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<strong>11</strong><br />
<strong>2022</strong><br />
<strong>11</strong><br />
SCHIFFFAHRT<br />
TECHNIK<br />
HÄFEN<br />
Rhein ist Lebensader<br />
»Chicago« erweitert<br />
Berlin – aus dem 9770939 191001<br />
einer ganzen Region 8 Flotte Hamburg 14 Kahn erbaut 44<br />
November <strong>2022</strong> | 77. Jahrgang<br />
ISSN 0939–1916 | C 4397 D | € 10,50<br />
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2 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
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EDITORIAL<br />
Hamburgs<br />
maritimesmes Herz<br />
Krischan Förster<br />
Chefredakteur<br />
Standortfrage neu gestellt<br />
Für seine klaren Worte zur Situation der<br />
Binnenschifffahrt als Ehrengast des<br />
Schiffermahls in Duisburg hatte BASF-<br />
Chef Martin Brudermüller vor ziemlich<br />
genau einem Jahr viel Lob und Anerkennung<br />
erhalten. Gemeinsam mit<br />
Schifferbörsen-Vorstand Frank Wittig<br />
hatte er deutliche Forderungen an die<br />
Bundespolitik formuliert und die<br />
schnellstmögliche Umsetzung »konkreter<br />
Projekte« angemahnt.<br />
Ein Jahr und ein Niedrigwasser später<br />
ist zu konstatieren, dass viele Hoffnungen<br />
enttäuscht und kaum Fortschritte<br />
erzielt wurden. Doch inzwischen<br />
haben die allseits bekannten<br />
Probleme eine neue Dimension erreicht.<br />
Die durch Russlands Angriffskrieg<br />
in der Ukraine ausgelöste Energiekrise,<br />
die von einer grassierenden Inflation<br />
flankiert wird und demnächst in<br />
eine weltweite Rezession führen könnte,<br />
hebt jede Debatte von einem vermeintlich<br />
nationalen mindestens auf<br />
ein europäisches, wenn nicht auf ein<br />
globales Niveau. Es geht um nicht weniger<br />
als die Zukunft des Wirtschaftsstandortes<br />
Deutschland.<br />
Schon unter dem Eindruck des Niedrigwassers<br />
von 2018 und zuletzt dem<br />
von August <strong>2022</strong> wurde in der einen<br />
oder anderen Konzernzentrale die<br />
Standortfrage neu gestellt, damals noch<br />
mit Blick auf die unklare Versorgungssicherheit.<br />
Jetzt kommen die hohen<br />
Energiepreise hinzu, und nicht nur bei<br />
der BASF stellt sich die Frage, wo künftig<br />
produziert wird – weiter am Rhein<br />
oder eben im Ausland.<br />
Der Chemiekonzern hat weltweit<br />
100.000 Mitarbeiter und fährt seine Gewinne<br />
vor allem in Asien ein, ähnlich<br />
wie auch andere große deutsche Unternehmen.<br />
Also wird massiv in China investiert,<br />
10 Mrd. € sind es bis 2030. In<br />
der Provinz Guangdong baut die BASF<br />
gerade eine riesige neue Anlage – es soll<br />
der drittgrößte Standort überhaupt werden.<br />
Die europäischen Produktionsanlagen<br />
mit hohen Personal- und Energiekosten<br />
lohnen sich immer weniger.<br />
BASF-Chef Brudermüller mahnte<br />
jüngst unverblümt an, dass die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen Standorte<br />
dringend verbessert werden müsste.<br />
Und schafft bereits Tatsachen: Am<br />
Stammsitz in Ludwigshafen sollen Stellen<br />
gestrichen werden.<br />
Spätestens jetzt paaren sich Verkehrsund<br />
Energiepolitik: Neben der vernachlässigten<br />
Infrastruktur rücken massiv<br />
Import, Lagerung und Verteilung neuer<br />
Energieträger in den Fokus und werden<br />
künftig zu den entscheidenden Standortfaktoren.<br />
Die Binnenschifffahrt ist,<br />
wie alle anderen Transporteure, bei<br />
dieser Entwicklung, gerade wenn es um<br />
die Kosten einer Industrieproduktion in<br />
Deutschland geht, kaum mehr als ein<br />
Zaungast. Die entscheidenden Weichen<br />
werden zweifellos in Berlin gestellt.<br />
Doch mit dieser Zukunftsfrage für<br />
den Wirtschaftsstandort Deutschland<br />
muss sich auch das Gewerbe im Interesse<br />
der eigenen Existenz und zur Sicherung<br />
künftiger Transportmengen<br />
zwangsläufig beschäftigen, jenseits des<br />
allgegenwärtigen Hypes ums Thema<br />
Wasserstoff. Es mag nur ein Puzzle-Teil<br />
in den anstehenden Standortdebatten<br />
sein, aber eben ein immens wichtiges.<br />
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INHALT<br />
<strong>11</strong> <strong>2022</strong><br />
14<br />
28<br />
3 EDITORIAL<br />
3 – Standortfrage neu gestellt<br />
5 PERSONALIEN<br />
6 NACHRICHTEN<br />
8 SCHIFFFAHRT<br />
8 – Rhein ist Lebensader einer ganzen Region<br />
10 – Wachstum in mehreren Bereichen<br />
12 – ECO-Karten gehen »in Rente«<br />
14 SCHIFFSTECHNIK<br />
14 – »Chicago« erweitert Flotte Hamburg<br />
17 – Drei Fragen an … Louis Zander,<br />
Director Sales & Service, Reintjes Hamburg:<br />
»Einige spannende Projekte in der Pipeline«<br />
19 – Frischekur für »Rhein Star«-Antrieb<br />
20 – Damen wird zum Landstrom-Anbieter<br />
21 – Rolls-Royce und Neste schließen Partnerschaft<br />
22 – Hybrid-Antriebe für SET-Neubauten<br />
23 – BASF-Neubau: Viel Ladung, wenig Tiefgang<br />
24 – Brennstoffzellen für »FPS Waal«<br />
28 LOGISTIK<br />
28 – Felbermayr feiert 80. Geburtstag<br />
30 – Der Lieferschein wird digital<br />
32 SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
32 – Shortsea-Umschlag erholt sich von Corona<br />
34 – Ruhrgebiet rückt näher an Schweden<br />
35 – 40 Jahre Containerumschlag in Venlo<br />
36 – Minus im belgischen Containerumschlag<br />
37 – Rotterdam: Mehr Kohle, weniger Container<br />
38 – UVHH: »Alle müssen an einem Strang ziehen«<br />
39 – BÖB: Mit Wasserstoff in die Zukunft<br />
40 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
40 – LED-Signalanlage für Schiffshebewerk<br />
42 – Mehr Kapazität verkürzt Liegezeiten<br />
44 – Berlin: Aus dem Kahn erbaut<br />
46 – Heilbronn sendet Botschaft an Wissing<br />
49 JOBBÖRSE<br />
49 – Wiener erkunden das Tor zur Welt<br />
50 RECHT<br />
50 – Verkehrssicherungspflicht im Hafen<br />
53 BUYER’S GUIDE<br />
58 BDS<br />
59 IMPRESSUM<br />
Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />
Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
4 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
PERSONALIEN<br />
BAG: Bernd Krekeler (64), bislang<br />
Leiter der Abteilung Kontrolldienste, ist<br />
neuer Vizepräsident<br />
des Bundesamtes für<br />
Güterverkehr (BAG).<br />
Er wird damit Nachfolger<br />
des Mitte August<br />
zum Präsidenten<br />
aufgerückten<br />
Christian Hoffmann,<br />
der den langjährigen<br />
Amtsinhaber Andreas Marquardt beerbte.<br />
Krekeler ist Jurist und seit vielen Jahren<br />
für das BAG tätig.<br />
RHENUS: Der frühere Geschäftsführer<br />
von Eurogate Intermodal, Lars Hedderich,<br />
hat als Director<br />
Business Development<br />
Central and<br />
Eastern Europe bei<br />
Rhenus Assets & Services<br />
angeheuert. Er<br />
ist für den Balkan,<br />
Österreich und die<br />
Türkei zuständig und<br />
berichtet an Geschäftsführer Heinrich<br />
Kerstgens. Hedderich war Ende 2021<br />
nach 32 Jahren bei der Eurogate-Gruppe<br />
ausgeschieden.<br />
Personalie des Monats: Lars Hörnig verlässt Stadtwerke Andernach<br />
STADTWERKE ANDERNACH: Lars Hörnig (2.v.l.) ist nicht mehr kaufmännischer<br />
Geschäftsführer der Stadtwerke Andernach. Aufgrund seines Wechsels zu<br />
den Stadtwerken Koblenz ist er auf eigenen Wunsch Ende Oktober ausgeschieden<br />
und wurde von Oberbürgermeister Achim Hütten (2.v.r.) verabschiedet. Auch der<br />
operativ größte Betriebszweig, der Rheinhafen, konnte unter anderem durch die<br />
Investition in die zweite Containerbrücke ausgebaut werden. Die entstandene Vakanz<br />
soll im Rahmen einer Stellenausschreibung baldmöglichst geschlossen werden.<br />
So lange übernimmt der technische Geschäftsführer Jan Deuster (re.) als Alleingeschäftsführer<br />
und wird dabei von der Prokuristin Judith Haehner (li.), Leiterin<br />
Personal- und Unternehmensorganisation, unterstützt.<br />
DB SCHENKER: Hessel Verhage<br />
(Foto) und Jakob Wegge-Larsen sind für<br />
die Kontraktlogistik<br />
und als Finanzchef in<br />
den Vorstand von DB<br />
Schenker berufen<br />
worden. Verhage (50)<br />
war zuvor Executive<br />
Vice President »Global<br />
Strategy and<br />
Transformation«, der<br />
Däne Wegge-Larsen (45) kommt im März<br />
2023 als Finanzvorstand von der dänischen<br />
Unternehmensgruppe Maersk.<br />
LESCHACO: Jörg Conrad, lange<br />
Jahre CEO und Gesellschafter der in<br />
Bremen beheimateten<br />
Leschaco-Gruppe,<br />
ist nach kurzer<br />
Krankheit überraschend<br />
verstorben.<br />
Er wurde 67 Jahre<br />
alt. Leschaco ist einer<br />
der führenden Anbieter<br />
in der Chemie-,<br />
Gefahrgut- und Tankcontainer-<br />
Logistik mit einem Umsatz von gut<br />
1 Mrd. €.<br />
Hans Peter Tzschucke, Ministerialrat<br />
a.D., ist mit 84 Jahren in Gaggenau gestorben.<br />
Der Bauingenieur<br />
hatte für die<br />
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
(WSV) wichtige Projekte<br />
wie den Bau der<br />
Rheinstaustufen<br />
Gambsheim und Iffezheim<br />
oder den<br />
Saarausbau geleitet, stand an der Spitze<br />
von Ämtern und wechselte 1986 in die<br />
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW).<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
5
NACHRICHTEN<br />
DONAU-AUSBAU<br />
Vertiefung des Hafens Straubing-Sand gestartet<br />
Die Vertiefung eröffnet neue Wachstumschancen für den Hafen<br />
©Hafen Straubing-Sand<br />
Mit den Schweiß- und Bohrarbeiten hat<br />
die Vertiefung des Hafens Straubing-Sand<br />
begonnen. Wie die Hafenbetreiber mitteilen,<br />
sei die Vertiefung eine der wichtigsten<br />
Infrastrukturmaßnahmen in Niederbayern.<br />
Der Startschuss für den Donau-<br />
Ausbau zwischen Straubing und Vilshofen<br />
ist im Sommer 2021 gefallen. Entsprechend<br />
erfreulich sei es, dass die Vertiefung<br />
des Hafenbeckens, welche Teil<br />
des Ausbaus ist und zu 90 % von Bund<br />
und Freistaat gefördert werde, nun ebenfalls<br />
begonnen hat, heißt es.<br />
Bevor der Hafen um 65 cm vertieft werden<br />
kann, muss erstmal die Spundwand<br />
verankert werden. Derzeit werden<br />
Schweißplatten angebracht, auch die ersten<br />
Bohrarbeiten haben gestartet. Bis<br />
Mitte 2023 werden insgesamt 1.100 Anker<br />
in der Spundwand befestigt.<br />
»Durch die Anpassung des Schutzhafens<br />
haben wir neben einer kontinuierlich<br />
guten Entwicklung im Hafenschwerpunkt<br />
Agrargüter und Biomasse,<br />
sowie die Chancen der industriellen Biotechnologie<br />
am Standort weitere Verkehrszuwächse<br />
zu erwarten«, erklärt Geschäftsleiter<br />
des Hafens Straubing-Sand,<br />
Andreas Löffert.<br />
<br />
DB SCHENKER<br />
2.000 E-Trailer bestellt<br />
Um den Ausstoß von CO 2 zu reduzieren,<br />
will der DB Schenker ab 2024 rund 2.000<br />
sogenannte eTrailer im Landverkehr einsetzen.<br />
Dazu unterzeichnete der Logistikdienstleister<br />
zusammen mit Trailer Dynamics<br />
und der Krone Nutzfahrzeug-<br />
Gruppe eine Kooperationsvereinbarung.<br />
Die Auflieger verfügen über einen<br />
elektrischen Antriebsstrang, der es ermöglicht,<br />
den Antrieb der Sattelzugmaschine<br />
zu unterstützen. Eine speziell<br />
entwickelte Komponente ermittelt mit<br />
Hilfe einer patentierten Sensorik die<br />
Fahrdynamik des Gespanns und regelt<br />
den eTrailer nach, so dass diese die Sattelzugmaschine<br />
unterstützt, die Sattelzugmaschine<br />
jedoch zu keinem Zeitpunkt<br />
übersteuert werden kann. Der<br />
elektrische Antriebsstrang ermöglicht<br />
zudem beim Bremsvorgang, Energie zurückzugewinnen.<br />
Die Antriebssteuerung des eTrailers arbeitet<br />
eigenständig, somit ist keine<br />
Schnittstelle zur Zugmaschine notwendig.<br />
Des Weiteren sind die Auflieger mit<br />
Sattelzugmaschinen aller Hersteller kombinier-<br />
und einsetzbar. Die eTrailer unterstützen<br />
sowohl Diesel, Gas, Elektroals<br />
auch Wasserstoff-Zugmaschinen.<br />
Sie können je nach Bedarf mit Batterien<br />
von 300 kWh, 450 kWh oder 600 kWh<br />
ausgestattet werden. Damit kann die<br />
Reichweite von elektrischen Zugmaschinen<br />
je nach Use Case um bis zu<br />
500 km erweitert werden, bzw. der Verbrauch<br />
konventioneller Diesel-Sattelzugmaschinen<br />
deutlich reduziert werden.<br />
Der CO 2 -Ausstoß kann den Angaben zufolge<br />
so um 20–40 % gesenkt werden. <br />
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6 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
NACHRICHTEN<br />
DUISBURG GATEWAY TERMINAL<br />
Cosco zieht sich aus Duisburg wieder zurück<br />
Visualisierung des neuen Terminals im größten Binnenhafen Deutschlands<br />
Der chinesische Staatskonzern Cosco hat<br />
seine Beteiligung an einem geplanten<br />
großen Containerterminal im Duisburger<br />
Hafen aufgeben. Die 30-prozentige<br />
Beteiligung der Chinesen an der Investitions-<br />
und Betreibergesellschaft des<br />
im Bau befindlichen »Duisburg Gateway<br />
Terminal« (DGT) sei bereits im Juni auf<br />
die Duisburg Hafen AG übergegangen,<br />
teilte Duisport erst kürzlich mit.<br />
Über die Gründe für den Ausstieg wurde<br />
Stillschweigen vereinbart. Kritiker<br />
warnen immer öfter vor einer zu großen<br />
wirtschaftlichen Abhängigkeit von der<br />
asiatischen Supermacht. Die Entwicklung<br />
in Duisburg habe jedoch keine politischen<br />
Hintergründe, war zu hören.<br />
Der neue Duisburger Containerhafen<br />
gilt als Modellprojekt für die Zukunft der<br />
Logistik. Mit einer Fläche von<br />
235.000 m 2 im Endausbau soll er Duisport<br />
zufolge das größte Containerterminal<br />
im europäischen Hinterland<br />
sein. Der Duisburger Hafen betonte, er<br />
arbeite seit vielen Jahren gut und vertrauensvoll<br />
mit chinesischen Unternehmen<br />
und Partnern zusammen. Duisport<br />
habe sich dadurch zum europäischen<br />
Endpunkt der Bahnverbindungen zwischen<br />
China und Europa entwickelt.<br />
»Diese erfolgreiche Zusammenarbeit auf<br />
Augenhöhe wird die Duisburger Hafen<br />
AG fortsetzen und weiterentwickeln«,<br />
betonte der Unternehmenssprecher. ga<br />
© Duisport<br />
DEUTSCHER LOGISTIKPREIS<br />
Lagersystem Boxbay gewinnt<br />
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Preisverleihung in Berlin<br />
© BVL/Bublitz<br />
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Es ist automatisiert und digitalisiert – das Hochregallager-System<br />
Boxbay der Düsseldorfer SMS Group. Ausgezeichnet wurde die<br />
Innovation jetzt mit dem Deutschen Logistikpreis. Bei Boxbay<br />
werden die Container auf bis zu elf Ebenen in einem vollautomatisierten<br />
Hochregallager gestapelt. Dadurch ist ein direkter Zugriff<br />
auf jeden einzelnen Container zu jeder Zeit möglich, so die<br />
SMS Group. Gleichzeitig bietet Boxbay auf gleicher Fläche eine<br />
bis zu dreimal höhere Kapazität und mehr Effizienz im Vergleich<br />
zu konventionellen Lagersystemen, bei denen Container häufig<br />
mehrfach umgestapelt werden müssen, so das Unternehmen<br />
weiter. Dank vollständiger Automatisierung und Digitalisierung<br />
könne so die Umschlaggeschwindigkeit am Kai um bis zu 20 %<br />
gesteigert werden. Durch Photovoltaik auf dem Dach des Lagersystems<br />
könne Boxbay zudem CO 2<br />
-neutral betrieben werden. <br />
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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
7
SCHIFFFAHRT<br />
© RheinCargo<br />
Binnenschiffe sorgen für einen jährlichen Umschlag von 85 Mio. t in den Häfen des Rheinlandes<br />
Rhein ist Lebensader einer ganzen Region<br />
Eine neue Studie belegt die Bedeutung der Wasserstraße für den Industriestandort.<br />
Aus den heutigen wie künftigen Erfordernissen leitet der Verein Logistikregion Rheinland<br />
zentrale Forderungen zur Stärkung des Verkehrsträgers Binnenschiff ab<br />
Ohne den Rhein, die Binnenschifffahrt<br />
und die Häfen wäre das Rheinland<br />
wirtschaftlich nicht dort, wo es heute<br />
steht. 2021 wurden fast 85 Mio. t in<br />
den rheinischen Häfen per Binnenschiff<br />
umgeschlagen. Mindestens <strong>11</strong>0.000 Beschäftigte<br />
hängen von der Binnenschifffahrt<br />
ab und erwirtschaften mehr als<br />
10 Mrd. € Wertschöpfung jährlich. Das<br />
sind die zentralen Aussagen einer Studie<br />
zur Relevanz des Systems Binnenwasserstraße<br />
für das Rheinland, die kürzlich im<br />
Beisein von NRW-Verkehrsminister Oliver<br />
Krischer vorgestellt wurde.<br />
»Nordrhein-Westfalen ist das Binnenschifffahrtsland<br />
Nr. 1 in Deutschland. Ich<br />
bin aber davon überzeugt, dass die Binnenschifffahrt<br />
noch mehr kann«, sagte<br />
Krischer. Wichtig hierfür sei, dass alle<br />
Beteiligten konsequent an einer starken<br />
und leistungsfähigen Infrastruktur arbeiteten.<br />
»Als Land bringen wir uns in einen<br />
nachhaltigen Ausbau der Binnenschifffahrt<br />
ein und setzen uns hierfür<br />
beim Bund ein«, betonte der Minister.<br />
Der Rhein und seine Infrastruktur sind<br />
ein wesentlicher Grund, weshalb sich einige<br />
der weltweit größten Stahl-, Automobil-,<br />
Textil- und Chemiewerke entlang<br />
des Rheins befinden. Über die zahlreichen<br />
Hafenstandorte von Emmerich bis Bonn<br />
werden Unternehmen und Bevölkerung<br />
mit Rohstoffen, Vorprodukten und den<br />
Waren des täglichen Lebens beliefert. Diese<br />
Verkehre könnten weder dem Volumen<br />
nach noch bei der Verlässlichkeit durch<br />
andere Verkehrsträger ersetzt werden.<br />
Störungen oder ein langfristiger Rückgang<br />
im Umschlag bzw. der Produktion<br />
können dagegen über Kettenreaktionen<br />
zu gravierenden Lieferengpässen mit Gütern<br />
des täglichen Lebens führen.<br />
Hinzu kommt, dass das Binnenschiff<br />
wesentlich ökologischer ist als der Lkw.<br />
Ein Binnenschiff ersetzt je nach Landungsart<br />
und Größe bis zu 380 Lkw. Dabei<br />
habe der Rhein im Vergleich zu Schiene<br />
und Straße noch freie Kapazitäten, die<br />
es zu sichern und zu heben gilt. Ein zunehmender<br />
Fachkräftemangel, häufigeres<br />
Niedrigwasser und Flächenkonkurrenzen<br />
in den Binnenhäfen sind dabei<br />
aktuelle Herausforderungen, denen die<br />
Binnenschifffahrt gegenübersteht. Der<br />
Verein Logistikregion Rheinland hat daher<br />
folgende Vorschläge zur Stärkung des<br />
Systems Binnenwasserstraße zusammengefasst:<br />
Flotte & Personal<br />
• Vorhandene Potenziale der Binnenschifffahrt<br />
besser nutzen, Wettbewerb<br />
auf Augenhöhe mit den Verkehrsträgern<br />
Straße und Schiene ermöglichen.<br />
• Voraussetzungen für eine politisch gewollte<br />
Verlagerung von Transporten von<br />
der Straße auf das Binnenschiff schaffen.<br />
• Technische Maßnahmen zur Luftreinhaltung,<br />
Umstellung auf nachhaltige<br />
Antriebstechnologien und neue<br />
Schiffskonzepte verstärkt fördern.<br />
Häfen & Flächen<br />
• Häfen als elementaren Baustein der<br />
Verkehrsverlagerung begreifen und<br />
von Anforderungen befreien, die dem<br />
Verlagerungsziel entgegenstehen.<br />
8 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
© Logistikregion Rheinland e.V. / Wilfried Meyer<br />
Verkehrsminister Oliver Krischer (Mitte) mit Mitgliedern des Vorstands des Logistikregion Rheinland e.V.: (v.l.) Thomas Vieten (Geschäftsführer), Thomas<br />
Klann, Jürgen Steinmetz, Markus Walke (Vorsitzender), Rainer Schäfer, Prof. Dr. Thomas Decker, Jan Sönke Eckel<br />
• Hafenstandorte durch Investitionen<br />
gezielt stärken. Hierzu zählen unter<br />
anderem die Schieneninfrastruktur im<br />
Vor- und Ablauf, Brücken im Hafengebiet<br />
oder Kaianlagen.<br />
• Schaffung eines Bund-Länder-Förderprogramms<br />
zur Ertüchtigung wassernaher<br />
Infrastrukturen in Binnenhäfen<br />
Infrastruktur & Verkehrswege<br />
• Einsatz auf Bundesebene für ausreichende<br />
und langfristig gesicherte Finanzmittel<br />
zum Erhalt, Aus- und Neubau<br />
der Wasserstraßeninfrastruktur.<br />
Bisherige Unterfinanzierung muss<br />
kompensiert und notwendige Erhaltungs-<br />
und Ausbaumaßnahmen zeitnah<br />
ermöglicht werden (Sohlenstabilisierung<br />
& Abladeoptimierung).<br />
• Automatisierung und Digitalisierung<br />
noch stärker ausbauen und fördern<br />
(inkl. 5-G-Netz zur Datenübertragung).<br />
Weiterentwicklung des Testfelds<br />
Rhein-Ruhr für autonom fahrende<br />
Binnenschiffe.<br />
• Förderprogramme für Wasserstofftechnologien,<br />
alternative Antriebstoffe,<br />
Installation und Betrieb von Landstromanlagen<br />
etc. im Binnenschifffahrtsbereich<br />
weiter ausweiten.<br />
Verwaltung & Rahmenbedingungen<br />
• Kontinuierliche Fortschreibung des<br />
NRW-Wasserstraßen- und -Hafenkonzeptes<br />
sowie regelmäßige Berichterstattung<br />
über Ziele und Zielerreichung.<br />
• Fortschreibung und Veröffentlichung<br />
des Verkehrszustandsberichts, Fortführung<br />
des Aktionsplans Niedrigwasser.<br />
• Planungs- und Genehmigungsverfahren<br />
bei Infrastrukturmaßnahmen<br />
deutlich beschleunigen.<br />
Einstellung des für die Umsetzung der<br />
Abladeoptimierungen und die Abarbeitung<br />
des Sanierungsstaus notwendigen<br />
Planungspersonals.<br />
KF<br />
Logistikregion Rheinland e.V.<br />
Der Logistikregion Rheinland e.V.<br />
ist ein Zusammenschluss aus Unternehmen,<br />
Verbänden und öffentlichen<br />
Institutionen mit dem Ziel<br />
der Weiterentwicklung und Stärkung<br />
des Rheinlandes als eine der<br />
führenden Logistikregionen Europas.<br />
Durch die sich in der<br />
Wachstumsbranche Logistik bietenden<br />
Chancen sollen zusätzliche<br />
Wertschöpfung und Arbeitsplätze<br />
entstehen.<br />
Driving<br />
Sustainability<br />
Mit unseren innovativen Schiffskonzepten<br />
steuern wir auf die Binnenschifffahrt der<br />
Zukunft zu – tiefgangoptimiert sowie auf<br />
den Kraftstoff und das Transportgut von<br />
morgen vorbereitet.<br />
Für eine nachhaltige Verkehrsverlagerung!<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
9
SCHIFFFAHRT<br />
Wachstum in mehreren Bereichen<br />
Trotz der Corona-Pandemie, des Krieges in der Ukraine sowie steigender Energie- und<br />
Rohstoffpreise blickte die Genossenschaft NPRC anlässlich ihrer Jahreshauptversammlung<br />
positiv auf das Geschäftsjahr 2021/22 zurück<br />
14,6 Mio. t Güter wurden von NRPC-Mitgliedern transportiert<br />
Der NPRC zufolge war es die größte<br />
Versammlung kooperierender Binnenschifffahrtsunternehmer<br />
in diesem<br />
Jahr. Rund 155 Binnenschifffahrtsunternehmern<br />
und Mitarbeiter der Genossenschaft<br />
haben sich Anfang Oktober<br />
anlässlich der Veranstaltung zusammen<br />
gefunden. Zusammen haben sie im vergangenen<br />
Geschäftsjahr 14,6 Mio. t Güter<br />
transportiert.<br />
Während des Treffens tauschten sich<br />
Mitglieder, Vorstand, Aufsichtsrat und<br />
Mitarbeiter über die Erfolge des vergangenen<br />
Jahres in den Bereichen Logistik,<br />
Digitalisierung und Nachhaltigkeit<br />
aus. Darüber hinaus wurde der Jahresabschluss<br />
von den Mitgliedern gebilligt<br />
und ein strategischer Blick in die Zukunft<br />
geworfen.<br />
Das abgeschlossene Geschäftsjahr<br />
(April 2021 bis März <strong>2022</strong>), aber sicherlich<br />
auch die derzeitige geopolitische Lage,<br />
war und ist »außergewöhnlich volatil,<br />
unsicher und komplex«, so die NPRC.<br />
Das Geschäftsjahr 2021/22 sei geprägt<br />
gewesen von einem Corona-Lockdown,<br />
einem Krieg in der Ukraine, einem beispiellosen<br />
Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise<br />
und schließlich von extremen<br />
Wasserständen. Entwicklungen mit erheblichen<br />
Auswirkungen auf die Logistikkette,<br />
von Verlader bis Binnenschiffsbetreiber.<br />
Während der Jahreshauptversammlung<br />
erläuterte Femke Brenninkmeijer,<br />
CEO der NPRC, wie die Stärke des Kollektivs<br />
und die von der Genossenschaft<br />
verfolgte Strategie in diesem turbulenten<br />
Jahr zu Stabilität, Service und Liefersicherheit<br />
für Kunden und Mitglieder gleichermaßen<br />
beigetragen haben. Dies<br />
führte unter anderem dazu, dass die<br />
transportierte Fracht von 12,4 Mio. t auf<br />
14,6 Mio. t anstieg.<br />
Schiffsraum: Nachfrage steigt<br />
© NRPC<br />
NPRC hat eigenen Angaben zufolge im<br />
vergangenen Jahr nicht nur auf die gestiegene<br />
Nachfrage nach Schiffsraum adäquat<br />
reagiert, sondern hat konform der<br />
Strategie weiter gearbeitet an Innovationen<br />
in den Bereichen Logistik,<br />
Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Dazu<br />
gehören die Verlagerung des Zuckerrübentransports<br />
für Cosun Beet Company<br />
von der Straße auf das Wasser und die<br />
Entwicklung eines digitalen CO 2<br />
-Monitors<br />
für Mitglieder und Kunden.<br />
NPRC konnte trotz der hohen Nachfrage<br />
nach Schiffsraum auf dem Markt einen<br />
Mitgliederzuwachs von 5 % verzeichnen.<br />
Darüber hinaus nimmt die Mitgliedschaft<br />
der Genossenschaft mit Mitgliedern<br />
aus den Niederlanden, Belgien,<br />
Luxemburg, Polen und Deutschland immer<br />
mehr europäischen Charakter an.<br />
Arno Treur, Finance & Control Manager<br />
der NPRC, erläuterte das Wachstum<br />
und die (gesunde) finanzielle Leistung<br />
der Genossenschaft bei der Jahreshauptversammlung<br />
vor dem Hintergrund der<br />
allgemeinen Marktentwicklung. Die gewählte<br />
Strategie, das größere Frachtpaket,<br />
die stark steigende Nachfrage nach<br />
Transport auf dem Wasser und die höheren<br />
Treibstoffkosten hatten erhebliche<br />
Auswirkungen auf den Umsatz der<br />
NPRC im Zeitraum 2021–<strong>2022</strong>.<br />
Im Vergleich zum Geschäftsjahr<br />
2020/21 ist der Umsatz von knapp<br />
88 Mio. € auf über 120 Mio. € im Geschäftsjahr<br />
2021/22 gestiegen. Eine derartige<br />
Umsatzsteigerung hat die Genossenschaft<br />
eigenen Angaben zufolge in den<br />
87 Jahren ihres Bestehens noch nie erlebt.<br />
Als Genossenschaft steht für NPRC<br />
nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund,<br />
sondern die langfristige, finanzielle<br />
Stabilität und der optimale Service<br />
für Mitglieder und Kunden. Vor dem<br />
Hintergrund einer soliden »finanziellen<br />
Rücklage und von gesunden Finanzkennzahlen«<br />
der NPRC stimmten die anwesenden<br />
Mitglieder der vorgeschlagenen<br />
Gewinnausschüttung zu, so die Genossenschaft.<br />
Das Geschäftsjahr wurde mit<br />
einem positiven Nettoergebnis von<br />
394.000 € abgeschlossen.<br />
Über die NPRC<br />
Die »Nederlandse Particuliere Rijnvaart-<br />
Centrale« (NPRC) ist eine sogenannte<br />
Cooperative, vergleichbar mit einer Genossenschaft<br />
in Deutschland und in vier<br />
Ländern operativ tätig. Auf der einen Seite<br />
stehen rund 30 Großkunden wie Heineken,<br />
Covestro, Tata Steel, CBR (Heidelberg<br />
Cement) oder Nobian, auf der anderen<br />
die rund 150 fest angeschlossenen<br />
Mitglieder der NPRC. Hinzu kommen 50<br />
Schiffe, die bei Bedarf dazugenommen<br />
werden.<br />
RD<br />
10 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
The most modern fleet,<br />
shaping a sustainable future<br />
Passing the famous Castle “Pfalz”, since six centuries safe in the waters of the River<br />
Rhine, one of Europe´s busiest waterways – the new gastanker M/T “Slot Dover”<br />
from GEFO. Four new sister vessels in <strong>2022</strong> and 2023: Slot York, Schloss Imola,<br />
Schloss Quedlinburg, Schloss Tramontana. All five new gastankers with Stage V<br />
engines according to new EU-standards and SCR-Catalysts. Most modern technology<br />
sets new benchmarks in their class by reducing hydrocarbons by 81 %, nitrogen<br />
oxides by 97 % and particulate matters by 95 %.<br />
One tanker of the fleet of 150 tankers belonging<br />
to GEFO. 26 new build to reduce pollutant emissions.<br />
Which tanker will sail for you?<br />
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SCHIFFFAHRT<br />
ECO-Karten gehen »in Rente«<br />
Das Jahr 2023 bringt eine Neuerung für die Binnenschifffahrt, nämlich ein neues<br />
Bezahlsystem für die Entsorgungsgebühren im CDNI. Die bislang genutzten Datenterminals<br />
und ECO-Karten sollen durch ein digitales Bezahlsystem per Smartphone ersetzt werden<br />
Ab dem kommenden Jahr müssen sich Binnenschiffer auf ein neues, digitales Bezahlsystem einstellen<br />
© Pixabay<br />
Die Nachricht über die Erhöhung der<br />
Entsorgungsgebühr nach Teil A des<br />
»Übereinkommens über die Sammlung,<br />
Abgabe und Annahme von Abfällen in der<br />
Rhein- und Binnenschifffahrt« (CDNI) ab<br />
1. Januar 2023 ist bereits durch die Fachmedien<br />
gegangen. Im weiteren Verlauf des<br />
Jahres 2023 wird sich darüber hinaus auch<br />
noch die Art und Weise der Erhebung ändern:<br />
Nach mehr als zehn Betriebsjahren<br />
werden Datenterminals und ECO-Karten<br />
»in Rente geschickt«. Von der zweiten Jahreshälfte<br />
2023 an soll die Erhebung der<br />
notwendigen Daten über Smartphones sowohl<br />
bei den Bunkerbetrieben als auch bei<br />
den gebührenpflichtigen Schiffen erfolgen.<br />
Angesichts der galoppierenden Inflation<br />
ist der Beschluss zur Erhöhung der Entsorgungsgebühr<br />
aus der Sicht des Bilgenentwässerungsverbandes<br />
(BEV) und seiner<br />
ausländischen Schwesterorganisationen<br />
genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen,<br />
damit die Entsorgungssysteme<br />
stabil aus sich selbst heraus finanziert wer-<br />
MarFlex ist seit mehr als 40 Jahren eine<br />
Lieferantin und Herstellerin von Frachtpumpen<br />
für die Binnenschifffahrt. Unsere Erfahrungen<br />
und der ständige Dialog mit den Kunden<br />
bilden die Grundlage für eine nachhaltige<br />
Produktverbesserung in Bezug auf Qualität,<br />
Effizienz und Benutzerfreundlichkeit.<br />
In der Binnenschifffahrt wird unsere<br />
Deepwell-Pumpe oft in Kombination mit<br />
unserer Saugpumpe (MPDP) eingesetzt.<br />
Da MarFlex ständig an der Verbesserung<br />
ihrer Produkte arbeitet, wurde für die<br />
Saugpumpe eine neue Dichtung entwickelt,<br />
die die Wartung erleichtert. Die neue<br />
MarFlex-Dichtung ist so entworfen, dass<br />
sie an Deck und nicht im Tank ausgetauscht<br />
werden kann.<br />
Die Vorteile dieser neuen Dichtung;<br />
• Zum Auswechseln der Dichtung braucht<br />
man den Tank nicht mehr zu betreten.<br />
• Das Auswechseln der Dichtung ist<br />
effizienter geworden.<br />
Für mehr Informationen bitte kontaktieren<br />
Sie unsere Ersatzteil- und Serviceabteilung<br />
(service@marflex.com).<br />
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12 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
den können. Ohne in eine Glaskugel zu<br />
schauen: Der ab 1. Januar 2023 auf 10,00 €<br />
je 1.000 Liter Kraftstoff angehobene Betrag<br />
sollte für mehr als zwei Jahre ausreichen.<br />
Der Umstieg auf ein neues Bezahlverfahren<br />
hat verschiedene Gründe. Nur einer<br />
davon ist die Beobachtung, dass in<br />
immer mehr Lebensbereichen vielfältig<br />
nutzbare Smartphones Möglichkeiten für<br />
Verfahrensvereinfachungen bieten. Dabei<br />
wird zumeist Papier auf irgendeine<br />
Weise durch Elektronik ersetzt. So soll es<br />
auch im Rahmen des CDNI bei der Entrichtung<br />
der Entsorgungsgebühren und<br />
kurze Zeit später bei der Erfassung der<br />
abgegebenen Abfallmengen geschehen.<br />
Im Rahmen des neuen Bezahlsystems<br />
bleibt die bekannte Struktur erhalten: Es<br />
wird weiterhin ECO-Konten geben. Die<br />
Verfahren zum Auffüllen der Konten<br />
bleiben die gleichen. Zum Stichtag – voraussichtlich<br />
1. August 2023 – werden die<br />
Salden aus dem »alten« Systems auf das<br />
neue System übertragen. Zum Kontrollieren<br />
auf korrekte Verbuchungen<br />
und sonstige Fragen der Zusammenarbeit<br />
mit dem BEV ist schon heute pro<br />
ECO-Konto eine Person als Ansprechpartner(-in)<br />
benannt worden. Auf diese<br />
Personen kommen im künftigen Bezahlsystem<br />
neue Aufgaben zu.<br />
An der Bunkerstation wird sich etwas<br />
Wesentliches ändern. Künftig soll die Erfassung<br />
der gebunkerten Menge über das<br />
Smartphone des Kraftstofflieferanten erfolgen.<br />
Über das Smartphone des Schiffs<br />
erfolgt die Identifikation des Schiffes und<br />
die Bestätigung, dass die Bunkermenge<br />
korrekt eingegeben wurde. Statt eines Papierausdrucks<br />
aus den bisher genutzten<br />
Terminals wird es eine elektronische<br />
Quittung über den abgebuchten Betrag<br />
auf das Handy geben – neben der üblichen<br />
Verbuchung auf dem ECO-Konto.<br />
Dabei wird davon ausgegangen, dass es<br />
sowohl auf jedem Bunkerboot als auch<br />
»An der Bunkerstation wird sich<br />
etwas Wesentliches ändern«<br />
Erwin Spitzer<br />
auf jedem Tankwagen ein fest diesem<br />
Fahrzeug zugeordnetes Smartphone gibt.<br />
Gleiches gilt auch für alle Binnenschiffe,<br />
die die Entsorgungsgebühr entrichten<br />
müssen: Von jedem gebührenpflichtigen<br />
Fahrzeug wird angenommen, dass es<br />
über ein genau diesem Schiff fest zugeordnetes<br />
Smartphone verfügt.<br />
Hier liegen künftig zusätzliche Aufgaben<br />
für die Personen, die dem BEV als<br />
Verantwortliche für das ECO-Konto benannt<br />
worden sind. Diese Personen – sagen<br />
wir die künftigen ECO-Identifikations-<br />
Manager – müssen im Datenbanksystem<br />
jedem Schiff einmalig die Rufnummer des<br />
entsprechenden Smartphones sowie den<br />
Benutzernamen für das Schiff und ein<br />
Passwort zuordnen.<br />
Die Rufnummer des Smartphones ist<br />
wichtig, damit über diese Nummer und<br />
über die noch zu entwickelnde App genau<br />
die Daten aufgerufen werden können,<br />
die dieses Schiff betreffen: Quittungen<br />
über die in den letzten zwölf Monaten<br />
gezahlten Entsorgungsbeiträge und<br />
später die Mengen an abgegebenen Abfällen.<br />
Selbstverständlich sind diese Informationen<br />
auch über andere »elektronische<br />
Devices« (Tablets, Laptops, Arbeitsplatzrechner)<br />
abrufbar. Das testweise<br />
Aufrufen der App ist erst ab dem<br />
Frühjahr 2023 möglich.<br />
Natürlich können vom Normalfall abweichende<br />
Sondersituationen auftreten.<br />
Etwa, dass einzelnen Schiffen kein<br />
Smartphone fest zugeordnet ist, dass die<br />
Besatzung gar kein Smartphone zur Verfügung<br />
hat oder dass auf vorhandenen<br />
Smartphones keine zusätzlichen Apps installiert<br />
werden können. Derartige Fälle<br />
müssen im Einzelfall geprüft und gelöst<br />
werden.<br />
Nach erfolgter Modernisierung des Bezahlsystems<br />
– also erst im Laufe des Jahres<br />
2024, sollen die Daten bei der Abgabe<br />
der Abfälle an Bilgenentölungsboote und<br />
andere Annahmestellen elektronisch erfasst<br />
werden. Damit soll auch ein erster<br />
Schritt im Hinblick auf die Umstellung<br />
von den heute manuell auf Papier geführten<br />
Ölkontrollbüchern hin zu digitalen<br />
Ölkontrollbüchern getan werden. Ein<br />
weiterer Schritt zur Modernisierung des<br />
Verkehrsträgers »Binnenschifffahrt«.<br />
Autor: Erwin Spitzer, Geschäftsführer<br />
Bilgenentwässerungsverband<br />
Duisburg<br />
Dein Partner für<br />
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Betriebs- und Schmierstoffe für den<br />
sicheren Betrieb Deiner Flotte.<br />
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hoyer-marine.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
13
SCHIFFSTECHNIK<br />
»Chicago« – emissionsfrei durch den Hafen<br />
Mit der Taufe der »Chicago« hat die Flotte Hamburg eines der modernsten Planierschiffe<br />
übernommen. Gebaut wurde dieses Spezialschiff, das über einen innovativen<br />
Hybridantrieb verfügt, auf der Hitzler Werft in Lauenburg. Von Anna Wroblewski<br />
© Ole Henckel<br />
Rund 24 Monate hat der Bau der<br />
»Chicago«, die bei der Wassertiefeninstandhaltung<br />
im Hamburger Hafen<br />
eingesetzt wird, gedauert. Der Auftragsumfang<br />
der Werft umfasste den Bau des<br />
kompletten Schiffes inklusive der Planiervorrichtung<br />
und des Hybridantriebs.<br />
»Das Zusammenführen aller Komponenten<br />
vor allem in Hinblick auf die anspruchsvollen<br />
technischen Lösungen entsprach<br />
keiner Standard-Lösung aus der<br />
Schublade«, sagte Werft-Geschäftsführer<br />
Kai Klimenko anlässlich des Stapelhubs<br />
des Schiffes im Sommer 2021 gegenüber<br />
der »Binnenschifffahrt«. Hier habe sich<br />
die Erfahrung der Hitzler Werft im Spezialschiffbau<br />
gezeigt, weshalb es zu keinen<br />
großen Herausforderungen oder Komplikationen<br />
gekommen sei.<br />
Emissionsarm unterwegs<br />
Die »Chicago« sei ein State-of-the-Art-<br />
Schiff im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit<br />
und Nachhaltigkeit, sagte Jens Meier,<br />
Die Taufgesellschaft an den Hamburger Landungsbrücken (v.l.): Almut Möller (Staatsrätin in<br />
Hamburg), Jason Chue (US-Generalkonsul in Hamburg), Jens Meier (HPA-Geschäftsführer) Amy<br />
Gutmann (US-Botschafterin in Deutschland) und Peter Tschentscher (Hamburgs Erster Bürgermeister)<br />
Chef der Hamburg Port Authority, dessen<br />
Tochterunternehmen die Flotte Hamburg<br />
ist, anlässlich der Taufe des Schiffes. Das<br />
Planiergerät könne bis zu zwei Stunden<br />
emissionsfrei und geräuschlos im Batteriemodus<br />
betrieben werden. Ansonsten werde<br />
es mit dem emissionsarmen Kraftstoff<br />
GTL (Gas-to-Liquids) gefahren. »Wenn<br />
E-Fuels, die zum Beispiel aus Wasserstoff<br />
hergestellt werden, verfügbar sind, werden<br />
wir die ersten sein, die es nutzen werden«,<br />
so Meier.<br />
Das Antriebssystem des Planierschiffes<br />
besteht aus zwei Caterpillar-Motoren<br />
vom Typ C18. Diese weisen eine Leistung<br />
von jeweils 500 kW bei 2100 1/min auf.<br />
© HHM / Haßkamp<br />
14 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
© Louis Zander<br />
© Ole Henckel<br />
Wendegetriebe des Planierschiffes<br />
An Bord befinden sich zwei Caterpillar-Motoren mit einer Leistung von je 500 kW<br />
Den Hilfsdiesel hat ebenfalls Caterpillar<br />
geliefert. Es handelt sich dabei um ein<br />
C4.4 ACERT-Modell mit 99 kWe bei<br />
1500 1/min. Für den elektrischen Antrieb<br />
sorgen zwei BEN Buchele-Motoren, die<br />
jeweils 60 kWe bei 2130 1/min leisten.<br />
Die beiden Elektromotoren sitzen direkt<br />
an einem Wendegetriebe des Herstellers<br />
REINTJES. Wie Louis Zander, Director<br />
Sales & Service bei REINTJES in Hamburg,<br />
erklärt, haben diese Getriebe eine<br />
zusätzliche Untersetzung für den E-Motor,<br />
damit er auch im elektrischen Antriebsmodus<br />
seine Nennleistung abgegeben<br />
kann. Das Getriebe vom Typ WAF 364 ist<br />
dafür mit einem sekundären Nebenabtrieb<br />
(PTO/PTI) ausgestattet. Sekundär bedeutet<br />
dabei, dass der Nebentrieb hinter der<br />
Hauptkupplung sitzt. Damit kann die<br />
»Chicago« elektrisch fahren, ohne dass der<br />
Hauptmotor mit dreht. Im Elektromodus<br />
fährt das Schiff unter anderem auf der<br />
Hin- und Rückfahrt zum Einsatzgebiet.<br />
Während der Planierarbeiten wird auf den<br />
Hauptantrieb umgeschaltet. Die dabei erzeugte,<br />
überschüssige Energie kann über<br />
die PTOs in die Batterien (Typ Cobra von<br />
Becker Marine Systems) geladen werden.<br />
Die schiffseitige Steuerung für das wechseln<br />
dieser verschiedenen Antriebsmodi<br />
kommt ebenfalls von REINTJES.<br />
Die elektrische Leistung der »Chicago«<br />
reicht für rund 120 Minuten bei 6 kn. Im<br />
GTL-Betrieb erreicht das 25 m lange,<br />
8,50 m breite und maximal 2,60 m tiefgehende<br />
Schiff rund 10 kn.<br />
Für<br />
wenig Platz<br />
und viel<br />
Leistung<br />
Kompakt, leicht und antriebsstark:<br />
Unsere wassergekühlten Elektromotoren<br />
sind die erste Wahl wenn geringe Einbaugröße<br />
und hohe Antriebsleistung gleichzeitig<br />
gefordert werden.<br />
• Baugröße 71 bis 315 als Standardbaureihe,<br />
weitere auf Kundenwunsch<br />
• Betrieb am Frequenzumrichter<br />
möglich<br />
• Multifußanbau für acht Anschraubpositionen<br />
im 45-Grad-Winkel<br />
• Zahlreiche Sonderausstattungen,<br />
z. B. Stillstandheizung, Bremse,<br />
Inkrementalgeber<br />
Quality made<br />
in Germany.<br />
Seit 1931.<br />
www.benbuchele.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
15<br />
BEN Buchele: die Motorenmanufaktur
SCHIFFSTECHNIK<br />
Steuerhaus der »Chicago«<br />
Am Heck des Schiffes befindet sich ein Schlickpflug<br />
© Ole Henckel<br />
Flaggenübergabe (v.l.): Kai Klimenko, Sandra Orth (Geschäftsführerin Hamburg Flotte),<br />
Marek Klimenko und Karsten Schönewald (Geschäftsführer Flotte Hamburg)<br />
Die »Chicago« ist neben dem kleineren<br />
Planiergerät »Otto Stockhausen« das<br />
zweite Planierschiff der Hamburg Flotte.<br />
Das sieben Millionen Euro teure Schiff<br />
zieht im Rahmen der Wassertiefeninstandhaltung<br />
des Hamburger Hafens<br />
die Sedimente in Bereiche, in denen sie<br />
mit Saugbaggern leichter aufgenommen<br />
werden können. Dafür wurde die »Chicago«<br />
mit einem 9,70 m breiten und 3,7 t<br />
schwerem Schlickpflug ausgerüstet. An<br />
Deck des Schiffes, das einen Pfahlzug von<br />
15 kN aufweist, steht eine Fläche für einen<br />
20 Fuß-Container zur Verfügung.<br />
Für seine Arbeitsaufträge verfügt das<br />
Planierschiff ferner über einen Moonpool<br />
mit einem Durchmesser von 1,2 m,<br />
einen Teledyne-T20-Fächersonar sowie<br />
einen Wassermonitor. Für das Handling<br />
der umfangreichen Messtechnik verfügt<br />
die »Chicago« über einen Schenkrahmen<br />
mit 300 kg SWL.<br />
Taufe in Hamburg<br />
Corona-bedingt mussten die Feierlichkeiten<br />
anlässlich des Stapelhubs letzten<br />
Zwei wassergekühlte Elektromotoren wurden<br />
für das Planierschiff geliefert<br />
© BEN Buchele<br />
Sommer entfallen. Umso feierlicher fiel<br />
die Taufe, die im September im Hamburger<br />
Hafen stattfand, aus. Zugegen<br />
waren neben Jens Meier unter anderem<br />
Jason Chue (US Generalkonsul in<br />
Hamburg), Peter Tschentscher (Erster<br />
Bürgermeister der Freien und Hansestadt<br />
Hamburg) und natürlich die Taufpatin<br />
Amy Gutmann (US-Botschafterin<br />
in Deutschland). Wie schon die anderen<br />
Schiffe der Hamburg Flotte, wurde<br />
auch die »Chicago« nach einer Partnerstadt<br />
von Hamburg benannt. »Die ›Chicago‹<br />
sorgt für freie Fahrt im Hafen, indem<br />
auch große Containerschiffe immer<br />
eine Handbreit Wasser unterm Kiel<br />
haben. Es steht für die Gemeinsamkeiten<br />
von Hamburg und Chicago als<br />
Handelszentren am Wasser, die seit<br />
rund 30 Jahren über eine Städtepartnerschaft<br />
verbunden sind.<br />
Mit der Patenschaft der US-Botschafterin<br />
Amy Gutmann setzen wir ein Zeichen<br />
für die deutsch-amerikanische<br />
Freundschaft. Wenn die ›Chicago‹ im<br />
Hafen unterwegs ist, vermittelt sie den<br />
Geist der Verbundenheit mit unserem<br />
Partner in den USA«, sagte Peter<br />
Tschentscher. Die Taufe an den Hamburger<br />
Landungsbrücken ließen sich<br />
die beiden Geschäftsführer der Hitzler<br />
Werft auch nicht entgehen.<br />
»Bei der Taufe eines Schiffes dabei zu<br />
sein, welches wir von den ersten Entwürfen<br />
bis zur Fertigstellung begleitet<br />
haben, erfüllt uns immer mit Stolz«,<br />
sagte Marek Klimenko, »Wir freuen uns<br />
sehr, dieses innovative Projekt mit der<br />
Flotte Hamburg realisiert zu haben und<br />
wünschen der ›Chicago‹ immer eine<br />
Handbreit Wasser unterm Kiel!« <br />
Technische Daten<br />
Planierschiff »Chicago«<br />
Länge: 25 m<br />
Breite: 8,5 m<br />
Tiefgang: 2,6 m<br />
Antrieb: mechanisch/elektrisch;<br />
Hauptantrieb: 2 x Caterpillar<br />
C18; Elektro-Antrieb: 2 x BEN<br />
Buchele WD200 Reintjes Getriebe<br />
WAF 364<br />
Geschwindigkeit: max. 10 kn; im<br />
E-Modus: 6 kn<br />
Besatzung: 2 Personen<br />
16 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Drei Fragen an …<br />
Louis Zander<br />
Director Sales & Service<br />
REINTJES Hamburg<br />
»Einige spannende Projekte in der Pipeline«<br />
Für das hybride Antriebssystem der<br />
»Chicago« hat REINTJES unter anderem<br />
die Getriebe geliefert. Was zählte noch<br />
zum Lieferumfang?<br />
Louis Zander: Für das Zweiwellen-<br />
Schiff haben wir neben dem Wendegetriebe<br />
WAF 364, flexible Kupplungen,<br />
die Frequenzumrichter für die Elektromotoren<br />
als auch für die Verbindung<br />
zwischen Bordnetz und Gleichstromzwischenkreis<br />
sowie die Intelligenz –<br />
unser REINTJES Control System – geliefert.<br />
Diese Schiffssteuerung haben wir<br />
erst vor Kurzem auf der SMM in Hamburg<br />
präsentiert. Das System ist in drei<br />
Variationen erhältlich. Bei der ›Chicago‹<br />
kam die ›Advanced‹ Lösung zum<br />
Einsatz.<br />
Es ist eines der ersten Projekte, bei dem<br />
die Steuerung zum Einsatz kommt. Sie<br />
ist für die Steuerung der Hauptmotoren<br />
sowie das Zusammenspiel mit den Elektromotoren<br />
zuständig. Zu dem Fahrhebel<br />
kommt bei dieser Ausführung<br />
auch ein Bedienpanel mit TFT-Bildschirm<br />
zum Einsatz. Zusätzlich sind bis<br />
zu 4 Nebenfahrstände möglich. Bei diesem<br />
Projekt wurde ein zweiter Fahrstand<br />
ausgeführt.<br />
Louis Zander hat den Bau der »Chicago« für<br />
REINTJES begleitet<br />
© Privat<br />
Wenn Sie auf das Projekt zurückblicken,<br />
was aus Ihrer Sicht ist besonders<br />
daran?<br />
Zander: Das Besondere an diesem Projekt<br />
ist, dass ein so kleines Schiff über einen<br />
Gleichstromzwischenkreis verfügt.<br />
Während des Planierbetriebs wird kein<br />
Extragenerator benötigt und die Elektromotoren<br />
können den Strom in das Bordnetz<br />
sowie in die Batterien einspeisen.<br />
Dies ist nur mit einem Gleichstromnetz<br />
möglich. Man nennt diese Funktion auch<br />
Inselbetrieb. Die Frequenzumrichter<br />
müssen sich nicht auf ein vorhandenes<br />
Netz aufschalten, um Strom zurückzuspeisen.<br />
Eine weitere Besonderheit ist,<br />
dass das ganze System redundant ausgelegt<br />
ist.<br />
An welchem, spannendem Projekt arbeiten<br />
Sie aktuell?<br />
Zander: Wir haben momentan einige<br />
spannende Projekte in der Pipeline, über<br />
die wir aber erst sprechen können, wenn<br />
sie weiter fortgeschritten sind. Eines, das<br />
vor Kurzem auf der SMM bekannt gegeben<br />
wurde, ist ein Auftrag für die italienische<br />
Reederei Liberty Lines, die auf der<br />
spanischen Werft Armon neun neue Fähren<br />
bauen lässt.<br />
Rolls-Royce Power Systems liefert als<br />
Systemlieferant die Antriebe und wir<br />
dürfen die Winkelversatzgetriebe (Typ<br />
WVSA 1542) beisteuern, übrigens auch<br />
in einer Hybrid-Ausführung. Es ist unser<br />
neuestes Getriebe, das wir ebenfalls auf<br />
der SMM erstmals vorgestellt haben.<br />
Seit über <strong>11</strong>0 Jahren im Dienst der Binnenschifffahrt:<br />
• Docks<br />
• Schlosserei<br />
• Dreherei<br />
• Ankerbau<br />
• Schweißboot<br />
HEINRICH HARBISCH Schiffswerft GmbH<br />
47053 Duisburg | Außenhafen | Marientor | Werftstraße 47 | Tel. +49 (0) 203 61024 | Fax +49 (0) 203 61846 | E-Mail: harbisch@ha-du.de | www.ha-du.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
17
SCHIFFSTECHNIK<br />
CAPTN INITIATIVE<br />
Schleswig-Holstein übergibt 330.000 € für digitale Schifffahrt in Kiel<br />
(v.l.): SH-Minister Dirk Schrödter, CAU- und CAPTN-Experte<br />
Dirk Nowotka und CAU-Präsidentin Simone Fulda<br />
© Wimber/CAPTN Initiative<br />
Vorhabens benötigen die Akteure auch die verschiedenen Facetten<br />
der Künstlichen Intelligenz (KI). »Die CAPTN Initiative ist<br />
durchzogen von Fragestellungen zu KI«, erklärte Karsten Pankratz,<br />
InnovationScout im Geschäftsbereich der Christian-<br />
Albrechts-Universität zu Kiel Transfer, Initiator und Koordinator<br />
der CAPTN Initiative. »Diese können jetzt als zentrales Element<br />
deutlich sichtbarer herausgearbeitet werden. Bisher fehlte es hierfür<br />
an der Finanzierung geeigneter Fachkräfte.«<br />
Minister Dirk Schrödter, der den Förderbescheid über knapp<br />
329.000 € überreichte, kommentierte wie folgt: »Kein autonom<br />
fahrendes Fahrzeug kommt ohne Künstliche Intelligenz aus. Abgesehen<br />
davon, optimiert die KI nicht nur die Schifffahrt, sondern<br />
auch viele weitere Prozesse in der maritimen Wirtschaft.<br />
Das Besondere an CAPTN KI ist, dass das Vorhaben alle Verkehrsarten,<br />
sei es auf Wasser, Schiene oder Straße, in den Blick<br />
nimmt und diese vernetzt. Ziel ist es, neue innovative Projekte zu<br />
entwickeln, um die maritime Wirtschaft im Norden weiter zu<br />
stärken. Das unterstützen wir als Land sehr gerne – auch weil die<br />
CAPTN Initiative mit ihren Handlungsfeldern schon seit einigen<br />
Jahren erfolgreich zum Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und<br />
Wissenschaft in Schleswig-Holstein beiträgt.«<br />
Die Akteure der CAPTN Initiative wollen künftig zudem unterschiedliche<br />
KI-Projekte auf dem im Bau befindlichen Versuchsträger<br />
»MS Wavelab« auf einem digital ausgerüsteten Testfeld<br />
auf der Kieler Förde erforschen und umsetzen.<br />
Die Initiative »Clean Autonomous Public Transport Network«<br />
(CAPTN) hat vom Land Schleswig-Holstein eine Förderung für<br />
ihr KI-Projekt erhalten. Mit der Förderung der Künstlichen Intelligenz<br />
durch Schleswig-Holstein soll die CAPTN Initiative<br />
künftige, verlässliche Systeme für Schiffsverkehre schaffen. Einen<br />
entsprechenden Förderbescheid über knapp 330.000 € übergab<br />
Digitalminister Dirk Schrödter heute im Kieler Wissenschaftszentrum.<br />
Die CAPTN Initiative will eine integrierte innerstädtische Mobilitätskette<br />
etablieren. In ihr sollen autonome und saubere Verkehrsträger<br />
für den öffentlichen Nahverkehr zu Wasser und zu<br />
Land miteinander verzahnt werden. Für die Umsetzung dieses<br />
»MS Wavelab« wird auf einer Kieler Werft gebaut<br />
Das autonom fahrende Elektroschiff »MS Wavelab« entsteht auf<br />
der Gebr. Friedrich Schiffswerft in Kiel. Die Ablieferung ist für<br />
Ende <strong>2022</strong> geplant. Den Elektroantrieb für die schwimmende<br />
Forschungsplattform liefert der Hersteller Torqeedo.<br />
Als offene Plattform soll das »Wavelab« die Erforschung und<br />
Entwicklung der erforderlichen Technologien unterstützen,<br />
welche auf ein zukünftig »sauberes« und autonomes Nahverkehrsnetz<br />
an der Kieler Förde abzielen. Basierend auf einem<br />
modularen Konzept, wird das Schiff sehr flexibel sein, um neue<br />
Technologieprojekte zu integrieren, heißt es von den Projektbeteiligten.<br />
RD<br />
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18 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Frischekur für »Rhein Star«-Antrieb<br />
Nach über 20 Jahren im Dienst wurden die Ruderpropeller sowie die Pumpjets des<br />
Event-Fahrgastschiffes »Rhein Star« grundüberholt. Erfolgreich hat das Schiff jetzt seine<br />
erste Saison mit den »neuen« Antrieben abgeschlossen<br />
Die Überholung der Antriebe erfolgte in einer Schottel-Werkstatt. Den Einbau der erneuerten Anlagen führte Stahlbau Müller durch<br />
© Schottel<br />
An Bord der »Rhein Star« befinden sich zwei Schottel Ruderpropeller<br />
(SRP) mit einer kW-Leistung von je 400 sowie ein<br />
Schottel-Pumpjet-Hilfsantrieb (SPJ) mit 100 kW. Die Antriebsanlage<br />
wurde in einer Werkstätte von Schottel überholt. Vor dem<br />
Saisonstart hat die Werft Stahlbau Müller mit Sitz in Oberwinter<br />
die erneuerten Antriebe wieder eingebaut.<br />
Die »Rhein Star« ist eines von vier Event-Fahrgastschiffen der<br />
Rössler Linie. Das 44 m lange und neun Meter breite Schiff, das<br />
bei der Lux-Werft gebaut wurde, ging 2003 in Betrieb. Es bietet<br />
Platz für bis zu 600 Personen. Neben den Ruderpropellern gehören<br />
zwei MTU-Dieselmotoren mit einer Leistung von je<br />
399 kW bei 2.100 1/min zum Antriebsstrang.<br />
»Wir haben uns für die Überholungen direkt bei Schottel entschieden,<br />
weil wir damit sicherstellen konnten, dass wir höchste<br />
OEM-Qualität erhalten. Schottel stand uns während des gesamten<br />
Projektverlaufs mit Rat und Tat zur Seite und hat alle<br />
notwendigen Schritte für uns nachvollziehbar erläutert. Wir<br />
haben eng zusammengearbeitet, sodass wir pünktlich in die<br />
Saison starten konnten und den gesamten Sommer zuverlässig<br />
mit dem Schiff im Einsatz waren«, kommentiert die Geschäftsführerin<br />
der Rössler Linie, Bianka Rössler, die Instandhaltungsmaßnahmen.<br />
Der Spayer Antriebsspezialist verfügt weltweit über acht, laut<br />
eigenen Angaben umfangreich ausgestattete, Werkstätten. Die<br />
Reparaturteams sollen sicherstellen, dass Antriebe »so schnell wie<br />
möglich wieder zum Laufen gebracht werden«. Dafür verfügen<br />
die Werkstätten über modernen Maschinenparks, Ersatzteillager<br />
direkt vor Ort, Komponenten auf dem neuesten Stand der Technik<br />
und dem direkten Zugriff auf alle internen Fachabteilungen.<br />
Darüber hinaus durchlaufen auch überholte Antriebe unabhängige<br />
Qualitätssicherungsprozesse, so Schottel.<br />
RD<br />
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Die Werft ist<br />
Schweißbetrieb<br />
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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
19
SCHIFFSTECHNIK<br />
Damen wird zum Landstrom-Anbieter<br />
Mc Energy und Damen Services haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.<br />
Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen eine Landstromlösung auf den Markt bringen.<br />
Mit dem System sollen sowohl Binnen- als auch Seeschiffe versorgt werden<br />
B-Shore soll zu einer Reduzierung von schädlichen Emissionen beitragen<br />
Voraussetzung für eine Installation an<br />
Bord ist eine vorherige Überprüfung<br />
des Systemlayouts, um die Anforderungen<br />
zu spezifizieren, teilt eine<br />
Damen-Sprecherin auf Anfrage der Binnenschifffahrt<br />
mit. Es wäre immer eine<br />
»Art von Systemintegration erforderlich<br />
sein, um diese Lösung an die Anforderungen<br />
des Kunden an Bord anzupassen«.<br />
Das System mit dem Namen B-Shore<br />
soll es ermöglichen, Schiffe weltweit sicher<br />
und zuverlässig an die lokale Landstromversorgung<br />
anzuschließen. Ziel sei<br />
dabei eine erhebliche Reduzierung der<br />
Treibhausgas- und Feinstaubemissionen<br />
sowie die Einsparung von Kraftstoff.<br />
B-Shore kann mehrere Spannungen<br />
liefern und zwischen 50Hz- und 60Hz-<br />
Netzen umschalten. Das bedeutet Damen<br />
zufolge, dass jedes Bordnetz mit einem<br />
Ortsnetz verbunden werden kann.<br />
B-Shore fange auch jede Instabilität des<br />
lokalen Netzes ab und sorge für eine sichere<br />
Trennung zwischen Land und<br />
Schiff, wodurch galvanische Korrosion<br />
vermieden werde, heißt es weiter. Es sei<br />
auch möglich, ein Batteriepaket (Energiespeicher)<br />
an B-Shore anzuschließen,<br />
falls die Landstromversorgung zu<br />
schwach, instabil oder anderweitig eingeschränkt<br />
ist. B-Shore S125 könne »sogar«<br />
mehrere Geräte mit begrenztem Verbrauch<br />
gleichzeitig mit Landstrom versorgen.<br />
© Damen<br />
Leasen oder Kaufen?<br />
Die exklusive Partnerschaftsvereinbarung<br />
zwischen Mc Energy und Damen<br />
Services umfasst den Bau, den Verkauf,<br />
die Lieferung und den Kundendienst von<br />
B-Shore-Anlagen. »B-Shore ist eine neue,<br />
nachhaltige Erweiterung des Produktund<br />
Dienstleistungsangebots von Damen<br />
Services, das wir dank unseres umfangreichen<br />
Netzwerks von Service Hubs<br />
Schiffseignern, Werften und Dienstleistern<br />
auf der ganzen Welt zur Verfügung<br />
stellen können«, erklärt Rutger Blaauw,<br />
Managing Director von Damen Services.<br />
Neben dem Kauf von B-Shore-Einheiten<br />
wird Damen Services auch mit<br />
Leasingkonstruktionen für seine Kunden<br />
arbeiten. Damen Services beabsichtigt,<br />
eine beträchtliche Anzahl von Einheiten<br />
auf Lager zu halten, und die erste B-Shore<br />
wird voraussichtlich im zweiten Quartal<br />
2023 ausgeliefert werden.<br />
»Wir freuen uns auf die weitere Einführung<br />
von B-Shore mit Damen Services.<br />
Diese Vereinbarung ist ein großartiges<br />
Sprungbrett für eine engere Zusammenarbeit<br />
zwischen Damen Services und Mc<br />
Energy durch die Entwicklung von Spinoff-Produkten<br />
und Lösungen, an denen<br />
wir bereits arbeiten«, Alex Wesemann,<br />
kaufmännischer Direktor und Miteigentümer<br />
von Mc Energy, erklärt. RD<br />
(v.l.): Rutger Blaauw (Geschäftsführer von Damen Services) und Alex Wesemann (Kaufmännischer<br />
Direktor und Miteigentümer von Mc Energy)<br />
20 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
MTU-MOTOREN<br />
Rolls-Royce und Neste gründen Kraftstoff-Partnerschaft<br />
Rolls-Royce und der finnische Neste-Konzern<br />
haben eine Absichtserklärung unterzeichnet,<br />
um eine strategische Partnerschaft<br />
bei der Einführung nachhaltiger<br />
Kraftstoffe für Dieselmotoren aufzubauen.<br />
Man teile die Vision, dass nachhaltige<br />
Kraftstoffe eine Schlüsselrolle bei<br />
der Reduzierung von Treibhausgasemissionen<br />
in Off-Highway-Anwendungen<br />
spielen werden, teilte der Rols-Royce-<br />
Konzern, zu dem die Marke MTU aus<br />
Deutschland gehört, jetzt mit. Die<br />
Hauptbestandteile der Vereinbarung<br />
sind: die Förderung der Nutzung bestehender<br />
Verbrennungsmotoren für<br />
nachhaltige Kraftstoffe, die Förderung<br />
des Übergangs von fossilen Kraftstoffen<br />
zu nachhaltigen Kraftstoffen und der<br />
Wissensaustausch über hochwertigen erneuerbaren<br />
Diesel (HVO).<br />
Tobias Ostermaier, President Stationary<br />
Power Solutions, innerhalb der Rolls-<br />
Royce-Geschäftseinheit Power Systems<br />
(RRPS), die Motoren unter der Marke<br />
MTU herstellt, sagte: »Im Rahmen unseres<br />
Nachhaltigkeitsprogramms haben wir uns<br />
verpflichtet, unser MTU-Produktportfolio<br />
so auszurichten, dass bis 2030 nachhaltige<br />
Kraftstoffe und neue MTU-Technologien<br />
die Treibhausgasemissionen um 35 % im<br />
Vergleich zu 2019 reduzieren werden. Unsere<br />
Vereinbarung mit Neste, dem weltweit<br />
führenden Hersteller von erneuerbarem<br />
Diesel, wird uns helfen, unsere Ziele und<br />
die unserer Kunden zu erreichen.«<br />
»Neste MY Renewable Diesel« wird<br />
nach Angaben der Finnen zu 100 % aus<br />
erneuerbaren Rohstoffen hergestellt. Lars<br />
Kooperationspartner (v.l.): Mats Hultman (Head of OEM Partnerships, Neste), Lars Peter Lindfors (Senior<br />
Vice President Innovations, Neste), Tobias Ostermaier (President Stationary Power Solutions, RRPS) und<br />
Michael Stipa (Vice President Stationary Strategy, Business Development and Product Management, RRPS)<br />
Peter Lindfors, Senior Vice President Innovations<br />
sagte, damit könnten die Treibhausgasemissionen<br />
»im Vergleich zu fossilem<br />
Diesel über den gesamten Lebenszyklus<br />
um 75 bis 95 % reduziert werden.«<br />
Neste verfügt derzeit über eine weltweite<br />
Produktionskapazität für erneuerbare<br />
Produkte von 3,3 Mio. t jährlich.<br />
Das laufende Expansionsprojekt in Singapur<br />
und ein Joint Venture mit Marathon<br />
in Martinez, Kalifornien, das<br />
noch nicht abgeschlossen ist, sollen die<br />
Gesamtproduktionskapazität für erneuerbare<br />
Produkte bis Ende 2023 auf<br />
5,5 Mio. t erhöhen. Nach Fertigstellung<br />
soll zudem die Erweiterung der Rotterdamer<br />
Raffinerie die Kapazität bis Ende<br />
2026 auf 6,8 Mio. t erhöhen.<br />
Rolls-Royce zufolge haben Tests gezeigt,<br />
dass der Einsatz von HVO CO 2<br />
-,<br />
Stickoxid- und Partikel-Emissionen erheblich<br />
reduziert. Dazu Michael Stipa,<br />
Vice President Stationary Strategy, Business<br />
Development and Product Management:<br />
»Seit Mai <strong>2022</strong> hat Rolls-Royce<br />
mtu-Dieselmotoren für die Stromerzeugung<br />
für nachhaltigen HVO-Kraftstoff<br />
und andere EN15940-Kraftstoffe<br />
freigegeben. Die von uns durchgeführten<br />
Tests zeigen eine Reduzierung der Treibhausgase<br />
um bis zu 90 %, der Partikel-<br />
Emissionen um bis zu 80 % und der<br />
Stickoxide um durchschnittlich 8 %. Alle<br />
unsere Tests ergaben die volle Leistung<br />
ohne Änderungen an den Motoren.« Power<br />
Systems gibt derzeit schrittweise seine<br />
wichtigsten mtu-Motorenbaureihen<br />
für nachhaltige Kraftstoffe wie HVO<br />
(Hydrotreated Vegetable Oil) und E-Diesel<br />
für den Einsatz auch in Anwendungen<br />
wie dem Schienenverkehr, der Schifffahrt<br />
und der Bauindustrie frei. <br />
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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
21
SCHIFFSTECHNIK<br />
Hybrid-Antriebe für SET-Neubauten<br />
Im Sommer hat die SET den Auftrag erhalten, drei neue ÖPNV-Fähren für den Hamburger<br />
Hafen zu bauen. Mit der Lieferung des emissionsarmen Antriebssystems ist jetzt Danfoss<br />
beauftragt worden<br />
Die neuen Fähren könnten in Zukunft auch mit Brennstoffzellen angetrieben werden<br />
© Danfoss<br />
Der Geschäftsbereich Editron von<br />
Danfoss Power Solutions liefert die<br />
Antriebe an die Schiffbau- u. Entwicklungsgesellschaft<br />
Tangermünde mbH<br />
(SET). Die drei Einheiten wurden von<br />
der Hamburger Verkehrsgesellschaft HA-<br />
DAG beauftragt, die damit ihre auf 29<br />
Schiffe erweitert.<br />
Alle drei Schiffe werden mit seriellen<br />
Hybrid-Antriebssystemen ausgestattet<br />
sein, einschließlich der von der Danfoss-Division<br />
Editron entwickelten und<br />
hergestellten Antriebsstränge. Der Antriebsstrang<br />
umfasst Landanschluss,<br />
Batteriespeicher sowie Antriebs- und<br />
Wechselstromnetz-Einspeisemodule,<br />
die alle über einen kompakten Gleichstromzwischenkreis<br />
mit einzigartiger<br />
und patentierter Selektivität für hohe<br />
Systemsicherheit verbunden sind. Der<br />
Synchron-Reluktanz-Permanentmagnet-Generator<br />
von Editron ist an einen<br />
Scania-Dieselmotor angeschlossen,<br />
um ein Aggregat mit variabler Drehzahl<br />
zu schaffen, das Energie zum Laden der<br />
Batterien oder als Reserve für den Antrieb<br />
liefert. Zwei elektrische eVSP9<br />
Voith Schneider Thruster wandeln die<br />
elektrische Energie in hocheffizienten<br />
Schub bei gleichzeitig hoher Manövrierfähigkeit<br />
um. Die Schiffe werden auch<br />
in der Lage sein, die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie<br />
zu integrieren,<br />
sodass in Zukunft ein emissionsfreier<br />
Betrieb möglich sein wird.<br />
Option auf drei weitere Schiffe<br />
Die erste Fähre, die bis zu 250 Passagiere<br />
befördern kann, soll im Jahr 2024 an die<br />
HADAG ausgeliefert werden, die beiden<br />
anderen Schiffe sollen im selben Jahr folgen.<br />
Darüber hinaus hat die HADAG die<br />
Option, drei weitere Fähren mit der<br />
Brennstoffzellentechnologie zu bestellen,<br />
und das System könnte auch in der bestehenden<br />
Passagierfährenflotte der Stadt<br />
nachgerüstet werden.<br />
»Unser Antriebsstrang ist eine der<br />
kompaktesten und leichtesten Lösungen<br />
auf dem heutigen Markt, die problemlos<br />
in den Maschinenraum eines Schiffes<br />
passt und mehr Platz für die Passagiere<br />
bietet. Der hohe Wirkungsgrad unseres<br />
Systems optimiert auch die Batteriekapazität<br />
an Bord, um dem gewünschten Betriebsprofil<br />
zu entsprechen. Ich möchte<br />
SET dafür danken, dass sie uns das Vertrauen<br />
geschenkt haben, diese Hybridschiffe<br />
anzutreiben, die eine entscheidende<br />
Rolle im Hamburger ÖPNV-<br />
Angebot spielen werden«, kommentiert<br />
Sascha Nitz, Vertriebsleiter Schifffahrt<br />
im Geschäftsbereich Editron von Danfoss.<br />
»Wir freuen uns, dass wir uns in einem<br />
äußerst intensiven Ausschreibungs- und<br />
Vergabeverfahren letztlich gegen unsere<br />
Mitbewerber durchsetzen konnten und<br />
danken der HADAG für den Auftrag<br />
und das in uns gesetzte Vertrauen. Wir<br />
sind uns der Verantwortung und der<br />
Pflicht bewusst, ein solch anspruchsvolles<br />
Projekt umzusetzen und freuen<br />
uns, einen Beitrag zur innovativen Zukunftsgestaltung<br />
des Hamburger Hafens<br />
leisten zu können«, fügt Olaf Deter, Geschäftsführer<br />
von SET, hinzu. RD<br />
22 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Viel Ladung, wenig Tiefgang<br />
Der Bau eines BASF-Tankschiffs für extremes Niedrigwasser geht in die letzte Phase. Der<br />
Rumpf des Schiffes mit dem Namen »Stolt Ludwigshafen« ist jetzt im Hafen von Rotterdam<br />
eingetroffen. Die Indienststellung ist für das kommende Frühjahr geplant<br />
Vor drei Jahren begann die BASF mit<br />
den Plänen für den Bau eines Chemikalientankers,<br />
der aufgrund seiner besonderen<br />
Konstruktion auch bei extremem<br />
Niedrigwasser des Rheins eingesetzt<br />
werden kann. Mit der Bauaufsicht<br />
wurde Stolt Tankers beauftragt. Wie die<br />
beiden vor Kurzem mitteilten, ist der in<br />
China gebaute Schiffsrumpf jetzt in Rotterdam<br />
eingetroffen ist. Dort wird er finalisiert<br />
und für seine erste Fahrt im<br />
Frühjahr 2023 vorbereitet.<br />
Der Rumpf des »Stolt Ludwigshafen«<br />
heißenden Schiffes wurde von der Mercurius<br />
Shipping Group in Yangzhou, China,<br />
im Auftrag von Stolt Tankers gebaut.<br />
Nach der Fertigstellung wurde der Tanker<br />
im September auf ein Transportschiff<br />
verladen und erreichte nach sieben Wochen<br />
auf See die niederländischen Gewässer.<br />
Nun wird das Schiff mit Mannschaftsunterkünften,<br />
den Motoren, dem<br />
Steuerhaus, den Leitungssystemen und<br />
der Elektrik ausgestattet.<br />
Kooperation mit Stolt Tankers<br />
Die kritische Stelle im Rhein bei Kaub wird es selbst bei einem Pegelstand von 30 cm – entspricht einer<br />
Wassertiefe von etwa 1,60 m – noch mit einer Ladung von 650 t passieren können<br />
Hauptziel dieses Projekts war es, ein Binnenschiff<br />
mit hoher Tragfähigkeit und<br />
geringem Tiefgang zu schaffen, das auch<br />
in extremen Niedrigwassersituationen einen<br />
sicheren Betrieb und volle Manövrierfähigkeit<br />
gewährleistet.<br />
Das neue Tankschiff hat eine Länge<br />
von 135 m und eine Breite von 17,5 m.<br />
Die BASF hat das Schiff zusammen mit<br />
einem Konsortium aus dem Duisburger<br />
Entwicklungszentrum für Schiffstechnik<br />
und Transportsysteme e.V. (DST), der<br />
Technolog Services GmbH und der auf<br />
verschiedene Aspekte des Schiffbaus spezialisierten<br />
Agnos Consulting entworfen.<br />
Für die anschließende Detailplanung<br />
konnte die BASF mit Stolt Tankers zusammenarbeiten,<br />
so das Chemieunternehmen.<br />
Stolt Tankers habe sich mit »großem<br />
Fachwissen in das Projekt eingebracht und<br />
werde das Schiff exklusiv für BASF bauen<br />
und betreiben«, heißt es weiter.<br />
»Nach dem beispiellosen Niedrigwasser<br />
des Rheins im Jahr 2018 freue ich<br />
mich, dass wir mit unseren bereits getroffenen<br />
robusten Notfallmaßnahmen die<br />
Herausforderungen der diesjährigen<br />
Niedrigwasserperiode gut bewältigen<br />
konnten. Das innovative Design der Stolt<br />
Ludwigshafen wird ein weiteres entscheidendes<br />
Element sein, um die Versorgungssicherheit<br />
und damit die Wettbewerbsfähigkeit<br />
unseres weltweit größten<br />
Produktionsstandortes weiter zu erhöhen«,<br />
sagt Uwe Liebelt, President European<br />
Verbund Sites, BASF SE. »Wir<br />
sind zuversichtlich, dass die Barge im<br />
Frühjahr 2023 einsatzbereit sein wird.<br />
Mit Stolt Tankers haben wir einen kreativen,<br />
zuverlässigen und sehr erfahrenen<br />
Partner gefunden, mit dem wir uns freuen,<br />
gemeinsam den erfolgreichen Abschluss<br />
dieses Projekts zu feiern.« RD<br />
© BASF SE/Mercurius<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
23
SCHIFFSTECHNIK<br />
Brennstoffzellen für »FPS Waal«<br />
Das niederländische Reederei Future Proof Shipping (FPS) hat für die Nachrüstung ihres<br />
Binnenschiffes »FPS Waal« PEM-Brennstoffzellen geordert. Der Auftrag ging an Ballard<br />
Power Systems. Sie ist eines von drei FPS-Schiffen, die einen Brennstoffzellenantrieb erhalten<br />
In Zukunft wird die »FPS Waal« komplett ohne Dieselantrieb auskommen<br />
© FPS<br />
Die »FPS Waal« ist nach der »FPS<br />
Maas« bereits das zweite Containerschiff,<br />
das nach seiner Umrüstung emissionsfrei<br />
mit grünem Wasserstoff betrieben<br />
werden soll. Ende des Jahres soll<br />
das erste Schiff voraussichtlich zume ersten<br />
Mal mit grünem Wasserstoff fahren.<br />
Das Brennstoffzellen-Lieferpaket für die<br />
109,8 m lange, <strong>11</strong>,40 m breite und 3,53 m<br />
tiefgehende »FPS Waal« umfasst sechs<br />
FCwaveTM-Module. Damit wird das<br />
Schiff über eine Brennstoffzellenkapazität<br />
von 1,2 MW verfügen. Die Brennstoffzellenmodule<br />
verfügen über die Zertifizierung<br />
der Klassifikationsgesellschaft DNV.<br />
Verbrenner raus<br />
Um zu 100 % emissionsfrei fahren zu<br />
können, wird der Verbrennungsmotor<br />
des Schiffes entfernt und ein neues emissionsfreies<br />
Antriebssystem mit PEM-<br />
Brennstoffzellen, Wasserstoffspeicher,<br />
Batteriepacks und einem elektrischen<br />
Antriebsstrang installiert. Nach der Umrüstung<br />
wird die installierte Gesamtleistung<br />
etwa 1.200 kW betragen, und das<br />
Schiff wird eine Ladekapazität von<br />
200 TEU haben.<br />
Die Leistungskapazität, die Größe und<br />
das Design des Antriebssystems der »FPS<br />
Waal« werden laut Reederei optimiert,<br />
um den höheren Energieverbrauch auf<br />
dem Rheinabschnitt von Rotterdam nach<br />
Duisburg zu bewältigen.<br />
Wie Future Proof Shipping weiterhin<br />
mitteilt, habe man bereits Gespräche mit<br />
mehreren Frachtunternehmen geführt,<br />
die an einer emissionsfreien Verschiffung<br />
ihrer Container auf dieser<br />
Strecke interessiert sind und die einen<br />
großen Teil ihrer Seeladung auf das Binnenschiff<br />
verlagern wollen. Die Umrüstung<br />
des »FPS Waal« wird mit Mitteln<br />
aus dem Flagships-Projekt und dem<br />
ZEM Ports NS-Projekt unterstützt.<br />
Im Konsortium stärker<br />
Um sein zweites emissionsfreies Containerschiff<br />
auf die europäischen Wasserstraßen<br />
zu bringen, ist FPS dem Flagships-Konsortium<br />
beigetreten. Das europäische<br />
Innovationsprojekt zielt darauf<br />
ab, den emissionsfreien Transport auf<br />
dem Wasser auf ein neues Niveau zu heben,<br />
indem es die wichtigsten Akteure<br />
der Industrie zusammenbringt, um Wissen<br />
und Erfahrung auszutauschen.<br />
»Ein wesentlicher Vorteil des Beitritts<br />
zum Flagships-Konsortium war die<br />
Möglichkeit, mit weltweit führenden<br />
Technologieunternehmen wie Ballard<br />
zusammenzuarbeiten. Durch die Zusammenarbeit<br />
mit Ballard bei der Bereitstellung<br />
unserer Brennstoffzellen<br />
24 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Konfiguration des Antriebs nach der Umrüstung<br />
verfügen wir über die Ausrüstung und<br />
das Fachwissen, auf die wir uns verlassen<br />
können, und gemeinsam beschreiten<br />
wir einen neuen Weg zur<br />
emissionsfreien Binnenschifffahrt für<br />
alle«, sagt Dirk de Jong – Projektleiter,<br />
Future Proof Shipping.<br />
Im Rahmen des Flagships-Projekts arbeitet<br />
FPS auch mit anderen Partnern<br />
zusammen, wie zum Beispiel dem<br />
Schiffbauingenieur LMG Marin und<br />
dem Projektkoordinator VTT. Die Unternehmen<br />
arbeiten gemeinsam an der<br />
Fertigstellung der für die Zulassung des<br />
Schiffes erforderlichen Konstruktions-,<br />
Brennstoffzellen- und Sicherheitsstudien<br />
sowie an der Anwendung und<br />
Weiterentwicklung der bestehenden behördlichen<br />
Richtlinien.<br />
Bis 2025 will Future Proof Shipping<br />
zehn sogenannte »Zero emission vessel«<br />
besitzen. Konkret arbeitet das Unternehmen<br />
zurzeit daran, drei Schiffe auf<br />
Wasserstoffantrieb umzurüsten. Es handelt<br />
sich dabei um die Containerschiffe<br />
»FPS Maas«, »FPS Waal« und »FPS<br />
Rijn«. Den Anfang machte die »FPS<br />
Maas«, die im August ihre letzte Reise<br />
von Belgien nach Rotterdam mit einem<br />
Verbrennungsmotor machte. Sie wird<br />
bei der Holland Shipyards Group in<br />
Werkendam derzeit umgerüstet. Ihre<br />
Indienststellung ist für das vierte Quartal<br />
<strong>2022</strong> geplant. Die anderen beiden<br />
sollen 2023 und 2024 folgen.<br />
Die »FPS Maas« ist ein Container/Trockengutschiff<br />
für den Rhein mit einer<br />
Länge von <strong>11</strong>0 m, einer Breite von<br />
<strong>11</strong>,45 m und einer installierten Leistung<br />
von 1,4 MW. Während der Umrüstung<br />
wird der Dieselantrieb an Bord der »FPS<br />
Maas« ebenfalls komplett entfernt und<br />
durch Brennstoffzellen ersetzt, die eine<br />
Leistung von drei Mal 275 kWe aufweisen.<br />
Rund 1.100 kg komprimierten Wasserstoff<br />
soll das Schiff dann mit sich führen.<br />
Der Wasserstoff sowie die Brennstoffzellen<br />
sollen in vier 40ft Containern im<br />
modifizierten Laderaum untergebracht<br />
werden. Außerdem erhält das Schiff Batterien<br />
des Herstellers EST Floattech. AW<br />
Pionierprojekt »FPS Maas«<br />
Der Wasserstoff kommt in 40ft Containern an Bord<br />
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<strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
25
SCHIFFSTECHNIK<br />
Sicher<br />
verankert<br />
Seit Ende des 19. Jahr -<br />
hunderts werden in der<br />
Duisburger Kettenfabrik<br />
Schiffsanker hergestellt.<br />
50.000 Stück hat das<br />
Traditionsunternehmen<br />
seitdem produziert. Neben<br />
Binnenschiffen sind sie<br />
auch auf Hochseeschiffen<br />
sowie auf Yachten<br />
im Einsatz<br />
© Michael Neuhaus<br />
Jährlich verlassen mehr als 1.000 Anker aller Größen die Produktionsstätte in Duisburg<br />
Im Oktober 1990 hat Volker Domagala<br />
die Geschäftsführung des unter dem<br />
Namen Duisburger Kettenfabrik und<br />
Hammerwerk H. d‘Hone GmbH & Co.<br />
KG firmierenden Unternehmens übernommen.<br />
Im Gespräch mit der Binnenschifffahrt<br />
gab er einen Einblick in das<br />
Traditionsunternehmen. Wie Domagala<br />
berichtet, wurde die Duisburger Kettenfabrik<br />
am 1. April 1896 in Duisburg-<br />
Neudorf gegründet. In den folgenden<br />
Jahrzehnten produzierte das Unternehmen<br />
Ankerketten für die Binnenschifffahrt<br />
sowie für die deutsche Marine.<br />
Erste Schmiede-Anker<br />
Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die<br />
ersten Schiffsanker als Schmiedeprodukt<br />
gefertigt. Mit dem Einzug der<br />
Schweißtechnik, Anfang der 60er Jahre,<br />
wurde das Produktionsprogramm des<br />
Unternehmens um den Bereich Hebetechnik<br />
erweitert. Im maritimen Bereich<br />
wurden Anker in Schweißkonstruktion<br />
entwickelt. Die ersten Anker<br />
erhielten nach einigen empirischen Versuchen<br />
das Prädikat »Anker mit hoher<br />
Haltekraft«, erklärt der Geschäftsführer.<br />
Der D‘Hone-Spezial-Anker mit hoher<br />
Haltekraft gehörte zu den ersten Ankern,<br />
dem dieses Prädikat verliehen<br />
wurde. Er ist als Anker für die Binnenschifffahrt<br />
und für die Seeschifffahrt<br />
von den international bedeutenden<br />
Klassifikationsgesellschaften zertifiziert.<br />
So verfügt der Anker unter anderem<br />
über die Zertifikate von A<strong>BS</strong>,<br />
Bureau Veritas, DNV, Lloyd‘s Register,<br />
RINA sowie von der polnischen Klasse<br />
Polski Rejestr Statków (PRS).<br />
Volker Domagala,<br />
Geschäftsführer der Duisburger Kettenfabrik<br />
© Duisburger Kettenfabrik<br />
»Seine kompakte Bauweise sowie einige<br />
Weiterentwicklungen in den letzten<br />
Jahrzehnten, machen den Der D‘Hone-<br />
Spezial-Anker zu einem der erfolgreichsten<br />
Schiffsanker weltweit. Bereits<br />
in den 80er Jahren wurde das selbstaufrichtende<br />
Verhalten der Ankerflunken<br />
von den Konstruktionsbüros bevorzugt,<br />
womit ein Verkanten der Flunken an<br />
der Außenhaut des Schiffes vermieden<br />
wurde«, sagt Domagala. 1990 wurde der<br />
Anker optional mit einer rechteckigen<br />
Bodenplatte ausgestattet, die eine moderne,<br />
horizontale Ankertasche optisch<br />
verschließt.<br />
Ein 20.000-kg-Schwergewicht<br />
Kontinuierlich habe man dann die Produktionskapazitäten<br />
erweitert, erläutert<br />
der Chef der Duisburger Kettenfabrik.<br />
Die Gewichtsobergrenze des Ankers<br />
wurde von 3.000 kg auf zunächst<br />
8.000 kg und in einem weiteren Schritt<br />
auf fast 20.000 kg erhöht. Neben dem<br />
Hauptprodukt, dem ‘Hone-Spezial-<br />
Anker, steht Domagala zufolge der Service<br />
rund um das Produkt immer mehr<br />
im Mittelpunkt. »Unser Ingenieurteam<br />
unterstützt unsere Kunden mit der Erstellung<br />
von 3D-Ankerzeichnungen<br />
und der Konstruktion von Ankertaschen.<br />
Vom Polizeiboot bis zum Binnenschiff,<br />
vom Containerschiff bis zum<br />
größten Kreuzfahrtschiff der Welt, von<br />
der Meyer Werft bis Fincantieri in Italien<br />
oder Hyundai in Südkorea, von<br />
AIDA Cruises über MSC bis TUI Cruises<br />
vertrauen unsere Kunden auf Qualität<br />
›Made in Germany‹«, sagt Volker<br />
Domagala abschließend. AW<br />
26 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
DEUTZ DAYS<br />
Motorenhersteller präsentiert innovative Antriebskonzepte<br />
Unter dem Motto »Moving the world sustainably«<br />
präsentierte der Antriebshersteller<br />
im Rahmen des Events »Deutz Days« seine<br />
Neuentwicklung im Bereich der klassischen<br />
Motoren sowie der alternativen Antriebe<br />
live in unterschiedlichen Anwendungen.<br />
Auf der Kundenveranstaltung feierte<br />
unter anderem der von Deutz gemeinsam<br />
mit John Deere Power Systems entwickelte<br />
Motor TCD 3.9 in der
LOGISTIK<br />
Felbermayr feiert 80. Geburtstag<br />
1942 legte Franz Felbermayr in Oberösterreich den Grundstein für das heute international<br />
tätige Unternehmen. Transport- und Hebetechnik sowie Bauwesen gehören zu den<br />
Kernkompetenzen des noch immer familiengeführten Betriebs<br />
© Felbermayr<br />
Normalerweise werden in der rund 2.000 m 2 großen Umbauhalle, in der die Feier stattfand, Fahrzeugkonfigurationen für mehrere Hundert Tonnen schwere<br />
Industriekomponenten zusammengeschraubt<br />
Mit einer großen Freier wurde das<br />
80-jährige Bestehen in der Firmenzentrale<br />
in Wels mit rund 500 Gästen gefeiert.<br />
Firmenchef Horst Felbermayr leitet das<br />
Familienunternehmen in dritter Generation,<br />
hat es väterlicherseits übernommen:<br />
»Die DNA ist in mir – wir leben das weiter,<br />
was meine Eltern aufgebaut haben«,<br />
sagte der heute 51-jährige CEO der Felbermayr<br />
Holding, welcher zusammen<br />
mit seiner Frau Andrea und Alfred Feldbauer<br />
als kaufmännischer Geschäftsführer<br />
die Holding leitet. »Um diese großen<br />
Aufgaben und die rasante Entwicklung<br />
meistern zu können, stemmen unsere<br />
Mitarbeiter große Herausforderungen«,<br />
so der Firmenchef. Somit<br />
könne der Weg des Erfolgs fortgesetzt<br />
werden, ist der Unternehmer überzeugt.<br />
Chefin Andrea Felbermayr verantwortet<br />
ergänzend zu Rechnungswesen<br />
und Bilanzierung das Personalwesen:<br />
»Die Zeiten sind fordernd, allein in Österreich<br />
haben wir derzeit mehr als 100<br />
vakante Positionen.« Durch zahlreiche<br />
Maßnahmen wie eine Kinderbetreuung<br />
und einem attraktiven Fortbildungsangebot<br />
sowie einer allgemeinen Attraktivierung<br />
der Arbeitsplätze begegne man<br />
aber diesen Herausforderungen.<br />
CEO Horst Felbermayr<br />
Feldbauer sieht als größte Herausforderung<br />
die Organisation mit dem<br />
Wachstum »mitwachsen« zu lassen. »Wir<br />
sind stets darauf bedacht die Organisation<br />
nicht zu überdehnen, dafür bedarf es<br />
ergänzend zur effizienten Personalentwicklung<br />
auch einer durchgängigen Digitalisierung,<br />
um die Prozesse effizient zu<br />
gestalten.« Wesentlich sei es laut Feldbauer<br />
auch, die Unterschiede der einzelnen<br />
Unternehmenseinheiten als Stärke<br />
zu begreifen. »Das bringt Vielfalt und fördert<br />
die prosperierende Entwicklung«, ist<br />
der 60-Jährige überzeugt.<br />
Wachstum durch Trimodalität<br />
Das Geschäftsfeld Transport- und Hebetechnik<br />
wird durch eine Dreierspitze mit<br />
Wolfgang Schellerer, Peter Stöttinger und<br />
Christoph Nüssler geleitet. Die Verantwortung<br />
für das Geschäftsfeld Bau haben<br />
Stefan Hielle als technischer Geschäftsführer<br />
und Dietmar Rosenberger für<br />
kaufmännische Belange.<br />
Schellerer ist seit mehr als 40 Jahren bei<br />
Felbermayr und hat zusammen mit dem<br />
2020 verstorbenen Seniorchef und Anfangs<br />
rund 100 Mitarbeitern den<br />
Schwertransportbereich maßgeblich mit-<br />
28 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
LOGISTIK<br />
gestaltet: »Wir haben bereits Ende der<br />
80er-Jahre die Vision der drei Verkehrswege<br />
gehabt«, berichtet Schellerer. Diese<br />
habe sich dann nach der Aufnahme des<br />
Verkehrsträgers Schiene 1994 und mit<br />
dem Kauf des Schwerlasthafens von der<br />
damaligen Vöest 1996 bestens entwickelt.<br />
»Somit können unsere Kunden heute mit<br />
zeitgemäßer Nachhaltigkeit bedient werden«,<br />
argumentiert Schellerer mit dem<br />
Hinweis auf umweltfreundliche Verkehrsträger<br />
wie Wasser und Schiene.<br />
Ebenfalls zum Angebot gehören die<br />
Felbermayr-Kranvermietung mit europaweit<br />
rund 530 Kranen und die ebenfalls<br />
international ausgerichtete Arbeitsbühnenvermietung<br />
mit rund 3.800 Arbeitsbühnen<br />
und Staplern. Hinzukommen<br />
noch Schwermontage und<br />
Einbringung. »Damit sind wir in der Lage<br />
ganze Produktionsstraßen zu übersiedeln«,<br />
so Schellerer.<br />
»Von unserer Kompetenz im Hoch-,<br />
Industrie- und Kraftwerksbau kann man<br />
sich bei Projekten wie dieser Firmenzentrale<br />
oder beim naheliegenden Kraftwerk<br />
Traunleithen überzeugen«, sagte Hielle.<br />
Den Wert des Felbermayr-Bauwesens<br />
sieht Hielle jedoch vorrangig im Nischenangebot:<br />
»Ergänzend zu allgemeinen<br />
Bauleistungen im Hoch- und<br />
Tiefbau haben wir unsere Stärke vor allem<br />
im leichten hochalpinen Spezialtiefbau<br />
sowie mit der in Bayern ansässigen<br />
Firma Hagn auch in der Umwelttechnik«.<br />
Diese entwickelt beispielsweise Lösungen<br />
für Kanalsanierungen und im Deponiebau.<br />
Big Player Im Wasserbau<br />
Doch auch der Wasserbau sei eine entscheidende<br />
Größe so Hielle: »Durch den<br />
Erwerb des bayerischen Wasser- und<br />
Schiffsbauunternehmens Domarin sind<br />
wir zu einem Big Player im Wasserbau<br />
geworden«. Ergänzend dazu sind lokal<br />
auch die Gewerke Pflasterungen mit der<br />
Firma West-Asphalt und Danner Landschaftsbau<br />
von besonderer Bedeutung.<br />
Mit dem Bereich Umwelt und Ressourcen<br />
habe man zudem das Baustoffrecycling<br />
und die Kies- und Schottergewinnung<br />
im Portfolio.<br />
Auszeichnung für Gisela Felbermayr<br />
Als besondere Anerkennung der Leistungen<br />
für das Land Oberösterreich<br />
und das soziale Engagement überreichte<br />
Landeshauptmann Thomas Stelzer<br />
Drei Generationen der Familie Felbermayr<br />
der Seniorchefin das Goldene Ehrenzeichen<br />
des Landes Oberösterreich.<br />
Seiner Ansicht nach könne man viel<br />
lernen vom Unternehmen Felbermayr,<br />
denn es steht nie still und so sei auch<br />
die neue Firmenzentrale ein Symbol für<br />
das was das Unternehmen ausmache.<br />
»Es verdient großen Respekt diese internationale<br />
Firmengruppe noch immer<br />
als Familienunternehmen zu führen«,<br />
so Stelzer.<br />
Attraktiver Arbeitgeber<br />
Um motivierte Mitarbeiter zu behalten<br />
und neue in das Team zu holen, optimiert<br />
Felbermayr zusätzlich zu den Maßnahmen<br />
der HR-Abteilung auch die Arbeitsplätze<br />
und das Arbeitsumfeld. So<br />
Felbermayr Holding<br />
Die Felbermayr Holding GmbH ist<br />
die Dachorganisation für 29 operative<br />
Tochtergesellschaften, deren Tätigkeitsschwerpunkte<br />
sich auf Transport-<br />
und Hebetechnik sowie Tiefund<br />
Hochbau konzentrieren. Mit 77<br />
Standorten in 19 Ländern ist die Firmengruppe<br />
Felbermayr europaweit<br />
vertreten; das Produktangebot – speziell<br />
im Transportbereich – wird auch<br />
weltweit vertrieben.<br />
Im Transportbereich setzt Felbermayr<br />
auf die drei Verkehrswege Straße,<br />
Schiene und Wasser. Zum umfassenden<br />
Dienstleistungsangebot<br />
stehen Mitarbeitern eine Tiefgarage, ein<br />
Mitarbeiter-Restaurant, ein Fitnessbereich<br />
sowie eine professionelle Kinderbetreuung<br />
zur Verfügung.<br />
Dafür und generell für die Standortentwicklungen<br />
verantwortlich ist die eigene<br />
Immobilien-Gesellschaft. Gemeinsam<br />
werden von Seniorchefin Gisela Felbermayr,<br />
Horst Felbermayr und seiner<br />
Schwester Elisabeth Felbermayr-Schierl<br />
die baulichen Maßnahmen entschieden<br />
und in enger Abstimmung mit den operativen<br />
Bereichen umgesetzt. Aktuell<br />
werden an fünf Standorten Neubauten<br />
und Erweiterungen geplant und gebaut<br />
und trotz schwieriger Rahmenbedingungen<br />
wird in die Zukunft<br />
des Unternehmens und der Mitarbeiter<br />
investiert.<br />
RD<br />
zählen ferner die Verbringung von<br />
Großanlagen bis zur kompletten Fundamentstellung<br />
sowie der Hafenumschlag<br />
und die Lagerung von<br />
Schwerstgütern.<br />
Aktuell beschäftigt die Unternehmensgruppe<br />
rund 3.000 Fachkräfte.<br />
Mit Spezialisierungen auf die<br />
Bereiche Spezialtransport, Mobilkran-<br />
und Arbeitsbühnenvermietung,<br />
Heavylifthandling sowie<br />
Hoch-, Tief- und Wasserbau erwirtschaftete<br />
die Felbermayr Holding<br />
2021 einen Jahresumsatz von rund<br />
600 Mio. €.<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
29
LOGISTIK<br />
Der Lieferschein wird digital<br />
»Cloud4Log« heißt die Online-Plattform, die dem Zeitalter von Lieferscheinen auf Papier<br />
ein Ende setzen möchte. Sie bietet eine digitale Alternative, die sowohl zur Einsparung von<br />
Ressourcen beitragen als auch die Effizienz der Transportketten erhöhen soll<br />
Gestartet wurde die Plattform von der<br />
Bundesvereinigung Logistik (BVL)<br />
und GS1 Germany. Den Initiatoren zufolge<br />
prägen hohe manuelle Aufwände<br />
bislang die Liefer- und Transportprozesse<br />
in Industrie und Handel. Lieferungen zu<br />
Großhändlern oder Verteilzentren des<br />
Einzelhandels werden noch grundsätzlich<br />
von Lieferscheinen in Papierform begleitet.<br />
Allein für den Lebensmitteleinzelhandel<br />
in Deutschland seien das mindestens<br />
20 Mio. Lieferscheine pro Jahr. Durch<br />
die Einführung des digitalen Lieferscheins<br />
mit der Online-Plattform Cloud4Log<br />
könne dem aufwändigen Handling der<br />
Papierbelege ein Ende bereitet werden.<br />
Nach einem erfolgreichen Praxistest<br />
des digitalen Lieferscheins haben die<br />
BVL und GS1 Germany zusammen mit<br />
T-Systems sowie mit zahlreichen Unternehmen<br />
aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung<br />
in diesem Jahr die<br />
technische Lösung für den Praxiseinsatz<br />
fertig gestellt. Den Startschuss für den Livebetrieb<br />
von Cloud4Log gaben die BVL<br />
und GS1 Germany auf dem diesjährigen<br />
Deutschen Logistik-Kongress in Berlin.<br />
»Jetzt können alle Supply Chain-Partner<br />
digitale Lieferscheine und perspektivisch<br />
andere Transportdokumente über dieses<br />
Online-Angebot austauschen. Das aufwändige<br />
Handling des Papier-Lieferscheins<br />
ist damit hinfällig«, erklärt Martin<br />
Schwemmer, Geschäftsführer der<br />
Bundesvereinigung Logistik (BVL). Die<br />
Plattform sei in vielen Branchen für den<br />
Warenverkehr sofort einsetzbar.<br />
Namhafte Partner an Bord<br />
Über 40 Unternehmen aus Industrie, Logistikdienstleistung<br />
und Handel wirken<br />
den Angaben zufolge derzeit an<br />
Cloud4Log mit. Hierzu gehören unter<br />
anderem Lieferanten wie Eckes Granini,<br />
Frosta, Henkel, Nestlé und Transportunternehmen<br />
wie Dachser, DHL Supply<br />
Chain, Fiege und die Nagel-Group. Aus<br />
dem Handel beteiligen sich zum Beispiel<br />
DM-Drogerie, Lidl und Rewe. Die digitalen<br />
Lieferscheine stehen für die Dauer<br />
des Lieferprozesses und zehn Wochen<br />
darüber hinaus zur Verfügung. Ausdruck,<br />
Weitergabe, Transport und Quittierung<br />
des Papierbelegs sind somit überflüssig.<br />
»Die Besonderheit der<br />
Cloud4Log-Lösung liegt in der Neutralität<br />
der Plattform und dem Community-Gedanken.<br />
Dieser Ansatz stellt sicher,<br />
dass die Interessen aller Prozessbeteiligten<br />
berücksichtigt werden«, betont<br />
Oliver Püthe, Lead Industry Engagement<br />
bei GS1 Germany.<br />
Papier war gestern, jetzt sind Lieferscheine digital verfügbar<br />
Der digitale Lieferschein<br />
Im Detail sieht der Prozess so aus: Der<br />
Verlader auf Lieferantenseite legt die Lieferscheine<br />
in der Cloud ab. GS1 Identifikationsstandards<br />
sorgen dafür, dass das digitale<br />
Dokument eindeutig der jeweiligen<br />
Lieferung zugeordnet werden kann. Übernimmt<br />
der Logistikdienstleister die Ladung,<br />
scannt der Fahrer einen im Warenausgang<br />
des Herstellers erzeugten QR-<br />
Code, zum Beispiel per Smartphone mit<br />
Scanfunktion über die integrierte Kamera.<br />
Der Link zum digitalen Lieferschein wird<br />
im Smartphone des Fahrers hinterlegt.<br />
Während des Transports sind die digitalen<br />
Lieferscheindokumente jederzeit abrufbar<br />
und können bei Kontrollen vorgezeigt<br />
werden. Im Wareneingang des Händlers<br />
wird der digitale Lieferschein wieder per<br />
Scan des QR-Codes auf dem Smartphone<br />
aus der Cloud zur weiteren Bearbeitung<br />
eingelesen. Dokumentationen zu Mengenabweichungen<br />
oder auch Schadensbilder<br />
können dem digitalen Lieferschein in der<br />
Cloud angefügt werden. Die Quittierung<br />
durch Empfänger und Fahrer versetzt den<br />
Lieferschein in einen abgeschlossenen,<br />
nicht mehr änderbaren Status. Durch die<br />
Cloud-Lösung wird vermieden, dass der<br />
Lieferschein auf mehreren digitalen Endgeräten<br />
der Frachtführer liegt. Somit haben<br />
immer nur die jeweils unmittelbar am<br />
Prozess Beteiligten Zugriff auf den jeweils<br />
aktuellen Stand der Dokumente.<br />
Die »neutralen« Rollen von BVL und<br />
GS1 Germany als Anbieter und Betreiber<br />
der Lösung sollen gewährleisten, dass die<br />
Eintrittsbarrieren niedrig sind und der<br />
Service für Teilnehmer in allen Branchen<br />
und Märkten zur Verfügung steht, so die<br />
beiden Plattformanbieter. Bereits bestehende<br />
unternehmens- oder branchenspezifische<br />
Insellösungen für digitale Lieferscheine<br />
seien integrierbar. Die Daten<br />
werden bei Cloud4Log über die Open Telekom<br />
Cloud (OTC) verarbeitet. Entwickelt<br />
hat die technische Infrastruktur<br />
und die Front-End-Lösungen T-Systems.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Telekom-<br />
Tochter soll die Datenspeicherung und<br />
-verarbeitung über einen in Deutschland<br />
betriebenen Server und damit Datenschutz<br />
und -sicherheit nach europäischem<br />
Recht garantieren. RD<br />
© BVL<br />
30 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
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SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Container-Feederschiffe am Containerterminal in Hamburg, dem mit Abstand größten Transithafen in Deutschland<br />
© HHM / Peter Glaubitt<br />
Shortsea-Umschlag erholt sich von Corona<br />
Der Anteil des Kurzstreckenseeverkehrs (KSSV) in den deutschen Seehäfen war im<br />
Jahr 2021 so hoch wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Der Zuwachs von rund<br />
9,3 % im Vergleich zu 2020 fiel deutlich größer aus als im Überseeverkehr<br />
Laut einem jüngst veröffentlichten Bericht<br />
des Bundesamtes für Güterverkehr<br />
(BAG) zur Entwicklung des Kurzstreckenseeverkehrs<br />
deutscher Seehäfen<br />
im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums<br />
(BMDV) hat der Kurzstreckenseeverkehr<br />
ein Volumen von 181 Mio. t und<br />
einen Anteil von 62,7 % am Gesamtumschlag<br />
erreicht.<br />
Das ShortSeaShipping Inland Waterway<br />
Promotion Center (spc) sieht damit<br />
die Bedeutung des Shortsea-Segments,<br />
dass auch in den vergangenen Jahren regelmäßig<br />
mehr als 60 % zum Umschlag<br />
der deutschen Seehäfen beigetragen hatte,<br />
bestätigt. Der Kurzstreckenseeverkehr<br />
erholte sich nach der Corona-Pandemie<br />
mit einen Anstieg von rund 9,3 % im Vergleich<br />
zu 2020 deutlich schneller als der<br />
Überseeverkehr.<br />
Besonders hohe Zuwächse verzeichneten<br />
Verkehre mit anderen Häfen<br />
der Nordrange, im Nordafrikaverkehr<br />
(südliches Mittelmeer), im Ostseeraum<br />
sowie bei innerdeutschen Verkehren. Im<br />
Verkehr mit dem Vereinigten Königreich<br />
zeigte sich ein uneinheitliches Bild, wie<br />
Daten von Eurostat für 2021 zeigen.<br />
Während sich der Containerverkehr<br />
nach dem Brexit-bedingten Rückgang<br />
auf dieser Relation in 2021 wieder erholte,<br />
brachen flüssige Massengüter um<br />
36,5 % ein. Keine Ladungsart erreichte<br />
2021 das Volumen wie vor dem Brexit,<br />
gegenüber 2020 ging der Verkehr über alle<br />
Ladungskategorien um -15,4 % zurück.<br />
Etwa drei Fünftel des KSSV<br />
(106,7 Mio. t) entfielen auf EU-Länder.<br />
Mit 25,5 Mio. t verzeichnet der Verkehr<br />
mit Schweden den höchsten Wert, gefolgt<br />
von Finnland mit 15,5 Mio. t und Dänemark<br />
mit 12,4 Mio. t. Einen großen Anteil<br />
(knapp 65 Mio. t) haben europäische<br />
Länder, die nicht Mitglied der EU sind.<br />
Hier war 2021 für die deutschen Seehäfen<br />
insbesondere Russland mit einem Umschlaganteil<br />
von 26,6 Mio. t der wichtigste<br />
Handelspartner, gefolgt von Norwegen<br />
mit 20,2 Mio. t und dem Vereinigten Königreich<br />
mit 12,9 Mio. t. Weitere<br />
9,4 Mio. t entfallen auf Drittstaaten wie<br />
zum Beispiel Marokko, Algerien oder<br />
Ägypten.<br />
Wie die Daten der BAG zeigen, werden<br />
erhebliche Mengen aller Ladungsarten<br />
bewegt. Dieser Ladungsmix spiegelt sich<br />
auch in der breiten deutschen Hafenlandschaft<br />
wider. Von den 181 Mio. t Umschlagvolumen<br />
entfielen 78,8 Mio. t auf<br />
Massengüter (38,5 Mio. t. flüssig,<br />
40,3 Mio. t. fest). Im Containerverkehr<br />
wurden 52,4 Mio. t bzw. 5,9 Mio. TEU<br />
umgeschlagen und im RoRo-Verkehr<br />
32,8 Mio. t (ca. 2,3 Mio. Fahrzeuge und<br />
Trailer) – jeweils ohne Eigengewichte der<br />
Ladeeinheiten. Darüber hinaus wurden<br />
17,0 Mio. t konventionelles Stückgut ohne<br />
Ladungsträger umgeschlagen, wozu<br />
auch der Umschlag von Automobilen als<br />
Handelsware zählt.<br />
Mit Blick auf die Ladungsarten gibt es<br />
zwischen den Nord- und Ostseehäfen<br />
32 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
deutliche Unterschiede. Der Containerverkehr<br />
wird überwiegend in Nordseehäfen<br />
wie Hamburg, Bremerhaven<br />
und zunehmend auch Wilhelmshaven<br />
abgewickelt, während das Gros der Ro-<br />
Ro-Verkehre auf die Ostseehäfen und<br />
hier insbesondere auf Kiel, Lübeck, Puttgarden<br />
und Rostock entfällt. Während<br />
das Containervolumen im KSSV 2021 etwa<br />
auf das Vor-Covid-Niveau zurückkehrte,<br />
erreichte der RoRo-Verkehr neue<br />
Rekordvolumina.<br />
»Insbesondere mit Blick auf das im<br />
Rahmen der Sustainable & Smart Mobility<br />
Strategy festgeschriebene Ziel der Europäischen<br />
Kommission, den Kurzstreckenseeverkehr<br />
gegenüber dem Jahr 2015<br />
bis 2030 um 25 % und bis 2050 um 50 %<br />
zu steigern, sehen wir als spc eine breit<br />
aufgestellte Hafenlandschaft in Deutschland<br />
mit kurzen Distanzen, guter seeund<br />
landseitiger Erreichbarkeit und einem<br />
sehr leistungsfähigen und breit gefächerten<br />
Dienstleistungsportfolio als Garant<br />
für die weitere Entwicklung des<br />
Shortsea-Verkehrs an«, so Wolfgang Nowak,<br />
Vorstandsvorsitzender des spc.<br />
Zu Beginn des Jahres <strong>2022</strong> wurde zunächst<br />
trotz der durch Lockdowns in chinesischen<br />
Häfen weiter belasteten Lieferketten<br />
eine weitere Erholung des Umschlagvolumens<br />
erwartet. Mit dem russischen<br />
Angriffskrieg auf die Ukraine im<br />
Februar brach jedoch ein Teil des wichtigen<br />
Geschäfts mit der Russischen Föderation<br />
weg. Die regelmäßige direkte Ro-<br />
Ro-Linie, die zuvor noch Lübeck mit St.<br />
Petersburg verband, wurde bereits Anfang<br />
März eingestellt. Trotz dessen war<br />
im ersten Quartal <strong>2022</strong>, für das inzwischen<br />
detaillierte Daten bei Eurostat<br />
vorliegen, in den deutschen Häfen insgesamt<br />
noch ein Plus von 2,8 % im Russland-Verkehr<br />
zu verbuchen.<br />
Brexit zeigt weiter Folgen<br />
Umschlag deutscher Seehäfen insgesamt / im Kurzstreckenseeverkehr 2012–2021 in 1.000 t<br />
350.000<br />
300.000<br />
250.000<br />
200.000<br />
150.000<br />
100.000<br />
50.000<br />
0<br />
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />
%-Anteil SSS Seeverkehr insgesamt Kurzstreckenseeverkehr<br />
Containerumschlag insgesamt / im Kurzstreckenseeverkehr 2012–2021 in Mio. TEU<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
20<strong>11</strong> 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />
%-Anteil SSS Seeverkehr insgesamt Kurzstreckenseeverkehr<br />
Das Handelsvolumen mit dem Vereinigten<br />
Königreich war dagegen im ersten<br />
Quartal <strong>2022</strong> noch deutlich unter<br />
dem Niveau von 2021. Neben der Corona-Pandemie<br />
hat auch der Brexit diese<br />
Verkehre belastet. Positive Entwicklungen<br />
zeigten sich jedoch beispielsweise<br />
im RoRo-Verkehr mit Dänemark und<br />
Finnland, wo die guten Werte des Vorjahres<br />
im ersten Quartal noch einmal<br />
übertroffen wurden.<br />
Im weiteren Jahresverlauf haben sich<br />
die Aussichten durch die hohen Energiepreise<br />
und die damit verbundene Inflation<br />
insgesamt wieder eingetrübt.<br />
Jüngste Daten des Statistischen Bundesamtes<br />
bis Juli <strong>2022</strong> zeigen, dass vor allem<br />
der Stückgutverkehr deutlich zurückging,<br />
während der Import von Kohle und<br />
Rohöl deutlich zunahm. Im Ergebnis<br />
stand im Vorjahresvergleich ein Minus<br />
von 1,4 %.<br />
In der Entwicklung der monatlichen<br />
Umschlagszahlen der größten deutschen<br />
Containerhäfen ist die Auswirkung des<br />
russischen Angriffs auf die Ukraine besonders<br />
deutlich zu erkennen. Kumuliert<br />
bis zum Februar lagen die deutschen Häfen<br />
laut dem Monthly Container Port<br />
Monitor des ISL noch knapp über dem<br />
Vorjahresniveau. Im Zeitraum März bis<br />
August blieb das Umschlagvolumen dagegen<br />
5,8 % unter dem Vorjahresniveau.<br />
»Wir erwarten trotzdem, dass der Anteil<br />
des Kurzstrecken- und Shortsea-<br />
Verkehrs am Gesamtumschlag <strong>2022</strong> wieder<br />
bei rund 60 % liegen wird«, heißt es<br />
79%<br />
76%<br />
73%<br />
70%<br />
67%<br />
64%<br />
61%<br />
58%<br />
60%<br />
57%<br />
54%<br />
51%<br />
48%<br />
45%<br />
42%<br />
39%<br />
36%<br />
33%<br />
beim spc. In den kommenden Jahren sei<br />
mit Blick auf die in der »Sustainable &<br />
Smart Mobility Strategy« der Europäischen<br />
Kommission festgeschriebenen<br />
Wachstumsziele für den<br />
KSSV auch in den deutschen Seehäfen<br />
wieder mit einem Wachstum zu rechnen.<br />
»Mehr Transport über den Wasserweg ist<br />
also gewünscht. Denn damit wird ein bedeutender<br />
Beitrag geleistet, das Ziel einer<br />
90 %-igen Reduktion der Emissionen des<br />
Transportsektors in der EU bis 2050 zu<br />
erreichen.« Daher sei es wichtig, dass die<br />
Hinterlandanbindungen zu und von den<br />
Häfen über beste Voraussetzungen verfügen,<br />
vor allem in Bezug auf den Zustand<br />
der Infrastruktur und Zuverlässigkeit<br />
– nicht nur auf der Straße, sondern auch<br />
auf den Wasser- und Schienenwegen.<br />
»Denn der Hinterlandverkehr entscheidet<br />
mit über die Frage, ob ein Transport<br />
über den Seeweg geht oder nicht«,<br />
meint Nowak.<br />
RD<br />
© BAG<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
33
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Ruhrgebiet rückt näher an Schweden<br />
Samskip hat gemeinsam mit Hector Rail dreimal wöchentlich Ganzzugverbindungen<br />
zwischen Duisburg und Rostock eingerichtet. Damit erhöht sich die Kapazität der<br />
multimodalen Verbindungen zwischen Deutschland und Skandinavien um mehr als 10 %<br />
Die vollelektrische Zugverbindung<br />
verbindet die Terminals Duisburg<br />
Hohenbudberg und Rostock Trimodal.<br />
Durch die zusätzliche Streckenoption soll<br />
das Ruhrgebiet und der Südosten der<br />
Niederlande mit der schwedischen<br />
Schlüsselregion Stockholm/Gävle/<br />
Örebro/Jönköping, Finnland und anderen<br />
baltischen Märkten besser verbunden<br />
werden.<br />
Die 700 m langen Züge fahren montags,<br />
mittwochs und freitags in Duisburg<br />
ab und kommen dienstags, donnerstags<br />
und samstags in Rostock an,<br />
um mit den Fährverbindungen der<br />
Hansa Destination nach Nynäshamn<br />
(südlich von Stockholm) zusammenzufallen.<br />
Mit dem Markteintritt im August<br />
2021 habe Hansa ein beträchtliches<br />
Frachtaufkommen in und aus dem<br />
schwedischen Mittelland entwickelt,<br />
wobei die Verbindung nach Nynäshamn<br />
regelmäßig durch Zwischenstopps in<br />
Visby ergänzt wird.<br />
Die Bahnverbindung Duisburg-<br />
Rostock ermöglicht es Samskip außerdem,<br />
zusätzliche Serviceoptionen direkt<br />
nach Südschweden und Finnland anzubieten,<br />
indem sie mit separaten täglichen<br />
Fährabfahrten nach Trelleborg,<br />
Kotka, Hanka und Rauma koordiniert<br />
werden.<br />
Samskip bietet laut eigenen Angaben<br />
bereits ein umfangreiches Netz an containerisierten<br />
Bahndiensten, die Duisburg<br />
mit Zielen in Schweden verbinden, und<br />
fährt 14 Mal pro Woche mit eigenen<br />
Ganzzügen nach Katrineholm, Falköping<br />
und Nässjö.<br />
Auch für nicht kranbare Trailer<br />
Die neue Relation bietet auch eine bessere Verbindung nach Schweden oder Finnland<br />
© Samskip<br />
Laut Gert-Jan Meijer, Head of Trade,<br />
Sweden, Samskip, stellt der Shortsea-Verkehr<br />
von Rostock aus eine strategische<br />
Ergänzung der Transportmöglichkeiten<br />
für alle Arten von multimodalen Frachtkunden<br />
dar. Die Waggons bieten nicht<br />
nur Kapazität für ISO-Container, Mega-<br />
Trailer und P400-Trailer, sondern nehmen<br />
auch nicht kranbare Trailer auf, so<br />
dass die neue Strecke für eine breite Palette<br />
von Drittanbietern und verladereigenem<br />
Equipment geöffnet ist.<br />
»Es besteht ein klarer Bedarf, die Kapazität<br />
zwischen Deutschland und Skandinavien<br />
aufgrund des wachsenden Handelsvolumens<br />
und neuer Anfragen zu erhöhen,<br />
aber die hohen Dieselpreise und<br />
der anhaltende Fahrermangel führen<br />
auch dazu, dass mehr Fracht von der<br />
Straße weggezogen wird«, sagt Meijer.<br />
»Das Angebot eines zusätzlichen Hochfrequenzdienstes<br />
festigt den Wettbewerbsvorteil,<br />
den der multimodale<br />
Verkehr gegenüber dem Straßentransport<br />
in Bezug auf die Zuverlässigkeit in<br />
der Lieferkette hat.«<br />
Thomas Vitte, kaufmännischer Leiter<br />
der Hector Rail GmbH, fügt hinzu:<br />
»Durch dieses erweiterte Angebot wird es<br />
möglich sein, mit einem noch wettbewerbsfähigeren<br />
und effizienteren Produkt<br />
mehr Güter auf die Schiene zu bringen<br />
und damit nachhaltige Transportlösungen<br />
zwischen Deutschland und<br />
Skandinavien zu verbessern.«<br />
Die Kapazitätserweiterung findet in einer<br />
Zeit statt, in der der multimodale<br />
Verkehr in Europa eine Chance hat, da<br />
seine geringeren Emissionen mit den<br />
Nachhaltigkeitszielen von Unternehmen<br />
übereinstimmen. Die Maßnahmen des<br />
EU-Mobilitätspakets zur Verbesserung<br />
der Bedingungen für Spediteure verdrängen<br />
auch den Straßengüterverkehr aus<br />
dem Markt.<br />
Die hohe Frequenz im Schienenverkehr<br />
stärkt laut Meijer die Argumente für<br />
nachhaltigen Transport: »Unsere größeren<br />
Kunden wollen mehr mit kohlenstoffärmeren<br />
Optionen tun, neue Kunden<br />
klopfen an die Tür und man kann sagen,<br />
dass in Deutschland eine allgemeine<br />
Stimmung herrscht, dass es jetzt an der<br />
Zeit ist, von der Straße wegzukommen«.<br />
Die Kombination aus vollelektrischer<br />
Schienentraktion, Skaleneffekten im<br />
Kurzstreckenseeverkehr, kurzen Transportwegen<br />
auf der Straße und Flexibilität<br />
bei Stückgutoptionen verkörpern Meijer<br />
zufolge das, was Samskip bei nachhaltigen<br />
Verbindungen für den europäischen<br />
Logistikmarkt anstrebt. RD<br />
34 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
40 Jahre Containerumschlag in Venlo<br />
An der deutsch-niederländischen Grenze – am Inlandterminal Hutchison Ports Venlo –<br />
gab es kürzlich Grund zum Feiern, nämlich die Eröffnung des ersten Bahn-Terminals<br />
durch Ports ECT Rotterdam (ECT) vor rund vierzig Jahren<br />
Fünf Mal pro Woche legt ein Binnenschiff in Venlo Richtung Rotterdam und Antwerpen ab<br />
© Hutchison Ports Venlo<br />
Wie die Betreiber anlässlich des<br />
40-jährigen Bestehens mitteilten,<br />
markierte dies den Beginn der »rasanten<br />
Entwicklung von Venlo zu einem modernen<br />
Logistikzentrum, die sich ab 1982<br />
vollzog«. Mit 24 Bahnverbindungen von<br />
und nach Rotterdam pro Woche und fünf<br />
wöchentlichen Binnenschiffsverbindungen<br />
von und nach Rotterdam und<br />
Antwerpen sei Hutchison Ports Venlo für<br />
ECT ein »idealer Inlands-Hub und ein<br />
sehr wichtiges Bindeglied im European-<br />
Gateway-Services-Netz«, so das Unternehmen.<br />
Der Erfolg von Venlo sei nicht<br />
zuletzt der »guten und intensiven« Zusammenarbeit<br />
mit der öffentlichen Hand<br />
zu verdanken.<br />
Leo Ruijs, CEO von ECT, erklärt dazu:<br />
»Die langjährige fruchtbare Zusammenarbeit<br />
zwischen der Gemeinde Venlo und<br />
der Provinz Limburg einerseits und ECT<br />
andererseits war einer der Faktoren, die<br />
zum Erfolg von Venlo als Logistikhotspot<br />
beigetragen haben.« Bereits in den Anfängen<br />
im Jahr 1982 verkehrte zweimal<br />
täglich ein Shuttlezug zwischen Rotterdam<br />
und Venlo. Ende der 1980er-Jahre<br />
konnte das Terminal dann schon erweitert<br />
werden; ECT zog zusammen mit<br />
seinem Partner Seacon Logistics an den<br />
heutigen Standort um. 2010 wurde Venlo<br />
durch die Eröffnung des Binnenschiff-<br />
Terminals von ECT auch über das Wasser<br />
erschlossen. Damit wurde die »einzigartige«<br />
Lage von Venlo an der Schnittstelle<br />
von Straßen-, Schienenverbindungen<br />
und Wasserwegen und im »Herzen einer<br />
attraktiven Wirtschaftsregion optimal genutzt«,<br />
so ECT.<br />
Mehr Binnenschiffskapazitäten<br />
Inzwischen muss auch das Binnenschiff-<br />
Terminal erweitert werden. In Zusammenarbeit<br />
mit der Gemeinde Venlo,<br />
der Provinz Limburg und mit Unterstützung<br />
der Europäischen Union und der<br />
niederländischen Regierung soll bis 2024<br />
nahezu eine Verdopplung der Kapazität<br />
realisiert werden.<br />
Die Feier zur 40-jährigen Präsenz in<br />
Venlo »beweist erneut die Fokussierung<br />
von ECT auf ein integriertes Serviceangebot<br />
vom Seehafen Kai bis zur Haustür<br />
des Kunden und umgekehrt – auf den Service<br />
sowohl für Reedereien als auch für<br />
Verlader, Logistikdienstleister und Terminalbetreiber,<br />
da sie als Akteure der Lieferkette<br />
allesamt einen Beitrag zur Effizienz<br />
und Nachhaltigkeit der Logistikbranche<br />
leisten können«, so das Unternehmen.<br />
Man kombiniere hierbei seine Terminalaktivitäten<br />
in Rotterdam mit dem Transportnetz<br />
der European Gateway Services<br />
und dem Terminalbetrieb in verschiedenen<br />
wirtschaftlich interessanten<br />
Regionen Europas.<br />
Über European Gateway Services (EGS)<br />
bietet ECT Reedereien, Logistikdienstleistern<br />
und Verladern ein Netz hochfrequenter<br />
Schienen- und Binnenschiffsdienste.<br />
Diese Dienste verbinden die Tiefseeterminals<br />
in Rotterdam direkt mit strategisch<br />
günstig gelegenen Binnenterminals auf<br />
dem europäischen Markt.<br />
RD<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
35
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Minus im belgischen Containerumschlag<br />
Der belgische Doppelhafen Antwerp-Bruges mit Antwerpen als wichtigem Container-Hub<br />
an der Nordrange hat die ersten drei Quartale mit einer gemischten Bilanz abgeschlossen.<br />
Die Verantwortlichen geben sich dennoch zuversichtlich<br />
Insgesamt wurden 8,8 % weniger Container in dem Doppelhafen umgeschlagen<br />
Nach neun Monaten belief sich der<br />
Gesamtumschlag auf 217,4 Mio. t,<br />
was einem leichten Anstieg von 0,8 % gegenüber<br />
dem Vorjahreszeitraum entspricht.<br />
»Trotz der negativen Auswirkungen<br />
des geopolitischen und makroökonomischen<br />
Kontextes verzeichnen alle<br />
Frachtströme ein Wachstum, mit Ausnahme<br />
des Containersegments, das weiterhin<br />
unter Druck steht«, heißt es in einer<br />
Mitteilung.<br />
Der Containerumschlag ging um 8,8 %<br />
in Tonnen und 5 % in TEU zurück. Der<br />
Rückgang wird mit »anhaltenden Störung<br />
der Containerlogistik und Auswirkungen<br />
des Krieges in der Ukraine«<br />
begründet. Die Container rotieren aufgrund<br />
von Staus immer noch nicht ausreichend,<br />
was dazu führe, dass der<br />
Durchsatz sinkt, während der von leeren<br />
Containern steigt. Eine Besserung ist in<br />
diesem Jahr nicht mehr in Sicht: »Obwohl<br />
die betrieblichen Herausforderungen<br />
langsam abnehmen, wird<br />
sich der nach wie vor stark gestörte Container-Linienverkehr<br />
voraussichtlich erst<br />
im ersten Quartal 2023 wieder normalisieren«,<br />
so der Hafen.<br />
Weitere Segmente<br />
Konventionelles Stückgut und Breakbulk<br />
wuchs um 9,7 %. Während sich die Stahlabflüsse<br />
gut hielten, zeigen die Stahlversorgungsmengen<br />
aufgrund hoher Lagerbestände<br />
und sinkender Nachfrage eine<br />
rückläufige Tendenz. Trotz einer rückläufigen<br />
Tendenz beim Umschlag von<br />
Holz und Baustoffen verzeichnen diese<br />
Produktgruppen, wie auch Obst, weiterhin<br />
ein Wachstum.<br />
Der RoRo-Verkehr nahm um 8,1 % zu.<br />
Der Umschlag von Neufahrzeugen stieg<br />
um 8,5 %, was vor allem auf die starken<br />
Importe aus China zurückzuführen ist.<br />
Dagegen ist die Zahl der Gebrauchtwagen<br />
und Lastkraftwagen um 7,3 % bzw.<br />
17 % zurückgegangen. Die unbegleitete<br />
Ladung (ohne Container) stieg um 13 %.<br />
Das Wachstum im Segment Bulk<br />
(+21,5 %) wird vor allem auf die Zunahme<br />
des Kohletransports zurückgeführt.<br />
Die gestiegene Nachfrage nach<br />
Kohle für die Stromerzeugung führte zu<br />
einem Umschlag von 2,43 Mio. t. Der<br />
Umschlag von Eisenerz nimmt zu, während<br />
Schrott, Sand und Kies rückläufig<br />
© Port of Antwerp-Bruges<br />
sind und andere Baustoffe den Status quo<br />
beibehalten. Obwohl sowohl die Zu- als<br />
auch die Abflüsse von Düngemitteln im<br />
Vergleich zum zweiten Quartal zugenommen<br />
haben, ist immer noch ein<br />
Rückgang gegenüber dem Rekordjahr<br />
2021 zu verzeichnen (-<strong>11</strong>,8 %).<br />
Das Segment der flüssigen Massengüter<br />
verzeichnete einen Anstieg von 13,3 %.<br />
Vor allem LNG verzeichnet hier ein starkes<br />
Wachstum (+66,5 %). In diesem Jahr<br />
haben bisher 215 LNG-Schiffe Zeebrugge<br />
angelaufen, im Vergleich zu 121 im gleichen<br />
Zeitraum des Vorjahres. Auch bei<br />
LPG (+30 %) ist aufgrund der hohen Erdgaspreise<br />
ein Wachstum zu verzeichnen,<br />
ebenso bei Benzin (+12,2 %), Diesel/<br />
Bunkeröl (+9,7 %) und Naphtha<br />
(+14,6 %). Der Chemie-Umschlag stieg<br />
ebenfalls weiter um 6,3 %, aber ein deutlicher<br />
Rückgang ist vor allem beim Export<br />
zu verzeichnen, der auf die Drosselung<br />
der Produktion aufgrund der gestiegenen<br />
Energiekosten zurückzuführen ist.<br />
Neue Projekte<br />
Seit dem offiziellen Start des fusionierten<br />
Hafens Antwerpen-Brügge vor sechs Monaten<br />
hätten bereits mehrere Investoren<br />
und neue Projekte »ihren Weg auf die beiden<br />
Hafenplattformen gefunden«, so die<br />
Hafengesellschaft. So wird Conti Seafrigo<br />
Antwerpen ein neues Tiefkühllager errichten,<br />
Antwerp Euroterminal (AET) will<br />
expandieren, Fluxys will in Zusammenarbeit<br />
mit Advario ein Ammoniak-<br />
Terminal bauen. Covestro hat mit dem Bau<br />
einer Anilinanlage begonnen, ITC Rubis<br />
erweitert sich um eine zusätzliche Tankgrube<br />
und Lanxess installiert ein neues Klimaschutzsystem.<br />
Ineos hat sich außerdem<br />
entschieden, von Antwerpen aus ein Pilotprojekt<br />
zur Kohlenstoffabscheidung und<br />
-speicherung (CCS) zu starten. In Zeebrugge<br />
eröffnet die Ziegler-Gruppe eine<br />
Niederlassung für unbegleitete RoRo-<br />
Fracht nach Irland und Großbritannien,<br />
und die Immobiliengruppe Intervest eröffnete<br />
diese Woche offiziell den im April<br />
vom chinesischen Entwickler Lingang erworbenen<br />
Logistikkomplex. RD<br />
36 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Mehr Kohle und LNG, weniger Container<br />
In den ersten neun Monaten des Jahres bewegte sich der Umschlag im Rotterdamer Hafen<br />
auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahreszeitraum. Die Art der Güter hat sich<br />
allerdings verändert<br />
So belief sich der Umschlag auf rund<br />
351 Mio. t, was einem Plus von 0,3 %<br />
entspricht. Wie die Hafenbetreiber mitteilen,<br />
habe es große Unterschiede in der<br />
Art der umgeschlagenen Güter gegeben.<br />
Als Gründe werden der Krieg in der<br />
Ukraine, die Sanktionen gegen Russland<br />
und die Veränderungen in den weltweiten<br />
Energieströmen angegeben. Dem<br />
Hafen zufolge werden nun – als Alternative<br />
zum russischen Erdgas – weitaus<br />
mehr Kohle und LNG importiert. Der<br />
Containerumschlag habe sich rückläufig<br />
entwickelt, vor allem durch den Wegfall<br />
des Handels mit Russland.<br />
»Aus dem Gesamtumschlagsvolumen<br />
könnte man schließen, dass der Hafenbetrieb<br />
wie gewohnt verläuft, aber die großen<br />
Veränderungen insbesondere im Bereich<br />
LNG und Kohle beweisen, dass sich<br />
die Energielandschaft umfassend gewandelt<br />
hat«, kommentiert Allard Castelein,<br />
CEO des Hafenbetriebs Rotterdam.<br />
»Durch die hohen Energiepreise hat es<br />
vor allem die energieintensive Chemieindustrie<br />
schwer. Eine schnellere Energiewende<br />
verringert langfristig unsere<br />
Abhängigkeit von geopolitischen Entwicklungen.<br />
Kurzfristig gilt es, die für unsere<br />
Gesellschaft so wichtige Chemieindustrie<br />
zu erhalten«, so Castelein.<br />
Angesichts des anhaltenden Kriegs in<br />
der Ukraine, der hohen Inflationsrate<br />
und des ungünstigeren Wirtschaftsklimas<br />
sehen »die Prognosen für die makroökonomische<br />
Entwicklung nicht rosig<br />
aus«, heißt es. Der Hafenbetrieb Rotterdam<br />
erwarte dennoch, dass das Umschlagsvolumen<br />
für das gesamte Jahr<br />
<strong>2022</strong> in etwa dasselbe Niveau erreichen<br />
wird wie im Vorjahr.<br />
»Die großen Veränderungen<br />
insbesondere im Bereich LNG<br />
und Kohle beweisen, dass sich die<br />
Energielandschaft umfassend<br />
gewandelt hat«<br />
Allard Castelein, CEO Port of Rotterdam<br />
Im Containersegment belief sich der<br />
Rückgang in den ersten neun Monaten<br />
auf -8,6 % im Gewicht und auf -4,4 % in<br />
der Zahl der Container. Infolge der Sanktionen<br />
kam der Containerverkehr zwischen<br />
Russland und Rotterdam fast vollständig<br />
zum Erliegen. In den letzten Jahren<br />
entfielen etwa 8 % des Containerverkehrs<br />
auf Russland. Sowohl der<br />
Roll-on/Roll-off-Verkehr als auch der<br />
übrige Stückgutumschlag stiegen um<br />
15 % an.<br />
Beim flüssigen Massengut wurde eine<br />
Zunahme von 3,9 % registriert. Das Volumen<br />
der umgeschlagenen Mineralölprodukte<br />
ging zwar zurück (-13,1 %), vor allem<br />
infolge des geringeren Angebots von<br />
russischem Heizöl; der Umschlag anderer<br />
Güter entwickelte sich aber positiv. So<br />
wurde mehr Rohöl (+5,4 %) und mehr<br />
anderes flüssiges Massengut (+18,4 %)<br />
umgeschlagen. Im Bereich der anderen<br />
flüssigen Güter verzeichneten alle Kategorien<br />
einen Zuwachs: Chemie, Biokraftstoffe,<br />
pflanzliche/tierische Öle und<br />
Fruchtsäfte. Das LNG-Volumen stieg besonders<br />
stark an (+73,8%). Unter anderem<br />
aus den USA wird als Ersatz für das<br />
russische Erdgas weitaus mehr LNG importiert,<br />
heißt es.<br />
Der Umschlag von Eisenerz und<br />
Schrott ging stark zurück (-17,9%), ebenso<br />
wie der von Agrarmassengütern<br />
(-14,8%). Die erstgenannte Entwicklung<br />
sei eine Folge der schwächeren Wirtschaft,<br />
während die zweite hauptsächlich<br />
auf die geringeren Ernteerträge in verschiedenen<br />
Teilen der Welt zurückzuführen<br />
ist. Auch die hohen Energiepreise für<br />
die Verarbeitung von Agrarmassengütern<br />
spielen eine Rolle, so der Hafen. Das<br />
Volumen des Kohlenumschlags stieg dagegen<br />
an (+24,8%), vor allem weil in<br />
Elektrizitätswerken mehr Kohle verfeuert<br />
wurde. Bei den übrigen Massengütern,<br />
unter anderem. den Roh- und Baustoffen,<br />
wurde ebenfalls ein erheblicher<br />
Zuwachs verzeichnet (+22,6%). Insgesamt<br />
wurden 2,9 % mehr trockene<br />
Massengüter umgeschlagen, so die<br />
Quartalsbilanz.<br />
RD<br />
Umschlag nach Segmenten<br />
© Port of Rotterdam<br />
Der Gesamtumschlag belief sich in Rotterdam auf rund 351 Mio. t<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
37
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
»Alle müssen an einem Strang ziehen«<br />
Die Hamburger Hafenwirtschaft fordert angesichts der aktuell herausfordernden Zeiten<br />
Reformen in der Hafenpolitik, um Wettbewerbsnachteile zu beseitigen. Dazu gehört unter<br />
anderem die Beseitigung steuerlicher Nachteile innerhalb Europas<br />
Gunther Bonz, Präsident des<br />
Unternehmensverbandes Hafen Hamburg<br />
Nachdem der Hamburger Hafen die<br />
Auswirkungen der Corona-<br />
Pandemie gut bewältigt hat und das Jahr<br />
2021 mit einem leichten Umschlagsplus<br />
abschließen konnte, ist seit Beginn des<br />
Ukraine-Krieges im Februar <strong>2022</strong> die<br />
Umschlagsentwicklung leicht rückläufig,<br />
das teilte der Unternehmensverband Hafen<br />
Hamburg (UVHH) vor Kurzem mit.<br />
Allerdings sei der Umschlag weniger<br />
rückläufig als in »einigen Konkurrenzhäfen«.<br />
Insbesondere im Massengutbereich<br />
ist aufgrund der Sanktionen gegen Russland<br />
ein starker Rückgang zu verzeichnen,<br />
der durch andere Güterarten<br />
nicht zu kompensieren ist. Auch die<br />
kürzlich vom International Monetary<br />
Fund (IWF) veröffentlichten wirtschaftlichen<br />
Rahmendaten trüben die<br />
Aussicht auf eine positive Umschlagentwicklung<br />
im laufenden Jahr und für<br />
2023.<br />
Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes<br />
Hafen Hamburg, sagte:<br />
»Gerade in dieser aktuell sehr herausfordernden<br />
Situation ist es dringend erforderlich,<br />
dass die nach wie vor bestehenden<br />
Wettbewerbsnachteile für die<br />
Hamburger Hafenunternehmen beseitigt<br />
werden.« Dazu gehören seiner Ansicht<br />
nach unter anderem die Reform der Einfuhrumsatzsteuer,<br />
die Beseitigung von<br />
steuerlichen Nachteilen innerhalb Europas,<br />
eine sichere und bezahlbare Energieversorgung<br />
sowie keine weiteren staatlichen<br />
Kostenerhöhungen, zum Beispiel<br />
bei Mieten und Pachten sowie verlässliche<br />
Rahmenbedingungen für Investitionen<br />
auf Hamburger Hafenflächen. »Zudem<br />
ist es dringend erforderlich, dass der<br />
Bund kurzfristig Maßnahmen ergreift,<br />
um die Soll-Wassertiefen auf der Bundeswasserstraße<br />
Elbe wieder herzustellen«,<br />
so Bonz weiter.<br />
Häfen sind ständigen Veränderungen<br />
unterworfen und Einflüssen von außen –<br />
wie wirtschaftlichen Entwicklungen, international<br />
organisierter Waren- und<br />
Gütertransporte sowie politischer Gesetzgebung<br />
– ausgesetzt. Eine stagnierende<br />
Weltwirtschaft, allen voran in China,<br />
und der Krieg in der Ukraine bleiben somit<br />
nicht ohne Auswirkung auf den<br />
Hamburger Hafen.<br />
Nur eine einheitliche Auslegung und<br />
harmonisierte Anwendung der europäischen<br />
Regeln führe zu einem »Level<br />
Playing Field« und fairem Wettbewerb<br />
unter den europäischen Häfen, meint der<br />
UVHH. Auch die Verkehrswege seien<br />
enorm wichtig. Allerdings sei der Erhalt<br />
und Ausbau von Hafeninfrastruktur<br />
nicht mehr allein durch die Länder finanzierbar.<br />
»Häfen sind systemrelevant<br />
und Teil der kritischen Infrastruktur –<br />
heute mehr denn je, um die Versorgung<br />
Deutschlands mit Rohstoffen und alternativen<br />
Energieträgern sicherzustellen.<br />
Vor allem bei den anstehenden Investitionen,<br />
die im Zusammenhang mit<br />
der Energiewende stehen, bedarf es verlässlicher<br />
Rahmenbedingungen und eines<br />
stärkeren finanziellen Engagements<br />
auch des Bundes«, sagte der Verbandschef.<br />
Fokus Infrastruktur<br />
© UVHH<br />
Der Hamburger Hafen sei für die exportorientierte<br />
deutsche Volkswirtschaft die<br />
wichtigste Transport- und Logistikdrehscheibe.<br />
Im Import stelle er die Versorgung<br />
von Wirtschaft und Bevölkerung<br />
mit Gütern und Rohstoffen sicher.<br />
Hamburg, wie auch alle anderen deutschen<br />
Seehäfen, erfüllen somit »eine nationale<br />
Aufgabe«. Dafür bräuchten die<br />
Häfen eine leistungsfähige Infrastruktur.<br />
»Wir begrüßen daher die Erarbeitung einer<br />
nationalen Hafenstrategie. Neben einem<br />
stärkeren finanziellen Engagement<br />
des Bundes bei der Infrastruktur sind<br />
auch zeitnah Lösungen zur künftigen<br />
Baggergutunterbringung zu finden. Hierzu<br />
müssen die Bundesländer, die Port<br />
Authorities und der Bund enger kooperieren«,<br />
so Bonz.<br />
Neben den geplanten Bundesprojekten,<br />
wie der Neubau der A26 Ost und<br />
des Köhlbrandtunnels, müssen nach<br />
Meinung des UVHH auch wirtschaftsfreundlichere<br />
Rahmenbedingungen in<br />
Hamburg geschaffen werden. Der »lange<br />
überfällige« neue Hafenentwicklungsplan<br />
müsse einiges Punkte erfüllen:<br />
• Erhalt, Schutz und Ausbau von Hafenflächen<br />
• Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit,<br />
sichere Investitionsrahmenbedingungen<br />
• Erhalt-, Aus- und Neubau der Infrastruktur<br />
• Rahmenbedingungen für den Umschlag<br />
und die Lagerung alternativer<br />
Energieträger<br />
• Technologieoffene Förderung alternativer<br />
Antriebe und Treibstoffe.<br />
Die hohen Preise für Energie und Rohstoffe,<br />
gestörte Lieferketten, steigende<br />
Lohnkosten sowie der Fachkräftemangel<br />
stellen die Hafenunternehmen vor große<br />
Herausforderungen, so der Hamburger<br />
Unternehmensverband. Bisher habe der<br />
Hamburger Hafen die zahlreichen Krisen,<br />
wie Corona, Ukraine-Krieg und Arbeitskampfmaßnahmen,<br />
gut bewältigt<br />
und werde dies auch in Zukunft tun. Allerdings<br />
seien diese Aufgaben nicht allein<br />
von den Hafenunternehmen zu bewältigen.<br />
Hierfür müssten alle – der<br />
Bund, die Küstenländer, die Freie und<br />
Hansestadt Hamburg, die Hamburg Port<br />
Authority und die Hafenunternehmen –<br />
vereint an einem Strang ziehen, so der<br />
Verband.<br />
RD<br />
38 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Mit Wasserstoff in die Zukunft<br />
Bei ihrer diesjährigen Jahrestagung in Magdeburg haben die Binnenhäfen ihren Fokus auf<br />
die Wirtschaftsregion Elbe, ihre Rolle bei der Wertschöpfung und als Logistikzentren sowie<br />
auf das Potenzial bei der Gestaltung der Energiewende gelegt<br />
(v.l.): BÖB-Präsident Joachim Zimmermann, IHK-Hauptgeschäftsführer André Rummel und Sachsen-Anhalts Vize-MinisterpräsidentArmin Willingmann<br />
© Lichtbilder & Fotografie Gunnar Thermann<br />
Prof. Wolfgang Arlt, Mitbegründer<br />
des Start-ups LOHC Technologies<br />
In seinem Grußwort dankte der Hauptgeschäftsführer<br />
der Industrie- und<br />
Handelskammer Magdeburg, André<br />
Rummel, den Binnenhäfen für die gute<br />
Zusammenarbeit im Gesamtkonzept Elbe.<br />
Gleichzeitig mahnte Rummel ein<br />
schnelleres Vorankommen bei der Verbesserung<br />
der Schiffbarkeit der Elbe an<br />
und warnte einzelne Interessengruppen<br />
davor, das mühsam, gemeinsam erarbeitete<br />
Konzept infrage zu stellen.<br />
Gleichzeitig regte Rummel an, angesichts<br />
schwindender Schiffskapazitäten<br />
auf der Elbe mehr öffentliche Anreize für<br />
Neubauten zu schaffen. Die Rolle der<br />
Binnenhäfen als Logistikdrehscheiben<br />
sowie als Motoren für Wertschöpfung<br />
und Beschäftigung in der Region betonte<br />
Armin Willingmann, Minister für<br />
Wissenschaft, Energie und Klimaschutz<br />
des Landes Sachsen-Anhalt, in seiner Rede.<br />
Er bekräftigte die Forderung nach<br />
mehr Engagement für den Erhalt der<br />
Wasserstraße Elbe als wichtige Hinterlandanbindung<br />
und die Instandsetzung<br />
der Wasserstraßeninfrastruktur.<br />
Weitere politische Gäste der Veranstaltung<br />
aus der Sachsen-Anhaltinischen<br />
Landespolitik waren die Vizepräsidentin<br />
des Landtags, Anne-Marie Keding,<br />
der Vorsitzende des Ausschus-ses<br />
für Infrastruktur und Digitales, Falko<br />
Grube, sowie die Vorsitzende des Ausschusses<br />
für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz<br />
und Umwelt, Kathrin Tarricone.<br />
Den Hauptvortrag der Tagung hielt<br />
Prof. Wolfgang Arlt, ehemaliger Inhaber<br />
des Lehrstuhls für thermische Verfahrenstechnik<br />
an der Universität Erlangen-Nürnberg<br />
und Mitbegründer des<br />
Start-Ups Hydrogenious LOHC Technologies.<br />
Arlt und seine Mitstreiter wurden<br />
2018 für den Deutschen Zukunftspreis<br />
nominiert. Ihre Forschungs- und<br />
Entwicklungsleistungen im Bereich der<br />
gefahrlosen Wasserstoffspeicherung mit<br />
Hilfe der Trägersubstanz LOHC sowie<br />
deren erfolgreiche kommerzielle Umsetzung<br />
wurden als Beitrag zu einem nachhaltigen<br />
Energiesystem gewertet.<br />
Arlt stellte dar, dass ein hoch entwickeltes<br />
Industrieland wie Deutschland seinen<br />
Energiebedarf auch künftig nicht autark<br />
decken kann und auf Energieimporte angewiesen<br />
sein wird. Mithilfe von LOHC<br />
kann grüner Wasserstoff, der in Regionen<br />
gewonnen wird, die reich an Sonnenoder<br />
Windenergie sind, gebunden und<br />
gefahrlos transportiert werden.<br />
Anders als andere Trägersubstanzen ist<br />
LOHC nicht toxisch oder explosiv und<br />
kann in bestehenden Infrastrukturen und<br />
Transportmitteln genutzt werden. Daraus<br />
ergeben sich erhebliche Potenziale für den<br />
Umschlag und die Lagerung in Binnenhäfen<br />
und den Transport über die umweltfreundlichen<br />
Verkehrsträger Schiene und<br />
Wasserstraße.<br />
RD<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
39
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
LED-Signalanlage für Schiffshebewerk<br />
Anfang Oktober wurde mit dem Schiffshebewerk Niederfinow ein Jahrhundertbauwerk in<br />
Betrieb genommen. Die LED-basierte Signalanlage lieferte der Automatisierungsspezialist<br />
Phoenix Contact<br />
Das alte und neue Schiffshebewerk in Niederfinow<br />
© Phoenix Contact<br />
Als Teilstrecke der Oder-Havel-<br />
Wasserstraße verläuft der Oder-<br />
Havel-Kanal über 54 km von der Havel<br />
südlich von Oranienburg bis zur Alten<br />
Oder bei Niederfinow. Während der<br />
Fahrt sind zwei Abstiegsbauwerke zu<br />
überwinden: die Lehnitzschleuse und das<br />
Schiffshebewerk Niederfinow. Das Hebewerk<br />
wurde im Zeitraum von 1927 bis<br />
1934 als Ersatz für die Schleusentreppe<br />
Niederfinow erbaut und überwindet eine<br />
Hubhöhe von 36 m. Über den Oder-<br />
Havel-Kanal werden unter anderem<br />
Schüttgüter transportiert. Würde die Ladung<br />
eines entsprechenden Binnenschiffs<br />
auf die Straße verlagert, entspräche<br />
dies ungefähr 40 Lkw, deren Motoren<br />
im Vergleich zu den ein bis zwei<br />
Antrieben des Schiffs deutlich mehr<br />
Schadstoffe ausstoßen. Die Binnenschifffahrt<br />
stellt somit eine umweltschonende<br />
Alternative dar, die künftig an Bedeutung<br />
gewinnen dürfte.<br />
Energieeffiziente Leuchten<br />
Im neuen Bauwerk wurde neben 65.000 t<br />
Beton und 8900 t Stahl moderne Steuerungs-<br />
und Automatisierungstechnik verbaut.<br />
Diese entsprechen aktuellen gesetzlichen<br />
und normativen Rahmenbedingungen<br />
der EU-weit geltenden<br />
Maschinenrichtlinie 2006/42/EG. Die<br />
Signalanlage regelt den Zulauf in und den<br />
Ablauf vom Schiffshebewerk gemäß der<br />
Binnenschifffahrtsstraßen-Verordnung.<br />
Dazu sind an den Einfahrtsignalen unterschiedliche<br />
Signalbilder dargestellt, die<br />
dem Schiffsführer anzeigen, wie er sich zu<br />
verhalten hat. Das Ausfahrtsignal funktioniert<br />
analog zu einer Straßenverkehrsampel.<br />
Die Lösung hat den Vorteil, dass<br />
die zur Erfüllung der Maschinenrichtlinie<br />
notwendige Sicherheitsfunktion bereits in<br />
die Signalleuchten integriert ist. Ein weiterer<br />
Pluspunkt der Lösung resultiert aus<br />
der beleuchtungstechnischen Ausprägung<br />
mit LED-Technik, die einen<br />
energieeffizienten und wartungsarmen<br />
Betrieb sicherstellt. Für den langlebigen<br />
Einsatz in rauen Außenbereichen sind die<br />
Signalisierungsleuchten in einem robusten,<br />
seewasserbeständigen V4A-Gehäuse<br />
verbaut. Je nach Zustand oder bei besonderen<br />
Wetterverhältnissen lässt sich<br />
die Beleuchtungsstärke in Abhängigkeit<br />
vom tatsächlichen Helligkeitswert auf einen<br />
optimalen Wert einstellen.<br />
Darüber hinaus überzeugt die Signalanlage<br />
durch eine detailgenaue Diagnoseund<br />
Überwachungsfunktion, die sich in<br />
moderne Wartungs- und Instandhaltungskonzepte<br />
einbinden lässt. Der Anwender<br />
greift hier auf zahlreiche Diagnose- und<br />
Statusinformationen zurück. Beispielsweise<br />
hat er die derzeitige Leuchtstärke,<br />
den Strom und die Spannung jeder LED,<br />
den Zustand der LEDs sowie die auf die<br />
Leuchte einwirkende Lichtstärke stets im<br />
Blick. Das führt im Fehlerfall zu schnellen<br />
40 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Frank Bothe (li.) mit Dirk Beischau,<br />
Bauaufseher beim WNA Berlin<br />
Einfahrtsignal für Binnenwasserstraßen in LED-<br />
Technologie mit zugehörigem Schutzschuten<br />
Reaktions- und kurzen Instandsetzungszeiten.<br />
Sollte es zu einem Zwischenfall an<br />
der Anlage kommen, stellt das Signalisierungssystem<br />
alle relevanten Daten<br />
bereit. Hafenbehörden und Schleusenbetreiber<br />
haben die Möglichkeit, diese zu<br />
archivieren und so immer gemäß der Maschinenrichtlinie<br />
zu belegen, zu welchem<br />
Zeitpunkt welche Signale an der Schleusenanlage<br />
aktiv waren.<br />
Einbindung in Zentralsteuerung<br />
Bei der Signalanlage für Wasserverkehrswege<br />
von Phoenix Contact handelt es sich<br />
um eine systemische Komplettlösung inklusive<br />
Beleuchtungssteuerung, einer<br />
steckfertigen Verkabelung, der Signalleuchten<br />
für Binnenschifffahrtsstraßen,<br />
fertig konfektionierten Schaltschränken<br />
und des erforderlichen Montagezubehörs.<br />
Auf der einen Seite sorgt der systemische<br />
Ansatz durch den Plug-and-Play-<br />
Gedanken für eine kurze Montage- und<br />
Inbetriebnahmephase. Andererseits lässt<br />
sich die Lösung einfach in die zentrale<br />
Anlagensteuerung integrieren. Da die Beleuchtungssteuerung<br />
logikneutral ausgeprägt<br />
wurde, kommt es zudem nicht zu<br />
unübersichtlichen Steuerungskomplikationen<br />
in der Anlage. Als führendes<br />
System fungiert stets die zentrale Anlagensteuerung<br />
respektive das zentrale<br />
Leitsystem. Die Beleuchtungssteuerung<br />
und sämtliche anderen notwendigen<br />
Komponenten gehören zu den Standardmodulen<br />
des Produktportfolios von<br />
Phoenix Contact. Auf diese Weise ist eine<br />
schnelle und langfristige Ersatzteilversorgung<br />
sicherstellt. Damit sich die Anlagenverfügbarkeit<br />
weiter erhöht, hat sich<br />
der Betreiber des Schiffshebewerks Niederfinow<br />
für ein Überspannungsschutzkonzept<br />
ausgesprochen. Im Rahmen der<br />
Signalanlage wurde dies mit Modulen der<br />
Produktfamilie Plugtrab realisiert.<br />
Beleuchtungstechnisch verfügt das<br />
Schiffshebewerk über drei Einfahrtsignale,<br />
zwei Ausfahrtsignale, zwei Sportbootwartesignale<br />
und zwei Richtungsweiser.<br />
Für die gesamte Signalanlage sind<br />
27 moderne Signalleuchten in LED-Ausführung<br />
sowie neun Beleuchtungssteuerungen<br />
installiert worden. Die<br />
Komponenten kommunizieren mittels<br />
einer diskreten I/O-Kopplung mit der<br />
zentralen Anlagensteuerung. Ein Datenaustausch<br />
über das standardisierte Übertragungsprotokoll<br />
Profinet/Profisafe wäre<br />
ebenfalls möglich.<br />
Sicherheitstechnische Zertifizierung<br />
Dezentraler Schaltschrank für die<br />
Signalleuchtensteuerung<br />
Durch die Einbindung der Sicherheitsfunktion<br />
in die Signalleuchte, die durch<br />
den TÜV entsprechend PL d gemäß EN<br />
ISO 13849–1 und SIL 2 gemäß IEC 61508<br />
zertifiziert ist, und der Beleuchtungssteuerung<br />
lässt sich die Signalanlage einfach<br />
in die Sicherheitskette des Schiffshebewerks<br />
integrieren. Wie genau dies umzusetzen<br />
ist, ergibt sich aus der Risikoanalyse<br />
und den daraus abgeleiteten Anforderungen<br />
der Maschinenrichtlinie.<br />
Aufgrund der Implementierung der Sicherheitsfunktion<br />
in die Signalleuchten<br />
gestaltet sich die Realisierung der Beleuchtungslösung<br />
einfach und sicher. Die<br />
eingebaute Sicherheitsfunktion ist dafür<br />
zuständig, eine sichere Rückmeldung darüber<br />
zu geben, ob die Signalleuchte tatsächlich<br />
leuchtet. Dies ist bei konventionellen<br />
Lösungen nur mit hohem<br />
technischem Aufwand umsetzbar.<br />
Erfüllt das Beleuchtungssystem durch<br />
eine falsche Ansteuerung, Querschlüsse<br />
oder einen Ausfall nicht mehr seinen bestimmungsgemäßen<br />
Betrieb, wird die Signalanlage<br />
in einen sicheren Zustand geschaltet.<br />
Sollte beispielsweise das rote Signal<br />
»Schleuse gesperrt« aktiviert sein, aber<br />
ein grünes Signal angezeigt werden, greift<br />
die integrierte Abschalteinrichtung ein<br />
und schaltet die fehlerhaften Signalleuchten<br />
aus. Den sicheren Zustand – zum<br />
Beispiel »alle grünen Leuchten aus« oder<br />
»alle roten Leuchten an« definiert der Anwender<br />
individuell.<br />
Autor: Dipl.-Ing. Frank Bothe,<br />
Bereich Industriemanagement<br />
Infrastruktur, Phoenix Contact<br />
Deutschland GmbH, Blomberg<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
41
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Mehr Krankapazität verkürzt Liegezeiten<br />
Zeit ist Geld. Mit einer Umschlagkapazität von 1.800 t pro Stunde soll die neue<br />
Hafenumschlagmaschine Sennebogen 885 G die Liegezeit von Schiffen im Hafen deutlich<br />
reduzieren und damit auch die Kosten senken<br />
Der neue Bagger ist für sämtliche Umschlagarbeiten im Hafen ausgelegt<br />
Das neue Umschlaggerät stellte Sennebogen<br />
erstmals anlässlich der<br />
diesjährigen Bauma vor. Der 885 G<br />
zeichnet sich laut dem Hersteller durch<br />
sein Einsatzgewicht von rund 320 t und<br />
eine Reichweite von bis zu 38 m aus. Damit<br />
sei der Umschlagbagger insbesondere<br />
für den Einsatz im Hafen geeignet.<br />
Das Gerät vom Typ 885 G reihe sich in<br />
die Lücke zwischen den bisher vorhandenen<br />
875 E und dem »weltgrößten« Umschlagbagger<br />
895 E ein, so Sennebogen<br />
und trage damit den wachsenden Schiffsgrößen<br />
– vor allem in Binnenhäfen –<br />
Rechnung. Im Vergleich zum Wettbewerb<br />
verfügt die Maschine über den<br />
gesamten Arbeitsbereich im Durchschnitt<br />
über rund 30 % höhere Traglasten,<br />
so Sennebogen.<br />
Aufgrund der hohen Ausrüstungsvielfalt<br />
kann die Maschine gemäß den jeweiligen<br />
Kundenanforderungen individuell<br />
konfiguriert und für sämtliche Umschlagtätigkeiten<br />
im Hafen eingesetzt<br />
werden, so der Hersteller. Es kann beispielsweise<br />
zwischen fünf verschiedenen<br />
Ausrüstungsvarianten von 24 bis 38 m<br />
Reichweite gewählt, und mit dem<br />
Schnellwechsler am Stiel sowie der leistungsstarken<br />
Hydraulik können flexibel<br />
unterschiedlichste Anbaugeräte bedient<br />
werden. Darüber hinaus sei der Bagger<br />
für den schweren Stückguteinsatz geeignet<br />
und meistere sowohl schwere<br />
Containerhübe als auch Hübe im<br />
Schwerlastbereich bis 50 t.<br />
Als weitere Entwicklung der neuesten<br />
Maschinengeneration, der G-Serie, wurde<br />
laut Hersteller auch beim 885 G ein<br />
besonderes Augenmerk auf die Themen<br />
Energieeffizienz und Fahrerkomfort gelegt.<br />
Nicht nur das Maschinendesign an<br />
sich ist ressourcensparend, der neue Umschlagbagger<br />
ist auch mit dem Sennebogen<br />
Green Hybrid Rekuperationssystem<br />
ausgestattet, das sich bereits bei den Umschlagbaggern<br />
ab 47 t Einsatzgewicht<br />
© Sennebogen<br />
etabliert habe. Diese Rekuperationsmethode<br />
spart bis zu 30 % an Betriebskosten.<br />
Zudem ist die Maschine sowohl<br />
mit Diesel- als auch mit energiesparendem<br />
Elektroantrieb erhältlich.<br />
Die niedrigen Betriebskosten »gehen<br />
Hand in Hand« mit der hohen Umschlagkapazität<br />
von bis zu 1.800 t pro<br />
Stunde, so Sennebogen. Dies reduziere<br />
die Liegezeit von Schiffen im Hafen deutlich<br />
und spare damit Kosten. Ein robuster<br />
Stahlbau sowie eine beherrschbare und<br />
servicefreundliche Technik mit »hochwertigen«<br />
Antriebs- und Steuerkomponenten<br />
sollen zudem für dauerhaft<br />
gleichbleibende Leistung und ein<br />
Höchstmaß an Verfügbarkeit sorgen. Die<br />
Greiferautomatik Safety Boom Lift<br />
schützt zum Beispiel durch den automatischen<br />
Hub beim Schließen des Greifers<br />
sowohl Ausrüstung, Schiffsrumpf als<br />
auch Hafenflächen.<br />
Fahrerkabine neu gestaltet<br />
Auch die Fahrerkabine Portcab wurde<br />
überarbeitet. Sie weist eine großzügige<br />
Front und Bodenscheiben aus Sicherheitsglas<br />
auf, die einen optimalen Blick in<br />
den Schiffsrumpf erlauben sollen. Zudem<br />
unterstützen Kameras, deren Bild auf einem<br />
großen, 10,2“ messenden Monitor<br />
in der Kabine gezeigt wird, bei der Überwachung<br />
der Gefahrenbereiche. Ein neues<br />
Heiz-Klima-Konzept mit insgesamt 14<br />
im Raum verteilten Luftdüsen mit<br />
Frischluft und Umluft-Filter sorgen zudem<br />
für optimale Temperatur- und Luftverhältnisse<br />
in der Kabine, so Sennebogen.<br />
Die Arm- und Fußstützen seien einfach<br />
verstellbar, Stau- und Ablageflächen<br />
sowie ein ergonomisch Fahrersitz runden<br />
das optimierte Kabinenkonzept ab.<br />
Flexibel justierbare Skylift-Kabinenerhöhungen<br />
bringen den Fahrer auf eine<br />
Sichthöhe von bis zu 22 m. Ein »durchdachtes«<br />
System an Treppen, Aufstiegen<br />
und Geländern gestaltet den Zugang zu<br />
Kabine und Wartungspunkten am Oberwagen<br />
»komfortabel und sichert den<br />
Auf- und Abstieg sorgfältig ab«, so Sennebogen.<br />
RD<br />
42 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
175 JAHRE<br />
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WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Aus dem Kahn erbaut<br />
Berlin ist eingebunden in ein weitverzweigtes Wasserstraßen- und Kanalnetz. Für die<br />
Güterschifffahrt ist die Stadt insbesondere wegen ihrer Anbindung an die Elbe und Oder<br />
von Bedeutung. Von Christian Knoll<br />
Schiff nach Berlin gefahren, die im Zementwerk<br />
Rummelsburg zu Zement verarbeitet<br />
werden, das auf Berliner Baustellen<br />
verwendet wird. Kies und Sand kommen<br />
über die Dahme aus Peetz oder aus<br />
Kiesgruben an der Elbe.<br />
Um Berlin mit Schlesien zu verbinden,<br />
wurde bereits im 17. Jahrhundert von<br />
Berlin ein Kanal über Müllrose nach Finkenherd<br />
bei Frankfurt an der Oder gegraben,<br />
den wir heute nach mehreren Umbauten<br />
Oder-Spree-Kanal nennen.<br />
Im Norden Berlins wurde die Havel so<br />
schiffbar gemacht, dass aus den Ziegelleien<br />
in Zehdenick, wo es elf Ziegeleien gab,<br />
die Ziegelsteine per mehr als 100 Elektroschiffen<br />
(sogenannte Sayd-Kähne) um<br />
die Jahrhundertwende vom 18. zum<br />
19. Jahrhundert nach Berlin gefahren<br />
wurden, aber natürlich auch mit<br />
Schleppkähnen, damals alles im Finowmaß<br />
von 40 x 4,60 m oder beziehungsweise<br />
Großfinowmaß von<br />
41 x 5,10 m.<br />
Drahtrollen auf dem Weg vom Stahlwerk Brandenburg durch Berlin nach Stettin<br />
Es gibt einen geflügelten Satz: »Berlin<br />
ist aus dem Kahn gebaut«. Dort, wo<br />
heute im Berliner Stadtzentrum das Nikolaiviertel<br />
steht, soll Albrecht der Bär im<br />
12. Jahrhundert direkt an der Spree die<br />
Grundsteine für die spätere Hauptstadt<br />
Deutschlands gelegt haben. Baumaterial<br />
an Kies, Ziegelsteinen, Bauholz etc. Alles<br />
kam per Kahn nach Berlin.<br />
Der richtige Bauboom allerdings ging<br />
erst nach dem gewonnenen Krieg<br />
1870/71 los, als Frankreich die vielen<br />
Goldmilliarden an Deutschland zahlen<br />
musste.<br />
Berlin besitzt rund 100 km Wasserstraßen<br />
und etwa ebenso viele Fahrgastschiffe.<br />
Es dominiert aber die Frachtschifffahrt.<br />
Wenn heute vom Wasserstraßenkreuz<br />
gesprochen wird, ist natürlich immer der<br />
Elbübergang bei Magdeburg gemeint mit<br />
der Trogbrücke, die den Mittellandkanal<br />
mit dem Elbe-Havel-Kanal verbindet, die<br />
2003 in Betrieb gegangen ist.<br />
Aber Berlin selbst ist ein Wasserstraßenkreuz.<br />
Spree und Havel fließen in<br />
Spandau zusammen. Im Osten Berlins<br />
münden die Rüdersdorfer Gewässer in<br />
die Dahme, die in Köpenick in die Spree<br />
übergeht. Auf ihr werden Kalksteine per<br />
Größte Hafenstadt im Osten<br />
Berlin selbst ist eine bedeutende Hafenstadt.<br />
Der BEHALA Westhafen einschließlich<br />
der BEHALA-Häfen Spandau<br />
und Neukölln sind der größte Binnenhafenstandtort<br />
in Ostdeutschland. Alle<br />
Umschlagsgeräte in drei Häfen einschließlich<br />
Hafenbahnen werden vollelektrisch<br />
betrieben. Somit ist Berlin<br />
auch eine saubere Hafenstadt, ausgenommen<br />
einige kleinere Werkshäfen.<br />
Im Hafenbecken 1 des Westhafens werden<br />
mit einer Schwerlastanlage Stückgüter<br />
wie Transformatoren oder Turbinen<br />
von Siemens oder Bergmann-Borsig<br />
bis 500 t umgeschlagen, die per Schiff<br />
Eine polnische Schubeinheit fährt vom Berliner Westhafen zum Stahlwerk Brandenburg<br />
44 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
entweder nach Hamburg oder Benelux<br />
gefahren werden. Dafür hat die BEHALA<br />
auch einen eigenen RoRo-Schwergutleichter<br />
bauen lassen, für den sie auch<br />
eine eigene RoRo-Schwergutrampe errichtet<br />
hat.<br />
In diesem Hafenbecken betreibt die<br />
BEHALA auch eine Schrottaufbereitungsanlage,<br />
mit der Schrotte hochofengerecht<br />
aufbereitet werden, die dann<br />
in Schubleichter verladen und im Dreierverband<br />
(3 x 32,50 x 8,20 plus Schubschiff)<br />
zum Stahlwerk Brandenburg zur<br />
Einschmelze gebracht werden. Das sind<br />
pro Schubverband rund 1.200 t.<br />
Im selben Hafenbecken 1 auf der gegenüberliegenden<br />
Seite werden jährlich<br />
mehr als 100.000 Container von Lkw auf<br />
Bahn verladen und nach Hamburg gefahren.<br />
Warum nicht per Binnenschiff? Weil<br />
der Umschlag eines Containers in Hamburg<br />
teurer ist, als der ganze Schiffstransport,<br />
was sich kein Schiffer leisten kann.<br />
Die Bahn kann das aber.<br />
Am OHK wird noch gebaut<br />
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
des Bundes hat in den nunmehr 32 Jahren<br />
nach der Wende in der DDR die<br />
West-Ost-Wasserstraße von Helmstedt<br />
bis Berlin und nun auch weiter bis zur<br />
Oder für das Großmotorschiff<br />
(<strong>11</strong>0 x <strong>11</strong>,45 x 2,80 m) hergerichtet. Das<br />
ist eine beachtliche Leistung. Am Oder-<br />
Havel-Kanal wird noch gebaut, aber die<br />
Großmotorschiffe können bereits eingeschränkt<br />
verkehren.<br />
Die Bauzeit des neuen Schiffshebewerkes<br />
mit 13 Jahren wurde vielfach<br />
kritisiert. Man darf aber hier nicht außer<br />
Acht lassen, dass der Baugrund in Niederfinow<br />
und am Oder-Havel-Kanal auf<br />
der Scheitelhaltung des Oder-Havel-<br />
Kanals ein anderer ist als auf Normal<br />
Null. Und außerdem ist der Oder-Havel-<br />
Kanal noch im Ausbau begriffen.<br />
Höchster Kanaldamm Europas<br />
Der Ragöser Damm östlich von Eberswalde<br />
ist mit 60 m Höhe der höchste Kanaldamm<br />
in Europa. Deshalb hat man<br />
sich auch Zeit genommen, um kein Risiko<br />
einzugehen. Unter diesem Damm<br />
fließt die kleine Ragöse aus der Schorfheide<br />
Richtung Finowkanal. Und neben<br />
Ihr verläuft die Bahnstrecke Berlin-<br />
Stettin 60 m unter der Scheitelhaltung<br />
des Kanals. Allerdings hat der Schiffsverkehr<br />
auf dem OHK sehr nachgelassen.<br />
Zwei Siemens-Gasturbinen von je rund 500 t auf dem Weg von Berlin nach Übersee<br />
Die Zeiten, als es stundenlange Wartezeiten<br />
vor dem Schiffshebewerk gab, sind<br />
lange vorbei.<br />
Der ostdeutsche Schiffsverkehr war<br />
Jahrzehnte lang geprägt von den in der<br />
60er Jahren in Boizenburg, Roßlau und<br />
Oderberg gebauten Gütermotorschiffen<br />
und den Schubverkehren der Deutschen<br />
Binnenreederei. Die Eigner der Motorschiffe<br />
sind weitgehend im Ruhestand<br />
und haben ihre Schiffe an polnische oder<br />
tschechische Partikuliere verkauft oder<br />
verschrottet.<br />
Viel Ladung gibt es östlich und nördlich<br />
von Berlin nicht mehr. Baustoffe<br />
werden noch als Hüttensand von Eisenhüttenstadt<br />
nach Berlin transportiert.<br />
Ziegelsteine aus Zehdenick gehen gehen<br />
noch nach Berlin oder anderswohin. Eine<br />
nennenswerte Industrie, welche auf die<br />
Schifffahrt zurückgreifen würde, gibt es<br />
kaum noch, außer in Berlin von Siemens<br />
Turbinenbau, Transformatoren von<br />
Bergmann-Borsig und Stahl aus Hennigsdorf<br />
oder dem Stahlwerk in Brandenburg<br />
am Silokanal.<br />
Die Schiffsverkehre in Berlin und<br />
Brandenburg sind im 2. Quartal um <strong>11</strong> %<br />
beziehungsweise um 10 % zurückgegangen.<br />
Gelegentlich fahren polnische<br />
Motorschiffe oder Schubverkehre mit<br />
Stahl aus Brandenburg oder Hennigsdorf<br />
noch nach Stettin.<br />
»Sorgenkind« Oder-Spree-Kanal<br />
Die Wasserstraße vom Rhein bis zur<br />
Oder und nach Stettin über Berlin ist im<br />
Prinzip fertig, weil durchgehend befahrbar.<br />
Die Hohensaaten-Friedrichsthaler-<br />
Wasserstraße (HFW) liegt auf dem Niveau<br />
der Ostsee-Wasserstände. Herrschen<br />
südliche Winde, wird Wasser Richtung<br />
Ostsee gedrückt und der Wasserstand<br />
fällt. Manchmal ist es für tief beladene<br />
Binnenschiffe von Hohensaaten<br />
bis Garz schwierig. Bei nördlichen Winden<br />
ist es umgekehrt.<br />
In Sommermonaten führt die Stromoder<br />
häufig Niedrigwasser und der<br />
Schiffsverkehr nach und von Stettin kann<br />
nur noch über die HFW erfolgen, was bei<br />
ablandigen Winden manchmal zu<br />
Grundberührungen führen kann.<br />
Auch am Oder-Spree-Kanal (OSK) Kanaleingang<br />
Richtung Eisenhüttenstadt<br />
werden Ufer gut hergerichtet und Untiefen<br />
beseitigt. Aber ein Relikt, dass es seit<br />
der DDR bereits gibt, wird nicht in Angriff<br />
genommen.<br />
Während die Schleusen Wernsdorf am<br />
Kanaleingang und die Schleuse Kersdorf<br />
als letzte vor Eisenhüttenstadt auf 185 m<br />
Länge neu gebaut wurden, ist die<br />
67 m-Schleuse Fürstenwalde in der Mitte<br />
immer noch ein Nadelöhr. Schubverbände<br />
mit drei Leichtern benötigen<br />
durch Entkoppeln, Schleusen, Auskuppeln<br />
leer zurück, die nächsten Leichter<br />
durchschleusen oft mehr als drei<br />
Stunden, bis sie wieder in Fahrt kommen.<br />
Noch zum Ende der DDR-Zeit hat man<br />
der Schleuse Fürstenwalde eine Standzeit<br />
bis <strong>2022</strong> attestiert. Die ist nun abgelaufen.<br />
Nun wäre es an der Zeit, auch diese<br />
Schleuse zu erneuern. Das Baufeld soll<br />
schwierig sein, weil die Schleuse in einer<br />
Krümmung liegt.<br />
<br />
© WSA Spree Havel<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
45
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Heilbronn sendet Botschaft an Wissing<br />
Einen raschen Ausbau der Neckar-Schleusen – das fordern die Unterzeichner der<br />
»Heilbronner Erklärung« vom Bundesverkehrsminister. Die Arbeiten sollen schnell<br />
beginnen, um die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstraße Neckar zu erhalten<br />
© Stadt Heilbronn<br />
Die Unterzeichner der Heilbronner Erklärung (v.l.): Gerhard Straub (Hafenchef Plochingen), Carsten Strähle (Hafenchef Stuttgart), Verkehrsminister Winfried<br />
Hermann, Oberbürgermeister von Heilbronn Harry Mergel, Jan Fries (Hafenchef Heilbronn ) und Uwe Köhn (Hafenchef Mannheim)<br />
2007 wurde der Schleusenausbau beschlossen.<br />
Zur Debatte steht heute lediglich die Sanierung<br />
© WSA Neckar<br />
Die Unterzeichnung der »Heilbronner<br />
Erklärung« erfolgte beim<br />
ersten Hafenforum der Stadt Heilbronn.<br />
Die Botschaft an Bundesverkehrsminister<br />
Wissing richteten der Landesverkehrsminister<br />
Winfried Hermann,<br />
Heilbronns Oberbürgermeister Harry<br />
Mergel und die Direktoren der vier Neckarhäfen<br />
Heilbronn, Mannheim, Stuttgart<br />
und Plochingen.<br />
Zum ersten Hafenforum Heilbronn haben<br />
die Hafenbetreiber – die Stadt Heilbronn,<br />
die Heilbronner Versorgungs<br />
GmbH (HNVG) und die Stadtwerke Heilbronn<br />
(SWHN) eingeladen. »Mit dem<br />
Hafenforum als Fach- und Netzwerkveranstaltung<br />
wollen wir den Hafen für die<br />
Zukunft zu stärken«, sagte Heilbronns<br />
Oberbürgermeister Harry Mergel bei der<br />
Begrüßung der rund 100 Teilnehmenden<br />
– neben Landesverkehrsminister Hermann,<br />
Hafenanlieger sowie weitere Vertreter<br />
aus Wirtschaft und Politik.<br />
Minister Hermann hob in seinem Impulsvortrag<br />
ebenfalls die Bedeutung der<br />
Bundeswasserstraße Neckar als wichtige<br />
Transportachse hervor: »Schienenwege<br />
und Straßen sind mit Güterverkehr überlastet.<br />
Auf dem Wasser – vor allem auf<br />
dem Neckar – könnten deutlich mehr<br />
Güter transportiert werden. Auch aus<br />
Klimaschutzgründen sind Binnenschiffe<br />
eine gute Alternative zum Lkw-Verkehr<br />
auf der Straße. Der Transport auf dem<br />
Fluss bedeutet rund 75 % weniger CO 2<br />
pro Tonne als beim Transport per Lkw.<br />
Und ein konkurrenzfähiger Neckar<br />
braucht den 135 m-Ausbau der Schleusen<br />
bis Plochingen. 135 m-Schiffe bedeuten<br />
rund 40 % mehr Kapazität, Wirtschaftlichkeit<br />
und Energieeffizienz.«<br />
Tragfähiger Zeitplan gefordert<br />
In der »Heilbronner Erklärung zum<br />
Schleusenausbau« fordern Verkehrsminister<br />
Hermann, OB Mergel und die<br />
Direktoren der vier Neckarhäfen Bundesverkehrsminister<br />
Wissing auf, bis spätestens<br />
Frühjahr 2023 einen tragfähigen<br />
Zeitplan für den Schleusenausbau am<br />
Neckar vorzulegen, die Detailplanung für<br />
die einzelnen Projekte anzugehen und<br />
zeitnah – neben den notwendigen Sanierungsarbeiten<br />
– mit den Ausbaumaßnahmen<br />
zu beginnen. »Ein (weiteres) Verschieben<br />
des notwendigen Schleusenausbaus<br />
können und wollen wir als Teilnehmer<br />
des Hafenforums <strong>2022</strong> Heilbronn<br />
mit Blick auf den Erhalt der Zu-<br />
46 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
kunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Wasserstraße Neckar nicht hinnehmen«,<br />
erklären die Unterzeichner nachdrücklich.<br />
Mit ihrer Forderung knüpfen sie an ein<br />
Gespräch mit dem Bundesverkehrsminister<br />
am <strong>11</strong>. Juli dieses Jahres im Heilbronner<br />
Rathaus an, bei dem Wissing angekündigt<br />
hatte, »nach Lösungen zu suchen«.<br />
Er hatte außerdem geäußert, dass<br />
er für einen »maximal schnellen Schleusenausbau«<br />
unter Beachtung eines<br />
gleichzeitigen Sanierungsbedarfs stehe,<br />
»damit auf der Strecke kein Schleusentor<br />
wegbricht«. Bund und Land hatten bereits<br />
2007 einen Schleusenausbau für<br />
moderne 135 m-Schiffe, wie sie auf dem<br />
Rhein unterwegs sind, vertraglich vereinbart.<br />
Zuletzt hatte der Bund jedoch signalisiert,<br />
nur noch eine Sanierung der<br />
105 m langen Neckarschleusen vornehmen<br />
zu wollen.<br />
Erstmals gezeigt wurde beim Hafenforum<br />
auch der neue Imagefilm zum Hafen<br />
Heilbronn, der jetzt auch im Internet unter<br />
www.hafen-heilbronn.de abrufbar ist.<br />
»Schienenwege und Straßen sind<br />
mit Güterverkehr überlastet. Auf<br />
dem Wasser – vor allem auf dem<br />
Neckar – könnten deutlich mehr<br />
Güter transportiert werden.<br />
Auch aus Klimaschutzgründen<br />
sind Binnenschiffe eine gute<br />
Alternative zum Lkw-Verkehr<br />
auf der Straße.«<br />
Landesverkehrsminister Winfried Hermann<br />
Der Film sei ein weiterer Baustein bei der<br />
Vermarktung des Hafens Heilbronn,<br />
heißt es Forumsorganisatoren. »Der Hafen<br />
Heilbronn mit seinem trimodalen<br />
Konzept, das die Transportwege Wasser,<br />
Schiene und Straße verknüpft, ist zukunftsweisend,<br />
um die Straßen wirksam<br />
zu entlasten und die Umwelt zu schonen«,<br />
unterstreicht Erster Bürgermeister<br />
Martin Diepgen auch als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
der Hafenmitbetreiber<br />
HNVG und SWHN. »Deshalb werden<br />
wir auch in Zukunft nicht nachlassen,<br />
uns für einen raschen Schleusenausbau<br />
einzusetzen.«<br />
Fachvorträge steuerten Harald Rotter,<br />
Geschäftsführer der Kombi-Terminal<br />
Heilbronn GmbH, Volker Werner, Leiter<br />
Containervertrieb Hamburger Hafen,<br />
und Sascha Hähnke, Geschäftsführer des<br />
Logistikunternehmens Rhenus bei. Moderiert<br />
wurde die Veranstaltung von Joachim<br />
Koch von der Railistics GmbH und<br />
Lehrbeauftragter an der Fakultät Wirtschaft<br />
und Verkehr der Hochschule Heilbronn.<br />
Zu den Markenzeichen des Heilbronner<br />
Hafens gehören das 2012 eröffnete<br />
Containerterminal, die 23 km lange<br />
Hafen- und Industriebahn sowie der<br />
Schwergutkai. Vom Neckar aus können<br />
Schiffe über den Rhein und das Rhein-<br />
Maas-Delta etwa die Häfen Duisburg,<br />
Rotterdam, Amsterdam und Antwerpen<br />
erreichen. Damit verbindet der Hafen<br />
Heilbronn laut den Betreibern die Region<br />
mit der Welt.<br />
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48 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
JOBBÖRSE<br />
Wiener erkunden das Tor zur Welt<br />
Zum ersten Mal nach drei Jahren Corona-bedingter Unterbrechung hat wieder eine Gruppe<br />
Logistikstudenten aus Österreich die Hansestadt Hamburg besucht, um sich über<br />
Fachthemen der Seeschifffahrt und der Hafenlogistik zu informieren<br />
Zwei Tage lang konnten sich die Studierenden über Seeschifffahrt- und Logistik in der Hansestadt informieren<br />
© HHM<br />
Der Leiter der Hafen Hamburg Marketing (HHM) Repräsentanz<br />
in Wien, Alexander M. Till, leitete die Gruppe.<br />
Er ist als externer Dozent an der Fachhochschule des BFI tätig<br />
und hält Vorlesungen zur Seeschifffahrt. Im Rahmen der zweitägigen<br />
Exkursion bekamen die Wiener Studierenden Einblick in<br />
mehrere Unternehmen, die im Hamburger Hafen tätig sind. Im<br />
Fokus des Besuchs auf dem Wallmann Terminal standen unter<br />
anderem die besonderen Anforderungen beim konventionellen<br />
Stückgut. Bei einer Führung über das Containerterminal Altenwerder<br />
wurden die Studierenden über den automatisierten Umschlag<br />
der Container, sowie die Be- und Entladung der Schiffe,<br />
sowie das Stauen und Sichern von Projektladung auf Flat-Containern<br />
informiert. Die Reederei Hapag-Lloyd hielt für die Studenten<br />
einen Vortrag über die Ladeplanung und Verschiffungstechniken<br />
von Ladung mit speziellen Anforderungen. Das Programm<br />
der Exkursion wurde durch einen Besuch im Maritimen Museum<br />
Hamburg, eine Barkassenfahrt und eine Besichtigung des Stückgutfrachters<br />
»Cap San Diego«, der in der 70er Jahren im Südatlantik-Verkehr<br />
eingesetzt wurde, abgerundet.<br />
Die Exkursion nach Hamburg ist für die Wiener Studierenden<br />
lau HHM ein »ganz besonderes Ereignis«, da sie so mehr über<br />
die wichtige Beziehung zwischen Hamburg und Österreich erfahren<br />
und einen praxisnahen Zugang ergänzend zum Unterricht<br />
erhalten.<br />
Der Elbehafen ist von großer Bedeutung für Österreich und<br />
nimmt seit Jahren die dominante Stellung im Containersegment<br />
ein, heißt er weiter. 2021 wurden zwischen Österreich und Hamburg<br />
321.000 TEU transportiert, davon 98 % auf dem Verkehrsträger<br />
Eisenbahn.<br />
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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
49
RECHT<br />
Verkehrssicherungspflicht<br />
im Hafen<br />
»Revidirte Rheinschiffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK<br />
Die Verkehrssicherungspflicht für ein Gewässer begründet keine Garantiehaftung dafür, dass Schiffe nicht beschädigt werden, sondern bezieht<br />
nur auf die Verhinderung konkreter Gefahrensituationen für die Schifffahrt.<br />
Der Verkehrssicherungspflichtige hat unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten, wie Fließgeschwindigkeit und Beschaffenheit des<br />
Flussbettes sowie Verkehr, diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die im Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren aus der Sicht eines umsichtigen<br />
und verständigen, in vernünftigen Grenzen vorsichtigen Menschen notwendig und ausreichend sowie geeignet erscheinen Gefahren von<br />
Dritten abzuwenden. Der Umfang der Verkehrssicherungspflicht hängt von der Größe des drohenden Schadens und der Wahrscheinlichkeit<br />
seines Eintritts sowie davon ab, mit welchem Aufwand ein solcher Schaden verhindert werden kann.<br />
Eine konkrete Regelung insbesondere für Peilmaßnahmen im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht existiert nicht, die Rechtsprechung diskutiert<br />
je nach Ausganslage eine Peilverpflichtung in einem Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten.<br />
Der Pachtvertrag über eine Hafenfläche, der eine Peilverpflichtung des Pächters regelt, entfaltet keine Schutzwirkung zugunsten der Schifffahrt,<br />
die den Hafen anläuft. Zwar besteht eine Leistungsnähe, aber keine Gläubigernähe, denn der Verpächter hat kein besonderes berechtigtes<br />
Interesse an der Einbeziehung der Schifffahrtstreibenden in den Schutzbereich des Vertrages.<br />
Die Beweislast für eine Verkehrssicherungspflicht und die Kausalität für den eingetretenen Schaden trägt der Anspruchsteller. Bestehen Untersuchungspflichten<br />
(Peilpflichten), dann begründet dies keinen Beweis des ersten Anscheines dafür, dass die Vernachlässigung der Pflicht<br />
zum Schaden geführt hat.<br />
Urteil des Schiffahrtsgerichtes Regensburg<br />
vom 7. April <strong>2022</strong>, Az.: 4 C 2140/14 <strong>BS</strong>ch -<br />
rechtskräftig.<br />
Aus dem Tatbestand:<br />
Die Parteien streiten um Schadensersatzansprüche<br />
wegen Anweisung eines Ladeplatzes,<br />
der nicht ungefährdet angelaufen<br />
werden konnte, bzw. mittelbar Verkehrssicherungspflichtverletzung.<br />
Die Klägerin zu 1 ist Eignerin, die Klägerin<br />
zu 2 Kaskoversicherer des Binnenschiffs<br />
MS Ursula Klaus.<br />
Die Beklagte hat mit der Klägerin zu 1 einen<br />
Frachtvertrag abgeschlossen; ihr oblag somit<br />
die Benennung eines sicheren Ladeplatzes<br />
(OLG Hamburg, Urteil vom <strong>11</strong>.12.1986,<br />
Az.: 6 U 130/86 [VersR 1987, 255, zit. bei juris]).<br />
Sie benannte den von der Streithelferin<br />
zu 1 betriebenen Hafen an der Donau in<br />
Deggendorf als Ladeplatz. Die Streithelferin<br />
zu 2 ist – jedenfalls außerhalb des Bereichs<br />
des Hafens der Streithelferin zu 1 – Verkehrssicherungspflichtige<br />
für die Wasserstraße<br />
Donau.<br />
Die Ursula Klaus hatte den Leichter auf<br />
Backbordseite gekoppelt und wollte ihn an<br />
die Ladestelle vorlegen.<br />
Das Schiff erlitt sodann einen erheblichen<br />
Wassereinbruch aufgrund eines Schadens<br />
des Schiffskaskos und musste nach Taxierung<br />
des Schadens durch einen Sachverständigen<br />
und Hellingnahme repariert werden.<br />
Nach der Havarie wurde im Bereich des<br />
Hafens der Streithelferin zu 1 nahe an der<br />
Grenze zur Fahrrinne (der Streithelferin zu<br />
2) ein Objekt gepeilt und später gehoben,<br />
welches aus mit Baustahl verbundenen<br />
Betonbrocken bestand …<br />
Aus den Gründen:<br />
II. Soweit die Klage zulässig ist, ist sie unbegründet.<br />
Die Klägerinnen haben keine<br />
Schadensersatzansprüche wegen Anweisens<br />
eines unsicheren Ladeplatzes bzw.<br />
aus Verkehrssicherungspflichtverletzung.<br />
1. Das Gericht konnte sich bereits keine sichere<br />
Überzeugung davon verschaffen,<br />
dass die Ursula Klaus tatsächlich von dem<br />
aufgefundenen Beton-Armierungseisen-<br />
Konglomerat beschädigt worden ist …<br />
2. Der Vollständigkeit halber sei klargestellt,<br />
dass die Feststellung einer konkreten<br />
Ursache für den klägerseits vorgetragenen<br />
Schadenseintritt nicht entbehrlich ist (wie<br />
auch klägerseits gar nicht behauptet). Die<br />
Verkehrssicherungspflicht begründet nämlich<br />
keine Garantiehaftung dafür, dass das<br />
Schiff im verkehrssicherungspflichtigen<br />
Bereich nicht beschädigt wird, sondern bezieht<br />
sich auf konkrete Gefahrensituationen,<br />
die unter bestimmten Bedingungen<br />
vom Verkehrssicherungspflichtigen zu verhindern<br />
sind.<br />
3. Selbst wenn sich das Gericht die hinreichend<br />
sichere Überzeugung davon hätte<br />
verschaffen können, dass eine Kollision<br />
mit dem anschließend gehobenen Betonbrocken-Konglomerat<br />
schadensursächlich<br />
gewesen wäre, bestünde kein Anspruch<br />
wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht,<br />
die sich die Beklagte als schuldhafte<br />
Anweisung einer unsicheren Ladestelle<br />
zurechnen lassen müsste.<br />
a.) Die Streithelferin zu 1 (insoweit als Erfüllungsgehilfin<br />
der Beklagten) war im<br />
Rahmen ihrer Verkehrssicherungspflicht<br />
nicht verpflichtet, Sicherungsmaßnahmen<br />
zu ergreifen, aufgrund derer der Betonbrocken<br />
erkannt worden wäre.<br />
aa) Konkrete Regelungen, was im Rahmen<br />
der Verkehrssicherungspflicht genau geschuldet<br />
wird, existieren nicht.<br />
bb) Auch die zitierten schifffahrtsobergerichflichen<br />
Entscheidungen haben keine<br />
entsprechenden Regelungen fest- (oder<br />
gar auf-) gestellt:<br />
1.) Das OLG Köln (Urt. v. 19.04.1996, Az.: 3<br />
U 123/95 <strong>BS</strong>ch, ZfB 1996, Sammlung Seite<br />
1614 f.) hat lediglich darauf abgestellt, dass<br />
eine einmal jährliche Kontrolle der Wassertiefe<br />
eines Hafens zur Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht<br />
ausreicht. Ob eine<br />
einmal jährliche Kontrolle auch notwendig<br />
sein soll, lässt sich der Entscheidung nicht<br />
entnehmen.<br />
2.) Das OLG Karlsruhe (Urt. v. 15.04.1997,<br />
Az.: U 5/96 <strong>BS</strong>ch [juris]) hat lediglich erwähnt,<br />
dass die dort im Streit stehende<br />
Schleusenkammer in sechsmonatigen Ab-<br />
50 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong> (Sammlung Seite 2783)
RECHT<br />
ständen, und zwar zuletzt nur wenige Tage<br />
vor dem Ereignis, untersucht worden sei.<br />
Nachdem eine Untersuchung kurz vor dem<br />
Ereignis feststand, hatte das Gericht überhaupt<br />
keine Veranlassung, eine Entscheidung<br />
über ein zeitliches Intervall zu treffen.<br />
Das Urteil erwähnt dabei auch obiter mit<br />
keinem Wort, dass das Gericht eine Untersuchung<br />
alle sechs Monate für erforderlich<br />
gehalten hätte.<br />
cc) Im Pachtvertrag zwischen der Streithelferin<br />
zu 1 und der Streithelferin zu 2 wird<br />
der Streithelferin zu 1 unter § 8 Abs. 3 auferlegt,<br />
die Wasserflächen einmal jährlich zu<br />
untersuchen. Dies mag zwar als Indiz für<br />
eine entsprechende Erforderlichkeit und<br />
Verkehrserwartung dienen, vermag aber<br />
im Verhältnis zu Dritten keinen solchen<br />
Zeitraum verbindlich festzulegen.<br />
Insbesondere entfaltet der Vertrag keine<br />
Schutzwirkung für Dritte. Zwar besteht bei<br />
Schifffahrtstreibenden unbestreitbar eine<br />
»Leistungsnähe« bezüglich der vertraglichen<br />
Vereinbarungen zur Verkehrssicherungspflicht.<br />
Es besteht dagegen keine<br />
»Gläubigernähe« als weitere Voraussetzung<br />
der Annahme eines Vertrags mit<br />
Schutzwirkung. Die Streithelferin zu 2 hat<br />
kein besonderes berechtigtes Interesse an<br />
der Einbeziehung der Schifffahrtstreibenden<br />
in den Schutzbereich …<br />
dd) Es verbleibt in Ansehung der Verkehrssicherungspflicht<br />
der Streithelferin zu 1 gegenüber<br />
der Klägerin zu 1 somit bei den<br />
allgemeinen Regeln. Diese hat das OLG<br />
Düsseldorf (Urteil vom 10. Mai 2017, Az.:<br />
1–21 U 201/15 [juris, Rz. 40 f.]) treffend wie<br />
folgt zusammengefasst:<br />
»Der Inhalt der Verkehrssicherungspflicht<br />
richtet sich allgemein nach den Sicherheitserwartungen<br />
des jeweiligen Verkehrs. Der<br />
Sinn der Verkehrssicherungspflicht besteht<br />
nicht darin, das Publikum schlechthin vor<br />
jeder erdenklichen Gefahr zu schützen. Vielmehr<br />
hat der Verkehrssicherungspflichtige<br />
nur diejenige Sicherheit zu schaffen und zu<br />
bieten, die man bei Berücksichtigung der<br />
jeweils gegebenen Verhältnisse und der Art<br />
und Weise des in Frage kommenden Publikumsverkehrs<br />
allgemein erwarten darf und<br />
muss (vgl. BGH, Urteil vom 03.06.2008, VI<br />
ZR 223/07, NJW 2008, 3775, 3776, Rz. 9 f.;<br />
OLG Hamm, Urteil vom 28.10.1999, 6 U<br />
29/99, NJW-RR 2000, 695 m.w.N) … Haftungsbegründend<br />
wird eine Gefahr erst<br />
dann, wenn sich für einen sachkundigen<br />
Betrachter die naheliegende Möglichkeit ergibt,<br />
dass Rechtsgüter anderer verletzt werden<br />
(vgl. BGH, Urteil vom 03.06.2008, VI ZR<br />
223/07, juris RZ. 9 f. = NJW, 2008, 3775,<br />
3776; Urteil vom 08.<strong>11</strong>.2005 ‚VI ZR 332/04,<br />
juris RZ. 10 = NJW 2006, 610; Urteil vom<br />
06.02.2007, VI ZR 274/05, juris Rz. 15 = NJW<br />
2007, 1683). Deshalb muss nicht für alle<br />
denkbaren Möglichkeiten eines Schadenseintritts<br />
Vorsorge getroffen werden. Es sind<br />
diejenigen Vorkehrungen zu treffen, die im<br />
Rahmen des wirtschaftlich Zumutbaren aus<br />
der Sicht eines umsichtigen und verständigen,<br />
in vernünftigen Grenzen vorsichtigen<br />
Menschen notwendig und ausreichend sowie<br />
geeignet erscheinen, Gefahren von<br />
Dritten tunlichst abzuwenden, die bei bestimmungsgemäßem<br />
oder bei nicht ganz<br />
fernliegender bestimmungswidriger Benutzung<br />
drohen (BGH, Urteil vom<br />
03.06.2008, VI ZR 223/07, juris RZ. 9 f. =<br />
NJW 2008, 3775, 3776; OLG Koblenz, Beschluss<br />
vom 10.4.2013, 3 U 1493/12, MDR<br />
2013, 783, zitiert nach juris TZ 34f).<br />
Der Umfang einer Verkehrssicherungspflicht<br />
hängt zum einen von der Größe des<br />
drohenden Schadens und von der Wahrscheinlichkeit<br />
seines Eintritts und andererseits<br />
auch davon ab, mit welchem Aufwand<br />
ein solcher Schaden verhindert werden<br />
kann. Dabei müssen umso eher<br />
Schutzmaßnahmen getroffen werden, je<br />
wahrscheinlicher die Verwirklichung einer<br />
Gefahr ist, je größer ein möglicher drohender<br />
Schaden ist und je einfacher die Verhütung<br />
dieses Schadens ist (vgl. OLG Hamm,<br />
Urteil vom 23.12.2004, 27 U 215/00, NJW-<br />
RR 2005, 675, 676). Der im Verkehr erforderlichen<br />
Sorgfalt ist dann genügt, wenn<br />
derjenige Sicherheitsgrad erreicht wird,<br />
den die in dem entsprechenden Bereich<br />
herrschende Verkehrsauffassung für erforderlich<br />
hält. Dieses Schutzniveau ist dann<br />
erreicht, wenn diejenigen zumutbaren Sicherungsvorkehrungen<br />
getroffen werden,<br />
die ein verständiger, umsichtiger, vorsichtiger<br />
und gewissenhafter Angehöriger der<br />
betroffenen Verkehrskreise für ausreichend<br />
halten darf, um andere Personen vor Schäden<br />
zu bewahren (vgl. BGH, Urteil vom<br />
03.06.2008, VI ZR 223/07, juris RZ. 9 f. =<br />
NJW 2008, 3775‚ 3776; OLG Saarbrücken,<br />
Urteil vom <strong>11</strong>.9.2012 –4 U 193/<strong>11</strong>, NJW-RR<br />
2013, 28, 29; OLG Koblenz, Beschluss vom<br />
10.4.2013, 3 U 1493/12, MDR 2013, 783, zitiert<br />
nach juris TZ 34f).«<br />
Auf den vorliegenden Fall bezogen ist zunächst<br />
zu differenzieren:<br />
(1.) Was Veränderungen der Wassertiefe<br />
durch natürliche Veränderungen des Flussbetts<br />
(Sedimente, Sediment-/Geschiebetransport<br />
anbelangt, sind regelmäßige<br />
Kontrollen erforderlich und werden von<br />
den beteiligten Verkehrskreisen erwartet.<br />
Die Zeitabstände richten sich dabei nach<br />
den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten<br />
wie Fließgeschwindigkeit und Beschaffenheit<br />
des Flussbetts. Auch mag berücksichtigt<br />
werden, ob der Verkehrssicherungspflichtige<br />
deutlich unter das vorzuhaltende<br />
Fahrwassertiefenniveau ausgebaggert<br />
(und sich dadurch »Ruhe verschafft«) hat.<br />
Diesbezüglich genügen regelmäßig großflächige<br />
Übersichtspeilungen, weil durch<br />
natürliche Veränderungen keine punktuellen<br />
Hindernisse entstehen, die nur auf<br />
hoch aufgelösten Peildatendarstellungen<br />
zu erkennen sind.<br />
Eine solche Peilung wurde von der Streithelferin<br />
zu 2 nur wenige Wochen vor der<br />
Havarie durchgeführt, wobei sich aus der<br />
kartographischen Darstellung keine Fehltiefe<br />
ersehen ließ. Dies zeigt, dass ein Unterlassen<br />
dieser Verkehrssicherungsmaßnahme<br />
durch die Streithelferin zu 1 jedenfalls<br />
nicht ursächlich für die Havarie ist …<br />
b) Selbst wenn man dies – wie nicht – anders<br />
sehen wollte und eine Verletzung einer<br />
Verkehrssicherungspflicht annehmen<br />
wollte, so ist der Nachweis der Schadenskausalität<br />
nicht geführt. Ein Schadensersatzanspruch<br />
bestünde nämlich nur, wenn<br />
der Schaden auch auf der Verletzung der<br />
Verkehrssicherungspflicht beruht, wenn also<br />
bei gehöriger Erfüllung der Verkehrssicherungspflicht<br />
das Schadensereignis<br />
nicht eingetreten wäre.<br />
aa) Diese haftungsbegründende Kausalität<br />
ist vom Anspruchsteller vorzutragen und<br />
zu beweisen …<br />
bb) Entgegen der Auffassung der Klagepartei<br />
besteht insoweit bei den hier in Rede<br />
stehenden Untersuchungspflichten kein<br />
Beweis des ersten Anscheins für diese<br />
Kausalität …<br />
Dies ist bei Kontrollpflichten (die hier von<br />
der Klagepartei angenommen wird) gerade<br />
nicht der Fall: Wollte man (wie nicht) eine<br />
anlasslose Kontrollpflicht einmal pro<br />
Jahr annehmen, so müsste man einen Erfahrungssatz<br />
aufstellen können: »Wenn<br />
sich ein Betonbrocken im Flussbett befindet,<br />
so befindet er sich dort nach allgemeiner<br />
Lebenserfahrung stets über ein Jahr«.<br />
Dies ist selbstverständlich Unsinn, denn er<br />
könnte genauso gut am Tag vor dem Unfallereignis<br />
ins Wasser gefallen sein. Daher<br />
kann mangels eines entsprechenden<br />
Erfahrungssatz kein Anscheinsbeweis dafür<br />
angenommen werden, dass der Brocken<br />
im Zeitpunkt der Pflichtverletzung<br />
(Unterlassen der Kontrolle) bereits an Ort<br />
und Stelle war und somit entdeckt worden<br />
wäre.<br />
Bestünde die Verkehrssicherungspflicht also<br />
lediglich darin, in bestimmten Zeitabständen<br />
zu kontrollieren und zwischenzeitlich<br />
aufgetretene Gefahren zu beseitigen,<br />
so verbietet sich ein Schluss vom Schadenseintritt<br />
auf die Kausalität der Pflichtverletzung<br />
und somit die Annahme eines<br />
Anscheinsbeweises (so auch OLG Düsseldorf,<br />
Urteil vom 10.05.2017, Az.: 21 U 201/15<br />
[juris, Rz. 52]) …<br />
Anmerkung:<br />
Mitgeteilt durch Rechtsanwalt<br />
Fink v.Waldstein, Mannheim<br />
Dass die Klägerin der vorliegenden Entscheidung<br />
beweisfällig geblieben ist, ist<br />
nachvollziehbar. Die obiter dicta zur Ver-<br />
(Sammlung Seite 2784)<br />
Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong> 51
RECHT<br />
kehrssicherungspflicht dagegen sind wenig<br />
überzeugend:<br />
Es ist regelmäßige Praxis, dass Stromabschnitte<br />
und insbesondere Häfen abgepeilt<br />
werden. Auf Wasserstraßen ist häufig der<br />
Anlass, dass ein Schiff meldet, gerakt zu<br />
haben. Insbesondere in flachen Häfen und<br />
im Bereich von Umschlagstellen sind kurzfristige,<br />
anlasslose Peilintervalle notwendig,<br />
da es je nach Art der umgeschlagenen<br />
Güter durchaus häufig vorkommt, dass Teile<br />
der Ladung beim Umschlag ins Hafenbecken<br />
fallen.<br />
Dass den Träger der Unterhaltungslast für<br />
die Wasserstraße und den Hafen im vorliegenden<br />
Fall eine allgemeine Verkehrssicherungspflicht<br />
trifft, ist für den Unterzeichner<br />
eindeutig. Dass im Rahmen des<br />
Pachtvertrages diese Verpflichtung auf den<br />
Pächter der Hafenfläche übertragen ist, ist<br />
sicherlich zulässig. Allerdings ist es außerordentlich<br />
fernliegend anzunehmen, dass<br />
die vertraglich begründete Verpflichtung<br />
zur Peilung keine Schutzwirkung für die<br />
Nutzer der Wasserstraße und des Hafens<br />
haben soll. Dies ist doch genau der Zweck<br />
der Peilung; dafür, dass das Wasser fließen<br />
kann, ist eine Peilung sicherlich nicht erforderlich.<br />
Nach Auffassung des Unterzeichners<br />
entfaltet der Pachtvertrag mit der<br />
Übertragung der Peilverpflichtung eindeutig<br />
Schutzwirkung zugunsten der Schifffahrt,<br />
die den Hafen nutzt. Wenn die Schifffahrt<br />
durch das Befahren des Hafens die<br />
verpachtete Wasserfläche nutzt, dann sind<br />
Verpächter und Nutzer gleichermaßen in<br />
die Schutzwirkung des Vertrages einbezogen.<br />
Hätte sich das Gericht die Überzeugung bilden<br />
können, dass die Existenz des Betonbrockens<br />
Ursache für die Havarie war,<br />
dann kann es im Ergebnis die Eigentümerin<br />
auch nicht entlasten, dass der Unfallort<br />
unklar ist. Es ist ein schwer zu begründendes<br />
Ergebnis, dass allein die Tatsache der<br />
Übertragung der Verkehrssicherungspflicht<br />
in diesem unterstellten Fall dazu führen<br />
soll, dass der Geschädigte leer ausgeht.<br />
Die vertragliche Übertragung der Verkehrssicherungspflicht<br />
kann insoweit den originär<br />
Verkehrssicherungspflichtigen doch<br />
wohl kaum entlasten!?<br />
Abgesehen von dieser Kritik ist es sehr zu<br />
begrüßen, dass der Schiffahrtsgericht in einer<br />
sorgfältigen Darstellung die Rechtsprechung<br />
zur Verkehrssicherungspflicht und<br />
den status quo hinsichtlich der Peilverpflichtungen<br />
sehr ausführlich wiedergegeben<br />
hat.<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer,<br />
Frankfurt am Main<br />
Spende und werde ein Teil von uns.<br />
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<br />
52 Fortsetzung unter www.binnenschifffahrt-online.de Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
bis Sammlung S. 2791<br />
(Sammlung Seite 2785)
BUYER’S GUIDE<br />
Buyer’s Guide<br />
Drehscheibe von Herstellern, Dienstleistern,<br />
Experten und Zulieferern<br />
1 Werften<br />
2 Antriebsanlagen<br />
3 Motorkomponenten<br />
4 Schiffsbetrieb<br />
5 Korrosionsschutz<br />
6 Schiffsausrüstung<br />
7 Hydraulik | Pneumatik<br />
8 Bordnetze<br />
9 Mess- | Regeltechnik<br />
10 Navigation | Kommunikation<br />
<strong>11</strong> Konstruktion | Consulting<br />
12 Umschlagtechnik<br />
13 Container<br />
14 Hafenbau<br />
15 Häfen<br />
16 Finanzen<br />
17 Makler<br />
18 Reedereien<br />
19 Datenverarbeitung<br />
20 Hardware | Software<br />
21 Spedition | Lagerei<br />
22 Versicherungen<br />
23 Wasserbau<br />
24 Recht<br />
25 Dienstleistungen<br />
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Tel. +49 (0)40 70 70 80-225<br />
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Tel. +49 (0)40 60 91 88-15<br />
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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
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54 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
55
BUYER’S GUIDE<br />
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Ruderanlagen<br />
Steering Gears<br />
Mess- Regeltechnik<br />
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9<br />
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Hydraulik Pneumatik<br />
Hydraulics Pneumatics<br />
Bordnetze<br />
Power Supply Systems<br />
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Pumpen Drucklufttechnik<br />
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56 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
BUYER’S GUIDE<br />
Navigation<br />
Kommunikation<br />
Navigation<br />
Kommunikation<br />
Makler<br />
Ship Brokers<br />
Wasserbau<br />
Hydraulic Engineering<br />
ZETFON-Fonomat 4x70s / 1x70s<br />
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Versicherungen<br />
Insurance<br />
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An- und Verkauf von<br />
Binnen-, Küsten- und Seeschiffen,<br />
Baggergeräten aller Art,<br />
Neubaukontrahierungen,<br />
Finanzierungen<br />
Dienstleistungen<br />
Services<br />
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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
57
BDS<br />
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e.V.<br />
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz und die stellvertretenden Vorsitzenden<br />
Nikolaus Hohenbild, MS »Catharina«; Detlef Maiwald, TMS »Cascade« und Klaus Wolz<br />
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228/746–377 | Fax –569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />
Messkampagne mit der Funklochapp<br />
Jeder, der auf deutschen Wasserstraßen<br />
unterwegs ist, kennt das Problem: Das<br />
Telefongespräch bricht ab oder man kann<br />
erst gar nicht telefonieren, in Videositzungen<br />
ist die Verbindung instabil oder<br />
man fliegt gleich ganz raus. Egal, ob<br />
Oberrhein, Neckar, MLK, DEK, ESK<br />
oder Weser, überall gibt es Abschnitte,<br />
auf denen die Netzverbindung schlecht<br />
bis nicht vorhanden ist.<br />
Während die Mobilfunknetzbetreiber<br />
gegenüber der Bundesnetzagentur von<br />
einer relativ guten Versorgung des Kernnetzes<br />
der Bundeswasserstraßen berichten,<br />
kommen von den Binnenschifffahrtsunternehmen<br />
immer wieder Beschwerden<br />
über eine unzureichende Mobilfunkversorgung<br />
entlang der Wasserstraßen.<br />
Der BDS hatte das Thema im<br />
Rahmen der Beiratssitzungen zum Masterplan<br />
angesprochen und in der Folge in<br />
einer Besprechung mit dem Bundesverkehrsministerium<br />
konkretisiert.<br />
Die Mobilfunknetzbetreiber, die erfolgreich<br />
an der Frequenzvergabe teilgenommen<br />
haben, müssen bestimmte<br />
Auflagen erfüllen, die im Zuge des weiteren<br />
Netzausbaus entlang der Verkehrswege<br />
zu berücksichtigen sind. Als Versorgungsziel<br />
ist vorgesehen, bis Ende<br />
2024 die Seehäfen sowie das Kernnetz der<br />
Wasserstraßen im Binnenbereich mit<br />
50 Mbit/s zu versorgen. Das Versorgungsziel<br />
kann mit 5G, aber auch mit<br />
4G-Mobilfunk (LTE) erfüllt werden.<br />
Nutzen Sie die Funklochapp!<br />
Um eine bessere Grundlage über die Fakten<br />
zu bekommen, haben die Binnenschifffahrtsverbände<br />
ihre Mitglieder aufgefordert,<br />
sich an einer sechsmonatigen<br />
Messkampagne im Kernnetz der deutschen<br />
Wasserstraßen zu beteiligen. Hierzu<br />
können interessierte Unternehmen die<br />
»Breitbandmessung/Funklochapp« der<br />
Bundesnetzagentur nutzen. Mit dieser<br />
App können die lokal zur Verfügung stehenden<br />
Datenübertragungsraten auf mobilen<br />
Endgeräten gemessen und die Netzverfügbarkeit<br />
erfasst werden. Die App<br />
steht kostenlos und ohne Werbung zur<br />
Verfügung. Sie kann in App-Stores wie<br />
Google Play Store oder dem von Apple<br />
heruntergeladen werden. Die App erfasst<br />
die Mobilfunkversorgung aus Verbraucherperspektive<br />
und dokumentiert<br />
unter anderem den Netzbetreiber, das<br />
Datum und die lokal genutzte Technik<br />
wie GSM, LTE oder 5G. Die Ergebnisse<br />
fließen in eine Übersichtskarte ein, die<br />
verfügbar unter https://breitbandmonitor.defunkloch/karte<br />
ist.<br />
Die Daten aus der Funklochkarte nutzt<br />
die Bundesnetzagentur im Mobilfunk-<br />
Monitoring. Je mehr Daten von möglichst<br />
vielen unterschiedlichen Nutzern<br />
vorliegen, desto größer ist die Aussagekraft<br />
der Funklochkarte! Weitere Informationen<br />
sowie die Links zum<br />
Download der app finden Sie auf unserer<br />
homepage.<br />
Besatzungsvorschriften<br />
Wir hatten an dieser Stelle bereits in der<br />
letzten Ausgabe ein kurzes Update zum<br />
Stand der Arbeiten an den Standards für<br />
die künftige europäische Besatzungsregelung<br />
gemacht und darauf hingewiesen,<br />
dass im Dezember erneut eine »sector<br />
consultation« zu einigen wichtigen, in<br />
der Diskussion befindlichen Fragen erfolgen<br />
wird. Zwischenzeitlich steht das<br />
Datum fest: Am 14. Dezember von<br />
9:00 Uhr bis 17:30 Uhr wird eine Gewerbeanhörung<br />
zur Modernisierung der europäischen<br />
Besatzungsvorschriften online<br />
als Webinar stattfinden. Wer Interesse<br />
hat, daran teilzunehmen, kann sich gerne<br />
bei uns melden und die Einladung von<br />
CESNI/QP erhalten.<br />
Zum Ablauf<br />
Jedes Thema wird zunächst in einer kurzen<br />
Einführung erläutert, dabei werden<br />
die Fragen herausgearbeitet, zu denen die<br />
Auffassung und Expertise des Gewerbes<br />
eingeholt werden sollen. Anschließend<br />
werden über die interaktive elektronische<br />
Plattform »wooclap« die zu beantwortenden<br />
Fragen auf dem Smartphone angezeigt,<br />
wo verschiedene Antwortmöglichkeiten<br />
angeklickt werden können.<br />
Teilnehmen mit wooclap<br />
In der Einladung werden Sie auch bereits<br />
über die richtige Anwendung von wooclap<br />
informiert und es besteht die Möglichkeit,<br />
einen Test zu machen. Auch vor<br />
der Teilnahme an einer Videoveranstaltung<br />
muss niemand, der das noch<br />
nicht gemacht hat, Respekt haben. Man<br />
muss dafür nichts einrichten, der Klick<br />
auf einen Link genügt.<br />
Die Veranstaltung wird gedolmetscht,<br />
so dass die Wortbeiträge in deutsch erfolgen<br />
können. Einzig die Fragen auf wooclap<br />
werden in englisch angezeigt, da dies<br />
anders nicht möglich ist. Die Fragen werden<br />
aber übersetzt und bereits einige Tage<br />
vor der Veranstaltung an die Teilnehmer<br />
verschickt, damit sie sich darauf<br />
vorbereiten können.<br />
Nach einer Keynote zum Thema durch<br />
einen Vertreter von ESO, EBU oder ETF<br />
erfolgt die interaktive Befragung mit<br />
wooclap und im Anschluss besteht Gelegenheit<br />
zu Fragen und Diskussionen, wobei<br />
sich jeder zu Wort melden kann. Folgende<br />
Themen sind in Planung:<br />
• die Alleinfahrt,<br />
• eine zusätzliche Alternative zu den Betriebsformen,<br />
• verpflichtende Ruhezeiten,<br />
• verpflichtende Ruhetage,<br />
• Mindestbesatzung beim Laden/Entladen<br />
und in vergleichbaren Situationen,<br />
• technische Standards,<br />
• die Einstiegsebene,<br />
• Einteilung nach Schiffslänge.<br />
ESO, EBU und ETF haben sich sehr für<br />
eine erneute Anhörung eingesetzt und<br />
gemeinsam mit dem Sekretariat von<br />
CESNI/QP viel Zeit in die Vorbereitung<br />
investiert. Über ein reges Interesse an einer<br />
Teilnahme würden wir uns daher<br />
sehr freuen! Sprechen Sie uns einfach an.<br />
58 Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong>
IMPRESSUM<br />
Fortführung der<br />
Binnenschiffahrt<br />
und Wasserstraßen<br />
Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Moselkommission, Trier<br />
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />
Alphatron Marine Deutschland GmbH .............................................. 25<br />
BEN Buchele Elektromotorenwerke GmbH ....................................... 15<br />
BRAUER Maschinentechnik AG ........................................................... 6<br />
DGzRS ...................................................................................................... 52<br />
Duisburger Kettenfabrik und Hammerwerk GmbH & Co. ............. 23<br />
E&M Engel & Meier Schiffselektronik Duisburg GmbH .................. 18<br />
GEFO Gesellschaft für Öltransporte mbH ......................................... <strong>11</strong><br />
Heinrich Harbisch Schiffswerft GmbH .............................................. 17<br />
HGK Shipping GmbH .............................................................................. 9<br />
Hoyer Marine GmbH ............................................................................. 13<br />
Hülskens Wasserbau GmbH & Co. KG .............................................. 47<br />
INTERNATIONAL Farbenwerke GmbH ............................................ 27<br />
Internationales Maritimes Museum Hamburg .................................... 3<br />
Kadlec & Brödlin GmbH ........................................................................ 7<br />
MarFlex BV .............................................................................................. 12<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG ............................... 31, 43, 48, U4<br />
Schiffswerft Hermann Barthel GmbH ................................................ 19<br />
SLL Handelsvertretung e. K. .................................................................. 21<br />
Tankschiffahrt TMS »HORNHAFEN« ................................................ 49<br />
ten Haaft GmbH .................................................................................... U2<br />
TERBERG Spezialfahrzeuge GmbH ................................................. Titel<br />
Werft Malz GmbH ................................................................................... 6<br />
Wessels GmbH ....................................................................................... 18<br />
Wittig GmbH ............................................................................................. 5<br />
Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung.<br />
Es ist kein Bestandteil des Anzeigenauftrags. Der Verlag übernimmt<br />
keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.<br />
Spende und werde ein Teil von uns.<br />
seenotretter.de<br />
#teamseenotretter<br />
Herausgeber<br />
Prof. Peter Tamm †<br />
Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />
Geschäftsführung<br />
Peter Tamm<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />
Tel. +49 (0)40 70 70 80-206 | k.foerster@hansa-online.de<br />
Redakteur: Felix Selzer (fs)<br />
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Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)<br />
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Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />
Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)<br />
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />
Josef Müller (jom, Österreich)<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />
Redaktionsbeirat<br />
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,<br />
Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />
Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt e.V.;<br />
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik<br />
und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.<br />
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Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung<br />
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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />
59
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20<br />
23<br />
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