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BS 01-2023

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<strong>01</strong><br />

<strong>2023</strong><br />

<strong>01</strong><br />

SCHIFFFAHRT<br />

RÜCKBLICK 2022 TECHNIK<br />

Forderungen der Verbände Zwölf Monate<br />

Elektro-Antrieb: Von<br />

9 770939 1910<strong>01</strong><br />

für das Jahr <strong>2023</strong> 10 in Schlagzeilen 16 der Straße aufs Wasser 34<br />

Januar <strong>2023</strong> | 78. Jahrgang<br />

ISSN 0939–1916 | C 4397 D | € 10,50<br />

www.binnenschifffahrt-online.de<br />

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Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co KG | Chefredaktion | Krischan Förster<br />

Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg | Tel.: +49 40 707080-206<br />

2 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


EDITORIAL<br />

Hamburgs<br />

maritimesmes Herz<br />

Anna Wroblewski<br />

Redakteurin<br />

Krieg und Klima<br />

Wie sehr haben wir uns vor einem<br />

Jahr gewünscht, die Welt möge wieder<br />

zur Normalität zurückkehren – nach<br />

zwei Jahren Corona-Pandemie und<br />

den damit verbundenen Einschränkungen.<br />

Und dann kam der<br />

Krieg. Mitten in Europa, mitten im<br />

21. Jahrhundert, überfällt Russland<br />

die Ukraine. Und nichts ist mehr wie<br />

es einmal war.<br />

Eine Rückkehr zur Normalität, wird<br />

es so schnell nicht geben. Bei all dem<br />

Leid, das dieser Krieg über die Menschen<br />

in der Ukraine bringt, legt er zugleich<br />

die Fehler deutscher Politik der<br />

vergangenen Jahre offen. Deutschland<br />

hat sich in puncto Öl- und Gasimporte<br />

von Russland abhängig gemacht.<br />

Zeitgleich hat man die Energiewende<br />

»schleifen lassen«. Das rächt<br />

sich. Die Energiepreise gehen durch<br />

die Decke. Alternative Energiequellen<br />

fehlen und müssen erst erschlossen<br />

werden.<br />

Zu den hohen Energiepreisen kommen<br />

Schwierigkeiten in den Lieferketten.<br />

Die gab es pandemiebedingt bereits<br />

vor dem Krieg. Was jetzt dazu<br />

kommt, sind fehlende Güter aus der<br />

Ukraine. Entweder fehlen sie als Ladung<br />

und/oder als Rohstoff. So fallen<br />

beispielsweise Stahl-Importe aus<br />

ukrainischer Produktion weg, was<br />

wiederum zur Materialknappheit und<br />

höheren Preisen führt. Ein Problem,<br />

das insbesondere die Werften trifft.<br />

Und während sich die Welt mit dem<br />

Krieg und seinen Folgen beschäftigt,<br />

schreitet der Klimawandel voran. Zuletzt<br />

war das im vergangenen Sommer<br />

unter anderem am Rhein zu beobachten,<br />

wo die Pegel auf historische<br />

Tiefstwerte absackten.<br />

Das Gewerbe hat seine Lehren aus<br />

dem Niedrigwasser 2<strong>01</strong>8 gezogen und<br />

konnte trotz niedriger Wasserstände<br />

die Lieferketten am Laufen halten.<br />

Doch was ist mit der Politik – hat sie ihre<br />

Hausaufgaben gemacht? Tut sie genug,<br />

um die Folgen des Klimawandels<br />

aufzuhalten? Angesichts der Budget-<br />

Kürzungen, die der Bund für <strong>2023</strong> bei<br />

den Wasserstraßen vornimmt, könnte<br />

man denken, er habe die eigenen Umweltziele<br />

aus den Augen verloren.<br />

Das Binnenschiff ist und bleibt eines<br />

der klimafreundlichsten Transportmittel.<br />

Es kann mehr laden als ein<br />

Lkw und verstopft nicht die Straßen.<br />

Und was macht Berlin? Kürzt die Gelder<br />

für die Wasserstraßen um<br />

350 Mio. € – obwohl doch die Bundesregierung<br />

die EU-Klimavorgaben<br />

übertreffen will und eine CO2-Neutralität<br />

bereits bis 2045 anpeilt. Unter<br />

solchen Voraussetzungen rücken die<br />

ambitionierten Ziele eher in weite Ferne.<br />

Dem Gewerbe kann man dies jedenfalls<br />

nicht ankreiden.<br />

Für die Modernisierung von Motoren<br />

und Antrieben wurden mehr Mittel<br />

beantragt als 2022 überhaupt zur<br />

Verfügung standen, obwohl der Fördertopf<br />

auf 50 Mio. € aufgestockt wurde.<br />

An welchen Stellen in der Bundespolitik<br />

außerdem nachjustiert werden<br />

sollte, ist in den Gastbeiträgen der<br />

wichtigen Verbände in dieser Ausgabe<br />

nachzulesen. <strong>2023</strong> wird, so viel steht<br />

heute schon fest, ein ebenso spannendes<br />

wie herausforderndes Jahr.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />

...mehr<br />

geht nicht!<br />

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INHALT<br />

<strong>01</strong> <strong>2023</strong><br />

Zwölf Monate in Schlagzeilen<br />

Der große Binnenschifffahrt-Jahresrückblick<br />

16 38<br />

3 EDITORIAL<br />

3 – Krieg und Klima<br />

5 PERSONALIEN<br />

6 NACHRICHTEN<br />

8 SCHIFFFAHRT<br />

8 – Abweichung von der Regel – ZKR schafft<br />

Rechtsgrundlage für automatisierte Schifffahrt<br />

8 – RheinSchPV geändert – Schiffe dürfen schneller<br />

durch die Gebirgsstrecke<br />

10 – Wird die Bedeutung der Binnenschifffahrt für<br />

den Klimaschutz in Berlin erkannt?<br />

11 – Wer die Verkehrsverlagerung will, muss Schiene<br />

und Wasserstraße gleich behandeln<br />

12 – Eine verlässliche und klimaresiliente<br />

Infrastruktur ist unerlässlich<br />

13 – Wasserstraßen sind und bleiben Lebensadern<br />

der Industrie<br />

14 – Investitionssicherheit in die Wasserstraßen -<br />

infrastruktur<br />

16 JAHRESRÜCKBLICK 2022<br />

ZWÖLF MONATE IN SCHLAGZEILEN<br />

30 SCHIFFSTECHNIK<br />

30 – Fester Treibstoff für Brennstoffzellenschiff<br />

31 – Ausbildungsschiff mit neuen Aufgaben – Aus<br />

»Prinses Christina« wird die »Rolf Deymann«<br />

32 – Niederländische Batterien etablieren sich<br />

33 – Zweites E-Schiff für Zürich schwimmt<br />

34 – E-Mobilität: Von der Straße aufs Wasser<br />

38 – »Coriolis« ersetzt »Ludwig Prandtl«<br />

42 – Halbe Fahrzeit, null CO2<br />

43 – Drei Fragen an Olivier Kompaore, Vize-<br />

Präsident Wabtec Charging & Power Transfer:<br />

»In 30 Sekunden an Ladestation«<br />

44 – Emissionsarmes Verkehrssicherungsschiff<br />

46 LOGISTIK<br />

46 – Kombinierter Verkehr: Optimale Beladung<br />

dank künstlicher Intelligenz<br />

47 – Ikea liefert jetzt auch per Binnenschiff<br />

48 SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

48 – Bremen bleibt in der Nordrange zurück<br />

49 – Studie fordert mehr Anstrengungen für<br />

klimafreundlichen Hafenbetrieb<br />

49 – Neue APP – Den Hafen immer in der Tasche<br />

50 – Erstes deutsches LNG-Terminal in Betrieb<br />

51 – Fördermittel für CO2-Exportanlage<br />

52 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

52 – Interview Joachim Zimmermann (bayernhafen):<br />

»Wir müssen die Chancen nutzen«<br />

54 – Hafen Hanau: »Wir können Schiff und Schiene«<br />

55 – Hafen-Loks als Botschafter für mehr Klimaschutz<br />

55 – Contargo bietet neue Zug-Shuttle an<br />

56 – HGK trennt sich von Terminal Köln-Nord<br />

56 – Droht jetzt endgültiges Aus für Neckarausbau?<br />

56 – Land fördert – Karlsruhe plant Wasserstoff-Hub<br />

57 – Duisport startet Rivergate<br />

57 – Bindewald Gutting investiert 80 Mio. € in Neuss<br />

58 – Störfall legt Schiffshebewerk Niederfinow lahm<br />

59 BUYER’S GUIDE<br />

64 RECHT<br />

64 – Aktivlegitimation der Versicherer von<br />

Havarieschäden<br />

66 BDS<br />

66 – Votum zur EU-Besatzungsordnung<br />

67 IMPRESSUM<br />

4 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


PERSONALIEN<br />

VBW: Robert Ante, zuständig für<br />

die Logistik von BP Europe SE in Nordwesteuropa,<br />

scheidet<br />

als Vizepräsident<br />

beim Verein für europäische<br />

Binnenschifffahrt<br />

und Wasserstraßen<br />

(VBW)<br />

aus. Grund hierfür<br />

ist eine berufliche<br />

Veränderung. BP Europe<br />

bleibt aber im VBW-Präsidium vertreten.<br />

Thorsten Kalinofski, Barge Operations<br />

Manager des Unternehmens,<br />

rückt zunächst als stimmloses Mitglied<br />

nach, eine abschließende Nachfolgeregelung<br />

wird noch getroffen.<br />

SEAPORTS OF NIEDERSACHSEN:<br />

André Heim bleibt für weitere drei Jahre<br />

Geschäftsführer der Marketingorganisation<br />

Seaports of Niedersachsen.<br />

Der Aufsichtsrat<br />

hat den Vertrag<br />

mit dem 43-jährigen<br />

Diplom-Kaufmann<br />

bis Ende 2026<br />

verlängert. Der gebürtige<br />

Oldenburger<br />

hatte den Posten im<br />

Juni 2020 von Timo Schön übernommen.<br />

Bereits seit 2<strong>01</strong>3 ist er für das Unternehmen<br />

aktiv.<br />

KOMBIVERKEHR: Peter Dannewitz<br />

scheidet bei Kombiverkehr aus. Er<br />

hatte die Vertriebsleitung<br />

bei Deutschlands<br />

größtem<br />

Kombi operateur<br />

Mitte 2<strong>01</strong>3 übernommen<br />

und wird<br />

nach einer von ihm<br />

ausgesprochenen<br />

Kündigung offiziell<br />

zur Jahresmitte <strong>2023</strong> ausscheiden. Nach<br />

Medienberichten wechselt Dannewitz<br />

zur Hupac AG in die Schweiz.<br />

Personalie des Monats: Thomas Schlipköther in Ruhestand<br />

DUISPORT: Thomas Schlipköther wechselt in den Ruhestand und beendet eine<br />

Ära. Seit 20<strong>01</strong> war der Diplomingenieur (Jahrgang 1955) nach dem Studium an<br />

der Universität Essen als COO (Chief Operation Officer) und CTO (Chief Technical<br />

Officer) für der Hafengesellschaft duisport tätig. Zudem wurde ihm 2<strong>01</strong>3 eine<br />

Honorarprofessur der Universität Duisburg-Essen verliehen. Schlipköthers Nachfolger<br />

ist Lars Nennhaus (46), der nach beruflichen Stationen in der Hamburger<br />

Hafenwirtschaft sowie bei der Hoyer Group in den Duisburger Hafen zurückkehrt.<br />

Der Diplom-Wirtschaftsingenieur hatte bereits von 2<strong>01</strong>1 bis 2<strong>01</strong>8 für den Duisburger<br />

Hafen gearbeitet.<br />

RHEINCARGO: Der Logistik-<br />

Dienstleister RheinCargo hat im Eisenbahn-Bereich<br />

zwei<br />

wichtige Positionen<br />

neu besetzt. André<br />

Glaser (Foto) hat die<br />

Führung des Fernverkehr-Betriebs<br />

übernommen.<br />

Der 58-jährige<br />

Wirtschaftsfachwirt<br />

tritt die Nachfolge<br />

von Josef Schumacher an. Frank Lambertin<br />

(55) leitet künftig den Regionalverkehr<br />

am Standort Köln. Der studierte Diplom-Ingenieur<br />

folgt auf Paul Schumacher,<br />

der als Gesamt-Bereichsleiter den<br />

Standort Köln bislang mitverantwortete.<br />

BMWK: Claudia Müller gibt ihr<br />

beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedeltes<br />

Amt als<br />

maritime Koordinatorin<br />

ab. Sie wechselt<br />

als Parlamentarische<br />

Staatssekretärin ins<br />

Agrarministerium<br />

ihres Parteikollegen<br />

und Ministers Cem<br />

Özdemir. Dort tritt<br />

die 41-jährige Rostockerin im Januar die<br />

Nachfolge von Manuela Rottmann<br />

(ebenfalls Grüne) an, die sich neuen<br />

Aufgaben widmen will. Erst Anfang<br />

2022 war Müller als Koordinatorin berufen<br />

worden.<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

5


NACHRICHTEN<br />

BENELUX<br />

Akquisition: Honkoop Barging geht an Contargo<br />

Von links: Cok Vinke, Henri Honkoop, Marcel Hulsker und Carsten Borchers<br />

Contargo baut die Binnenschifffahrtsaktivitäten<br />

in der Region Benelux aus.<br />

Dafür hat das Unternehmen zum 1. Januar<br />

die Aktivitäten des niederländischen<br />

Unternehmens Honkoop Barging übernommen.<br />

Dazu gehören das Management<br />

und die Mitarbeiter der Binnenschifffahrtsgesellschaft<br />

sowie die Frachtverträge<br />

und Kundenkontakte. »Mit<br />

Honkoop Barging kann Contargo seine<br />

Aktivitäten in den Benelux-Ländern weiter<br />

ausbauen«, sagt Marcel Hulsker, Co-<br />

Geschäftsführer der Contargo. »Diese<br />

Akquisition bietet uns eine interessante<br />

Möglichkeit, unser Dienstleistungsportfolio<br />

insbesondere im Raum Rotterdam,<br />

Antwerpen, der Provinz Zeeland<br />

sowie in Gent zu erweitern.«<br />

Honkoop Barging ist ein Anbieter von<br />

Binnenschifffahrtsdiensten im ARA-<br />

© Contargo<br />

Hafengebiet. Das Angebot umfasst den<br />

Verkehr innerhalb des Rotterdamer Hafens,<br />

den Verkehr zwischen den Häfen<br />

Rotterdam und Antwerpen sowie zahlreiche<br />

tägliche Container-Linienverkehre<br />

zwischen den Häfen Rotterdam und Antwerpen<br />

einerseits sowie verschiedenen<br />

Regionen wie Gent, Vlissingen und Terneuzen<br />

andererseits.<br />

Nach der Übernahme durch Contargo<br />

sollen die Aktivitäten von Honkoop Barging<br />

in die bereits bestehenden Binnenschifffahrtsaktivitäten<br />

in den Benelux-<br />

Ländern unter dem Markennamen Contargo<br />

Transbox integriert werden. Der<br />

derzeitige Geschäftsführer von Honkoop<br />

Barging, Henri Honkoop, wird Geschäftsführer<br />

von Contargo Transbox in<br />

Belgien und neben Carsten Borchers innerhalb<br />

von Contargo für Contargo<br />

Transbox in den Niederlanden verantwortlich<br />

sein.<br />

<br />

PANNATONI PARK II<br />

Hellmann expandiert in Polen<br />

Hellmann Worldwide Logistics Polen hat in Toruń eine neue Niederlassung<br />

eröffnet. Damit investiert das Unternehmen weiter in<br />

den strategischen Ausbau seines Stückgut-Netzes in Polen, in dem<br />

täglich bis zu 10.000 Paletten befördert werden. Das neue 2.500 m 2<br />

große Lager liegt strategisch günstig im kürzlich fertig gestellten<br />

Pannatoni Park II direkt am Autobahnkreuz A1 in Lubicz. Mit der<br />

Eröffnung der zehnten eigenen Vertriebsniederlassung in Polen<br />

stärkt Hellmann seine lokale Präsenz und verdichtet gleichzeitig<br />

sein internationales Netzwerk. In den letzten zehn Jahren hat sich<br />

Polen für den global tätigen Fullservice-Dienstleister zu einem<br />

strategisch zunehmend wichtigen Markt entwickelt, heißt es. <br />

Werft Malz GmbH<br />

Die Adresse am Oder-Havel-Kanal für:<br />

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• Lieferung von Ersatzteilen für GOTHA ZG 52 Getriebe<br />

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STAHL-SPEDITION<br />

Rhenus übernimmt Robert Schmitz<br />

Die Rhenus Gruppe hat die Spedition Robert Schmitz übernommen.<br />

Damit will sie ihr Portfolio für die Stahlindustrie<br />

verstärken. Die Spedition mit Sitz im nordrhein-westfälischen<br />

Hagen arbeitet für die Schmiede- und Kaltwalzindustrie.<br />

Das europaweit operierende Unternehmen verfügt<br />

an seinem Firmenstandort über rund 200.000 m 2 Lagerfläche.<br />

Hauptgeschäftsbereich ist die Lagerung sowie die<br />

multimodale Transportabwicklung von Walzdrähten, Coils,<br />

Spaltbändern und Stanzprodukten.<br />

Da die empfindlichen Materialien besonderes Handling<br />

erfordern, verfügt Robert Schmitz über beheizte und feuchtigkeitsregulierte<br />

Lagersysteme. Für den Transport der Spezialausrüstungen<br />

mit Stückgewichten von bis zu 35 t stehen<br />

25 Zugmaschinen des firmeneigenen Fuhrparks bereit. Ein<br />

Großteil der Sattelauflieger verfügt dabei über Coilmulden.<br />

Über einen firmeneigenen Gleisanschluss am Standort Hagen<br />

kann Robert Schmitz wöchentlich mehr als 250 Waggons<br />

abwickeln.<br />

1926 gegründet, wurde das Unternehmen zuletzt in dritter<br />

Familiengeneration von Hans-Georg Schmitz geführt. Die<br />

Mitarbeiter von Robert Schmitz werden mit der Übernahme<br />

Teil der Rhenus Gruppe. Auch nach der Akquisition wird das<br />

Hagener Unternehmen als eigenständige Gesellschaft weiter<br />

bestehen. »Die Spedition Robert Schmitz ergänzt unser<br />

Dienstleistungsportfolio optimal und ermöglicht es uns, unsere<br />

Logistikdienstleistungen im Bereich Stahl zu vertiefen.<br />

Über unsere Standorte in Duisburg, Dortmund und Hagen<br />

können wir im Verbund das erweiterte Ruhrgebiet bis ins<br />

Sieger- und Sauerland hervorragend beliefern«, so Michael<br />

Appelhans, Geschäftsführer der Rhenus Ports.<br />

<br />

6 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


NACHRICHTEN<br />

DRY SHIPPING<br />

HGK schluckt BeKa komplett<br />

Die Duisburger Reederei HGK Shipping<br />

übernimmt alle Anteile an der BeKa<br />

HGK GmbH und will damit ihre Aktivitäten<br />

auf Oberrhein, Donau und Mosel<br />

ausbauen.<br />

Die HGK ist nun alleiniger Gesellschafter<br />

der BeKa HGK GmbH. »Dank<br />

dieser strategischen Entscheidung, auch<br />

die restlichen 60 % der Anteile zu übernehmen«,<br />

könne man als das führende<br />

Binnenschifffahrtsunternehmen Europas<br />

seine Aktivitäten in der Trockengüterschifffahrt<br />

auf Oberrhein, Donau<br />

und Mosel »deutlich intensivieren«,<br />

teilte die Reederei mit. Die bisherige Mitgesellschafterin<br />

Monique Hezel-<br />

Reyntjens soll auch weiterhin die Geschäfte<br />

der BeKa HGK, gemeinsam mit<br />

ihrem bewährten Team, führen.<br />

Innerhalb der HGK Shipping ist die<br />

BeKa HGK dem Unternehmensbereich<br />

Dry Shipping zugeordnet. »Wir stärken<br />

(v.l.:) Christian Möhrmann, CFO HGK Shipping, Monique Hezel-Reyntjens, Geschäftsführerin BeKa<br />

HGK, und Steffen Bauer, CEO HGK Shipping<br />

mit der Übernahme insbesondere unsere<br />

Position im Bereich Düngemittel- und<br />

Agrartransporte in den Fahrtgebieten<br />

Oberrhein, Donau und Mosel. Dieser Effekt<br />

kommt gerade im Netzwerk mit unserer<br />

in Metz ansässigen französischen<br />

Tochtergesellschaft HGK Logistics Sàrl<br />

zum Tragen«, sagte HGK-Chef Steffen<br />

Bauer.<br />

Hezel-Reyntjens betonte, mit der<br />

Übergabe aller Anteile werde die bestehende<br />

Verbindung weiter gefestigt. <br />

© HGK<br />

TERMINAL MORTARA<br />

Kombiverkehr wächst in Italien<br />

Frankfurter Kombiverkehr baut seine Aktivitäten in Italien aus.<br />

Wie das Unternehmen mitteilt, hat es Mitte November eine neue<br />

Betreibergesellschaft für den Terminalbetrieb in Mortara gegründet.<br />

Damit geht der Operateur laut eignen Angaben »konsequent<br />

den Weg weiter, sich mit seinem intermodalen Know-how an<br />

den Schnittstellen des Kombinierten Verkehrs Straße-Schiene<br />

aktiv einzubringen und den Terminalbetrieb an den Anforderungen<br />

der Spediteure bestmöglich auszurichten«.<br />

Die neue Gesellschaft Kombi Terminal Mortara s.r.l. hat zum<br />

1. Januar <strong>2023</strong> den laufenden Umschlagbetrieb am Terminal<br />

Mortara übernommen. Präsident der 100-Prozent-Tochter der<br />

Kombiverkehr KG wird Harald Schmittner. Die Geschäftsleitung<br />

wird Davide Muzio weiter innehaben.<br />

»Das Terminal Mortara ist für uns ein wichtiger Standort im<br />

Großraum Mailand, den wir heute fest in unserem Produktportfolio<br />

verankert haben. Unsere Verkehre zwischen Benelux,<br />

Deutschland, Skandinavien und Italien über die Alpen wollen<br />

wir weiter stärken. Die neue Betreibergesellschaft ist dafür ein<br />

wichtiger Grundstein. Daher haben wir auch einen langfristigen<br />

Pachtvertrag mit dem Eigentümer der Anlage abgeschlossen«,<br />

sagt Armin Riedl, Geschäftsführer Frankfurter Kombiverkehr.<br />

Das Terminal Mortara hat eine Fläche von über 100.000 m 2 und<br />

besitzt drei Umschlaggleise mit einer Länge von jeweils 650 m.<br />

Die Zugeinfahrt ist durchgängig elektrifiziert möglich. Der Umschlag<br />

der Ladeeinheiten wird mit bis zu vier Reachstacker vorgenommen.<br />

Für Speditionskunden werden Leercontainer-<br />

Lagerungsdienste angeboten. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember<br />

2022 werden im Terminal Mortara 34 Züge pro Woche<br />

von und nach Gent, Venlo, Rotterdam und Krefeld für die Kombiverkehr<br />

abgewickelt.<br />

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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

7


SCHIFFFAHRT<br />

ABWEICHUNG VON DER REGEL<br />

ZKR schafft Rechtsgrundlage für automatisierte Schifffahrt<br />

Zur Förderung der automatisierten Schifffahrt<br />

hat die Zentralkommission für die<br />

Rheinschifffahrt (ZKR) eine neue Rechtsgrundlage<br />

geschaffen. Demnach kann<br />

künftig bei bestimmten Pilotprojekten im<br />

Bereich der automatisierten Schifffahrt<br />

vorübergehend von der Rheinschifffahrtspolizeiverordnung<br />

(RheinSchPV) abgewichen<br />

werden. Das gelte für Fahrzeuge,<br />

auf denen Aufgaben der Besatzung automatisiert<br />

wahrgenommen werden, sowie<br />

auch für ferngesteuerte Fahrzeuge, teilte<br />

die ZKR mit.<br />

Mit der Änderung werden der notwendige<br />

rechtliche Rahmen und die Voraussetzungen<br />

für die Gewährung einer zeitlich<br />

befristeten Abweichung von der<br />

RheinSchPV für ein Pilotprojekt festgelegt.<br />

Dazu sei es erforderlich, dass das Fahrzeug<br />

die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs<br />

nicht beeinträchtige und über ein<br />

den anderen auf dem Rhein verkehrenden<br />

Fahrzeugen gleichwertiges Sicherheitsniveau<br />

verfüge, teilte die ZKR mit.<br />

Die erteilte Genehmigung kann Streckenabschnitte<br />

des Rheins in mehreren<br />

Ländern erfassen. Die Erfahrungen aus<br />

den Pilotprojekten sollten als Grundlage<br />

für künftige Rechtsetzungsarbeiten der<br />

Für Pilotprojekte der (teil-)autonomen Binnenschifffahrt gibt es Ausnahmeregelungen der ZKR<br />

ZKR dienen. Die Änderung tritt am 1. Dezember<br />

<strong>2023</strong> in Kraft.<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>8 hatte die ZKR die erste internationale<br />

Definition der Automatisierungsgrade<br />

in der Binnenschifffahrt<br />

angenommen. Nun hat die ZKR die<br />

Definition aktualisiert und die verwendeten<br />

Begriffe und die verschiedenen<br />

Automatisierungsgrade präzisiert. Zudem<br />

wurde in Erläuterungen der Zusammenhang<br />

zwischen automatisierter Schifffahrt<br />

und Fernsteuerung verdeutlicht, und es<br />

wurden auch Beispiele für die Automatisierungsgrade<br />

aufgeführt. <br />

© Seafar<br />

RHEINSCHPV GEÄNDERT<br />

Schiffe dürfen schneller durch die Gebirgsstrecke<br />

Aufgrund einer Forderung des Gewerbes<br />

lässt die ZKR für die Rhein-Gebirgsstrecke<br />

zwischen Bingen und St. Goar eine höhere<br />

Geschwindigkeit bei Hochwasser zu. Auf<br />

ihrer Herbsttagung hat die ZKR eine Änderung<br />

der Rheinschifffahrtspolizeiverordnung<br />

(RheinSchPV) beschlossen.<br />

Demnach wird ab dem 1. Dezember<br />

<strong>2023</strong> die zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />

für die Talfahrt auf der Gebirgsstrecke<br />

zwischen Bingen und St. Goar bei<br />

Überschreiten der sogenannten Hochwassermarke<br />

I von 20 km/h auf 24 km/h<br />

erhöht.<br />

Betroffen ist die Strecke zwischen<br />

Rhein-km 528,50 und Rhein-km 556,00.<br />

Ziel sei es, die Sicherheit der Rheinschifffahrt<br />

zu erhöhen, indem die Manövriereigenschaften<br />

der Fahrzeuge auf dieser<br />

Strecke verbessert werden. Dies geschehe<br />

vor dem Hintergrund, dass die aktuelle<br />

und zukünftige Flottenentwicklung eine<br />

Zunahme von großen Motorschiffen sowie<br />

Schub- und Koppelverbänden erwarten<br />

lässt.<br />

Zuletzt war in einer Untersuchung der<br />

Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)<br />

nachgewiesen worden, dass eine höhere<br />

Geschwindigkeit die Sicherheit erhöhen<br />

könne. Der entsprechende Passus in der<br />

RheinSchPV regelt, dass Schiffe in dem<br />

als nautisch als schwierig geltenden Abschnitt<br />

grundsätzlich in der Flussmitte<br />

fahren müssen und die vorgegebene Geschwindigkeit<br />

nicht überschreiten dürfen.<br />

In dem Gutachten der BAG hieß es,<br />

dass die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung<br />

die Manövrierfähigkeit eines<br />

Schiffes einschränkt, weil der Schiffsführer<br />

die Motorleistung erheblich reduzieren<br />

muss.<br />

<br />

© WSV<br />

8 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFFAHRT<br />

The most modern fleet,<br />

shaping a sustainable future<br />

Undoubtedly an architectural highlight: the Erasmus Bridge in Rotterdam – and in full<br />

swing and fully loaded M/T “Botticelli”, the newest chemical tanker of GEFO, equipped<br />

with eight stainless-steel tanks, built in 2021. Four additional stainless-steel tankers will<br />

join in 2022, all named after painters who were ahead of their time: Canaletto, Tintoretto,<br />

Allegretto and Benedetto. All four new chemical tankers with Stage V engines according<br />

to new EU-standards and SCR-Catalysts. Most modern technology sets<br />

new benchmarks in their class by reducing hydrocarbons by 81 %,<br />

nitrogen oxides by 97 % and particulate matters by 95 %.<br />

One tanker of the fleet of 150 tankers belonging<br />

to GEFO. 26 new build to reduce pollutant emissions.<br />

Which tanker will sail for you?<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

www.gefo.com<br />

9


SCHIFFFAHRT<br />

Wird die Bedeutung der Binnenschifffahrt<br />

für den Klimaschutz in Berlin erkannt?<br />

Diese Frage stellt sich, wenn man das erste Jahr der Ampel-<br />

Koalition im Bund Revue passieren lässt. Hohe Erwartungen<br />

waren an die neue Regierung gerichtet, denn der Koalitionsvertrag<br />

bietet gute Grundlagen, die Binnenschifffahrt als<br />

eine belastbare Alternative zum Straßen- und Schienentransport<br />

weiter zu entwickeln und zu stärken: »Den Schifffahrtsanteil im<br />

Güterverkehr wollen wir steigern und dazu auch Hinterlandanbindungen<br />

stärken und die Sanierung und den Ausbau<br />

von Schleusen beschleunigen«, notierten die Koalitionäre im November<br />

2021. Gut zwölf Monate später muss festgestellt werden,<br />

dass diese Absichten auf sehr geduldigem Papier geschrieben<br />

wurden. Die Mittel für Erhalt und Ausbau der Flüsse und Kanäle<br />

hat der amtierende Bundesverkehrsminister für das Jahr <strong>2023</strong> um<br />

knapp ein Drittel gekürzt. Der Etat fällt sogar noch unter die<br />

schwarz-rote Haushaltslinie des Jahres 2021 zurück. Im Bundesverkehrsministerium<br />

wird nun bereits an einer Liste der Streichungen<br />

und Streckungen gearbeitet. »Dass es zu einer deutlichen<br />

Verlangsamung der Erhaltungs- und Ausbaumaßnahmen<br />

an den Flüssen und Kanälen kommt, liegt auf der Hand«, heißt es<br />

hierzu lapidar in der Verwaltung.<br />

Die vom Bundestag gewährte Option, eine weitere Viertelmillion<br />

bei der Straße einzusparen und dann zusätzlich in die Wasserstraßen<br />

zu investieren, kann wohl ebenfalls kaum als zukunftsweisendes<br />

Konzept bezeichnet werden. Das hatten nicht nur das<br />

Schifffahrtsgewerbe, sondern auch deren Kunden aus Wirtschaft<br />

und Industrie anders erwartet – und dies wurde vom BDB auch<br />

in ungewohnt deutlicher Weise artikuliert.<br />

Ohne die Güterschifffahrt geht es nicht. Das zeigen bereits die<br />

Gütermengen, die tagtäglich über Deutschlands Flüsse und Kanäle<br />

transportiert werden. 2021 waren das in Summe 195 Mio. t–<br />

ein Zuwachs um knapp vier Prozent im Vergleich zu Vorjahr.<br />

Massengüter wie Kohle und Gas, Metalle und Metallerzeugnisse,<br />

Holz, Erze, Steine und Erden dominierten das Geschäft mit zum<br />

Teil zweistelligen Zuwachszahlen, und auch der Containertransport<br />

stieg auf 2,22 Mio. TEU. Das kann auf keinen anderen Verkehrsträger<br />

verlagert werden.<br />

Wir werden daher weiter dafür werben, dass dieses Leistungspotenzial<br />

genutzt wird, denn mit Straße und Schiene allein werden<br />

die vereinbarten Klimaschutzziele nicht erreicht. Zur Erinnerung:<br />

Das europäische Klimagesetz macht die Verwirklichung<br />

des Ziels, die Emissionen in der EU bis 2030 um mindestens 55 %<br />

zu senken, zu einer rechtlichen Verpflichtung. Im nationalen Klimaschutzgesetz<br />

hat die Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben<br />

verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis<br />

2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 %<br />

gegenüber 1990 sinken, und zwar ganz maßgeblich auch im Verkehrssektor.<br />

Es verwundert außerordentlich, dass Vertreter aus<br />

Wirtschaft und Industrie die Politik permanent an die Erreichung<br />

der selbst gesteckten Ziele erinnern müssen.<br />

Das zweite dominierende Thema berührt ebenfalls den Klimaschutz,<br />

nämlich die dringend notwendige Modernisierung der<br />

Flotte. Das Schifffahrtsgewerbe investiert fleißig in die Emissionsminderung,<br />

unter anderem durch neue Antriebe und Motoren.<br />

Das hierzu vom Bund aufgelegte Modernisierungsprogramm<br />

leistet wertvolle Hilfe. Es wurden mehr Fördergelder beantragt,<br />

als Mittel zur Verfügung stehen. Der Bund stockt das<br />

Programm deshalb auf 50 Mio. € im kommenden Jahr auf und<br />

modifiziert auf Wunsch des Gewerbes auch noch einmal die Fördertatbestände.<br />

Das kann man ohne Übertreibung als eine echte<br />

»Erfolgs-Story« bezeichnen. Nachdem nun auch die Studie zur<br />

Fördernotwendigkeit von kleinen und konstruktiv optimierten<br />

Schiffen auf dem Tisch liegt, werden wir gemeinsam mit Regierung<br />

und Parlament im kommenden Jahr die Chancen eines<br />

Flottenneubauprogramms diskutieren: Es reicht nicht, allein an<br />

der Bestandsflotte zu arbeiten. Modern ausgestattete und im digitalen<br />

Zeitalter fahrende Schiffe machen es auch erforderlich,<br />

Schiffe komplett neu zu bauen. Das wird bei Baukosten im zweistelligen<br />

Millionenbereich pro Schiff für eine durchweg kleinund<br />

mittelständisch strukturierte Branche ohne die eine oder andere<br />

Hilfestellung nicht gelingen.<br />

Jens Schwanen<br />

Geschäftsführer, Bundesverband der<br />

Deutschen Binnenschifffahrt (BDB)<br />

© BDB<br />

10 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFFAHRT<br />

Wer die Verkehrsverlagerung will, muss<br />

Schiene und Wasserstraße gleich behandeln<br />

Nachdem wir vermutlich alle zu Jahresbeginn den Eindruck<br />

gewonnen hatten, die Corona-Pandemie wäre alsbald unter<br />

Kontrolle und das Krisenniveau würde im Laufe des Jahres abnehmen,<br />

wurden wir durch den russischen Angriff auf die Ukraine<br />

eines Besseren belehrt. Neben dem menschlichen Elend, das<br />

die russische Regierung über die Ukraine gebracht hat, hat dieser<br />

Krieg erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen für Deutschland,<br />

Europa und die Welt. Durch diesen Angriffskrieg haben die Stärkung<br />

der Krisenresilienz unserer Logistikketten und die Neuausrichtung<br />

der deutschen Energiepolitik deutlich an Bedeutung gewonnen.<br />

Die Binnenhäfen können bei der Bewältigung dieser Herausforderungen<br />

eine zentrale Rolle spielen. Das hat auch der Bund<br />

erkannt und will die See- und Binnenhäfen mithilfe einer Nationalen<br />

Hafenstrategie in ihrer Wettbewerbsfähigkeit stärken.<br />

Die Erarbeitung der Nationalen Hafenstrategie hat im Juli begonnen.<br />

Die Binnenhäfen sind in diesen Prozess maßgeblich eingebunden<br />

und setzen sich unter anderem für folgende Punkte ein:<br />

• die Fortentwicklung der Häfen zu Knotenpunkten für die<br />

Energieträger der Zukunft und die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft,<br />

• gemeinsame Lösungen mit dem Bund und den Ländern für einen<br />

besseren Schutz von Hafenflächen und die Ertüchtigung<br />

von Hafeninfrastrukturen sowie den Abbau bürokratischer<br />

Hemmnisse, z.B. im Zuge von Genehmigungsverfahren für die<br />

Verlagerung von Gütern auf Schiene und Wasserstraße,<br />

• die Hebung von Effizienzgewinnen durch eine stärkere Automatisierung<br />

und Digitalisierung und<br />

• einen bedarfsgerechten Ausbau der vorgelagerten Verkehrsinfrastrukturen<br />

Damit die Strategie kein Papiertiger und erfolgreich wird, ist es<br />

notwendig, dass die darin formulierten Maßnahmen möglichst<br />

konkret und die (zeitlichen) Ziele ambitioniert sind. Die Arbeiten<br />

an der Nationalen Hafenstrategie werden voraussichtlich bis Mitte<br />

<strong>2023</strong> einen unserer Arbeitsschwerpunkte bilden.<br />

Darüber hinaus haben wir eine verbandsinterne Arbeitsgruppe<br />

eingesetzt, die Vorschläge für die Entbürokratisierung von Genehmigungsprozessen<br />

z. B. für Lagerung und Umschlag unterbreiten<br />

wird, die wir in die Hafenstrategie einspeisen werden.<br />

Unerlässlich für einen bedarfsgerechten Erhalt und den Ausbau<br />

der vorgelagerten Infrastrukturen ist eine auskömmliche Finanzierung<br />

für Schiene und Wasserstraße. Der Haushalt <strong>2023</strong><br />

war daher ein Schwerpunkt der politischen Verbandstätigkeit in<br />

diesem Jahr. Während wir uns über den Mittelaufwuchs für die<br />

Schiene sehr gefreut haben, ist das Ergebnis für die Bundeswasserstraßen<br />

bitter und enttäuschend. Wer die Verkehrsverlagerung<br />

will, muss Schiene und Wasserstraße gleichrangig behandeln.<br />

Sowohl die Niedrigwasserperioden in 2<strong>01</strong>8 und diesem Jahr<br />

als auch der Zusammenbruch des Rastatter Tunnels haben gezeigt,<br />

wie sehr wir die Redundanz beider Verkehrsträger benötigen.<br />

Ein Erfolg unserer Verbandsarbeit im Rahmen der Haushaltsverhandlungen<br />

war die Erhöhung des Topfes für die Schienengüterfernverkehrsnetzförderung<br />

(SGFFG-Förderung) in Höhe<br />

von 17,5 Mio. €. Das wird den Ausbau und den Erhalt von Hafenbahnnetzen<br />

stärken.<br />

Ebenfalls auf der Haben-Seite sehen wir die im Dezember 2022<br />

veröffentlichte neue Richtlinie zur Förderung des kombinierten<br />

Verkehrs. Gemeinsam mit unseren Partnerverbänden ist es uns<br />

gelungen, die Förderbedingungen deutlich praxisnaher zu gestalten.<br />

Die Binnenhäfen sind zuversichtlich, dass die nun geschaffene<br />

Förderfähigkeit von Ersatzmaßnahmen einen Modernisierungsschub<br />

im Kombinierten Verkehr bewirken wird.<br />

Ein verbandsinternes Projekt ist unser politisches Hafenpraktikum.<br />

Wir haben in diesem Jahr damit begonnen, Parlamentarier<br />

zu einem halb- oder ganztätigen Praxisbesuch in unsere Häfen<br />

einzuladen und dort mit anpacken zu lassen. Mit diesem Programm<br />

wollen wir Begeisterung und Verständnis für Hafenwirtschaft<br />

bei Politikerinnen und Politikern wecken. Das Interesse an<br />

diesen Praktika ist so groß, dass wir es im kommenden Jahr und<br />

wahrscheinlich auch darüber hinaus fortführen werden.<br />

Joachim Zimmermann<br />

Geschäftsführer, Bundesverband der<br />

Öffentlichen Binnenhäfen (BÖB)<br />

© BÖB<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

11


SCHIFFFAHRT<br />

Eine verlässliche und klimaresiliente<br />

Infrastruktur ist unerlässlich<br />

Das Jahr 2022 war ein weiteres Krisenjahr. Während sich die<br />

Pandemielage beruhigte, wurde die Welt im Frühjahr durch<br />

den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine überrascht. Dieser<br />

Angriff zerstörte nicht nur die seit 70 Jahren währende Friedensordnung<br />

in Europa, sondern hat auch andauernde, gravierende<br />

weltwirtschaftliche Folgen. Auch die Zero-Covid-Strategie Chinas<br />

führte zu erheblichen Störungen in den globalen Lieferketten.<br />

Zu den Auswirkungen dieser Krisen kam in diesem Jahr eine<br />

extreme Niedrigwassersituation, die die Versorgung der Industrie<br />

und des Handels stark unter Druck gesetzt hat. Glücklicherweise<br />

konnten Bauwerksausfälle auf den wenigen vorhandenen<br />

Ersatzrouten, wie dem Dortmund-Ems-Kanal, und somit ein<br />

Systemkollaps und Versorgungsengpässe, zum Beispiel an Tankstellen<br />

vermieden werden.<br />

Konnte die Industrie beim Niedrigwasser 2<strong>01</strong>8 ihre Investo -<br />

ren, Kunden sowie internationale Rückversicherer und Ratingagenturen<br />

mit Verweis auf die statistische Seltenheit extremer<br />

Niedrigwasser und auf neue Maßnahmenpläne beruhigen, bedurfte<br />

es diesmal deutlich größerer Anstrengungen. Will man<br />

die Abwanderung von Kunden und damit auch den schleichenden<br />

Abbau von Schlüsselindustrien vermeiden, ist eine verlässlich<br />

funktionierende und klimaresiliente Infrastruktur uner -<br />

lässlich.<br />

Die Beschleunigung von Infrastrukturvorhaben ist daher einer<br />

der Schwerpunkte der VBW-Tätigkeit in 2022 gewesen und wird<br />

es auch in <strong>2023</strong> sein. Der VBW wirkt aktiv in der Planungsbeschleunigungskommission<br />

zur Abladeoptimierung Mittelrhein<br />

und im Stakeholderbeirat zum Aktionsplan Westdeutsches<br />

Kanalgebiet mit. Mithilfe unseres Runden Tisches, den wir zusammen<br />

mit der Bundesfachabteilung Wasserbau veranstalten,<br />

sucht der VBW gemeinsam mit Verwaltung, Bauindustrie und<br />

Planern nach pragmatischen Wegen zur Entbürokratisierung<br />

und damit zur Beschleunigung von Planungs- und Vergabeprozessen.<br />

Nachdem in diesem Jahr mehrere Workshops stattgefunden<br />

haben, werden wir im kommenden Jahr einen Katalog<br />

mit entsprechenden Handlungsempfehlungen vorlegen und diesen<br />

mit dem Bundesverkehrsministerium und der Politik diskutieren.<br />

Wir sind froh darüber, dass die Regierungsparteien unseren<br />

Vorschlag für einen gesamtgesellschaftlichen Dialog zur Steigerung<br />

der Klimaresilienz der Bundeswasserstraßen in ihrem Koalitionsvertrag<br />

verankert haben. Dieser Dialog muss schnellstmöglich<br />

beginnen. Wir werben dafür, im Rahmen dieses Dialogs über<br />

weitergehende »smarte Wasserbaumaßnahmen« nachzudenken,<br />

die nur kleine Eingriffe in die Ökologie bedeuten, aber große logistische<br />

Wirkung entfalten. Der VBW hat sich erfolgreich dafür eingesetzt,<br />

dass ab dem Haushalt <strong>2023</strong> für drei Jahre je 1 Mio. € für die<br />

Entwicklung dieser Konzepte eingestellt wurden.<br />

Gleichzeitig ist der Druck, unsere Wirtschaft von fossilen Energieträgern<br />

unabhängig zu gestalten und den Klimawandel zu bekämpfen,<br />

massiv gestiegen. Ein wichtiges Thema für <strong>2023</strong>, dass wir<br />

zusammen mit den Binnenhäfen bearbeiten wollen, betrifft die<br />

künftige Rolle des Systems Wasserstraße in der Energiewende, insbesondere<br />

beim Aufbau einer Wasserstoffökonomie.<br />

Ein weiteres wichtiges Element ist nach wie vor die Modernisierung<br />

der Flotte. Der VBW-Fachausschuss »Binnenschiffe« hat in<br />

diesem Jahr eine Broschüre zu alternativen Kraftstoffen für die<br />

Binnenschifffahrt veröffentlicht, die dem Markt Orientierung bieten<br />

soll. Ebenso haben sich der VBW und seine Partner in diesem<br />

Jahr in verschiedenen Fachgesprächen für eine praxisnahe Fortentwicklung<br />

des Programms eingesetzt und dazu Vorschläge unterbreitet.<br />

Das bestehende Förderprogramm wird gut angenommen<br />

und ist ein bedeutsamer Meilenstein. Eine aktuelle<br />

Studie des Bundesverkehrsministeriums zeigt aber, dass gerade<br />

beim Erhalt und der Modernisierung kleiner Schiffe zusätzlicher<br />

Handlungsbedarf besteht. Der VBW wird Politik und Verwaltung<br />

dabei unterstützen, praxisgerechte Anreize für die Modernisierung<br />

dieses Flottensegmentes zu entwickeln. Erste Gespräche<br />

hierzu soll es bereits Anfang kommenden Jahres geben.<br />

Patricia Erb-Korn<br />

Präsidentin, Verein für europäische<br />

Binnenschifffahrt und Wasserstraßen (VBW)<br />

© VBW<br />

12 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFFAHRT<br />

Wasserstraßen sind und bleiben<br />

Lebensadern der Industrie<br />

Das Rekordniedrigwasser im Sommer 2022 beherrschte<br />

nicht nur lokal die Medien, auch international war das<br />

mediale Interesse von den USA über Spanien bis Japan groß.<br />

Was tut die Bundesregierung, um die Wasserstraßen leistungsfähig<br />

zu halten? Welche Maßnahmen werden ergriffen,<br />

um die Folgen von Niedrigwasserereignissen einzudämmen?<br />

Wie reagiert die Industrie?<br />

Schifffahrt und Industrie haben nach dem Niedrigwasser<br />

2<strong>01</strong>8 ihre Hausaufgaben gemacht. Die Lieferketten konnten<br />

trotz der niedrigen Pegel und des gestiegenen Bedarfs an<br />

Kohle aufrechterhalten werden. Den Versprechungen der<br />

Politik, nach dem Niedrigwasser 2<strong>01</strong>8 mehr Güter auf die<br />

Wasserstraßen zu bringen, sind noch keine großen Taten gefolgt.<br />

Soll der nachhaltige Umbau des Verkehrssektors gelingen,<br />

braucht es dringend mehr Unterstützung.<br />

Die Schifffahrt entlastet unsere Straßen besonders dort,<br />

wo es jetzt schon sehr eng ist, in den Ballungsräumen an<br />

Rhein und Ruhr. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag dabei,<br />

die Klima ziele zu erreichen. Um diesen Beitrag zu verstärken,<br />

gilt es: schneller planen, genehmigen und bauen.<br />

Stellen Sie sich vor, wir würden die Planungsverfahren und<br />

Ausschreibebedingungen so stark entschlacken, dass wir<br />

statt 20 Jahren nur drei oder vier Jahre für ein Projekt brauchen<br />

… Wenn das gelänge, hätten wir Personal und Planungskapazitäten<br />

und könnten fünf- oder sechsmal mehr<br />

Projekte angehen und umsetzen. Das wäre ein echter Gewinn<br />

für die Binnenschifffahrt und unser Land. Dass die<br />

Mittel im Bundeshaushalt <strong>2023</strong> für die Wasserstraßen gekürzt<br />

wurden, steht dem ausgegebenen Ziel der Politik<br />

ebenfalls klar entgegen.<br />

Wasserstraßen sind für den Industriestandort Deutschland<br />

unverzichtbar. Der Rhein spielt dabei eine ganz zentrale<br />

Rolle. Er ist das Rückgrat unseres Industrielandes. Auf ihm<br />

werden mehr als 80 % der mit dem Binnenschiff transportierten<br />

Güter in Deutschland befördert. Auch in der aktuell<br />

schwierigen wirtschaftlichen Situation mit all den Herausforderungen<br />

durch den russischen Angriffskrieg hat die<br />

Binnenschifffahrt einen wichtigen Beitrag speziell für die<br />

Energiesicherheit geleistet. Ich wünsche mir daher für <strong>2023</strong>,<br />

dass der Rhein als Europas wichtigste Wasserstraße stärker<br />

in den Blick genommen wird.<br />

Mit dem Masterplan Binnenschifffahrt und dem Aktionsplan<br />

Niedrigwasser Rhein wurden bereits wichtige Maßnahmen<br />

identifiziert. Diese müssen künftig noch konsequenter<br />

umgesetzt werden. Dafür benötigen wir konkrete Zeitpläne,<br />

ein Monitoring der Maßnahmen sowie einen fortlaufenden<br />

Prozess. Zudem braucht es eine zukunftsfähige Binnenschiffsflotte.<br />

Die Anstrengungen zur Modernisierung der<br />

Flotte müssen intensiviert und Innovationen in den Bereichen<br />

abladeoptimierter Binnenschiffe, klimafreundlicher<br />

Antriebe sowie automatisierter und autonomer Prozesse<br />

noch stärker gefördert werden.<br />

Dazu brauchen wir ausreichend und gut qualifizierte Fachkräfte.<br />

Mit unserem Projekt »Quinwalo Plus«, das vom Bundesministerium<br />

für Digitales und Verkehr gefördert wird,<br />

leistet die Schifferbörse hier einen wichtigen Beitrag. Wir setzen<br />

uns dafür ein, dass das Thema Binnenschiff stärker in<br />

den Lehrplänen, insbesondere der Speditions- und Logistikausbildung,<br />

verankert wird. Dies werden wir in den nächsten<br />

Jahren weiter vorantreiben und neue, innovative Lehr- und<br />

Lernmaterialien entwickeln und diese dann mit wenigen<br />

Klicks bundesweit zur Verfügung stellen.<br />

Frank Wittig<br />

Vorstand,<br />

Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e.V.<br />

© Schifferbörse<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

13


SCHIFFFAHRT<br />

Investitionssicherheit<br />

in die Wasserstraßeninfrastruktur<br />

Welche Lobby hat die Wasserstraße und die Binnenschifffahrt?<br />

Welchen Stellenwert hat sie in der Öffentlichkeit,<br />

der Bevölkerung und auch in der Politik? Wenn nicht gerade über<br />

Niedrigwasserprobleme berichtet wird, die sogar zu Treibstoffmangel<br />

an der Tankstelle führen, sehr wenig. Das ist ein großes<br />

Problem der Wasserstraße und der Binnenschifffahrt, welches<br />

sich die »Initiative System Wasserstraße« zu eigen macht. Mit der<br />

geballten Kompetenz der verschiedensten Verbände aus den Bereichen<br />

Stahl, Chemie, Bau, Logistik, Schifffahrt, Industrie und<br />

weiteren, hat sich die ISW die Aufgabe gestellt, für das System<br />

Wasserstraße Aufmerksamkeit zu verschaffen und vor allem in<br />

der Politik die Bedeutung für eine erfolgreiche Verkehrswende zu<br />

verdeutlichen.<br />

Der Verkehrsträger Wasserstraße und die dazugehörige Binnenschifffahrt<br />

scheinen immer noch Stiefkinder der deutschen<br />

Politik zu sein. Nur wenige Politiker, selbst von Bündnis 90/Die<br />

Grünen, die ja diesen »grünen« Verkehrsträger lieben müssten,<br />

engagieren sich aktiv für die Wasserstraße und die Binnenschifffahrt,<br />

im Gegensatz zur Bahn und zur Straße.<br />

Leider zeigt sich das wiederum in dem deutlich gekürzten Investitionsrahmen<br />

für die Wasserstraße für das Jahr <strong>2023</strong>. Auch<br />

wenn dies in buchstäblich letzter Sekunde noch durch einen<br />

Maßgabenbeschluss des Haushaltsausschusses abgemindert<br />

wurde.<br />

Und genau dieses, die Abhängigkeit von den jährlichen Haushaltsplanungen,<br />

muss dringend abgestellt werden. Die Wasserstraßeninfrastruktur<br />

braucht ähnlich wie bei den Verkehrsträgern<br />

Bahn und Straße eine Finanzierungssicherheit auf mittelbis<br />

langfristiger Basis. Nur so, mit dem Wissen über zur Verfügung<br />

stehender Mittel, kann die zuständige Wasserstraßenund<br />

Schifffahrtsverwaltung ihre Planungen zum Erhalt und zur<br />

Erneuerung der Wasserstraße zielgerichtet fortführen. Nur so<br />

kann verhindert werden, dass Planungen nicht durch- und weitergeführt<br />

werden, oder gar fertig geplante Projekte wieder in der<br />

Schublade verschwinden und dass die WSV wieder in der Lage<br />

ist, derartige Investitionen zur Ausführung zu bringen, was sie in<br />

den letzten Jahren bewiesen hat.<br />

Auch die spezielle Sparte der Bauindustrie, der Wasserbau,<br />

braucht diese Sicherheit, um Investitionen in die speziellen Geräte<br />

des Wasserbaus zu tätigen, denn logischerweise wird das in der<br />

Wirtschaft nicht erfolgen, wenn man nicht mindestens die Hoffnung<br />

auf Amortisation der Geräte hat.<br />

Nun müssen die Mittel für die Wasserstraße nicht nur mittelbis<br />

langfristig gesichert sein, sondern Sie müssen auch ausreichend<br />

sein. Und hier ist die Größenordnung von ca. 1,7 Mrd. €<br />

pro Jahr sicher als untere Grenze anzusehen, wenn man sich die<br />

bevorstehenden Aufgaben, die jahrzehntelang unterlassene Instandhaltung<br />

und dem Umfang der Bauwerke der WSV ansieht.<br />

Sollen die anstehenden Bauaufgaben in angemessener Zeit auch<br />

verwirklicht werden, dürften mehr Haushaltsmittel von Nöten<br />

sein.<br />

Wenn ein guter Zustand der Infrastruktur als Staatsziel in der<br />

Verfassung aufgenommen würde, so wie Minister Wissing beim<br />

Schiffermahl 2022 gefordert hat, wäre dies sicher hilfreich, um<br />

die Ansprüche des Systems Wasserstraße zu festigen.<br />

Flankierend zur finanziellen Ausstattung sind aber auch dringend<br />

die Planungs- und Genehmigungsvorgänge deutlich zu<br />

straffen und zu verkürzen. Wenn es auch nicht zwingend wie bei<br />

den LNG-Terminals und der dort vorgelegten Geschwindigkeit<br />

laufen muss, so sind hier dennoch einschneidende Maßnahmen<br />

im Planungs- und Genehmigungsrecht notwendig. Die Verfahren<br />

und Vorschriften sind zu entschlacken und zu vereinfachen.<br />

Das stellt eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für die Gesetzgebung<br />

dar und umso mehr muss hierfür geworben werden<br />

und müssen Politiker ermutigt werden hier tätig zu werden.<br />

Thomas Gross<br />

Vorsitzender: BFA Wasserbau, Hauptverband der Deutschen<br />

Bauindustrie<br />

Vizepräsident: Verein für europäische Binnenschifffahrt und<br />

Wasserstraßen e.V.<br />

© Hülskens<br />

14 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


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16 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


in Schlagzeilen<br />

Der große Binnenschifffahrt-Jahresrückblick<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

17


JANUAR<br />

Brücke sackt ab –<br />

DEK-Kanal gesperrt<br />

Der Dortmund-Ems-Kanal (DEK) bei Datteln wurde für<br />

jede Schifffahrt im Januar gesperrt. Der Grund war die<br />

abgesackte Löhringhof-Brücke, die in Datteln über den<br />

DEK-Kanal führt. Auf der Waltroper Seite ist sie um<br />

10 cm abgesackt. Die Polizei sperrte die Brücke für den<br />

Straßenverkehr und Schifffahrt.<br />

Zwar liegt das Kanalkreuz von Wesel-Datteln-, Datteln-<br />

Hamm- und DEK erst jenseits der Brücke, dennoch wurden<br />

Binnenschiffer durch die Sperrung zu weiten Umwegen<br />

gezwungen. Schiffe aus Richtung Norden, die zum<br />

Dortmunder Hafen wollen, mussten rund 150 km zusätzlich<br />

fahren. Auch andere Binnenhäfen, wie Herne oder<br />

Essen, waren betroffen. Eine Reparatur der Bücke war<br />

nicht mehr möglich. Der Neubau wurde beschlossen.<br />

Lux Werft soll für Pioneer<br />

zweites Redaktionsschiff bauen<br />

Der Medienunternehmer Gabor Steingart will mit einem<br />

Neubau expandieren. Es soll ein zweites Redaktionsschiff<br />

geben: die »Pioneer Two«. Denn Steingart<br />

will sein journalistisches Angebot vergrößern. Daher<br />

soll neben angemieteten Räumen in der Bleibtreustraße<br />

ein zweites Medienschiff kommen.<br />

Der Bau der »Pioneer Two« ist bereits in Planung. Mit<br />

der Lux Werft in Bonn Mondorf hat Steingart die technischen<br />

und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen«.<br />

Die Werft am Rhein hatte bereits die »Pioneer<br />

One« gebaut. Es gibt bereits erste Einblicke in die technischen<br />

Details: Das neue Schiff soll eine Länge von<br />

52 m und eine Breite von 8,20 m haben und damit größer<br />

werden als die »Pioneer One«.<br />

30 Mrd. € für die Schiene<br />

Die Deutsche Bahn und die Nord-<br />

Bundesländer schließen ein Bündnis für<br />

den schnelleren Schienenausbau. Das<br />

übergeordnete Ziel: mehr Fahrgäste und<br />

Güterverkehr auf der Schiene. Insgesamt<br />

sollen bis 2030 mehr als 30 Mrd.<br />

€ in die Schieneninfrastruktur des Nordens<br />

fließen.<br />

Niederfinow im Test<br />

Die erste Phase des Probebetriebs für das<br />

neue Schiffshebewerk Niederfinow ist<br />

abgeschlossen. Sie verlief größtenteils<br />

störungsfrei. Störungen sind dem WNA<br />

zufolge unter anderem an der für den<br />

späteren Automatikbetrieb der Anlage<br />

erforderlichen Sensorik aufgetreten.<br />

Konzept für Hospitalschiff<br />

Für mehr Flexibilität bei der mobilen Patientenversorgung<br />

hat die Kieler Werft<br />

German Naval Yards gemeinsam mit der<br />

französischen Schwesterwerft CMN ein<br />

Konzept für ein Binnen-Hospitalschiff<br />

entwickelt. Es ist für den Einsatz im militärischen<br />

und zivilen Bereich sowie im<br />

Katastrophenschutz konzipiert.<br />

Koordinatorin ernannt<br />

Das Bundeskabinett hat die Grünen-Politikerin<br />

Claudia Müller zur neuen Koordinatorin<br />

für maritime Wirtschaft und<br />

Tourismus ernannt. Im Bereich der maritimen<br />

Wirtschaft fungiert die Koordinatorin<br />

als Ansprechpartnerin für Anliegen<br />

der maritimen Wirtschaft in ihrer<br />

Gesamtheit und in ihrer gesamten Themenbreite<br />

über Energiewende, Dekarbonisierung<br />

des Schiffsverkehrs, Schiffbauzulieferindustrie,<br />

Offshore-Windindustrie,<br />

Schifffahrt, Häfen und Meerestechnik.<br />

Rostock im Plus<br />

In Rostock gingen 2021 insgesamt<br />

30,48 Mio. t über die Kaikanten, so viel<br />

wie nie zuvor in der Geschichte der Rostocker<br />

Häfen. Zuwachs gab es in allen<br />

Segmenten, der Kombinierte Verkehr<br />

verzeichnete ein Plus von 33 %.<br />

Forschungsschiff für NRW<br />

Das Land Nordrhein-Westfalen finanziert<br />

über das Projekt »Smart &<br />

Green Ship« ein Forschungsschiff für eine<br />

nachhaltigere und innovative Binnenschifffahrt.<br />

Entwickelt wird das Vorhaben<br />

an der Universität Duisburg-<br />

Essen. Das Forschungsschiff soll technisch<br />

so ausgestattet sein, dass es ferngesteuert<br />

und vollständig automatisiert<br />

fahren kann.<br />

Halbautonome Schiffe<br />

Der niederländische Schiffbauer Rensen-<br />

Driessen aus Zwijndrecht wird für das<br />

belgische Unternehmen Seafar Technology<br />

zehn halbautonom fahrende Schiffe<br />

bauen. Mit an Bord ist die Asto-Werft,<br />

auch Koedood, VerhaarOmega und<br />

Werkina sind am Projekt beteiligt. Gesteuert<br />

werden die Schiffe vom Seafar-<br />

Kontrollzentrum an Land in Antwerpen.<br />

Krämer wird Neska-CEO<br />

Markus Krämer ist rückwirkend zum<br />

1. Oktober 2021 zum Vorsitzenden der<br />

Neska-Geschäftsführung berufen worden.<br />

An seiner Seite stehen Jan Zeese<br />

und Andreas Grzib. Die auf Logistik<br />

und Umschlag spezialisierten Unternehmen<br />

der Neska wurden seit Frühjahr<br />

2021 unter dem Dach der HGK-Gruppe<br />

gebündelt.<br />

18 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


Weiterer tiefgangsoptimierter<br />

Tanker für HGK<br />

Die Kölner Reederei HGK Shipping hat ein weiteres tiefgangoptimiertes<br />

Gastankschiff bestellt. Der Auftrag für<br />

die »Gas 95« ging an die niederländische Werft TeamCo<br />

in Heusden. Wie bereits die Flottenzugänge zuvor wird<br />

auch die »Gas 95« mit einem diesel-elektrischen Antrieb<br />

ausgestattet. Nach der »Gas 94« wird der Neuzugang das<br />

zweite Gastankschiff für die HGK sein, das eine extrem tiefgangoptimierte<br />

Konstruktion mit einem alternativen Antrieb<br />

verbindet. CEO Steffen Bauer betonte, man wappne<br />

sich damit für die Herausforderungen des Klimawandels:<br />

»So werden wir in der Lage sein, trotz zunehmender Niedrigwasser-Perioden<br />

auf europäischen Flüssen auch künftig<br />

die Rohstoffversorgung der hiesigen Industrie sicherzustellen.«<br />

Hitzler Werft feiert Brennstart<br />

für das erste Wallaby-Boot<br />

Bei der Hitzler Werft in Lauenburg ist der Brennstart für<br />

das erste Wallaby Boat gefeiert worden. Diese erfolgte<br />

zuvor bei dem Produktionspartner Ostseestaal in Stralsund.<br />

Der Neubau mit der Baunummer WB-18#0<strong>01</strong> für<br />

die Wallaby Boats GmbH ist den Unternehmensangaben<br />

zufolge das »weltweit erste Schiff mit einem Federungssystem<br />

für den kommerziellen Einsatz«. Diese Federung,<br />

entwickelt vom australischen Ingenieurbüro Nauti-Craft,<br />

soll es den zwei Rümpfen des Katamarans ermöglichen,<br />

unabhängig voneinander, die Wellenkräfte und die daraus<br />

resultierenden Bewegungen auszugleichen und zu<br />

kompensieren. Dadurch bleibt das sogenannte Chassis<br />

im passiven Modus des Systems »relativ« ruhig oder im<br />

aktiven Modus »absolut« unbewegt, so Wallaby Boats.<br />

FEBRUAR<br />

»Blue Marjan« auf Probe<br />

Concordia Damen hat mit der »Blue Marjan«<br />

den ersten Neubau aus der »Parsifal«-Serie<br />

von 40 LNG-Tankern erfolgreich<br />

auf Probefahrt geschickt. Die Tanker<br />

werden von Shell gechartert und von der<br />

VT Group/Marlow betrieben. Der<br />

Schiffsentwurf basiert auf dem »Parsifal«-Design<br />

von Damen. Die Tanker sind<br />

110 m lang und 11,45 m breit.<br />

TrailerPort für SBO<br />

Angesichts eines Rekord-Güterumschlags<br />

und einer steigenden Nachfrage<br />

für Bahnverkehre investieren die<br />

Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe<br />

(SBO) in einen zweiten TrailerPort. Rund<br />

3,4 Mio. € soll die neue Anlange kosten.<br />

Die Umschlagkapazität im Dresdner<br />

Alberthafen steigt damit auf bis zu 50.000<br />

Trailer im Jahr.<br />

DEK-Schleusen im Bau<br />

Das Projekt »Neue Schleusen DEK-<br />

Nord« ist in vollem Gang, an allen fünf<br />

Schleusenstandorten – Gleesen, Hesselte,<br />

Venhaus, Rodde und Bevergern – wurde<br />

mit Baumaßnahmen begonnen. Trotz einigen<br />

Verzögerungen rechnen die Behörden<br />

mit einer Fertigstellung bis 2035.<br />

Stopp für ELK-Ausbau<br />

Der Bund hat den Ausbau des Elbe-<br />

Lübeck-Kanals gestoppt. Es geht nur noch<br />

um den Erhalt der Wasserstraße und den<br />

»zuverlässigen« Betrieb der Schleusen.<br />

Auch drei weitere Brücken sollen auf eine<br />

Durchfahrtshöhe von 5,25 m angehoben<br />

werden. Einen Ausbau einschließlich der<br />

Vertiefung des ELK wird es nicht geben.<br />

»Atlantis« verschrottet<br />

Mehr als 20 Jahre lag das ehemalige<br />

Minensuchboot »Atlantis« im Alberthafen<br />

Dresden. Nun wird das Schiff verschrottet.<br />

Zuvor wird es drei Monate lang durch die<br />

Recycling-Firma komplett entkernt.<br />

Holstein verlässt HGK<br />

Mit Wirkung zum 9. Februar 2022 ist Joachim<br />

Holstein aus der Geschäftsführung<br />

der HGK Dry Shipping ausgeschieden.<br />

Nachdem er seit Anfang 2021 maßgeblich<br />

an der inzwischen abgeschlossenen Überführung<br />

und Integration der Befrachtungsaktivitäten<br />

der HTAG in die HGK Dry<br />

Shipping mitgewirkt hat, möchte er sich<br />

neuen Herausforderungen widmen.<br />

Neue Parlamentsgruppe<br />

Die Parlamentsgruppe Binnenschifffahrt<br />

(PGBi) hat sich neu gegründet. Ihre Sprecher<br />

sind Mathias Stein (SPD) als Koordinator,<br />

Bernd Reuther (FDP), Lukas Benner<br />

(Grüne), Henning Rehbaum (CDU)<br />

und André Bochmann (AfD).<br />

Emissionsfreies Schiff<br />

Das niederländische Schifffahrtsunternehmen<br />

Future Proof Shipping<br />

(FPS) will ein zweites emissionsfreies<br />

Binnencontainerschiff auf die europäischen<br />

Wasserstraßen bringen und<br />

schließt sich dafür dem europäischen<br />

Projekt »Flagships« an.<br />

Elbfähre nach Plan<br />

Ab 1. Juni werden die vier Fähren der<br />

FRS Elbfähre Glückstadt Wischhafen<br />

wieder nach regulärem Fahrplan verkehren.<br />

Er wird das erste Mal seit Beginn<br />

der Pandemie sein.<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

19


MÄRZ<br />

Deutsche Bahn startet<br />

Schienenbrücke in die Ukraine<br />

Die Deutsche Bahn hat ein Logistiknetzwerk auf Straße<br />

und Schiene aufgebaut, um Hilfsgüter von Deutschland<br />

direkt in die Ukraine zu befördern. Damit werden per<br />

Lastwagen und Güterzug Lebensmittel, Trinkwasser<br />

und Sanitärartikel direkt in das Land gebracht. Die Logistikteams<br />

von DB Cargo, DB Schenker und der DB<br />

Transa-Spedition arbeiten Hand in Hand: Spenden<br />

werden in Deutschland per Lkw gesammelt, in Container<br />

verpackt und schließlich per Güterzug im europäischen<br />

Bahnnetzwerk der DB Cargo über die<br />

Grenze in die Ukraine gefahren. Möglich sei dies dank<br />

einer Kooperation der polnischen Tochter der DB Cargo<br />

mit der ukrainischen Eisenbahn sowie den DB<br />

Schenker-Teams vor Ort in Polen.<br />

Duisport testet Wassertaxi für<br />

Containertransporte im Hafen<br />

Seit Beginn des Jahres testet die Hafen-Tochtergesellschaft<br />

duisport agency ein »Wassertaxi« für Containerumfuhren<br />

zwischen den Terminals.<br />

Das Projekt sei in Kooperation mit HTS Intermodal<br />

HRM und den lokal ansässigen Terminalbetreibern Hutchison<br />

Ports, Duisburg Intermodal Terminal (DIT),<br />

Duisburg Trimodal Terminal (D3T) und dem Rhein-<br />

Ruhr Terminal (RRT) gestartet worden, teilte duisport<br />

mit. In dieser ersten Testphase werden seit Jahresbeginn<br />

bestehende Linienschifffahrten genutzt, um Warentransporte<br />

zwischen den Terminals im Duisburger Hafen<br />

von der Straße auf den Rhein zu verlagern. Somit<br />

könnten allgemeine Leerfahrten deutlich reduziert und<br />

bestehende Routen noch effizienter genutzt werden.<br />

Test bestanden<br />

Nach 100 Tagen im Betrieb zieht die Hamburg<br />

Flotte eine positive Bilanz für die beiden<br />

neuen Hybrid-Feuerlöschboote<br />

»Dresden« und »Prag«. Beide Schiffe sind<br />

mit einem dieselelektrischen Hybridantrieb<br />

und Batteriesystemen ausgerüstet.<br />

Baubeginn für DGT<br />

In Duisburg fiel der Startschuss für Europas<br />

erstes klimaneutrales Hinterlandterminal.<br />

Mit dem symbolischen Spatenstich<br />

sollen der Bau des Duisburg Gateway<br />

Terminal (DGT) sowie die Umsetzung<br />

des Verbundprojekts »enerPort II«<br />

beginnen.<br />

300.000 € für Lehrprojekt<br />

Das Bundesverkehrsministerium fördert<br />

das Lehrprojekt »Quinwalo Plus« für die<br />

Binnenschifffahrt mit rund 300.000 €. Innovatives<br />

Lehr- und Lernmaterial entwickeln<br />

und dieses mit wenigen Klicks<br />

deutschlandweit zugänglich machen –<br />

darum geht es bei »Quinwalo Plus«, einem<br />

Projekt der Duisburger Schifferbörse.<br />

Ziel ist es, junge Menschen für das<br />

System Wasserstraße zu begeistern, damit<br />

mehr Güter über die Wasserstraße<br />

transportiert werden können.<br />

Hanke tritt ab<br />

Mats Philipp Lüer und Jörn Lauk übernehmen<br />

die Geschäftsführung bei dem<br />

Logistik- und Binnenschifffahrtsunternehmen<br />

modal3. Vorgänger Hergen<br />

Hanke wird freigestellt. Der Dienstleister<br />

für den Kombinierten Verkehr mit Binnenschiff,<br />

Bahn und Lkw war aus dem<br />

Vorläufer Börde Container Feeder (BCF)<br />

hervorgegangen.<br />

Mehr Geld für Verkehr<br />

Mit ihrem zweiten Entwurf für den Bundeshaushalt<br />

2022 schraubt die Ampel-<br />

Koalition die Verkehrsinvestitionen<br />

hoch. 19,5 Mrd. € stehen zur Verfügung –<br />

ein Anstieg um rund 0,3 Mrd. € gegenüber<br />

dem ersten Regierungsentwurf. Ein<br />

besonderer Fokus soll dabei auf dem Erhalt<br />

und der Sanierung der Verkehrswege<br />

liegen. Der Löwenanteil entfällt wiederum<br />

mit 9,4 Mrd. € auf die Bahn,<br />

8,5 Mrd. € sind für die Straße vorgesehen.<br />

Brake investiert<br />

Die Hafengesellschaft Niedersachsen<br />

Ports sowie die private Hafenwirtschaft<br />

haben seit 2005 insgesamt mehr als<br />

200 Mio. € in den Ausbau und die Entwicklung<br />

des Hafens Brake investiert. Die<br />

Investitionen gingen in Liegeplätze, Kaiund<br />

Gleisanlagen sowie Lagerkapazitäten,<br />

Umschlaggerät und Flächen.<br />

Für 2022 plant Niedersachsen Ports<br />

8,5 Mio. € für Investitionen und rund<br />

9 Mio. € für die Instandhaltung.<br />

RheinCargo übernimmt<br />

Der Logistikdienstleister RheinCargo<br />

und der Kunststoff- und Chemiekonzern<br />

Lyondellbasell haben sich auf eine langfristige<br />

Zusammenarbeit verständigt.<br />

RheinCargo übernimmt die Werksbahn<br />

am Standort Münchsmünster in Bayern.<br />

Rückzug aus Belarus<br />

Die Duisburger Hafen AG zieht sich mit sofortiger<br />

Wirkung aus sämtlichen geschäftlichen<br />

Aktivitäten in Belarus zurück. Diese<br />

Entscheidung ist vor dem Hintergrund des<br />

Kriegs in der Ukraine und der Unterstützung<br />

durch Belarus getroffen worden.<br />

20 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


Stoppt der Bund den Ausbau<br />

der Neckarschleusen?<br />

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann<br />

und der BDB warnen vor einem Ausbaustopp der<br />

Neckarschleusen für Schiffe bis 135 m Länge. »Es verfestigt<br />

sich der Eindruck, dass der Bund ein verkehrsinfrastrukturelles<br />

Jahrhundertprojekt trotz zunehmender<br />

Dringlichkeit verschleppt«, heißt es in einem<br />

Schreiben des Grünen-Politikers an Bundesverkehrsminister<br />

Volker Wissing (FDP).<br />

Winfried Hermann beklagt, dass trotz einer Projektlaufzeit<br />

von bislang 14 Jahren noch keine Baumaßnahme<br />

an den 27 Neckarschleusen begonnen habe. Das<br />

Projekt sei jedoch für das Erreichen der Klimaziele und<br />

die Bedürfnisse der überregionalen Wirtschaft von<br />

größter Bedeutung.<br />

KD tauft neues Flaggschiff<br />

»RheinGalaxy«<br />

Pünktlich zum Saisonstart, aber mit zwei Jahren Verspätung<br />

tauft die Köln-Düsseldorfer (KD) ihr neues<br />

Event-Schiff »RheinGalaxy«. Die Verzögerung lag an der<br />

Insolvenz des Schiffbauers De Hoop im niederländischen<br />

Lobith und an den Auswirkungen der Corona-Pandemie.<br />

Es ist der erste KD-Neubau seit 2<strong>01</strong>1. Das Schiff verfügt<br />

über eine Kapazität von bis zu 1.000 Passagieren, modernste<br />

Veranstaltungs- und Antriebstechnik sowie eine<br />

hochwertige Ausstattung. Auffällig sind der geradlinige<br />

Axtbug, die bodentiefen Fenster, ein imposanter »Skywalk«<br />

über der Freideck-Bar und die »Star Rock«-Aussichtsplattform.<br />

Die »RheinGalaxy« ist speziell für Partys,<br />

Firmen-Events, Theatervorstellungen, Messen, Tagungen<br />

oder Gourmetfahrten auf dem Wasser konzipiert.<br />

APRIL<br />

Neue Eigner für NSD<br />

Die Schiffbauunternehmen Fassmer und<br />

Meyer Werft übernehmen von der insolventen<br />

MV-Werften-Gruppe gemeinsam<br />

das Rostocker Ingenieurbüro Neptun Ship<br />

Design, das auch in der Binnenschifffahrt<br />

aktiv ist. Das renommierte Schiffbau-<br />

Ingenieurbüro Neptun Ship Design in<br />

Rostock mit rund 100 Mitarbeitern, mehr<br />

als 30 Jahren Erfahrung und Kunden auf<br />

der ganzen Welt soll weiterhin eigenständig<br />

und in der bisherigen Struktur operieren.<br />

»Barefoot Boat« getauft<br />

In Passau ist mit zweijähriger Verzögerung<br />

das »Barefoot Boat« von Til<br />

Schweiger getauft worden. Taufpatin war<br />

Luna Schweiger, die Tochter des Schauspielers.<br />

Das neue Fahrgastschiff ist ab<br />

Passau für die Donauschifffahrt Wurm &<br />

Noé auf der Donau im Einsatz.<br />

25 Jahre Overseas<br />

Der Überseelogistiker Overseas Logistic<br />

Services mit Sitz in Mönchengladbach<br />

feiert sein 25-jähriges Firmenbestehen.<br />

Gegründet wurde das Unternehmen<br />

1997 von Michael Lang. Fokus ist und<br />

war seit Gründung des Unternehmens<br />

die globale Überseelogistik. 2<strong>01</strong>4 hat Michael<br />

Lang mit Navid Thielemann seinen<br />

Nachfolger gefunden.<br />

Einstieg in Produktion<br />

CargoBeamer, Spezialist für den Transport<br />

nicht-kranbarer Sattelauflieger, steigt<br />

in die Fertigung von Güterwagen ein. In<br />

Erfurt wird das Unternehmen im Laufe<br />

des Jahres ein Werk für die Produktion<br />

von CargoBeamer-Waggons in Betrieb<br />

nehmen. Ab Anfang <strong>2023</strong> sollen bis zu<br />

500 Einheiten jährlich produziert werden.<br />

BDB-Präsident bleibt<br />

Martin Staats bleibt weitere drei Jahre<br />

Präsident des Bundesverbandes der<br />

Deutschen Binnenschifffahrt (BDB). Im<br />

Präsidium gab es bei den Neuwahlen einige<br />

Wechsel. Im Rahmen der am 30.<br />

März erfolgten turnusgemäßen Neuwahl<br />

wurden neben Staats, die Vizepräsidenten<br />

Dirk Gemmer, Gunther Jaegers,<br />

Thomas Maaßen, Achim Schloemer<br />

und Friedrich Weigert in ihren Ämtern<br />

bestätigt.<br />

Neue Hafenchefin<br />

Der Aufsichtsrat der Dortmunder Hafen<br />

AG hat eine Nachfolgerin für den scheidenden<br />

Geschäftsführer Uwe Büscher gefunden:<br />

Es wird Bettina Brennenstuhl.<br />

Wedig verlängert<br />

Der Aufsichtsrat der Häfen und Güterverkehr<br />

Köln AG (HGK) verlängert den<br />

Vertrag von CEO Uwe Wedig (62) bis<br />

zum 30. September 2025. Uwe Wedig<br />

führt das Unternehmen seit September<br />

2<strong>01</strong>7. Er bildet mit Wolfgang Birlin<br />

(CFO) und Jens-Albert Oppel (COO)<br />

den dreiköpfigen Vorstand der HGK AG.<br />

BEOS baut am Rhein<br />

BEOS Logistics hat den Bau der hochmodernen<br />

Logistikimmobilie »Duisburg<br />

North« am Rhein-Lippe-Hafen der<br />

DeltaPort Niederrheinhäfen in Wesel begonnen.<br />

Der 86.000 m2 große Neubau soll<br />

bis zum Sommer <strong>2023</strong> bezugsfertig sein<br />

und wird über eine fossilfreie Energieversorgung<br />

verfügen. Das Logistikzentrum<br />

wird für den Logistikdienstleister Rhenus<br />

errichtet. Als Generalunternehmen ist<br />

List Bau Nordhorn zuständig.<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

21


MAI<br />

Innovatives Schubschiff<br />

»Elektra« in Berlin getauft<br />

Im Berliner Westhafen ist nach mehr als zweijähriger<br />

Bauzeit die »Elektra«, das weltweit erste mit Brennstoffzellen<br />

und Batterien ausgestattete Schubschiff feierlich<br />

getauft worden. Die »Elektra«, entwickelt als Gemeinschaftsprojekt<br />

des Fachgebietes Entwurf und Betrieb<br />

Maritimer Systeme der TU Berlin und des Berliner Logistikunternehmens<br />

BEHALA wurde auf der Schiffswerft<br />

Barthel in Derben gebaut. Mit der Taufe beginnt<br />

die Langzeiterprobung dieses Unikats, das neue Maßstäbe<br />

setzen soll. Für Bundesverkehrsminister Volker Wissing<br />

(FDP) ist es ein »Leuchtturmprojekt« und ein wichtiger<br />

Schritt auf dem Weg in eine emissionsfreie Binnenschifffahrt.<br />

Die Gesamt-Projektkosten liegen bei<br />

14,6 Mio. €.<br />

Felbermayr übernimmt<br />

Mehrheit an Domarin<br />

Das österreichische Felbermayr hat die Mehrheit an der<br />

bayerischen Unternehmensgruppe Domarin übernommen.<br />

Das Wasserbauunternehmen Domarin wurde<br />

1986 von Johann Brunner gegründet. Zehn Jahre später<br />

ist ergänzend zum Wasserbau mit der Übernahme der<br />

Erlenbacher Werft am Main auch der Schiffbau dazugekommen.<br />

Für Brunner, der die Mehrheit in Bezug auf die Betriebsnachfolge<br />

abgibt, waren den Angaben zufolge vor allem<br />

eine belastbare Vertrauensbasis und eine gesicherte Zukunft<br />

für seine Mitarbeiter ausschlaggebende Kriterien.<br />

»Mit Felbermayr arbeiten wir schon viele Jahre erfolgreich<br />

zusammen, wir kennen uns und schätzen uns«, so<br />

Brunner.<br />

Taufe verspätet<br />

Die mit Spannung erwartete Taufe der<br />

»A-Rosa Sena« ist um eine Woche verschoben<br />

worden. Die Endausstattung des<br />

auch »E-Motion Ship« genannten neuen<br />

Flaggschiffs der Rostocker Flusskreuzfahrt-Reederei<br />

A-Rosa konnte aufgrund<br />

von coronabedingten Ausfällen bei<br />

Werft-Mitarbeitern, Zulieferern und<br />

Dienstleistern sowie von Lieferengpässen<br />

nicht rechtzeitig komplettiert werden.<br />

Boot für Polizei St. Goar<br />

Roger Lewentz, Innenminister von<br />

Rheinland-Pfalz, hat ein neues Streckenboot<br />

für die Wasserschutzpolizei in<br />

St. Goar in Dienst gestellt. Die »WSP 1«<br />

hat rund 1,1 Mio. € gekostet. Der Neubau<br />

der Werft Neckar Bootsbau Ebert ist<br />

Teil der Modernisierung der gesamten<br />

Flotte.<br />

HGK wächst<br />

Im Kölner Norden treibt die Häfen und<br />

Güterverkehr Köln AG (HGK) ihre Planungen<br />

für ein kombiniertes Industrieund<br />

Logistik-Areal voran. Dafür wurde<br />

ein Masterplan entwickelt, der das Thema<br />

Nachhaltigkeit sowie die Ziele der<br />

Kölner Stadtstrategie 2030+ in den Mittelpunkt<br />

stellt.<br />

Rhein: Verkehr stabil<br />

Der Rhein hat seine Leistungsfähigkeit<br />

auch im zweiten Corona-Jahr unter Beweis<br />

gestellt. Es sei aber noch mehr möglich,<br />

sagte der Präsident der Generaldirektion<br />

Wasserstraßen und Schifffahrt,<br />

Hans-Heinrich Witte anlässlich der<br />

Bilanzvorstellung. Im Vergleich zum Vorjahr<br />

war ein moderater Zuwachs bei der<br />

Tonnage und bei der Anzahl der Schiffe<br />

zu verzeichnen.<br />

Mehr Geld aus Berlin<br />

Der Haushaltsausschuss des Bundestages<br />

hat zusätzliches Geld für das System<br />

Wasserstraße bewilligt. Es handelt sich<br />

um insgesamt 20 Mio. €, die zusätzlich in<br />

den Etat des Bundesverkehrsministeriums<br />

fließen. Mit 10 Mio. € wird<br />

das Förderprogramm zur »nachhaltigen<br />

Modernisierung der Binnenschifffahrt«<br />

aufgestockt, um mehr Zuschüsse zum<br />

Einbau umweltfreundlicher Technologien<br />

auf neuen und gebrauchten<br />

Binnenschiffen finanzieren zu können.<br />

Weitere 5 Mio. € sollen zusätzlich bei der<br />

Unterhaltung der Wasserstraßen verbaut<br />

werden. Auch der kombinierte Verkehr<br />

erhält 5 Mio. € zusätzlich.<br />

Umschlag im Container<br />

Am Hafen C-Port in Sedelsberg steigt die<br />

Rhenus Gruppe dank einem neuen Kundenauftrag<br />

ins kontinuierliche Containergeschäft<br />

ein. Als Betreiber des Hafens<br />

am niedersächsischen Küstenkanal will<br />

der Logistikdienstleister dort künftig bis<br />

zu 200 Container monatlich für die<br />

schwedische Duni Group umschlagen.<br />

Pakete über die Spree<br />

DHL will Pakete für die Auslieferung in<br />

Berlin künftig auch über die Spree transportieren.<br />

Am Konzept wird bereits gearbeitet.<br />

Der Wassertransport mit einem<br />

oder mehreren Schiffen soll noch 2022<br />

starten. Denkbar sei, die Pakete im Westhafen<br />

oder in Treptow auf Postschiffe zu<br />

verladen und von dort zu verschiedenen<br />

Anlegestellen im Berliner Stadtgebiet zu<br />

transportieren. Von dort aus könnten sie<br />

weiter ausgeliefert werden.<br />

22 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


Rhenus investiert in hybride<br />

Koppelverbände<br />

Mit den nachhaltigen Binnenschiff-Koppelverbänden<br />

»Rhenus Mannheim I+II« und »Rhenus Wörth I+II« investiert<br />

Rhenus PartnerShip in die Flotte. Das Millionen-Projekt<br />

vereint alle technischen Innovationen, die<br />

in der Binnenschifffahrt heutzutage möglich sind, heißt<br />

es in einer Mitteilung der Reederei. Mit der Vertragsunterzeichnung<br />

sei der Startschuss für den Bau der beiden<br />

Koppelverbände bereits gefallen. Die neuen, emissionsarmen<br />

Flaggschiffe der Rhenus-Flotte entstehen in<br />

der niederländischen Werft Den Breejen. Die Fertigstellung<br />

der hybriden Schiffskomplexe ist für September<br />

<strong>2023</strong> geplant. Die Schiffsverbände setzen sich aus einem<br />

Motorschiff und bis zu drei Schubleichtern zusammen.<br />

Logistiksparte von Thyssen-<br />

Krupp wird eigenständig<br />

Der Stahlkonzern Thyssen-Krupp Steel betreibt den<br />

Transport- und Hafenbereich künftig unabhängig vom<br />

reinen Stahlgeschäft. Die Logistiksparte wird daher in<br />

eine Tochtergesellschaft ausgegliedert.<br />

Thyssen-Krupp ist nicht nur Deutschlands größter<br />

Stahlhersteller. Das Unternehmen mit Sitz in Duisburg<br />

ist außerdem mit 142 Mio. t Transportmenge zweitgrößter<br />

Logistiker des Landes. Um sich am Logistikmarkt,<br />

insbesondere an der strategisch wichtigen Rheinwasserachse,<br />

stärker zu positionieren, wird die Logistiksparte<br />

in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert und soll künftig<br />

eigenständig agieren. Als Thyssen-Krupp Steel Logistics<br />

startet die zunächst 100%-ige Tochter mit rund 300 Beschäftigten<br />

Anfang Juli in die Eigenständigkeit.<br />

JUNI<br />

Niedrigwasser-Tanker<br />

Mit dem Typ-C-Tanker »Synthese 18« hat<br />

die HGK Shipping ein weiteres Niedrigwasser-Schiff<br />

in Dienst gestellt. Der Neubau<br />

wurde in Rotterdam getauft. Der innovative<br />

Typ-C-Tanker trat direkt nach<br />

der Taufe seine erste offizielle Fahrt an<br />

und wird künftig auf dem Rhein und seinen<br />

Nebenflüssen für den Transport flüssiger<br />

Chemieprodukte eingesetzt.<br />

Ausbau der Elbe wichtig<br />

In der Hamburger Speicherstadt hat der<br />

Elbschifffahrtstag 2022 der Elbe Allianz<br />

stattgefunden. Anlässlich der Veranstaltung<br />

unterstrichen die Fachleute,<br />

dass ein Ausbau der Elbe-Infrastruktur<br />

für die Zukunft der Binnenschifffahrt<br />

wichtig ist.<br />

Neue Verordnung<br />

In der Binnenschifffahrt gelten ab dem<br />

1. August neue Ausbildungsverordnungen.<br />

Sie wurden vom Bundesinstitut<br />

für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag der<br />

Bundesregierung neu gefasst. Sie gelten<br />

für Binnenschiffer auf der Betriebsebene<br />

mit den Schwerpunkten Frachtschifffahrt<br />

und Personenschiff fahrt sowie für Binnenschifffahrtskapitäne<br />

auf der Führungsebene.<br />

Ausbau der Spree<br />

Das Wasserstraßen-Neubauamt Berlin<br />

(WNA Berlin) hat den Bauauftrag für<br />

den ersten Teilabschnitt zur Fahrrinnenanpassung<br />

an der Berliner Nordtrasse<br />

vergeben. Beauftragt wurde eine Arbeitsgemeinschaft<br />

aus den Unternehmen<br />

Züblin Spezialtiefbau, Johann Bunte<br />

Bauunternehmung, Otto Mette Wasserbau<br />

und Stump-Franki Spezialtiefbau.<br />

Die Bauausführung soll in insgesamt<br />

vier Baulosen erfolgen und bis<br />

zum Jahr 2028 abgeschlossen werden.<br />

Insgesamt investiert der Bund rund<br />

58 Mio. €.<br />

Butangas-Tanker in Fahrt<br />

Die größten Gastanker ihrer Art fahren<br />

für Ineos auf dem Rhein. Drei von vier<br />

Neubauten wurden bereits in Dienst gestellt.<br />

Die neuen Gastanker sollen künftig<br />

Butangas aus dem ARA-Raum (Antwerpen-Rotterdam-Amsterdam)<br />

an die<br />

Cracker-Anlage von Ineos in Köln liefern.<br />

Außerdem sollen sie von Ineos Trading<br />

& Shipping für Handelsgeschäfte in<br />

Europa eingesetzt werden.<br />

Elektro-Fähre für Zürich<br />

Das Stralsunder Schiffbauunternehmen<br />

Ostseestaal hat ein neues Elektro-Fahrgastschiff<br />

für die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft<br />

(ZSG) fertiggestellt. Das<br />

22,50 m lange und 3,80 m breite Binnenfahrgastschiff<br />

ist der erste von drei typgleichen<br />

Neubauten, die Ostseestaal und<br />

die Tochterfirma Ampereship an die ZSG<br />

liefern.<br />

Nennhaus übernimmt<br />

Mit Wirkung zum 1. Januar <strong>2023</strong> ist Lars<br />

Nennhaus als neuer Vorstand Technik<br />

und Betrieb der Duisburger Hafen AG<br />

bestellt worden. Dies hat der Aufsichtsrat<br />

des Duisburger Hafens hat in seiner ordentlichen<br />

Sitzung am 21. Juni 2022 einstimmig<br />

beschlossen. Der Dipl.-Wirtschaftsingenieur<br />

tritt damit die Nachfolge<br />

von Thomas Schlipköther an, der<br />

zum Ende des Jahres mit Erreichen der<br />

Altersgrenze nach über 20 Jahren Tätigkeit<br />

aus dem Unternehmen ausscheidet.<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

23


JULI<br />

HADAG bestellt bei SET<br />

drei innovative Hybrid-Fähren<br />

Drei innovative Fähren, die bereit für den Antrieb mit<br />

Wasserstoff sind, werden demnächst die Flotte des Hamburger<br />

Verkehrsunternehmens HADAG erweitern. Gebaut<br />

werden sie bei der SET Schiffbau- u. Entwicklungsgesellschaft<br />

Tangermünde. Die neuen Schiffe werden<br />

über innovative Plug-In-Hybrid-Antriebe verfügen und<br />

sind technisch bereits für den Einsatz der Wasserstofftechnologie<br />

konzipiert – damit ist künftig ein komplett<br />

emissionsfreier Betrieb auf der Elbe möglich. Die erste<br />

der drei Fähren soll Anfang 2024 abgeliefert werden. Sie<br />

wird Platz für bis zu 250 Fahrgäste bieten. Aktuell verfügt<br />

die HADAG über eine Flotte von 26 Schiffen, die<br />

Platz für jeweils 114 bis 250 Passagiere im Ein-Mann-<br />

Betrieb bieten.<br />

Bolle legt ersten<br />

Elektro-»Spatz« auf Kiel<br />

Auf der Schiffswerft Bolle in Neuderben ist das erste<br />

elektrisch angetriebene WSV-Arbeitsschiff vom Typ<br />

»E-Spatz« auf Kiel gelegt worden. Anders als der dieselbetriebene<br />

Vorgänger wird der »E-Spatz« ausschließlich<br />

mit zwei Elektromotoren a 80 kW angetrieben. Das Antriebssystem<br />

liefern Jastram, Kadlec & Brödlin und der<br />

Batteriehersteller Tesvolt. Ihre Kooperation hatten die<br />

drei Unternehmen auf der STL 2021 in Kalkar bekannt<br />

gegeben. Die Technik des E-Spatzes ist laut WSV exakt<br />

auf die Bedingungen im Einsatzgebiet zugeschnitten, auf<br />

die Schleusenabmessungen, Brückendurchfahrtshöhen,<br />

Wasserstände und Strömungen. Das Schiff soll unter anderem<br />

in der Verkehrssicherung und Verkehrsüberwachung<br />

sowie für Peilarbeiten eingesetzt werden.<br />

Schweres aufs Wasser<br />

In den deutschen See- und Binnenhäfen<br />

startet die Datenerfassung für Großraumund<br />

Schwertransporte. Ziel ist die Verlagerung<br />

von mehr Gütern auf das Wasser.<br />

Dafür wird eine digitale Datenbank zur<br />

Integration von sogenannten GST-Übergabepunkten<br />

an den Bundeswasserstraßen<br />

aufgebaut und in das Verfahrensmanagement<br />

für Großraum- und<br />

Schwertransporte (VEMAGS) integriert.<br />

Bier kommt per Bahn<br />

Weil im deutschen Transportgewerbe Berufskraftfahrer<br />

für Langstrecken fehlen<br />

und weil die Lkw-Ladekapazitäten zu gering<br />

sind, gründet die Warsteiner Gruppe<br />

das Tochterunternehmen Boxx Intermodal<br />

Logistics, um künftig mehr Ladung auf der<br />

Schiene in die Seehäfen zu bringen.<br />

Automatisiertes Laden<br />

Der Beladung von Tankschiffen soll durch<br />

eine Teilautomatisierung unter Einsatz eines<br />

sogenannten Cobots beschleunigt<br />

werden. Das Projekt »CoboTank« wird im<br />

Versuchszentrum für innovative Hafenund<br />

Umschlagstechnologie (HaFoLa) des<br />

Entwicklungszentrums für Schiffstechnik<br />

und Transportsysteme (DST) getestet.<br />

E-Schiff für Bodensee<br />

Das neue Elektro-Schiff der Bodensee-<br />

Schiffsbetriebe (<strong>BS</strong>B) ist auf den Namen<br />

»Insel Mainau«getauft worden. Der 33 m<br />

lange und 9 m breite Neubau von Ostseestaal<br />

kann bis zu 300 Personen über den<br />

See transportieren. Die Batterie hat eine<br />

Kapazität von 1.000 kWh.<br />

Ersatzbrücke gefordert<br />

Angesichts eines erneuten Ausfalls der Eisenbahn-Klappbrücke<br />

in Oldenburg sieht<br />

die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK) neben einer schnellen<br />

Reparatur Bedarf für einen Ersatzneubau.<br />

Die Binnenschifffahrt werde durch Ausfälle<br />

der Brücke immer wieder massiv behindert,<br />

heißt es.<br />

Prüfung auf Tschechisch<br />

Eine deutsch-tschechische Vereinbarung<br />

ermöglicht tschechischen Schiffsführern<br />

erstmals Prüfungen für besonders anspruchsvolle<br />

Binnenwasserstraßen in<br />

Deutschland, zum Beispiel an der Elbe, in<br />

ihrem Heimatland und in ihrer Muttersprache<br />

abzulegen.<br />

Mehr Recycling<br />

Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA),<br />

der Grüne Punkt und Bernegger errichten<br />

im Ennshafen eine Sortieranlage für<br />

Leichtverpackungen. Mit einer jährlichen<br />

Sortierkapazität von rund 100.000 t entsteht<br />

eine der modernsten Anlagen Europas.<br />

Das Investitionsvolumen liegt bei<br />

rund 60 Mio. €.<br />

Dortmund wächst<br />

Der Dortmunder Hafen legt für 2021 eine<br />

positive Bilanz vor: Insgesamt wurden<br />

rund 3,8 Mio. t umgeschlagen. 2020 waren<br />

es 3,6 Mio. t. Zum Aufwärtstrend hätten<br />

sowohl der wasserseitige Umschlag als<br />

auch der Bahn-Umschlag beigetragen.<br />

Hafen wird zum Strand<br />

Der Hafen Andernach feiert sein Sommerfest:<br />

Die Stadtwerke verwandeln das<br />

Gelände am trimodalen KLV-Terminal<br />

dafür in einen »sommerlichen Strand«.<br />

24 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


Niedrigwasser: Binnenschiffer<br />

beklagen Fehlplanung<br />

In der Niedrigwasserphase wird die Schifffahrt massiv<br />

beeinträchtigt. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt<br />

e.V. (BDB) appelliert an die Bundesregierung,<br />

die seit vielen Jahren überfällige Beseitigung<br />

der Engpässe im Wasserstraßennetz nun endlich in Angriff<br />

zu nehmen. Top-bewertete Maßnahmen mit einem<br />

exzellenten Nutzen-Kosten-Verhältnis wie etwa die<br />

Fahrrinnentiefung am Mittelrhein müssen schnellst -<br />

möglich umgesetzt werden. Als absolut kontraproduktiv<br />

bewertet der BDB in diesem Zusammenhang die im<br />

Bundeshaushalt für <strong>2023</strong> vorgesehene Senkung des Wasserstraßen-Etats<br />

um rund 350 Mio. €. Der Flussausbau<br />

finde ab dann bestenfalls verlangsamt statt, Ausschreibungen<br />

könnten nicht mehr erfolgen, heißt es.<br />

Andrea Eck verlässt<br />

BLG Logistics<br />

Andrea Eck, seit 2<strong>01</strong>7 zuständiges Vorstandsmitglied für<br />

den Geschäftsbereich Automobile, verlässt auf eigenen<br />

Wunsch zu Ende August die BLG Logistics. Der Vorstandsvorsitzende<br />

Frank Dreeke übernimmt interimistisch<br />

die Leitung des Geschäftsbereichs. Die Nachfolge<br />

für Eck solle zeitnah geklärt werden, heißt es. Der Geschäftsbereich<br />

Automobile leidet unter den Folgen der<br />

Krise und sinkenden Umschlagmengen und soll daher<br />

umstrukturiert werden. Die BLG-Gruppe verfügt nicht<br />

nur über Autoterminals an der See, an Rhein und Donau<br />

und im Binnenland. Sie schlägt Fahrzeuge um, lagert sie,<br />

führt technische Dienstleistungen aus und übernimmt<br />

die Distribution per Lkw, Bahn und Binnenschiff.<br />

AUGUST<br />

Kommission für Rhein<br />

Eine Beschleunigungskommission mit<br />

Vertretern der Industrie, der Politik und<br />

von Behörden soll helfen, Infrastruktur-<br />

Engpässe schneller zu beseitige, vornehmlich<br />

am Rhein. Das ist das Ergebnis eines<br />

Gipfeltreffens nach dem Niedrigwasser.<br />

Grundlage ist der noch unter Wissings<br />

Vorgänger Andreas Scheuer verabschiedete<br />

»8-Punkte-Plan Niedrigwasser-Rhein«.<br />

Konkrete Maßnahmen<br />

werden nicht beschlossen.<br />

Vorrang für Energie<br />

Energietransporte sollen vorübergehend<br />

Vorrang auf der Schiene bekommen. Das<br />

hat die Bundesregierung in einer Rechtsverordnung<br />

festgelegt. Ziel ist es, den Betrieb<br />

von Kraftwerken, Raffinerien und<br />

Stromnetzen bei drohenden Engpässen<br />

sicherzustellen, heißt es.<br />

Häfen als Job-Motor<br />

Erstmalig ist die Wertschöpfung ermittelt<br />

worden, die in den niedersächsischen Häfen<br />

erwirtschaftet wird. Es sind jährlich<br />

4,7 Mrd. € bei 594 Mio. € an Steuereinnahmen.<br />

Rund 47.000 Menschen sind rund<br />

um und in den neun niedersächsischen<br />

Seehäfen beschäftigt.<br />

Belgien ratifiziert CDNI<br />

Belgien hat das CDNI-Abkommen ratifiziert.<br />

Es ist nach Luxemburg, den Niederlanden<br />

und Deutschland der vierte Vertragsstaat,<br />

der seine Ratifikationsurkunde<br />

bei der ZKR hinterlegt hat. In<br />

Frankreich und der Schweiz ist das Verfahren<br />

noch im Gange.<br />

Fluss neu vermessen<br />

Aus Daten von Laserscans und Luftbildern<br />

sollen 3D-Modelle für den Mittelrhein<br />

entstehen – als wichtiger Baustein<br />

für die Vorbereitung des Projektes »Abladeoptimierung«.<br />

Beflogen wurde das<br />

Gebiet von Mainz bis St. Goarshausen,<br />

Rhein-km 492–558, teilte die Generaldirektion<br />

Wasserstraßen und Schifffahrt<br />

(GDWS) mit.<br />

Leitzentrale für Berlin<br />

Für rund 20 Mio. € entsteht eine neue<br />

Leitzentrale in Berlin-Grünau. Erst bei einer<br />

zweiten Ausschreibung wurde ein<br />

Bauunternehmen gefunden – es ist die Johann<br />

Bunte Bauunternehmung als Generalauftragnehmer.<br />

Die Ausrüstung der<br />

Leitzentrale mit der notwendigen Anlagentechnik<br />

wird gesondert vergeben.<br />

Maersk baut in Duisburg<br />

In Duisburg ensteht auf 43.000 m2 das<br />

neue »Flow Warehouse« der Containerlinienreederei<br />

Maersk. Zu den angebotenen<br />

Dienstleistungen gehören<br />

Cross-Docking, Palettenlagerung und alle<br />

Mehrwertdienste entlang der Lieferkette –<br />

von der Zollabfertigung bis zur Konsolidierung<br />

und Dekonsolidierung.<br />

Wusterwitz ist fertig<br />

Die zweite Schleuse Wusterwitz wird für<br />

den Schiffsverkehr freigegeben. Damit sind<br />

laut GDWS alle großen Bauwerke des Verkehrsprojektes<br />

Deutsche Einheit Nr. 17<br />

umgesetzt. Berlin ist mit Hannover und<br />

über weitere Wasserstraßen auch mit dem<br />

Seehafen Hamburg, dem Ruhrgebiet und<br />

dem Rhein verbunden. Großmotorgüterschiffe<br />

mit einer Länge von<br />

110 m und einer Breite von 11,45 m können<br />

jetzt die Strecke durchgängig befahren.<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

25


SEPTEMBER<br />

Bund stellt DB Schenker<br />

zum Verkauf<br />

Im September verdichten sich erstmals Gerüchte, wonach<br />

der Bund und die Deutsche Bahn die Logistiksparte<br />

DB Schenker veräußere wollen – entweder über einen<br />

Verkauf oder einen Börsengang. Der Erlös wird auf<br />

15 Mrd. € geschätzt. Das Geld soll in die Infrastruktur<br />

fließen. Als Zeithorizont ist von 2024 die Rede. Dies ist<br />

gleichzeitig das Jahr, in dem die umfassende Sanierung<br />

des Hochleistungsnetzes beginnen soll.<br />

Der in Essen ansässige Logistikdienstleister Schenker<br />

mit seinen weltweit 75.000 Mitarbeitern steht für mehr<br />

als ein Drittel des Umsatzes der Deutschen Bahn. Im ersten<br />

Halbjahr 2022 lag der Betriebsgewinn bei fast<br />

1,2 Mrd. €. Als mögliche Interessenten werden DHL,<br />

Maersk, Kühne+Nagel sowie die dänische DSV genannt.<br />

HGK Shipping erhält zehnten<br />

Innovationspreis der Allianz Esa<br />

Der zehnte »Innovationspreis Binnenschifffahrt«, gestiftet<br />

von der Allianz Esa, ging in diesem Jahr an die HGK<br />

Shipping. Die Reederei wurde für ihre Investitionen in<br />

moderne und nachhaltige Tonnage ausgezeichnet. Stefan<br />

Franke, Prokurist der Allianz Esa, überreichte den<br />

Preis an Steffen Bauer, CEO der HGK Shipping. »Wie<br />

kaum bei einem anderen Unternehmen der Binnenschifffahrt<br />

ist die Nachhaltigkeit von Transportlösungen<br />

ein wichtiger Teil der Strategie, ja der DNA bei der HGK<br />

Shipping«, so Franke in seiner Laudatio. Die Übergabe<br />

fand im Duisburger Hafen statt. Die Kulissen bildete die<br />

»Synthese 18«. Der moderne Chemikalientanker konnte<br />

dank seiner flachgehenden Konstruktion auch während<br />

des Sommer-Niedrigwasserphase noch fahren.<br />

Millionenauftrag<br />

Die Hitzler-Werft in Lauenburg hat den<br />

Zuschlag für den Bau des Forschungsschiffes<br />

»Ludwig Prandtl II« erhalten.<br />

Auftraggeber ist das Helmholtz-Zentrum<br />

Hereon mit. Die »Ludwig Prandtl II« kostet<br />

rund 15 Mio. € und soll im Frühjahr<br />

2024 abgeliefert werden. Finanziert wird<br />

der Neubau vom Bund.<br />

Mehr Tempo<br />

Ein Gutachten der BAW empfiehlt die Erhöhung<br />

der Maximalgeschwindigkeit auf<br />

der nautisch schwierigen Rhein-Gebirgsstrecke,<br />

wenn der sogenannte Hochwasserpegel<br />

I erreicht wird. So könnte die<br />

Sicherheit des Schiffsverkehrs steigen.<br />

Drehscheibe am Rhein<br />

Um den Einsatz von Wasserstofftechnik in<br />

Logistik und Industrie zu forcieren, haben<br />

sich die DeltaPort Niederrheinhäfen<br />

(DPN) mit zehn hochkarätigen Partnern<br />

im Verein »EcoPort813« zusammengeschlossen.<br />

Nachhaltig produzierter<br />

Wasserstoff soll aus den Seehäfen kommen<br />

über die Standorte am Rhein ins Hiterland<br />

verteilt werden.<br />

Neues E-Schiff<br />

Leinen los für das neue voll elektrische<br />

Schiff der Bodensee-Schiffsbetriebe<br />

(<strong>BS</strong>B): Der Neubau »Insel Mainau« geht<br />

in den Kursverkehr. Er bietet Platz für bis<br />

zu 300 Fahrgäste, während der Fahrt produzieren<br />

Solarzellen auf dem Freideck<br />

grünen Strom. Der Akku wird in der Mittagspause<br />

sowie nachts nachgeladen.<br />

Drei Havarien<br />

Binnen weniger Tage ist es auf der Donau<br />

zu drei Havarien gekommen. Erst missglückte<br />

das Wendemanöver eines Passagierschiffes<br />

bei Passau, dann lief ein mit<br />

1.750 t Sonnenblumenkernen beladenes<br />

Frachtschiff bei Niederalteich auf<br />

Grund, danach fuhr sich noch ein Kreuzfahrtschiff<br />

an der Mühlhammer Schleife<br />

im Kreis Deggendorf stecken. Menschen<br />

kamen nicht zu Schaden.<br />

Rabatt in Rotterdam<br />

Mit finanziellen Anreizen will der Hafen<br />

Rotterdam Lärmemissionen von Schiffen<br />

reduzieren. Unter dem Namen ESI Noise<br />

wird »leisen« Schiffen ein finanzieller<br />

Nachlass bei den Hafengebühren gewährt.<br />

Das sind 312,50 € pro Anlauf bis zu einem<br />

Höchstbetrag von 1.250 € pro Jahr. Die Rabattregelung<br />

gilt zunächst bis Ende <strong>2023</strong>.<br />

»Komm an Bord«<br />

Erstmals findet unter Beteiligung des Bundesverbandes<br />

der Deutschen Binnenschifffahrt<br />

(BDB) und unter der Schirmherrschaft<br />

von Bundespräsident Frank-<br />

Walter Steinmeier der Deutsche Schifffahrtstag<br />

in Bremen und Bremerhaven<br />

statt. Ausrichter ist der Deutsche Nautische<br />

Verein (DNV), der zudem mit dem<br />

Deutschen Marinebund (DMB) kooperiert.<br />

Im Zentrum standen drei Konferenzen<br />

mit hochkarätigen Experten.<br />

Optimale Routen<br />

13 europäische Länder starten mit EuRIS –<br />

European River Information Services ein<br />

neues Webportal. Dieses bietet unter anderem<br />

Echtzeitdaten für eine bessere Routen-<br />

und Reiseplanung. Die Berufsschifffahrt<br />

kann künftig die tatsächliche Verkehrssituation,<br />

Wartezeiten, Zwischenfälle<br />

oder Störungen einsehen. Informationen<br />

wie die Ankunftszeit (ETA) können zudem<br />

mit anderen geteilt werden.<br />

26 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


Duisburger Containerterminal:<br />

Cosco steigt wieder aus<br />

Noch während in Hamburg über den Cosco-Einstieg bei<br />

einem Hafenterminal diskutiert wird, ist in Duisburg<br />

schon alles geklärt: Der chinesische Staatskonzern hat<br />

seine geplante 30%-ige Beteiligung an dem »Duisburg<br />

Gateway Terminal« (DGT) aufgeben. Die Anteile übernahm<br />

die Duisbsurger Hafen AG. Über die Gründe für<br />

den Ausstieg herrschte Stillschweigen. Die Entwicklung<br />

in Duisburg habe jedoch, anders als in Hamburg, keine<br />

politischen Hintergründe, war zu hören.<br />

Der neue Duisburger Containerhafen gilt als Modellprojekt<br />

für die Zukunft der Logistik. Mit einer Fläche von<br />

235.000 m2 im Endausbau soll das Areal duisport zufolge<br />

das größte Containerterminal im europäischen<br />

Hinterland werden.<br />

Hamburg bestellt Polizeiboote<br />

bei Baltic Boats in Estland<br />

Gemeinsam mit der Wasserschutzpolizei Hamburg<br />

(WSP) und der Behörde für Inneres und Sport (BIS) will<br />

die Flotte Hamburg die in die Jahre gekommenen Küstenstreifenboote<br />

WS 1 und WS 2 sowie die Streckenstreifenboote<br />

WS 20 und WS 22 durch drei Neubauten<br />

ersetzen. Die Schiffe werden von der Werft Baltic Workboats<br />

AS (Estland) gebaut, die sich in einer europaweiten<br />

Ausschreibung durchsetzte. Die Bausumme für<br />

die ersten zwei Schiffe beläuft sich auf rund 17 Mio. €.<br />

Sie sollen 2025 abgeliefert werden. Das dritte Schiff folgt<br />

voraussichtlich 2027. Baltic Workboats wird zunächst<br />

mit dem Bau eines kleineren Typschiffs PB24 und eines<br />

größeren Typschiffs PB29 beginnen. Welche Option für<br />

das dritte Schiff gewählt wird, ist noch offen.<br />

OKTOBER<br />

Mehr Tiefe<br />

Nach dem Start des Donauausbaus zwischen<br />

Straubing und Vilshofen im Sommer<br />

2021 wird auch der Hafen Straubing<br />

Sand vertieft. Die Investition wird zu 90 %<br />

vom Bund und dem Freistaat Bayern gefördert.<br />

H2 statt Diesel<br />

Das niederländische Unternehmen Future<br />

Proof Shipping will seine Flotte von Diesel-<br />

auf emissionsfreie Wasserstoff-<br />

Antriebssysteme umrüsten. Als erstes von<br />

zehn Schiffen wird die »Maas« umgerüstet.<br />

Start nach 14 Jahren<br />

Nach jahrelangen Bauarbeiten ist es endlich<br />

soweit: Das neue Schiffshebewerk<br />

Niederfinow wird für den Schiffsverkehr<br />

freigegeben. Mit dem neuen Hebewerk<br />

wird sowohl die Verbindung zwischen<br />

Berlin und Stettin gestärkt als auch die<br />

Havel-Oder-Wasserstraße. Es ist 54,55 m<br />

hoch, 46,40 m breit und 133 m lang. Mit<br />

Hilfe des Senkrechthebewerks überwinden<br />

moderne Binnenschiffe einen Höhenunterschied<br />

von 36 m.<br />

Gemeinsam stärker<br />

Volvo Penta und CMB.Tech wollen gemeinsam<br />

wasserstoffbetriebene Dual-<br />

Fuel-Lösungen entwickeln. Die Zusammenarbeit<br />

soll gemeinsame Vorhaben<br />

umfassen, die von Pilotprojekten bis hin<br />

zur industriellen Fertigung in kleinem<br />

Maßstab reichen. Volvo Penta stellt Motoren<br />

und komplette Antriebssysteme für<br />

Boote, Schiffe und industrielle Anwendungen<br />

her.<br />

Ausbau in Höchst<br />

Contargo Industriepark Frankfurt-<br />

Höchst, ein Gemeinschaftsunternehmen<br />

von Contargo und Infraserv Logistics,<br />

wird das Containerterminal im Industriepark<br />

Höchst deutlich erweitern. Das Terminal<br />

wird um rund 10.000 m2 ausgebaut.<br />

Pakete per Boot<br />

Die Deutsche Post DHL hat in Berlin mit<br />

einem elektrisch angetriebenen Solarschiff<br />

den Pakettransport auf dem Wasser<br />

gestartet. Bei dem deutschlandweit ersten<br />

Pilotprojekt dieser Art werden täglich<br />

hunderte Sendungen emissionsfrei über<br />

die Spree transportiert.<br />

Lars Hörnig geht<br />

Nach über zehn Jahren verlässt der kaufmännische<br />

Geschäftsführer Lars Hörnig<br />

die Stadtwerke Andernach. Er wechselt<br />

nach Koblenz. Vorerst übernimmt der<br />

technische Geschäftsführer Jan Deuster<br />

das Ruder und wird dabei von der Prokuristin<br />

Judith Haehner unterstützt.<br />

ZDS will mehr Geld<br />

Die Ausbaumaßnahmen für den sogenannten<br />

Deutschlandtakt reichen nicht<br />

aus: Wenn bis 2040 ein Viertel aller Güter<br />

in Deutschland über die Schiene zu transportieren,<br />

müsse das Netz mit mehr Geld<br />

und schneller ausgebaut werden, fordern<br />

ZDS und IHK.<br />

CargoBeamer wächst<br />

Der Betreiber von Schienenverbindungen<br />

für nicht-kranbare Sattelauflieger in Europa,<br />

CargoBeamer, erweitert sein Netzwerk.<br />

Seit Oktober ist mit der Route Kaldenkirchen–Rostock<br />

die erste ausschließlich<br />

in Deutschland verkehrende Linie im<br />

Portfolio. Insgesamt werden sechs Rundläufen<br />

pro Woche mit dem Zug angeboten.<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

27


NOVEMBER<br />

ZKR regelt zum 100. Geburtstag<br />

Besatzungsverordnung neu<br />

Mit einer neuen Rheinschiffspersonalverordnung<br />

(RheinSchPersV) feiert die Zentralkommission für die<br />

Rheinschifffahrt (ZKR) ihren 100. Geburtstag. Mit Verabschiedung<br />

der Mannheimer Erklärung von 2<strong>01</strong>8 habe<br />

man sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt – dazu gehörten<br />

zeitgemäße und flexible Besatzungsvorschriften für eine<br />

Steigerung der Attraktivität der Binnenschifffahrtsberufe.<br />

Mit der neuen Verordnung treten auf dem Rhein<br />

von Basel bis hin zum offenen Meer moderne Vorschriften<br />

über die Berufsbefähigungen und die Besatzungen<br />

an Bord von Binnenschiffen ab 1. April <strong>2023</strong> in Kraft.<br />

Zur Förderung technischer Neuerungen kann die ZKR<br />

künftig im Einzelfall versuchsweise Abweichungen von<br />

den neuen Vorschriften zulassen.<br />

Niedrigwasser-Tanker für<br />

BASF erreicht Rotterdam<br />

Der Bau des BASF-Tankschiffs für extremes Niedrigwasser<br />

geht in die letzte Phase. In Rotterdam wird die<br />

»Stolt Ludwigshafen« mit Mannschaftsunterkünften,<br />

den Motoren, dem Steuerhaus, den Leitungssystemen<br />

und der Elektrik ausgestattet. Das Schiff soll im Frühjahr<br />

<strong>2023</strong> einsatzbereit sein und einen entscheidenden Beitrag<br />

zur Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit<br />

des BASF-Standortes Ludwigshafen leisten, heißt es.<br />

Das neue Tankschiff wird nach Angaben des Chemiekonzerns<br />

zu den größten Tankschiffen auf dem Rhein<br />

gehören und seine Stärke insbesondere bei Niedrigwasser<br />

ausspielen. Die kritische Stelle im Rhein bei Kaub<br />

wird es selbst bei einem Pegelstand von 30 cm noch mit<br />

einer Ladung von 650 t passieren können.<br />

Saubere Schiffe<br />

Das Landesumweltamt NRW (LANUV)<br />

hat die Behauptung widerlegt, dass Binnenschiffe<br />

für erhöhte Emissionen in den<br />

Innenstädten sorgen. Im urbanen Raum<br />

hat der Straßenverkehr oft einen Anteil<br />

von mehr als 50 %, die Belastung durch<br />

Schiffe liegt in der Regel unter 10 %.<br />

Damen baut um<br />

Die Damen Shipyards Group wird ihre<br />

Werft in Gorinchem erweitern. Die Werft<br />

in Hardinxveld-Giessendam wird geschlossen<br />

und veräußert, die Belegschaft<br />

soll nach Gorinchem umziehen. Die Erweiterung<br />

hat Ende des Jahres begonnen.<br />

Die Fertigstellung der neuen Anlagen,<br />

einschließlich eines 150-t-Schiffslifts,<br />

wird für Ende <strong>2023</strong> anvisiert.<br />

H2 für Hamburg<br />

Im Hamburger Hafen soll das erste große<br />

Terminal für grüne Energien entstehen.<br />

Geplant wird dieses von Air Products und<br />

Mabanaft. Ziel ist es, ab 2026 Deutschland<br />

aus importiertem »grünen« Ammoniak<br />

den sauberen Energieträger zu erzeugen<br />

und an Kunden zu vertreiben.<br />

20 € pro Container<br />

Verlader und Spediteure in den Niederlanden<br />

erhalten 20 € für jeden Container,<br />

der von der Straße auf die Binnenwasserstraße<br />

verlagert wird. ein entsprechendes<br />

Förderprogramm hat das niederländische<br />

Ministeriums für Infrastruktur und Wasserwirtschaft<br />

aufgelegt.<br />

Trostpflaster aus Berlin<br />

Die Haushaltsberatungen sind durch, und<br />

die Hoffnungen auf mehr Mittel für die<br />

Wasserstraßen haben sich zerschlagen.<br />

Der Investitionsetat für den Neu- und<br />

Ausbau wird, wie im Regierungsentwurf<br />

geplant, von aktuell knapp 910 Mio. € auf<br />

595 Mio. € reduziert. Lediglich ein Trostpflaster<br />

bleibt: Mögliche Einsparungen in<br />

den Etats für Straße und Schiene in Höhe<br />

von maximal 250 Mio. € können auf die<br />

Wasserstraßen umgelenkt werden.<br />

E-Katamaran von Bolle<br />

Der auf den Namen »James Hobrecht« getaufte<br />

E-Katamaran ersetzt das 60 Jahre<br />

alte Diesel-betriebene Dienstschiff »Glienicke«.<br />

Nach einer Bauzeit von elf Monaten<br />

wurde das Schiff nach Berlin überführt.<br />

Nach Angaben des Landes kann<br />

eins ganze Tagesschicht ohne Nachladen<br />

der Batterie absolviert werden.<br />

Neue Finanzchefin<br />

Tanja Dreilich folgt im Vorstand des<br />

Hamburger Terminalkonzerns HHLA auf<br />

Finanzchef Roland Lappin. Sie verantwortet<br />

ab dem 1. Februar <strong>2023</strong> die Ressorts Finanzen<br />

und Immobilien. Dreilich kommt<br />

von der ZF Friedrichshafen AG.<br />

Auftrag von RWE<br />

RheinCargo übernimmt mit der Sparte<br />

Werksbahnen langfristig den Rangierbetrieb<br />

am RWE-Kraftwerk Niederaußem.<br />

Der Vertrag hat eine Laufzeit von<br />

sieben Jahren.<br />

Auf Kiel gelegt<br />

Auf der Ostseestaal-Werft in Stralsund<br />

entsteht ein Neubau für die Stadt Lübeck.<br />

Die 37 m lange und 13,5 m breite Elektro-<br />

Doppelendfähre wird künftig Travemünde<br />

mit der Halbinsel Priwall verbinden.<br />

Die Kapazität liegt bei bis zu 300 Personen<br />

sowie 15 Fahrrädern und 18 Pkw.<br />

28 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


Hitzler-Neubau für Hereon<br />

heißt »Coriolis«<br />

Das neue Schiff für das Forschungsinstitut Hereon in<br />

Geesthacht hat einen neuen Namen: Aus dem Arbeitstitel<br />

»Ludwig Prandtl II« wird »Coriolis«. Der Name geht<br />

auf den französischen Physiker Gaspard Gustave de Coriolis<br />

(1792–1843) zurück. Helmholtz-Zentrum Hereon.<br />

Gefunden wurde dieser Name im Rahmen eines internen<br />

Ideenwettbewerbes. Aus 68 Vorschlägen wurde er<br />

von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt. Gebaut wird<br />

das rund 15 Mio. €. teure Schiff bei der Hitzler-Werft in<br />

Lauenburg. Die Ablieferung ist für das Frühjahr 2024 geplant.<br />

Der Neubau wird 29,90 m lang und 8 m breit bei<br />

einer Durchfahrthöhe von 6,5 m und einem Tiefgang<br />

von 1,6 m. Die Besatzung wird aus zwei bis drei Personen<br />

bestehen.<br />

Neckar-Ausbau vor dem<br />

endgültigen Aus?<br />

Im Ringen um einen Ausbau der 27 Neckar-Schleusen<br />

für 135-m-Schiffe verschärft Baden-Württembergs Verkehrsminister<br />

Winfried Hermann den Ton gegenüber<br />

Berlin. Der Ausbau sei seit Jahren zwischen Bund und<br />

Land vereinbart, »ohne dass bisher viel geschehen ist«,<br />

so Hermann. Jetzt wolle das Bundesverkehrsministerium<br />

diese Vorhaben offenkundig aufgeben, ohne<br />

dafür eine klare Begründung zu geben. Ursprünglich<br />

sollte der Ausbau im Jahr 2025 abgeschlossen werden.<br />

Ein 2<strong>01</strong>8 vorgelegter neuer Zeitplan sah den Ausbau bis<br />

Heilbronn bis 2040 und bis Plochingen bis 2050 vor.<br />

Hermanns Berliner Amtskollege, Bundesminister Volker<br />

Wissing, hatte bereits im Mai verkündet, dass ein<br />

Ausbau nicht länger planbar und finanzierbar sei.<br />

DEZEMBER<br />

Schneller zu Tal<br />

Aufgrund einer Forderung des Gewerbes<br />

lässt die ZKR für die Rhein-Gebirgsstrecke<br />

zwischen Bingen und St. Goar eine<br />

höhere Geschwindigkeit bei Hochwasser<br />

zu. In der Talfahrt sind bei Überschreiten<br />

der sogenannten Hochwassermarke I<br />

künftig 24 km/h statt 24 km/h erlaubt.<br />

HGK schluckt BeKa<br />

Die Duisburger Reederei HGK Shipping<br />

übernimmt die restlichen 60 % der Anteile<br />

an der BeKa HGK GmbH und will damit<br />

ihre Aktivitäten auf Oberrhein, Donau<br />

und Mosel ausbauen. Die bisherige Mitgesellschafterin<br />

Monique Hezel-Reyntjens<br />

soll auch weiterhin die Geschäfte führen.<br />

Rhenus kauft zu<br />

Die Rhenus Gruppe hat die Spedition Robert<br />

Schmitz übernommen. Damit will sie<br />

ihr Portfolio für die Stahlindustrie verstärken.<br />

Das europaweit operierende Logistikunternehmen<br />

verfügt über rund<br />

200.000 m2 Lagerfläche. Hauptgeschäft<br />

sind die Lagerung sowie die multimodale<br />

Transportabwicklung von Walzdrähten,<br />

Coils, Spaltbändern und Stanzprodukten.<br />

Bereisung zu teuer<br />

Die letzten beiden Bereisungsschiffe der<br />

WSV sind weder notwendig noch wirtschaftlich<br />

zu betreiben. Rechnungsprüfer<br />

fordern daher ihre Stilllegung und einen<br />

Verkauf. Der Betrieb kostet jährlich etwa<br />

561.000 €. Das Bundesverkehrsministerium<br />

will laut Stellungnahme allerdings<br />

an der »Mainz« (Baujahr 1943) und<br />

»Duisburg« (Baujahr 1936) festhalten.<br />

Claudia Müller wechselt<br />

Die maritime Koordinatorin der Bundesregierung,<br />

Claudia Müller, gibt ihr Amt<br />

auf. Die Grünen-Politikerin aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

soll Parlamenta -<br />

rische Staatssekretärin im Agrarministerium<br />

unter ihrem Parteikollegen und Minister<br />

Cem Özdemir werden. Die 41-jährige<br />

Rostockerin wird Nachfolgerin von<br />

Manuela Rottmann (ebenfalls Grüne).<br />

Geld für Kraftstoffe<br />

Das Bundesverkehrsministerium finan -<br />

ziert die Entwicklung klimafreundlicher<br />

maritimer Kraftstoffe für die Schifffahrt.<br />

Dabei geht es um Bio-LNG oder Bio-<br />

Methanol, grünen Wasserstoff, strombasierte<br />

Kraftstoffe wie E-Methanol, E-Ammoniak<br />

oder SNG sowie flüssige organische<br />

Wasserstoffträger. Für das Gesamtkonzept<br />

Erneuerbare Kraftstoffe und für<br />

die Nationalen Wasserstoffstrategie stehen<br />

für den Zeitraum 2022 bis 2026 insgesamt<br />

rund 1,9 Mrd. $ bereit.<br />

Vollständig elektrifiziert<br />

Die knapp 70 km lange Bahnstrecke von<br />

Oldenburg zum Jade-Weser-Port bei Wilhelmshaven<br />

ist nach elf Jahren Bauzeit<br />

vollständig elektrifiziert. Die Kosten lagen<br />

bei 1,36 Mrd. € gekostet. Die doppelgleisige<br />

Strecke verbessert die Anbindung<br />

des Containerhafens für Güterzüge.<br />

Start in Deutschland<br />

Seafar, Anbieter eines teilautonomen Betriebs<br />

von Binnenschiffen, startet den Betrieb<br />

in Deutschland. Die beiden Kooperationspartner<br />

HGK Shipping und Reederei<br />

Deymann stellen insgesamt sieben<br />

Schiffe. Die Kooperation war unmittelbar<br />

vor der Binnenschifffahrtsmesse STL in<br />

Kalkar Ende September verkündet worden.<br />

Jetzt wurde das gemeinsame Projekt<br />

vertraglich besiegelt.<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

29


SCHIFFSTECHNIK<br />

Fester Treibstoff für Brennstoffzellenschiff<br />

Auf der Suche nach dem optimalen zukunftsfesten Kraftstoff werden viele Wege beschritten.<br />

In den Niederlanden wird nun ein Elektroschiff mit einer Brennstoffzelle gebaut, die eine<br />

feste Wasserstoff-Verbindung nutzt. Von Hermann Garrelmann<br />

Schlank und leicht futuristisch stellen sich die Konstrukteure das Brennstoffzellen-Schiff »Neo Orbis« vor<br />

© Neo Orbis<br />

Ein besonderes Elektroschiff gibt es<br />

demnächst für Amsterdam: In der<br />

niederländischen Hafenstadt wird ein<br />

kleines Personenschiff gebaut, das mit<br />

festem Wasserstoff betrieben wird. Die<br />

»Neo Orbis«, (zu deutsch »Neue Welt«)<br />

mit rund 20 m so lang wie die bekannten<br />

Ausflugsboote für die berühmten Hafenrundfahrten,<br />

soll in den Amsterdamer<br />

Grachten sowie im Hafengebiet zwischen<br />

Amsterdam und Ijmuiden als Bereisungsschiff<br />

eingesetzt werden.<br />

Auch potenzielle Kunden sollen von<br />

diesem Schiff aus mögliche Geschäftsstandorte<br />

im Hafen. Auf der »Neo Orbis«<br />

sollen auch Sitzungen abgehalten und<br />

Handelsmissionen empfangen werden.<br />

Ministerinnen und Minister und Mitglieder<br />

der königlichen Familie werden dabei<br />

regelmäßig an Bord gehen.<br />

»In dem neuen Schiff werden wir eine<br />

in den Niederlanden entwickelte Technologie<br />

zur Nutzung von Wasserstoff einsetzen«,<br />

heißt es dazu vom Hafen Amsterdam.<br />

Die »Neo Orbis« wird einen elektrischen<br />

Antrieb erhalten, wobei der<br />

Strom von einem Brennstoffzellensystem<br />

geliefert wird. Das Besondere daran: Der<br />

Energieträger ist Wasserstoff, der allerdings<br />

nicht gasförmig in einem Drucktank<br />

gespeichert wird, sondern in fester<br />

Form vorliegt.<br />

Dazu wird der Wasserstoff als pulverförmiges<br />

Natriumborhydrid (NaBH4) an<br />

Bord gebunkert. Zugesetzt werden ein<br />

Stabilisator und hochreines Wasser. Das<br />

gelöste Natriumborhydrid reagiert dann<br />

mit einem Katalysator und setzt den<br />

Wasserstoff frei für die Brennstoffzelle.<br />

Die entstehende Wärme wird zusätzlich<br />

genutzt, um das Schiff zu heizen.<br />

Zu einem späteren Zeitpunkt will man<br />

die nicht genutzte Wärme auch an Bord<br />

speichern. Das Wasser, das die Brennstoffzelle<br />

produziert, wird an Bord für die<br />

Wasserstofffreisetzung genutzt.<br />

Vom Natriumborhydrid bleibt Natriummetaborat<br />

(NaBO2) übrig, das<br />

durch Reaktion mit Wasserstoff an Land<br />

wieder in Kraftstoff umgewandelt werden<br />

kann. Den Wasserstoff, der dafür genutzt<br />

wird, wird ein 100-MW-Elektrolyseur<br />

liefern. Er ist im Bau und soll<br />

mit sauberem Strom betrieben werden.<br />

Der Wasserstoff ist demnach grün. Initiiert<br />

wurde das Projekt »Neo Orbis« von<br />

H2Ships, einem europäischen Projekt,<br />

das sich mit Wasserstoffantrieben für<br />

Schiffe beschäftigt.<br />

Natriumborhydrid als Treibstoff hat, so<br />

H2Ships, einige Vorteile: Es ist einfacher zu<br />

handhaben als Wasserstoff, der zum Speichern<br />

gekühlt oder unter Druck gesetzt<br />

werden muss. Zudem ist sein Zündpunkt<br />

deutlich höher, höher selbst als bei Diesel.<br />

H2Ships hat den Bauauftrag der »Neo<br />

Orbis« an die niederländische Werft Next<br />

Generation Shipyards vergeben. Geplant<br />

ist, dass die Testfahrten mit dem Schiff<br />

im Juni dieses Jahres beginnen.<br />

Die TU Delft untersucht zusammen<br />

mit der Universität Amsterdam die Systemauslegung<br />

und die Wiederaufbereitung<br />

des Natriummetaborats. MA-<br />

RIN, das maritime Forschungsinstitut<br />

der Niederlande, berät in Technologieffragen.<br />

Von Wijk Yacht Creation stammt<br />

der Schiffsentwurf. Lloyd’s Register überwacht<br />

die Zertifizierung. Mit Baumüller<br />

ist der Systemintegrator bereits in der<br />

Entwurfsphase mit im Boot.<br />

<br />

30 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

AUSBILDUNGSSCHIFF MIT NEUEN AUFGABEN<br />

Aus »Prinses Christina« wird die »Rolf Deymann«<br />

Seit einigen Wochen liegt die »Prinses<br />

Christina« in Haren am Hafensteiger. Die<br />

niederländische Flagge ist eingezogen, die<br />

deutsche Flagge wird von einem großen<br />

»D« ergänzt. Für das ehemalige Schulungsschiff<br />

des STC in Rotterdam beginnt<br />

ein neuer »Lebensabschnitt«. Gekauft hat<br />

es der Harener Reeder Martin Deymann.<br />

Als er erfuhr, dass die beiden ehemaligen<br />

Ausbildungsschiffe des STC in Rotterdam<br />

bei der Bauwerft des neuen Schiffes »Ab<br />

Initio«, der Concordia-Damen Ship yard, in<br />

Zahlung gegeben war, wurde er mit Chris<br />

Cornet von Concordia-Damen schnell<br />

handelseinig. Während die »Prinses Beatrix«<br />

als Leihgabe von Cornet in das Binnenvaartmuseum<br />

Dordrecht geht, sicherte<br />

sich Deymann das Schwesterschiff, die<br />

»Prinses Christina«, für den neuen Heimathafen<br />

Haren. Er will es künftig weiter<br />

als Ausbildungsschiff nutzen.<br />

Gebaut 1963 auf der Schiffswerft A.<br />

Vuijk & Zn. in Capelle a/d IJssel war der<br />

»Koninklijk Onderwijs Fonds voor de<br />

Scheepvaart, Amsterdam« (KOFS) der<br />

erste Eigner. Seit 2004 war die »Christina«<br />

im Eigentum der Stiftung STC-Group. Zu<br />

den sogenannten »Kofschepen« gehörte<br />

seit 1962 auch noch die »Prinses Irene«.<br />

Für die Aubildungsfahrten war das<br />

54,05 m lange und 7,07 m breite Schiff anfangs<br />

mit einem Bolnes-Langsamläufer<br />

von 250 PS ausgerüstet. Aktuell bringt ein<br />

Markante Linien: Das künftige Ausbildungsschiff »Rolf Deymann« im Hafen in Haren<br />

Caterpillar mit 482 PS die »Prinzessin« auf<br />

bis zu 20 km/h. Ein Bugstrahlruder von<br />

DAF mit 150 PS ergänzt den Antrieb.<br />

Ab diesem Jahr soll das in bestem Zustand<br />

gehaltene Schiff für Ausbildungszwecke<br />

eingesetzt werden. »Technisch ist<br />

das Schiff tadellos in Ordnung« schwärmt<br />

Martin Deymann. Die aktuell 15 angehenden<br />

Binnenschiffer der Reederei sollen auf<br />

der dann umbenannten »Rolf Deymann«<br />

ihre Fahrkenntnisse erwerben und unter<br />

Beweis stellen. Dazu sind Fahrten auf dem<br />

norddeutschen Kanalnetz sowie in niederländischen<br />

Gewässern geplant. Eine<br />

Rheinzulassung für den deutschen Bereich<br />

hat die »Christina« nicht mehr. Auch<br />

für die rund 300 Männer und Frauen der<br />

Deymann-Schiffsbesatzungen sind regelmäßige<br />

Schulungen geplant.<br />

Mit behutsamen Modernisierungsmaßnahmen<br />

will Martin Deymann das Schiff<br />

zeitgemäß überarbeiten. Am Charakter<br />

der »Prinzessin« wird nicht gerüttelt. Die<br />

Kabinen mit jeweils vier Kojen und die Sanitärabteilung<br />

werden angepasst, auch die<br />

Wärme- und Schallbedingungen wird<br />

überprüft. Die Tischlerei & Alubau Wessels<br />

hat die künftige »Rolf Deymann« sozusagen<br />

in Rufweite zu ihrem Firmensitz.<br />

Auch dort wird sich der neue Eigner die<br />

Expertise abholen und dann vielleicht erfahren,<br />

welche Kosten noch anfallen. ga<br />

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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

31


SCHIFFSTECHNIK<br />

Niederländische Batterien etablieren sich<br />

Die deutsche Tochter von EST-Floattech ist erst seit knapp zwei Jahren am Markt und<br />

vermeldet bereits einen Großauftrag. So hat das Unternehmen einen Vertrag mit Rolls-Royce<br />

Power Systems über den Einsatz von Batteriesystemen auf zehn Schiffen unterzeichnet<br />

Nach der niederländischen Muttergesellschaft<br />

etabliert sich nun auch die<br />

deutsche Tochter des Technologie-Unternehmens<br />

EST-Floattech immer stärker<br />

auf dem Markt. So konnte die erst 2021<br />

mit Sitz in Hamburg gegründete Gesellschaft<br />

mit dem Batteriemodul »Green<br />

Orca 1050« kürzlich Rolls-Royce Power<br />

Systems für eine langfristige Zusammenarbeit<br />

gewinnen. Zum Einsatz kommen<br />

soll das Batteriesystem zunächst auf neun<br />

Schnellfähren der sizilianischen Reederei<br />

Liberty Lines und auf einer Megayacht<br />

des türkischen Yachtbauers Turquoise.<br />

»Die Rahmenvereinbarung ist ein riesiger<br />

Erfolg für EST-Floattech Hamburg.<br />

Rolls-Royce Power Systems mit seiner<br />

Marke mtu und EST-Floattech werden<br />

gut zusammenarbeiten. Beide Unternehmen<br />

setzen mit Marinedieselmotoren der<br />

zugelassenen Baureihen 2000 und 4000<br />

beziehungsweise des von der Klassifikationsgesellschaft<br />

DNV zertifizierten Batteriemoduls<br />

›Green Orca 1050‹ Meilensteine<br />

auf dem Weg zur klimaneutralen<br />

Schifffahrt«, kommentiert Walter van der<br />

Pennen, Chief Commercial Officer<br />

(CCO) bei EST-Floattech.<br />

»Rolls-Royce Power Systems war durch<br />

die technische Leistungsfähigkeit unseres<br />

Batteriesystems, vor allem in puncto<br />

Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

überzeugt«, ergänzt der Hamburger Sales<br />

Sales Manager am Hamburger Standort:<br />

Marc Mühlenbeck<br />

Manager Marc Mühlenbeck. »Darüber<br />

hinaus waren unser technisches und<br />

kaufmännisches Team sehr schnell verfügbar<br />

und konnten mit kurzen Reaktionszeiten<br />

auf alle technischen Anfragen<br />

punkten.«<br />

Batterien für Schnellfähren<br />

Konkret geht es bei diesem ersten Auftrag<br />

im Rahmen der neuen Partnerschaft zum<br />

einen um den Einsatz von insgesamt 33<br />

Batteriemodulen der Baureihe »Green<br />

Orca 1050« auf der Basis von Lithium-<br />

Polymer-Akkumulatoren als Teil des mtu<br />

Propulsionspacks von Rolls-Royce Power<br />

Systems auf neun mit hybriden Antriebssystemen<br />

ausgestatteten Schnellfähren<br />

von Liberty Lines. Jedes dieser Module<br />

verfügt dabei über eine Leistungsfähigkeit<br />

von 10,5 kW. Bei neun Schiffen werden<br />

damit 3.118,5 kW installiert. Die<br />

baugleichen Schwesterschiffe sollen auf<br />

der spanischen Armin-Werft gebaut und<br />

»Green Orca 1050« zwischen April <strong>2023</strong><br />

und April 2024 ausgeliefert werden. Die<br />

Indienststellung für den Fährbetrieb von<br />

und nach Sizilien und Kroatien sowie<br />

von und zu kleineren italienischen Inseln<br />

ist zwischen <strong>2023</strong> und 2026 geplant.<br />

Zum anderen wird das Batteriesystem<br />

in dem Propulsionspack für den Hybridantrieb<br />

einer 76 m langen Megayacht des<br />

türkischen Yachtbauers Turquoise eingesetzt.<br />

Hier liegt die Kapazität bei insgesamt<br />

1.512 kW. Die Auslieferung des<br />

Propulsionpacks ist für <strong>2023</strong> geplant, die<br />

Inbetriebnahme der Yacht für 2025.<br />

Auf den Fähren werden die Batteriesysteme<br />

für Reisegeschwindigkeiten bis<br />

zu acht Knoten verwendet. Im vollelektrischen<br />

Betrieb, zum Beispiel bei der Hafenein<br />

und -ausfahrt, beim Ankern und<br />

beim Manövrieren, werden dadurch keine<br />

Emissionen verursacht. Aufgrund minimaler<br />

Geräusche werde zudem auch<br />

der Komfort an Bord erhöht, so der Batteriehersteller.<br />

RD<br />

Im Rahmen des Auftrags werden unter anderem neun Fährneubauten für Liberty Lines mit Batteriesystemen von EST-Floattech ausgestattet<br />

© EST-Floattech<br />

32 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Zweites E-Schiff für Zürich schwimmt<br />

Bei Ostseestaal in Stralsund ist ein weiteres Elektro-Solarschiff zu Wasser gelassen<br />

worden. Nach erfolgreichen Probefahrten auf dem Strelasund wird es an die<br />

Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft abgeliefert<br />

Fahrgastschiff »Zürich«<br />

Länge: 22,50 m<br />

Breite: 3,80 m<br />

Höhe: 1,55 m<br />

Tiefgang: 0,85 m<br />

Dienstgeschwindigkeit: 12 km/h<br />

Höchstgeschwindigkeit: 16 km/h<br />

© Ostseestaal<br />

Bei dem 22,50 m langen und 3,80 m breiten Binnenfahrgastschiff<br />

handelt es sich um das zweite von drei typgleichen<br />

Neubauten, die im Auftrag der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft<br />

(ZSG) von Ostseestaal und der Tochterfirma Ampereship gebaut<br />

werden. Das emissionsfreie Fahrgastschiff wird wie die zwei<br />

Schwesterschiffe künftig auf der Limmat, dem aus dem Zürichsee<br />

abgehenden Fluss verkehren.<br />

Im Juni 2022 war von Stralsund aus das erste Zürich-Schiff per<br />

Sattelzug über mehr als 1.100 km in die Schweiz überführt worden.<br />

Die Ablieferung zählt zu den Meilensteinen im Geschäftsjahr<br />

2022 für Ostseestaal. In den vergangenen zwölf Monaten<br />

des vergangenen Jahrs konnte das Stralsunder Unternehmen eigenen<br />

Angaben zufolge seinen Erfolgskurs fortsetzen. Im Frühjahr<br />

gelang es unter anderem, vom Stadtverkehr Lübeck den Zuschlag<br />

für den Bau einer Elektro-Autofähre zu erhalten. Die<br />

Doppelendfähre befindet sich derzeit in der Fertigung und wird<br />

ab März <strong>2023</strong> den Lübecker Stadtteil Travemünde mit der Halbinsel<br />

Priwall verbinden.<br />

Nummer 1 bei Elektroschiffen<br />

Dem Unternehmen zufolge ist Ostseestaal in Deutschland mittlerweile<br />

zur Nummer eins bei Konstruktion und Bau von Elektro-Solarschiffen<br />

für die berufliche Schifffahrt aufgestiegen und<br />

gehört in Europa zu den Marktführern. Bisher sind in Stralsund<br />

insgesamt 14 Elektro-Solarschiffe für verschiedenste Einsatzfälle<br />

gebaut und abgeliefert worden. Daneben sei die Expertise von<br />

Ostseestaal auch als höchst flexibler und innovativer Zulieferer<br />

für den Yacht-, Schiff- und Spezialschiffbau gefragt, heißt es. Im<br />

April letzten Jahres wurde auf dem benachbarten Gelände des<br />

neuen Maritimen Industrie- und Gewerbeparks Volkswerft (ehemals<br />

MV Werften) eine zusätzliche Produktionshalle gepachtet.<br />

Dadurch ist die eigene Betriebsfläche um ca. 30 % vergrößert<br />

worden. Hergestellt werden unter dem Hallendach unter anderem<br />

komplexe Zulieferteile für den Yachtbau. Bei Ostseestaal sind<br />

rund 200 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

33


SCHIFFSTECHNIK<br />

E-Mobilität: Von der Straße aufs Wasser<br />

Michael Jost glaubt an die Elektromobilität und nennt sich selbst einen »Believer«. Nachdem<br />

der ehemalige Chefstratege seinen Job im VW-Konzern erledigt und eine Strategie für E-Autos<br />

auf den Weg gebracht hat, will er jetzt die Schifffahrt elektrifizieren. Von Anna Wroblewski<br />

© eD-TEC.<br />

Leise und emissionsfrei sollen die Boote über das Wasser gleiten<br />

Um seine Idee voranzutreiben hat der 60-jährige ein Start-up<br />

gegründet und zwar gemeinsam mit seinen zwei Söhnen<br />

Mike und Marc. Das Motto des Familienunternehmens ist<br />

»Electrify the Ocean«. Unter der Marke eD-Tec, was für »Electric<br />

Driven Technology« steht, wollen Josts gemeinsam mit weiteren<br />

»Believern« die E-Mobilität aufs Wasser bringen. Wie Michael<br />

Jost erklärt, kam ihm die Idee zur Gründung des Start-ups durch<br />

seine persönliche Leidenschaft zum Meer. Eine besondere Verbindung<br />

hat er vor allem zur kroatischen Küste, mit ihrer abwechslungsreichen<br />

Inselwelt. Als die Corona-Pandemie die Welt<br />

zum Stillstand brachte, änderte sich auch das Leben des Vielfliegers<br />

Jost und er bekam die Gelegenheit, seine Idee in die Tat<br />

umzusetzen. »Mein Leben hat bis dahin im Flugzeug stattgefunden.<br />

Manchmal war ich drei, vier Tage unterwegs, ohne im<br />

Hotel gewesen zu sein«, berichtet Michael Jost. Anstatt täglich im<br />

Flugzeug zu sitzen und seine Familie maximal am Wochenende<br />

zu sehen, war er mit Pandemie-Beginn plötzlich 24 Stunden, sieben<br />

Tage die Woche mit ihr zusammen. Und weil das Zusammensein<br />

der Familie gut funktionierte, und seine Söhne, die<br />

gerade ihr Studium beendet hatten, sich vorstellen konnten, ihn<br />

nicht nur als Vater, sondern auch als Partner zu akzeptieren,<br />

gründeten sie die eD-Tec .<br />

In aller erste Linie hat sich das Start-up nun zum Ziel gesetzt,<br />

Boote und Schiffe aus dem »Leisure«-Bereich zu elektrifizieren.<br />

Als weitere Zielgruppen hat das Unternehmen auch<br />

Behördenschiffe wie Polizeiboote, kleinere Fähren und weitere<br />

schnell fahrende, küstennahe Fahrzeuge ins Visier genommen.<br />

Vor der Welle schwimmen<br />

Dass Jost bei seiner »Electrify the Ocean«-Idee nicht auf den<br />

falschen Dampfer gesetzt hat, da ist er sich ziemlich sicher.<br />

Für Jost ist die Zukunft der Mobilität klar elektrisch. Wichtig<br />

sei hier deshalb, nicht dem Trend hinterher zu laufen, sondern<br />

»vor der Welle zu schwimmen«. Warum er sich so sicher<br />

ist, erklärt er am Beispiel seiner Tätigkeit als VW-Chefstratege.<br />

Der Wolfsburger Automobilkonzern habe bereits<br />

2<strong>01</strong>5 entschieden, sich komplett der vollelektrischen Automobilität<br />

zu verschreiben. 2<strong>01</strong>8 hat Michael Jost das Aus für<br />

den Verbrenner bei VW auf einer Konferenz verkündet –<br />

mit einem entsprechenden medialen Echo. Im Zuge der<br />

neuen Strategie hat der nach Toyota weltweitgrößte Automobilhersteller<br />

den wesentlichen Teil des Budgets von<br />

34 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

60 Mrd. € für die Entwicklung von E-Mobilität eingeplant.<br />

Damit ging VW als »Front Runner« voran. Für Jost ist klar,<br />

dass alle Unternehmen, die als Zulieferer an der Branche<br />

dranhängen, sich umstellen und der Elektro-Strategie anpassen<br />

müssen. Das wird seiner Meinung nach mittelfristig<br />

auch Auswirkung auf die Schifffahrtssegmente haben, die<br />

ebenfalls mit Teilen aus der Automobilbranche beliefert werden.<br />

Um für die großen Konzerne Produkte weiter zuzuliefern<br />

und keinen Trend zu verpassen, werden auch sie<br />

ihre Portfolien neu ausrichten oder ihre Preise aufgrund fallender<br />

Stückzahlen erhöhen, ist sich Jost sicher. Wer da nicht<br />

mitmacht, den ereilt womöglich das Schicksal eines Kodak,<br />

erklärt er. Ein Unternehmen, das zu lange auf chemisch basierte<br />

Fotografie gesetzt hat und nicht auf Digitalisierung.<br />

Nachdem es Insolvenz anmelden und seine Rolle als Marktführer<br />

aufgeben musste, spielt es heute in der Fotowelt nur<br />

noch eine marginale Rolle. Ein anderes Beispiel ist Nokia.<br />

Das finnische Unternehmen war »der« führende Handy-<br />

Hersteller, hat aber den Smartphone-Trend komplett verpasst<br />

und ist heute weg vom Markt.<br />

Den Trend nicht zu verpassen, ist eine Motivation für Michael<br />

Jost. Die andere sind »schlicht und ergreifend« die Pariser<br />

Klimaziele. »Wenn wir als Gesellschaft bis 2050 CO 2 -neutral<br />

sein wollen, können wir nicht warten, sondern müssen<br />

handeln«, so sein Appell. In der Auto- wie auch in vielen anderen<br />

Industrien gibt es lang geplante Entwicklungs- und Produktionszyklen.<br />

Bei VW beispielsweise soll der letzte Verbrenner<br />

bis Ende dieser Dekade vom Band rollen. Das heißt, dass<br />

vielleicht schon bald, die ersten Auswirkungen auch in der<br />

maritimen Branche spürbar werden.<br />

Gemeint sind hier aber nur küstennahe Segmente. Jost geht<br />

nicht davon aus, dass zum Beispiel die Hochseeschifffahrt davon<br />

betroffen sein wird. Hier ist er sich sicher, dass es den Verbrenner<br />

noch eine lange Zeit geben wird. Ziemlich wahrscheinlich<br />

angetrieben durch Methanol, welches heute relativ gut verfügbar<br />

ist. Für Großmotoren kann sich Jost in Zukunft außerdem<br />

auch den Einsatz von E-Fuels durchaus vorstellen. Die<br />

Formel laute hier: »CO 2 -neutral und Energie optimal«.<br />

Teuer, aber effizient<br />

Sein Start-up fokussiert sich deshalb auf kleinere, schnelle<br />

Schiffe. Das »Leisure«-Segment hat er für den Markteinstieg<br />

darum ausgesucht, weil dort zum einen hohe Geschwindigkeit<br />

gefragt, zum anderen das entsprechende Klientel vorhanden<br />

ist. Laut Studien und seinen Erfahrungen, die er aus der<br />

Automobilbranche mitbringt, sind Fahrer hochpreisiger Autos<br />

wie Porsche eher bereit, Geld für Elektro-Mobilität auszugeben.<br />

Einerseits aus Leidenschaft zum elektrischen Fahren,<br />

andererseits, weil sie sich das finanziell erlauben können.<br />

E-Mobilität sei im Vergleich immerhin doppelt so teuer. Sie<br />

sei aber auch deutlich effizienter, so Jost und führt das Energie-Argument<br />

an: »Mit sechs Liter Diesel fährt man an Land<br />

ca. 100 km. Sechs Liter Diesel entsprechen dem Energiegehalt<br />

einer 60 kW-Batterie. Mit einer solchen Batterie fährt beispielsweise<br />

ein VW ID rund 350 km.«<br />

Die Argumente für Elektromobilität glaubt Jost auf seiner Seite.<br />

Mit seinem Konzept steigt er also zunächst dort in den Markt<br />

ein, wo es am einfachsten und schnellsten ist, die Marke zu etablieren.<br />

Nach und nach will er dann seine Kundschaft und Marktsegmente<br />

erweitern.<br />

Die Start-up-Gründer (v.l.): Vater Michael Jost mit seinen<br />

Söhnen Mike und Marc<br />

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© eD-TEC.<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

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SCHIFFSTECHNIK<br />

© eD-TEC.<br />

Um den Widerstand zu verringern, sind die Antriebe nicht unter, sondern hinter dem Heck angebracht<br />

Die Einheit wird mit zehn Schrauben befestigt<br />

E-Mobilität im Abo<br />

Dabei ist er mit seinen Söhnen Marc und Mike nicht allein.<br />

Unter dem Dach von eD-Tec haben sich weitere »Believer«<br />

vereint. Dazu gehört zum Beispiel die Nürnberger Firma Baumüller,<br />

die das Start-up im Bereich Verkauf, Engineering, oder<br />

auch bei Zertifizierungen unterstützt. Auch die Baumüller-<br />

Tochter IEMTEC ist an Bord. Sie kümmert sich um die Software.<br />

Weitere Partner sind über die Welt verteilt und sitzen<br />

zum Beispiel in Südafrika oder Neuseeland. Sie bieten gemeinsam<br />

nicht nur eine Technologie an, sondern eine eD-Tec-<br />

Plattform, die über den Antrieb, Ladestruktur, Batterien, Software<br />

etc. alles aus einer Hand enthält. In Zukunft stellt sich<br />

Jost vor, E-Mobilität im Abo anzubieten, ähnlich wie beim<br />

Smartphone.<br />

»Wir dürfen nicht in Komponenten und vertikalen Technologiesäulen<br />

denken«, erklärt er die Philosophie des Start-ups. Viel<br />

mehr müsse man in horizontalen, immer kompletten System<br />

denken. Vom Propeller, über den Rumpf, die Elektronik hin zu<br />

den Daten in der Cloud. Jost will ein Produkt, das kontinuierlich<br />

verbessert wird. Es soll regelmäßige Software-<br />

Updates bieten, und mit den Aktualisierungen schnelle Ladevorgänge<br />

oder bessere Beschleunigungen bieten.<br />

»Es ist ein neues Businessmodell«, erklärt er. »Wir wollen<br />

nicht nur ein Produkt verkaufen, sondern wie beim<br />

Smartphone auch, ein Abo. Mit dem Ziel das Produkt günstiger<br />

zu machen, aber auch um über das Abo Leistung nachzuschieben.<br />

Die Idee ist, Kunden, die ein Boot mit zweimal<br />

70 kW haben, nach einer gewissen Zeit anzusprechen und gegen<br />

eine bestimmte Rate 30 kW pro Seite mehr anzubieten.«<br />

Über die Software habe das Start-up die Möglichkeit, neue<br />

Funktionen freizugeben bzw. bestehende auf den neuesten<br />

Stand zu bringen.<br />

Die 10-Schrauben-Lösung<br />

Das Herzstück der Plattform ist das Antriebssystem eD-<br />

QDrive. Ausgelegt ist es auf Schiffe bis max. 40 m, die kontinuierlich<br />

nicht mehr als 2.400 kW brauchen. Wie Jost erläutert,<br />

ist eD-QDrive hoch integriert. Alles, was ein Antrieb<br />

braucht, ist in einem Gehäuse verbaut. Nach dem<br />

Plug-and-Play-Prinzip lässt sich das Antriebssystem auf der<br />

Werft »einfach« einbauen. Die Werft brauche am Heck lediglich<br />

ein Loch rein schneiden. Dafür bekommt sie eine<br />

Schablone. Mit nur zehn Schrauben werde der Antrieb<br />

dann hinter dem Heck angebracht. Dann müsse nur noch<br />

ein Stecker verbunden und ein Konfigurationslauf durchgeführt<br />

werden und schon kann das Schiff oder Boot losfahren,<br />

so Michael Jost.<br />

Der integrierte Antrieb ist sowohl für Neubauten auch als für<br />

Nachrüstung konzipiert. Letzteres setzt natürlich voraus, dass<br />

sich das Schiff vom Rumpf und Gewicht dazu eignet.<br />

Im Gehäuse verbaut, sind ebenfalls Temperatur- und Vibrationssensoren,<br />

die den Betrieb überwachen und bei Anomalien<br />

automatisch eine Mitteilung an eD-Tec senden. Das Unternehmen<br />

leitet es entsprechend an Eigner bzw. Werft weiter und<br />

schickt ein neues System auf den Weg. Das alte wird dann zurückgenommen<br />

und überholt.<br />

So zumindest die Idee. Der Antrieb ist zwar marktreif und<br />

wurde auch bereits auf den ersten Messen wie der METS in<br />

Amsterdam präsentiert. Aber die Erprobungen in der Praxis<br />

finden derzeit statt. Und zwar auf einem Probeboot, das auf<br />

einer südafrikanischen Werft gebaut wurde. Darauf wird das<br />

Antriebssystem ausgiebig erprobt wird und bei Bedarf nachgebessert.<br />

»Wir wollen der Welt zeigen, dass das System<br />

funktioniert. In der Theorie hat sich Konzept bewährt, jetzt<br />

muss es sich in der Praxis beweisen«, sagt Jost.<br />

36 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Ein grosser »Believer« der E-Mobilität<br />

– Silent Yachts – hat eD-Tec das Vertrauen<br />

ausgesprochen und startet in <strong>2023</strong><br />

mit dem Silent Speed 28 mit der Erweiterung<br />

seiner Modellpalette.<br />

Transformation beschleunigen<br />

Und wie soll es mit dem Start-up eDTec<br />

weitergehen? »Perspektivisch wollen wir<br />

kein Start-up bleiben. Wir suchen Investoren,<br />

die auch bereit sind, fünf oder<br />

zehn Millionen Euro zu investieren, um<br />

schneller zu transformieren. Wir sind in<br />

der Lage, unseren Cashflow zu bedienen.<br />

Aber so dauert die Transformation zu<br />

lange und führt dazu, dass wir relativ<br />

schnell viele Wettbewerber haben. Wenn<br />

wir jetzt schnell wachsen können, kriegen<br />

wir einen viel größeren Teil des Kuchens<br />

ab, als wenn wir langsam wachsen<br />

und der Wettbewerb mit uns wächst.<br />

Hier ist Geschwindigkeit im Hinblick auf<br />

das Investorenmanagement enorm wichtig,<br />

sagt Jost abschließend. Der Prototyp: Auf diesem Boot soll der Elektroantrieb ausgiebig getestet werden<br />

© eD-TEC.<br />

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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

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SCHIFFSTECHNIK<br />

Als der Bauauftrag vergeben wurde, hieß das neue<br />

Forschungsschiff noch »Ludwig Prandtl II«. Ende 2022 ist dann<br />

der finale Name – »Coriolis« – bekannt gegeben worden<br />

»Coriolis« ersetzt »Ludwig Prandtl«<br />

Eine Brennstoffzelle, die mit »pulverartigem« Wasserstoff gespeist wird. Membranen, die<br />

Schadstoffe aus den Dieselabgasen filtern. Das sind nur zwei Dinge, die in der Praxis an Bord<br />

des neuen Forschungsschiffes »Coriolis« eingesetzt und erforscht werden. Von Anna Wroblewski<br />

Als die Auftragsvergabe zum Bau des<br />

Schiffes im September 2022 bekannt<br />

gegeben wurde, trug das Schiff noch den<br />

Arbeitstitel »Ludwig Prandtl II«. In einem<br />

internen Ideenwettbewerb wurden<br />

die Mitarbeiter des Helmholtz-Zentrums<br />

Hereon – dem Auftraggeber des Schiffes<br />

– aufgefordert, einen neuen Namen für<br />

den Neubau zu suchen. Wie Hereon-<br />

Projektleiter Volker Dzaak berichtet,<br />

sind rund 68 Namen von den Kollegen<br />

eingereicht worden. Eine fünfköpfige Jury<br />

habe sich dann für den Namen des<br />

französischen Mathematikers und Physikers<br />

Gaspard Gustave de Coriolis entschieden.<br />

Die »Coriolis« wird nun auf der Lauenburger<br />

Hitzler Werft gebaut. Nur wenige<br />

Kilometer von dem in Geesthacht sitzenden<br />

Forschungszentrum entfernt. Bis<br />

zum Baubeginn war es aber ein langer<br />

Weg: »Mit dem Gedanken ein neues Forschungsschiff<br />

als Ersatz für die 1982 gebaute<br />

›Ludwig Prandtl‹ zu bauen, spielen<br />

wir schon seit 2<strong>01</strong>6«, so Dzaak. Zunächst<br />

habe man genau überlegt, was das Schiff<br />

können muss und zwei Machbarkeitsstudien<br />

durchführt. Und das sei keineswegs<br />

trivial gewesen. Denn so interdisziplinär<br />

wie das Hereon mit seinen verschiedenen<br />

Forschungsinstituten ist, so<br />

wird auch das Schiff. Unter dem Dach<br />

des Geesthachter Helmholtz-Zentrums<br />

forschen Wissenschaftler über Küsten,<br />

Gewässer, Materialien, Wasserstoff und<br />

vieles mehr. Viele der Forschungsgebiete<br />

werden sich auch an Bord wiederfinden.<br />

So wird die »Coriolis« über drei Labore<br />

verfügen: ein Nasslabor, ein Elektrolabor<br />

und ein Wasserstoffsystemlabor. Umfangreiches<br />

Equipment, beispielsweise<br />

zur Entnahme von Sedimenten, ergänzt<br />

die Ausstattung.<br />

Nachdem die Wissenschaftler definiert<br />

hatten, welche Eigenschaften das Schiff<br />

aufweisen muss, hat das Hereon zusammen<br />

mit dem Hamburger Planungsbüro<br />

für Schiffbau Technolog einen Ge-<br />

38 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

© Hereon/Hitzler Werft<br />

neralbauplan erstellt. Parallel dazu wurde<br />

die Klassifikationsgesellschaft DNV beauftragt,<br />

die Planungsunterlagen zu prüfen.<br />

Denn die »Coriolis« ist mit der Brennstoffzellentechnologie<br />

und einer besonderen<br />

Form der Wasserstoffspeicherung an Bord<br />

kein gewöhnliches Schiff von der »Stange«,<br />

für das es Standard-Regularien gibt. Die<br />

Klasse hat den Bauplan auf »Herz und Nieren«<br />

geprüft und mit einem »Approval in<br />

Principle« grünes Licht für das Forschungsschiff<br />

gegeben.<br />

vier Schiffbauer übrig geblieben. Am Ende<br />

des Wettbewerbs hat sich die Hitzler<br />

Werft aus Lauenburg durchgesetzt. Aber<br />

nicht, weil sie das günstigste Angebot abgegeben<br />

hatte, sondern das Beste, berichtet<br />

Volker Dzaak. Denn die Hereon-<br />

Wissenschaftler hatten im Vorfeld der<br />

Bauausschreibung ein Punktesystem entwickelt.<br />

Die Werft, die in diesem Punkteschema<br />

die meisten Übereinstimmungen<br />

vorweist, sollte den Zuschlag bekommen.<br />

Im September ging dann der Bauauftrag<br />

an die Hitzler Werft, für die es jetzt<br />

gilt, den Schiffsentwurf »mit Leben füllen«.<br />

Das heißt all die Komponenten –<br />

vom diesel-elektrischen Antrieb, über die<br />

Rohrleitungen, bis hin zu den Möbeln –<br />

einzukaufen und mit dem Bau zu beginnen.<br />

Die Kiellegung ist, Stand heute,<br />

für Mitte Februar geplant. Der jetzige Generalplan<br />

ist aber keineswegs »in Stein<br />

gemeißelt«. Mindestens alle zwei Wochen<br />

trifft sich die Werft gemeinsam mit<br />

den Wissenschaftlern von Hereon und<br />

weiteren Baubeteiligten zu sogenannten<br />

»Jour fixen«. Bei diesen Meetings wird<br />

dann der Baufortschritt besprochen und<br />

gegebenenfalls der Schiffsentwurf angepasst.<br />

Solche Anpassungen können erforderlich<br />

sein, wenn zum Beispiel eine<br />

Fachgruppe den Wunsch nach einer zusätzlichen<br />

Unterkunftskammer fordert<br />

oder wenn die Werft aus praktischen<br />

Überlegungen Änderungsvorschläge<br />

macht. »Technolog hat das Schiff neutral<br />

konstruiert. Jetzt passen wir das Schiff<br />

auf die technischen Möglichkeiten an«,<br />

sagt Marek Klimenko, Geschäftsführer<br />

der Hitzler Werft.<br />

Nach aktuellen Planungen wird der<br />

Neubau eine Länge von 29,9 m, eine Breite<br />

von 8 m, eine Durchfahrthöhe von<br />

6,5 m sowie einen Tiefgang von 1,7 m<br />

ausweisen. Die Besatzung wird aus zwei<br />

bis drei Personen bestehen, während<br />

zwölf Forschende gleichzeitig auf dem<br />

Schiff Platz finden. Diese können eine<br />

Laborfläche von rund 47 m2 und eine<br />

Fläche auf dem Arbeitsdeck von 70 m2<br />

nutzen. Die Maximalgeschwindigkeit<br />

wird 12,6 kn betragen, wobei der dieselelektrische<br />

Antrieb Leistung von 750 kW<br />

haben wird.<br />

»Coriolis« als Innovationsplattform<br />

Die »Coriolis« wird kein Forschungsschiff<br />

im herkömmlichen Sinne sein. Sie<br />

wird die Wissenschaftler also nicht nur<br />

von A nach B fahren und mit dem an<br />

Bord befindlichen Equipment die Entnahme<br />

von Proben etc. ermöglichen,<br />

sondern sie wird selbst zum Forschungsobjekt.<br />

An Bord des Schiffes kommt beispielsweise<br />

eine technische Lösung zum Einsatz,<br />

mit der Schadstoffe aus den Dieselmotoren<br />

minimiert werden können. Dies<br />

geschieht durch die Aufbereitung der Ladeluft<br />

mit speziellen Membranen, die von<br />

Vergabe nach Punkten<br />

2022 wurde das Forschungsschiff dann in<br />

einem europäischen Vergabeverfahren<br />

zum Bau ausgeschrieben. Der Haushaltausschuss<br />

des Bundestages hatte bereits<br />

zuvor die Unterstützung des Baus mit<br />

rund 13,5 Mio. € bewilligt.<br />

Wie Volker Dzaak erläutert, haben sich<br />

im erstem Teilnehmerwettbewerb daraufhin<br />

fünf Werften aus Deutschland<br />

und Europa beworben. Im zweiten<br />

Schritt, der Angebotsphase, seien dann<br />

Die »Coriolis« wird die Nord- und Ostsee sowie Flüsse erkunden. Dafür verfügt sie über<br />

entsprechendes Equipment an Bord, wie z.B. einen A-Frame am Heck<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

39


SCHIFFSTECHNIK<br />

© Hereon/Hitzler Werft<br />

Die »Coriolis« wird nicht nur ein Schiff, sondern eine Forschungsplattform. So wird an Bord der Einsatz von Metallhydriden getestet – eine Art<br />

»pulverförmiger« Wasserstoff, der in der Brennstoffzelle (im Bild, im vorderen Deck im Container untergebracht) zur Energieerzeugung verwendet wird<br />

Hereon-Mitarbeitern entwickelt werden.<br />

Zusätzlich soll auf der »Coriolis« Wasserstoff<br />

als Energieträger in Form von sogenannten<br />

Metallhydriden gespeichert<br />

Technische Daten<br />

Forschungsschiff »Coriolis«<br />

Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . 29,9 m<br />

Breite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 m<br />

Durchfahrtshöhe: . . . . . . . . 6,5 m<br />

Tiefgang: . . . . . . . . . . . . . . . 1,7 m<br />

Antrieb: . . . . dieselelektrisch mit<br />

750 kW; zusätzlich Brennstoffzelle<br />

Geschwindigkeit: . . . . . . . 12,6 kn<br />

Besatzung: . . max. drei Personen<br />

plus zwölf Forscher<br />

und die Nutzung des klimafreundlichen<br />

Gases etabliert werden. Dank der<br />

100 kW-Brennstoffzelle wird das neue<br />

Forschungsschiff auch in der Lage sein,<br />

emissionsfrei zu fahren. Ihre Energie<br />

wird dabei in ein Batteriesystem eingespeist,<br />

welches dann die Fahrmotoren antreibt.<br />

Wasserstoff in Pulverform<br />

In den mobilen Speichertanks, die in einem<br />

5-Fuss-Container an Deck untergebracht<br />

wird, kommt Wasserstoff zum Einsatz.<br />

Er wird aber nicht, wie man es üblicherweise<br />

kennt, in flüssiger oder gasförmiger<br />

Form auf dem Schiff gelagert,<br />

sondern in besonderen Metallpulvern gespeichert,<br />

sogenannten Metallhydriden.<br />

Und das ist eine Innovation, die ebenfalls<br />

von Hereon-Mitarbeitern entwickelt<br />

wird. Es handelt sich dabei, um ein Metallpulver,<br />

an das Wasserstoffatome –<br />

bildlich gesehen wie ein Schwamm – chemisch<br />

gebunden werden. Der Vorteil im<br />

Vergleich zum gasförmigen Wasserstoff<br />

ist unter anderem das kleinere Speichervolumen.<br />

So benötigen fünf Kilogramm<br />

Wasserstoff beispielsweise im gasförmigen<br />

Zustand einen Gasdrucktank<br />

mit einem Volumen von 140 l und einen<br />

Druck von 700 bar. Ein Metallhydridtank<br />

hingegen hat ein Volumen von nur 90 l<br />

und benötigt knapp 100 bar. An Bord eines<br />

Schiffes, wo es an Platz fehlt und jedes<br />

gesparte Kilogramm letztendlich zu weniger<br />

Brennstoffverbrauch führt, ist das ein<br />

deutlicher Vorteil. Ein weiteres Plus ist,<br />

dass das Metallhydrid zu nahezu 100 %<br />

recyclebar ist. An Bord der »Coriolis«<br />

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<strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

wollen die Wissenschaftler in Zusammenarbeit<br />

mit dem DLR-Institut für<br />

Maritime Energiesysteme unter anderem<br />

daran forschen, das Volumen des Metallhydrids<br />

weiter zu verkleinern.<br />

Im Auftrag der Umwelt<br />

Die »Coriolis« wird in flachen Flüssen,<br />

Mündungen und im offenen Meer unterwegs<br />

sein, insbesondere in Nord- und Ostsee.<br />

Mit ihrem Tiefgang von nur 1,70 m<br />

wird sie die Elbe runter bis nach Magdeburg<br />

fahren können. Auf ihren Fahrten<br />

wird sie unter anderem analysieren, welche<br />

Nähr- und Schadstoffe von den Flüssen ins<br />

Meer transportiert werden oder wie sich<br />

die Offshore-Windkraft auf die Umwelt<br />

auswirkt. Der Klimawandel als zentrales<br />

Thema wird interdisziplinär erforscht.<br />

Die Fertigstellung des Schiffes ist für<br />

das Jahr 2024 geplant. Dann soll die »Coriolis«<br />

in Betrieb gehen. Das jetzige Forschungsschiff<br />

»Ludwig Prandtl« wird außer<br />

Dienst gestellt und sollveräußert<br />

werden.<br />

Die Hitzler Werft, die in ihrer weit über<br />

130-jährigen Geschichte nicht nur viele<br />

Spezialschiffe, sondern mit der »Alejandro<br />

de Humboldt« und der »Alkor« auch<br />

schon Forschungsschiffe gebaut hat, freut<br />

sich auf dem Bau des Hereon-Schiffes:<br />

»Für die Hitzler Werft ist das Forschungsschiff<br />

mit der Brennstoffzellentechnologie<br />

an Bord das erste dieser Art.<br />

Wir können beim Bau der ›Coriolis‹<br />

wertvolle Erfahrungen sammeln, die wir<br />

auch bei anderen Bauprojekten künftig<br />

nutzen können«, sagt Werftchef Marek<br />

Klimenko.<br />

<br />

Helmholtz-Zentrum Hereon<br />

Das Helmholtz-Zentrum Hereon<br />

ist ein interdisziplinäres Forschungszentrum<br />

der Helmholtz-<br />

Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.<br />

Es wurde 1956<br />

als Gesellschaft für Kernenergieverwertung<br />

in Schiffbau und<br />

Schiffahrt gegründet, später in<br />

GKSS-Forschungszentrum Geesthacht<br />

umbenannt und firmierte<br />

von 2<strong>01</strong>0 bis 2021 unter dem<br />

Namen Helmholtz-Zentrum Geesthacht<br />

– Zentrum für Materialund<br />

Küstenforschung GmbH<br />

(HZG). Sein Hauptsitz ist in Geesthacht<br />

Das Forschungszentrum<br />

wird vom Bund (90%) und den<br />

Ländern Schleswig-Holstein,<br />

Niedersachsen, Hamburg und<br />

Brandenburg (zusammen 10 %)<br />

finanziert. Es sind dort etwa 750<br />

Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Der Auftraggeber Hereon und die Bauwerft treffen sich regelmäßig zur Besprechungen. Im Bild (v.l.):<br />

Torsten Fischer (Leiter Kommunikation), Marek Klimenko (Geschäftsführer Hitzler), Volker Dzaak<br />

(Projektleiter) und Kai Klimenko (Geschäftsführer Hitzler)<br />

© Wroblewski<br />

Hitzler Werft<br />

Die in Lauenburg sitzende Werft<br />

baut seit über 130 Jahren Schiffe.<br />

Mehr als 800 Neubauten – vom<br />

Schlepper, über Eisbrecher und<br />

Arbeitsschiffe hin zu Binnenschiffen<br />

und Spezialschiffen –<br />

sind dort im Laufe der Jahre entstanden.<br />

Die Werft verfügt über<br />

ein eigenes Konstruktionsbüro.<br />

Sie bietet ebenfalls Reparaturen<br />

und Umbauten an. Dafür stehen<br />

der werfteigenen Reparatursparte<br />

130 m sowie 85 m lange Slipanlagen<br />

zur Verfügung.<br />

HGK Shipping<br />

wünscht Ihnen ein<br />

frohes Neues Jahr!<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

41


SCHIFFSTECHNIK<br />

Halbe Fahrzeit, null CO2<br />

Von Norddeich nach Norderney in der Hälfte der Zeit und ohne CO2-Emissionen – das soll<br />

der E-Kat ermöglichen, den die Reederei Norden-Frisia bei der Werftgruppe Damen bestellt<br />

hat. Nach Ablieferung wird es das erste rein elektrische Seeschiff in Deutschland sein<br />

Seinen Dienst soll der Elektro-Katamaran im Mai 2024 aufnehmen<br />

© Norden-Frisia/Damen<br />

Die AG Reederei Norden-Frisia setzt<br />

im Rahmen ihres Nachhaltigkeitskonzeptes<br />

voll auf elektrischen Antrieb.<br />

Erstes Projekt ist ein E-Katamaran, der<br />

zwischen Norddeich und Norderney eingesetzt<br />

werden soll. Dazu hat die Reederei<br />

mit der Damen Shipyards Group in<br />

Norddeich nun einen Vertrag für den<br />

Bau des ersten rein elektrischen Katamarans<br />

(E-Kat) unter deutscher Flagge abgeschlossen.<br />

Dienstbeginn für das E-Kat mit Alurumpf<br />

soll Mai 2024 sein, dann kann es<br />

bis zu 150 Fahrgäste hin und her befördern.<br />

Norden-Frisia plant, das Schiff vor<br />

allem in der Hauptsaison einzusetzen,<br />

mit acht Fahrten zur Insel Norderney.<br />

Die Fahrzeit für die elf Kilometer Strecke<br />

zur Insel soll nur 30 Minuten betragen. In<br />

Norddeich zurück wird der E-Kat in<br />

rund 28 Minuten vollgeladen, bereit für<br />

die nächste Tour.<br />

Bei der Reederei Norden-Frisia ist die<br />

Vorfreude groß: »Ein tolles Projekt, bei<br />

fast halbierter Fahrzeit keinen<br />

CO 2<br />

-Ausstoß zu verursachen. Unser<br />

langfristiges Ziel ist es, einen geschlossenen<br />

Kreislauf aus Stromproduktion<br />

und -verbrauch zu schaffen«,<br />

sagt Reedereivorstand Carl-Ulfert Stegmann.<br />

Die Maßnahmen für eine autarke<br />

Energiegewinnung befinden sich in<br />

der Umsetzung. So entstehen momentan<br />

in Norddeich Parkflächen, die mit<br />

Photovoltaikanlagen überdacht sind.<br />

Alle weiteren Gebäude des Unternehmens<br />

werden ebenfalls auf ihre PV-<br />

Eignung geprüft und dann entsprechend<br />

ausgestattet.<br />

Fürs Wattenmeer konzipiert<br />

Die Damen Werft sieht den Auftrag aus<br />

Ostfriesland ebenfalls als Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie:<br />

»Gemeinsam mit internationalen<br />

Partnerunternehmen entwickeln<br />

wir derzeit eine Reihe von Zero-<br />

Emission Marinesystemen«, sagt Joschka<br />

Böddeling, Sales Manager bei der Damen<br />

Group. Der E-Kat für die Reederei Norden-Frisia<br />

sei eines dieser Projekte.<br />

Das Schnellschiff ist nach Vorgaben<br />

der Reederei Norden-Frisia speziell für<br />

den Einsatz im ostfriesischen Wattenmeer<br />

konzipiert. Mit einem Tiefgang von<br />

nur 1,20 m kann die Insel so auch bei<br />

niedrigen Wasserständen schnell erreicht<br />

werden, skizziert Michael Garrelts, technischer<br />

Inspektor bei der Norden-Frisia,<br />

einen wesentlichen Vorteil.<br />

Das 32,3 m lange Schiff erhält einen<br />

Antrieb durch zwei je 600 kW starke<br />

Elektromotoren, zwei elektrische Bugstrahlruder<br />

von je 75 kW helfen bei den<br />

Manövern. Die ausgelegte Geschwindigkeit<br />

liegt bei 19 kn. An Zuladung sind<br />

11.250 kg möglich.<br />

»Während des Betriebs des E-Kats und<br />

durch die Beladung mit unserem eigens<br />

über unsere Solardächer gewonnenen<br />

Stroms, gibt es im gesamten Ablauf keine<br />

CO 2<br />

-Emissionen. Wir setzen voll auf die<br />

autarke Energieerzeugung vor Ort« sagt<br />

Garrelts.<br />

42 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

Kürzere Ladezeit<br />

Dafür dass Fähren unter anderem in den<br />

Häfen von Norddeich und Norderney<br />

künftig schneller und effizienter mit<br />

Strom aufgeladen werden können, will<br />

das HYPOBATT-Projekt sorgen. Die<br />

Abkürzung steht für »Hyper powered<br />

vessel battery charging system«. Das<br />

Vorhaben, das Teil einer EU-weiten Horizon-Initiative<br />

ist, fokussiert sich auf<br />

die Entwicklung eines Megawatt-Ladestandards<br />

und Ladeinfrastruktur für<br />

Fähren in europäischen Häfen. An dem<br />

Projekt beteiligt, ist unter anderem das<br />

US-amerikanische Unternehmen Wabtec.<br />

Es arbeitet im Konsortium mit 18<br />

Partnern an einem 42-monatigem Projekt,<br />

das maritime Ladelösungen identifiziert,<br />

welche die Kontaktzeit, die Wartezeit<br />

und die Wartungskosten reduzieren<br />

sollen. Ziel des HYPOBATT-Projekts<br />

ist es, die Gesamteffizienz von<br />

Dient als Vorlage: der FerryCharger<br />

© Wabec<br />

Schnellladesystemen um 20 % zu verbessern.<br />

Im Rahmen des Projekts soll außerdem<br />

ein vollautomatisches und sicheres<br />

elektrisches Schiffsanschlusssystem<br />

entwickelt werden, mit dem die<br />

Schiffsbatterie bereits am Kai vollständig<br />

aufgeladen werden kann. Damit<br />

wollen die Beteiligten die Anschlusszeit<br />

auf weniger als 30 Sekunden, die Ladezeit<br />

um zehn Prozent und den Platz im<br />

Hafen für das Ladesystem um 20 % reduzieren.<br />

Darüber hinaus wollen die<br />

Projektpartner die Verfügbarkeit des Ladegeräts<br />

um 95 % und die Lebensdauer<br />

der Batterie um zehn Prozent verbessern.<br />

Das Konsortium wird die Technologie<br />

in den Häfen von Norddeich und Norderney,<br />

Deutschland, einführen. Die<br />

Tests werden auf einem Schiff der Reederei<br />

Norden-Frisia durchgeführt. Dieses<br />

Projekt soll dazu beitragen, Standards<br />

für ein modulares, schnelles und einfaches<br />

Multi-Megawatt-Ladesystem festzusetzen.<br />

Die Ladelösungen von Wabtec,<br />

wie FerryCHARGER, werden als Vorlage<br />

für das Projekt dienen. ga/AW<br />

Drei Fragen an …<br />

Olivier Kompaore<br />

Vize-PräsidentWabtec Charging & Power Transfer<br />

HYPOBATT-Projekt<br />

»In 30 Sekunden an Ladestation«<br />

Das HYPOBATT-Konsortium will effizientere<br />

Ladetechnologien in den Häfen<br />

Norderney und Norddeich einführen.<br />

Warum fiel die Wahl ausgerechnet auf<br />

die beiden Standorte?<br />

Olivier Kompaore: Bei der Verwirklichung<br />

solcher Projekte spielt die vorhandene<br />

Infrastruktur eine entscheidende<br />

Rolle. Es gibt nicht viele Fährverbindungen<br />

auf dem europäischen<br />

Festland, für die eine vollständige Elektrifizierung<br />

der neu gebauten Fähren bis<br />

zu diesem Zeitpunkt (bis 2024) bereits in<br />

Planung war. Darüber hinaus spielten<br />

auch äußere Umstände, wie unter anderem<br />

die Notwendigkeit eines schnellen<br />

Ladevorgangs und die Frequenz des<br />

Fährverkehrs, eine wichtige Rolle. Natürlich<br />

ist auch der Zeitplan für das Projekt<br />

essenziell. Europa hat sich ehrgeizige Ziele<br />

für die Reduktion der CO 2 -Emissionen<br />

gesetzt. Wir müssen deshalb jetzt mit<br />

dem Einsatz von innovativen und nachhaltigen<br />

Lösungen starten.<br />

Was genau soll dort installiert werden?<br />

Kompaore: In den beiden Häfen von Norderney<br />

und Norddeich wird ein modulares,<br />

schnelles und einfaches Multi-<br />

Megawatt-Ladesystem installiert. Hier ist<br />

auch ein innovativer und vollautomatischer<br />

Anschluss der Fähren integriert.<br />

Die Schnellladestation wird die<br />

Energieeffizienz des Ladevorgangs um<br />

20 %verbessern, dabei soll die Fähre innerhalb<br />

von 30 Sekunden nach dem Anlegen<br />

an die Ladestation angeschlossen werden.<br />

Die Anlage ist außerdem mit einem<br />

Energiemanagementsystem (EMS) ausgestattet,<br />

das sowohl an Land als auch auf<br />

dem Schiff funktioniert. Ein zentraler Bestandteil<br />

des Projekts ist die Entwicklung<br />

von Mechanismen, die die Flexibilität des<br />

Ladesystems im Zusammenspiel von<br />

Schiffsbauern, Dienstleistern, Häfen und<br />

involvierten Parteien voll ausschöpfen.<br />

Welche Rolle spielt die Norden-Frisia-<br />

Fähre in dem Projekt?<br />

Olivier Kompaore<br />

© Wabec<br />

Kompaore: Die Fährverbindung zwischen<br />

Norddeich und Norderney, die von<br />

der Reederei Norden Frisia betrieben<br />

wird, bietet ideale Voraussetzungen, um<br />

das Projekt zu realisieren. Die Reederei<br />

wird die zwei Häfen für Tests und für<br />

neue Prototypen zur Verfügung stellen.<br />

Gleichzeitig fördert die Reederei so den<br />

Umstieg auf elektrische Antriebe, um<br />

nachhaltigen Seeverkehr weiterzuentwickeln.<br />

Das Hypobatt-Projekt wird dabei<br />

mit neu gebauten Fähren durchgeführt,<br />

um notwendige Sicherheitsstandards<br />

beim Anschluss an die Ladesysteme<br />

zu garantieren. Gleichzeitig eignen<br />

sich die Fähren auch für andere notwendige<br />

Betriebssysteme.<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

43


SCHIFFSTECHNIK<br />

Emissionsarmes Verkehrssicherungsschiff<br />

Nach 29 Jahren im Dienst wurde das Verkehrssicherungsschiff »Grieth« durch die bei Bolle<br />

gebaute »Emmerich« ersetzt. Im Vergleich zum Vorgänger verfügt das neue Schiff über einen<br />

emissionsarmen dieselelektrischen Hybridantrieb<br />

Das Verkehrssicherungsschiff »Emmerich« bei der Beseitigung von Hindernissen an einer Wasserstraße<br />

© WSA Rhein<br />

Die Wasserstraße auf dem Rhein zwischen<br />

Xanten-Obermörmter und<br />

Kleve-Bimmen für Binnenschiffe verkehrssicher<br />

zu halten, zählt zu den<br />

Hauptaufgaben des Wasserstraßen- und<br />

Schifffahrtsamts (WSA) Rhein im Außenbezirk<br />

Emmerich. Konkret bedeutet<br />

dies, sowohl auf dem Wasser als auch auf<br />

dem Land Schifffahrtszeichen zu setzen,<br />

an dem sich die Schiffe orientieren können.<br />

Zum Arbeitsalltag gehört aber beispielsweise<br />

auch, den Fluss nach stürmischem<br />

Wetter von Treibgut zu befreien,<br />

Hindernisse aus der Wasserstraße zu<br />

bergen oder bei Schiffsunfällen die Havarieabwicklung<br />

zu koordinieren.<br />

Um diese Aufgaben auch weiterhin<br />

wirtschaftlich umzusetzen zu können,<br />

musste das Vorgängerschiff »Grieth«<br />

nach 29 Dienstjahren ersetzt werden. Abgelöst<br />

wurde das alte Verkehrssicherungsschiff<br />

(VSS) durch ein effizientes<br />

und umweltfreundliches Schiff.<br />

Die »Emmerich« verfügt über einen dieselelektrischen<br />

Antrieb und ein von Baumüller<br />

entwickeltes intelligentes Power-<br />

Management-System.<br />

Nach einer öffentlichen Ausschreibung<br />

bekam die Schiffswerft Bolle in Derben<br />

den Zuschlag zum Bau des neuen Schiffes.<br />

Diese beauftragte wiederum die Zoller<br />

GmbH aus Elmshorn mit der kompletten<br />

elektrotechnischen Ausrüstung. Während<br />

sich Zoller um die Bordnetz-Ausstattung<br />

kümmerte, übernahm die Baumüller Anlagen-Systemtechnik,<br />

in enger Zusammenarbeit<br />

mit allen Partnern, das<br />

komplette Engineering des Antriebssystems.<br />

Die Baumüller-Tochter lieferte<br />

dabei das dieselelektrische Antriebssystem,<br />

die Schaltschränke und die Software<br />

für das Energiemanagement an Bord.<br />

In den Bau der »Emmerich« floss neben<br />

dem Know-how der Lieferanten viel<br />

Erfahrung von Seiten des WSA Rhein<br />

und des Schiffsführers Rex Herentrey ein.<br />

Das Schiff dient deshalb auch als Prototyp<br />

für weitere Fahrzeuge des WSA<br />

Rhein.<br />

Effizienter Elektro-Antrieb<br />

Die »Emmerich« verfügt über ein dieselelektrisches<br />

Antriebssystem mit intelligentem<br />

Power-Management-System.<br />

Zwei Scania-Dieselgeneratoren mit einer<br />

Leistung von je 294 kW stellen den Strom<br />

für die beiden E-Antriebsmotoren, das<br />

Bugstrahlruder und die Bordelektronik<br />

bereit. Die Dieselmotoren wirken im Antriebssystem<br />

der »Emmerich« nur noch<br />

als Generatoren. Der Vorteil: Sie sind als<br />

solche nicht mehr den Leistungsspitzen<br />

44 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SCHIFFSTECHNIK<br />

ausgesetzt, wie es beim direkten Einsatz<br />

als Fahrantrieb der Fall wäre. Dadurch<br />

werden die Dieselmotoren stets im optimalen<br />

Wirkungsgrad betrieben und können<br />

von Anfang an kleiner ausfallen. Da<br />

die Dieselgeneratoren nur für die Stromerzeugung<br />

eingesetzt werden, sind sie zudem<br />

flexibel verortbar und müssen nicht<br />

am Schottel-Strang ansetzen. Diese Ortsunabhängigkeit<br />

sorgt im Maschinenraum<br />

für eine platzsparende Anordnung<br />

und gute Gewichtsverteilung im Schiff.<br />

Angetrieben wird das Verkehrssicherungsschiff<br />

über zwei Antriebspropeller,<br />

die von zwei Elektromotoren mit<br />

je 210 kW bewegt werden.<br />

Durch die Kombination der Dieselund<br />

Elektromotoren wird Brennstoff eingespart<br />

und damit auch Luftschadstoffe.<br />

Die »Emmerich« ist das erste dieselelektrische<br />

Verkehrssicherungsschiff in der<br />

Flotte des WSA Rhein, das die Abgasnorm<br />

der EU-Stufe 5 gemäß NRMM-<br />

Verordnung (Non-Road Mobile Machinery)<br />

für Binnenschiffe erfüllt.<br />

Auf der Stelle drehbar<br />

Das hybride Antriebskonzept der »Emmerich«<br />

bietet neben dem geringeren<br />

Schadstoffausstoß und der Treibstoffeinsparung<br />

noch einen weiteren Vorteil bei<br />

der Manövrierfähigkeit. Die zwei Ruderpropeller<br />

und das Bugstrahlruder werden<br />

durch Elektromotoren bewegt. Diese haben<br />

die Eigenschaft, im Gegensatz zu<br />

Dieselmotoren, unmittelbar auf Anpassungen<br />

bei Drehzahl und Drehmoment<br />

zu reagieren, was wiederum dem<br />

An- und Ablegen sowie dem Manövrieren<br />

zugutekommt. Das Fahrzeug kann<br />

somit problemlos in jede Richtung bewegt<br />

und auf der Stelle gedreht werden.<br />

Eine wichtige Eigenschaft im Arbeitsalltag<br />

des Verkehrssicherungsschiffes, das<br />

unter anderem bei der Bergung von<br />

Schifffahrtshindernissen aus dem Fahrwasser<br />

und in den Buhnenfeldern auf<br />

kleinem Raum beweglich sein muss.<br />

Zusätzlich reduziert die Laufruhe der<br />

Elektromotoren die Vibration und die<br />

Lärmbelastung, was das Arbeiten auf<br />

dem neuen Schiff für die Besatzung wesentlich<br />

angenehmer macht.<br />

Zulassung mit nur einem Diesel<br />

Ein technisches Highlight am Antriebskonzept<br />

der »Emmerich« ist das intelligente<br />

Power-Management-System,<br />

das die bedarfsgerechte Leistungsabgabe<br />

der Dieselgeneratoren regelt. Die Software<br />

dafür wurde eigens von Baumüller<br />

programmiert. Die Drehzahl der Motoren<br />

wird damit so angepasst, dass genau<br />

Der direkte Antrieb durch Elektromotoren ermöglicht eine gute Manövrierfähigkeit<br />

Die Dieselmotoren der »Emmerich« fungieren als Generatoren<br />

© Baumüller<br />

die Energie erzeugt wird, die das Schiff<br />

aktuell braucht. Dies bedeutet, dass das<br />

Fahrzeug beispielsweise in moderater<br />

Marschfahrt nur mit einem Generator<br />

angetrieben wird. Ist eine schnellere<br />

Fahrt nötig oder muss ein Manöver gefahren<br />

werden, schaltet sich sekundenschnell<br />

automatisch der zweite Generator<br />

zu. Die Software regelt das Zuschalten<br />

des zweiten Motors in einer Schnelligkeit,<br />

dass nicht permanent zwei Motoren laufen<br />

müssen und damit kein redundantes<br />

System erforderlich ist. Die »Emmerich«<br />

hat dank des smarten Power-<br />

Management-Systems die Zulassung bekommen,<br />

dass nur ein Dieselaggregat im<br />

Betrieb laufen muss. Dadurch konnte<br />

weiterer Kraftstoff einspart werden. Sollte<br />

in Not-Situationen schnell die maximale<br />

Leistung zur Verfügung stehen<br />

müssen, wird dies vom System erkannt<br />

und zur Verfügung gestellt.<br />

Weiterhin übernimmt das Power-<br />

Management-System die Synchronisation<br />

zum Landnetz, wenn das<br />

Schiff anlegt, so dass das Schiff mit Hilfe<br />

der Landstromanlage mit Energie versorgt<br />

wird und die dieselbetriebene<br />

Stromversorgung vom Bordnetz genommen<br />

werden kann. Es ist dabei so ausgeführt,<br />

dass auch weitere Energieträger,<br />

wie z.B. Batterie oder Brennstoffzelle hinzugefügt<br />

werden können.<br />

Informationen über den aktuellen Betriebsstatus<br />

aller Antriebe werden übersichtlich<br />

über einen Monitor am Steuerpult<br />

angezeigt. Der Schiffsführer ist so<br />

stets informiert und durch die Selbstregelung<br />

des Systems wird noch zusätzlich<br />

Energie und damit Kraftstoff eingespart.<br />

Autorin: Stefanie Lauterbach<br />

Baumüller Nürnberg GmbH<br />

© Baumüller<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

45


LOGISTIK<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Optimale Beladung dank künstlicher Intelligenz<br />

Im Bundesministerium für Digitales und Verkehr wurden den Projekt-Teilnehmern die Förderurkunden für das KIBA-Vorhaben überreicht<br />

© Kombiverkehr<br />

AM STÄRKSTEN<br />

FLUSS.<br />

ÜBER DEN RHEIN ANS ZIEL<br />

CLEVER KOMBINIERT<br />

WWW.RHEINCARGO.COM<br />

Ein neues Digitalisierungsprojekt im Kombinierten Verkehr soll<br />

die Zuordnung zwischen intermodalen Ladeeinheiten und Bahnwagen<br />

beschleunigen. Mit Hilfe geeigneter Berechnungsverfahren<br />

und unter Einsatz von Methoden aus dem Bereich der<br />

Künstlichen Intelligenz (KI) soll die Verladung der Ladeeinheiten<br />

auf die Bahnwagen optimiert werden. Gestartet ist das Projekt<br />

»KIBA«, dessen Projekttitel für »Künstliche Intelligenz und diskrete<br />

Beladeoptimierungsmodelle zur Auslastungssteigerung im<br />

Kombinierten Verkehr« steht, Anfang September 2022. Ende des<br />

vergangenen Jahres überreichte Bundesminister Volker Wissing<br />

im Bundesministerium für Digitales und Verkehr in Berlin dem<br />

Projektteam die Förderurkunde und wünschte einen erfolgreichen<br />

Start in das von seinem Ministerium über die Laufzeit<br />

von drei Jahren im Rahmen der Innovationsoffensive Künstliche<br />

Intelligenz in der Mobilität mit insgesamt 2,34 Mio. € geförderten<br />

IT-Projekt. Beteiligt sind neben dem Projektkoordinator Kombiverkehr<br />

Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr<br />

mbH & Co. KG auch die Projektpartner Technische Universität<br />

Darmstadt, Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße<br />

(DUSS) mbH, Goethe-Universität Frankfurt, VTG Rail Europe<br />

GmbH, INFORM GmbH und KombiConsult GmbH.<br />

Der kontinentale Kombinierte Verkehr ist durch eine große<br />

Heterogenität der Ladeeinheitentypen und der eingesetzten<br />

Bahnwagen gekennzeichnet. Die große Herausforderung bestehe<br />

deshalb darin, eine gültige und nach verschiedenen Zielgrößen<br />

optimierte Zuordnung zwischen den Ladeeinheiten und den<br />

Bahnwagen zu ermitteln. Hierbei spielen neben den statischtechnischen<br />

Charakteristika der Sattelanhänger, Container und<br />

Wechselbehälter in ihren unterschiedlichen Bauarten und Bahnwagen<br />

auf der einen Seite auch veränderliche Parameter, wie das<br />

tatsächliche Gewicht und die Art der Zuladung sowie der Fahrplan,<br />

auf der anderen Seite eine bedeutende Rolle. Projektziel ist,<br />

dass jede Anfrage zur Verladung einer Ladeeinheit innerhalb<br />

kürzester Zeit einen Vorschlag für eine optimale Platzierung der<br />

Ladeeinheit auf einer eingesetzten Wagengarnitur erhält, und das<br />

bereits zu einem Zeitpunkt, bevor alle Informationen darüber<br />

vorliegen, welche weiteren Ladeeinheiten für dieselbe Start-/Zielrelation<br />

bis zur Abfahrt noch im Versandterminal eintreffen werden.<br />

Die durch KI unterstützte Beladeoptimierung soll die Kapazitätssteuerung<br />

der Intermodal-Operateure mit ihren umfangreichen<br />

Netzwerken weiter voranbringen.<br />

<br />

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46 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


LOGISTIK<br />

Ikea liefert jetzt auch per Binnenschiff<br />

Seit Dezember liefert das schwedische Unternehmen in Container verpackte Möbel über<br />

die Seine direkt nach Paris. Damit sollen Transporte umweltfreundlich von der Straße auf<br />

das Wasser verlagert und der CO2-Fußabdruck des Unternehmens verringert werden<br />

Erstmals sind Mitte Dezember Ikea-<br />

Möbel in Containern mit dem gelbblauen<br />

Ikea-Logo auf ein Binnenschiff<br />

verladen worden. Über die Seineging es<br />

vom Hafen Gennevilliers (Hauts-de-<br />

Seine), wo sich das Lager des schwedischen<br />

Möbel-Herstellers befindet, auf<br />

dem Wasser bis zum Hafen Bercy im 12.<br />

Arrondissement von Paris befördert worden.<br />

Lediglich der »letzte Kilometer« wird<br />

jetzt noch auf der Straße zurückgelegt,<br />

das allerdings mit einem Elektro-Lkw.<br />

Kümftig werden online bestellte Sofas,<br />

Lampen und andere Einrichtungsgegenstände<br />

auf dem Wasserweg reisen, um in<br />

die Wohnzimmer der Pariser zu gelangen.<br />

»Wir sind der erste Einzelhändler,<br />

der die Seine nutzt, um seine<br />

Endkunden zu beliefern«, sagt Emma<br />

Recco, Direktorin für Strategie und Entwicklung<br />

bei Ikea Frankreich.<br />

Die Reise der Container dauert drei bis<br />

vier Stunden. Jeden Morgen ab 7 Uhr<br />

werden die von den Kunden bestellten<br />

Pakete von Elektrofahrzeugen abgeholt,<br />

und direkt bis an die Haustür geliefert.<br />

Die Fahrt mit dem Binnenschiff über die<br />

Seine erspart 300.000 km an Lkw-<br />

Fahrten pro Jahr«, erklärt Recco.<br />

Der Online-Verkauf fällt bei Ikea immer<br />

stärker ins Gewicht: Während er<br />

2<strong>01</strong>9 rund 10 % des Umsatzes der Marke<br />

ausmachte, deckt er inzwischen 20 % ab.<br />

Die neue Liefermethode soll das Kundenerlebnis<br />

verbessern, indem sie die<br />

Lieferzeiten verkürzt und die Zeitfenster<br />

für die Übergabe zuverlässiger macht,<br />

versprechen die Vertreter des Einzelhandelsunternehmens.<br />

Gleichzeitig sinkt<br />

der CO2-Fußabdruck des Unternehmens.<br />

Durch die Transporte per Binnenschiff<br />

wird pro transportierter Tonne bis zu<br />

fünfmal weniger CO2 weniger ausgestoßen<br />

als im Straßenverkehr.<br />

Das an sieben Tagen in der Woche eingesetzte<br />

Binnenschifffahrtssystem soll noch<br />

an Fahrt gewinnen. Denn künftig sollen<br />

täglich 35 Container im Hafen von Bercy<br />

ankommen. »Das entspricht 455 Kunden,<br />

die pro Tag beliefert werden«, schätzt<br />

Strategie-Direktorin Recco. »Wir stehen<br />

erst am Anfang eines neuen Logistiksystems<br />

in der Region Île-de-France«,<br />

sagt Stéphane Raison, Generaldirektor<br />

von Haropa Port, der die Hafenlogistik<br />

für diesen neue Shuttle-Dienst übernommen<br />

hat.<br />

Das System soll über die aktuelle Zielregion<br />

hinaus ausgeweitet werden. »Wir<br />

sind dabei, das Potenzial der Seine und<br />

der künftigen Belieferung von dicht besiedelten<br />

Großstädten zu entdecken«,<br />

kündigte Pierre Rabadan, stellvertretender<br />

Bürgermeister von Paris, bereits<br />

an. Zunächst soll bis 2026 eine neue<br />

Flussverbindung vom Hafen Limay (Yvelines)<br />

aus eingerichtet werden, wo sich<br />

ein weiteres Logistiklager des Inneneinrichtungsriesen<br />

Ikea befindet. RD<br />

Per Container gehen die Ikea-Bestellungen über die Seine direkt nach Paris<br />

© Ikea<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

47


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

Bremen bleibt in der Nordrange zurück<br />

Ernüchternd endet in den Weser-Häfen ein »Multi-Krisen-Jahr«. Der Güterumschlag sackt<br />

um 7,4 % ab, an den Containerterminals sind es -8,5 %. Auch das Autoterminal hat zu<br />

kämpfen. Ein Ausbau der Kajen und ein CO2-Terminal sollen den Erfolg zurückbringen<br />

Der Containerumschlag in Bremerhaven ging im vergangenen Jahr um -8,5% zurück<br />

Die bremischen Häfen bleiben in diesem<br />

Jahr deutlich hinter der Konkurrenz<br />

aus den Westhäfen, aber auch<br />

hinter Hamburg zurück. 64,5 Mio. t gingen<br />

über die Kajen in Bremen und Bremerhaven,<br />

das ist ein Minus von 7,4 % gegenüber<br />

dem Vorjahr. Im Containerumschlag<br />

fallen die Einbußen mit -8,1%<br />

(4,6 Mio. TEU) sogar noch schmerzhafter<br />

aus. Auch der Automobilumschlag<br />

schwächelt: 1,6 Mio. Fahrzeuge hat die<br />

BLG Logistics in dem noch laufenden<br />

Jahr verladen, ein Rückgang von -4,4%<br />

im Jahresvergleich.<br />

Bei den konventionellen Gütern hätten<br />

sich vor allem der Ukraine-Krieg und die<br />

nachfolgenden Sanktionen gegen Russland<br />

ausgewirkt, berichtete Bremens Häfensenatorin<br />

Claudia Schilling. Während<br />

2<strong>01</strong>9 noch 650.000 t Kohle und 914.000 t<br />

an flüssigen Mineralölerzeugnissen importiert<br />

worden seien, waren es nach den<br />

ersten zehn Monaten dieses Jahres nur<br />

noch 1<strong>01</strong>.000 t Kohle und 311.000 t Flüssiggüter.<br />

Die Zahlen sind deutlich schlechter als<br />

in den Konkurrenzhäfen zwischen Hamburg<br />

und Le Havre (Nordrange). Nach<br />

dem 3. Quartal lag der Rückgang in<br />

Hamburg im Gesamtumschlag bei -4,3%<br />

und bei Container bei -2,7%. Rotterdam<br />

hatte ein Minus von -4,4% angegeben,<br />

Antwerpen von rund -5%. Beide Westhäfen<br />

hatten aber den Gesamtumschlag<br />

leicht steigern können.<br />

BLG-Chef Frank Dreeke erklärte die<br />

schrumpfende Containermenge vor allem<br />

damit, dass die beiden Hauptkunden<br />

Maersk und MSC bei insgesamt sinkender<br />

Transportmenge bevorzugt ihre eigenen<br />

Terminals in den Westhäfen statt<br />

Bremerhaven angesteuert hätten. Er ist<br />

es, der von einem Multi-Krisen-Jahr<br />

spricht und dabei neben dem Ukraine-<br />

Krieg und die Corona-Auswirkungen<br />

vornehmlich in China auch das globale<br />

Nachlassen der Nachfrage, steigende<br />

Kosten, gestörte Lieferketten und Produktionsprobleme<br />

bei vielen Kunden der<br />

BLG meint.<br />

Das Land Bremen will zusammen mit<br />

dem Terminalbetreiber und der Hafengesellschaft<br />

bremenports mit Investitionen<br />

dem Rückgang entgegenwirken und auf<br />

einen Wachstumspfad zurückkehren,<br />

kündigte Senatorin Schilling an. Dafür<br />

stünden in den kommenden zehn Jahren<br />

500 Mio. € bereit, der Ausbau der Containerterminals<br />

CT I bis IIIa ist darin noch<br />

nicht enthalten. Auf 2,8 km Länge sollen<br />

die Kajen an der Stromkaje mit neuen<br />

Spundwänden verstärkt werden, um größere<br />

Containerbrücken aufnehmen und<br />

mehr Umschlag bewältigen zu können.<br />

Derzeit wird die Columbus-Kaje für<br />

Kreuzfahrtschiffe (80 Mio. €) neu gebaut.<br />

Die Erneuerung der Westkaje im Kaiserhafen<br />

III (32,7 Mio. €), der Kaje 66<br />

(17, Mio. €) und des Kalihafens seien bereits<br />

abgeschlossen.<br />

Jetzt soll eine Potenzialanalyse ausloten,<br />

wie der südlichen Fischereihafen in<br />

Bremerhaven sowohl für den Offshore-<br />

Umschlag als auch als künftiger Umschlag-Hub<br />

für Wasserstoff und seine<br />

Derivate genutzt werden könnte. Für den<br />

Neustädter Hafen auf stadtbremischem<br />

Gebiet soll ein CO2-Terminal entstehen,<br />

um mittels CCS-Technologie Carbon<br />

Capture and Storage) umschlagen und<br />

per Seeschiff abtransportieren zu können.<br />

Noch im ersten Quartal <strong>2023</strong> soll im<br />

Auftrag von bremenports eine Machbarkeitsstudie<br />

vorgelegt werden. KF<br />

© bremenports<br />

48 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

E4PORTS | RAMBOLL<br />

Studie fordert mehr Anstrengungen für klimafreundlichen Hafenbetrieb<br />

Hersteller wie Terberg setzen bereits auf Elektro- und sogar Wasserstoff-Modelle an den Terminals<br />

Eine aktuelle Studie zu alternativen Antrieben<br />

für Hafenumschlaggeräte hat zum<br />

ersten Mal systematisch den Bestand an<br />

Hafenumschlaggeräten nach Gerätetypen<br />

in See- und Binnenhäfen erfasst und dabei<br />

auch die CO2-Emissionen im Status quo<br />

ermittelt.<br />

Demnach wurden im Jahr 2021 durch<br />

die betrachteten Hafenumschlaggeräte in<br />

den deutschen Seehäfen etwa 155 Mio. kg<br />

CO2 und in den deutschen Binnenhäfen<br />

etwa 12 Mio. kg pro Jahr emittiert. Etwa<br />

70 % des gesamten Schadstoffausstoßes<br />

sind auf dieselbetriebene Van / Straddle<br />

Carrier zurückzuführen – Tendenz steigend.<br />

Werden die genutzten Geräte nicht<br />

durch klimafreundliche Varianten ersetzt,<br />

würden die Gesamtemissionen bis 2040<br />

auf ca. 210 Mio. kg pro Jahr ansteigen.<br />

Die Studie »Alternative Antriebe für<br />

Hafenumschlaggeräte (AAHa)« wurde im<br />

Rahmen des e4ports-Hafennetzwerks<br />

durch die NOW beauftragt, von Ramboll<br />

durchgeführt und von der AAHa AG des<br />

e4ports Netzwerkes begleitet. Die Mittel<br />

kommen sowohl aus dem Nationalen Innovationsprogramm<br />

Wasserstoff- und<br />

Brennstoffzellentechnologie (NIP 2) als<br />

auch aus der Förderrichtlinie Elektromobilität<br />

des Bundesverkehrsministeriums<br />

(BMDV). Beide Förderrichtlinien<br />

werden von der NOW GmbH<br />

koordiniert und durch den Projektträger<br />

Jülich (PtJ) umgesetzt.<br />

Im zweiten großen Arbeitspaket der Studie<br />

wurde die Verfügbarkeit und technologische<br />

Reife von alternativen Antriebstechnologien<br />

untersucht. Zurzeit gibt es demnach<br />

noch kein ausreichend skaliertes und<br />

marktdurchdringendes Angebot an Alternativen.<br />

Keine der relevanten Gerätetyp-<br />

Antriebs-Kombinationen erzielt eine höhere<br />

Gesamtwertung als der Diesel-Benchmark.<br />

Um eine CO2-Neutralität bis 2040<br />

zu erreichen, bedarf es einer technologischen<br />

Weiterentwicklung und einer<br />

deutlichen Verbesserung der Kostensituation<br />

gegenüber herkömmlichen Antrieben.<br />

Angesichts des Altersprofils der<br />

Flotte und der plausiblen Nutzungsdauer<br />

je Gerätetyp muss vor allem schnell eine<br />

größere Bandbreite alternativer Antriebstechnologien,<br />

nicht nur, aber insbesondere<br />

für Van und Straddle Carrier und Reach -<br />

stacker entwickelt werden, heißt es. <br />

© Terberg<br />

NEUE APP<br />

Den Hafen immer in der Tasche<br />

Welcher Containerriese ist gerade vorbeigefahren?<br />

Wie heißt das Terminal, wo<br />

es anlegt? Fragen, auf die im Hamburger<br />

Hafen eine App jetzt sofort eine Antwort<br />

parat hat. In der »Port of Hamburg App«<br />

können Interessierte sich neben den<br />

Schiffsnamen auch weitere technische<br />

Daten anzeigen lassen wie Länge, Breite<br />

oder Kapazität. Ferner sind darin Infos<br />

zu den Hafenanlagen und vielen Betrieben<br />

zu finden.<br />

Die App von Hafen Hamburg Marketing<br />

zeigt über die Funktion »Hafen live«,<br />

was sich in der Hafen-Umgebung der<br />

Nutzer befindet. Wird das Smartphone<br />

beispielsweise in Richtung eines Schiffes<br />

gehalten, wird dieses identifiziert und die<br />

Funktion stellt den Namen in einer sogenannten<br />

Augmented-Reality dar. Per<br />

Klick erhalten Nutzer weitere Schiffsinformationen<br />

und Fotos. Auch die Terminals<br />

und die im Hafen ansässigen Firmen<br />

werden über »Hafen live« angezeigt.<br />

Diese Funktion ist<br />

nur eine von acht in<br />

der neuen Port of<br />

Hamburg App. Von<br />

der kleinen Barkasse<br />

bis zum Mega-<br />

Containercarrier –<br />

über 20.000 Schiffe<br />

sind mit Bildern<br />

und Detailinformationen<br />

in<br />

der Schiffsdatenbank<br />

hinterlegt.<br />

Die App zeigt<br />

auch die erwarteten<br />

Schiffe der kommenden<br />

48 Stunden. Die Segelliste der<br />

Kreuzfahrtschiffe beinhaltet sogar die<br />

Anläufe für das gesamte aktuelle Jahr. Eine<br />

virtuelle Reise durch den Hafen ermöglicht<br />

der »Hafenplan«, hier werden<br />

alle Terminals und die Schiffe, die sich<br />

aktuell im Hafen befinden, angezeigt.<br />

Die Datenbank »Liniendienste«<br />

beinhaltet<br />

alle Schiffsverbindungen<br />

zwischen<br />

Hamburg und etwa<br />

1.000 Häfen weltweit. Die<br />

Intermodaldatenbank<br />

wiederum enthält eine<br />

Übersicht der regelmäßigen<br />

Zugverbindungen<br />

und Binnenschiffsverkehre<br />

via Hamburg aufgeführt.<br />

Alle, die sich für die neuesten<br />

Nachrichten rund um den<br />

Hamburger Hafen und die<br />

maritime Wirtschaft interessieren,<br />

werden in der neuen<br />

App ebenfalls fündig. Zudem bietet sie eine<br />

umfängliche Mediathek mit vielen Videos<br />

und Info-Materialien. Damit Hafen-<br />

Fans zukünftig nichts mehr verpassen,<br />

lassen sich für verschiedene Bereiche<br />

Push-Benachrichtigungen einstellen. <br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

49


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

Erstes deutsches LNG-Terminal in Betrieb<br />

Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hat die »Höegh Esperanza« Ende 2022 am neuen<br />

Anleger in Wilhelmshaven festgemacht. Das Schiff ist das Herzstück des ersten deutschen<br />

LNG-Terminals<br />

Kosten für die schwimmenden LNG-Terminals<br />

auf bis zu 9,7 Mrd. € für den Zeitraum<br />

von 2022 bis 2038. Zusätzlich sollen<br />

bis 2026 drei feste Terminals an Land<br />

gebaut werden – in Wilhelmshaven, Stade,<br />

Brunsbüttel. Die Jahreskapazität aller<br />

Anlagen soll zusammen bei 73 Mrd. m3<br />

liegen, heißt es.<br />

Die »Höegh Esperanza« liefert erstes LNG in Wilhelmshaven ab<br />

Neben Polizeihubschrauber und Dutzenden<br />

kleineren und größeren<br />

Booten der Wasserschutzpolizei, die die<br />

»Höegh Esperanza« teils mit Blaulicht eskortiert<br />

haben, waren auch Spezialeinsatzkräfte<br />

vor Ort. Dutzende Schaulustige<br />

verfolgten vom Außenhafen des Küstenortes<br />

Hooksiel aus das Anlegemanöver.<br />

Einen Tag darauf kamen Bundeskanzler<br />

Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister<br />

Robert Habeck (Grüne)<br />

und Niedersachsens Ministerpräsident<br />

Stephan Weil (SPD) zur offiziellen Eröffnung<br />

des ersten deutschen LNG-<br />

Terminals.<br />

Am 22. Dezember ist dann zum ersten<br />

Mal Gas vom Terminal aus ins deutsche<br />

Netz eingespeist worden. Die 294 m lange<br />

und 46 m breite »Höegh Esperanza«<br />

hatte bereits rund 170.000 m3 LNG an<br />

Bord, das im spanischen Sagunta geladen<br />

wurde. Künftig soll sie als FSRU (Floating<br />

Storage und Regasification Unit) fest am<br />

neu gebauten Anleger vertäut bleiben<br />

und dort von Tanker angeliefertes, verflüssigtes<br />

Erdgas wieder in den gasförmigen<br />

Zustand zurückführen und ins<br />

Netz an Land einspeisen.<br />

Nach Angaben aus dem Bundeswirtschaftsministerium<br />

soll die »Höegh Esperanza«<br />

etwa 5 Mrd. m3 LNG pro Jahr<br />

regasifizieren. Das entspricht rund 6 %<br />

des deutschen Gasbedarfs. In Deutschland<br />

wurden pro Jahr zuletzt rund<br />

96 Mrd. m3 verbraucht. Eine 30-köpfige<br />

Besatzung soll dauerhaft auf dem Schiff<br />

arbeiten.<br />

Fünf Terminals geplant<br />

Bundesweit sollen insgesamt fünf<br />

schwimmende LNG-Terminals entstehen.<br />

Neben Wilhelmshaven sollen sie<br />

in Stade, Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern)<br />

und Brunsbüttel (Schleswig-<br />

Holstein) stationiert werden. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />

beziffert die<br />

© NPorts<br />

Festes Terminal kommt<br />

Die drei Unternehmen Uniper, TES und<br />

Niedersachsen Ports haben am Rande<br />

der Eröffnungsfeier am ersten deutschen<br />

LNG-Terminal eine Vereinbarung für ein<br />

festes Terminal in Wilhelmshaven unterzeichnet.<br />

Der Plan sieht vor, künftig<br />

2,6 Mio. t »grünes« Ammoniak pro<br />

Jahr zu importieren. Mit dieser Umschlagkapazität<br />

und der in Wilhelmshaven<br />

geplanten 1-GW-Elektrolyse-<br />

Anlage zur Wasserstofferzeugung könnten<br />

rund 300.000 t »grüner« Wasserstoff<br />

geliefert werden. Das entspricht<br />

10 %-20% des für 2030 erwarteten Bedarfs<br />

in ganz Deutschland, teilte N-Ports<br />

mit.<br />

Dafür soll eine komplett neue Hafeninfrastruktur<br />

mit mindestens sechs Liegeplätzen<br />

für Tanker entstehen, die sowohl<br />

den eNG-Lieferanten TES als auch den<br />

Gasversorger Uniper beliefern sollen. TES<br />

plant die Inbetriebnahme der Hafenanlagen<br />

bereits im Jahr <strong>2023</strong>. 2026 soll<br />

dann die erste Ausbaustufe des Importterminals<br />

in Europa fertiggestellt sein.<br />

Das Terminal soll eine Kapazität für bis<br />

zu 20 Mio. t LNG (verflüssigtes, fossiles<br />

Erdgas) und eNG (dekarbonisiertes Bio-<br />

Gas) haben. TES will zum Jahreswechsel<br />

2025/2026 mit dem Import des ersten<br />

eNG beginnen und die Lieferungen bis<br />

2030 auf 5 Mio. t erhöhen.<br />

Diese neue Anlegestelle vor dem Voslapper<br />

Groden wird geschätzt 500 Mio. €<br />

kosten – die Finanzierung ist noch offen.<br />

Mit dieser Investition in eine CO 2<br />

-freie<br />

Wasserstoffwirtschaft und Import-<br />

Terminals für grüne und dekarbonisierte<br />

Gase könne Wilhelmshaven zur größten<br />

Energiedrehscheibe Deutschlands werden,<br />

heißt es bei NPorts.<br />

RD<br />

50 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />

Fördermittel für CO 2 -Exportanlage<br />

Air Liquide, Fluxys Belgium und der Port of Antwerp-Bruges erhalten EU-Fördermittel für<br />

den Bau des Antwerp@C CO 2<br />

Export Hub. Damit sollen der Transport, die Verflüssigung<br />

und die Verladung von CO 2<br />

auf Schiffe zur dauerhaften Offshore-Lagerung ermöglicht werden<br />

Die EU-Kommission hat angekündigt,<br />

dass sie Air Liquide, Fluxys<br />

und dem Port of Antwerp-Bruges im<br />

Rahmen des Förderprogramms Connecting<br />

Europe Facility for Energy<br />

(CEF-E) 144,6 Mio. € zur Verfügung<br />

stellen wird. Die Mittel sind für den Bau<br />

gemeinsamer CO 2<br />

-Transport- und Exportanlagen<br />

auf der Antwerpener Hafenplattform<br />

bestimmt. Die Gewährung<br />

des Zuschusses ist ein wichtiger Schritt<br />

auf dem Weg zur endgültigen Investitionsentscheidung,<br />

die für das Jahr<br />

<strong>2023</strong> erwartet wird.<br />

Das Projekt mit dem Namen »Antwerp@C<br />

CO 2<br />

Export Hub« ist eine frei<br />

zugängliche Infrastruktur für den Transport,<br />

die Verflüssigung und die Verladung<br />

von CO 2<br />

auf Schiffe zur dauerhaften<br />

Offshore-Lagerung. Das an den<br />

Standorten der Industrieunternehmen<br />

auf der Antwerpener Hafenplattform<br />

abgeschiedene CO 2<br />

wird gesammelt und<br />

über ein frei zugängliches Pipelinenetz<br />

innerhalb des Hafens transportiert. Es<br />

wird einen gemeinsamen Verflüssigungs-<br />

und Exporthafenterminal<br />

gebaut, der eine CO 2<br />

-Verflüssigungsanlage,<br />

Pufferspeicher und Schiffsladeeinrichtungen<br />

für den grenzüberschreitenden<br />

Transport umfasst. Dieses<br />

innovative Projekt wird eine der ersten<br />

und größten multimodalen frei zugänglichen<br />

CO 2<br />

-Exportanlagen der Welt<br />

sein.<br />

Im Rahmen des Projekts beabsichtigen<br />

Air Liquide und Fluxys ein<br />

Joint Venture für den Bau und den Betrieb<br />

des CO 2<br />

-Verflüssigungs- und Exporthafenterminals<br />

zu gründen. Das<br />

Joint Venture wird von der Expertise von<br />

Air Liquide bei der CO 2<br />

-Verflüssigung<br />

und -Handhabung sowie von der Erfahrung<br />

von Fluxys in Bezug auf die Aktivitäten<br />

am Hafenterminal profitieren.<br />

Air Liquide wird seine firmeneigene<br />

Technologie für die CO 2<br />

-Verflüssigungsanlage<br />

bereitstellen, die in ihrer<br />

Größe und Bauweise einzigartig sein<br />

wird. Der Port of Antwerp-Bruges hat<br />

für den Hafenterminal ein Grundstück<br />

an einer strategisch günstigen Lage im<br />

Hafen reserviert und wird neue Kaianlagen<br />

für das Anlegen von CO 2<br />

-Schiffen<br />

bauen.<br />

Erste Phase von Antwerp@C<br />

Das Projekt ist die erste Phase von Antwerp@C,<br />

einer Initiative von Air Liquide,<br />

BASF, Borealis, ExxonMobil, INEOS, TotalEnergies,<br />

Fluxys und dem Port of Antwerp-Bruges<br />

mit dem Ziel, die<br />

CO 2<br />

-Emissionen im Port of Antwerp-<br />

Bruges bis 2030 zu halbieren. In dieser<br />

ersten Phase werden Air Liquide und<br />

BASF durch ihr gemeinsames CO 2<br />

-Auffang-<br />

und -Speicherprojekt (CCS) »Kairos@C«<br />

die ersten Kunden des Export<br />

Hubs sein. Der CO 2<br />

-Export-Hub Antwerp@C<br />

wird eine anfängliche Exportkapazität<br />

von 2,5 Mio. t pro Jahr haben,<br />

die bis 2030 auf bis zu 10 t pro Jahr erhöht<br />

werden soll. Er wird den Weg für künftige<br />

CCS-Initiativen in der Region ebnen,<br />

indem er skalierbare und modulare Infrastrukturen<br />

bereitstellt, die für alle industriellen<br />

Akteure zugänglich sind.<br />

Pascal Vinet, Senior Vice President und<br />

Mitglied des Exekutivkomitees von Air Liquide,<br />

das insbesondere für die Aktivitäten<br />

von Europe Industries zuständig ist, sagte:<br />

»Wir freuen uns sehr, dass das Projekt<br />

Antwerp@C CO 2<br />

Export Hub, das durch<br />

innovative Technologien von Air Liquide<br />

unterstützt wird, im Rahmen des Programms<br />

Connecting Europe Facility for<br />

Energy ausgewählt wurde. Neben der Nutzung<br />

erneuerbarer Energien ist die Technologie<br />

der Kohlenstoffabscheidung von<br />

entscheidender Bedeutung, um in kurzer<br />

Zeit massive CO 2<br />

-Reduzierungen und Ziele<br />

der Kohlenstoffneutralität zu erreichen,<br />

insbesondere in schwer abbaubaren Sektoren.<br />

Diese Initiative verdeutlicht die Kompetenz<br />

und das Bestreben von Air Liquide,<br />

aktiv zur Entstehung einer kohlenstoffarmen<br />

Gesellschaft beizutragen und seine<br />

Industriekunden bei ihren Dekarbonisierungsstrategien<br />

zu unterstützen.«<br />

Im Rahmen des Projektes sollen u.a. die hafenbezogenen CO 2 -Emissionen reduziert werden<br />

Jacques Vandermeiren, CEO des Port<br />

of Antwerp-Bruges, ergänzt: »Der Port of<br />

Antwerp-Bruges hat sich von Anfang an<br />

im Rahmen des Antwerp@C-Projekts dafür<br />

eingesetzt, die CO 2<br />

-Emissionen auf<br />

der Antwerpener Hafenplattform bis<br />

2030 um 50 % zu reduzieren. Dass wir<br />

heute diese CEF-E-Förderung erhalten<br />

haben und damit mit dem Aufbau einer<br />

gemeinsamen CO 2<br />

-Infrastruktur beginnen<br />

können, macht uns besonders<br />

stolz. Es bestärkt uns in unserer Überzeugung,<br />

dass wir als Hafenbehörde weiterhin<br />

unsere Rolle als Gestalter der Gemeinschaft<br />

voll wahrnehmen müssen,<br />

um eine Klimawirkung zu erzielen, die<br />

weit über die Grenzen der Hafenplattform<br />

hinausreicht.«<br />

ga<br />

© Port of Antwerp-Bruges<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

51


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

»Wir müssen die Chancen nutzen«<br />

Bayernhafen hatte im vergangenen Jahr Grund zu feiern – in gleich zwei Häfen gab es<br />

Jubiläen. Doch das Niedrigwasser im Sommer und die allgegenwärtigen Störungen in<br />

den Lieferketten trüben den Gesamteindruck<br />

In Aschaffenburg wurde das 100. Jahr des<br />

Bestehens gefeiert, wenn auch, Coronabedingt,<br />

mit einem Jahr Verspätung. Der<br />

Hafen Nürnberg ist mittlerweile schon 50<br />

Jahre alt. Eine so lange Unternehmensgeschichte<br />

ist für bayernhafen-Geschäftsführer<br />

Joachim Zimmermann ein Beleg<br />

dafür, dass über eine lange Zeit erfolgreich<br />

gearbeitet wurde. Im Gespräch mit der<br />

Binnenschifffahrt lässt er das Jahr 2022 Revue<br />

passieren und richtet gleichzeitig den<br />

Blick auf kommende Herausforderungen.<br />

Herr Zimmermann, Jubiläen sind immer<br />

eine schöne Sache. Wie beurteilen Sie<br />

denn ansonsten das abgelaufene Jahr?<br />

Joachim Zimmermann: Wir hatten eigentlichen<br />

einen sehr guten Start ins Jahr. Doch<br />

dann kamen die Trockenheit und das<br />

Niedrigwasser, sowohl am Rhein als auch<br />

an der Donau. Wenn Schiffe nur noch mit<br />

500-600 t Ladung die Häfen erreichen,<br />

merken wir das natürlich, das schlägt sich<br />

leider auch in der Bilanz nieder. Und wenn<br />

noch dazu viel Frachtraum für Kohletransporte<br />

gebunden ist oder nach Südost-Europa<br />

für Getreidelieferungen aus der Ukraine<br />

abwandert, fehlen einfach die notwendigen<br />

Kapazitäten, um Gütertransporte auf das<br />

Wasser zu verlagern.<br />

Gab es denn Ambitionen?<br />

Zimmermann: Ja, durchaus. Einige Hafen-Kunden<br />

hatte sogar konkrete Projekte,<br />

die sich dann aus den genannten<br />

Gründen aber nicht umsetzen ließen und<br />

vorerst wieder in die Schublade gewandert<br />

sind. Aber aufgeschoben heißt ja<br />

nicht aufgehoben, es gibt sicherlich einen<br />

neuen Anlauf, wenn sich die Situation<br />

wieder normalisieren sollte – worauf wir<br />

alle natürlich hoffen.<br />

Umso mehr hat vermutlich die Bahn befördert<br />

...<br />

Zimmermann: Auch da gab es leider<br />

Probleme. Wir hatten in Aschaffenburg<br />

durch fehlendes Personal bei der DB einen<br />

Stellwerksausfall im Bahnnetz, der<br />

Hafen war dadurch faktisch sechs Wochen<br />

lang abgeschnitten. Auch die angekündigten<br />

Sanierungsprogramme auf der<br />

Joachim Zimmermann<br />

Geschäftsführer bayernhafen-Gruppe<br />

Schiene werden uns zu schaffen machen.<br />

Da muss man sich auch nicht wundern,<br />

dass immer noch viel zu viele Transporte<br />

über die Straße rollen.<br />

Alles in allem also kein so gutes Jahr?<br />

Zimmermann: Von den reinen Umschlagzahlen<br />

her sicherlich nicht, zumindest<br />

auf der Wasserseite. Den Bahnanteil<br />

konnten wir dagegen relativ stabil halten.<br />

Aber wir ruhen natürlich nicht, sondern<br />

modernisieren die Häfen weiter und<br />

bereiten sie auf künftige Aufgaben vor.<br />

Was sind die wichtigen Projekte?<br />

Wir haben das Containerterminal in Regensburg<br />

erfolgreich erweitert und sind<br />

bayernhafen-Gruppe<br />

Zu bayernhafen gehören sechs<br />

Binnenhafen-Standorte: Aschaffenburg,<br />

Bamberg, Nürnberg,<br />

Roth, Regensburg und Passau.<br />

Jährlich werden rund 9 Mio. t an<br />

Gütern über Schiff und Bahn umgeschlagen.<br />

800 ha Gesamthafenfläche<br />

und mehr als 400 ansässige<br />

Unternehmen mit mehr als<br />

13.000 Beschäftigten machen<br />

bayernhafen zu einem leistungsstarken<br />

Logistik-Netzwerk.<br />

© BÖB<br />

in Nürnberg noch mitten dabei, das Terminal<br />

auszubauen. Die Sanierung an<br />

Kai 1 läuft bereits. Im nächsten Jahr werden<br />

auch die Kaiflächen für Bahn und<br />

Lkw so modernisiert, dass dort ein Umschlag<br />

mit mobilen Geräten möglich<br />

wird. Das ganze Projekt läuft noch zwei<br />

Jahre. Auch in Aschaffenburg werden<br />

Kaianlagen saniert. Dort wird auch der<br />

Hafenbahnhof automatisiert und digitalisiert.<br />

Das sind für uns große Investitionen,<br />

die helfen sollen, mehr Kapazitäten<br />

für umweltfreundliche Transportlösungen<br />

zu schaffen.<br />

Bei welchen Gütergruppen sehen Sie die<br />

besten Perspektiven?<br />

Zimmermann: Immer noch bei Containern.<br />

Aber auch die Menge bei mineralischen<br />

Stoffen für die Bau- und Abfallwirtschaft<br />

steigt weiter an. Je länger<br />

die Entfernungen zwischen den Standorten<br />

werden, umso interessanter wird<br />

der Transport auf der Wasserstraße.<br />

Dafür braucht es die bestmöglichen Voraussetzungen.<br />

Nun wurde gerade mit<br />

dem Haushalt für <strong>2023</strong> der Etat für die<br />

Wasserstraßen um 350 Mio. € gekürzt. Ist<br />

das nicht das falsche Signal?<br />

Zimmermann: Natürlich hätten wir uns<br />

das anders gewünscht und haben auch<br />

bis zum Schluss darum gekämpft, dass es<br />

nicht zu der Kürzung kommt. Leider vergeblich.<br />

Damit öffnet sich die Schere zwischen<br />

dem tatsächlichen Bedarf für die<br />

Unterhaltung und den Ausbau der Wasserstraßen<br />

immer weiter. Das widerspricht<br />

allen politischen Bekundungen<br />

und auch den Zielsetzungen, die im Masterplan<br />

Binnenschifffahrt verankert wurden,<br />

der unter anderem eine Verdopplung<br />

des Anteils der Binnenschifffahrt<br />

am Modal Split vorsieht.<br />

Sie sind auch Präsident des Bundesverbandes<br />

Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB).<br />

Die Kritik am Etatbeschluss fiel letztlich<br />

aber doch ziemlich moderat aus …<br />

Zimmermann: In unserer Kritik an der<br />

Verringerung des Budgets haben wir uns<br />

immer klar positioniert. Wir haben ledig-<br />

52 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

lich darauf verwiesen, dass es eine noch<br />

größere Katastrophe hätte geben können.<br />

Sie meinen die 250 Mio. €, die aus anderen<br />

Haushaltstiteln beim Bundesverkehrsministerium<br />

doch noch für die<br />

Wasserstraßen genutzt werden könnten –<br />

sofern sie für ihren ursprünglichen Zweck<br />

nicht gebraucht werden?<br />

Zimmermann: Ja, es hätte tatsächlich<br />

noch schlimmer kommen können. Aber<br />

grundsätzlich bleiben wir und bleibe ich<br />

bei unseren Forderungen: Wer eine Verlagerung<br />

will, wer etwas für die Umwelt<br />

tun will, der muss die bereits seit Jahrzehnten<br />

dauernde sträfliche Vernachlässigung<br />

der Wasserstraßen beenden.<br />

Immer nur auf die Bahn als Verkehrsträger<br />

zu verweisen, hilft nicht weiter.<br />

Denn auf der Schiene gibt es nahezu keine<br />

freien Kapazitäten und wird es durch<br />

die geplanten Sanierungen künftig sogar<br />

zusätzlich Engpässe geben.<br />

2024 beginnt also der Kampf aufs Neue?<br />

Zimmermann: Nach dem Haushalt ist<br />

vor dem Haushalt. Wir werden auf Verbandsseite<br />

alles daran setzen, dass es eine<br />

solche Kürzung kein zweites Mal gibt.<br />

Wir hoffen auch darauf, dass sich die großen<br />

Industrieverbände noch stärker einbringen<br />

und ihre Erwartungen und Forderungen<br />

an die Wasserstraßenpolitik<br />

deutlich zum Ausdruck bringen. Wir<br />

müssen und sollten mit allen Beteiligten<br />

koordiniert und konzentriert vorgehen<br />

Sie lassen sich den Optimismus nicht<br />

nehmen?<br />

Zimmermann: Ich bin jetzt seit 28 Jahren<br />

im Geschäft, da ist man Kummer gewöhnt<br />

… (lacht) Aber im Ernst: Ich glaube<br />

an die Chancen, die sich uns bieten,<br />

die wir aber auch nutzen müssen. Auch<br />

die Stimmung in der Gesellschaft und die<br />

Notwenigkeit für ein Umsteuern nicht<br />

nur in der Verkehrs-, sondern auch in der<br />

Energiepolitik werden uns in die Karten<br />

spielen. Dazu gehört aus meiner Sicht<br />

auch eine nationale Hafenstrategie. Aber<br />

diese sollte nicht allein vom Bund entwickelt<br />

werden, auch Länder und Kommunen<br />

gehören mit ins Boot.<br />

Die Häfen haben immer betont, dass sie<br />

als Energie-Hubs heute wie auch künftig<br />

eine zentrale Rolle spielen können und<br />

wollen. Bleibt das das Top-Thema?<br />

Zimmermann: Das ist eines mehrerer<br />

Top-Themen für uns. Der Aufbau einer<br />

Infrastruktur für alternative Kraftstoffe<br />

und Energieträger wie Wasserstoff und<br />

seine Derivate oder auch von Bio-Diesel<br />

und eFuels kann ebenso wie der Transport<br />

und die Belieferung der Verbraucher<br />

ohne die Häfen gar nicht funktionieren.<br />

Wir stehen dafür bereit, wissen aber<br />

auch, dass dieses Thema noch sehr herausfordernd<br />

werden kann.<br />

Was sind die anderen Themen auf Ihrer<br />

Prioritätenliste?<br />

Zimmermann: Aus meiner Sicht gehört<br />

der Kombinierte Verkehr dazu. Weniger in<br />

Bezug auf die Relationen zu den Seehäfen,<br />

da ist meines Erachtens ein Großteil des<br />

Verlagerungspotenzials ausgeschöpft. Aber<br />

bei Kontinentalverkehren mit Trailern und<br />

Wechselbrücken, dann per Bahn, gibt es<br />

noch Wachstumschancen.<br />

Gute Perspektiven sehe ich generell<br />

auch im Bereich der Kreislaufwirtschaft,<br />

da nun wiederum vor allem für Transporte<br />

per Schiff. Beide umweltfreundliche<br />

Verkehrsträger, also Schiff und Bahn, sollten<br />

sich bestmöglich ergänzen und sich<br />

nicht unbedingt Konkurrenz machen.<br />

Und ein drittes Anliegen betrifft Genehmigungs-<br />

und Bauvorhaben, die oft<br />

zu kompliziert sind und zu lange dauern.<br />

Gerade für die Häfen wünschen wir uns<br />

eine Art Verkehrsknoten-Gesetz, das es<br />

ermöglichen könnte, die bislang breit gestreuten<br />

rechtlichen Zuständigkeiten an<br />

einer zentralen Stelle, wenigsten in jedem<br />

Bundesland, zu bündeln und so die Verfahren<br />

zu beschleunigen.<br />

Interview: Krischan Förster<br />

Das KV-Terminal in Nürnerg wird in den kommenden Jahren weiter ausgebaut<br />

© bayernhafen<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

53


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

»Wir können Schiff und Schiene«<br />

Seit Anfang des vergangenen Jahres führt der 58-jährige Diplom-Kaufmann Markus Menzen<br />

die BeteiligungsHolding Hanau GmbH (BHG). Jetzt hat ihn der Aufsichtsrat zusätzlich zum<br />

neuen Geschäftsführer des Hafens Hanau bestellt<br />

© Stadt Hanau<br />

Markus Menzen ist jetzt auch Hafen-Geschäftsführer in Hanau<br />

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Markus Menzen ist in Hanau sehr gut angekommen. Seine<br />

langjährige Erfahrung in Führungs- und vor allem in<br />

Steuerungsfunktionen bringt er gewinnbringend und sinnstiftend<br />

für die Brüder-Grimm-Stadt ein. Er ist ein Teamspieler<br />

für die Unternehmung Stadt Hanau, der Zahlen im Blick und im<br />

Griff hat und dabei immer an die Bürgerinnen und Bürger, seine<br />

Kolleginnen und Kollegen und das Gemeinwohl denkt«, ordnet<br />

der Hanauaer Oberbürgermeister Claus Kaminsky die Personalie<br />

ein.<br />

Die BeteiligungsHolding Hanau ist die Mutter der 19 städtischen<br />

Gesellschaften wie etwa Baugesellschaft Hanau, Stadtwerke<br />

Hanau, Klinikum, Hanauer Straßenbahn (HSB), Hanau Marketing,<br />

Congress Park Hanau und eben Hanau Hafen. Die BHG<br />

stellt neben Steuerung und Unterstützung der Tochtergesellschaften<br />

die IT für die Unternehmung Stadt Hanau bereit, also<br />

auch für Verwaltung und städtische Eigenbetriebe.<br />

Der Hanauer Hafen ist als einer der größten Binnenhäfen in<br />

Deutschland ein wichtiger Umschlagplatz im Schiffs- und Bahnverkehr<br />

und dank der zentralen Lage perfekt in das globale Logistiknetz<br />

integriert. »Auch hier war Markus Menzen vom ersten<br />

Tag an am Ruder«, so Oberbürgermeister Kaminsky. Bei BHG<br />

und Hanau Hafen folgt Markus Menzen auf Ewald Desch, der in<br />

vor dem Jahreswechsel in den Ruhestand gegangen war.<br />

»Die Aufgaben im Hafen erfreuen mich schon jetzt mit großer<br />

Freude. Die Kolleginnen und Kollegen sorgen dafür, dass der<br />

Mainhafen seit vielen Jahren verlässlich Gewinn erwirtschaftet.<br />

Und sie stellen den Hafen auch in herausfordernden Zeiten hervorragend<br />

auf«, so Markus Menzen.<br />

Die vergangenen Monate seien durch den russischen Angriffskrieg<br />

auf die Ukraine und damit die Energiekrise und anhaltende<br />

Lieferengpässe geprägt worden. Zusätzlich habe das<br />

Niedrigwasser im Hochsommer das Geschäft erschwert. Weil<br />

Schiffe nur noch zu einem Drittel beladen werden konnten, verschob<br />

sich der Warenumschlag zu einem großen Teil auf die<br />

Bahn – der Hanauer Hafen hat ein eigenes, 10 km langes Streckennetz.<br />

Menzen: »Wir können Schiff und Schiene.«<br />

Jährlich legen mehr als 1.100 Binnenschiffe im Hanauer Hafen<br />

an, die bis zu 2 Mio. t Güter wie Kali, Dünger, Sand, Getreide,<br />

Raps und Recyclingmaterial sowie Mineralölprodukte umschlagen.<br />

Rund 1 Mio. t werden zudem über die Schiene transportiert,<br />

dazu werden rund 20.000 Waggons be- und entladen. Für<br />

das kommende Jahr erwartet der neue Geschäftsführer Menzen<br />

»ein stabiles Geschäft. Optimistisch stimmt mich zudem, dass wir<br />

Anfragen nach Geschäftsansiedlungen haben.«<br />

Der Hanauer Mainhafen wurde von 1921 bis 1924 gebaut.<br />

Nioch heute bezeichnet Oberbürgermeister Claus Kaminsky<br />

dies als »Meilenstein in der Stadtgeschichte«. Der Main als<br />

Schifffahrtsweg hat den Hafenbau begründet, heute ist daraus<br />

die europäische Wasserstraße Rhein-Main-Donau geworden.<br />

Neben dem Hafenbeckens von 950 m Länge und 65 m Breite bei<br />

3,10 m tiefgang bestehen zwei Flusshäfen am Main mit 300 m<br />

und 350 m Länge.<br />

RD<br />

54 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

INITIATIVE VON GELSEN-LOG.<br />

Hafen-Loks als Botschafter für mehr Klimaschutz<br />

Eine Lokomotive wird künstlerisch zu einem<br />

Wesen aus der Tiefe des Ozeans umgestaltet<br />

Der nächste Hingucker ist bereit für die<br />

Schiene: Im Rahmen ihrer Beteiligung an<br />

der Klimahafen-Initiative hat der GElsenkirchener<br />

Hafen-Betreiber GELSEN-<br />

LOG. die nächste aufwendig gestaltete<br />

Lok fertiggestellt. Themenschwerpunkt<br />

dieses Mal: Wasser. »Gerade am Standort<br />

Hafen spielen Klima- und Umweltschutz<br />

eine große Rolle. Daher wollen wir ein<br />

Bewusstsein für die Initiative schaffen«,<br />

erklärt GELSEN-LOG.-Geschäftsführer<br />

Bernd Mensing.<br />

So kam die Idee, drei Loks als Blickfang<br />

so neu zu gestalten, dass sie auf die Themen<br />

Klima und Umwelt aufmerksam<br />

machen. »Jede Lok soll ein Element darstellen,<br />

das wichtig für unser Klima ist«,<br />

erklärt Michael Thiele. Der Visual Artist<br />

hat gemeinsam mit GELSEN-LOG. die<br />

Gestaltung der Loks übernommen.<br />

Die Erste hat das Element Feuer zum<br />

Thema und wurde bereits im Sommer<br />

fertiggestellt. Nun wurde die Umgestaltung<br />

der zweiten Lok abgeschlossen.<br />

Sie verkörpert das Element Wasser. Innerhalb<br />

von drei Tagen verwandelten Daniel<br />

Schicker und Willi Elerich von der<br />

© GELSEN-LOG.<br />

Carwrapping-Firma Checkmatt aus<br />

Dortmund die Lok in ein Wesen aus der<br />

Tiefe des Ozeans.<br />

Am auffälligsten an der frisch fertiggestellten<br />

Lok ist der riesengroße Krake<br />

als das beherrschende Wesen der Tiefe –<br />

mit ausladenden Tentakeln, die sich beispielsweise<br />

an einer Seite ein Glas Wasser<br />

aus dem Hahn zapfen. Zudem ziert die<br />

Lok nun ein Krabbenmotiv. Weiter vorn<br />

auf der Lok prangt nun ein Ikosaeder –<br />

ein platonischer Körper als uraltes Symbol<br />

für das Wasser.<br />

«Um eine Botschaft rüberzubringen,<br />

muss man die Leute berühren und begeistern.<br />

Ich glaube, das ist uns bei den<br />

zwei Loks bisher gelungen«, zeigte sich<br />

Thiele zufrieden. Als nächstes wird er die<br />

Glasfassade des GELSEN-LOG.-Gebäu -<br />

des am Stadthafen mit geometrischen Figuren<br />

zum Thema gestalten. Im nächsten<br />

Jahr folgt dann die dritte Lok. Themenschwerpunkt<br />

dort: das Element Luft. <br />

VON DUISBURG NACH WILHELMSHAVEN<br />

Contargo bietet neue Zug-Shuttle an<br />

Leistung entscheidet.<br />

© Contargo<br />

Duisburg, der größte europäische Binnenhafen, bekommt eine<br />

Bahnanbindung an den Seehafen Wilhemshaven. Im Januar startet<br />

der Duisburg-Wilhelmshaven-Shuttle zunächst mit einem<br />

Rundlauf wöchentlich zwischen dem Duisburg Intermodal Terminal<br />

(DIT) und Wilhelmshaven. Im 2. Quartal ist eine Erhöhung<br />

der Frequenz auf 2 Rundläufe pro Woche geplant.<br />

Der erste Ganzzug soll am Abend des 15. Januars in Wilhelmshaven<br />

abfahren und am Morgen des 16. Januars in Duisburg eintreffen.<br />

Das Terminal DIT bietet Gateway-Verbindungen vom<br />

größten Binnenhafen Europas nach Österreich, Ungarn, Italien,<br />

Polen, Belgien und in die Niederlande an. Im Nachlauf können die<br />

Container per Binnenschiff oder Lkw ihr Ziel erreichen.<br />

Besonders interessant bei diesem neuen Bahnprodukt sei die<br />

kurze Transitzeit, sagt Andreas Mager, Managing Director bei<br />

Contargo Rail Services. Contargo ist im Containerverkehr zwischen<br />

den Westhäfen, den deutschen Nordseehäfen und dem europäischen<br />

Hinterland aktiv. Das Unternehmen bewegte zuletzt<br />

ein Jahrestransportvolumen von 2,1 Mio. TEU.<br />

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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

55


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

HGK TRENNT SICH VON TERMINAL<br />

Hupac übernimmt Betrieb in Köln-Nord<br />

Das Containerterminal Köln Nord (TKN)<br />

wird nach einer Ausschreibung der HGK<br />

ab dem 1. Januar von der Hupac-Gruppe<br />

betrieben.<br />

Das ist das Ergebnis der im Juni 2022<br />

von der HGK initiierten Ausschreibung,<br />

bei der die Hupac SA im November den<br />

Zuschlag erhalten hatte. »Für die HGK<br />

spielt das Terminal Köln Nord auch im<br />

Hinblick auf unser innovatives Industrieund<br />

Logistik-Areal FUSION COLOGNE,<br />

das in direkter Nachbarschaft entwickelt<br />

wird, eine strategisch wichtige Rolle«, erklärte<br />

Uwe Wedig, CEO der HGK-<br />

Gruppe.<br />

Die Hupac Gruppe betreibt zahlreiche<br />

Terminals in Europa in Eigenregie oder<br />

gemeinsam mit Partnern. »Terminals<br />

sind eine strategische Ressource für den<br />

Modal Shift und insbesondere in Ballungsräumen<br />

wie dem Rhein/Ruhr-<br />

Gebiet von herausragender Bedeutung«,<br />

so Hupac CEO Michail Stahlhut.<br />

Das bimodale Terminal Köln Nord ist<br />

verkehrsgünstig in der Nähe der Autobahn-Anschluss-stelle<br />

Köln Niehl (A 1 / A<br />

57) gelegen und ist über die Schiene direkt<br />

an den Rheinhafen Köln-Niehl angebunden.<br />

Es verfügt über eine Fläche von<br />

152.000 m2 mit fünf Umschlaggleisen und<br />

drei Portalkränen. Pro Tag können bis zu<br />

zehn Züge im Eingang und zehn Züge im<br />

Ausgang be- und entladen werden.<br />

Die Ausschreibung des KV-Terminals<br />

wird von der Richtlinie zur Förderung<br />

von Umschlag-Anlagen des kombinierten<br />

Verkehrs nicht bundeseigener<br />

Unternehmen vorgeschrieben. <br />

Mit drei Portalkränen können täglich jeweils<br />

zehn Ganzzüge be- und entladen werden<br />

© HGK<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG SCHLÄGT ALARM<br />

Droht jetzt endgültiges Aus für Neckarausbau?<br />

Im Ringen um einen Ausbau der 27 Neckar-Schleusen<br />

für 135-m-Schiffe verschärft<br />

Baden-Württembergs Verkehrsminister<br />

Winfried Hermann den Ton gegenüber<br />

Berlin. Der Ausbau sei seit Jahren<br />

zwischen Bund und Land vereinbart, »ohne<br />

dass bisher viel geschehen ist«, so Hermann.<br />

Jetzt wolle das Bundesverkehrsministerium<br />

dieses Vorhaben offenkundig<br />

ganz aufgeben, ohne dafür eine klare Begründung<br />

zu geben.<br />

Bund und Land hatten sich 2007 darauf<br />

verständigt, die 27 Schleusen zwischen<br />

Mannheim-Feudenheim und Plochingen<br />

für Güterschiffe mit einer Länge von bis<br />

zu 135 m Länge befahrbar zu machen. Ursprünglich<br />

sollte der Ausbau im Jahr 2025<br />

abgeschlossen werden. Ein im Jahr 2<strong>01</strong>8<br />

vorgelegter neuer Zeitplan sah den Ausbau<br />

bis Heilbronn bis 2040 und bis Plochingen<br />

bis 2050 vor.<br />

Hermanns Berliner Amtskollege, Bundesminister<br />

Volker Wissing, hatte zunächst<br />

im Mai verkündet, dass ein Ausbau<br />

nicht länger planbar und finanzierbar sein<br />

und dass sich der Bund darauf konzentrieren<br />

wollen, den Anlagenbestand zu sanieren<br />

und instandzuhalten. Laut einem Medienbericht<br />

hält das Bundesministerium<br />

die Verlängerung der Neckarschleusen<br />

nun gar nicht mehr für notwendig und<br />

verweist auf nicht näher beschriebene hohe<br />

Verlagerungspotenziale, die mit der vorhandenen<br />

Infrastruktur genutzt werden<br />

könnten.<br />

»Die stärkere Verlagerung von Warentransporten<br />

von der Straße auf die Wasserwege<br />

und die Schiene ist aus Gründen<br />

des Klimaschutzes auch im Interesse der<br />

Wirtschaft und das Gebot der Stunde«,<br />

sagt hingegen Hermann. Es könne nicht<br />

sein, dass der Bund eine seit vielen Jahren<br />

bestehende Vereinbarung mit dem Land<br />

für die Verlängerung der Neckarschleusen<br />

jetzt mit fadenscheinigen und nicht nachvollziehbaren<br />

Erklärungen über den Haufen<br />

werfe.<br />

Schon zuvor hatte Baden-Württemberg<br />

beklagt, dass während der Projektlaufzeit<br />

von bislang 14 Jahren zwar schon mehr als<br />

150 Mio. € ausgegeben worden seien und<br />

Baden-Württemberg Planungspersonal dafür<br />

abgestellt habe, bis heute aber keine einzige<br />

Baumaßnahme an den 27 Neckarschleusen<br />

begonnen wurde.<br />

BDB-Vorstandsmitglied Jens Langer<br />

(DP World) hatte in Reaktion auf einen<br />

drohenden Ausbaustopp erklärt, dass nur<br />

Schiffe mit einer Länge von 135 m in Kombination<br />

mit einer 24/7-Schleusung die<br />

Möglichkeit bieten, attraktive Angebote<br />

für einen besonders umweltschonenden<br />

Gütertransport zu machen. »Eine Rückverlagerung<br />

von Transporten auf die Straße<br />

oder die bereits jetzt überlastete Schiene<br />

ist der falsche Weg«, sagte er damals. <br />

LAND FÖRDERT<br />

Karlsruhe plant<br />

Wasserstoff-Hub<br />

Das Zukunftsthema Wasserstoff rückt<br />

naher. Der Karlsruher Rheinhafen soll<br />

ein wichtiger Knotenpunkt im geplanten<br />

H-Netz werden. Dafür hat das Umweltministerium<br />

in Stuttgart jetzt Fördergelder<br />

bewilligt.<br />

Den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft<br />

und die Transformation hin zu einer<br />

klimaneutralen Wirtschaft in Baden-<br />

Württemberg weiter voranzubringen, ist<br />

Ziel des Förderprogramms »Klimaschutz<br />

und Wertschöpfung durch Wasserstoff«<br />

(KWH2). Insgesamt unterstützt das Land<br />

in den nächsten drei Jahren acht Projekte<br />

mit insgesamt 17 Mio. €.<br />

Einer der Empfänger sind die Karlsruher<br />

Häfen mit dem Projekt »H2iPort-<br />

KAMod«, das auf den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur<br />

abzielt. »Wir brauchen<br />

jetzt einen schnellen Hochlauf der<br />

Wasserstoffindustrie. Dafür müssen wir<br />

bei unseren Projekten auch stärker den<br />

Bau von Infrastruktur wie Wasserstoffleitungen<br />

oder Elektrolyseure fördern«,<br />

so Energieministerin Thekla Walker.<br />

KWH2 deckt dabei zwei Themenfelder<br />

ab: zum einen Erzeugung, Speicherung,<br />

Transport und Anwendung von Wasserstoff,<br />

zum anderen geht es um Prozesswege<br />

in der Industrie zur Nutzung von<br />

überwiegend »grünem« Wasserstoff. <br />

56 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

Duisport startet Rivergate<br />

Die Hafengesellschaft duisport und der Bildbearbeitungspezialist Vitronic stellen<br />

eine Lösung zur automatischen Erkennung von Containern vor und treiben damit<br />

die Digitalisierung des wasserseitigen Umschlags voran<br />

Duisport geht den nächsten wichtigen<br />

Schritt auf dem Weg zum digitalen<br />

Hafen der Zukunft: Während der Einsatz<br />

von sogenannten OCR-Gates (»Optical<br />

Character Recognition«) auf der Bahnund<br />

der Straßenseite im Duisburger Hafen<br />

schon realisiert wurde, gab es auf der<br />

Wasserseite bisher keine vergleichbare<br />

Lösung.<br />

Gemeinsam mit Vitronic, einem der<br />

weltweit führenden Unternehmen für industrielle<br />

Bildverarbeitung, hat duisport<br />

in nur 15 Monaten ein auf der Basis von<br />

hochauflösenden 12K-Kameras arbeitendes<br />

»Rivergate« entwickelt und erfolgreich<br />

an zwei Kränen getestet. Hiermit<br />

wurde eine nachhaltige Lösung geschaffen,<br />

um beim Be- und Entladen eines<br />

Binnenschiffs in wenigen Sekunden<br />

und mit einer Erkennungsrate von fast<br />

100 % die ID des Containers digital zu erfassen<br />

und mit der Ladeliste abzugleichen.<br />

In Kombination mit dem »Crane Management<br />

System« (CMS) der Firma PO-<br />

LO KNOW-HOW ist es damit möglich,<br />

Fehlverladungen zu vermeiden, da in Fällen<br />

eines sogenannten »Misspickings«<br />

der Spreader nicht mehr entriegelt werden<br />

kann. Gleichzeitig ist das System in<br />

der Lage, die Unversehrtheit des Zollsiegels<br />

sowie etwaige Beschädigungen am<br />

Container zu erkennen. Dadurch werden<br />

bestehende Prozesse im Arbeitsalltag optimiert,<br />

und die Digitalisierung des weltweit<br />

größten Binnenhafens wird weiter<br />

vorangetrieben.<br />

Auf Basis von hochauflösenden 12K-Kameras erfasst »Rivergate» am D3T Terminal digital und<br />

in wenigen Sekunden die ID des Containers beim Be- und Entladen eines Binnenschiffs<br />

Zum Einsatz kommt das Rivergate zunächst<br />

auf einem Kran des Duisburg Trimodal<br />

Terminal (D3T) auf logport I in<br />

Duisburg-Rheinhausen sowie auf einem<br />

Kran auf dem Terminal GWW auf logport<br />

II in Duisburg-Hochfeld. Durch die<br />

Installation der speziell entwickelten Kamerasysteme<br />

wird eine effiziente und<br />

transparente Zustandsdokumentation<br />

und Erfassung in Echtzeit ermöglicht –<br />

auch nachts und bei schlechten Wetterbedingungen.<br />

Rivergate ermöglicht den Angaben zufolge<br />

nicht nur eine wichtige Prozessoptimierung,<br />

sondern ist ein weiterer Meilenstein<br />

bei der Digitalisierung des Duisburger<br />

Hafens. Dies sei ein großer Mehrwert<br />

für duisport und das gesamte Kundenund<br />

Partnernetzwerk, heißt es in einer<br />

Mitteilung. »Dank Rivergate können wir<br />

den Zustand der Container belegen und<br />

ihren Aufenthalt im Terminal lückenlos<br />

dokumentieren«, sagt duisport-Vorstand<br />

Thomas Schlipköther.<br />

<br />

© VITRONIC / Hosan<br />

PLANGEMÜHLE WIRD AUSGEBAUT<br />

Bindewald Gutting investiert 80 Mio. € im Neusser Hafen<br />

Hoher Besuch im Neusser Hafen: Nordrhein-Westfalens<br />

Umweltminister Oliver<br />

Krischer informierte sich bei einem Ortstermin<br />

im Neusser Hafen über aktuelle<br />

Projekte. Die Bindewald Gutting Mühlengruppe<br />

will die Neusser Plangemühle<br />

ausbauen und modernisieren. »Bis ins<br />

Jahr 2025 werden wir insgesamt etwa<br />

80 Mio. € investiert haben. Ausschlaggebend<br />

dafür ist, dass wir im Neusser Hafen<br />

ideale Bedingungen für unsere Mühle<br />

vorfinden«, sagte Geschäftsführer Martin<br />

Bindewald.<br />

Bereits seit 2<strong>01</strong>8 entwickelt Bindewald<br />

Gutting den Unternehmensstandort in<br />

Neuss. Neben der Modernisierung der<br />

Produktion wurde beispielsweise 2022 eine<br />

neue Waggonentladeanlage in Betrieb<br />

genommen, mit der Ganzzüge abgefertigt<br />

werden können. Ein neuer Schiffssauger<br />

und eine wasserseitige Beladeanlage<br />

sollen zusätzlich hinzukommen.<br />

»Der Hafen Neuss ist ein wesentlicher<br />

Logistikhub am Rhein. Ich bin hoch erfreut,<br />

dass auch durch private Investitionen<br />

der Hafenstandort weiter gestärkt<br />

wird«, so Krischer.<br />

<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

57


WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

Erst Anfang Oktober war das 500 Mio. € teure Schiffshebewerk in Niederfinow eröffnet worden – jetzt muss es wieder die alte Anlage (links im Foto) richten<br />

© GDWS<br />

Störfall legt neues Schiffshebewerk lahm<br />

Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow musste nach einem Störfall bis zum 15. Januar<br />

für den Verkehr gesperrt werden. Nach Intervention des Gewerbes wurde die alte Anlage<br />

reaktiviert, um die Schifffahrt nicht gänzlich auszubremsen<br />

Ein mechanischer Schaden am Sicherungssystem<br />

hat zu einer Sperrung<br />

des erst Anfang Oktober mit großem<br />

Pomp eröffneten Schiffshebewerks in<br />

Niederfinow geführt.<br />

Am 16. Dezember sei es bei zweistelligen<br />

Minusgraden zu einem Störfall am<br />

neuen Hebewerk mit einer Schiefstellung<br />

des Troges um 40 cm gekommen, teilte<br />

das WNA Berlin mit. In dieser Wanne<br />

überwinden die Schiffe auf der Oder-<br />

Havel-Wasserstraße einen Höhenunterschied<br />

von 36 m – das Sicherungssystem<br />

soll verhindern, dass der Trog bei<br />

einer Havarie abstürzt. Nach einem »mechanischen<br />

Schaden« am Antriebs- und<br />

Sicherungssystem wurde kurz vor dem<br />

Jahreswechsel die Vollsperrung des<br />

500 Mio. € teuren und erst nach 14 Jahren<br />

Bauzeit fertiggestellten Bauwerks angeordnet,<br />

da »die betroffenen Ersatzteile<br />

erst angefertigt werden müssten.«<br />

Das rief umgehend Vertreter des Gewerbes<br />

auf den Plan. Denn auch das alte<br />

Hebewerk sollte ursprünglich nicht zur<br />

Verfügung stehen, weil vom 3. Januar bis<br />

zum 26. Februar eine Revision angesetzt<br />

war. Als »nicht akzeptabel« bezeichnete<br />

der BDB die Situation und intervenierte<br />

beim WNA.<br />

Sechs Schiffe, unterwegs von Stettin<br />

kommend in Richtung westdeutsches<br />

Kanalgebiet, seien akut betroffen. Weitere<br />

sechs Schubverbände waren für die Fahrt<br />

von Stettin nach Berlin angekündigt, zudem<br />

ein Schubverband für die Fahrt von<br />

Berlin nach Stettin.<br />

Und das WNA reagierte: Die Revision<br />

am alten Hebewerk wurde kurzfristig<br />

verschoben. Anstelle der neuen Anlage<br />

soll es im Notbetrieb die Schiffe auf ihrem<br />

Weg über die Havel-Oder-Wasserstraße<br />

(HOW) schleusen, bis die für eine<br />

Reparatur erforderlichen Ersatzteile eingetroffen<br />

sind. Der Austauch der Seilscheiben<br />

muss solange warten. »Wir<br />

freuen uns sehr«, hieß es in einem Antwortschreiben<br />

des WNA an den BDB,<br />

dass die gewerbliche Schifffahrt erstmals<br />

die Havel-Oder-Wasserstraße während<br />

der Wintermonate nutzen wolle. Allerdings<br />

wurde vorsorglich darauf verwiesen,<br />

dass es »aufgrund der laufenden<br />

Reparaturarbeiten am SHW Süd (alt) zu<br />

Wartezeiten kommen kann.«<br />

Schon in der Vergangenheit hatte es<br />

immer wieder Störungen gegeben, die<br />

den Betrieb des alten Hebewerks und den<br />

Bau der neuen Anlage beeinträchtigt haben.<br />

Nun soll laut WNA-Leiter Rolf Dietrich<br />

zunächst die Ursache für die jüngste<br />

Fehlfunktion geprüft werden, um die Anlage<br />

danach »verantwortbar wieder in<br />

Betrieb zu nehmen.« Denn das Ziel lautete<br />

eigentlich, Störungen innerhalb von<br />

zwei bis drei Stunden zu beheben. KF<br />

58 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


BUYER’S GUIDE<br />

Buyer’s Guide<br />

Drehscheibe von Herstellern, Dienstleistern,<br />

Experten und Zulieferern<br />

1 Werften<br />

2 Antriebsanlagen<br />

3 Motorkomponenten<br />

4 Schiffsbetrieb<br />

5 Korrosionsschutz<br />

6 Schiffsausrüstung<br />

7 Hydraulik | Pneumatik<br />

8 Bordnetze<br />

9 Mess- | Regeltechnik<br />

10 Navigation | Kommunikation<br />

11 Konstruktion | Consulting<br />

12 Umschlagtechnik<br />

13 Container<br />

14 Hafenbau<br />

15 Häfen<br />

16 Finanzen<br />

17 Makler<br />

18 Reedereien<br />

19 Datenverarbeitung<br />

20 Hardware | Software<br />

21 Spedition | Lagerei<br />

22 Versicherungen<br />

23 Wasserbau<br />

24 Recht<br />

25 Dienstleistungen<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG<br />

Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg<br />

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s.winter@hansa-online.de<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-225<br />

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Tel. +49 (0)40 60 91 88-15<br />

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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

59


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Spezialantriebe<br />

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3<br />

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60 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


BUYER’S GUIDE<br />

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5<br />

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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

61


BUYER’S GUIDE<br />

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Ruderanlagen<br />

Steering Gears<br />

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9<br />

<br />

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<br />

Hydraulik Pneumatik<br />

Hydraulics Pneumatics<br />

Bordnetze<br />

Power Supply Systems<br />

<br />

<br />

<br />

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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

63


RECHT<br />

Aktivlegitimation<br />

der Versicherer von<br />

Havarieschäden<br />

»Revidirte Rheinschiffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK<br />

Zur Darlegung der Aktivlegitimation von Schiffskaskoversicherern gemäß § 86 VVG aus übergegangenem Recht ist es im Falle des<br />

Bestreitens notwendig, vorzutragen und zu beweisen, welche der beteiligten Versicherungen welchen Teil des Schadens an den<br />

Ver sicherungsnehmer bezahlt haben. Auch soweit das niederländische Recht in Artikel 962 1. Burgerlijk Wetboek Boek 7 einen Forderungsübergang<br />

auf den Versicherer kennt, müssen die Tatbestandsvoraussetzungen für eine cessio legis auf einen der beteiligten<br />

Versicherer als Kläger substantiiert vorgetragen werden.<br />

Die Rechtsprechung zum deutschen Prozessrecht, dass keine Regel existiert, die es dem Berufungsbeklagten auferlegt, erstinstanz -<br />

liches Vorbringen zu wiederholen oder jedenfalls in Bezug zu nehmen, gilt auch in Rheinschifffahrtssachen gemäß Artikel 38 III der<br />

Mannheimer Akte.<br />

(Hinweis-)Beschluss vom 30. September<br />

2021 sowie (Zurückweisungs-)Beschluss<br />

vom 12. Januar 2022 des Rheinschiffahrtsobergerichtes<br />

Karlsruhe, Az.: 22 U<br />

3/20 RhSch (Rheinschiffahrtsgericht<br />

Mannheim, Az.: 31 C 2/17 RhSch)<br />

Aus dem (Zurückweisungs-)Beschluss<br />

vom 12. Januar 2021:<br />

… hat das Rheinschiffahrtsobergericht<br />

Karlsruhe … am 12. Januar 2022 beschlossen:<br />

Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil<br />

des Rheinschiffahrtsgerichts Mannheim<br />

vom 21.02.2021 – Aktenzeichen: 31<br />

C 2/17 RhSch – wird einstimmig zurückgewiesen<br />

…<br />

Aus dem Tatbestand:<br />

Die Klägerin verlangt aus »übergegangenem,<br />

respektive abgetretenem« Recht<br />

von den Beklagten Schadensersatz wegen<br />

eines Schiffsunfalls, der sich am<br />

30.08.2<strong>01</strong>6 auf dem Rhein bei Rheinkilometer<br />

395,270 ereignet hat, mit der Behauptung,<br />

sie sei führende Kaskoversicherin<br />

des Gütermotorschiffes (GMS)<br />

»Petran«…<br />

Gemäß der kontradiktorischen Schadenstaxe<br />

vom 28.02.2<strong>01</strong>7 wurde ein Schaden<br />

in Höhe von insgesamt 83.386,43 € zuzüglich<br />

Kosten für Periskal in Höhe von<br />

500,00 € festgestellt. Die Expertisekosten<br />

bezogen auf den Schaden des GMS<br />

»Petran« betrugen laut Rechnung vom<br />

07.03.2<strong>01</strong>7 2.886,76 €, die Expertisekosten<br />

bezogen auf den Schaden am FGKS<br />

»Regina Rheni« gemäß Rechnung vom<br />

14.06.2<strong>01</strong>7 3.186,00 €.<br />

Der Prozessbevollmächtigte der Klägerin<br />

forderte den Prozessbevollmächtigten<br />

der Beklagten auf, einen Betrag in Höhe<br />

von 87.552,06 € unter Fristsetzung zum<br />

28.08.2<strong>01</strong>7 und erweiternd einen Betrag<br />

in Höhe von 94.617,06 € unter Fristsetzung<br />

zum 06.12.2<strong>01</strong>7 zu zahlen …<br />

Die Klägerin hat behauptet,<br />

sämtliche beteiligten Versicherer sowie<br />

der Versicherungsnehmer hätten ihre Ansprüche<br />

an die Klägerin abgetreten, sie<br />

sei damit aktivlegitimiert …<br />

Das Rheinschiffahrtsgericht hat … ausgeführt:<br />

Die Klägerin sei aktivlegitimiert,<br />

das Bestreiten der Beklagten sei angesichts<br />

der vorgelegten Abtretungserklärungen<br />

und der Versicherungspolice unbeachtlich<br />

…<br />

Aus den Gründen:<br />

Gleichwohl steht der Klägerin der geltend<br />

gemachte Anspruch auch unter Berücksichtigung<br />

der Ausführungen in den Stellungnahmen<br />

nicht zu.<br />

Ein Anspruchserwerb aufgrund von Abtretungserklärungen<br />

der beteiligten Versicherungen<br />

ist nach wie vor nicht<br />

schlüssig und substantiiert dargelegt,<br />

denn die Klägerin trägt noch immer nicht<br />

vor, welche der beteiligten Versicherungen<br />

den Teilbetrag von 5.278,43 € bezahlt<br />

hat, dies ergibt sich auch nicht aus der<br />

Anlage BK 12, so dass nach wie vor offen<br />

bleibt, welche der beteiligten Versicherungen<br />

einen Anspruch kraft cessio legis<br />

erworben und an die Klägerin abgetreten<br />

haben könnte. Dass das niederländische<br />

Recht in Art. 962 1. Burgerlijk Wetboek<br />

Boek 7 einen Forderungsübergang auf<br />

den Versicherer kennt, wurde vom Senat<br />

zu keinem Zeitpunkt in Abrede gestellt.<br />

Die Klägerin übersieht allerdings, dass<br />

dieser Forderungsübergang voraussetzt,<br />

dass der Versicherer den Schaden ersetzt,<br />

was hier – wie gezeigt – nicht hinreichend<br />

substantiiert vorgetragen wurde.<br />

Die Hinweise auf die Prozessökonomie<br />

und die Vorteile einer Bündelung der<br />

Ansprüche bei dem führenden Versicherer<br />

sind in diesem Zusammenhang unbehelflich<br />

…<br />

Aus dem (Hinweis-)Beschluss vom 30.<br />

September 2021:<br />

Der Senat beabsichtigt, die Berufung der<br />

Klägerin … durch einstimmigen Beschluss<br />

zurückzuweisen ...<br />

Aus den Gründen:<br />

1. Die Berufung hat schon deshalb keinen<br />

Erfolg, weil die Klage nicht zulässig<br />

ist, denn die Klagebegründung lässt<br />

nicht hinreichend erkennen, welche Ansprüche<br />

mit der Klage verfolgt werden<br />

sollen (§ 253 Abs. 2 Nr. 3 ZPO, anwendbar<br />

nach Art. 38 Abs. 3 der Mannheimer<br />

Akte). Die Klägerin macht pauschal<br />

Ansprüche aus »übergegangenem, respektive<br />

abgetretenem Recht« geltend,<br />

ohne erkennen zu geben, aus welchen<br />

eigenen oder fremden Rechten sie ihre<br />

Anspruchsberechtigung herleiten will.<br />

Der Begriff »respektive« (Bedeutung laut<br />

Duden: »beziehungsweise«) ist mangels<br />

eines klaren Bedeutungsinhalts ungeeignet,<br />

die notwendige Klarstellung herbeizuführen.<br />

Damit bliebe offen, über<br />

welche Ansprüche (gegebenenfalls in<br />

welcher Reihenfolge) zu entscheiden ist<br />

64 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong> (Sammlung Seite 2803)


RECHT<br />

mit der Folge, dass sich auch die Rechtskraft<br />

eines Urteils nicht bestimmen lässt.<br />

Denn bei Ansprüchen aus eigenem und<br />

Ansprüchen aus fremdem Recht oder<br />

aus verschiedenen fremden Rechten<br />

handelt es sich jeweils um unterschiedliche<br />

Streitgegenstände, die nicht alternativ<br />

geltend gemacht werden können,<br />

weil der Klage jeweils ein anderer Lebenssachverhalt<br />

zu Grunde gelegt wird<br />

(vgl. z. B. BGH, Urteil vom 27.09.2006 –<br />

VIII ZR 19/04 – [juris Rn. 8]).<br />

2. Die Berufung bleibt darüber hinaus<br />

auch deshalb ohne Erfolg, weil die Aktivlegitimation<br />

der Klägerin nicht festgestellt<br />

werden kann und diese von den Beklagten<br />

ausführlich und substantiiert (Klageerwiderung<br />

vom 21.02.2<strong>01</strong>8, Seite 30)<br />

bestritten wurde.<br />

a) Zwar hat die Klägerin mit Schriftsatz<br />

vom 02.<strong>01</strong>.2020 unter Vorlage der Anlage<br />

K 3 zu den an dem (den) behaupteten Versicherungsverhältnis<br />

(Versicherungsverhältnissen)<br />

beteiligten Versicherungen<br />

und dem Umfang der jeweiligen Beteiligung<br />

vorgetragen und dies unter Beweis<br />

gestellt. Vortrag dazu, in welcher Weise<br />

diese die geltend gemachte Forderung<br />

ganz oder zum Teil erworben haben könnten,<br />

wurde jedoch nicht gehalten, obwohl<br />

die Beklagten das Fehlen von Vortrag zum<br />

Erwerb der Forderung ausdrücklich beanstandet<br />

haben …<br />

Aus welchen Gründen das Rheinschiffahrtsgericht<br />

dennoch zu der Auffassung<br />

gelangt ist, die Klägerin sei aktivlegitimiert,<br />

ergibt sich aus der Begründung<br />

nicht. Der Hinweis auf die vorgelegten<br />

Abtretungserklärungen und die Versicherungspolice<br />

verfängt schon deshalb<br />

nicht, weil sich aus der Versicherungspolice<br />

lediglich ergeben könnte, in welchem<br />

Umfang die dort aufgeführten Versicherungen<br />

am Versicherungsvertrag<br />

beteiligt sind und die vorgelegten Abtretungserklärungen<br />

lediglich die Abgabe<br />

entsprechender Willenserklärungen belegen<br />

könnten. Die Abtretungserklärungen<br />

sind jedoch nicht zum Nachweis geeignet,<br />

dass die dort aufgeführten Zedenten<br />

tatsächlich Inhaber einer Forderung<br />

in welcher Höhe auch immer waren,<br />

insbesondere in welcher Weise sie<br />

diese Forderungen des Geschädigten erlangt<br />

haben könnten. Solcher Vortrag<br />

war hier insbesondere deshalb geboten,<br />

weil nach der als Anlage K 3 vorgelegten<br />

und in niederländischer Sprache abgefassten<br />

Versicherungspolice davon auszugehen<br />

ist, dass das oder die Versicherungsverhältnisse<br />

nicht dem deutschen<br />

Recht unterliegen, sich aber dem Vortrag<br />

nicht entnehmen lässt, nach welcher<br />

Rechtsordnung und unter welchen dort<br />

statuierten Voraussetzungen ein Forderungsübergang<br />

auf die Klägerin und/<br />

oder auf die Zedenten hätte stattfinden<br />

können. Nachdem die Klägerin lediglich<br />

unzureichend pauschal vorgetragen hat,<br />

aus übergegangenem, respektive abgetretenem<br />

Recht zu klagen, genügte – offensichtlich<br />

– das einfache Bestreiten der<br />

Aktivlegitimation durch die Beklagten.<br />

Vor diesem Hintergrund fehlt es schon<br />

einer substantiierten Darlegung zu<br />

Grund und Umfang eines Forderungserwerbs<br />

durch die jeweilige Zedentin und<br />

damit auch an substantiiertem Vortrag<br />

zum Umfang eines Forderungserwerbs<br />

durch die Klägerin …<br />

c) Auch aufgrund der vorgelegten Abtretungserklärung<br />

der Scheepvaartonderneming,<br />

wohl der Eignerin des GMS »Petran«,<br />

die auf den 26.09.2<strong>01</strong>7/21.11.2<strong>01</strong>7<br />

datiert ist, konkreter Vortrag der Klägerin<br />

dazu findet sich nicht, lässt sich die Aktivlegitimation<br />

der Klägerin nicht mit der erforderlichen<br />

Gewissheit feststellen, denn<br />

auch insoweit bleibt offen, ob die Schiffseignerin<br />

zu diesem Zeitpunkt überhaupt<br />

noch Inhaberin der Ansprüche war, denn<br />

die Abtretungserklärung der G Schadeverzekering<br />

wurde von dieser bereits am<br />

21.09.2<strong>01</strong>7 unterzeichnet und die Abtretungserklärung<br />

der B N.V. bereits am<br />

26.09.2<strong>01</strong>7, weshalb auf der Grundlage<br />

des Vortrags der Klägerin vieles für einen<br />

(unsubstantiiert behaupteten) vorherigen<br />

Forderungsübergang auf diese spricht,<br />

zumindest aber zweifelhaft ist, ob die<br />

Schiffseignerin zum Zeitpunkt der Abgabe<br />

der Abtretungserklärung noch Inhaberin<br />

irgendeiner Schadensersatzforderung<br />

war und diese abtreten konnte. Deshalb<br />

ist mangels eines substantiierten Vortrags<br />

auch insoweit offen, ob und gegebenenfalls<br />

in welcher Höhe die Klägerin<br />

aufgrund der Abtretungserklärung der<br />

Geschädigten eine Forderung erwerben<br />

konnte.<br />

d) Deshalb fehlt der Annahme der Aktivlegitimation<br />

der Klägerin durch das<br />

Rheinschiffahrtsgericht eine rechtlich<br />

tragfähige Grundlage, die Anforderungen<br />

an die substantiierte Darlegung und den<br />

Nachweis eines Forderungserwerbs<br />

durch Abtretung werden verfehlt. Der Senat<br />

ist nicht deshalb daran gehindert, diesen<br />

Rechtsfehler aufzugreifen, weil die<br />

Beklagten ihr Bestreiten der Aktivlegitimation<br />

im Berufungsrechtszug nicht ausdrücklich<br />

wiederholt haben. Denn das<br />

Vorbringen der Beklagten war ohne weiteres<br />

in der Berufungsinstanz angefallen,<br />

auch wenn die in der ersten Instanz aus<br />

anderen Gründen siegreichen Beklagten<br />

sich auf die Verteidigung dieses Urteils<br />

beschränkten und deshalb nach dem bisherigen<br />

Verfahrensverlauf keinen Anlass<br />

sahen, ihr Vorbringen in der Berufungserwiderung<br />

ausdrücklich zu wiederholen,<br />

zumal eine Regelung, die es dem Berufungsbeklagten<br />

auferlegt, erstinstanzliches<br />

Vorbringen zu wiederholen oder jedenfalls<br />

in Bezug zu nehmen, nicht existiert<br />

(st. Rechtsprechung, BGH, Beschluss<br />

vom 19.05.2020 – VI ZR 171/19 – [juris Rn.<br />

7]; Beschluss vom 28.04.2020 – VI ZR<br />

347/19 – [juris Rn. 8]; Urteil vom<br />

28.08.2<strong>01</strong>8 – VI ZR 518/16 – [juris Rn. 14,<br />

15]; Beschluss vom 24.09.2<strong>01</strong>9 – VI ZR<br />

517/18 – [juris Rn. 8]). Dies gilt vor allem<br />

dann, wenn – wie hier – die Beklagten ihr<br />

bisheriges Bestreiten aufrechterhalten<br />

(Seite 27 der Berufungsbegründung, II<br />

133). Diese Grundsätze sind auch in<br />

Rheinschifffahrtssachen anwendbar (Art.<br />

38 Abs. 3 der Mannheimer Akte) …<br />

Anmerkung:<br />

In Fällen von Schiffshavarien klagen in<br />

der Regel die Versicherer des geschädigten<br />

Schiffes gegen den Schiffseigner/Ausrüster<br />

und das Besatzungsmitglied des<br />

gegnerischen Schiffes mit der Behauptung,<br />

die Besatzung habe die Havarie<br />

schuldhaft verursacht.<br />

In der Binnenschifffahrt sind Policen sehr<br />

häufig, an denen sehr viele Versicherer<br />

beteiligt sind. Für den Regressprozess<br />

dieser Versicherer gibt es grundsätzlich<br />

zwei unterschiedliche Wege. Man kann<br />

die Forderung entsprechend der prozentualen<br />

Beteiligung der beteiligten<br />

Versicherer im Namen der beteiligten<br />

Versicherer einklagen oder diese Ansprüche<br />

über Abtretungen bei einem der<br />

Versicherer, in der Regel beim führenden<br />

Versicherer, bündeln und ausschließlich<br />

in dessen Namen klagen. Diese Abtretungen<br />

empfehlen sich insbesondere im<br />

Hinblick auf die Tatsache, dass der Umfang<br />

und die Wirksamkeit einer Führungsklausel<br />

nicht immer völlig eindeutig<br />

sind. Eindeutig ist eine Führungsklausel<br />

nur, wenn sie klar erkennen lässt,<br />

dass der führende Versicherer berechtigt<br />

sein soll, in eigenem Namen sämtliche<br />

Regressansprüche des beteiligten Versicherers<br />

gegen den Schadenverursacher<br />

im Rahmen eines Regressprozesses geltend<br />

zu machen.<br />

Das Rheinschiffahrtsgericht Karlsruhe hat<br />

mit den teilzitierten Beschlüssen in einem<br />

obiter dictum (die Klage wurde mangels<br />

Verschuldens des gegnerischen Schiffes<br />

abgewiesen) deutlich gemacht, dass es<br />

dazu nicht ausreicht vorzutragen, die Klägerin<br />

sei führender Versicherer und sämtliche<br />

Versicherer hätten den in seiner Gesamtheit<br />

durch kontradiktorische Taxe<br />

feststehenden oder bewiesenen Schaden<br />

beglichen. Bestreitet der Beklagte diesen<br />

Umstand, dann ist der Kläger nach der<br />

Entscheidung des Rheinschiffahrtsobergerichtes<br />

Karlsruhe gehalten, detailliert<br />

vorzutragen, welcher beteiligter Versicherer,<br />

welchen Betrag, wann an den Versicherungsnehmer<br />

geleistet hat.<br />

Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer,<br />

Frankfurt am Main<br />

(Sammlung Seite 2804)<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

65


BDS<br />

Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e. V.<br />

Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz, MS »Stella Maris« und die stellvertretenden<br />

Vorsitzenden Nikolaus Hohenbild, Detlef Maiwald, Stephen Mnich, Gebr. Mnich OHG<br />

Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />

August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228 / 746377 | Fax 0228 / 746569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />

Votum zur EU-Besatzungsordnung<br />

Mehr als 90 Teilnehmer von Unternehmer- und Arbeitnehmerseite<br />

waren bei der online durchgeführten »sector consultation« zur europäischen<br />

Besatzungsordnung am 14. Dezember anwesend. Die<br />

Veranstaltung wurde gemeinsam von EBU/ESO und der ETF unter<br />

Schirmherrschaft von CESNI organisiert und durchgeführt. Zu den<br />

vielen Themen, die zur Diskussion standen, konnten die Teilnehmer<br />

sowohl an interaktiven Abstimmungen über »wooclap« teilnehmen,<br />

als auch ihre Meinung in Wortbeiträgen und schriftlich im Chat äußern.<br />

Zum Teil wurden die Abstimmungen zu einzelnen Fragen<br />

nach der Diskussion auch nochmal wiederholt. Insgesamt gibt es<br />

daher jetzt zu den diskutierten Fragen ein gutes Meinungsbild, das<br />

in der weiteren Arbeit von CESNI/QP/Crew an den Standards für<br />

eine europäische Besatzungsordnung sehr nützlich sein wird.<br />

Alternative zu Betriebsformen?<br />

Intensive Diskussionen hatte es im Vorfeld zu der Frage gegeben, ob<br />

es eine zusätzliche Alternative zu den Betriebsformen geben sollte,<br />

die ausschließlich auf einer Aufzeichnung der Arbeitszeiten der angestellten<br />

Besatzungsmitglieder beruhen. Nachdem sich bereits bei<br />

der »sector consultation« im vergangenen Jahr das Gewerbe mit<br />

großer Mehrheit für die Beibehaltung der Betriebsformen ausgesprochen<br />

hatte, sprach sich dieses Mal mit 64,1 % eine große<br />

Mehrheit gegen eine zusätzliche Alternative zu Betriebsformen aus.<br />

Darüber hinaus wurde die Frage gestellt, ob eine Alternative mit<br />

Aufzeichnung der Arbeitszeiten auf alle Schiffe anwendbar sein sollte<br />

oder nur auf Schiffe, die sich in einem begrenzten Gebiet bewegen.<br />

Die Abstimmung zu dieser Frage wurde nach Diskussion wiederholt<br />

und beide Male war die überwiegende Mehrheit (73 %und<br />

69,05 %) der Auffassung, dass dies nur für Schiffe anwendbar sein<br />

sollte, die in einem begrenzten Gebiet unterwegs sind.<br />

Eindeutig auch die Auffassungen zu der Frage, ob gegebenenfalls<br />

auf Schiffen, die nur auf Basis der Aufzeichnung der Arbeitszeiten<br />

der angestellten Besatzungsmitglieder arbeiten, die Fahrzeit<br />

des Schiffes als Arbeitszeit für die gesamte Besatzung aufgezeichnet<br />

werden sollte oder nur die Arbeitszeit des einzelnen<br />

Besatzungsmitgliedes individuell. 70 % sprachen sich dafür aus,<br />

nur die individuell aufgezeichnete Arbeitszeit zu zählen.<br />

Vorgeschriebene Ruhezeiten<br />

Eine markante Veränderung im Ergebnis ergab sich nach erneuter<br />

Abstimmung zu der Frage, ob man – unabhängig von der Betriebsform<br />

– sechs oder acht Stunden ununterbrochene Ruhezeit bevorzugen<br />

würde. Nachdem klar wurde, dass ein Minimum von sechs<br />

ununterbrochenen Stunden die meisten Gestaltungsmöglichkeiten<br />

für die Besatzung eröffnet und zudem ein regelmäßiger Rhythmus<br />

von acht Stunden an der täglichen Höchstarbeitszeit von 14 Stunden<br />

scheitert, sprachen sich 62,5 % dafür aus, die heute in A2 und B vorgeschriebene<br />

Mindestruhezeit von sechs Stunden beizubehalten.<br />

Verpflichtende Ruhetage für Unternehmer?<br />

Kontrovers ging es zu bei der Frage, ob auch für den Unternehmer<br />

– das heißt für den selbstfahrenden Schiffseigner als Besatzungsmitglied<br />

– in der Besatzungsordnung verpflichtende Ruhetage<br />

vorgeschrieben werden sollten. Zur Klarstellung: Es geht<br />

nur darum, die Einsatztage als Besatzungsmitglied zu beschränken,<br />

nicht die sonstige unternehmerische Arbeit. Darüber<br />

hinaus könnten Ruhetage natürlich auf dem Schiff verbracht werden.<br />

Während es für nahezu jeden Unternehmer verständlicherweise<br />

schwer vorstellbar ist, sich bei seinem Einsatz beschränken<br />

zu lassen, lautet das Gegenargument, dass es heute – zumindest<br />

theoretisch – möglich ist, sein Schiff 365 Tage im Jahr 14 Stunden<br />

am Tag zu fahren.<br />

In der Diskussion wurde deutlich, dass alle Unternehmer in der<br />

Praxis Ruhetage einlegen und dass große Bedenken bestehen,<br />

durch überzogene Vorschriften die unternehmerische Verantwortung<br />

zu stark einzuschränken. 63,04 % sprachen sich daher in<br />

erneuter Abstimmung nach der Diskussion gegen verpflichtende<br />

Ruhetage für den Unternehmer aus.<br />

Bei der Frage nach der Anzahl möglicher Ruhetage lehnten nahezu<br />

80 % die Vorschläge zwischen 25 und 40 pro Jahr ab. Bei der<br />

Frage nach einem Referenzzeitraum war das Bild etwas differenzierter.<br />

29,17 % sprachen sich für einen Referenzzeitraum von 40<br />

Tagen aus, 6,25 % für sechs Monate, 50 % für ein Jahr und 14,58 %<br />

für einen anderen Zeitraum.<br />

Mindestbesatzung beim Laden/Löschen<br />

Muss die gesamte Mindestbesatzung z.B. dann an Bord sein,<br />

wenn beim Laden/Löschen das Schiff verholt werden oder an eine<br />

Liegestelle gewechselt werden muss, wenn das Auto abgesetzt<br />

werden oder an der Liegestelle ein anderes Schiff herausgelassen<br />

werden soll? Heute ist es vielfach üblich und geduldet, diese Aktionen<br />

– sofern der Schiffsführer dies für verantwortbar hält –<br />

auszuführen, auch wenn die Mindestbesatzung nicht an Bord ist.<br />

Mit überwältigender Mehrheit (79,17 %) sprachen sich die<br />

Teilnehmer dafür aus, dass es in solchen Situationen im Prinzip<br />

erlaubt sein sollte, das Schiff auch ohne die Mindestbesatzung zu<br />

bewegen. Darüber hinaus waren 70,45 % der Auffassung, dass<br />

dies auch bei einer nur aus zwei Personen bestehenden Besatzung<br />

erlaubt sein sollte, das heißt, dass der Schiffsführer das Schiff alleine<br />

bewegen darf. 65,91 % waren der Auffassung, dass hierfür<br />

auch keine zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände erforderlich<br />

sein sollten.<br />

Bei der Frage nach den Begrenzungen votierten 31,82 % dafür,<br />

dass das Schiff am selben Quai bleiben müsse, 29,5 % stimmten für<br />

eine begrenzte Entfernung, 27,27 % für keine Begrenzungen und<br />

11,36 % hatten andere Vorschläge wie zeitliche Begrenzung oder<br />

Differenzierung zwischen ruhendem und Strömungsgewässer. <br />

66 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>


IMPRESSUM<br />

Fortführung der<br />

Binnenschiffahrt<br />

und Wasserstraßen<br />

Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />

(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />

Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />

Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />

Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />

Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />

Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />

Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />

Moselkommission, Trier<br />

Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />

Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />

Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />

Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />

Alphatron Marine Deutschland GmbH ............................................. 40<br />

BRAUER Maschinentechnik AG ......................................................... 33<br />

DGzRS .................................................................................................... U4<br />

DTG Deutsche Transport-Genossenschaft Binnenschiffahrt eG .... 55<br />

GEFO Gesellschaft für Oeltransporte mbH ......................................... 9<br />

HGK Shipping GmbH Zweigniederlassung Duisburg ..................... 41<br />

Hitzler Werft GmbH .......................................................................... Titel<br />

Hoyer Marine GmbH ............................................................................ 31<br />

Internationales Maritimes Museum Hamburg .................................... 3<br />

Kadlec & Brödlin GmbH ...................................................................... 35<br />

Maximilian Verlag GmbH & Co. KG ............................................ 15, 37<br />

Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG ............................................... 54<br />

RheinCargo GmbH & Co. KG ............................................................. 46<br />

Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG .................................. U2<br />

TMLG s.r.o ................................................................................................ 7<br />

Werft Malz GmbH ................................................................................... 6<br />

Wittig GmbH ............................................................................................ 5<br />

Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung.<br />

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Herausgeber<br />

Prof. Peter Tamm †<br />

Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische<br />

Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />

Geschäftsführung<br />

Peter Tamm<br />

Redaktion<br />

Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-206 | k.foerster@hansa-online.de<br />

Redakteur: Felix Selzer (fs)<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-210 | f.selzer@hansa-online.de<br />

Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)<br />

Tel. +49 (0)40 70 70 80-209 | a.wroblewski@hansa-online.de<br />

Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />

Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)<br />

Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />

Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />

Josef Müller (jom, Österreich)<br />

Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />

Redaktionsbeirat<br />

Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,<br />

Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />

Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und<br />

Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />

Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />

Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />

Binnenschiffahrt e.V.;<br />

Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik<br />

und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.<br />

Redaktionsvorbehalt<br />

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung<br />

vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm<br />

oder ein anderes Verfahren) ohne Genehmigung des Ver lages reproduziert werden.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Herausgeber,<br />

Redaktion oder Verlag wieder. Die Redaktion behält sich Änderungen an den Manuskripten<br />

vor. Die Redaktion lehnt jede Verantwortung für unverlangt eingesandtes Material (Manus -<br />

kripte, Fotos, Grafiken etc.) ab.<br />

Verlag und Redaktion<br />

Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG<br />

Ein Unternehmen der TAMM MEDIA<br />

Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg<br />

Postfach 10 57 23, 20039 Hamburg<br />

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www.binnenschifffahrt-online.de<br />

Layout<br />

Sylke Hasse, Tel. +49 (0)40 70 70 80-207<br />

s.hasse@hansa-online.de<br />

Anzeigenverwaltung<br />

Sandra Winter, Tel. +49 (0)40 70 70 80-225 | Fax -208<br />

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D-A-CH und Niederlande<br />

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Andreas Hansmann | Dorothee Emde<br />

Tel. +49 (0)40 60 91 88-15<br />

a.hansmann@hansmann.media oder<br />

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Abonnentenbetreuung | Vertrieb<br />

Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG | Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg<br />

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Die Binnenschifffahrt erscheint monatlich. Abonnementspreis Inland: jährlich EUR 120,– inkl.<br />

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Der Abonnementspreis ist im voraus fällig und zahlbar innerhalb 14 Tage nach Rechnungs -<br />

erhalt. Abonnementkündigungen sind nach dem Ende des ersten Bezugszeitraums mit einer<br />

Frist von vier Wochen zum Ablauf eines jeden Kalendermonates schriftlich oder in Textform<br />

möglich. Für die dann entfallenen Bezugsmonate wird eine anteilige Gutschrift erteilt.<br />

Höhere Gewalt entbindet den Verlag von jeder Lieferungs verpflich tung. Erfüllungs ort und<br />

Gerichtsstand ist Hamburg.<br />

Druck: Lehmann Offsetdruck und Verlag GmbH, Norderstedt<br />

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Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

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