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akzent Magazin Dezember '22 BO

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com

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Kultur<br />

69<br />

Angelika Bartsch verkörpert in „Tot sind wir<br />

nicht“ eine der beiden älteren Damen, die<br />

sich mitunter mitten in der Nacht mit Pelzmantel<br />

und Schinkenbrot treffen und mit<br />

Medikamenten dealen. Sie brauchen das<br />

Geld, um sich ihren großen Traum zu erfüllen:<br />

einen gemeinsamen Lebensabend auf<br />

Okinawa, wo die Menschen uralt werden.<br />

Doch der todkranke Ehemann der einen<br />

macht ihnen einen Strich durch die Rechnung.<br />

Er stirbt und mit ihm auch die Rezeptquelle.<br />

Auf skurril-komische Weise erzählt<br />

„Tot sind wir nicht“ von großen Träumen und<br />

zeigt, dass Lebenswünsche und Sehnsüchte<br />

kein Alter kennen.<br />

Beim Interview bietet Angelika Bartsch mir<br />

gleich das „Du“ an, freut sich, dass sie als die<br />

Ältere das jetzt immer öfter machen kann.<br />

<strong>akzent</strong>: Wie bist du durch die Pandemie gekommen?<br />

Durch eine Zeit, in der Auftritte vor<br />

Publikum nicht möglich waren.<br />

Angelika Bartsch: Am 13. März 2020 kam<br />

der erste Anruf vom ersten Theater, in dem<br />

es hieß: „Stopp, wir spielen nicht!“ Zu der Zeit<br />

habe ich gleichzeitig an zwei oder drei Bühnen<br />

gespielt. So ging es weiter, erst mal wurde<br />

alles nur verschoben, dann abgesagt, auch<br />

Dreharbeiten, und es gab Panik wegen Corona.<br />

Sie waren aber zum Glück fair und haben<br />

uns Schauspielende ausbezahlt – auch die<br />

Gäste. Ich bin ja fast immer Gast in verschiedenen<br />

Häusern, bin fast nie fest, deshalb sind<br />

es auch so viele Bühnen, auf denen ich schon<br />

gespielt habe.<br />

<strong>akzent</strong>: Also bist du als Schauspielerin gerne<br />

auf Wanderschaft?<br />

Angelika Bartsch: Ja auch, aber vor allem hat<br />

es mit der Struktur in den Häusern zu tun. Ich<br />

war in den 43 Jahren, in denen ich das jetzt<br />

mache, zweimal fest engagiert. Einmal in der<br />

1980er-Jahren im Schauspielhaus in Hamburg,<br />

erst bei Niels-Peter Rudolph, dann bei<br />

Peter Zadek und dann habe ich ein Kind gekriegt.<br />

In dieser Situation wurde man damals<br />

nicht verlängert. Wenn man einen befristeten<br />

Zeitvertrag hatte, wie das für Schauspieler*innen<br />

üblich ist, war das Grund für eine<br />

Nicht-Verlängerung. Mein zweites festes Engagement<br />

war dann in den 1990ern in Wuppertal.<br />

Aber sonst alles Drumherum war ich<br />

immer frei und immer dort, wo es was Gutes<br />

zu spielen gibt. So wie hier in Konstanz, das<br />

Stück ist nämlich sehr gut!<br />

<strong>akzent</strong>: Du lebst in Hamburg, und in Konstanz<br />

warst du noch nie, oder?<br />

Angelika Bartsch: Engagiert nicht. Wir hatten<br />

in Konstanz allerdings mit den Hamburger<br />

Kammerspielen ein Gastspiel mit „Chuzpe“;<br />

das ist aber auch schon ein paar Jahre her.<br />

<strong>akzent</strong>: Wie kommt es jetzt zu diesem Gastauftritt?<br />

Was gibt es für Verbindungen zum Theater<br />

Konstanz?<br />

Angelika Bartsch: Das ist ganz einfach, die<br />

Verbindung ist die Intendantin. Ich kenne<br />

Karin Becker aus Hamburg. Sie war, bevor sie<br />

nach Konstanz kam, am Thalia Theater Hamburg<br />

künstlerische Betriebsdirektorin und<br />

davor war sie auch am Deutschen Schauspielhaus<br />

in Hamburg. Dort haben wir uns in der<br />

Kantine kennengelernt und gleich festgestellt,<br />

dass wir beide Schwäbinnen sind. Und<br />

immer, wenn man sich im Exil trifft, verbindet<br />

das. Man verfällt in den Dialekt. Dann<br />

haben wir uns angefreundet. Karin Beckers<br />

großer Wunsch war es zu der Zeit in Hamburg,<br />

selbst mal ein Haus zu leiten. Sie malte<br />

sich damals aus, dass sie uns alle engagieren<br />

würde, wenn sie ein eigenes Haus hat. Und<br />

dann kam der glückliche Tag, wo es so wurde,<br />

und sie meinte: „Ich kann euch alle nicht<br />

engagieren, es gibt zu wenig Geld.“ Dann haben<br />

wir im Dunstkreis der Kolleg*innen und<br />

Freund*innen gesagt: „Wenn was Schönes<br />

in Konstanz geplant ist, dann frag doch, wir<br />

können dann ja schauen, wie wir das hinkriegen.“<br />

Und jetzt bin ich hier.<br />

<strong>akzent</strong>: Im Stück „Tot sind wir nicht“ geht<br />

es um den Umgang und das Geschäft mit<br />

dem Tod und um das Thema Unsterblichkeit.<br />

Kannst du uns einen kurzen Einblick in deine<br />

Rolle geben?<br />

„Ich drehe ja zum<br />

Glück immer recht viel<br />

und finanziere meine<br />

Theateraktivitäten<br />

auch mit Drehen.<br />

Ich finde es spannend,<br />

beides machen zu<br />

können: Auf der<br />

Bühne und vor der<br />

Kamera zu stehen.“<br />

© Ralph Nitz

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