27.12.2022 Aufrufe

HANSA 01-2023

Schiffsreinigung im Hafen · Navtor · KVH · HANSA-Forum Galerie · Umbau & Retrofit · Biofouling · Maritime Politik Zyperns · Shipmanagement-Umfrage · HANSA-Jahresrückblick

Schiffsreinigung im Hafen · Navtor · KVH · HANSA-Forum Galerie · Umbau & Retrofit · Biofouling · Maritime Politik Zyperns · Shipmanagement-Umfrage · HANSA-Jahresrückblick

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />

Was war das Feedback?<br />

Demetriades: Eines der Hauptthemen war zum Beispiel die Digitalisierung.<br />

Auch darum war eine der wichtigsten Maßnahmen die<br />

vollständige Digitalisierung des Ministeriums. Wir haben mit dem<br />

Prozess begonnen. Bis Januar 2024 stellen wir auf eine vollständig<br />

papierlose Umgebung um. Aber das ist nicht genug, wenn es um<br />

einen One-Stop-Shop geht, wie er gefordert wird. Wir haben auch<br />

eine »shipping entity« gegründet, einen rechtlichen Rahmen, der<br />

alle Aspekte die Schifffahrt betreffend bündelt. Das bedeutet, dass<br />

alle Schifffahrtsunternehmen in Zypern direkt beim Deputy Ministry<br />

registriert werden. Wenn Sie also jetzt nach Zypern kommen<br />

und irgendetwas von der zypriotischen Regierung benötigen,<br />

können wir diese Dienstleistung unter einem Dach anbieten.<br />

Ist es Teil der Strategie, die Tonnagesteuer (erneut) anzupassen?<br />

Demetriades: Wir haben das System erst 2<strong>01</strong>9 überarbeitet. Und<br />

wir haben von der EU die Genehmigung für das nächste Jahrzehnt<br />

erhalten. Ich will Zypern nicht mit anderen EU-Staaten<br />

vergleichen, aber wir sind der Meinung, dass wir ein sehr attraktives<br />

Tonnagesteuersystem haben. Die Tatsache, dass es bis<br />

2029 genehmigt ist, gewährleistet Stabilität für jeden Investor, der<br />

Zypern als Standort für Schifffahrtsgeschäfte nutzen möchte.<br />

Schon jetzt ist eine beträchtliche Anzahl von Unternehmen mit<br />

deutschen Wurzeln in Zypern ansässig. Wie bewerten Sie das Verhältnis<br />

zwischen Zypern und der deutschen maritimen Wirtschaft?<br />

Demetriades: Ich bewundere und respektiere die deutsche<br />

Schifffahrtsbranche sehr. Ich habe zwölf Jahre lang in Brüssel gearbeitet.<br />

Ich muss sagen, dass die Deutschen ein großes Wissen<br />

über den Sektor haben. Und sie wissen, wie sie ihre Verpflichtungen<br />

erfüllen können. Sie erkennen die Notwendigkeit an, umweltfreundlicher,<br />

sicherer und sozialer zu werden, während sie<br />

gleichzeitig wissen, wie sie die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors<br />

präsentieren können. Das und die Interaktion schätze ich sehr.<br />

Ich glaube, je mehr ich mit der deutschen Schifffahrtsbranche interagiere,<br />

desto mehr profitieren wir alle davon.<br />

Und das Verhältnis zur deutschen Politik?<br />

Demetriades: In der Arbeitsgruppe Schifffahrt in Brüssel gibt es<br />

immer eine sehr gute Zusammenarbeit, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der EU-Schifffahrt zu fördern und zu erhalten. Ich glaube,<br />

dass beide Länder zu einem großen Teil im selben Boot sitzen. Und<br />

wir kooperieren sehr viel auf globaler Ebene. Aber ich würde auch<br />

Gelegenheiten begrüßen, diese Beziehungen weiter auszubauen.<br />

Was könnte das sein?<br />

Demetriades: Nun, es könnte hochrangige jährliche Treffen geben.<br />

Es geht mir nicht um die Unterzeichnung von Vereinbarungen<br />

oder Absichtserklärungen, das ist etwas für die Medienarbeit.<br />

Es muss nützlich und konstruktiv sein. Auf der Ebene<br />

der Direktoren arbeiten wir sehr viel zusammen. Man könnte in<br />

Erwägung ziehen, hin und wieder auch ein Treffen auf Ministerebene<br />

abzuhalten.<br />

Liegt der Fokus für Sie aktuell auf der EU-Regulierung?<br />

Demetriades: Ich glaube nicht, dass es so schnell eine globale Lösung<br />

für die Dekarbonisierung auf IMO-Ebene geben wird, dort<br />

geht es vornehmlich um Symbolpolitik. Um eine globale Lösung<br />

zu erreichen, müssen wir die weniger ehrgeizigen Länder motivieren,<br />

ihnen zeigen, dass wir bereit sind, ihnen beim Aufbau von<br />

Kapazitäten zu helfen und Brücken bauen.<br />

Abstract: We need a positive narrative<br />

Cyprus is Europe’s third largest flag and an important location<br />

also for German shipping companies such as Columbia, Marlow<br />

or Bernhard Schulte. In this interview with <strong>HANSA</strong>, Shipping<br />

Deputy Minister Vassilios Demetriades talks exclusively<br />

about flags, fleets, sanctions, Cyprus’ maritime strategy and his<br />

preference for regulation at EU level.<br />

Also macht es aus Ihrer Sicht mehr Sinn, mit regionalen Maßnahmen<br />

»zu beginnen« um dann aufzuzeigen, wie es gehen könnte?<br />

Demetriades: Ich glaube schon, dass zum Beispiel das EU-Projekt<br />

»Fit for 55« sinnvoll ist – obwohl es eine regionale Maßnahme<br />

ist. Prinzipiell sollte die Schifffahrt an globale Regeln gebunden<br />

sein, insbesondere bei einem globalen Problem wie der<br />

Klimakrise. Aber wir müssen irgendwo anfangen. Die Tatsache,<br />

dass die EU bald ein Emissionshandelssystem für die Schifffahrt<br />

(ETS) oder die Maßnahme »FuelEU« haben wird, ist zu begrüßen<br />

– unter zwei Bedingungen: Erstens sollte es eine Verfallsklausel<br />

haben, die greift, wenn eine globale Maßnahme verfügbar<br />

ist. Denn damit zeigen wir der Weltgemeinschaft, dass wir bereit<br />

sind, der globalen Maßnahme zu folgen. Das darf keine Überprüfungsklausel<br />

sein, denn eine Überprüfung könnte ein oder<br />

zwei Jahre dauern. Und zweitens: Um den Reedern zu zeigen,<br />

dass all das Geld, das dabei von der Schifffahrt eingenommen<br />

wird, sinnvoll für Forschung & Entwicklung in der Schifffahrt<br />

Zur Person<br />

Vassilios Demetriades (rechts, während des <strong>HANSA</strong>-<br />

Interviews) wurde am 10. Juli 2020, zwei Jahre nach<br />

Gründung der Behörde, zum »Shipping Deputy Minister«<br />

ernannt. Demetriades ist als Experte für maritime<br />

Politik bekannt. Bevor er seine Aufgabe übernahm,<br />

arbeitete er fünf Jahre als Referent in der Generaldirektion<br />

Mobilität und Verkehr der Europäischen Kommission,<br />

wo er die EU-Seeverkehrsstrategie und deren<br />

Überarbeitung koordinierte. Zuvor war er Leiter des Referats<br />

für EU-Angelegenheiten im zypriotischen Ministerium<br />

für Verkehr, Kommunikation und Bauwesen<br />

und bekleidete verschiedene andere Positionen in der<br />

zypriotischen Verwaltung.<br />

© Generalkonsulat Zypern<br />

<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!