29.11.2022 Aufrufe

akzent Magazin Dezember '22 BO

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

72 Kultur<br />

Die unbänDige<br />

Lust an der<br />

Musik<br />

Das musikalische Ausnahmetalent Fabiana Striffler<br />

kommt am 7. <strong>Dezember</strong> mit ihrem Quintett nach Singen.<br />

von KAi geiger, Foto von rwFischer photogrAphy<br />

Die Musikerin und Komponistin Fabiana Striffler<br />

gilt als Ausnahmetalent der Musik und ist<br />

eine der gefragtesten Geigerinnen im deutschen<br />

Jazz und Pop. Sie arbeitet mit so bekannten<br />

Musiker*innen wie Greg Cohen, Joey Baron,<br />

der Oscarpreisträgerin Hildur Guðnadóttir oder<br />

der schottischen Band Travis und kommt jetzt<br />

auf der Release Tour ihrer neuesten CD nach<br />

Singen. Es ist eine Rückkehr in die Heimat. Fabiana<br />

Striffler hat ihre Kindheit und Jugend in<br />

Wahlwies verbracht.<br />

Ihre Musik ist grenzenlos leidenschaftlich,<br />

eigensinnig, experimentell, unkonventionell,<br />

ein faszinierendes und atmosphärisches Klangerlebnis.<br />

Einzigartig, mit welcher Konsequenz<br />

Fabiana Striffler ihren eigenen Weg durch die<br />

Welt der Musik sucht, geht und findet. Sie hat<br />

ein feines Gefühl für Stimmungen und einen<br />

Mix aus unterschiedlichsten musikalischen<br />

Einflüssen, die sie auf Reisen in die ganze Welt<br />

aufsaugt, „katalogisiert“ und in ihre Eigenkompositionen<br />

einfließen lässt. Die Besucher*innen<br />

erwartet eine außergewöhnliche Klangreise<br />

zwischen Jazz und Avant Folk mit hörbaren<br />

Einflüssen aus klassischer Moderne.<br />

Wir sprachen mit Fabiana Striffler.<br />

<strong>akzent</strong>: Sie leben für die Musik und sie begleitet<br />

Sie seit Ihrer Kindheit. Sie sind in Schwäbisch-<br />

Hall geboren, in Italien und am Bodensee aufgewachsen.<br />

Kann man sagen, dass in Wahlwies<br />

alles oder vieles begann?<br />

Fabiana Striffler: Wahlwies ist der Ort, an dem<br />

ich langsam von einem Mädchen zu einer jungen<br />

Frau wurde. Es war eine vielseitige und aufregende<br />

Zeit. Als Kind habe ich mich so wohl gefühlt<br />

in meiner Haut und im Einklang mit der<br />

Welt, in der ich lebte. Ich konnte mich mit so<br />

vielen Dingen identifizieren, bis zu den Steinen<br />

in meiner Hosentasche. Ich war neugierig<br />

und offen für vieles. Je älter ich wurde, desto<br />

mehr spürte ich, dass mein wacher Geist von<br />

den alltäglichen Dingen und der Gesellschaft<br />

eingenommen wurde; Erwartungen, Moral, Vorschriften.<br />

Die Kunst hat mir immer wieder geholfen,<br />

zu dem zurückzufinden, wohin in mich<br />

zugehörig fühle, und mich wieder zu öffnen für<br />

die Welt. Insofern kann ich sagen, dass ich diese<br />

Art zu leben dem kreativen Umfeld verdanke,<br />

in dem ich aufwachsen durfte.<br />

<strong>akzent</strong>: Wie kamen Sie zur Musik und wie entstand<br />

der Wunsch, die Gewissheit, Musikerin<br />

und Komponistin zu werden?<br />

Fabiana Striffler: Mit ca. fünf Jahren war der Gedanke<br />

in mir entstanden, Geige spielen zu wollen.<br />

Meine Mutter und ich besuchten den Geigenbauer<br />

in unserem Dorf. Er gab mir eine kleine<br />

Geige in die Hand, meine Hand reichte aber<br />

kaum bis an das Griffbrett. Er sagte uns, dass ich<br />

in einem Jahr vermutlich groß genug sei und<br />

dann wiederkommen könne. Mein Verlangen,<br />

dieses Instrument spielen zu können, blieb bestehen<br />

und ein Jahr später hielt ich meine erste<br />

Leihgeige in der Hand und habe bis heute eine<br />

große Faszination für dieses Instrument. Professionelle<br />

Musikerin zu werden widerstrebte<br />

mir jedoch lange Zeit. Ich wollte nicht verkaufen<br />

müssen, was mir so lieb war. Dass ich mich heute<br />

als Musikerin und Komponistin bezeichnen<br />

kann, verdanke ich einigen Menschen und Begebenheiten,<br />

die mir gezeigt haben, dass für mich<br />

kein Weg an der Musik vorbeiführt. Ich bin sehr<br />

glücklich, diesen Weg gegangen zu sein, weil ich<br />

mir selbst damit treu geblieben bin und meine<br />

Musik ein Ausdruck meiner Sicht auf die Welt ist.<br />

Ich hoffe, dass sich Menschen in einigen meiner<br />

Geschichten wiederfinden können.<br />

<strong>akzent</strong>: Sie leben in Berlin, waren gerade über<br />

das Kulturaustauschstipendium des Berliner<br />

Senats in der Kooperation mit der Cité Internationales<br />

des Arts für ein halbes Jahr in Paris<br />

und sind ständig unterwegs. Was bedeutet<br />

für Sie Heimat?<br />

Fabiana Striffler: Heimat ist ein wichtiges Thema<br />

für mich. Zum einen liebe ich es, an einem<br />

Ort zu leben, der pulsiert, der mich inspiriert,<br />

an dem ich im künstlerischen und geistigen<br />

Austausch mit anderen Menschen sein kann.<br />

In dieser Hinsicht liebe ich Paris und Berlin.<br />

Auch für mein eigenes Schaffen empfinde ich<br />

diese Städte als bereichernd. Interessanterweise<br />

entstehen viele Ideen für neue Kompositionen,<br />

wenn ich auf dem Fahrrad durch die<br />

Stadt fahre, sie entstehen in Bussen, in Zügen,<br />

auf Toilettenpapier und den Rändern von Zeitschriften;<br />

selten jedoch am Schreibtisch oder<br />

am Instrument. Allerdings brauche ich oftmals<br />

Zeit, um in einen kreativen Prozess zu kommen.<br />

Der Geist wird beständig abgelenkt. Die<br />

Einflüsse sind enorm und teilweise auch überwältigend.<br />

Wenn ich in meiner alten Heimat<br />

bin, ist mein Geist sehr viel fokussierter und<br />

ruhiger. Hier habe ich Zeit, am Vormittag ein<br />

Stück zu skizzieren, es in eine erste Form zu<br />

bringen, danach auf das Rad zu steigen, den<br />

Nachmittag schwimmend im Bodensee zu verbringen,<br />

anschließend Gemüse aus dem Garten<br />

zu holen und den Abend auf der Terrasse<br />

unter dem glitzernden Sternenhimmel zu genießen.<br />

In der Stadt empfinde ich es als sehr<br />

viel schwerer, Gedanken loszulassen. Und ich<br />

glaube, das Loslassen ist ein wichtiger Teil des<br />

kreativen Prozesses. Im Moment kann ich mir<br />

jedoch weder vorstellen das Stadtleben noch<br />

das Landleben missen zu müssen und bin gespannt,<br />

wo es mich langfristig hinverschlagen<br />

wird.<br />

<strong>akzent</strong>: Sie werden als musikalischer Freigeist<br />

bezeichnet, der zwischen verschiedensten Musik-<br />

und Stilrichtungen und vielerlei „geomusikalischen“<br />

Einflüsse und Begegnungen hin und<br />

her springt. Was für Musik macht Fabiana Striffler,<br />

was erwartet die Besucher bei Ihrem Konzert,<br />

zu dem der Jazzclub Singen ins Kulturzentrum<br />

GEMS einlädt?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!