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Das Magazin für Neumagdebürger

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MAGDEBURG IST ...

...

PREUSSENS STÄRKSTE FESTUNG

Bis vor 100 Jahren war die Stadt von einem dichten Bollwerk aus Festungsanlagen umgeben

Die wehrhafte Bezeichnung „Burg“ mag Magdeburg in

seinem Namen tragen. Dass die Stadt einst eine mit tiefgestaffelten

Verteidigungswällen geschützte, schwerbewaffnete Festung war, mag

man aus heutiger Sicht nicht glauben.

Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurde der

Dreißigjährige Krieg beendet und das Erzstift Magdeburg als Herzogtum

dem Kurfürsten von Brandenburg zugesprochen. Kurfürst Friedrich

Wilhelm hatte große Pläne und gab den Befehl zum Ausbau der Stadt zur

brandenburgischen Festung, ab 1680 wurde mit den Arbeiten begonnen.

Im Kriegsfall sollte sie Bollwerk für Angriffe aus Westen auf Berlin sein,

von der dann stärksten brandenburg-preussischen Festung aus, so die

Pläne, die Monarchie regiert werden. Und tatsächlich wurde die Stadt

während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) anstelle Berlins zum

Regierungssitz.

Die Baumaßnahmen für die barocken

Festungswerke aus tief gestaffelten Umwallungen mit

11 Bastionen waren allumfassend. Bis 1740 wurde ein

zweiter, vorgelagerter Wallgürtel

geschaffen. Allein die Werke der

Südfront am Dom waren zum

Abschluss dieser ersten

Festungsphase 300 Meter tief

gestaffelt, später erreichten

sie entlang der Elbe ihre

maximale Tiefe von 600

Metern! Im Ergebnis nahmen

die Festungswerke solche

Ausmaße an, dass das Verhältnis

der von den Militäranlagen in

Anspruch genommenen Flächen und

der bebauten Altstadt im (Miss)

Verhältnis 2:1 stand.

Es ist ein Bonmot der Geschichte, dass diese schwer

bewaffnete Festung mit 22.000 Mann Besatzung sich in ihrer einzigen

echten Kampfsituation 1806 den nur 7.000 Mann starken napoleonischen

Truppen kampflos ergab. Die Festungsanlagen wurden noch das ganze 19.

Jahrhundert hindurch intensiv ausgebaut, da zeugte das preussische

Militär von einer gewissen Konsequenz. Aber mit der Indus trialisierung

entwickelte sich die Artillerietechnik rasant, so dass sich alle Verteidigungsmaßnahmen

noch während ihrer Bauzeit überlebt hatten.

Die Aufgabe der Festung wurde mit der allerhöchsten

Kabinettsorder vom 8. Dezember 1886 eingeleitet und der

Festungszwang 1900 endgültig aufgehoben. Sie hatte ihren militärischen

Nutzen verloren, aber die Stadt über Jahrzehnte nachhaltig in

ihrer Entwicklung behindert, was das Militär nicht daran hinderte, die

Festungsflächen für teures Geld an den Magistrat und die Eisenbahn zu

verkaufen. Die Schleifung der Festungswerke war die Befreiung von einer

rund 200jährigen Umklammerung Magdeburgs durch das Militär.

Das bauliche Erbe dieser Festungszeit ist, wenn auch punktuell,

bis heute sichtbar geblieben. Die Stadt Magdeburg

bemüht sich, ihr historisches Erbe zu pflegen und,

wie sehr eindrucksvoll an der Bastion Cleve südlich

des Doms geschehen, alte Festungsanlagen

freizulegen und wiederherzustellen. Wer

mehr von der Festung erleben möchte,

der wird als Fußgänger oder Radfahrer

auf dem sogenannten „Grünen Ring“

einmal um die Altstadt geführt. Besonders

eindrucksvoll ist der Weg durch die Glacisanlagen,

wo man ein geschlossenes Stück der

alten Anlagen erleben kann.

Replik einer Kanone an der Lukasklause

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