bewegt. Dieser Ladungsmix spiegelt sich<br />

auch in der breiten deutschen Hafenlandschaft<br />

wider. Von den 181 Mio. t Umschlagvolumen<br />

entfielen 78,8 Mio. t auf<br />

Massengüter (38,5 Mio. t. flüssig,<br />

40,3 Mio. t. fest). Im Containerverkehr<br />

wurden 52,4 Mio. t bzw. 5,9 Mio. TEU<br />

umgeschlagen und im RoRo-Verkehr<br />

32,8 Mio. t (ca. 2,3 Mio. Fahrzeuge und<br />

Trailer) – jeweils ohne Eigengewichte der<br />

Ladeeinheiten. Darüber hinaus wurden<br />

17,0 Mio. t konventionelles Stückgut ohne<br />

Ladungsträger umgeschlagen, wozu<br />

auch der Umschlag von Automobilen als<br />

Handelsware zählt.<br />

Mit Blick auf die Ladungsarten gibt es<br />

zwischen den Nord- und Ostseehäfen<br />

32 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

deutliche Unterschiede. Der Containerverkehr<br />

wird überwiegend in Nordseehäfen<br />

wie Hamburg, Bremerhaven<br />

und zunehmend auch Wilhelmshaven<br />

abgewickelt, während das Gros der Ro-<br />

Ro-Verkehre auf die Ostseehäfen und<br />

hier insbesondere auf Kiel, Lübeck, Puttgarden<br />

und Rostock entfällt. Während<br />

das Containervolumen im KSSV 2021 etwa<br />

auf das Vor-Covid-Niveau zurückkehrte,<br />

erreichte der RoRo-Verkehr neue<br />

Rekordvolumina.<br />

»Insbesondere mit Blick auf das im<br />

Rahmen der Sustainable & Smart Mobility<br />

Strategy festgeschriebene Ziel der Europäischen<br />

Kommission, den Kurzstreckenseeverkehr<br />

gegenüber dem Jahr 2015<br />

bis 2030 um 25 % und bis 2050 um 50 %<br />

zu steigern, sehen wir als spc eine breit<br />

aufgestellte Hafenlandschaft in Deutschland<br />

mit kurzen Distanzen, guter seeund<br />

landseitiger Erreichbarkeit und einem<br />

sehr leistungsfähigen und breit gefächerten<br />

Dienstleistungsportfolio als Garant<br />

für die weitere Entwicklung des<br />

Shortsea-Verkehrs an«, so Wolfgang Nowak,<br />

Vorstandsvorsitzender des spc.<br />

Zu Beginn des Jahres <strong>2022</strong> wurde zunächst<br />

trotz der durch Lockdowns in chinesischen<br />

Häfen weiter belasteten Lieferketten<br />

eine weitere Erholung des Umschlagvolumens<br />

erwartet. Mit dem russischen<br />

Angriffskrieg auf die Ukraine im<br />

Februar brach jedoch ein Teil des wichtigen<br />

Geschäfts mit der Russischen Föderation<br />

weg. Die regelmäßige direkte Ro-<br />

Ro-Linie, die zuvor noch Lübeck mit St.<br />

Petersburg verband, wurde bereits Anfang<br />

März eingestellt. Trotz dessen war<br />

im ersten Quartal <strong>2022</strong>, für das inzwischen<br />

detaillierte Daten bei Eurostat<br />

vorliegen, in den deutschen Häfen insgesamt<br />

noch ein Plus von 2,8 % im Russland-Verkehr<br />

zu verbuchen.<br />

Brexit zeigt weiter Folgen<br />

Umschlag deutscher Seehäfen insgesamt / im Kurzstreckenseeverkehr 2012–2021 in 1.000 t<br />

350.000<br />

300.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />

%-Anteil SSS Seeverkehr insgesamt Kurzstreckenseeverkehr<br />

Containerumschlag insgesamt / im Kurzstreckenseeverkehr 2012–2021 in Mio. TEU<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

20<strong>11</strong> 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />

%-Anteil SSS Seeverkehr insgesamt Kurzstreckenseeverkehr<br />

Das Handelsvolumen mit dem Vereinigten<br />

Königreich war dagegen im ersten<br />

Quartal <strong>2022</strong> noch deutlich unter<br />

dem Niveau von 2021. Neben der Corona-Pandemie<br />

hat auch der Brexit diese<br />

Verkehre belastet. Positive Entwicklungen<br />

zeigten sich jedoch beispielsweise<br />

im RoRo-Verkehr mit Dänemark und<br />

Finnland, wo die guten Werte des Vorjahres<br />

im ersten Quartal noch einmal<br />

übertroffen wurden.<br />

Im weiteren Jahresverlauf haben sich<br />

die Aussichten durch die hohen Energiepreise<br />

und die damit verbundene Inflation<br />

insgesamt wieder eingetrübt.<br />

Jüngste Daten des Statistischen Bundesamtes<br />

bis Juli <strong>2022</strong> zeigen, dass vor allem<br />

der Stückgutverkehr deutlich zurückging,<br />

während der Import von Kohle und<br />

Rohöl deutlich zunahm. Im Ergebnis<br />

stand im Vorjahresvergleich ein Minus<br />

von 1,4 %.<br />

In der Entwicklung der monatlichen<br />

Umschlagszahlen der größten deutschen<br />

Containerhäfen ist die Auswirkung des<br />

russischen Angriffs auf die Ukraine besonders<br />

deutlich zu erkennen. Kumuliert<br />

bis zum Februar lagen die deutschen Häfen<br />

laut dem Monthly Container Port<br />

Monitor des ISL noch knapp über dem<br />

Vorjahresniveau. Im Zeitraum März bis<br />

August blieb das Umschlagvolumen dagegen<br />

5,8 % unter dem Vorjahresniveau.<br />

»Wir erwarten trotzdem, dass der Anteil<br />

des Kurzstrecken- und Shortsea-<br />

Verkehrs am Gesamtumschlag <strong>2022</strong> wieder<br />

bei rund 60 % liegen wird«, heißt es<br />

79%<br />

76%<br />

73%<br />

70%<br />

67%<br />

64%<br />

61%<br />

58%<br />

60%<br />

57%<br />

54%<br />

51%<br />

48%<br />

45%<br />

42%<br />

39%<br />

36%<br />

33%<br />

beim spc. In den kommenden Jahren sei<br />

mit Blick auf die in der »Sustainable &<br />

Smart Mobility Strategy« der Europäischen<br />

Kommission festgeschriebenen<br />

Wachstumsziele für den<br />

KSSV auch in den deutschen Seehäfen<br />

wieder mit einem Wachstum zu rechnen.<br />

»Mehr Transport über den Wasserweg ist<br />

also gewünscht. Denn damit wird ein bedeutender<br />

Beitrag geleistet, das Ziel einer<br />

90 %-igen Reduktion der Emissionen des<br />

Transportsektors in der EU bis 2050 zu<br />

erreichen.« Daher sei es wichtig, dass die<br />

Hinterlandanbindungen zu und von den<br />

Häfen über beste Voraussetzungen verfügen,<br />

vor allem in Bezug auf den Zustand<br />

der Infrastruktur und Zuverlässigkeit<br />

– nicht nur auf der Straße, sondern auch<br />

auf den Wasser- und Schienenwegen.<br />

»Denn der Hinterlandverkehr entscheidet<br />

mit über die Frage, ob ein Transport<br />

über den Seeweg geht oder nicht«,<br />

meint Nowak.<br />

RD<br />

© BAG<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

33


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

Ruhrgebiet rückt näher an Schweden<br />

Samskip hat gemeinsam mit Hector Rail dreimal wöchentlich Ganzzugverbindungen<br />

zwischen Duisburg und Rostock eingerichtet. Damit erhöht sich die Kapazität der<br />

multimodalen Verbindungen zwischen Deutschland und Skandinavien um mehr als 10 %<br />

Die vollelektrische Zugverbindung<br />

verbindet die Terminals Duisburg<br />

Hohenbudberg und Rostock Trimodal.<br />

Durch die zusätzliche Streckenoption soll<br />

das Ruhrgebiet und der Südosten der<br />

Niederlande mit der schwedischen<br />

Schlüsselregion Stockholm/Gävle/<br />

Örebro/Jönköping, Finnland und anderen<br />

baltischen Märkten besser verbunden<br />

werden.<br />

Die 700 m langen Züge fahren montags,<br />

mittwochs und freitags in Duisburg<br />

ab und kommen dienstags, donnerstags<br />

und samstags in Rostock an,<br />

um mit den Fährverbindungen der<br />

Hansa Destination nach Nynäshamn<br />

(südlich von Stockholm) zusammenzufallen.<br />

Mit dem Markteintritt im August<br />

2021 habe Hansa ein beträchtliches<br />

Frachtaufkommen in und aus dem<br />

schwedischen Mittelland entwickelt,<br />

wobei die Verbindung nach Nynäshamn<br />

regelmäßig durch Zwischenstopps in<br />

Visby ergänzt wird.<br />

Die Bahnverbindung Duisburg-<br />

Rostock ermöglicht es Samskip außerdem,<br />

zusätzliche Serviceoptionen direkt<br />

nach Südschweden und Finnland anzubieten,<br />

indem sie mit separaten täglichen<br />

Fährabfahrten nach Trelleborg,<br />

Kotka, Hanka und Rauma koordiniert<br />

werden.<br />

Samskip bietet laut eigenen Angaben<br />

bereits ein umfangreiches Netz an containerisierten<br />

Bahndiensten, die Duisburg<br />

mit Zielen in Schweden verbinden, und<br />

fährt 14 Mal pro Woche mit eigenen<br />

Ganzzügen nach Katrineholm, Falköping<br />

und Nässjö.<br />

Auch für nicht kranbare Trailer<br />

Die neue Relation bietet auch eine bessere Verbindung nach Schweden oder Finnland<br />

© Samskip<br />

Laut Gert-Jan Meijer, Head of Trade,<br />

Sweden, Samskip, stellt der Shortsea-Verkehr<br />

von Rostock aus eine strategische<br />

Ergänzung der Transportmöglichkeiten<br />

für alle Arten von multimodalen Frachtkunden<br />

dar. Die Waggons bieten nicht<br />

nur Kapazität für ISO-Container, Mega-<br />

Trailer und P400-Trailer, sondern nehmen<br />

auch nicht kranbare Trailer auf, so<br />

dass die neue Strecke für eine breite Palette<br />

von Drittanbietern und verladereigenem<br />

Equipment geöffnet ist.<br />

»Es besteht ein klarer Bedarf, die Kapazität<br />

zwischen Deutschland und Skandinavien<br />

aufgrund des wachsenden Handelsvolumens<br />

und neuer Anfragen zu erhöhen,<br />

aber die hohen Dieselpreise und<br />

der anhaltende Fahrermangel führen<br />

auch dazu, dass mehr Fracht von der<br />

Straße weggezogen wird«, sagt Meijer.<br />

»Das Angebot eines zusätzlichen Hochfrequenzdienstes<br />

festigt den Wettbewerbsvorteil,<br />

den der multimodale<br />

Verkehr gegenüber dem Straßentransport<br />

in Bezug auf die Zuverlässigkeit in<br />

der Lieferkette hat.«<br />

Thomas Vitte, kaufmännischer Leiter<br />

der Hector Rail GmbH, fügt hinzu:<br />

»Durch dieses erweiterte Angebot wird es<br />

möglich sein, mit einem noch wettbewerbsfähigeren<br />

und effizienteren Produkt<br />

mehr Güter auf die Schiene zu bringen<br />

und damit nachhaltige Transportlösungen<br />

zwischen Deutschland und<br />

Skandinavien zu verbessern.«<br />

Die Kapazitätserweiterung findet in einer<br />

Zeit statt, in der der multimodale<br />

Verkehr in Europa eine Chance hat, da<br />

seine geringeren Emissionen mit den<br />

Nachhaltigkeitszielen von Unternehmen<br />

übereinstimmen. Die Maßnahmen des<br />

EU-Mobilitätspakets zur Verbesserung<br />

der Bedingungen für Spediteure verdrängen<br />

auch den Straßengüterverkehr aus<br />

dem Markt.<br />

Die hohe Frequenz im Schienenverkehr<br />

stärkt laut Meijer die Argumente für<br />

nachhaltigen Transport: »Unsere größeren<br />

Kunden wollen mehr mit kohlenstoffärmeren<br />

Optionen tun, neue Kunden<br />

klopfen an die Tür und man kann sagen,<br />

dass in Deutschland eine allgemeine<br />

Stimmung herrscht, dass es jetzt an der<br />

Zeit ist, von der Straße wegzukommen«.<br />

Die Kombination aus vollelektrischer<br />

Schienentraktion, Skaleneffekten im<br />

Kurzstreckenseeverkehr, kurzen Transportwegen<br />

auf der Straße und Flexibilität<br />

bei Stückgutoptionen verkörpern Meijer<br />

zufolge das, was Samskip bei nachhaltigen<br />

Verbindungen für den europäischen<br />

Logistikmarkt anstrebt. RD<br />

34 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

40 Jahre Containerumschlag in Venlo<br />

An der deutsch-niederländischen Grenze – am Inlandterminal Hutchison Ports Venlo –<br />

gab es kürzlich Grund zum Feiern, nämlich die Eröffnung des ersten Bahn-Terminals<br />

durch Ports ECT Rotterdam (ECT) vor rund vierzig Jahren<br />

Fünf Mal pro Woche legt ein Binnenschiff in Venlo Richtung Rotterdam und Antwerpen ab<br />

© Hutchison Ports Venlo<br />

Wie die Betreiber anlässlich des<br />

40-jährigen Bestehens mitteilten,<br />

markierte dies den Beginn der »rasanten<br />

Entwicklung von Venlo zu einem modernen<br />

Logistikzentrum, die sich ab 1982<br />

vollzog«. Mit 24 Bahnverbindungen von<br />

und nach Rotterdam pro Woche und fünf<br />

wöchentlichen Binnenschiffsverbindungen<br />

von und nach Rotterdam und<br />

Antwerpen sei Hutchison Ports Venlo für<br />

ECT ein »idealer Inlands-Hub und ein<br />

sehr wichtiges Bindeglied im European-<br />

Gateway-Services-Netz«, so das Unternehmen.<br />

Der Erfolg von Venlo sei nicht<br />

zuletzt der »guten und intensiven« Zusammenarbeit<br />

mit der öffentlichen Hand<br />

zu verdanken.<br />

Leo Ruijs, CEO von ECT, erklärt dazu:<br />

»Die langjährige fruchtbare Zusammenarbeit<br />

zwischen der Gemeinde Venlo und<br />

der Provinz Limburg einerseits und ECT<br />

andererseits war einer der Faktoren, die<br />

zum Erfolg von Venlo als Logistikhotspot<br />

beigetragen haben.« Bereits in den Anfängen<br />

im Jahr 1982 verkehrte zweimal<br />

täglich ein Shuttlezug zwischen Rotterdam<br />

und Venlo. Ende der 1980er-Jahre<br />

konnte das Terminal dann schon erweitert<br />

werden; ECT zog zusammen mit<br />

seinem Partner Seacon Logistics an den<br />

heutigen Standort um. 2010 wurde Venlo<br />

durch die Eröffnung des Binnenschiff-<br />

Terminals von ECT auch über das Wasser<br />

erschlossen. Damit wurde die »einzigartige«<br />

Lage von Venlo an der Schnittstelle<br />

von Straßen-, Schienenverbindungen<br />

und Wasserwegen und im »Herzen einer<br />

attraktiven Wirtschaftsregion optimal genutzt«,<br />

so ECT.<br />

Mehr Binnenschiffskapazitäten<br />

Inzwischen muss auch das Binnenschiff-<br />

Terminal erweitert werden. In Zusammenarbeit<br />

mit der Gemeinde Venlo,<br />

der Provinz Limburg und mit Unterstützung<br />

der Europäischen Union und der<br />

niederländischen Regierung soll bis 2024<br />

nahezu eine Verdopplung der Kapazität<br />

realisiert werden.<br />

Die Feier zur 40-jährigen Präsenz in<br />

Venlo »beweist erneut die Fokussierung<br />

von ECT auf ein integriertes Serviceangebot<br />

vom Seehafen Kai bis zur Haustür<br />

des Kunden und umgekehrt – auf den Service<br />

sowohl für Reedereien als auch für<br />

Verlader, Logistikdienstleister und Terminalbetreiber,<br />

da sie als Akteure der Lieferkette<br />

allesamt einen Beitrag zur Effizienz<br />

und Nachhaltigkeit der Logistikbranche<br />

leisten können«, so das Unternehmen.<br />

Man kombiniere hierbei seine Terminalaktivitäten<br />

in Rotterdam mit dem Transportnetz<br />

der European Gateway Services<br />

und dem Terminalbetrieb in verschiedenen<br />

wirtschaftlich interessanten<br />

Regionen Europas.<br />

Über European Gateway Services (EGS)<br />

bietet ECT Reedereien, Logistikdienstleistern<br />

und Verladern ein Netz hochfrequenter<br />

Schienen- und Binnenschiffsdienste.<br />

Diese Dienste verbinden die Tiefseeterminals<br />

in Rotterdam direkt mit strategisch<br />

günstig gelegenen Binnenterminals auf<br />

dem europäischen Markt.<br />

RD<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

35


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

Minus im belgischen Containerumschlag<br />

Der belgische Doppelhafen Antwerp-Bruges mit Antwerpen als wichtigem Container-Hub<br />

an der Nordrange hat die ersten drei Quartale mit einer gemischten Bilanz abgeschlossen.<br />

Die Verantwortlichen geben sich dennoch zuversichtlich<br />

Insgesamt wurden 8,8 % weniger Container in dem Doppelhafen umgeschlagen<br />

Nach neun Monaten belief sich der<br />

Gesamtumschlag auf 217,4 Mio. t,<br />

was einem leichten Anstieg von 0,8 % gegenüber<br />

dem Vorjahreszeitraum entspricht.<br />

»Trotz der negativen Auswirkungen<br />

des geopolitischen und makroökonomischen<br />

Kontextes verzeichnen alle<br />

Frachtströme ein Wachstum, mit Ausnahme<br />

des Containersegments, das weiterhin<br />

unter Druck steht«, heißt es in einer<br />

Mitteilung.<br />

Der Containerumschlag ging um 8,8 %<br />

in Tonnen und 5 % in TEU zurück. Der<br />

Rückgang wird mit »anhaltenden Störung<br />

der Containerlogistik und Auswirkungen<br />

des Krieges in der Ukraine«<br />

begründet. Die Container rotieren aufgrund<br />

von Staus immer noch nicht ausreichend,<br />

was dazu führe, dass der<br />

Durchsatz sinkt, während der von leeren<br />

Containern steigt. Eine Besserung ist in<br />

diesem Jahr nicht mehr in Sicht: »Obwohl<br />

die betrieblichen Herausforderungen<br />

langsam abnehmen, wird<br />

sich der nach wie vor stark gestörte Container-Linienverkehr<br />

voraussichtlich erst<br />

im ersten Quartal 2023 wieder normalisieren«,<br />

so der Hafen.<br />

Weitere Segmente<br />

Konventionelles Stückgut und Breakbulk<br />

wuchs um 9,7 %. Während sich die Stahlabflüsse<br />

gut hielten, zeigen die Stahlversorgungsmengen<br />

aufgrund hoher Lagerbestände<br />

und sinkender Nachfrage eine<br />

rückläufige Tendenz. Trotz einer rückläufigen<br />

Tendenz beim Umschlag von<br />

Holz und Baustoffen verzeichnen diese<br />

Produktgruppen, wie auch Obst, weiterhin<br />

ein Wachstum.<br />

Der RoRo-Verkehr nahm um 8,1 % zu.<br />

Der Umschlag von Neufahrzeugen stieg<br />

um 8,5 %, was vor allem auf die starken<br />

Importe aus China zurückzuführen ist.<br />

Dagegen ist die Zahl der Gebrauchtwagen<br />

und Lastkraftwagen um 7,3 % bzw.<br />

17 % zurückgegangen. Die unbegleitete<br />

Ladung (ohne Container) stieg um 13 %.<br />

Das Wachstum im Segment Bulk<br />

(+21,5 %) wird vor allem auf die Zunahme<br />

des Kohletransports zurückgeführt.<br />

Die gestiegene Nachfrage nach<br />

Kohle für die Stromerzeugung führte zu<br />

einem Umschlag von 2,43 Mio. t. Der<br />

Umschlag von Eisenerz nimmt zu, während<br />

Schrott, Sand und Kies rückläufig<br />

© Port of Antwerp-Bruges<br />

sind und andere Baustoffe den Status quo<br />

beibehalten. Obwohl sowohl die Zu- als<br />

auch die Abflüsse von Düngemitteln im<br />

Vergleich zum zweiten Quartal zugenommen<br />

haben, ist immer noch ein<br />

Rückgang gegenüber dem Rekordjahr<br />

2021 zu verzeichnen (-<strong>11</strong>,8 %).<br />

Das Segment der flüssigen Massengüter<br />

verzeichnete einen Anstieg von 13,3 %.<br />

Vor allem LNG verzeichnet hier ein starkes<br />

Wachstum (+66,5 %). In diesem Jahr<br />

haben bisher 215 LNG-Schiffe Zeebrugge<br />

angelaufen, im Vergleich zu 121 im gleichen<br />

Zeitraum des Vorjahres. Auch bei<br />

LPG (+30 %) ist aufgrund der hohen Erdgaspreise<br />

ein Wachstum zu verzeichnen,<br />

ebenso bei Benzin (+12,2 %), Diesel/<br />

Bunkeröl (+9,7 %) und Naphtha<br />

(+14,6 %). Der Chemie-Umschlag stieg<br />

ebenfalls weiter um 6,3 %, aber ein deutlicher<br />

Rückgang ist vor allem beim Export<br />

zu verzeichnen, der auf die Drosselung<br />

der Produktion aufgrund der gestiegenen<br />

Energiekosten zurückzuführen ist.<br />

Neue Projekte<br />

Seit dem offiziellen Start des fusionierten<br />

Hafens Antwerpen-Brügge vor sechs Monaten<br />

hätten bereits mehrere Investoren<br />

und neue Projekte »ihren Weg auf die beiden<br />

Hafenplattformen gefunden«, so die<br />

Hafengesellschaft. So wird Conti Seafrigo<br />

Antwerpen ein neues Tiefkühllager errichten,<br />

Antwerp Euroterminal (AET) will<br />

expandieren, Fluxys will in Zusammenarbeit<br />

mit Advario ein Ammoniak-<br />

Terminal bauen. Covestro hat mit dem Bau<br />

einer Anilinanlage begonnen, ITC Rubis<br />

erweitert sich um eine zusätzliche Tankgrube<br />

und Lanxess installiert ein neues Klimaschutzsystem.<br />

Ineos hat sich außerdem<br />

entschieden, von Antwerpen aus ein Pilotprojekt<br />

zur Kohlenstoffabscheidung und<br />

-speicherung (CCS) zu starten. In Zeebrugge<br />

eröffnet die Ziegler-Gruppe eine<br />

Niederlassung für unbegleitete RoRo-<br />

Fracht nach Irland und Großbritannien,<br />

und die Immobiliengruppe Intervest eröffnete<br />

diese Woche offiziell den im April<br />

vom chinesischen Entwickler Lingang erworbenen<br />

Logistikkomplex. RD<br />

36 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

Mehr Kohle und LNG, weniger Container<br />

In den ersten neun Monaten des Jahres bewegte sich der Umschlag im Rotterdamer Hafen<br />

auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahreszeitraum. Die Art der Güter hat sich<br />

allerdings verändert<br />

So belief sich der Umschlag auf rund<br />

351 Mio. t, was einem Plus von 0,3 %<br />

entspricht. Wie die Hafenbetreiber mitteilen,<br />

habe es große Unterschiede in der<br />

Art der umgeschlagenen Güter gegeben.<br />

Als Gründe werden der Krieg in der<br />

Ukraine, die Sanktionen gegen Russland<br />

und die Veränderungen in den weltweiten<br />

Energieströmen angegeben. Dem<br />

Hafen zufolge werden nun – als Alternative<br />

zum russischen Erdgas – weitaus<br />

mehr Kohle und LNG importiert. Der<br />

Containerumschlag habe sich rückläufig<br />

entwickelt, vor allem durch den Wegfall<br />

des Handels mit Russland.<br />

»Aus dem Gesamtumschlagsvolumen<br />

könnte man schließen, dass der Hafenbetrieb<br />

wie gewohnt verläuft, aber die großen<br />

Veränderungen insbesondere im Bereich<br />

LNG und Kohle beweisen, dass sich<br />

die Energielandschaft umfassend gewandelt<br />

hat«, kommentiert Allard Castelein,<br />

CEO des Hafenbetriebs Rotterdam.<br />

»Durch die hohen Energiepreise hat es<br />

vor allem die energieintensive Chemieindustrie<br />

schwer. Eine schnellere Energiewende<br />

verringert langfristig unsere<br />

Abhängigkeit von geopolitischen Entwicklungen.<br />

Kurzfristig gilt es, die für unsere<br />

Gesellschaft so wichtige Chemieindustrie<br />

zu erhalten«, so Castelein.<br />

Angesichts des anhaltenden Kriegs in<br />

der Ukraine, der hohen Inflationsrate<br />

und des ungünstigeren Wirtschaftsklimas<br />

sehen »die Prognosen für die makroökonomische<br />

Entwicklung nicht rosig<br />

aus«, heißt es. Der Hafenbetrieb Rotterdam<br />

erwarte dennoch, dass das Umschlagsvolumen<br />

für das gesamte Jahr<br />

<strong>2022</strong> in etwa dasselbe Niveau erreichen<br />

wird wie im Vorjahr.<br />

»Die großen Veränderungen<br />

insbesondere im Bereich LNG<br />

und Kohle beweisen, dass sich die<br />

Energielandschaft umfassend<br />

gewandelt hat«<br />

Allard Castelein, CEO Port of Rotterdam<br />

Im Containersegment belief sich der<br />

Rückgang in den ersten neun Monaten<br />

auf -8,6 % im Gewicht und auf -4,4 % in<br />

der Zahl der Container. Infolge der Sanktionen<br />

kam der Containerverkehr zwischen<br />

Russland und Rotterdam fast vollständig<br />

zum Erliegen. In den letzten Jahren<br />

entfielen etwa 8 % des Containerverkehrs<br />

auf Russland. Sowohl der<br />

Roll-on/Roll-off-Verkehr als auch der<br />

übrige Stückgutumschlag stiegen um<br />

15 % an.<br />

Beim flüssigen Massengut wurde eine<br />

Zunahme von 3,9 % registriert. Das Volumen<br />

der umgeschlagenen Mineralölprodukte<br />

ging zwar zurück (-13,1 %), vor allem<br />

infolge des geringeren Angebots von<br />

russischem Heizöl; der Umschlag anderer<br />

Güter entwickelte sich aber positiv. So<br />

wurde mehr Rohöl (+5,4 %) und mehr<br />

anderes flüssiges Massengut (+18,4 %)<br />

umgeschlagen. Im Bereich der anderen<br />

flüssigen Güter verzeichneten alle Kategorien<br />

einen Zuwachs: Chemie, Biokraftstoffe,<br />

pflanzliche/tierische Öle und<br />

Fruchtsäfte. Das LNG-Volumen stieg besonders<br />

stark an (+73,8%). Unter anderem<br />

aus den USA wird als Ersatz für das<br />

russische Erdgas weitaus mehr LNG importiert,<br />

heißt es.<br />

Der Umschlag von Eisenerz und<br />

Schrott ging stark zurück (-17,9%), ebenso<br />

wie der von Agrarmassengütern<br />

(-14,8%). Die erstgenannte Entwicklung<br />

sei eine Folge der schwächeren Wirtschaft,<br />

während die zweite hauptsächlich<br />

auf die geringeren Ernteerträge in verschiedenen<br />

Teilen der Welt zurückzuführen<br />

ist. Auch die hohen Energiepreise für<br />

die Verarbeitung von Agrarmassengütern<br />

spielen eine Rolle, so der Hafen. Das<br />

Volumen des Kohlenumschlags stieg dagegen<br />

an (+24,8%), vor allem weil in<br />

Elektrizitätswerken mehr Kohle verfeuert<br />

wurde. Bei den übrigen Massengütern,<br />

unter anderem. den Roh- und Baustoffen,<br />

wurde ebenfalls ein erheblicher<br />

Zuwachs verzeichnet (+22,6%). Insgesamt<br />

wurden 2,9 % mehr trockene<br />

Massengüter umgeschlagen, so die<br />

Quartalsbilanz.<br />

RD<br />

Umschlag nach Segmenten<br />

© Port of Rotterdam<br />

Der Gesamtumschlag belief sich in Rotterdam auf rund 351 Mio. t<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

37


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

»Alle müssen an einem Strang ziehen«<br />

Die Hamburger Hafenwirtschaft fordert angesichts der aktuell herausfordernden Zeiten<br />

Reformen in der Hafenpolitik, um Wettbewerbsnachteile zu beseitigen. Dazu gehört unter<br />

anderem die Beseitigung steuerlicher Nachteile innerhalb Europas<br />

Gunther Bonz, Präsident des<br />

Unternehmensverbandes Hafen Hamburg<br />

Nachdem der Hamburger Hafen die<br />

Auswirkungen der Corona-<br />

Pandemie gut bewältigt hat und das Jahr<br />

2021 mit einem leichten Umschlagsplus<br />

abschließen konnte, ist seit Beginn des<br />

Ukraine-Krieges im Februar <strong>2022</strong> die<br />

Umschlagsentwicklung leicht rückläufig,<br />

das teilte der Unternehmensverband Hafen<br />

Hamburg (UVHH) vor Kurzem mit.<br />

Allerdings sei der Umschlag weniger<br />

rückläufig als in »einigen Konkurrenzhäfen«.<br />

Insbesondere im Massengutbereich<br />

ist aufgrund der Sanktionen gegen Russland<br />

ein starker Rückgang zu verzeichnen,<br />

der durch andere Güterarten<br />

nicht zu kompensieren ist. Auch die<br />

kürzlich vom International Monetary<br />

Fund (IWF) veröffentlichten wirtschaftlichen<br />

Rahmendaten trüben die<br />

Aussicht auf eine positive Umschlagentwicklung<br />

im laufenden Jahr und für<br />

2023.<br />

Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes<br />

Hafen Hamburg, sagte:<br />

»Gerade in dieser aktuell sehr herausfordernden<br />

Situation ist es dringend erforderlich,<br />

dass die nach wie vor bestehenden<br />

Wettbewerbsnachteile für die<br />

Hamburger Hafenunternehmen beseitigt<br />

werden.« Dazu gehören seiner Ansicht<br />

nach unter anderem die Reform der Einfuhrumsatzsteuer,<br />

die Beseitigung von<br />

steuerlichen Nachteilen innerhalb Europas,<br />

eine sichere und bezahlbare Energieversorgung<br />

sowie keine weiteren staatlichen<br />

Kostenerhöhungen, zum Beispiel<br />

bei Mieten und Pachten sowie verlässliche<br />

Rahmenbedingungen für Investitionen<br />

auf Hamburger Hafenflächen. »Zudem<br />

ist es dringend erforderlich, dass der<br />

Bund kurzfristig Maßnahmen ergreift,<br />

um die Soll-Wassertiefen auf der Bundeswasserstraße<br />

Elbe wieder herzustellen«,<br />

so Bonz weiter.<br />

Häfen sind ständigen Veränderungen<br />

unterworfen und Einflüssen von außen –<br />

wie wirtschaftlichen Entwicklungen, international<br />

organisierter Waren- und<br />

Gütertransporte sowie politischer Gesetzgebung<br />

– ausgesetzt. Eine stagnierende<br />

Weltwirtschaft, allen voran in China,<br />

und der Krieg in der Ukraine bleiben somit<br />

nicht ohne Auswirkung auf den<br />

Hamburger Hafen.<br />

Nur eine einheitliche Auslegung und<br />

harmonisierte Anwendung der europäischen<br />

Regeln führe zu einem »Level<br />

Playing Field« und fairem Wettbewerb<br />

unter den europäischen Häfen, meint der<br />

UVHH. Auch die Verkehrswege seien<br />

enorm wichtig. Allerdings sei der Erhalt<br />

und Ausbau von Hafeninfrastruktur<br />

nicht mehr allein durch die Länder finanzierbar.<br />

»Häfen sind systemrelevant<br />

und Teil der kritischen Infrastruktur –<br />

heute mehr denn je, um die Versorgung<br />

Deutschlands mit Rohstoffen und alternativen<br />

Energieträgern sicherzustellen.<br />

Vor allem bei den anstehenden Investitionen,<br />

die im Zusammenhang mit<br />

der Energiewende stehen, bedarf es verlässlicher<br />

Rahmenbedingungen und eines<br />

stärkeren finanziellen Engagements<br />

auch des Bundes«, sagte der Verbandschef.<br />

Fokus Infrastruktur<br />

© UVHH<br />

Der Hamburger Hafen sei für die exportorientierte<br />

deutsche Volkswirtschaft die<br />

wichtigste Transport- und Logistikdrehscheibe.<br />

Im Import stelle er die Versorgung<br />

von Wirtschaft und Bevölkerung<br />

mit Gütern und Rohstoffen sicher.<br />

Hamburg, wie auch alle anderen deutschen<br />

Seehäfen, erfüllen somit »eine nationale<br />

Aufgabe«. Dafür bräuchten die<br />

Häfen eine leistungsfähige Infrastruktur.<br />

»Wir begrüßen daher die Erarbeitung einer<br />

nationalen Hafenstrategie. Neben einem<br />

stärkeren finanziellen Engagement<br />

des Bundes bei der Infrastruktur sind<br />

auch zeitnah Lösungen zur künftigen<br />

Baggergutunterbringung zu finden. Hierzu<br />

müssen die Bundesländer, die Port<br />

Authorities und der Bund enger kooperieren«,<br />

so Bonz.<br />

Neben den geplanten Bundesprojekten,<br />

wie der Neubau der A26 Ost und<br />

des Köhlbrandtunnels, müssen nach<br />

Meinung des UVHH auch wirtschaftsfreundlichere<br />

Rahmenbedingungen in<br />

Hamburg geschaffen werden. Der »lange<br />

überfällige« neue Hafenentwicklungsplan<br />

müsse einiges Punkte erfüllen:<br />

• Erhalt, Schutz und Ausbau von Hafenflächen<br />

• Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit,<br />

sichere Investitionsrahmenbedingungen<br />

• Erhalt-, Aus- und Neubau der Infrastruktur<br />

• Rahmenbedingungen für den Umschlag<br />

und die Lagerung alternativer<br />

Energieträger<br />

• Technologieoffene Förderung alternativer<br />

Antriebe und Treibstoffe.<br />

Die hohen Preise für Energie und Rohstoffe,<br />

gestörte Lieferketten, steigende<br />

Lohnkosten sowie der Fachkräftemangel<br />

stellen die Hafenunternehmen vor große<br />

Herausforderungen, so der Hamburger<br />

Unternehmensverband. Bisher habe der<br />

Hamburger Hafen die zahlreichen Krisen,<br />

wie Corona, Ukraine-Krieg und Arbeitskampfmaßnahmen,<br />

gut bewältigt<br />

und werde dies auch in Zukunft tun. Allerdings<br />

seien diese Aufgaben nicht allein<br />

von den Hafenunternehmen zu bewältigen.<br />

Hierfür müssten alle – der<br />

Bund, die Küstenländer, die Freie und<br />

Hansestadt Hamburg, die Hamburg Port<br />

Authority und die Hafenunternehmen –<br />

vereint an einem Strang ziehen, so der<br />

Verband.<br />

RD<br />

38 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

Mit Wasserstoff in die Zukunft<br />

Bei ihrer diesjährigen Jahrestagung in Magdeburg haben die Binnenhäfen ihren Fokus auf<br />

die Wirtschaftsregion Elbe, ihre Rolle bei der Wertschöpfung und als Logistikzentren sowie<br />

auf das Potenzial bei der Gestaltung der Energiewende gelegt<br />

(v.l.): BÖB-Präsident Joachim Zimmermann, IHK-Hauptgeschäftsführer André Rummel und Sachsen-Anhalts Vize-MinisterpräsidentArmin Willingmann<br />

© Lichtbilder & Fotografie Gunnar Thermann<br />

Prof. Wolfgang Arlt, Mitbegründer<br />

des Start-ups LOHC Technologies<br />

In seinem Grußwort dankte der Hauptgeschäftsführer<br />

der Industrie- und<br />

Handelskammer Magdeburg, André<br />

Rummel, den Binnenhäfen für die gute<br />

Zusammenarbeit im Gesamtkonzept Elbe.<br />

Gleichzeitig mahnte Rummel ein<br />

schnelleres Vorankommen bei der Verbesserung<br />

der Schiffbarkeit der Elbe an<br />

und warnte einzelne Interessengruppen<br />

davor, das mühsam, gemeinsam erarbeitete<br />

Konzept infrage zu stellen.<br />

Gleichzeitig regte Rummel an, angesichts<br />

schwindender Schiffskapazitäten<br />

auf der Elbe mehr öffentliche Anreize für<br />

Neubauten zu schaffen. Die Rolle der<br />

Binnenhäfen als Logistikdrehscheiben<br />

sowie als Motoren für Wertschöpfung<br />

und Beschäftigung in der Region betonte<br />

Armin Willingmann, Minister für<br />

Wissenschaft, Energie und Klimaschutz<br />

des Landes Sachsen-Anhalt, in seiner Rede.<br />

Er bekräftigte die Forderung nach<br />

mehr Engagement für den Erhalt der<br />

Wasserstraße Elbe als wichtige Hinterlandanbindung<br />

und die Instandsetzung<br />

der Wasserstraßeninfrastruktur.<br />

Weitere politische Gäste der Veranstaltung<br />

aus der Sachsen-Anhaltinischen<br />

Landespolitik waren die Vizepräsidentin<br />

des Landtags, Anne-Marie Keding,<br />

der Vorsitzende des Ausschus-ses<br />

für Infrastruktur und Digitales, Falko<br />

Grube, sowie die Vorsitzende des Ausschusses<br />

für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz<br />

und Umwelt, Kathrin Tarricone.<br />

Den Hauptvortrag der Tagung hielt<br />

Prof. Wolfgang Arlt, ehemaliger Inhaber<br />

des Lehrstuhls für thermische Verfahrenstechnik<br />

an der Universität Erlangen-Nürnberg<br />

und Mitbegründer des<br />

Start-Ups Hydrogenious LOHC Technologies.<br />

Arlt und seine Mitstreiter wurden<br />

2018 für den Deutschen Zukunftspreis<br />

nominiert. Ihre Forschungs- und<br />

Entwicklungsleistungen im Bereich der<br />

gefahrlosen Wasserstoffspeicherung mit<br />

Hilfe der Trägersubstanz LOHC sowie<br />

deren erfolgreiche kommerzielle Umsetzung<br />

wurden als Beitrag zu einem nachhaltigen<br />

Energiesystem gewertet.<br />

Arlt stellte dar, dass ein hoch entwickeltes<br />

Industrieland wie Deutschland seinen<br />

Energiebedarf auch künftig nicht autark<br />

decken kann und auf Energieimporte angewiesen<br />

sein wird. Mithilfe von LOHC<br />

kann grüner Wasserstoff, der in Regionen<br />

gewonnen wird, die reich an Sonnenoder<br />

Windenergie sind, gebunden und<br />

gefahrlos transportiert werden.<br />

Anders als andere Trägersubstanzen ist<br />

LOHC nicht toxisch oder explosiv und<br />

kann in bestehenden Infrastrukturen und<br />

Transportmitteln genutzt werden. Daraus<br />

ergeben sich erhebliche Potenziale für den<br />

Umschlag und die Lagerung in Binnenhäfen<br />

und den Transport über die umweltfreundlichen<br />

Verkehrsträger Schiene und<br />

Wasserstraße.<br />

RD<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

39


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

LED-Signalanlage für Schiffshebewerk<br />

Anfang Oktober wurde mit dem Schiffshebewerk Niederfinow ein Jahrhundertbauwerk in<br />

Betrieb genommen. Die LED-basierte Signalanlage lieferte der Automatisierungsspezialist<br />

Phoenix Contact<br />

Das alte und neue Schiffshebewerk in Niederfinow<br />

© Phoenix Contact<br />

Als Teilstrecke der Oder-Havel-<br />

Wasserstraße verläuft der Oder-<br />

Havel-Kanal über 54 km von der Havel<br />

südlich von Oranienburg bis zur Alten<br />

Oder bei Niederfinow. Während der<br />

Fahrt sind zwei Abstiegsbauwerke zu<br />

überwinden: die Lehnitzschleuse und das<br />

Schiffshebewerk Niederfinow. Das Hebewerk<br />

wurde im Zeitraum von 1927 bis<br />

1934 als Ersatz für die Schleusentreppe<br />

Niederfinow erbaut und überwindet eine<br />

Hubhöhe von 36 m. Über den Oder-<br />

Havel-Kanal werden unter anderem<br />

Schüttgüter transportiert. Würde die Ladung<br />

eines entsprechenden Binnenschiffs<br />

auf die Straße verlagert, entspräche<br />

dies ungefähr 40 Lkw, deren Motoren<br />

im Vergleich zu den ein bis zwei<br />

Antrieben des Schiffs deutlich mehr<br />

Schadstoffe ausstoßen. Die Binnenschifffahrt<br />

stellt somit eine umweltschonende<br />

Alternative dar, die künftig an Bedeutung<br />

gewinnen dürfte.<br />

Energieeffiziente Leuchten<br />

Im neuen Bauwerk wurde neben 65.000 t<br />

Beton und 8900 t Stahl moderne Steuerungs-<br />

und Automatisierungstechnik verbaut.<br />

Diese entsprechen aktuellen gesetzlichen<br />

und normativen Rahmenbedingungen<br />

der EU-weit geltenden<br />

Maschinenrichtlinie 2006/42/EG. Die<br />

Signalanlage regelt den Zulauf in und den<br />

Ablauf vom Schiffshebewerk gemäß der<br />

Binnenschifffahrtsstraßen-Verordnung.<br />

Dazu sind an den Einfahrtsignalen unterschiedliche<br />

Signalbilder dargestellt, die<br />

dem Schiffsführer anzeigen, wie er sich zu<br />

verhalten hat. Das Ausfahrtsignal funktioniert<br />

analog zu einer Straßenverkehrsampel.<br />

Die Lösung hat den Vorteil, dass<br />

die zur Erfüllung der Maschinenrichtlinie<br />

notwendige Sicherheitsfunktion bereits in<br />

die Signalleuchten integriert ist. Ein weiterer<br />

Pluspunkt der Lösung resultiert aus<br />

der beleuchtungstechnischen Ausprägung<br />

mit LED-Technik, die einen<br />

energieeffizienten und wartungsarmen<br />

Betrieb sicherstellt. Für den langlebigen<br />

Einsatz in rauen Außenbereichen sind die<br />

Signalisierungsleuchten in einem robusten,<br />

seewasserbeständigen V4A-Gehäuse<br />

verbaut. Je nach Zustand oder bei besonderen<br />

Wetterverhältnissen lässt sich<br />

die Beleuchtungsstärke in Abhängigkeit<br />

vom tatsächlichen Helligkeitswert auf einen<br />

optimalen Wert einstellen.<br />

Darüber hinaus überzeugt die Signalanlage<br />

durch eine detailgenaue Diagnoseund<br />

Überwachungsfunktion, die sich in<br />

moderne Wartungs- und Instandhaltungskonzepte<br />

einbinden lässt. Der Anwender<br />

greift hier auf zahlreiche Diagnose- und<br />

Statusinformationen zurück. Beispielsweise<br />

hat er die derzeitige Leuchtstärke,<br />

den Strom und die Spannung jeder LED,<br />

den Zustand der LEDs sowie die auf die<br />

Leuchte einwirkende Lichtstärke stets im<br />

Blick. Das führt im Fehlerfall zu schnellen<br />

40 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

Frank Bothe (li.) mit Dirk Beischau,<br />

Bauaufseher beim WNA Berlin<br />

Einfahrtsignal für Binnenwasserstraßen in LED-<br />

Technologie mit zugehörigem Schutzschuten<br />

Reaktions- und kurzen Instandsetzungszeiten.<br />

Sollte es zu einem Zwischenfall an<br />

der Anlage kommen, stellt das Signalisierungssystem<br />

alle relevanten Daten<br />

bereit. Hafenbehörden und Schleusenbetreiber<br />

haben die Möglichkeit, diese zu<br />

archivieren und so immer gemäß der Maschinenrichtlinie<br />

zu belegen, zu welchem<br />

Zeitpunkt welche Signale an der Schleusenanlage<br />

aktiv waren.<br />

Einbindung in Zentralsteuerung<br />

Bei der Signalanlage für Wasserverkehrswege<br />

von Phoenix Contact handelt es sich<br />

um eine systemische Komplettlösung inklusive<br />

Beleuchtungssteuerung, einer<br />

steckfertigen Verkabelung, der Signalleuchten<br />

für Binnenschifffahrtsstraßen,<br />

fertig konfektionierten Schaltschränken<br />

und des erforderlichen Montagezubehörs.<br />

Auf der einen Seite sorgt der systemische<br />

Ansatz durch den Plug-and-Play-<br />

Gedanken für eine kurze Montage- und<br />

Inbetriebnahmephase. Andererseits lässt<br />

sich die Lösung einfach in die zentrale<br />

Anlagensteuerung integrieren. Da die Beleuchtungssteuerung<br />

logikneutral ausgeprägt<br />

wurde, kommt es zudem nicht zu<br />

unübersichtlichen Steuerungskomplikationen<br />

in der Anlage. Als führendes<br />

System fungiert stets die zentrale Anlagensteuerung<br />

respektive das zentrale<br />

Leitsystem. Die Beleuchtungssteuerung<br />

und sämtliche anderen notwendigen<br />

Komponenten gehören zu den Standardmodulen<br />

des Produktportfolios von<br />

Phoenix Contact. Auf diese Weise ist eine<br />

schnelle und langfristige Ersatzteilversorgung<br />

sicherstellt. Damit sich die Anlagenverfügbarkeit<br />

weiter erhöht, hat sich<br />

der Betreiber des Schiffshebewerks Niederfinow<br />

für ein Überspannungsschutzkonzept<br />

ausgesprochen. Im Rahmen der<br />

Signalanlage wurde dies mit Modulen der<br />

Produktfamilie Plugtrab realisiert.<br />

Beleuchtungstechnisch verfügt das<br />

Schiffshebewerk über drei Einfahrtsignale,<br />

zwei Ausfahrtsignale, zwei Sportbootwartesignale<br />

und zwei Richtungsweiser.<br />

Für die gesamte Signalanlage sind<br />

27 moderne Signalleuchten in LED-Ausführung<br />

sowie neun Beleuchtungssteuerungen<br />

installiert worden. Die<br />

Komponenten kommunizieren mittels<br />

einer diskreten I/O-Kopplung mit der<br />

zentralen Anlagensteuerung. Ein Datenaustausch<br />

über das standardisierte Übertragungsprotokoll<br />

Profinet/Profisafe wäre<br />

ebenfalls möglich.<br />

Sicherheitstechnische Zertifizierung<br />

Dezentraler Schaltschrank für die<br />

Signalleuchtensteuerung<br />

Durch die Einbindung der Sicherheitsfunktion<br />

in die Signalleuchte, die durch<br />

den TÜV entsprechend PL d gemäß EN<br />

ISO 13849–1 und SIL 2 gemäß IEC 61508<br />

zertifiziert ist, und der Beleuchtungssteuerung<br />

lässt sich die Signalanlage einfach<br />

in die Sicherheitskette des Schiffshebewerks<br />

integrieren. Wie genau dies umzusetzen<br />

ist, ergibt sich aus der Risikoanalyse<br />

und den daraus abgeleiteten Anforderungen<br />

der Maschinenrichtlinie.<br />

Aufgrund der Implementierung der Sicherheitsfunktion<br />

in die Signalleuchten<br />

gestaltet sich die Realisierung der Beleuchtungslösung<br />

einfach und sicher. Die<br />

eingebaute Sicherheitsfunktion ist dafür<br />

zuständig, eine sichere Rückmeldung darüber<br />

zu geben, ob die Signalleuchte tatsächlich<br />

leuchtet. Dies ist bei konventionellen<br />

Lösungen nur mit hohem<br />

technischem Aufwand umsetzbar.<br />

Erfüllt das Beleuchtungssystem durch<br />

eine falsche Ansteuerung, Querschlüsse<br />

oder einen Ausfall nicht mehr seinen bestimmungsgemäßen<br />

Betrieb, wird die Signalanlage<br />

in einen sicheren Zustand geschaltet.<br />

Sollte beispielsweise das rote Signal<br />

»Schleuse gesperrt« aktiviert sein, aber<br />

ein grünes Signal angezeigt werden, greift<br />

die integrierte Abschalteinrichtung ein<br />

und schaltet die fehlerhaften Signalleuchten<br />

aus. Den sicheren Zustand – zum<br />

Beispiel »alle grünen Leuchten aus« oder<br />

»alle roten Leuchten an« definiert der Anwender<br />

individuell.<br />

Autor: Dipl.-Ing. Frank Bothe,<br />

Bereich Industriemanagement<br />

Infrastruktur, Phoenix Contact<br />

Deutschland GmbH, Blomberg<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

41


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

Mehr Krankapazität verkürzt Liegezeiten<br />

Zeit ist Geld. Mit einer Umschlagkapazität von 1.800 t pro Stunde soll die neue<br />

Hafenumschlagmaschine Sennebogen 885 G die Liegezeit von Schiffen im Hafen deutlich<br />

reduzieren und damit auch die Kosten senken<br />

Der neue Bagger ist für sämtliche Umschlagarbeiten im Hafen ausgelegt<br />

Das neue Umschlaggerät stellte Sennebogen<br />

erstmals anlässlich der<br />

diesjährigen Bauma vor. Der 885 G<br />

zeichnet sich laut dem Hersteller durch<br />

sein Einsatzgewicht von rund 320 t und<br />

eine Reichweite von bis zu 38 m aus. Damit<br />

sei der Umschlagbagger insbesondere<br />

für den Einsatz im Hafen geeignet.<br />

Das Gerät vom Typ 885 G reihe sich in<br />

die Lücke zwischen den bisher vorhandenen<br />

875 E und dem »weltgrößten« Umschlagbagger<br />

895 E ein, so Sennebogen<br />

und trage damit den wachsenden Schiffsgrößen<br />

– vor allem in Binnenhäfen –<br />

Rechnung. Im Vergleich zum Wettbewerb<br />

verfügt die Maschine über den<br />

gesamten Arbeitsbereich im Durchschnitt<br />

über rund 30 % höhere Traglasten,<br />

so Sennebogen.<br />

Aufgrund der hohen Ausrüstungsvielfalt<br />

kann die Maschine gemäß den jeweiligen<br />

Kundenanforderungen individuell<br />

konfiguriert und für sämtliche Umschlagtätigkeiten<br />

im Hafen eingesetzt<br />

werden, so der Hersteller. Es kann beispielsweise<br />

zwischen fünf verschiedenen<br />

Ausrüstungsvarianten von 24 bis 38 m<br />

Reichweite gewählt, und mit dem<br />

Schnellwechsler am Stiel sowie der leistungsstarken<br />

Hydraulik können flexibel<br />

unterschiedlichste Anbaugeräte bedient<br />

werden. Darüber hinaus sei der Bagger<br />

für den schweren Stückguteinsatz geeignet<br />

und meistere sowohl schwere<br />

Containerhübe als auch Hübe im<br />

Schwerlastbereich bis 50 t.<br />

Als weitere Entwicklung der neuesten<br />

Maschinengeneration, der G-Serie, wurde<br />

laut Hersteller auch beim 885 G ein<br />

besonderes Augenmerk auf die Themen<br />

Energieeffizienz und Fahrerkomfort gelegt.<br />

Nicht nur das Maschinendesign an<br />

sich ist ressourcensparend, der neue Umschlagbagger<br />

ist auch mit dem Sennebogen<br />

Green Hybrid Rekuperationssystem<br />

ausgestattet, das sich bereits bei den Umschlagbaggern<br />

ab 47 t Einsatzgewicht<br />

© Sennebogen<br />

etabliert habe. Diese Rekuperationsmethode<br />

spart bis zu 30 % an Betriebskosten.<br />

Zudem ist die Maschine sowohl<br />

mit Diesel- als auch mit energiesparendem<br />

Elektroantrieb erhältlich.<br />

Die niedrigen Betriebskosten »gehen<br />

Hand in Hand« mit der hohen Umschlagkapazität<br />

von bis zu 1.800 t pro<br />

Stunde, so Sennebogen. Dies reduziere<br />

die Liegezeit von Schiffen im Hafen deutlich<br />

und spare damit Kosten. Ein robuster<br />

Stahlbau sowie eine beherrschbare und<br />

servicefreundliche Technik mit »hochwertigen«<br />

Antriebs- und Steuerkomponenten<br />

sollen zudem für dauerhaft<br />

gleichbleibende Leistung und ein<br />

Höchstmaß an Verfügbarkeit sorgen. Die<br />

Greiferautomatik Safety Boom Lift<br />

schützt zum Beispiel durch den automatischen<br />

Hub beim Schließen des Greifers<br />

sowohl Ausrüstung, Schiffsrumpf als<br />

auch Hafenflächen.<br />

Fahrerkabine neu gestaltet<br />

Auch die Fahrerkabine Portcab wurde<br />

überarbeitet. Sie weist eine großzügige<br />

Front und Bodenscheiben aus Sicherheitsglas<br />

auf, die einen optimalen Blick in<br />

den Schiffsrumpf erlauben sollen. Zudem<br />

unterstützen Kameras, deren Bild auf einem<br />

großen, 10,2“ messenden Monitor<br />

in der Kabine gezeigt wird, bei der Überwachung<br />

der Gefahrenbereiche. Ein neues<br />

Heiz-Klima-Konzept mit insgesamt 14<br />

im Raum verteilten Luftdüsen mit<br />

Frischluft und Umluft-Filter sorgen zudem<br />

für optimale Temperatur- und Luftverhältnisse<br />

in der Kabine, so Sennebogen.<br />

Die Arm- und Fußstützen seien einfach<br />

verstellbar, Stau- und Ablageflächen<br />

sowie ein ergonomisch Fahrersitz runden<br />

das optimierte Kabinenkonzept ab.<br />

Flexibel justierbare Skylift-Kabinenerhöhungen<br />

bringen den Fahrer auf eine<br />

Sichthöhe von bis zu 22 m. Ein »durchdachtes«<br />

System an Treppen, Aufstiegen<br />

und Geländern gestaltet den Zugang zu<br />

Kabine und Wartungspunkten am Oberwagen<br />

»komfortabel und sichert den<br />

Auf- und Abstieg sorgfältig ab«, so Sennebogen.<br />

RD<br />

42 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


175 JAHRE<br />

HAPAG-LLOYD<br />

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WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

Aus dem Kahn erbaut<br />

Berlin ist eingebunden in ein weitverzweigtes Wasserstraßen- und Kanalnetz. Für die<br />

Güterschifffahrt ist die Stadt insbesondere wegen ihrer Anbindung an die Elbe und Oder<br />

von Bedeutung. Von Christian Knoll<br />

Schiff nach Berlin gefahren, die im Zementwerk<br />

Rummelsburg zu Zement verarbeitet<br />

werden, das auf Berliner Baustellen<br />

verwendet wird. Kies und Sand kommen<br />

über die Dahme aus Peetz oder aus<br />

Kiesgruben an der Elbe.<br />

Um Berlin mit Schlesien zu verbinden,<br />

wurde bereits im 17. Jahrhundert von<br />

Berlin ein Kanal über Müllrose nach Finkenherd<br />

bei Frankfurt an der Oder gegraben,<br />

den wir heute nach mehreren Umbauten<br />

Oder-Spree-Kanal nennen.<br />

Im Norden Berlins wurde die Havel so<br />

schiffbar gemacht, dass aus den Ziegelleien<br />

in Zehdenick, wo es elf Ziegeleien gab,<br />

die Ziegelsteine per mehr als 100 Elektroschiffen<br />

(sogenannte Sayd-Kähne) um<br />

die Jahrhundertwende vom 18. zum<br />

19. Jahrhundert nach Berlin gefahren<br />

wurden, aber natürlich auch mit<br />

Schleppkähnen, damals alles im Finowmaß<br />

von 40 x 4,60 m oder beziehungsweise<br />

Großfinowmaß von<br />

41 x 5,10 m.<br />

Drahtrollen auf dem Weg vom Stahlwerk Brandenburg durch Berlin nach Stettin<br />

Es gibt einen geflügelten Satz: »Berlin<br />

ist aus dem Kahn gebaut«. Dort, wo<br />

heute im Berliner Stadtzentrum das Nikolaiviertel<br />

steht, soll Albrecht der Bär im<br />

12. Jahrhundert direkt an der Spree die<br />

Grundsteine für die spätere Hauptstadt<br />

Deutschlands gelegt haben. Baumaterial<br />

an Kies, Ziegelsteinen, Bauholz etc. Alles<br />

kam per Kahn nach Berlin.<br />

Der richtige Bauboom allerdings ging<br />

erst nach dem gewonnenen Krieg<br />

1870/71 los, als Frankreich die vielen<br />

Goldmilliarden an Deutschland zahlen<br />

musste.<br />

Berlin besitzt rund 100 km Wasserstraßen<br />

und etwa ebenso viele Fahrgastschiffe.<br />

Es dominiert aber die Frachtschifffahrt.<br />

Wenn heute vom Wasserstraßenkreuz<br />

gesprochen wird, ist natürlich immer der<br />

Elbübergang bei Magdeburg gemeint mit<br />

der Trogbrücke, die den Mittellandkanal<br />

mit dem Elbe-Havel-Kanal verbindet, die<br />

2003 in Betrieb gegangen ist.<br />

Aber Berlin selbst ist ein Wasserstraßenkreuz.<br />

Spree und Havel fließen in<br />

Spandau zusammen. Im Osten Berlins<br />

münden die Rüdersdorfer Gewässer in<br />

die Dahme, die in Köpenick in die Spree<br />

übergeht. Auf ihr werden Kalksteine per<br />

Größte Hafenstadt im Osten<br />

Berlin selbst ist eine bedeutende Hafenstadt.<br />

Der BEHALA Westhafen einschließlich<br />

der BEHALA-Häfen Spandau<br />

und Neukölln sind der größte Binnenhafenstandtort<br />

in Ostdeutschland. Alle<br />

Umschlagsgeräte in drei Häfen einschließlich<br />

Hafenbahnen werden vollelektrisch<br />

betrieben. Somit ist Berlin<br />

auch eine saubere Hafenstadt, ausgenommen<br />

einige kleinere Werkshäfen.<br />

Im Hafenbecken 1 des Westhafens werden<br />

mit einer Schwerlastanlage Stückgüter<br />

wie Transformatoren oder Turbinen<br />

von Siemens oder Bergmann-Borsig<br />

bis 500 t umgeschlagen, die per Schiff<br />

Eine polnische Schubeinheit fährt vom Berliner Westhafen zum Stahlwerk Brandenburg<br />

44 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

entweder nach Hamburg oder Benelux<br />

gefahren werden. Dafür hat die BEHALA<br />

auch einen eigenen RoRo-Schwergutleichter<br />

bauen lassen, für den sie auch<br />

eine eigene RoRo-Schwergutrampe errichtet<br />

hat.<br />

In diesem Hafenbecken betreibt die<br />

BEHALA auch eine Schrottaufbereitungsanlage,<br />

mit der Schrotte hochofengerecht<br />

aufbereitet werden, die dann<br />

in Schubleichter verladen und im Dreierverband<br />

(3 x 32,50 x 8,20 plus Schubschiff)<br />

zum Stahlwerk Brandenburg zur<br />

Einschmelze gebracht werden. Das sind<br />

pro Schubverband rund 1.200 t.<br />

Im selben Hafenbecken 1 auf der gegenüberliegenden<br />

Seite werden jährlich<br />

mehr als 100.000 Container von Lkw auf<br />

Bahn verladen und nach Hamburg gefahren.<br />

Warum nicht per Binnenschiff? Weil<br />

der Umschlag eines Containers in Hamburg<br />

teurer ist, als der ganze Schiffstransport,<br />

was sich kein Schiffer leisten kann.<br />

Die Bahn kann das aber.<br />

Am OHK wird noch gebaut<br />

Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />

des Bundes hat in den nunmehr 32 Jahren<br />

nach der Wende in der DDR die<br />

West-Ost-Wasserstraße von Helmstedt<br />

bis Berlin und nun auch weiter bis zur<br />

Oder für das Großmotorschiff<br />

(<strong>11</strong>0 x <strong>11</strong>,45 x 2,80 m) hergerichtet. Das<br />

ist eine beachtliche Leistung. Am Oder-<br />

Havel-Kanal wird noch gebaut, aber die<br />

Großmotorschiffe können bereits eingeschränkt<br />

verkehren.<br />

Die Bauzeit des neuen Schiffshebewerkes<br />

mit 13 Jahren wurde vielfach<br />

kritisiert. Man darf aber hier nicht außer<br />

Acht lassen, dass der Baugrund in Niederfinow<br />

und am Oder-Havel-Kanal auf<br />

der Scheitelhaltung des Oder-Havel-<br />

Kanals ein anderer ist als auf Normal<br />

Null. Und außerdem ist der Oder-Havel-<br />

Kanal noch im Ausbau begriffen.<br />

Höchster Kanaldamm Europas<br />

Der Ragöser Damm östlich von Eberswalde<br />

ist mit 60 m Höhe der höchste Kanaldamm<br />

in Europa. Deshalb hat man<br />

sich auch Zeit genommen, um kein Risiko<br />

einzugehen. Unter diesem Damm<br />

fließt die kleine Ragöse aus der Schorfheide<br />

Richtung Finowkanal. Und neben<br />

Ihr verläuft die Bahnstrecke Berlin-<br />

Stettin 60 m unter der Scheitelhaltung<br />

des Kanals. Allerdings hat der Schiffsverkehr<br />

auf dem OHK sehr nachgelassen.<br />

Zwei Siemens-Gasturbinen von je rund 500 t auf dem Weg von Berlin nach Übersee<br />

Die Zeiten, als es stundenlange Wartezeiten<br />

vor dem Schiffshebewerk gab, sind<br />

lange vorbei.<br />

Der ostdeutsche Schiffsverkehr war<br />

Jahrzehnte lang geprägt von den in der<br />

60er Jahren in Boizenburg, Roßlau und<br />

Oderberg gebauten Gütermotorschiffen<br />

und den Schubverkehren der Deutschen<br />

Binnenreederei. Die Eigner der Motorschiffe<br />

sind weitgehend im Ruhestand<br />

und haben ihre Schiffe an polnische oder<br />

tschechische Partikuliere verkauft oder<br />

verschrottet.<br />

Viel Ladung gibt es östlich und nördlich<br />

von Berlin nicht mehr. Baustoffe<br />

werden noch als Hüttensand von Eisenhüttenstadt<br />

nach Berlin transportiert.<br />

Ziegelsteine aus Zehdenick gehen gehen<br />

noch nach Berlin oder anderswohin. Eine<br />

nennenswerte Industrie, welche auf die<br />

Schifffahrt zurückgreifen würde, gibt es<br />

kaum noch, außer in Berlin von Siemens<br />

Turbinenbau, Transformatoren von<br />

Bergmann-Borsig und Stahl aus Hennigsdorf<br />

oder dem Stahlwerk in Brandenburg<br />

am Silokanal.<br />

Die Schiffsverkehre in Berlin und<br />

Brandenburg sind im 2. Quartal um <strong>11</strong> %<br />

beziehungsweise um 10 % zurückgegangen.<br />

Gelegentlich fahren polnische<br />

Motorschiffe oder Schubverkehre mit<br />

Stahl aus Brandenburg oder Hennigsdorf<br />

noch nach Stettin.<br />

»Sorgenkind« Oder-Spree-Kanal<br />

Die Wasserstraße vom Rhein bis zur<br />

Oder und nach Stettin über Berlin ist im<br />

Prinzip fertig, weil durchgehend befahrbar.<br />

Die Hohensaaten-Friedrichsthaler-<br />

Wasserstraße (HFW) liegt auf dem Niveau<br />

der Ostsee-Wasserstände. Herrschen<br />

südliche Winde, wird Wasser Richtung<br />

Ostsee gedrückt und der Wasserstand<br />

fällt. Manchmal ist es für tief beladene<br />

Binnenschiffe von Hohensaaten<br />

bis Garz schwierig. Bei nördlichen Winden<br />

ist es umgekehrt.<br />

In Sommermonaten führt die Stromoder<br />

häufig Niedrigwasser und der<br />

Schiffsverkehr nach und von Stettin kann<br />

nur noch über die HFW erfolgen, was bei<br />

ablandigen Winden manchmal zu<br />

Grundberührungen führen kann.<br />

Auch am Oder-Spree-Kanal (OSK) Kanaleingang<br />

Richtung Eisenhüttenstadt<br />

werden Ufer gut hergerichtet und Untiefen<br />

beseitigt. Aber ein Relikt, dass es seit<br />

der DDR bereits gibt, wird nicht in Angriff<br />

genommen.<br />

Während die Schleusen Wernsdorf am<br />

Kanaleingang und die Schleuse Kersdorf<br />

als letzte vor Eisenhüttenstadt auf 185 m<br />

Länge neu gebaut wurden, ist die<br />

67 m-Schleuse Fürstenwalde in der Mitte<br />

immer noch ein Nadelöhr. Schubverbände<br />

mit drei Leichtern benötigen<br />

durch Entkoppeln, Schleusen, Auskuppeln<br />

leer zurück, die nächsten Leichter<br />

durchschleusen oft mehr als drei<br />

Stunden, bis sie wieder in Fahrt kommen.<br />

Noch zum Ende der DDR-Zeit hat man<br />

der Schleuse Fürstenwalde eine Standzeit<br />

bis <strong>2022</strong> attestiert. Die ist nun abgelaufen.<br />

Nun wäre es an der Zeit, auch diese<br />

Schleuse zu erneuern. Das Baufeld soll<br />

schwierig sein, weil die Schleuse in einer<br />

Krümmung liegt.<br />

<br />

© WSA Spree Havel<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

45


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

Heilbronn sendet Botschaft an Wissing<br />

Einen raschen Ausbau der Neckar-Schleusen – das fordern die Unterzeichner der<br />

»Heilbronner Erklärung« vom Bundesverkehrsminister. Die Arbeiten sollen schnell<br />

beginnen, um die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstraße Neckar zu erhalten<br />

© Stadt Heilbronn<br />

Die Unterzeichner der Heilbronner Erklärung (v.l.): Gerhard Straub (Hafenchef Plochingen), Carsten Strähle (Hafenchef Stuttgart), Verkehrsminister Winfried<br />

Hermann, Oberbürgermeister von Heilbronn Harry Mergel, Jan Fries (Hafenchef Heilbronn ) und Uwe Köhn (Hafenchef Mannheim)<br />

2007 wurde der Schleusenausbau beschlossen.<br />

Zur Debatte steht heute lediglich die Sanierung<br />

© WSA Neckar<br />

Die Unterzeichnung der »Heilbronner<br />

Erklärung« erfolgte beim<br />

ersten Hafenforum der Stadt Heilbronn.<br />

Die Botschaft an Bundesverkehrsminister<br />

Wissing richteten der Landesverkehrsminister<br />

Winfried Hermann,<br />

Heilbronns Oberbürgermeister Harry<br />

Mergel und die Direktoren der vier Neckarhäfen<br />

Heilbronn, Mannheim, Stuttgart<br />

und Plochingen.<br />

Zum ersten Hafenforum Heilbronn haben<br />

die Hafenbetreiber – die Stadt Heilbronn,<br />

die Heilbronner Versorgungs<br />

GmbH (HNVG) und die Stadtwerke Heilbronn<br />

(SWHN) eingeladen. »Mit dem<br />

Hafenforum als Fach- und Netzwerkveranstaltung<br />

wollen wir den Hafen für die<br />

Zukunft zu stärken«, sagte Heilbronns<br />

Oberbürgermeister Harry Mergel bei der<br />

Begrüßung der rund 100 Teilnehmenden<br />

– neben Landesverkehrsminister Hermann,<br />

Hafenanlieger sowie weitere Vertreter<br />

aus Wirtschaft und Politik.<br />

Minister Hermann hob in seinem Impulsvortrag<br />

ebenfalls die Bedeutung der<br />

Bundeswasserstraße Neckar als wichtige<br />

Transportachse hervor: »Schienenwege<br />

und Straßen sind mit Güterverkehr überlastet.<br />

Auf dem Wasser – vor allem auf<br />

dem Neckar – könnten deutlich mehr<br />

Güter transportiert werden. Auch aus<br />

Klimaschutzgründen sind Binnenschiffe<br />

eine gute Alternative zum Lkw-Verkehr<br />

auf der Straße. Der Transport auf dem<br />

Fluss bedeutet rund 75 % weniger CO 2<br />

pro Tonne als beim Transport per Lkw.<br />

Und ein konkurrenzfähiger Neckar<br />

braucht den 135 m-Ausbau der Schleusen<br />

bis Plochingen. 135 m-Schiffe bedeuten<br />

rund 40 % mehr Kapazität, Wirtschaftlichkeit<br />

und Energieeffizienz.«<br />

Tragfähiger Zeitplan gefordert<br />

In der »Heilbronner Erklärung zum<br />

Schleusenausbau« fordern Verkehrsminister<br />

Hermann, OB Mergel und die<br />

Direktoren der vier Neckarhäfen Bundesverkehrsminister<br />

Wissing auf, bis spätestens<br />

Frühjahr 2023 einen tragfähigen<br />

Zeitplan für den Schleusenausbau am<br />

Neckar vorzulegen, die Detailplanung für<br />

die einzelnen Projekte anzugehen und<br />

zeitnah – neben den notwendigen Sanierungsarbeiten<br />

– mit den Ausbaumaßnahmen<br />

zu beginnen. »Ein (weiteres) Verschieben<br />

des notwendigen Schleusenausbaus<br />

können und wollen wir als Teilnehmer<br />

des Hafenforums <strong>2022</strong> Heilbronn<br />

mit Blick auf den Erhalt der Zu-<br />

46 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

kunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Wasserstraße Neckar nicht hinnehmen«,<br />

erklären die Unterzeichner nachdrücklich.<br />

Mit ihrer Forderung knüpfen sie an ein<br />

Gespräch mit dem Bundesverkehrsminister<br />

am <strong>11</strong>. Juli dieses Jahres im Heilbronner<br />

Rathaus an, bei dem Wissing angekündigt<br />

hatte, »nach Lösungen zu suchen«.<br />

Er hatte außerdem geäußert, dass<br />

er für einen »maximal schnellen Schleusenausbau«<br />

unter Beachtung eines<br />

gleichzeitigen Sanierungsbedarfs stehe,<br />

»damit auf der Strecke kein Schleusentor<br />

wegbricht«. Bund und Land hatten bereits<br />

2007 einen Schleusenausbau für<br />

moderne 135 m-Schiffe, wie sie auf dem<br />

Rhein unterwegs sind, vertraglich vereinbart.<br />

Zuletzt hatte der Bund jedoch signalisiert,<br />

nur noch eine Sanierung der<br />

105 m langen Neckarschleusen vornehmen<br />

zu wollen.<br />

Erstmals gezeigt wurde beim Hafenforum<br />

auch der neue Imagefilm zum Hafen<br />

Heilbronn, der jetzt auch im Internet unter<br />

www.hafen-heilbronn.de abrufbar ist.<br />

»Schienenwege und Straßen sind<br />

mit Güterverkehr überlastet. Auf<br />

dem Wasser – vor allem auf dem<br />

Neckar – könnten deutlich mehr<br />

Güter transportiert werden.<br />

Auch aus Klimaschutzgründen<br />

sind Binnenschiffe eine gute<br />

Alternative zum Lkw-Verkehr<br />

auf der Straße.«<br />

Landesverkehrsminister Winfried Hermann<br />

Der Film sei ein weiterer Baustein bei der<br />

Vermarktung des Hafens Heilbronn,<br />

heißt es Forumsorganisatoren. »Der Hafen<br />

Heilbronn mit seinem trimodalen<br />

Konzept, das die Transportwege Wasser,<br />

Schiene und Straße verknüpft, ist zukunftsweisend,<br />

um die Straßen wirksam<br />

zu entlasten und die Umwelt zu schonen«,<br />

unterstreicht Erster Bürgermeister<br />

Martin Diepgen auch als Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der Hafenmitbetreiber<br />

HNVG und SWHN. »Deshalb werden<br />

wir auch in Zukunft nicht nachlassen,<br />

uns für einen raschen Schleusenausbau<br />

einzusetzen.«<br />

Fachvorträge steuerten Harald Rotter,<br />

Geschäftsführer der Kombi-Terminal<br />

Heilbronn GmbH, Volker Werner, Leiter<br />

Containervertrieb Hamburger Hafen,<br />

und Sascha Hähnke, Geschäftsführer des<br />

Logistikunternehmens Rhenus bei. Moderiert<br />

wurde die Veranstaltung von Joachim<br />

Koch von der Railistics GmbH und<br />

Lehrbeauftragter an der Fakultät Wirtschaft<br />

und Verkehr der Hochschule Heilbronn.<br />

Zu den Markenzeichen des Heilbronner<br />

Hafens gehören das 2012 eröffnete<br />

Containerterminal, die 23 km lange<br />

Hafen- und Industriebahn sowie der<br />

Schwergutkai. Vom Neckar aus können<br />

Schiffe über den Rhein und das Rhein-<br />

Maas-Delta etwa die Häfen Duisburg,<br />

Rotterdam, Amsterdam und Antwerpen<br />

erreichen. Damit verbindet der Hafen<br />

Heilbronn laut den Betreibern die Region<br />

mit der Welt.<br />

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48 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


JOBBÖRSE<br />

Wiener erkunden das Tor zur Welt<br />

Zum ersten Mal nach drei Jahren Corona-bedingter Unterbrechung hat wieder eine Gruppe<br />

Logistikstudenten aus Österreich die Hansestadt Hamburg besucht, um sich über<br />

Fachthemen der Seeschifffahrt und der Hafenlogistik zu informieren<br />

Zwei Tage lang konnten sich die Studierenden über Seeschifffahrt- und Logistik in der Hansestadt informieren<br />

© HHM<br />

Der Leiter der Hafen Hamburg Marketing (HHM) Repräsentanz<br />

in Wien, Alexander M. Till, leitete die Gruppe.<br />

Er ist als externer Dozent an der Fachhochschule des BFI tätig<br />

und hält Vorlesungen zur Seeschifffahrt. Im Rahmen der zweitägigen<br />

Exkursion bekamen die Wiener Studierenden Einblick in<br />

mehrere Unternehmen, die im Hamburger Hafen tätig sind. Im<br />

Fokus des Besuchs auf dem Wallmann Terminal standen unter<br />

anderem die besonderen Anforderungen beim konventionellen<br />

Stückgut. Bei einer Führung über das Containerterminal Altenwerder<br />

wurden die Studierenden über den automatisierten Umschlag<br />

der Container, sowie die Be- und Entladung der Schiffe,<br />

sowie das Stauen und Sichern von Projektladung auf Flat-Containern<br />

informiert. Die Reederei Hapag-Lloyd hielt für die Studenten<br />

einen Vortrag über die Ladeplanung und Verschiffungstechniken<br />

von Ladung mit speziellen Anforderungen. Das Programm<br />

der Exkursion wurde durch einen Besuch im Maritimen Museum<br />

Hamburg, eine Barkassenfahrt und eine Besichtigung des Stückgutfrachters<br />

»Cap San Diego«, der in der 70er Jahren im Südatlantik-Verkehr<br />

eingesetzt wurde, abgerundet.<br />

Die Exkursion nach Hamburg ist für die Wiener Studierenden<br />

lau HHM ein »ganz besonderes Ereignis«, da sie so mehr über<br />

die wichtige Beziehung zwischen Hamburg und Österreich erfahren<br />

und einen praxisnahen Zugang ergänzend zum Unterricht<br />

erhalten.<br />

Der Elbehafen ist von großer Bedeutung für Österreich und<br />

nimmt seit Jahren die dominante Stellung im Containersegment<br />

ein, heißt er weiter. 2021 wurden zwischen Österreich und Hamburg<br />

321.000 TEU transportiert, davon 98 % auf dem Verkehrsträger<br />

Eisenbahn.<br />

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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

49


RECHT<br />

Verkehrssicherungspflicht<br />

im Hafen<br />

»Revidirte Rheinschiffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK<br />

Die Verkehrssicherungspflicht für ein Gewässer begründet keine Garantiehaftung dafür, dass Schiffe nicht beschädigt werden, sondern bezieht<br />

nur auf die Verhinderung konkreter Gefahrensituationen für die Schifffahrt.<br />

Der Verkehrssicherungspflichtige hat unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten, wie Fließgeschwindigkeit und Beschaffenheit des<br />

Flussbettes sowie Verkehr, diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die im Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren aus der Sicht eines umsichtigen<br />

und verständigen, in vernünftigen Grenzen vorsichtigen Menschen notwendig und ausreichend sowie geeignet erscheinen Gefahren von<br />

Dritten abzuwenden. Der Umfang der Verkehrssicherungspflicht hängt von der Größe des drohenden Schadens und der Wahrscheinlichkeit<br />

seines Eintritts sowie davon ab, mit welchem Aufwand ein solcher Schaden verhindert werden kann.<br />

Eine konkrete Regelung insbesondere für Peilmaßnahmen im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht existiert nicht, die Rechtsprechung diskutiert<br />

je nach Ausganslage eine Peilverpflichtung in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten.<br />

Der Pachtvertrag über eine Hafenfläche, der eine Peilverpflichtung des Pächters regelt, entfaltet keine Schutzwirkung zugunsten der Schifffahrt,<br />

die den Hafen anläuft. Zwar besteht eine Leistungsnähe, aber keine Gläubigernähe, denn der Verpächter hat kein besonderes berechtigtes<br />

Interesse an der Einbeziehung der Schifffahrtstreibenden in den Schutzbereich des Vertrages.<br />

Die Beweislast für eine Verkehrssicherungspflicht und die Kausalität für den eingetretenen Schaden trägt der Anspruchsteller. Bestehen Untersuchungspflichten<br />

(Peilpflichten), dann begründet dies keinen Beweis des ersten Anscheines dafür, dass die Vernachlässigung der Pflicht<br />

zum Schaden geführt hat.<br />

Urteil des Schiffahrtsgerichtes Regensburg<br />

vom 7. April <strong>2022</strong>, Az.: 4 C 2140/14 <strong>BS</strong>ch -<br />

rechtskräftig.<br />

Aus dem Tatbestand:<br />

Die Parteien streiten um Schadensersatzansprüche<br />

wegen Anweisung eines Ladeplatzes,<br />

der nicht ungefährdet angelaufen<br />

werden konnte, bzw. mittelbar Verkehrssicherungspflichtverletzung.<br />

Die Klägerin zu 1 ist Eignerin, die Klägerin<br />

zu 2 Kaskoversicherer des Binnenschiffs<br />

MS Ursula Klaus.<br />

Die Beklagte hat mit der Klägerin zu 1 einen<br />

Frachtvertrag abgeschlossen; ihr oblag somit<br />

die Benennung eines sicheren Ladeplatzes<br />

(OLG Hamburg, Urteil vom <strong>11</strong>.12.1986,<br />

Az.: 6 U 130/86 [VersR 1987, 255, zit. bei juris]).<br />

Sie benannte den von der Streithelferin<br />

zu 1 betriebenen Hafen an der Donau in<br />

Deggendorf als Ladeplatz. Die Streithelferin<br />

zu 2 ist – jedenfalls außerhalb des Bereichs<br />

des Hafens der Streithelferin zu 1 – Verkehrssicherungspflichtige<br />

für die Wasserstraße<br />

Donau.<br />

Die Ursula Klaus hatte den Leichter auf<br />

Backbordseite gekoppelt und wollte ihn an<br />

die Ladestelle vorlegen.<br />

Das Schiff erlitt sodann einen erheblichen<br />

Wassereinbruch aufgrund eines Schadens<br />

des Schiffskaskos und musste nach Taxierung<br />

des Schadens durch einen Sachverständigen<br />

und Hellingnahme repariert werden.<br />

Nach der Havarie wurde im Bereich des<br />

Hafens der Streithelferin zu 1 nahe an der<br />

Grenze zur Fahrrinne (der Streithelferin zu<br />

2) ein Objekt gepeilt und später gehoben,<br />

welches aus mit Baustahl verbundenen<br />

Betonbrocken bestand …<br />

Aus den Gründen:<br />

II. Soweit die Klage zulässig ist, ist sie unbegründet.<br />

Die Klägerinnen haben keine<br />

Schadensersatzansprüche wegen Anweisens<br />

eines unsicheren Ladeplatzes bzw.<br />

aus Verkehrssicherungspflichtverletzung.<br />

1. Das Gericht konnte sich bereits keine sichere<br />

Überzeugung davon verschaffen,<br />

dass die Ursula Klaus tatsächlich von dem<br />

aufgefundenen Beton-Armierungseisen-<br />

Konglomerat beschädigt worden ist …<br />

2. Der Vollständigkeit halber sei klargestellt,<br />

dass die Feststellung einer konkreten<br />

Ursache für den klägerseits vorgetragenen<br />

Schadenseintritt nicht entbehrlich ist (wie<br />

auch klägerseits gar nicht behauptet). Die<br />

Verkehrssicherungspflicht begründet nämlich<br />

keine Garantiehaftung dafür, dass das<br />

Schiff im verkehrssicherungspflichtigen<br />

Bereich nicht beschädigt wird, sondern bezieht<br />

sich auf konkrete Gefahrensituationen,<br />

die unter bestimmten Bedingungen<br />

vom Verkehrssicherungspflichtigen zu verhindern<br />

sind.<br />

3. Selbst wenn sich das Gericht die hinreichend<br />

sichere Überzeugung davon hätte<br />

verschaffen können, dass eine Kollision<br />

mit dem anschließend gehobenen Betonbrocken-Konglomerat<br />

schadensursächlich<br />

gewesen wäre, bestünde kein Anspruch<br />

wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht,<br />

die sich die Beklagte als schuldhafte<br />

Anweisung einer unsicheren Ladestelle<br />

zurechnen lassen müsste.<br />

a.) Die Streithelferin zu 1 (insoweit als Erfüllungsgehilfin<br />

der Beklagten) war im<br />

Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflicht<br />

nicht verpflichtet, Sicherungsmaßnahmen<br />

zu ergreifen, aufgrund derer der Betonbrocken<br />

erkannt worden wäre.<br />

aa) Konkrete Regelungen, was im Rahmen<br />

der Verkehrssicherungspflicht genau geschuldet<br />

wird, existieren nicht.<br />

bb) Auch die zitierten schifffahrtsobergerichflichen<br />

Entscheidungen haben keine<br />

entsprechenden Regelungen fest- (oder<br />

gar auf-) gestellt:<br />

1.) Das OLG Köln (Urt. v. 19.04.1996, Az.: 3<br />

U 123/95 <strong>BS</strong>ch, ZfB 1996, Sammlung Seite<br />

1614 f.) hat lediglich darauf abgestellt, dass<br />

eine einmal jährliche Kontrolle der Wassertiefe<br />

eines Hafens zur Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht<br />

ausreicht. Ob eine<br />

einmal jährliche Kontrolle auch notwendig<br />

sein soll, lässt sich der Entscheidung nicht<br />

entnehmen.<br />

2.) Das OLG Karlsruhe (Urt. v. 15.04.1997,<br />

Az.: U 5/96 <strong>BS</strong>ch [juris]) hat lediglich erwähnt,<br />

dass die dort im Streit stehende<br />

Schleusenkammer in sechsmonatigen Ab-<br />

50 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong> (Sammlung Seite 2783)


RECHT<br />

ständen, und zwar zuletzt nur wenige Tage<br />

vor dem Ereignis, untersucht worden sei.<br />

Nachdem eine Untersuchung kurz vor dem<br />

Ereignis feststand, hatte das Gericht überhaupt<br />

keine Veranlassung, eine Entscheidung<br />

über ein zeitliches Intervall zu treffen.<br />

Das Urteil erwähnt dabei auch obiter mit<br />

keinem Wort, dass das Gericht eine Untersuchung<br />

alle sechs Monate für erforderlich<br />

gehalten hätte.<br />

cc) Im Pachtvertrag zwischen der Streithelferin<br />

zu 1 und der Streithelferin zu 2 wird<br />

der Streithelferin zu 1 unter § 8 Abs. 3 auferlegt,<br />

die Wasserflächen einmal jährlich zu<br />

untersuchen. Dies mag zwar als Indiz für<br />

eine entsprechende Erforderlichkeit und<br />

Verkehrserwartung dienen, vermag aber<br />

im Verhältnis zu Dritten keinen solchen<br />

Zeitraum verbindlich festzulegen.<br />

Insbesondere entfaltet der Vertrag keine<br />

Schutzwirkung für Dritte. Zwar besteht bei<br />

Schifffahrtstreibenden unbestreitbar eine<br />

»Leistungsnähe« bezüglich der vertraglichen<br />

Vereinbarungen zur Verkehrssicherungspflicht.<br />

Es besteht dagegen keine<br />

»Gläubigernähe« als weitere Voraussetzung<br />

der Annahme eines Vertrags mit<br />

Schutzwirkung. Die Streithelferin zu 2 hat<br />

kein besonderes berechtigtes Interesse an<br />

der Einbeziehung der Schifffahrtstreibenden<br />

in den Schutzbereich …<br />

dd) Es verbleibt in Ansehung der Verkehrssicherungspflicht<br />

der Streithelferin zu 1 gegenüber<br />

der Klägerin zu 1 somit bei den<br />

allgemeinen Regeln. Diese hat das OLG<br />

Düsseldorf (Urteil vom 10. Mai 2017, Az.:<br />

1–21 U 201/15 [juris, Rz. 40 f.]) treffend wie<br />

folgt zusammengefasst:<br />

»Der Inhalt der Verkehrssicherungspflicht<br />

richtet sich allgemein nach den Sicherheitserwartungen<br />

des jeweiligen Verkehrs. Der<br />

Sinn der Verkehrssicherungspflicht besteht<br />

nicht darin, das Publikum schlechthin vor<br />

jeder erdenklichen Gefahr zu schützen. Vielmehr<br />

hat der Verkehrssicherungspflichtige<br />

nur diejenige Sicherheit zu schaffen und zu<br />

bieten, die man bei Berücksichtigung der<br />

jeweils gegebenen Verhältnisse und der Art<br />

und Weise des in Frage kommenden Publikumsverkehrs<br />

allgemein erwarten darf und<br />

muss (vgl. BGH, Urteil vom 03.06.2008, VI<br />

ZR 223/07, NJW 2008, 3775, 3776, Rz. 9 f.;<br />

OLG Hamm, Urteil vom 28.10.1999, 6 U<br />

29/99, NJW-RR 2000, 695 m.w.N) … Haftungsbegründend<br />

wird eine Gefahr erst<br />

dann, wenn sich für einen sachkundigen<br />

Betrachter die naheliegende Möglichkeit ergibt,<br />

dass Rechtsgüter anderer verletzt werden<br />

(vgl. BGH, Urteil vom 03.06.2008, VI ZR<br />

223/07, juris RZ. 9 f. = NJW, 2008, 3775,<br />

3776; Urteil vom 08.<strong>11</strong>.2005 ‚VI ZR 332/04,<br />

juris RZ. 10 = NJW 2006, 610; Urteil vom<br />

06.02.2007, VI ZR 274/05, juris Rz. 15 = NJW<br />

2007, 1683). Deshalb muss nicht für alle<br />

denkbaren Möglichkeiten eines Schadenseintritts<br />

Vorsorge getroffen werden. Es sind<br />

diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die im<br />

Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren aus<br />

der Sicht eines umsichtigen und verständigen,<br />

in vernünftigen Grenzen vorsichtigen<br />

Menschen notwendig und ausreichend sowie<br />

geeignet erscheinen, Gefahren von<br />

Dritten tunlichst abzuwenden, die bei bestimmungsgemäßem<br />

oder bei nicht ganz<br />

fernliegender bestimmungswidriger Benutzung<br />

drohen (BGH, Urteil vom<br />

03.06.2008, VI ZR 223/07, juris RZ. 9 f. =<br />

NJW 2008, 3775, 3776; OLG Koblenz, Beschluss<br />

vom 10.4.2013, 3 U 1493/12, MDR<br />

2013, 783, zitiert nach juris TZ 34f).<br />

Der Umfang einer Verkehrssicherungspflicht<br />

hängt zum einen von der Größe des<br />

drohenden Schadens und von der Wahrscheinlichkeit<br />

seines Eintritts und andererseits<br />

auch davon ab, mit welchem Aufwand<br />

ein solcher Schaden verhindert werden<br />

kann. Dabei müssen umso eher<br />

Schutzmaßnahmen getroffen werden, je<br />

wahrscheinlicher die Verwirklichung einer<br />

Gefahr ist, je größer ein möglicher drohender<br />

Schaden ist und je einfacher die Verhütung<br />

dieses Schadens ist (vgl. OLG Hamm,<br />

Urteil vom 23.12.2004, 27 U 215/00, NJW-<br />

RR 2005, 675, 676). Der im Verkehr erforderlichen<br />

Sorgfalt ist dann genügt, wenn<br />

derjenige Sicherheitsgrad erreicht wird,<br />

den die in dem entsprechenden Bereich<br />

herrschende Verkehrsauffassung für erforderlich<br />

hält. Dieses Schutzniveau ist dann<br />

erreicht, wenn diejenigen zumutbaren Sicherungsvorkehrungen<br />

getroffen werden,<br />

die ein verständiger, umsichtiger, vorsichtiger<br />

und gewissenhafter Angehöriger der<br />

betroffenen Verkehrskreise für ausreichend<br />

halten darf, um andere Personen vor Schäden<br />

zu bewahren (vgl. BGH, Urteil vom<br />

03.06.2008, VI ZR 223/07, juris RZ. 9 f. =<br />

NJW 2008, 3775‚ 3776; OLG Saarbrücken,<br />

Urteil vom <strong>11</strong>.9.2012 –4 U 193/<strong>11</strong>, NJW-RR<br />

2013, 28, 29; OLG Koblenz, Beschluss vom<br />

10.4.2013, 3 U 1493/12, MDR 2013, 783, zitiert<br />

nach juris TZ 34f).«<br />

Auf den vorliegenden Fall bezogen ist zunächst<br />

zu differenzieren:<br />

(1.) Was Veränderungen der Wassertiefe<br />

durch natürliche Veränderungen des Flussbetts<br />

(Sedimente, Sediment-/Geschiebetransport<br />

anbelangt, sind regelmäßige<br />

Kontrollen erforderlich und werden von<br />

den beteiligten Verkehrskreisen erwartet.<br />

Die Zeitabstände richten sich dabei nach<br />

den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten<br />

wie Fließgeschwindigkeit und Beschaffenheit<br />

des Flussbetts. Auch mag berücksichtigt<br />

werden, ob der Verkehrssicherungspflichtige<br />

deutlich unter das vorzuhaltende<br />

Fahrwassertiefenniveau ausgebaggert<br />

(und sich dadurch »Ruhe verschafft«) hat.<br />

Diesbezüglich genügen regelmäßig großflächige<br />

Übersichtspeilungen, weil durch<br />

natürliche Veränderungen keine punktuellen<br />

Hindernisse entstehen, die nur auf<br />

hoch aufgelösten Peildatendarstellungen<br />

zu erkennen sind.<br />

Eine solche Peilung wurde von der Streithelferin<br />

zu 2 nur wenige Wochen vor der<br />

Havarie durchgeführt, wobei sich aus der<br />

kartographischen Darstellung keine Fehltiefe<br />

ersehen ließ. Dies zeigt, dass ein Unterlassen<br />

dieser Verkehrssicherungsmaßnahme<br />

durch die Streithelferin zu 1 jedenfalls<br />

nicht ursächlich für die Havarie ist …<br />

b) Selbst wenn man dies – wie nicht – anders<br />

sehen wollte und eine Verletzung einer<br />

Verkehrssicherungspflicht annehmen<br />

wollte, so ist der Nachweis der Schadenskausalität<br />

nicht geführt. Ein Schadensersatzanspruch<br />

bestünde nämlich nur, wenn<br />

der Schaden auch auf der Verletzung der<br />

Verkehrssicherungspflicht beruht, wenn also<br />

bei gehöriger Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht<br />

das Schadensereignis<br />

nicht eingetreten wäre.<br />

aa) Diese haftungsbegründende Kausalität<br />

ist vom Anspruchsteller vorzutragen und<br />

zu beweisen …<br />

bb) Entgegen der Auffassung der Klagepartei<br />

besteht insoweit bei den hier in Rede<br />

stehenden Untersuchungspflichten kein<br />

Beweis des ersten Anscheins für diese<br />

Kausalität …<br />

Dies ist bei Kontrollpflichten (die hier von<br />

der Klagepartei angenommen wird) gerade<br />

nicht der Fall: Wollte man (wie nicht) eine<br />

anlasslose Kontrollpflicht einmal pro<br />

Jahr annehmen, so müsste man einen Erfahrungssatz<br />

aufstellen können: »Wenn<br />

sich ein Betonbrocken im Flussbett befindet,<br />

so befindet er sich dort nach allgemeiner<br />

Lebenserfahrung stets über ein Jahr«.<br />

Dies ist selbstverständlich Unsinn, denn er<br />

könnte genauso gut am Tag vor dem Unfallereignis<br />

ins Wasser gefallen sein. Daher<br />

kann mangels eines entsprechenden<br />

Erfahrungssatz kein Anscheinsbeweis dafür<br />

angenommen werden, dass der Brocken<br />

im Zeitpunkt der Pflichtverletzung<br />

(Unterlassen der Kontrolle) bereits an Ort<br />

und Stelle war und somit entdeckt worden<br />

wäre.<br />

Bestünde die Verkehrssicherungspflicht also<br />

lediglich darin, in bestimmten Zeitabständen<br />

zu kontrollieren und zwischenzeitlich<br />

aufgetretene Gefahren zu beseitigen,<br />

so verbietet sich ein Schluss vom Schadenseintritt<br />

auf die Kausalität der Pflichtverletzung<br />

und somit die Annahme eines<br />

Anscheinsbeweises (so auch OLG Düsseldorf,<br />

Urteil vom 10.05.2017, Az.: 21 U 201/15<br />

[juris, Rz. 52]) …<br />

Anmerkung:<br />

Mitgeteilt durch Rechtsanwalt<br />

Fink v.Waldstein, Mannheim<br />

Dass die Klägerin der vorliegenden Entscheidung<br />

beweisfällig geblieben ist, ist<br />

nachvollziehbar. Die obiter dicta zur Ver-<br />

(Sammlung Seite 2784)<br />

Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong> 51


RECHT<br />

kehrssicherungspflicht dagegen sind wenig<br />

überzeugend:<br />

Es ist regelmäßige Praxis, dass Stromabschnitte<br />

und insbesondere Häfen abgepeilt<br />

werden. Auf Wasserstraßen ist häufig der<br />

Anlass, dass ein Schiff meldet, gerakt zu<br />

haben. Insbesondere in flachen Häfen und<br />

im Bereich von Umschlagstellen sind kurzfristige,<br />

anlasslose Peilintervalle notwendig,<br />

da es je nach Art der umgeschlagenen<br />

Güter durchaus häufig vorkommt, dass Teile<br />

der Ladung beim Umschlag ins Hafenbecken<br />

fallen.<br />

Dass den Träger der Unterhaltungslast für<br />

die Wasserstraße und den Hafen im vorliegenden<br />

Fall eine allgemeine Verkehrssicherungspflicht<br />

trifft, ist für den Unterzeichner<br />

eindeutig. Dass im Rahmen des<br />

Pachtvertrages diese Verpflichtung auf den<br />

Pächter der Hafenfläche übertragen ist, ist<br />

sicherlich zulässig. Allerdings ist es außerordentlich<br />

fernliegend anzunehmen, dass<br />

die vertraglich begründete Verpflichtung<br />

zur Peilung keine Schutzwirkung für die<br />

Nutzer der Wasserstraße und des Hafens<br />

haben soll. Dies ist doch genau der Zweck<br />

der Peilung; dafür, dass das Wasser fließen<br />

kann, ist eine Peilung sicherlich nicht erforderlich.<br />

Nach Auffassung des Unterzeichners<br />

entfaltet der Pachtvertrag mit der<br />

Übertragung der Peilverpflichtung eindeutig<br />

Schutzwirkung zugunsten der Schifffahrt,<br />

die den Hafen nutzt. Wenn die Schifffahrt<br />

durch das Befahren des Hafens die<br />

verpachtete Wasserfläche nutzt, dann sind<br />

Verpächter und Nutzer gleichermaßen in<br />

die Schutzwirkung des Vertrages einbezogen.<br />

Hätte sich das Gericht die Überzeugung bilden<br />

können, dass die Existenz des Betonbrockens<br />

Ursache für die Havarie war,<br />

dann kann es im Ergebnis die Eigentümerin<br />

auch nicht entlasten, dass der Unfallort<br />

unklar ist. Es ist ein schwer zu begründendes<br />

Ergebnis, dass allein die Tatsache der<br />

Übertragung der Verkehrssicherungspflicht<br />

in diesem unterstellten Fall dazu führen<br />

soll, dass der Geschädigte leer ausgeht.<br />

Die vertragliche Übertragung der Verkehrssicherungspflicht<br />

kann insoweit den originär<br />

Verkehrssicherungspflichtigen doch<br />

wohl kaum entlasten!?<br />

Abgesehen von dieser Kritik ist es sehr zu<br />

begrüßen, dass der Schiffahrtsgericht in einer<br />

sorgfältigen Darstellung die Rechtsprechung<br />

zur Verkehrssicherungspflicht und<br />

den status quo hinsichtlich der Peilverpflichtungen<br />

sehr ausführlich wiedergegeben<br />

hat.<br />

Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer,<br />

Frankfurt am Main<br />

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<br />

52 Fortsetzung unter www.binnenschifffahrt-online.de Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

bis Sammlung S. 2791<br />

(Sammlung Seite 2785)


BUYER’S GUIDE<br />

Buyer’s Guide<br />

Drehscheibe von Herstellern, Dienstleistern,<br />

Experten und Zulieferern<br />

1 Werften<br />

2 Antriebsanlagen<br />

3 Motorkomponenten<br />

4 Schiffsbetrieb<br />

5 Korrosionsschutz<br />

6 Schiffsausrüstung<br />

7 Hydraulik | Pneumatik<br />

8 Bordnetze<br />

9 Mess- | Regeltechnik<br />

10 Navigation | Kommunikation<br />

<strong>11</strong> Konstruktion | Consulting<br />

12 Umschlagtechnik<br />

13 Container<br />

14 Hafenbau<br />

15 Häfen<br />

16 Finanzen<br />

17 Makler<br />

18 Reedereien<br />

19 Datenverarbeitung<br />

20 Hardware | Software<br />

21 Spedition | Lagerei<br />

22 Versicherungen<br />

23 Wasserbau<br />

24 Recht<br />

25 Dienstleistungen<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG<br />

Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg<br />

Sandra Winter<br />

s.winter@hansa-online.de<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-225<br />

D-A-CH und BeNeLux<br />

hansmann.media GmbH<br />

Andreas Hansmann | Dorothee Emde<br />

Tel. +49 (0)40 60 91 88-15<br />

a.hansmann@hansmann.media oder<br />

d.emde@hansmann.media<br />

Werften<br />

Yards<br />

1<br />

Neubau Reparatur Umbau<br />

Newbuilding Repair<br />

Conversion<br />

Seit über 100 Jahren im Dienst<br />

der Binnenschifffahrt<br />

Antriebsanlagen<br />

Propulsion<br />

2<br />

Motoren<br />

Engines<br />

Elektrische AntriebE<br />

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Fax: +49 421 67532-20<br />

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Mitsubishi, Motorregelsysteme von GAC und ComAp.<br />

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MOTOREN<br />

GETRIEBE<br />

DIESELSERVICE<br />

REPARATUREN<br />

KOLBEN<br />

ANLASSER<br />

TURBOLADER<br />

FILTER<br />

BRENNSTOFF-<br />

SYSTEME<br />

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Tel. (0431) 39 94 0 · Fax (0431) 39 67 74<br />

E-mail juergen.kuehn@volvo.com<br />

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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

53


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Manoeuvering<br />

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Tel. +49 (0)21 02 770 78-0 • Fax -29<br />

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Gummi-/<br />

Propellerwellenlager<br />

Rubber Shaft Bearings<br />

GUMETA H. Maes GmbH<br />

Südstr. 9 | D-66780 Rehlingen-Siersburg<br />

Tel. + 49 (6835) 3094 | Fax + 49 (6835) 670 57<br />

E-Mail: info@gumeta.de<br />

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Tel. 05723 9409-0, verkauf@ktrgmbh.de<br />

Motorkomponenten<br />

Engine Components<br />

Schiffsbetrieb<br />

Ship Operation<br />

4<br />

Ab- und<br />

Überfüllsicherungen<br />

Fill and Overfill<br />

Prevention Systems<br />

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Spezialantriebe<br />

Special Propulsion<br />

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Mainzer Str. 99<br />

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Abgasanlagen<br />

Exhaust Gas Systems<br />

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Paraffinic Ship’s Diesel<br />

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Windhukstraße 1-3<br />

28237 Bremen<br />

Tel. +49 (421) 649 20-0<br />

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Paraffnischer<br />

Schiffsdiesel<br />

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Buyer’s Guide monatlich neu<br />

54 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


BUYER’S GUIDE<br />

Korrosionsschutz<br />

Corrosion Protection<br />

5<br />

Anker Zubehör<br />

Anchors Attachment<br />

Anker-, Verhol-, Forschungs- und Seilwinden<br />

KAPPIS NAUTIC<br />

Brandschutz<br />

Fire Protection<br />

Farben Beschichtungen<br />

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Fax: +49 (0) 9321/3704-40<br />

mail@steelpaint.com · www.steelpaint.com<br />

1-komponentige Polyurethan-Korrosionsschutz-<br />

Systeme für Hafen- und Kaianlagen, Spundwände,<br />

Brücken, Schiffsbau, Ballasttanks.<br />

Schiffsausrüstung<br />

Ships Equipment<br />

6<br />

Abwasser<br />

Wastewater<br />

Advanced Wastewater Treatment<br />

Technologies for Vessels & Offshore<br />

www.martin-membrane.com<br />

Beleuchtung LED<br />

Lighting<br />

Inneneinrichtung<br />

und -ausbau<br />

Interieurs<br />

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D-49733 Haren/Ems<br />

Tel. +49(0)5932-99 77-0<br />

Fax +49(0)5932-99 77-20<br />

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TISCHLEREI und ALUBAU<br />

SCHIFFSAUSBAUTEN<br />

Kälte Klima Lüftung<br />

Refrigeration Climate<br />

Ventilation<br />

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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

55


BUYER’S GUIDE<br />

Wärmeübertragung<br />

Heat Transfer<br />

Ruderanlagen<br />

Steering Gears<br />

Mess- Regeltechnik<br />

Measuring<br />

Control Device<br />

www.alfalaval.de/marine<br />

9<br />

<br />

<br />

<br />

Hydraulik Pneumatik<br />

Hydraulics Pneumatics<br />

Bordnetze<br />

Power Supply Systems<br />

<br />

<br />

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<br />

7<br />

Pumpen Drucklufttechnik<br />

Pumps and Pneumatics<br />

KRAL Schraubenspindelpumpen<br />

für Kraft- und Schmierstoffe.<br />

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Kommunikation<br />

Navigation<br />

Communication<br />

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Radio-Zeeland<br />

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AIS-Transponder<br />

GPS | Funkanlagen<br />

Satellitenanlagen<br />

Fahrtenschreiber<br />

Stromversorgung<br />

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56 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


BUYER’S GUIDE<br />

Navigation<br />

Kommunikation<br />

Navigation<br />

Kommunikation<br />

Makler<br />

Ship Brokers<br />

Wasserbau<br />

Hydraulic Engineering<br />

ZETFON-Fonomat 4x70s / 1x70s<br />

ZETFON 300/310<br />

Makrofon M125 / M75<br />

17<br />

23<br />

ZÖLLNER Signal GmbH Tel. +49 431 70 27-219<br />

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Satellitentechnik<br />

Satellite Technology<br />

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info@kluth-hamburg.de<br />

www.kluth-hamburg.de<br />

Versicherungen<br />

Insurance<br />

22<br />

An- und Verkauf von<br />

Binnen-, Küsten- und Seeschiffen,<br />

Baggergeräten aller Art,<br />

Neubaukontrahierungen,<br />

Finanzierungen<br />

Dienstleistungen<br />

Services<br />

25<br />

Spende und werde<br />

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Personalagenturen<br />

Employment Agency<br />

Bunker und Kraftstoff<br />

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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

57


BDS<br />

Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.<br />

Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden<br />

Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz<br />

Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />

August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746–377 | Fax –569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />

Messkampagne mit der Funklochapp<br />

Jeder, der auf deutschen Wasserstraßen<br />

unterwegs ist, kennt das Problem: Das<br />

Telefongespräch bricht ab oder man kann<br />

erst gar nicht telefonieren, in Videositzungen<br />

ist die Verbindung instabil oder<br />

man fliegt gleich ganz raus. Egal, ob<br />

Oberrhein, Neckar, MLK, DEK, ESK<br />

oder Weser, überall gibt es Abschnitte,<br />

auf denen die Netzverbindung schlecht<br />

bis nicht vorhanden ist.<br />

Während die Mobilfunknetzbetreiber<br />

gegenüber der Bundesnetzagentur von<br />

einer relativ guten Versorgung des Kernnetzes<br />

der Bundeswasserstraßen berichten,<br />

kommen von den Binnenschifffahrtsunternehmen<br />

immer wieder Beschwerden<br />

über eine unzureichende Mobilfunkversorgung<br />

entlang der Wasserstraßen.<br />

Der BDS hatte das Thema im<br />

Rahmen der Beiratssitzungen zum Masterplan<br />

angesprochen und in der Folge in<br />

einer Besprechung mit dem Bundesverkehrsministerium<br />

konkretisiert.<br />

Die Mobilfunknetzbetreiber, die erfolgreich<br />

an der Frequenzvergabe teilgenommen<br />

haben, müssen bestimmte<br />

Auflagen erfüllen, die im Zuge des weiteren<br />

Netzausbaus entlang der Verkehrswege<br />

zu berücksichtigen sind. Als Versorgungsziel<br />

ist vorgesehen, bis Ende<br />

2024 die Seehäfen sowie das Kernnetz der<br />

Wasserstraßen im Binnenbereich mit<br />

50 Mbit/s zu versorgen. Das Versorgungsziel<br />

kann mit 5G, aber auch mit<br />

4G-Mobilfunk (LTE) erfüllt werden.<br />

Nutzen Sie die Funklochapp!<br />

Um eine bessere Grundlage über die Fakten<br />

zu bekommen, haben die Binnenschifffahrtsverbände<br />

ihre Mitglieder aufgefordert,<br />

sich an einer sechsmonatigen<br />

Messkampagne im Kernnetz der deutschen<br />

Wasserstraßen zu beteiligen. Hierzu<br />

können interessierte Unternehmen die<br />

»Breitbandmessung/Funklochapp« der<br />

Bundesnetzagentur nutzen. Mit dieser<br />

App können die lokal zur Verfügung stehenden<br />

Datenübertragungsraten auf mobilen<br />

Endgeräten gemessen und die Netzverfügbarkeit<br />

erfasst werden. Die App<br />

steht kostenlos und ohne Werbung zur<br />

Verfügung. Sie kann in App-Stores wie<br />

Google Play Store oder dem von Apple<br />

heruntergeladen werden. Die App erfasst<br />

die Mobilfunkversorgung aus Verbraucherperspektive<br />

und dokumentiert<br />

unter anderem den Netzbetreiber, das<br />

Datum und die lokal genutzte Technik<br />

wie GSM, LTE oder 5G. Die Ergebnisse<br />

fließen in eine Übersichtskarte ein, die<br />

verfügbar unter https://breitbandmonitor.defunkloch/karte<br />

ist.<br />

Die Daten aus der Funklochkarte nutzt<br />

die Bundesnetzagentur im Mobilfunk-<br />

Monitoring. Je mehr Daten von möglichst<br />

vielen unterschiedlichen Nutzern<br />

vorliegen, desto größer ist die Aussagekraft<br />

der Funklochkarte! Weitere Informationen<br />

sowie die Links zum<br />

Download der app finden Sie auf unserer<br />

homepage.<br />

Besatzungsvorschriften<br />

Wir hatten an dieser Stelle bereits in der<br />

letzten Ausgabe ein kurzes Update zum<br />

Stand der Arbeiten an den Standards für<br />

die künftige europäische Besatzungsregelung<br />

gemacht und darauf hingewiesen,<br />

dass im Dezember erneut eine »sector<br />

consultation« zu einigen wichtigen, in<br />

der Diskussion befindlichen Fragen erfolgen<br />

wird. Zwischenzeitlich steht das<br />

Datum fest: Am 14. Dezember von<br />

9:00 Uhr bis 17:30 Uhr wird eine Gewerbeanhörung<br />

zur Modernisierung der europäischen<br />

Besatzungsvorschriften online<br />

als Webinar stattfinden. Wer Interesse<br />

hat, daran teilzunehmen, kann sich gerne<br />

bei uns melden und die Einladung von<br />

CESNI/QP erhalten.<br />

Zum Ablauf<br />

Jedes Thema wird zunächst in einer kurzen<br />

Einführung erläutert, dabei werden<br />

die Fragen herausgearbeitet, zu denen die<br />

Auffassung und Expertise des Gewerbes<br />

eingeholt werden sollen. Anschließend<br />

werden über die interaktive elektronische<br />

Plattform »wooclap« die zu beantwortenden<br />

Fragen auf dem Smartphone angezeigt,<br />

wo verschiedene Antwortmöglichkeiten<br />

angeklickt werden können.<br />

Teilnehmen mit wooclap<br />

In der Einladung werden Sie auch bereits<br />

über die richtige Anwendung von wooclap<br />

informiert und es besteht die Möglichkeit,<br />

einen Test zu machen. Auch vor<br />

der Teilnahme an einer Videoveranstaltung<br />

muss niemand, der das noch<br />

nicht gemacht hat, Respekt haben. Man<br />

muss dafür nichts einrichten, der Klick<br />

auf einen Link genügt.<br />

Die Veranstaltung wird gedolmetscht,<br />

so dass die Wortbeiträge in deutsch erfolgen<br />

können. Einzig die Fragen auf wooclap<br />

werden in englisch angezeigt, da dies<br />

anders nicht möglich ist. Die Fragen werden<br />

aber übersetzt und bereits einige Tage<br />

vor der Veranstaltung an die Teilnehmer<br />

verschickt, damit sie sich darauf<br />

vorbereiten können.<br />

Nach einer Keynote zum Thema durch<br />

einen Vertreter von ESO, EBU oder ETF<br />

erfolgt die interaktive Befragung mit<br />

wooclap und im Anschluss besteht Gelegenheit<br />

zu Fragen und Diskussionen, wobei<br />

sich jeder zu Wort melden kann. Folgende<br />

Themen sind in Planung:<br />

• die Alleinfahrt,<br />

• eine zusätzliche Alternative zu den Betriebsformen,<br />

• verpflichtende Ruhezeiten,<br />

• verpflichtende Ruhetage,<br />

• Mindestbesatzung beim Laden/Entladen<br />

und in vergleichbaren Situationen,<br />

• technische Standards,<br />

• die Einstiegsebene,<br />

• Einteilung nach Schiffslänge.<br />

ESO, EBU und ETF haben sich sehr für<br />

eine erneute Anhörung eingesetzt und<br />

gemeinsam mit dem Sekretariat von<br />

CESNI/QP viel Zeit in die Vorbereitung<br />

investiert. Über ein reges Interesse an einer<br />

Teilnahme würden wir uns daher<br />

sehr freuen! Sprechen Sie uns einfach an.<br />

58 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>


IMPRESSUM<br />

Fortführung der<br />

Binnenschiffahrt<br />

und Wasserstraßen<br />

Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />

(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />

Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />

Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />

Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />

Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />

Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />

Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />

Moselkommission, Trier<br />

Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />

Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />

Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />

Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />

Alphatron Marine Deutschland GmbH .............................................. 25<br />

BEN Buchele Elektromotorenwerke GmbH ....................................... 15<br />

BRAUER Maschinentechnik AG ........................................................... 6<br />

DGzRS ...................................................................................................... 52<br />

Duisburger Kettenfabrik und Hammerwerk GmbH & Co. ............. 23<br />

E&M Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH .................. 18<br />

GEFO Gesellschaft für Öltransporte mbH ......................................... <strong>11</strong><br />

Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH .............................................. 17<br />

HGK Shipping GmbH .............................................................................. 9<br />

Hoyer Marine GmbH ............................................................................. 13<br />

Hülskens Wasserbau GmbH & Co. KG .............................................. 47<br />

INTERNATIONAL Farbenwerke GmbH ............................................ 27<br />

Internationales Maritimes Museum Hamburg .................................... 3<br />

Kadlec & Brödlin GmbH ........................................................................ 7<br />

MarFlex BV .............................................................................................. 12<br />

Maximilian Verlag GmbH & Co. KG ............................... 31, 43, 48, U4<br />

Schiffswerft Hermann Barthel GmbH ................................................ 19<br />

SLL Handelsvertretung e. K. .................................................................. 21<br />

Tankschiffahrt TMS »HORNHAFEN« ................................................ 49<br />

ten Haaft GmbH .................................................................................... U2<br />

TERBERG Spezialfahrzeuge GmbH ................................................. Titel<br />

Werft Malz GmbH ................................................................................... 6<br />

Wessels GmbH ....................................................................................... 18<br />

Wittig GmbH ............................................................................................. 5<br />

Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung.<br />

Es ist kein Bestandteil des Anzeigenauftrags. Der Verlag übernimmt<br />

keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.<br />

Spende und werde ein Teil von uns.<br />

seenotretter.de<br />

#teamseenotretter<br />

Herausgeber<br />

Prof. Peter Tamm †<br />

Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische<br />

Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />

Geschäftsführung<br />

Peter Tamm<br />

Redaktion<br />

Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-206 | k.foerster@hansa-online.de<br />

Redakteur: Felix Selzer (fs)<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-210 | f.selzer@hansa-online.de<br />

Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-209 | a.wroblewski@hansa-online.de<br />

Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />

Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)<br />

Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />

Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />

Josef Müller (jom, Österreich)<br />

Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />

Redaktionsbeirat<br />

Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,<br />

Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />

Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und<br />

Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />

Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />

Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />

Binnenschiffahrt e.V.;<br />

Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik<br />

und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.<br />

Redaktionsvorbehalt<br />

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung<br />

vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm<br />

oder ein anderes Verfahren) ohne Genehmigung des Ver lages reproduziert werden.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Herausgeber,<br />

Redaktion oder Verlag wieder. Die Redaktion behält sich Änderungen an den Manuskripten<br />

vor. Die Redaktion lehnt jede Verantwortung für unverlangt eingesandtes Material (Manus -<br />

kripte, Fotos, Grafiken etc.) ab.<br />

Verlag und Redaktion<br />

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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

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