akzent Magazin Dezember '22 BO
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com
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Seeraum<br />
65<br />
© Jasmin Seidel<br />
Zimmer eines verlassenen Hofguts in der Bodenseeregion, das Einblicke<br />
in ein früheres Leben bietet.<br />
Wer suchet, der findet: bei der Zeitungslektüre,<br />
der Recherche in Stadtarchiven,<br />
beim Check von Satellitenaufnahmen<br />
oder in zahlreichen Foren<br />
im Internet. Viele Urban Explorer*innen<br />
versuchen Faszination und Magie,<br />
die sie beim Entdecken verlassener<br />
Orte in den Bann ziehen, mit der<br />
Kamera festzuhalten.<br />
Morbiden Charme einfangen<br />
Bereits aus den 1960er-Jahren kennt<br />
man Fotos aus stillgelegten Militär-<br />
und Industrieanlagen, von Geisterbahnhöfen,<br />
an denen längst kein Zug<br />
© Jasmin Seidel<br />
mehr hält, oder von Vergnügungsparks<br />
mit verrosteten Fahrgeschäften,<br />
die keinen Spaß versprechen, sondern<br />
Gruselstimmung verbreiten. Seit einigen<br />
Jahren begeben sich immer mehr<br />
Fotograf*innen auf die Spur von zerfallenen<br />
Gebäuden und Anlagen. Die<br />
Lost-Places-Fotografie ist weiterhin<br />
Trend, in Foren und Facebookgruppen<br />
sind verwitterte Villen, aufgegebene<br />
Hotels, Bauernhöfe, Fabriken<br />
oder Schulen zu sehen, die zum Teil<br />
seit Jahrzehnten leer stehen.<br />
In der Bodenseeregion, die sie<br />
schon von Kindheitsausflügen kennt,<br />
hat sich Jasmin Seidel abseits der<br />
touristischen Pfade mit ihrer Kamera<br />
auf den Weg gemacht. Mit ihrem 2022<br />
erschienenen Bildband „Lost Places<br />
am Bodensee“ bietet sie mehr als<br />
„ein imposantes Foto für die sozialen<br />
Netzwerke“. Seidel reizt es, mit detektivischem<br />
Spürsinn alten Geschichten<br />
nachzugehen und diese hautnah<br />
zu erleben. Im Vorfeld investiert sie<br />
viel Zeit, um herauszufinden, was<br />
hier früher einmal gewesen ist, und<br />
sucht Orte auf, an denen Menschen<br />
gelebt, gearbeitet, gefeiert und auch<br />
getrauert haben. Dass ihr das gut gelingt,<br />
belegt der Buchpreis „Wäldlerliebling“,<br />
den die in Waldkirch Geborene<br />
mit ihrem ersten Buch „Lost<br />
Places im Schwarzwald“ gewann. Oft<br />
noch in der Dämmerung zieht sie los,<br />
um bei der Entdeckung verlassener<br />
Orte Ruhe zu haben. Die Aufregung<br />
steigt, wenn sie einen Zugang findet:<br />
„Sind das Stativ und die Kamera<br />
aufgebaut, dann tauche ich ab in<br />
eine andere Welt, eine vergangene<br />
Welt, in eine Zeitkapsel, die sich öffnet,<br />
wenn ich einen verlassenen Ort<br />
betrete und entdecke.“