BS 01-2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>01</strong><br />
<strong>2023</strong><br />
<strong>01</strong><br />
SCHIFFFAHRT<br />
RÜCKBLICK 2022 TECHNIK<br />
Forderungen der Verbände Zwölf Monate<br />
Elektro-Antrieb: Von<br />
9 770939 1910<strong>01</strong><br />
für das Jahr <strong>2023</strong> 10 in Schlagzeilen 16 der Straße aufs Wasser 34<br />
Januar <strong>2023</strong> | 78. Jahrgang<br />
ISSN 0939–1916 | C 4397 D | € 10,50<br />
www.binnenschifffahrt-online.de<br />
HITZLER WERFT<br />
innovativ seit 1885
Zur Unternehmensgruppe Tamm Media gehören namhafte und traditionsreiche Verlage. Im Schiffahrts-Verlag<br />
HANSA mit Sitz in Hamburg erscheinen mit »HANSA – International Maritime Journal«<br />
und »Binnenschifffahrt« monatlich zwei der führenden maritimen Publikationen im deutschsprachigen<br />
Raum. Wir berichten in Print und Online – national wie international – über alle relevanten Ereignisse<br />
und Themen aus einem breitgefächerten Themenspektrum – von der Schifffahrt über Schiffstechnik,<br />
trimodale Logistik bis hin zu Offshore, Meerestechnik, Finanzierungs- und Versicherungsthemen.<br />
Für unsere Redaktion suchen wir zum nächstmöglichen Termin einen/eine<br />
Volontär:in (w/m/d)<br />
Wenn Du Dich für die maritime Wirtschaft und cross-medialen Journalismus in einem inter nationalen<br />
Umfeld interessierst und Engagement sowie Teamfähigkeit mitbringst, freuen wir uns auf Deine<br />
Bewerbung.<br />
Deine Aufgaben:<br />
Du berichtest über Menschen, Unternehmen und Institutionen, entwickelst eigenständig Themen und<br />
schreibst bzw. redigierst Texte aller journalistischen Stilformen – stets mit Blick auf die Relevanz für<br />
unsere Zielgruppe und eine Verwertung sowohl in unseren Print-Ausgaben als auch in den digitalen<br />
Kanälen.<br />
Dein Profil:<br />
• Du hast ein abgeschlossenes (Fach-)Hochschulstudium oder eine adäquate Ausbildung absolviert<br />
sowie möglichst erste praktische Erfahrungen im Print- und/oder Online-Journalismus gesammelt.<br />
• In neue Technik- und Themenfelder arbeitest Du Dich selbstständig und fundiert ein und hast Lust,<br />
Dein Wissen zu erweitern.<br />
• Du kannst auch komplexe Sachverhalte anschaulich und verständlich beschreiben.<br />
• Du verfügst über ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten, über Sprachgefühl und Stilsicherheit<br />
in der deutschen Muttersprache und über sehr gute Englischkenntnisse.<br />
• Du beherrschst die gängigen Office-Programme und bist bereit, Dich schnell in Redaktions- bzw.<br />
CMS-Systeme, die Grundlagen der Foto- und Videobearbeitung und die Arbeit mit Social-<br />
Media-Kanälen einzuarbeiten.<br />
Was wir bieten:<br />
• eine zweijährige Ausbildung in unserer Verlagsgruppe Tamm Media mit Praktika bei anderen<br />
Medienhäusern und Kompaktkursen an der Akademie für Publizistik in Hamburg<br />
• anspruchsvolle und abwechslungsreiche Aufgaben für alle unseren Print- und Online-Produkte<br />
einschließlich Messebesuchen und Auslandsreisen<br />
• eine kontinuierliche Entwicklung der fachlichen und journalistischen Kompetenz in einem<br />
expandierenden, inhabergeführten Unternehmen<br />
• ein kollegiales Arbeitsklima in einem hoch motivierten und dynamischen Team<br />
• eine zeitgemäße Arbeitszeitkonzeption und Vergütung<br />
• attraktive Perspektiven für die berufliche und persönliche Entwicklung<br />
Werde Teil unseres Teams und gestalte aktiv unsere Magazine, den Online-Auftritt, unsere Podcasts,<br />
die Social-Media-Kanäle und unsere Veranstaltungen mit. Haben wir Dein Interesse geweckt? Dann<br />
erzähle uns gern von Deinen Erfahrungen und Interessen. Wir freuen uns auf Deine aussagekräftige<br />
Bewerbung per E-Mail an bewerbung@hansa-online.de<br />
Ansprechpartner für Rückfragen:<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co KG | Chefredaktion | Krischan Förster<br />
Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg | Tel.: +49 40 707080-206<br />
2 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
EDITORIAL<br />
Hamburgs<br />
maritimesmes Herz<br />
Anna Wroblewski<br />
Redakteurin<br />
Krieg und Klima<br />
Wie sehr haben wir uns vor einem<br />
Jahr gewünscht, die Welt möge wieder<br />
zur Normalität zurückkehren – nach<br />
zwei Jahren Corona-Pandemie und<br />
den damit verbundenen Einschränkungen.<br />
Und dann kam der<br />
Krieg. Mitten in Europa, mitten im<br />
21. Jahrhundert, überfällt Russland<br />
die Ukraine. Und nichts ist mehr wie<br />
es einmal war.<br />
Eine Rückkehr zur Normalität, wird<br />
es so schnell nicht geben. Bei all dem<br />
Leid, das dieser Krieg über die Menschen<br />
in der Ukraine bringt, legt er zugleich<br />
die Fehler deutscher Politik der<br />
vergangenen Jahre offen. Deutschland<br />
hat sich in puncto Öl- und Gasimporte<br />
von Russland abhängig gemacht.<br />
Zeitgleich hat man die Energiewende<br />
»schleifen lassen«. Das rächt<br />
sich. Die Energiepreise gehen durch<br />
die Decke. Alternative Energiequellen<br />
fehlen und müssen erst erschlossen<br />
werden.<br />
Zu den hohen Energiepreisen kommen<br />
Schwierigkeiten in den Lieferketten.<br />
Die gab es pandemiebedingt bereits<br />
vor dem Krieg. Was jetzt dazu<br />
kommt, sind fehlende Güter aus der<br />
Ukraine. Entweder fehlen sie als Ladung<br />
und/oder als Rohstoff. So fallen<br />
beispielsweise Stahl-Importe aus<br />
ukrainischer Produktion weg, was<br />
wiederum zur Materialknappheit und<br />
höheren Preisen führt. Ein Problem,<br />
das insbesondere die Werften trifft.<br />
Und während sich die Welt mit dem<br />
Krieg und seinen Folgen beschäftigt,<br />
schreitet der Klimawandel voran. Zuletzt<br />
war das im vergangenen Sommer<br />
unter anderem am Rhein zu beobachten,<br />
wo die Pegel auf historische<br />
Tiefstwerte absackten.<br />
Das Gewerbe hat seine Lehren aus<br />
dem Niedrigwasser 2<strong>01</strong>8 gezogen und<br />
konnte trotz niedriger Wasserstände<br />
die Lieferketten am Laufen halten.<br />
Doch was ist mit der Politik – hat sie ihre<br />
Hausaufgaben gemacht? Tut sie genug,<br />
um die Folgen des Klimawandels<br />
aufzuhalten? Angesichts der Budget-<br />
Kürzungen, die der Bund für <strong>2023</strong> bei<br />
den Wasserstraßen vornimmt, könnte<br />
man denken, er habe die eigenen Umweltziele<br />
aus den Augen verloren.<br />
Das Binnenschiff ist und bleibt eines<br />
der klimafreundlichsten Transportmittel.<br />
Es kann mehr laden als ein<br />
Lkw und verstopft nicht die Straßen.<br />
Und was macht Berlin? Kürzt die Gelder<br />
für die Wasserstraßen um<br />
350 Mio. € – obwohl doch die Bundesregierung<br />
die EU-Klimavorgaben<br />
übertreffen will und eine CO2-Neutralität<br />
bereits bis 2045 anpeilt. Unter<br />
solchen Voraussetzungen rücken die<br />
ambitionierten Ziele eher in weite Ferne.<br />
Dem Gewerbe kann man dies jedenfalls<br />
nicht ankreiden.<br />
Für die Modernisierung von Motoren<br />
und Antrieben wurden mehr Mittel<br />
beantragt als 2022 überhaupt zur<br />
Verfügung standen, obwohl der Fördertopf<br />
auf 50 Mio. € aufgestockt wurde.<br />
An welchen Stellen in der Bundespolitik<br />
außerdem nachjustiert werden<br />
sollte, ist in den Gastbeiträgen der<br />
wichtigen Verbände in dieser Ausgabe<br />
nachzulesen. <strong>2023</strong> wird, so viel steht<br />
heute schon fest, ein ebenso spannendes<br />
wie herausforderndes Jahr.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
...mehr<br />
geht nicht!<br />
Erleben Sie die<br />
ganze Geschichte der Schifffahrt<br />
in der weltweit größten<br />
maritimen Privatsammlung<br />
in Hamburgs ältestem Speichergebäude<br />
mitten in der HafenCity.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
KAISPEICHER B | KOREASTRASSE 1 |20457 HAMBURG<br />
TELEFON: 040 300 92 30-0 | WWW.IMM-HAMBURG.DE 3<br />
ÖFFNUNGSZEITEN: TÄGLICH VON 10 BIS 18 UHR
INHALT<br />
<strong>01</strong> <strong>2023</strong><br />
Zwölf Monate in Schlagzeilen<br />
Der große Binnenschifffahrt-Jahresrückblick<br />
16 38<br />
3 EDITORIAL<br />
3 – Krieg und Klima<br />
5 PERSONALIEN<br />
6 NACHRICHTEN<br />
8 SCHIFFFAHRT<br />
8 – Abweichung von der Regel – ZKR schafft<br />
Rechtsgrundlage für automatisierte Schifffahrt<br />
8 – RheinSchPV geändert – Schiffe dürfen schneller<br />
durch die Gebirgsstrecke<br />
10 – Wird die Bedeutung der Binnenschifffahrt für<br />
den Klimaschutz in Berlin erkannt?<br />
11 – Wer die Verkehrsverlagerung will, muss Schiene<br />
und Wasserstraße gleich behandeln<br />
12 – Eine verlässliche und klimaresiliente<br />
Infrastruktur ist unerlässlich<br />
13 – Wasserstraßen sind und bleiben Lebensadern<br />
der Industrie<br />
14 – Investitionssicherheit in die Wasserstraßen -<br />
infrastruktur<br />
16 JAHRESRÜCKBLICK 2022<br />
ZWÖLF MONATE IN SCHLAGZEILEN<br />
30 SCHIFFSTECHNIK<br />
30 – Fester Treibstoff für Brennstoffzellenschiff<br />
31 – Ausbildungsschiff mit neuen Aufgaben – Aus<br />
»Prinses Christina« wird die »Rolf Deymann«<br />
32 – Niederländische Batterien etablieren sich<br />
33 – Zweites E-Schiff für Zürich schwimmt<br />
34 – E-Mobilität: Von der Straße aufs Wasser<br />
38 – »Coriolis« ersetzt »Ludwig Prandtl«<br />
42 – Halbe Fahrzeit, null CO2<br />
43 – Drei Fragen an Olivier Kompaore, Vize-<br />
Präsident Wabtec Charging & Power Transfer:<br />
»In 30 Sekunden an Ladestation«<br />
44 – Emissionsarmes Verkehrssicherungsschiff<br />
46 LOGISTIK<br />
46 – Kombinierter Verkehr: Optimale Beladung<br />
dank künstlicher Intelligenz<br />
47 – Ikea liefert jetzt auch per Binnenschiff<br />
48 SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
48 – Bremen bleibt in der Nordrange zurück<br />
49 – Studie fordert mehr Anstrengungen für<br />
klimafreundlichen Hafenbetrieb<br />
49 – Neue APP – Den Hafen immer in der Tasche<br />
50 – Erstes deutsches LNG-Terminal in Betrieb<br />
51 – Fördermittel für CO2-Exportanlage<br />
52 WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
52 – Interview Joachim Zimmermann (bayernhafen):<br />
»Wir müssen die Chancen nutzen«<br />
54 – Hafen Hanau: »Wir können Schiff und Schiene«<br />
55 – Hafen-Loks als Botschafter für mehr Klimaschutz<br />
55 – Contargo bietet neue Zug-Shuttle an<br />
56 – HGK trennt sich von Terminal Köln-Nord<br />
56 – Droht jetzt endgültiges Aus für Neckarausbau?<br />
56 – Land fördert – Karlsruhe plant Wasserstoff-Hub<br />
57 – Duisport startet Rivergate<br />
57 – Bindewald Gutting investiert 80 Mio. € in Neuss<br />
58 – Störfall legt Schiffshebewerk Niederfinow lahm<br />
59 BUYER’S GUIDE<br />
64 RECHT<br />
64 – Aktivlegitimation der Versicherer von<br />
Havarieschäden<br />
66 BDS<br />
66 – Votum zur EU-Besatzungsordnung<br />
67 IMPRESSUM<br />
4 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
PERSONALIEN<br />
VBW: Robert Ante, zuständig für<br />
die Logistik von BP Europe SE in Nordwesteuropa,<br />
scheidet<br />
als Vizepräsident<br />
beim Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt<br />
und Wasserstraßen<br />
(VBW)<br />
aus. Grund hierfür<br />
ist eine berufliche<br />
Veränderung. BP Europe<br />
bleibt aber im VBW-Präsidium vertreten.<br />
Thorsten Kalinofski, Barge Operations<br />
Manager des Unternehmens,<br />
rückt zunächst als stimmloses Mitglied<br />
nach, eine abschließende Nachfolgeregelung<br />
wird noch getroffen.<br />
SEAPORTS OF NIEDERSACHSEN:<br />
André Heim bleibt für weitere drei Jahre<br />
Geschäftsführer der Marketingorganisation<br />
Seaports of Niedersachsen.<br />
Der Aufsichtsrat<br />
hat den Vertrag<br />
mit dem 43-jährigen<br />
Diplom-Kaufmann<br />
bis Ende 2026<br />
verlängert. Der gebürtige<br />
Oldenburger<br />
hatte den Posten im<br />
Juni 2020 von Timo Schön übernommen.<br />
Bereits seit 2<strong>01</strong>3 ist er für das Unternehmen<br />
aktiv.<br />
KOMBIVERKEHR: Peter Dannewitz<br />
scheidet bei Kombiverkehr aus. Er<br />
hatte die Vertriebsleitung<br />
bei Deutschlands<br />
größtem<br />
Kombi operateur<br />
Mitte 2<strong>01</strong>3 übernommen<br />
und wird<br />
nach einer von ihm<br />
ausgesprochenen<br />
Kündigung offiziell<br />
zur Jahresmitte <strong>2023</strong> ausscheiden. Nach<br />
Medienberichten wechselt Dannewitz<br />
zur Hupac AG in die Schweiz.<br />
Personalie des Monats: Thomas Schlipköther in Ruhestand<br />
DUISPORT: Thomas Schlipköther wechselt in den Ruhestand und beendet eine<br />
Ära. Seit 20<strong>01</strong> war der Diplomingenieur (Jahrgang 1955) nach dem Studium an<br />
der Universität Essen als COO (Chief Operation Officer) und CTO (Chief Technical<br />
Officer) für der Hafengesellschaft duisport tätig. Zudem wurde ihm 2<strong>01</strong>3 eine<br />
Honorarprofessur der Universität Duisburg-Essen verliehen. Schlipköthers Nachfolger<br />
ist Lars Nennhaus (46), der nach beruflichen Stationen in der Hamburger<br />
Hafenwirtschaft sowie bei der Hoyer Group in den Duisburger Hafen zurückkehrt.<br />
Der Diplom-Wirtschaftsingenieur hatte bereits von 2<strong>01</strong>1 bis 2<strong>01</strong>8 für den Duisburger<br />
Hafen gearbeitet.<br />
RHEINCARGO: Der Logistik-<br />
Dienstleister RheinCargo hat im Eisenbahn-Bereich<br />
zwei<br />
wichtige Positionen<br />
neu besetzt. André<br />
Glaser (Foto) hat die<br />
Führung des Fernverkehr-Betriebs<br />
übernommen.<br />
Der 58-jährige<br />
Wirtschaftsfachwirt<br />
tritt die Nachfolge<br />
von Josef Schumacher an. Frank Lambertin<br />
(55) leitet künftig den Regionalverkehr<br />
am Standort Köln. Der studierte Diplom-Ingenieur<br />
folgt auf Paul Schumacher,<br />
der als Gesamt-Bereichsleiter den<br />
Standort Köln bislang mitverantwortete.<br />
BMWK: Claudia Müller gibt ihr<br />
beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedeltes<br />
Amt als<br />
maritime Koordinatorin<br />
ab. Sie wechselt<br />
als Parlamentarische<br />
Staatssekretärin ins<br />
Agrarministerium<br />
ihres Parteikollegen<br />
und Ministers Cem<br />
Özdemir. Dort tritt<br />
die 41-jährige Rostockerin im Januar die<br />
Nachfolge von Manuela Rottmann<br />
(ebenfalls Grüne) an, die sich neuen<br />
Aufgaben widmen will. Erst Anfang<br />
2022 war Müller als Koordinatorin berufen<br />
worden.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
5
NACHRICHTEN<br />
BENELUX<br />
Akquisition: Honkoop Barging geht an Contargo<br />
Von links: Cok Vinke, Henri Honkoop, Marcel Hulsker und Carsten Borchers<br />
Contargo baut die Binnenschifffahrtsaktivitäten<br />
in der Region Benelux aus.<br />
Dafür hat das Unternehmen zum 1. Januar<br />
die Aktivitäten des niederländischen<br />
Unternehmens Honkoop Barging übernommen.<br />
Dazu gehören das Management<br />
und die Mitarbeiter der Binnenschifffahrtsgesellschaft<br />
sowie die Frachtverträge<br />
und Kundenkontakte. »Mit<br />
Honkoop Barging kann Contargo seine<br />
Aktivitäten in den Benelux-Ländern weiter<br />
ausbauen«, sagt Marcel Hulsker, Co-<br />
Geschäftsführer der Contargo. »Diese<br />
Akquisition bietet uns eine interessante<br />
Möglichkeit, unser Dienstleistungsportfolio<br />
insbesondere im Raum Rotterdam,<br />
Antwerpen, der Provinz Zeeland<br />
sowie in Gent zu erweitern.«<br />
Honkoop Barging ist ein Anbieter von<br />
Binnenschifffahrtsdiensten im ARA-<br />
© Contargo<br />
Hafengebiet. Das Angebot umfasst den<br />
Verkehr innerhalb des Rotterdamer Hafens,<br />
den Verkehr zwischen den Häfen<br />
Rotterdam und Antwerpen sowie zahlreiche<br />
tägliche Container-Linienverkehre<br />
zwischen den Häfen Rotterdam und Antwerpen<br />
einerseits sowie verschiedenen<br />
Regionen wie Gent, Vlissingen und Terneuzen<br />
andererseits.<br />
Nach der Übernahme durch Contargo<br />
sollen die Aktivitäten von Honkoop Barging<br />
in die bereits bestehenden Binnenschifffahrtsaktivitäten<br />
in den Benelux-<br />
Ländern unter dem Markennamen Contargo<br />
Transbox integriert werden. Der<br />
derzeitige Geschäftsführer von Honkoop<br />
Barging, Henri Honkoop, wird Geschäftsführer<br />
von Contargo Transbox in<br />
Belgien und neben Carsten Borchers innerhalb<br />
von Contargo für Contargo<br />
Transbox in den Niederlanden verantwortlich<br />
sein.<br />
<br />
PANNATONI PARK II<br />
Hellmann expandiert in Polen<br />
Hellmann Worldwide Logistics Polen hat in Toruń eine neue Niederlassung<br />
eröffnet. Damit investiert das Unternehmen weiter in<br />
den strategischen Ausbau seines Stückgut-Netzes in Polen, in dem<br />
täglich bis zu 10.000 Paletten befördert werden. Das neue 2.500 m 2<br />
große Lager liegt strategisch günstig im kürzlich fertig gestellten<br />
Pannatoni Park II direkt am Autobahnkreuz A1 in Lubicz. Mit der<br />
Eröffnung der zehnten eigenen Vertriebsniederlassung in Polen<br />
stärkt Hellmann seine lokale Präsenz und verdichtet gleichzeitig<br />
sein internationales Netzwerk. In den letzten zehn Jahren hat sich<br />
Polen für den global tätigen Fullservice-Dienstleister zu einem<br />
strategisch zunehmend wichtigen Markt entwickelt, heißt es. <br />
Werft Malz GmbH<br />
Die Adresse am Oder-Havel-Kanal für:<br />
• Schiffbau: Instandsetzung und Reparatur<br />
• Lieferung von Ersatzteilen für GOTHA ZG 52 Getriebe<br />
• Schweißzulassung: GL / DIN 1090<br />
• 3-lagige Slipananlage bis 67 m<br />
• eigene Tischlerei<br />
• mechanische Fertigung von Maschinenbauteilen<br />
• Stahl- und Aluminiumkonstruktionen<br />
An der Schleuse 7 | 16515 Oranienburg | www.werft-malz.de<br />
STAHL-SPEDITION<br />
Rhenus übernimmt Robert Schmitz<br />
Die Rhenus Gruppe hat die Spedition Robert Schmitz übernommen.<br />
Damit will sie ihr Portfolio für die Stahlindustrie<br />
verstärken. Die Spedition mit Sitz im nordrhein-westfälischen<br />
Hagen arbeitet für die Schmiede- und Kaltwalzindustrie.<br />
Das europaweit operierende Unternehmen verfügt<br />
an seinem Firmenstandort über rund 200.000 m 2 Lagerfläche.<br />
Hauptgeschäftsbereich ist die Lagerung sowie die<br />
multimodale Transportabwicklung von Walzdrähten, Coils,<br />
Spaltbändern und Stanzprodukten.<br />
Da die empfindlichen Materialien besonderes Handling<br />
erfordern, verfügt Robert Schmitz über beheizte und feuchtigkeitsregulierte<br />
Lagersysteme. Für den Transport der Spezialausrüstungen<br />
mit Stückgewichten von bis zu 35 t stehen<br />
25 Zugmaschinen des firmeneigenen Fuhrparks bereit. Ein<br />
Großteil der Sattelauflieger verfügt dabei über Coilmulden.<br />
Über einen firmeneigenen Gleisanschluss am Standort Hagen<br />
kann Robert Schmitz wöchentlich mehr als 250 Waggons<br />
abwickeln.<br />
1926 gegründet, wurde das Unternehmen zuletzt in dritter<br />
Familiengeneration von Hans-Georg Schmitz geführt. Die<br />
Mitarbeiter von Robert Schmitz werden mit der Übernahme<br />
Teil der Rhenus Gruppe. Auch nach der Akquisition wird das<br />
Hagener Unternehmen als eigenständige Gesellschaft weiter<br />
bestehen. »Die Spedition Robert Schmitz ergänzt unser<br />
Dienstleistungsportfolio optimal und ermöglicht es uns, unsere<br />
Logistikdienstleistungen im Bereich Stahl zu vertiefen.<br />
Über unsere Standorte in Duisburg, Dortmund und Hagen<br />
können wir im Verbund das erweiterte Ruhrgebiet bis ins<br />
Sieger- und Sauerland hervorragend beliefern«, so Michael<br />
Appelhans, Geschäftsführer der Rhenus Ports.<br />
<br />
6 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
NACHRICHTEN<br />
DRY SHIPPING<br />
HGK schluckt BeKa komplett<br />
Die Duisburger Reederei HGK Shipping<br />
übernimmt alle Anteile an der BeKa<br />
HGK GmbH und will damit ihre Aktivitäten<br />
auf Oberrhein, Donau und Mosel<br />
ausbauen.<br />
Die HGK ist nun alleiniger Gesellschafter<br />
der BeKa HGK GmbH. »Dank<br />
dieser strategischen Entscheidung, auch<br />
die restlichen 60 % der Anteile zu übernehmen«,<br />
könne man als das führende<br />
Binnenschifffahrtsunternehmen Europas<br />
seine Aktivitäten in der Trockengüterschifffahrt<br />
auf Oberrhein, Donau<br />
und Mosel »deutlich intensivieren«,<br />
teilte die Reederei mit. Die bisherige Mitgesellschafterin<br />
Monique Hezel-<br />
Reyntjens soll auch weiterhin die Geschäfte<br />
der BeKa HGK, gemeinsam mit<br />
ihrem bewährten Team, führen.<br />
Innerhalb der HGK Shipping ist die<br />
BeKa HGK dem Unternehmensbereich<br />
Dry Shipping zugeordnet. »Wir stärken<br />
(v.l.:) Christian Möhrmann, CFO HGK Shipping, Monique Hezel-Reyntjens, Geschäftsführerin BeKa<br />
HGK, und Steffen Bauer, CEO HGK Shipping<br />
mit der Übernahme insbesondere unsere<br />
Position im Bereich Düngemittel- und<br />
Agrartransporte in den Fahrtgebieten<br />
Oberrhein, Donau und Mosel. Dieser Effekt<br />
kommt gerade im Netzwerk mit unserer<br />
in Metz ansässigen französischen<br />
Tochtergesellschaft HGK Logistics Sàrl<br />
zum Tragen«, sagte HGK-Chef Steffen<br />
Bauer.<br />
Hezel-Reyntjens betonte, mit der<br />
Übergabe aller Anteile werde die bestehende<br />
Verbindung weiter gefestigt. <br />
© HGK<br />
TERMINAL MORTARA<br />
Kombiverkehr wächst in Italien<br />
Frankfurter Kombiverkehr baut seine Aktivitäten in Italien aus.<br />
Wie das Unternehmen mitteilt, hat es Mitte November eine neue<br />
Betreibergesellschaft für den Terminalbetrieb in Mortara gegründet.<br />
Damit geht der Operateur laut eignen Angaben »konsequent<br />
den Weg weiter, sich mit seinem intermodalen Know-how an<br />
den Schnittstellen des Kombinierten Verkehrs Straße-Schiene<br />
aktiv einzubringen und den Terminalbetrieb an den Anforderungen<br />
der Spediteure bestmöglich auszurichten«.<br />
Die neue Gesellschaft Kombi Terminal Mortara s.r.l. hat zum<br />
1. Januar <strong>2023</strong> den laufenden Umschlagbetrieb am Terminal<br />
Mortara übernommen. Präsident der 100-Prozent-Tochter der<br />
Kombiverkehr KG wird Harald Schmittner. Die Geschäftsleitung<br />
wird Davide Muzio weiter innehaben.<br />
»Das Terminal Mortara ist für uns ein wichtiger Standort im<br />
Großraum Mailand, den wir heute fest in unserem Produktportfolio<br />
verankert haben. Unsere Verkehre zwischen Benelux,<br />
Deutschland, Skandinavien und Italien über die Alpen wollen<br />
wir weiter stärken. Die neue Betreibergesellschaft ist dafür ein<br />
wichtiger Grundstein. Daher haben wir auch einen langfristigen<br />
Pachtvertrag mit dem Eigentümer der Anlage abgeschlossen«,<br />
sagt Armin Riedl, Geschäftsführer Frankfurter Kombiverkehr.<br />
Das Terminal Mortara hat eine Fläche von über 100.000 m 2 und<br />
besitzt drei Umschlaggleise mit einer Länge von jeweils 650 m.<br />
Die Zugeinfahrt ist durchgängig elektrifiziert möglich. Der Umschlag<br />
der Ladeeinheiten wird mit bis zu vier Reachstacker vorgenommen.<br />
Für Speditionskunden werden Leercontainer-<br />
Lagerungsdienste angeboten. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember<br />
2022 werden im Terminal Mortara 34 Züge pro Woche<br />
von und nach Gent, Venlo, Rotterdam und Krefeld für die Kombiverkehr<br />
abgewickelt.<br />
<br />
SCHWEIZERISCHER ARBEITSVERTRAG<br />
FÜR IHRE BESATZUNG?<br />
WWW.TMLG.EU<br />
FROHES NEUES JAHR<br />
ZUFRIEDENE MITARBEITER SIND DIE BASIS FÜR ERFOLG<br />
WIR STEHEN IHNEN ZUR VERFÜGUNG<br />
24 STUNDEN AM TAG, 7 TAGE DIE WOCHE, 365 TAGE IM JAHR<br />
ZUFRIEDENE<br />
MITARBEITER<br />
NIEDERLASSUNG<br />
Hertensteinstrasse 51,<br />
6004 Luzern, CH<br />
RUND UM DIE UHR<br />
UNTERSTÜTZUNG<br />
GÜNSIGE<br />
KONDITIONEN<br />
VALENTÍN MIKYTA<br />
+421 940 942 000<br />
valentin.mikyta@tmlg.eu<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
7
SCHIFFFAHRT<br />
ABWEICHUNG VON DER REGEL<br />
ZKR schafft Rechtsgrundlage für automatisierte Schifffahrt<br />
Zur Förderung der automatisierten Schifffahrt<br />
hat die Zentralkommission für die<br />
Rheinschifffahrt (ZKR) eine neue Rechtsgrundlage<br />
geschaffen. Demnach kann<br />
künftig bei bestimmten Pilotprojekten im<br />
Bereich der automatisierten Schifffahrt<br />
vorübergehend von der Rheinschifffahrtspolizeiverordnung<br />
(RheinSchPV) abgewichen<br />
werden. Das gelte für Fahrzeuge,<br />
auf denen Aufgaben der Besatzung automatisiert<br />
wahrgenommen werden, sowie<br />
auch für ferngesteuerte Fahrzeuge, teilte<br />
die ZKR mit.<br />
Mit der Änderung werden der notwendige<br />
rechtliche Rahmen und die Voraussetzungen<br />
für die Gewährung einer zeitlich<br />
befristeten Abweichung von der<br />
RheinSchPV für ein Pilotprojekt festgelegt.<br />
Dazu sei es erforderlich, dass das Fahrzeug<br />
die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs<br />
nicht beeinträchtige und über ein<br />
den anderen auf dem Rhein verkehrenden<br />
Fahrzeugen gleichwertiges Sicherheitsniveau<br />
verfüge, teilte die ZKR mit.<br />
Die erteilte Genehmigung kann Streckenabschnitte<br />
des Rheins in mehreren<br />
Ländern erfassen. Die Erfahrungen aus<br />
den Pilotprojekten sollten als Grundlage<br />
für künftige Rechtsetzungsarbeiten der<br />
Für Pilotprojekte der (teil-)autonomen Binnenschifffahrt gibt es Ausnahmeregelungen der ZKR<br />
ZKR dienen. Die Änderung tritt am 1. Dezember<br />
<strong>2023</strong> in Kraft.<br />
Im Jahr 2<strong>01</strong>8 hatte die ZKR die erste internationale<br />
Definition der Automatisierungsgrade<br />
in der Binnenschifffahrt<br />
angenommen. Nun hat die ZKR die<br />
Definition aktualisiert und die verwendeten<br />
Begriffe und die verschiedenen<br />
Automatisierungsgrade präzisiert. Zudem<br />
wurde in Erläuterungen der Zusammenhang<br />
zwischen automatisierter Schifffahrt<br />
und Fernsteuerung verdeutlicht, und es<br />
wurden auch Beispiele für die Automatisierungsgrade<br />
aufgeführt. <br />
© Seafar<br />
RHEINSCHPV GEÄNDERT<br />
Schiffe dürfen schneller durch die Gebirgsstrecke<br />
Aufgrund einer Forderung des Gewerbes<br />
lässt die ZKR für die Rhein-Gebirgsstrecke<br />
zwischen Bingen und St. Goar eine höhere<br />
Geschwindigkeit bei Hochwasser zu. Auf<br />
ihrer Herbsttagung hat die ZKR eine Änderung<br />
der Rheinschifffahrtspolizeiverordnung<br />
(RheinSchPV) beschlossen.<br />
Demnach wird ab dem 1. Dezember<br />
<strong>2023</strong> die zulässige Höchstgeschwindigkeit<br />
für die Talfahrt auf der Gebirgsstrecke<br />
zwischen Bingen und St. Goar bei<br />
Überschreiten der sogenannten Hochwassermarke<br />
I von 20 km/h auf 24 km/h<br />
erhöht.<br />
Betroffen ist die Strecke zwischen<br />
Rhein-km 528,50 und Rhein-km 556,00.<br />
Ziel sei es, die Sicherheit der Rheinschifffahrt<br />
zu erhöhen, indem die Manövriereigenschaften<br />
der Fahrzeuge auf dieser<br />
Strecke verbessert werden. Dies geschehe<br />
vor dem Hintergrund, dass die aktuelle<br />
und zukünftige Flottenentwicklung eine<br />
Zunahme von großen Motorschiffen sowie<br />
Schub- und Koppelverbänden erwarten<br />
lässt.<br />
Zuletzt war in einer Untersuchung der<br />
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)<br />
nachgewiesen worden, dass eine höhere<br />
Geschwindigkeit die Sicherheit erhöhen<br />
könne. Der entsprechende Passus in der<br />
RheinSchPV regelt, dass Schiffe in dem<br />
als nautisch als schwierig geltenden Abschnitt<br />
grundsätzlich in der Flussmitte<br />
fahren müssen und die vorgegebene Geschwindigkeit<br />
nicht überschreiten dürfen.<br />
In dem Gutachten der BAG hieß es,<br />
dass die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
die Manövrierfähigkeit eines<br />
Schiffes einschränkt, weil der Schiffsführer<br />
die Motorleistung erheblich reduzieren<br />
muss.<br />
<br />
© WSV<br />
8 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
The most modern fleet,<br />
shaping a sustainable future<br />
Undoubtedly an architectural highlight: the Erasmus Bridge in Rotterdam – and in full<br />
swing and fully loaded M/T “Botticelli”, the newest chemical tanker of GEFO, equipped<br />
with eight stainless-steel tanks, built in 2021. Four additional stainless-steel tankers will<br />
join in 2022, all named after painters who were ahead of their time: Canaletto, Tintoretto,<br />
Allegretto and Benedetto. All four new chemical tankers with Stage V engines according<br />
to new EU-standards and SCR-Catalysts. Most modern technology sets<br />
new benchmarks in their class by reducing hydrocarbons by 81 %,<br />
nitrogen oxides by 97 % and particulate matters by 95 %.<br />
One tanker of the fleet of 150 tankers belonging<br />
to GEFO. 26 new build to reduce pollutant emissions.<br />
Which tanker will sail for you?<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
www.gefo.com<br />
9
SCHIFFFAHRT<br />
Wird die Bedeutung der Binnenschifffahrt<br />
für den Klimaschutz in Berlin erkannt?<br />
Diese Frage stellt sich, wenn man das erste Jahr der Ampel-<br />
Koalition im Bund Revue passieren lässt. Hohe Erwartungen<br />
waren an die neue Regierung gerichtet, denn der Koalitionsvertrag<br />
bietet gute Grundlagen, die Binnenschifffahrt als<br />
eine belastbare Alternative zum Straßen- und Schienentransport<br />
weiter zu entwickeln und zu stärken: »Den Schifffahrtsanteil im<br />
Güterverkehr wollen wir steigern und dazu auch Hinterlandanbindungen<br />
stärken und die Sanierung und den Ausbau<br />
von Schleusen beschleunigen«, notierten die Koalitionäre im November<br />
2021. Gut zwölf Monate später muss festgestellt werden,<br />
dass diese Absichten auf sehr geduldigem Papier geschrieben<br />
wurden. Die Mittel für Erhalt und Ausbau der Flüsse und Kanäle<br />
hat der amtierende Bundesverkehrsminister für das Jahr <strong>2023</strong> um<br />
knapp ein Drittel gekürzt. Der Etat fällt sogar noch unter die<br />
schwarz-rote Haushaltslinie des Jahres 2021 zurück. Im Bundesverkehrsministerium<br />
wird nun bereits an einer Liste der Streichungen<br />
und Streckungen gearbeitet. »Dass es zu einer deutlichen<br />
Verlangsamung der Erhaltungs- und Ausbaumaßnahmen<br />
an den Flüssen und Kanälen kommt, liegt auf der Hand«, heißt es<br />
hierzu lapidar in der Verwaltung.<br />
Die vom Bundestag gewährte Option, eine weitere Viertelmillion<br />
bei der Straße einzusparen und dann zusätzlich in die Wasserstraßen<br />
zu investieren, kann wohl ebenfalls kaum als zukunftsweisendes<br />
Konzept bezeichnet werden. Das hatten nicht nur das<br />
Schifffahrtsgewerbe, sondern auch deren Kunden aus Wirtschaft<br />
und Industrie anders erwartet – und dies wurde vom BDB auch<br />
in ungewohnt deutlicher Weise artikuliert.<br />
Ohne die Güterschifffahrt geht es nicht. Das zeigen bereits die<br />
Gütermengen, die tagtäglich über Deutschlands Flüsse und Kanäle<br />
transportiert werden. 2021 waren das in Summe 195 Mio. t–<br />
ein Zuwachs um knapp vier Prozent im Vergleich zu Vorjahr.<br />
Massengüter wie Kohle und Gas, Metalle und Metallerzeugnisse,<br />
Holz, Erze, Steine und Erden dominierten das Geschäft mit zum<br />
Teil zweistelligen Zuwachszahlen, und auch der Containertransport<br />
stieg auf 2,22 Mio. TEU. Das kann auf keinen anderen Verkehrsträger<br />
verlagert werden.<br />
Wir werden daher weiter dafür werben, dass dieses Leistungspotenzial<br />
genutzt wird, denn mit Straße und Schiene allein werden<br />
die vereinbarten Klimaschutzziele nicht erreicht. Zur Erinnerung:<br />
Das europäische Klimagesetz macht die Verwirklichung<br />
des Ziels, die Emissionen in der EU bis 2030 um mindestens 55 %<br />
zu senken, zu einer rechtlichen Verpflichtung. Im nationalen Klimaschutzgesetz<br />
hat die Bundesregierung die Klimaschutzvorgaben<br />
verschärft und das Ziel der Treibhausgasneutralität bis<br />
2045 verankert. Bereits bis 2030 sollen die Emissionen um 65 %<br />
gegenüber 1990 sinken, und zwar ganz maßgeblich auch im Verkehrssektor.<br />
Es verwundert außerordentlich, dass Vertreter aus<br />
Wirtschaft und Industrie die Politik permanent an die Erreichung<br />
der selbst gesteckten Ziele erinnern müssen.<br />
Das zweite dominierende Thema berührt ebenfalls den Klimaschutz,<br />
nämlich die dringend notwendige Modernisierung der<br />
Flotte. Das Schifffahrtsgewerbe investiert fleißig in die Emissionsminderung,<br />
unter anderem durch neue Antriebe und Motoren.<br />
Das hierzu vom Bund aufgelegte Modernisierungsprogramm<br />
leistet wertvolle Hilfe. Es wurden mehr Fördergelder beantragt,<br />
als Mittel zur Verfügung stehen. Der Bund stockt das<br />
Programm deshalb auf 50 Mio. € im kommenden Jahr auf und<br />
modifiziert auf Wunsch des Gewerbes auch noch einmal die Fördertatbestände.<br />
Das kann man ohne Übertreibung als eine echte<br />
»Erfolgs-Story« bezeichnen. Nachdem nun auch die Studie zur<br />
Fördernotwendigkeit von kleinen und konstruktiv optimierten<br />
Schiffen auf dem Tisch liegt, werden wir gemeinsam mit Regierung<br />
und Parlament im kommenden Jahr die Chancen eines<br />
Flottenneubauprogramms diskutieren: Es reicht nicht, allein an<br />
der Bestandsflotte zu arbeiten. Modern ausgestattete und im digitalen<br />
Zeitalter fahrende Schiffe machen es auch erforderlich,<br />
Schiffe komplett neu zu bauen. Das wird bei Baukosten im zweistelligen<br />
Millionenbereich pro Schiff für eine durchweg kleinund<br />
mittelständisch strukturierte Branche ohne die eine oder andere<br />
Hilfestellung nicht gelingen.<br />
Jens Schwanen<br />
Geschäftsführer, Bundesverband der<br />
Deutschen Binnenschifffahrt (BDB)<br />
© BDB<br />
10 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
Wer die Verkehrsverlagerung will, muss<br />
Schiene und Wasserstraße gleich behandeln<br />
Nachdem wir vermutlich alle zu Jahresbeginn den Eindruck<br />
gewonnen hatten, die Corona-Pandemie wäre alsbald unter<br />
Kontrolle und das Krisenniveau würde im Laufe des Jahres abnehmen,<br />
wurden wir durch den russischen Angriff auf die Ukraine<br />
eines Besseren belehrt. Neben dem menschlichen Elend, das<br />
die russische Regierung über die Ukraine gebracht hat, hat dieser<br />
Krieg erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen für Deutschland,<br />
Europa und die Welt. Durch diesen Angriffskrieg haben die Stärkung<br />
der Krisenresilienz unserer Logistikketten und die Neuausrichtung<br />
der deutschen Energiepolitik deutlich an Bedeutung gewonnen.<br />
Die Binnenhäfen können bei der Bewältigung dieser Herausforderungen<br />
eine zentrale Rolle spielen. Das hat auch der Bund<br />
erkannt und will die See- und Binnenhäfen mithilfe einer Nationalen<br />
Hafenstrategie in ihrer Wettbewerbsfähigkeit stärken.<br />
Die Erarbeitung der Nationalen Hafenstrategie hat im Juli begonnen.<br />
Die Binnenhäfen sind in diesen Prozess maßgeblich eingebunden<br />
und setzen sich unter anderem für folgende Punkte ein:<br />
• die Fortentwicklung der Häfen zu Knotenpunkten für die<br />
Energieträger der Zukunft und die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft,<br />
• gemeinsame Lösungen mit dem Bund und den Ländern für einen<br />
besseren Schutz von Hafenflächen und die Ertüchtigung<br />
von Hafeninfrastrukturen sowie den Abbau bürokratischer<br />
Hemmnisse, z.B. im Zuge von Genehmigungsverfahren für die<br />
Verlagerung von Gütern auf Schiene und Wasserstraße,<br />
• die Hebung von Effizienzgewinnen durch eine stärkere Automatisierung<br />
und Digitalisierung und<br />
• einen bedarfsgerechten Ausbau der vorgelagerten Verkehrsinfrastrukturen<br />
Damit die Strategie kein Papiertiger und erfolgreich wird, ist es<br />
notwendig, dass die darin formulierten Maßnahmen möglichst<br />
konkret und die (zeitlichen) Ziele ambitioniert sind. Die Arbeiten<br />
an der Nationalen Hafenstrategie werden voraussichtlich bis Mitte<br />
<strong>2023</strong> einen unserer Arbeitsschwerpunkte bilden.<br />
Darüber hinaus haben wir eine verbandsinterne Arbeitsgruppe<br />
eingesetzt, die Vorschläge für die Entbürokratisierung von Genehmigungsprozessen<br />
z. B. für Lagerung und Umschlag unterbreiten<br />
wird, die wir in die Hafenstrategie einspeisen werden.<br />
Unerlässlich für einen bedarfsgerechten Erhalt und den Ausbau<br />
der vorgelagerten Infrastrukturen ist eine auskömmliche Finanzierung<br />
für Schiene und Wasserstraße. Der Haushalt <strong>2023</strong><br />
war daher ein Schwerpunkt der politischen Verbandstätigkeit in<br />
diesem Jahr. Während wir uns über den Mittelaufwuchs für die<br />
Schiene sehr gefreut haben, ist das Ergebnis für die Bundeswasserstraßen<br />
bitter und enttäuschend. Wer die Verkehrsverlagerung<br />
will, muss Schiene und Wasserstraße gleichrangig behandeln.<br />
Sowohl die Niedrigwasserperioden in 2<strong>01</strong>8 und diesem Jahr<br />
als auch der Zusammenbruch des Rastatter Tunnels haben gezeigt,<br />
wie sehr wir die Redundanz beider Verkehrsträger benötigen.<br />
Ein Erfolg unserer Verbandsarbeit im Rahmen der Haushaltsverhandlungen<br />
war die Erhöhung des Topfes für die Schienengüterfernverkehrsnetzförderung<br />
(SGFFG-Förderung) in Höhe<br />
von 17,5 Mio. €. Das wird den Ausbau und den Erhalt von Hafenbahnnetzen<br />
stärken.<br />
Ebenfalls auf der Haben-Seite sehen wir die im Dezember 2022<br />
veröffentlichte neue Richtlinie zur Förderung des kombinierten<br />
Verkehrs. Gemeinsam mit unseren Partnerverbänden ist es uns<br />
gelungen, die Förderbedingungen deutlich praxisnaher zu gestalten.<br />
Die Binnenhäfen sind zuversichtlich, dass die nun geschaffene<br />
Förderfähigkeit von Ersatzmaßnahmen einen Modernisierungsschub<br />
im Kombinierten Verkehr bewirken wird.<br />
Ein verbandsinternes Projekt ist unser politisches Hafenpraktikum.<br />
Wir haben in diesem Jahr damit begonnen, Parlamentarier<br />
zu einem halb- oder ganztätigen Praxisbesuch in unsere Häfen<br />
einzuladen und dort mit anpacken zu lassen. Mit diesem Programm<br />
wollen wir Begeisterung und Verständnis für Hafenwirtschaft<br />
bei Politikerinnen und Politikern wecken. Das Interesse an<br />
diesen Praktika ist so groß, dass wir es im kommenden Jahr und<br />
wahrscheinlich auch darüber hinaus fortführen werden.<br />
Joachim Zimmermann<br />
Geschäftsführer, Bundesverband der<br />
Öffentlichen Binnenhäfen (BÖB)<br />
© BÖB<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
11
SCHIFFFAHRT<br />
Eine verlässliche und klimaresiliente<br />
Infrastruktur ist unerlässlich<br />
Das Jahr 2022 war ein weiteres Krisenjahr. Während sich die<br />
Pandemielage beruhigte, wurde die Welt im Frühjahr durch<br />
den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine überrascht. Dieser<br />
Angriff zerstörte nicht nur die seit 70 Jahren währende Friedensordnung<br />
in Europa, sondern hat auch andauernde, gravierende<br />
weltwirtschaftliche Folgen. Auch die Zero-Covid-Strategie Chinas<br />
führte zu erheblichen Störungen in den globalen Lieferketten.<br />
Zu den Auswirkungen dieser Krisen kam in diesem Jahr eine<br />
extreme Niedrigwassersituation, die die Versorgung der Industrie<br />
und des Handels stark unter Druck gesetzt hat. Glücklicherweise<br />
konnten Bauwerksausfälle auf den wenigen vorhandenen<br />
Ersatzrouten, wie dem Dortmund-Ems-Kanal, und somit ein<br />
Systemkollaps und Versorgungsengpässe, zum Beispiel an Tankstellen<br />
vermieden werden.<br />
Konnte die Industrie beim Niedrigwasser 2<strong>01</strong>8 ihre Investo -<br />
ren, Kunden sowie internationale Rückversicherer und Ratingagenturen<br />
mit Verweis auf die statistische Seltenheit extremer<br />
Niedrigwasser und auf neue Maßnahmenpläne beruhigen, bedurfte<br />
es diesmal deutlich größerer Anstrengungen. Will man<br />
die Abwanderung von Kunden und damit auch den schleichenden<br />
Abbau von Schlüsselindustrien vermeiden, ist eine verlässlich<br />
funktionierende und klimaresiliente Infrastruktur uner -<br />
lässlich.<br />
Die Beschleunigung von Infrastrukturvorhaben ist daher einer<br />
der Schwerpunkte der VBW-Tätigkeit in 2022 gewesen und wird<br />
es auch in <strong>2023</strong> sein. Der VBW wirkt aktiv in der Planungsbeschleunigungskommission<br />
zur Abladeoptimierung Mittelrhein<br />
und im Stakeholderbeirat zum Aktionsplan Westdeutsches<br />
Kanalgebiet mit. Mithilfe unseres Runden Tisches, den wir zusammen<br />
mit der Bundesfachabteilung Wasserbau veranstalten,<br />
sucht der VBW gemeinsam mit Verwaltung, Bauindustrie und<br />
Planern nach pragmatischen Wegen zur Entbürokratisierung<br />
und damit zur Beschleunigung von Planungs- und Vergabeprozessen.<br />
Nachdem in diesem Jahr mehrere Workshops stattgefunden<br />
haben, werden wir im kommenden Jahr einen Katalog<br />
mit entsprechenden Handlungsempfehlungen vorlegen und diesen<br />
mit dem Bundesverkehrsministerium und der Politik diskutieren.<br />
Wir sind froh darüber, dass die Regierungsparteien unseren<br />
Vorschlag für einen gesamtgesellschaftlichen Dialog zur Steigerung<br />
der Klimaresilienz der Bundeswasserstraßen in ihrem Koalitionsvertrag<br />
verankert haben. Dieser Dialog muss schnellstmöglich<br />
beginnen. Wir werben dafür, im Rahmen dieses Dialogs über<br />
weitergehende »smarte Wasserbaumaßnahmen« nachzudenken,<br />
die nur kleine Eingriffe in die Ökologie bedeuten, aber große logistische<br />
Wirkung entfalten. Der VBW hat sich erfolgreich dafür eingesetzt,<br />
dass ab dem Haushalt <strong>2023</strong> für drei Jahre je 1 Mio. € für die<br />
Entwicklung dieser Konzepte eingestellt wurden.<br />
Gleichzeitig ist der Druck, unsere Wirtschaft von fossilen Energieträgern<br />
unabhängig zu gestalten und den Klimawandel zu bekämpfen,<br />
massiv gestiegen. Ein wichtiges Thema für <strong>2023</strong>, dass wir<br />
zusammen mit den Binnenhäfen bearbeiten wollen, betrifft die<br />
künftige Rolle des Systems Wasserstraße in der Energiewende, insbesondere<br />
beim Aufbau einer Wasserstoffökonomie.<br />
Ein weiteres wichtiges Element ist nach wie vor die Modernisierung<br />
der Flotte. Der VBW-Fachausschuss »Binnenschiffe« hat in<br />
diesem Jahr eine Broschüre zu alternativen Kraftstoffen für die<br />
Binnenschifffahrt veröffentlicht, die dem Markt Orientierung bieten<br />
soll. Ebenso haben sich der VBW und seine Partner in diesem<br />
Jahr in verschiedenen Fachgesprächen für eine praxisnahe Fortentwicklung<br />
des Programms eingesetzt und dazu Vorschläge unterbreitet.<br />
Das bestehende Förderprogramm wird gut angenommen<br />
und ist ein bedeutsamer Meilenstein. Eine aktuelle<br />
Studie des Bundesverkehrsministeriums zeigt aber, dass gerade<br />
beim Erhalt und der Modernisierung kleiner Schiffe zusätzlicher<br />
Handlungsbedarf besteht. Der VBW wird Politik und Verwaltung<br />
dabei unterstützen, praxisgerechte Anreize für die Modernisierung<br />
dieses Flottensegmentes zu entwickeln. Erste Gespräche<br />
hierzu soll es bereits Anfang kommenden Jahres geben.<br />
Patricia Erb-Korn<br />
Präsidentin, Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und Wasserstraßen (VBW)<br />
© VBW<br />
12 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFFAHRT<br />
Wasserstraßen sind und bleiben<br />
Lebensadern der Industrie<br />
Das Rekordniedrigwasser im Sommer 2022 beherrschte<br />
nicht nur lokal die Medien, auch international war das<br />
mediale Interesse von den USA über Spanien bis Japan groß.<br />
Was tut die Bundesregierung, um die Wasserstraßen leistungsfähig<br />
zu halten? Welche Maßnahmen werden ergriffen,<br />
um die Folgen von Niedrigwasserereignissen einzudämmen?<br />
Wie reagiert die Industrie?<br />
Schifffahrt und Industrie haben nach dem Niedrigwasser<br />
2<strong>01</strong>8 ihre Hausaufgaben gemacht. Die Lieferketten konnten<br />
trotz der niedrigen Pegel und des gestiegenen Bedarfs an<br />
Kohle aufrechterhalten werden. Den Versprechungen der<br />
Politik, nach dem Niedrigwasser 2<strong>01</strong>8 mehr Güter auf die<br />
Wasserstraßen zu bringen, sind noch keine großen Taten gefolgt.<br />
Soll der nachhaltige Umbau des Verkehrssektors gelingen,<br />
braucht es dringend mehr Unterstützung.<br />
Die Schifffahrt entlastet unsere Straßen besonders dort,<br />
wo es jetzt schon sehr eng ist, in den Ballungsräumen an<br />
Rhein und Ruhr. Sie leistet einen wesentlichen Beitrag dabei,<br />
die Klima ziele zu erreichen. Um diesen Beitrag zu verstärken,<br />
gilt es: schneller planen, genehmigen und bauen.<br />
Stellen Sie sich vor, wir würden die Planungsverfahren und<br />
Ausschreibebedingungen so stark entschlacken, dass wir<br />
statt 20 Jahren nur drei oder vier Jahre für ein Projekt brauchen<br />
… Wenn das gelänge, hätten wir Personal und Planungskapazitäten<br />
und könnten fünf- oder sechsmal mehr<br />
Projekte angehen und umsetzen. Das wäre ein echter Gewinn<br />
für die Binnenschifffahrt und unser Land. Dass die<br />
Mittel im Bundeshaushalt <strong>2023</strong> für die Wasserstraßen gekürzt<br />
wurden, steht dem ausgegebenen Ziel der Politik<br />
ebenfalls klar entgegen.<br />
Wasserstraßen sind für den Industriestandort Deutschland<br />
unverzichtbar. Der Rhein spielt dabei eine ganz zentrale<br />
Rolle. Er ist das Rückgrat unseres Industrielandes. Auf ihm<br />
werden mehr als 80 % der mit dem Binnenschiff transportierten<br />
Güter in Deutschland befördert. Auch in der aktuell<br />
schwierigen wirtschaftlichen Situation mit all den Herausforderungen<br />
durch den russischen Angriffskrieg hat die<br />
Binnenschifffahrt einen wichtigen Beitrag speziell für die<br />
Energiesicherheit geleistet. Ich wünsche mir daher für <strong>2023</strong>,<br />
dass der Rhein als Europas wichtigste Wasserstraße stärker<br />
in den Blick genommen wird.<br />
Mit dem Masterplan Binnenschifffahrt und dem Aktionsplan<br />
Niedrigwasser Rhein wurden bereits wichtige Maßnahmen<br />
identifiziert. Diese müssen künftig noch konsequenter<br />
umgesetzt werden. Dafür benötigen wir konkrete Zeitpläne,<br />
ein Monitoring der Maßnahmen sowie einen fortlaufenden<br />
Prozess. Zudem braucht es eine zukunftsfähige Binnenschiffsflotte.<br />
Die Anstrengungen zur Modernisierung der<br />
Flotte müssen intensiviert und Innovationen in den Bereichen<br />
abladeoptimierter Binnenschiffe, klimafreundlicher<br />
Antriebe sowie automatisierter und autonomer Prozesse<br />
noch stärker gefördert werden.<br />
Dazu brauchen wir ausreichend und gut qualifizierte Fachkräfte.<br />
Mit unserem Projekt »Quinwalo Plus«, das vom Bundesministerium<br />
für Digitales und Verkehr gefördert wird,<br />
leistet die Schifferbörse hier einen wichtigen Beitrag. Wir setzen<br />
uns dafür ein, dass das Thema Binnenschiff stärker in<br />
den Lehrplänen, insbesondere der Speditions- und Logistikausbildung,<br />
verankert wird. Dies werden wir in den nächsten<br />
Jahren weiter vorantreiben und neue, innovative Lehr- und<br />
Lernmaterialien entwickeln und diese dann mit wenigen<br />
Klicks bundesweit zur Verfügung stellen.<br />
Frank Wittig<br />
Vorstand,<br />
Schifferbörse zu Duisburg-Ruhrort e.V.<br />
© Schifferbörse<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
13
SCHIFFFAHRT<br />
Investitionssicherheit<br />
in die Wasserstraßeninfrastruktur<br />
Welche Lobby hat die Wasserstraße und die Binnenschifffahrt?<br />
Welchen Stellenwert hat sie in der Öffentlichkeit,<br />
der Bevölkerung und auch in der Politik? Wenn nicht gerade über<br />
Niedrigwasserprobleme berichtet wird, die sogar zu Treibstoffmangel<br />
an der Tankstelle führen, sehr wenig. Das ist ein großes<br />
Problem der Wasserstraße und der Binnenschifffahrt, welches<br />
sich die »Initiative System Wasserstraße« zu eigen macht. Mit der<br />
geballten Kompetenz der verschiedensten Verbände aus den Bereichen<br />
Stahl, Chemie, Bau, Logistik, Schifffahrt, Industrie und<br />
weiteren, hat sich die ISW die Aufgabe gestellt, für das System<br />
Wasserstraße Aufmerksamkeit zu verschaffen und vor allem in<br />
der Politik die Bedeutung für eine erfolgreiche Verkehrswende zu<br />
verdeutlichen.<br />
Der Verkehrsträger Wasserstraße und die dazugehörige Binnenschifffahrt<br />
scheinen immer noch Stiefkinder der deutschen<br />
Politik zu sein. Nur wenige Politiker, selbst von Bündnis 90/Die<br />
Grünen, die ja diesen »grünen« Verkehrsträger lieben müssten,<br />
engagieren sich aktiv für die Wasserstraße und die Binnenschifffahrt,<br />
im Gegensatz zur Bahn und zur Straße.<br />
Leider zeigt sich das wiederum in dem deutlich gekürzten Investitionsrahmen<br />
für die Wasserstraße für das Jahr <strong>2023</strong>. Auch<br />
wenn dies in buchstäblich letzter Sekunde noch durch einen<br />
Maßgabenbeschluss des Haushaltsausschusses abgemindert<br />
wurde.<br />
Und genau dieses, die Abhängigkeit von den jährlichen Haushaltsplanungen,<br />
muss dringend abgestellt werden. Die Wasserstraßeninfrastruktur<br />
braucht ähnlich wie bei den Verkehrsträgern<br />
Bahn und Straße eine Finanzierungssicherheit auf mittelbis<br />
langfristiger Basis. Nur so, mit dem Wissen über zur Verfügung<br />
stehender Mittel, kann die zuständige Wasserstraßenund<br />
Schifffahrtsverwaltung ihre Planungen zum Erhalt und zur<br />
Erneuerung der Wasserstraße zielgerichtet fortführen. Nur so<br />
kann verhindert werden, dass Planungen nicht durch- und weitergeführt<br />
werden, oder gar fertig geplante Projekte wieder in der<br />
Schublade verschwinden und dass die WSV wieder in der Lage<br />
ist, derartige Investitionen zur Ausführung zu bringen, was sie in<br />
den letzten Jahren bewiesen hat.<br />
Auch die spezielle Sparte der Bauindustrie, der Wasserbau,<br />
braucht diese Sicherheit, um Investitionen in die speziellen Geräte<br />
des Wasserbaus zu tätigen, denn logischerweise wird das in der<br />
Wirtschaft nicht erfolgen, wenn man nicht mindestens die Hoffnung<br />
auf Amortisation der Geräte hat.<br />
Nun müssen die Mittel für die Wasserstraße nicht nur mittelbis<br />
langfristig gesichert sein, sondern Sie müssen auch ausreichend<br />
sein. Und hier ist die Größenordnung von ca. 1,7 Mrd. €<br />
pro Jahr sicher als untere Grenze anzusehen, wenn man sich die<br />
bevorstehenden Aufgaben, die jahrzehntelang unterlassene Instandhaltung<br />
und dem Umfang der Bauwerke der WSV ansieht.<br />
Sollen die anstehenden Bauaufgaben in angemessener Zeit auch<br />
verwirklicht werden, dürften mehr Haushaltsmittel von Nöten<br />
sein.<br />
Wenn ein guter Zustand der Infrastruktur als Staatsziel in der<br />
Verfassung aufgenommen würde, so wie Minister Wissing beim<br />
Schiffermahl 2022 gefordert hat, wäre dies sicher hilfreich, um<br />
die Ansprüche des Systems Wasserstraße zu festigen.<br />
Flankierend zur finanziellen Ausstattung sind aber auch dringend<br />
die Planungs- und Genehmigungsvorgänge deutlich zu<br />
straffen und zu verkürzen. Wenn es auch nicht zwingend wie bei<br />
den LNG-Terminals und der dort vorgelegten Geschwindigkeit<br />
laufen muss, so sind hier dennoch einschneidende Maßnahmen<br />
im Planungs- und Genehmigungsrecht notwendig. Die Verfahren<br />
und Vorschriften sind zu entschlacken und zu vereinfachen.<br />
Das stellt eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für die Gesetzgebung<br />
dar und umso mehr muss hierfür geworben werden<br />
und müssen Politiker ermutigt werden hier tätig zu werden.<br />
Thomas Gross<br />
Vorsitzender: BFA Wasserbau, Hauptverband der Deutschen<br />
Bauindustrie<br />
Vizepräsident: Verein für europäische Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
© Hülskens<br />
14 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
MATTHIAS GRETZSCHEL<br />
F122<br />
DIE FREGATTEN DER BREMEN-KLASSE<br />
EXKLUSIV BEI<br />
MITTLER<br />
€ (D) 39,95 / ISBN 978-3-8132-1123-8<br />
Jetzt bestellen auf koehler-mittler-shop.de,<br />
direkt im Buchhandel oder telefonisch<br />
unter 040 / 70 70 80 322<br />
mittler-books.de<br />
SCAN ME<br />
JETZT BESTELLEN!
Zwölf Monate<br />
16 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
in Schlagzeilen<br />
Der große Binnenschifffahrt-Jahresrückblick<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
17
JANUAR<br />
Brücke sackt ab –<br />
DEK-Kanal gesperrt<br />
Der Dortmund-Ems-Kanal (DEK) bei Datteln wurde für<br />
jede Schifffahrt im Januar gesperrt. Der Grund war die<br />
abgesackte Löhringhof-Brücke, die in Datteln über den<br />
DEK-Kanal führt. Auf der Waltroper Seite ist sie um<br />
10 cm abgesackt. Die Polizei sperrte die Brücke für den<br />
Straßenverkehr und Schifffahrt.<br />
Zwar liegt das Kanalkreuz von Wesel-Datteln-, Datteln-<br />
Hamm- und DEK erst jenseits der Brücke, dennoch wurden<br />
Binnenschiffer durch die Sperrung zu weiten Umwegen<br />
gezwungen. Schiffe aus Richtung Norden, die zum<br />
Dortmunder Hafen wollen, mussten rund 150 km zusätzlich<br />
fahren. Auch andere Binnenhäfen, wie Herne oder<br />
Essen, waren betroffen. Eine Reparatur der Bücke war<br />
nicht mehr möglich. Der Neubau wurde beschlossen.<br />
Lux Werft soll für Pioneer<br />
zweites Redaktionsschiff bauen<br />
Der Medienunternehmer Gabor Steingart will mit einem<br />
Neubau expandieren. Es soll ein zweites Redaktionsschiff<br />
geben: die »Pioneer Two«. Denn Steingart<br />
will sein journalistisches Angebot vergrößern. Daher<br />
soll neben angemieteten Räumen in der Bleibtreustraße<br />
ein zweites Medienschiff kommen.<br />
Der Bau der »Pioneer Two« ist bereits in Planung. Mit<br />
der Lux Werft in Bonn Mondorf hat Steingart die technischen<br />
und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen«.<br />
Die Werft am Rhein hatte bereits die »Pioneer<br />
One« gebaut. Es gibt bereits erste Einblicke in die technischen<br />
Details: Das neue Schiff soll eine Länge von<br />
52 m und eine Breite von 8,20 m haben und damit größer<br />
werden als die »Pioneer One«.<br />
30 Mrd. € für die Schiene<br />
Die Deutsche Bahn und die Nord-<br />
Bundesländer schließen ein Bündnis für<br />
den schnelleren Schienenausbau. Das<br />
übergeordnete Ziel: mehr Fahrgäste und<br />
Güterverkehr auf der Schiene. Insgesamt<br />
sollen bis 2030 mehr als 30 Mrd.<br />
€ in die Schieneninfrastruktur des Nordens<br />
fließen.<br />
Niederfinow im Test<br />
Die erste Phase des Probebetriebs für das<br />
neue Schiffshebewerk Niederfinow ist<br />
abgeschlossen. Sie verlief größtenteils<br />
störungsfrei. Störungen sind dem WNA<br />
zufolge unter anderem an der für den<br />
späteren Automatikbetrieb der Anlage<br />
erforderlichen Sensorik aufgetreten.<br />
Konzept für Hospitalschiff<br />
Für mehr Flexibilität bei der mobilen Patientenversorgung<br />
hat die Kieler Werft<br />
German Naval Yards gemeinsam mit der<br />
französischen Schwesterwerft CMN ein<br />
Konzept für ein Binnen-Hospitalschiff<br />
entwickelt. Es ist für den Einsatz im militärischen<br />
und zivilen Bereich sowie im<br />
Katastrophenschutz konzipiert.<br />
Koordinatorin ernannt<br />
Das Bundeskabinett hat die Grünen-Politikerin<br />
Claudia Müller zur neuen Koordinatorin<br />
für maritime Wirtschaft und<br />
Tourismus ernannt. Im Bereich der maritimen<br />
Wirtschaft fungiert die Koordinatorin<br />
als Ansprechpartnerin für Anliegen<br />
der maritimen Wirtschaft in ihrer<br />
Gesamtheit und in ihrer gesamten Themenbreite<br />
über Energiewende, Dekarbonisierung<br />
des Schiffsverkehrs, Schiffbauzulieferindustrie,<br />
Offshore-Windindustrie,<br />
Schifffahrt, Häfen und Meerestechnik.<br />
Rostock im Plus<br />
In Rostock gingen 2021 insgesamt<br />
30,48 Mio. t über die Kaikanten, so viel<br />
wie nie zuvor in der Geschichte der Rostocker<br />
Häfen. Zuwachs gab es in allen<br />
Segmenten, der Kombinierte Verkehr<br />
verzeichnete ein Plus von 33 %.<br />
Forschungsschiff für NRW<br />
Das Land Nordrhein-Westfalen finanziert<br />
über das Projekt »Smart &<br />
Green Ship« ein Forschungsschiff für eine<br />
nachhaltigere und innovative Binnenschifffahrt.<br />
Entwickelt wird das Vorhaben<br />
an der Universität Duisburg-<br />
Essen. Das Forschungsschiff soll technisch<br />
so ausgestattet sein, dass es ferngesteuert<br />
und vollständig automatisiert<br />
fahren kann.<br />
Halbautonome Schiffe<br />
Der niederländische Schiffbauer Rensen-<br />
Driessen aus Zwijndrecht wird für das<br />
belgische Unternehmen Seafar Technology<br />
zehn halbautonom fahrende Schiffe<br />
bauen. Mit an Bord ist die Asto-Werft,<br />
auch Koedood, VerhaarOmega und<br />
Werkina sind am Projekt beteiligt. Gesteuert<br />
werden die Schiffe vom Seafar-<br />
Kontrollzentrum an Land in Antwerpen.<br />
Krämer wird Neska-CEO<br />
Markus Krämer ist rückwirkend zum<br />
1. Oktober 2021 zum Vorsitzenden der<br />
Neska-Geschäftsführung berufen worden.<br />
An seiner Seite stehen Jan Zeese<br />
und Andreas Grzib. Die auf Logistik<br />
und Umschlag spezialisierten Unternehmen<br />
der Neska wurden seit Frühjahr<br />
2021 unter dem Dach der HGK-Gruppe<br />
gebündelt.<br />
18 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
Weiterer tiefgangsoptimierter<br />
Tanker für HGK<br />
Die Kölner Reederei HGK Shipping hat ein weiteres tiefgangoptimiertes<br />
Gastankschiff bestellt. Der Auftrag für<br />
die »Gas 95« ging an die niederländische Werft TeamCo<br />
in Heusden. Wie bereits die Flottenzugänge zuvor wird<br />
auch die »Gas 95« mit einem diesel-elektrischen Antrieb<br />
ausgestattet. Nach der »Gas 94« wird der Neuzugang das<br />
zweite Gastankschiff für die HGK sein, das eine extrem tiefgangoptimierte<br />
Konstruktion mit einem alternativen Antrieb<br />
verbindet. CEO Steffen Bauer betonte, man wappne<br />
sich damit für die Herausforderungen des Klimawandels:<br />
»So werden wir in der Lage sein, trotz zunehmender Niedrigwasser-Perioden<br />
auf europäischen Flüssen auch künftig<br />
die Rohstoffversorgung der hiesigen Industrie sicherzustellen.«<br />
Hitzler Werft feiert Brennstart<br />
für das erste Wallaby-Boot<br />
Bei der Hitzler Werft in Lauenburg ist der Brennstart für<br />
das erste Wallaby Boat gefeiert worden. Diese erfolgte<br />
zuvor bei dem Produktionspartner Ostseestaal in Stralsund.<br />
Der Neubau mit der Baunummer WB-18#0<strong>01</strong> für<br />
die Wallaby Boats GmbH ist den Unternehmensangaben<br />
zufolge das »weltweit erste Schiff mit einem Federungssystem<br />
für den kommerziellen Einsatz«. Diese Federung,<br />
entwickelt vom australischen Ingenieurbüro Nauti-Craft,<br />
soll es den zwei Rümpfen des Katamarans ermöglichen,<br />
unabhängig voneinander, die Wellenkräfte und die daraus<br />
resultierenden Bewegungen auszugleichen und zu<br />
kompensieren. Dadurch bleibt das sogenannte Chassis<br />
im passiven Modus des Systems »relativ« ruhig oder im<br />
aktiven Modus »absolut« unbewegt, so Wallaby Boats.<br />
FEBRUAR<br />
»Blue Marjan« auf Probe<br />
Concordia Damen hat mit der »Blue Marjan«<br />
den ersten Neubau aus der »Parsifal«-Serie<br />
von 40 LNG-Tankern erfolgreich<br />
auf Probefahrt geschickt. Die Tanker<br />
werden von Shell gechartert und von der<br />
VT Group/Marlow betrieben. Der<br />
Schiffsentwurf basiert auf dem »Parsifal«-Design<br />
von Damen. Die Tanker sind<br />
110 m lang und 11,45 m breit.<br />
TrailerPort für SBO<br />
Angesichts eines Rekord-Güterumschlags<br />
und einer steigenden Nachfrage<br />
für Bahnverkehre investieren die<br />
Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe<br />
(SBO) in einen zweiten TrailerPort. Rund<br />
3,4 Mio. € soll die neue Anlange kosten.<br />
Die Umschlagkapazität im Dresdner<br />
Alberthafen steigt damit auf bis zu 50.000<br />
Trailer im Jahr.<br />
DEK-Schleusen im Bau<br />
Das Projekt »Neue Schleusen DEK-<br />
Nord« ist in vollem Gang, an allen fünf<br />
Schleusenstandorten – Gleesen, Hesselte,<br />
Venhaus, Rodde und Bevergern – wurde<br />
mit Baumaßnahmen begonnen. Trotz einigen<br />
Verzögerungen rechnen die Behörden<br />
mit einer Fertigstellung bis 2035.<br />
Stopp für ELK-Ausbau<br />
Der Bund hat den Ausbau des Elbe-<br />
Lübeck-Kanals gestoppt. Es geht nur noch<br />
um den Erhalt der Wasserstraße und den<br />
»zuverlässigen« Betrieb der Schleusen.<br />
Auch drei weitere Brücken sollen auf eine<br />
Durchfahrtshöhe von 5,25 m angehoben<br />
werden. Einen Ausbau einschließlich der<br />
Vertiefung des ELK wird es nicht geben.<br />
»Atlantis« verschrottet<br />
Mehr als 20 Jahre lag das ehemalige<br />
Minensuchboot »Atlantis« im Alberthafen<br />
Dresden. Nun wird das Schiff verschrottet.<br />
Zuvor wird es drei Monate lang durch die<br />
Recycling-Firma komplett entkernt.<br />
Holstein verlässt HGK<br />
Mit Wirkung zum 9. Februar 2022 ist Joachim<br />
Holstein aus der Geschäftsführung<br />
der HGK Dry Shipping ausgeschieden.<br />
Nachdem er seit Anfang 2021 maßgeblich<br />
an der inzwischen abgeschlossenen Überführung<br />
und Integration der Befrachtungsaktivitäten<br />
der HTAG in die HGK Dry<br />
Shipping mitgewirkt hat, möchte er sich<br />
neuen Herausforderungen widmen.<br />
Neue Parlamentsgruppe<br />
Die Parlamentsgruppe Binnenschifffahrt<br />
(PGBi) hat sich neu gegründet. Ihre Sprecher<br />
sind Mathias Stein (SPD) als Koordinator,<br />
Bernd Reuther (FDP), Lukas Benner<br />
(Grüne), Henning Rehbaum (CDU)<br />
und André Bochmann (AfD).<br />
Emissionsfreies Schiff<br />
Das niederländische Schifffahrtsunternehmen<br />
Future Proof Shipping<br />
(FPS) will ein zweites emissionsfreies<br />
Binnencontainerschiff auf die europäischen<br />
Wasserstraßen bringen und<br />
schließt sich dafür dem europäischen<br />
Projekt »Flagships« an.<br />
Elbfähre nach Plan<br />
Ab 1. Juni werden die vier Fähren der<br />
FRS Elbfähre Glückstadt Wischhafen<br />
wieder nach regulärem Fahrplan verkehren.<br />
Er wird das erste Mal seit Beginn<br />
der Pandemie sein.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
19
MÄRZ<br />
Deutsche Bahn startet<br />
Schienenbrücke in die Ukraine<br />
Die Deutsche Bahn hat ein Logistiknetzwerk auf Straße<br />
und Schiene aufgebaut, um Hilfsgüter von Deutschland<br />
direkt in die Ukraine zu befördern. Damit werden per<br />
Lastwagen und Güterzug Lebensmittel, Trinkwasser<br />
und Sanitärartikel direkt in das Land gebracht. Die Logistikteams<br />
von DB Cargo, DB Schenker und der DB<br />
Transa-Spedition arbeiten Hand in Hand: Spenden<br />
werden in Deutschland per Lkw gesammelt, in Container<br />
verpackt und schließlich per Güterzug im europäischen<br />
Bahnnetzwerk der DB Cargo über die<br />
Grenze in die Ukraine gefahren. Möglich sei dies dank<br />
einer Kooperation der polnischen Tochter der DB Cargo<br />
mit der ukrainischen Eisenbahn sowie den DB<br />
Schenker-Teams vor Ort in Polen.<br />
Duisport testet Wassertaxi für<br />
Containertransporte im Hafen<br />
Seit Beginn des Jahres testet die Hafen-Tochtergesellschaft<br />
duisport agency ein »Wassertaxi« für Containerumfuhren<br />
zwischen den Terminals.<br />
Das Projekt sei in Kooperation mit HTS Intermodal<br />
HRM und den lokal ansässigen Terminalbetreibern Hutchison<br />
Ports, Duisburg Intermodal Terminal (DIT),<br />
Duisburg Trimodal Terminal (D3T) und dem Rhein-<br />
Ruhr Terminal (RRT) gestartet worden, teilte duisport<br />
mit. In dieser ersten Testphase werden seit Jahresbeginn<br />
bestehende Linienschifffahrten genutzt, um Warentransporte<br />
zwischen den Terminals im Duisburger Hafen<br />
von der Straße auf den Rhein zu verlagern. Somit<br />
könnten allgemeine Leerfahrten deutlich reduziert und<br />
bestehende Routen noch effizienter genutzt werden.<br />
Test bestanden<br />
Nach 100 Tagen im Betrieb zieht die Hamburg<br />
Flotte eine positive Bilanz für die beiden<br />
neuen Hybrid-Feuerlöschboote<br />
»Dresden« und »Prag«. Beide Schiffe sind<br />
mit einem dieselelektrischen Hybridantrieb<br />
und Batteriesystemen ausgerüstet.<br />
Baubeginn für DGT<br />
In Duisburg fiel der Startschuss für Europas<br />
erstes klimaneutrales Hinterlandterminal.<br />
Mit dem symbolischen Spatenstich<br />
sollen der Bau des Duisburg Gateway<br />
Terminal (DGT) sowie die Umsetzung<br />
des Verbundprojekts »enerPort II«<br />
beginnen.<br />
300.000 € für Lehrprojekt<br />
Das Bundesverkehrsministerium fördert<br />
das Lehrprojekt »Quinwalo Plus« für die<br />
Binnenschifffahrt mit rund 300.000 €. Innovatives<br />
Lehr- und Lernmaterial entwickeln<br />
und dieses mit wenigen Klicks<br />
deutschlandweit zugänglich machen –<br />
darum geht es bei »Quinwalo Plus«, einem<br />
Projekt der Duisburger Schifferbörse.<br />
Ziel ist es, junge Menschen für das<br />
System Wasserstraße zu begeistern, damit<br />
mehr Güter über die Wasserstraße<br />
transportiert werden können.<br />
Hanke tritt ab<br />
Mats Philipp Lüer und Jörn Lauk übernehmen<br />
die Geschäftsführung bei dem<br />
Logistik- und Binnenschifffahrtsunternehmen<br />
modal3. Vorgänger Hergen<br />
Hanke wird freigestellt. Der Dienstleister<br />
für den Kombinierten Verkehr mit Binnenschiff,<br />
Bahn und Lkw war aus dem<br />
Vorläufer Börde Container Feeder (BCF)<br />
hervorgegangen.<br />
Mehr Geld für Verkehr<br />
Mit ihrem zweiten Entwurf für den Bundeshaushalt<br />
2022 schraubt die Ampel-<br />
Koalition die Verkehrsinvestitionen<br />
hoch. 19,5 Mrd. € stehen zur Verfügung –<br />
ein Anstieg um rund 0,3 Mrd. € gegenüber<br />
dem ersten Regierungsentwurf. Ein<br />
besonderer Fokus soll dabei auf dem Erhalt<br />
und der Sanierung der Verkehrswege<br />
liegen. Der Löwenanteil entfällt wiederum<br />
mit 9,4 Mrd. € auf die Bahn,<br />
8,5 Mrd. € sind für die Straße vorgesehen.<br />
Brake investiert<br />
Die Hafengesellschaft Niedersachsen<br />
Ports sowie die private Hafenwirtschaft<br />
haben seit 2005 insgesamt mehr als<br />
200 Mio. € in den Ausbau und die Entwicklung<br />
des Hafens Brake investiert. Die<br />
Investitionen gingen in Liegeplätze, Kaiund<br />
Gleisanlagen sowie Lagerkapazitäten,<br />
Umschlaggerät und Flächen.<br />
Für 2022 plant Niedersachsen Ports<br />
8,5 Mio. € für Investitionen und rund<br />
9 Mio. € für die Instandhaltung.<br />
RheinCargo übernimmt<br />
Der Logistikdienstleister RheinCargo<br />
und der Kunststoff- und Chemiekonzern<br />
Lyondellbasell haben sich auf eine langfristige<br />
Zusammenarbeit verständigt.<br />
RheinCargo übernimmt die Werksbahn<br />
am Standort Münchsmünster in Bayern.<br />
Rückzug aus Belarus<br />
Die Duisburger Hafen AG zieht sich mit sofortiger<br />
Wirkung aus sämtlichen geschäftlichen<br />
Aktivitäten in Belarus zurück. Diese<br />
Entscheidung ist vor dem Hintergrund des<br />
Kriegs in der Ukraine und der Unterstützung<br />
durch Belarus getroffen worden.<br />
20 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
Stoppt der Bund den Ausbau<br />
der Neckarschleusen?<br />
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann<br />
und der BDB warnen vor einem Ausbaustopp der<br />
Neckarschleusen für Schiffe bis 135 m Länge. »Es verfestigt<br />
sich der Eindruck, dass der Bund ein verkehrsinfrastrukturelles<br />
Jahrhundertprojekt trotz zunehmender<br />
Dringlichkeit verschleppt«, heißt es in einem<br />
Schreiben des Grünen-Politikers an Bundesverkehrsminister<br />
Volker Wissing (FDP).<br />
Winfried Hermann beklagt, dass trotz einer Projektlaufzeit<br />
von bislang 14 Jahren noch keine Baumaßnahme<br />
an den 27 Neckarschleusen begonnen habe. Das<br />
Projekt sei jedoch für das Erreichen der Klimaziele und<br />
die Bedürfnisse der überregionalen Wirtschaft von<br />
größter Bedeutung.<br />
KD tauft neues Flaggschiff<br />
»RheinGalaxy«<br />
Pünktlich zum Saisonstart, aber mit zwei Jahren Verspätung<br />
tauft die Köln-Düsseldorfer (KD) ihr neues<br />
Event-Schiff »RheinGalaxy«. Die Verzögerung lag an der<br />
Insolvenz des Schiffbauers De Hoop im niederländischen<br />
Lobith und an den Auswirkungen der Corona-Pandemie.<br />
Es ist der erste KD-Neubau seit 2<strong>01</strong>1. Das Schiff verfügt<br />
über eine Kapazität von bis zu 1.000 Passagieren, modernste<br />
Veranstaltungs- und Antriebstechnik sowie eine<br />
hochwertige Ausstattung. Auffällig sind der geradlinige<br />
Axtbug, die bodentiefen Fenster, ein imposanter »Skywalk«<br />
über der Freideck-Bar und die »Star Rock«-Aussichtsplattform.<br />
Die »RheinGalaxy« ist speziell für Partys,<br />
Firmen-Events, Theatervorstellungen, Messen, Tagungen<br />
oder Gourmetfahrten auf dem Wasser konzipiert.<br />
APRIL<br />
Neue Eigner für NSD<br />
Die Schiffbauunternehmen Fassmer und<br />
Meyer Werft übernehmen von der insolventen<br />
MV-Werften-Gruppe gemeinsam<br />
das Rostocker Ingenieurbüro Neptun Ship<br />
Design, das auch in der Binnenschifffahrt<br />
aktiv ist. Das renommierte Schiffbau-<br />
Ingenieurbüro Neptun Ship Design in<br />
Rostock mit rund 100 Mitarbeitern, mehr<br />
als 30 Jahren Erfahrung und Kunden auf<br />
der ganzen Welt soll weiterhin eigenständig<br />
und in der bisherigen Struktur operieren.<br />
»Barefoot Boat« getauft<br />
In Passau ist mit zweijähriger Verzögerung<br />
das »Barefoot Boat« von Til<br />
Schweiger getauft worden. Taufpatin war<br />
Luna Schweiger, die Tochter des Schauspielers.<br />
Das neue Fahrgastschiff ist ab<br />
Passau für die Donauschifffahrt Wurm &<br />
Noé auf der Donau im Einsatz.<br />
25 Jahre Overseas<br />
Der Überseelogistiker Overseas Logistic<br />
Services mit Sitz in Mönchengladbach<br />
feiert sein 25-jähriges Firmenbestehen.<br />
Gegründet wurde das Unternehmen<br />
1997 von Michael Lang. Fokus ist und<br />
war seit Gründung des Unternehmens<br />
die globale Überseelogistik. 2<strong>01</strong>4 hat Michael<br />
Lang mit Navid Thielemann seinen<br />
Nachfolger gefunden.<br />
Einstieg in Produktion<br />
CargoBeamer, Spezialist für den Transport<br />
nicht-kranbarer Sattelauflieger, steigt<br />
in die Fertigung von Güterwagen ein. In<br />
Erfurt wird das Unternehmen im Laufe<br />
des Jahres ein Werk für die Produktion<br />
von CargoBeamer-Waggons in Betrieb<br />
nehmen. Ab Anfang <strong>2023</strong> sollen bis zu<br />
500 Einheiten jährlich produziert werden.<br />
BDB-Präsident bleibt<br />
Martin Staats bleibt weitere drei Jahre<br />
Präsident des Bundesverbandes der<br />
Deutschen Binnenschifffahrt (BDB). Im<br />
Präsidium gab es bei den Neuwahlen einige<br />
Wechsel. Im Rahmen der am 30.<br />
März erfolgten turnusgemäßen Neuwahl<br />
wurden neben Staats, die Vizepräsidenten<br />
Dirk Gemmer, Gunther Jaegers,<br />
Thomas Maaßen, Achim Schloemer<br />
und Friedrich Weigert in ihren Ämtern<br />
bestätigt.<br />
Neue Hafenchefin<br />
Der Aufsichtsrat der Dortmunder Hafen<br />
AG hat eine Nachfolgerin für den scheidenden<br />
Geschäftsführer Uwe Büscher gefunden:<br />
Es wird Bettina Brennenstuhl.<br />
Wedig verlängert<br />
Der Aufsichtsrat der Häfen und Güterverkehr<br />
Köln AG (HGK) verlängert den<br />
Vertrag von CEO Uwe Wedig (62) bis<br />
zum 30. September 2025. Uwe Wedig<br />
führt das Unternehmen seit September<br />
2<strong>01</strong>7. Er bildet mit Wolfgang Birlin<br />
(CFO) und Jens-Albert Oppel (COO)<br />
den dreiköpfigen Vorstand der HGK AG.<br />
BEOS baut am Rhein<br />
BEOS Logistics hat den Bau der hochmodernen<br />
Logistikimmobilie »Duisburg<br />
North« am Rhein-Lippe-Hafen der<br />
DeltaPort Niederrheinhäfen in Wesel begonnen.<br />
Der 86.000 m2 große Neubau soll<br />
bis zum Sommer <strong>2023</strong> bezugsfertig sein<br />
und wird über eine fossilfreie Energieversorgung<br />
verfügen. Das Logistikzentrum<br />
wird für den Logistikdienstleister Rhenus<br />
errichtet. Als Generalunternehmen ist<br />
List Bau Nordhorn zuständig.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
21
MAI<br />
Innovatives Schubschiff<br />
»Elektra« in Berlin getauft<br />
Im Berliner Westhafen ist nach mehr als zweijähriger<br />
Bauzeit die »Elektra«, das weltweit erste mit Brennstoffzellen<br />
und Batterien ausgestattete Schubschiff feierlich<br />
getauft worden. Die »Elektra«, entwickelt als Gemeinschaftsprojekt<br />
des Fachgebietes Entwurf und Betrieb<br />
Maritimer Systeme der TU Berlin und des Berliner Logistikunternehmens<br />
BEHALA wurde auf der Schiffswerft<br />
Barthel in Derben gebaut. Mit der Taufe beginnt<br />
die Langzeiterprobung dieses Unikats, das neue Maßstäbe<br />
setzen soll. Für Bundesverkehrsminister Volker Wissing<br />
(FDP) ist es ein »Leuchtturmprojekt« und ein wichtiger<br />
Schritt auf dem Weg in eine emissionsfreie Binnenschifffahrt.<br />
Die Gesamt-Projektkosten liegen bei<br />
14,6 Mio. €.<br />
Felbermayr übernimmt<br />
Mehrheit an Domarin<br />
Das österreichische Felbermayr hat die Mehrheit an der<br />
bayerischen Unternehmensgruppe Domarin übernommen.<br />
Das Wasserbauunternehmen Domarin wurde<br />
1986 von Johann Brunner gegründet. Zehn Jahre später<br />
ist ergänzend zum Wasserbau mit der Übernahme der<br />
Erlenbacher Werft am Main auch der Schiffbau dazugekommen.<br />
Für Brunner, der die Mehrheit in Bezug auf die Betriebsnachfolge<br />
abgibt, waren den Angaben zufolge vor allem<br />
eine belastbare Vertrauensbasis und eine gesicherte Zukunft<br />
für seine Mitarbeiter ausschlaggebende Kriterien.<br />
»Mit Felbermayr arbeiten wir schon viele Jahre erfolgreich<br />
zusammen, wir kennen uns und schätzen uns«, so<br />
Brunner.<br />
Taufe verspätet<br />
Die mit Spannung erwartete Taufe der<br />
»A-Rosa Sena« ist um eine Woche verschoben<br />
worden. Die Endausstattung des<br />
auch »E-Motion Ship« genannten neuen<br />
Flaggschiffs der Rostocker Flusskreuzfahrt-Reederei<br />
A-Rosa konnte aufgrund<br />
von coronabedingten Ausfällen bei<br />
Werft-Mitarbeitern, Zulieferern und<br />
Dienstleistern sowie von Lieferengpässen<br />
nicht rechtzeitig komplettiert werden.<br />
Boot für Polizei St. Goar<br />
Roger Lewentz, Innenminister von<br />
Rheinland-Pfalz, hat ein neues Streckenboot<br />
für die Wasserschutzpolizei in<br />
St. Goar in Dienst gestellt. Die »WSP 1«<br />
hat rund 1,1 Mio. € gekostet. Der Neubau<br />
der Werft Neckar Bootsbau Ebert ist<br />
Teil der Modernisierung der gesamten<br />
Flotte.<br />
HGK wächst<br />
Im Kölner Norden treibt die Häfen und<br />
Güterverkehr Köln AG (HGK) ihre Planungen<br />
für ein kombiniertes Industrieund<br />
Logistik-Areal voran. Dafür wurde<br />
ein Masterplan entwickelt, der das Thema<br />
Nachhaltigkeit sowie die Ziele der<br />
Kölner Stadtstrategie 2030+ in den Mittelpunkt<br />
stellt.<br />
Rhein: Verkehr stabil<br />
Der Rhein hat seine Leistungsfähigkeit<br />
auch im zweiten Corona-Jahr unter Beweis<br />
gestellt. Es sei aber noch mehr möglich,<br />
sagte der Präsident der Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt,<br />
Hans-Heinrich Witte anlässlich der<br />
Bilanzvorstellung. Im Vergleich zum Vorjahr<br />
war ein moderater Zuwachs bei der<br />
Tonnage und bei der Anzahl der Schiffe<br />
zu verzeichnen.<br />
Mehr Geld aus Berlin<br />
Der Haushaltsausschuss des Bundestages<br />
hat zusätzliches Geld für das System<br />
Wasserstraße bewilligt. Es handelt sich<br />
um insgesamt 20 Mio. €, die zusätzlich in<br />
den Etat des Bundesverkehrsministeriums<br />
fließen. Mit 10 Mio. € wird<br />
das Förderprogramm zur »nachhaltigen<br />
Modernisierung der Binnenschifffahrt«<br />
aufgestockt, um mehr Zuschüsse zum<br />
Einbau umweltfreundlicher Technologien<br />
auf neuen und gebrauchten<br />
Binnenschiffen finanzieren zu können.<br />
Weitere 5 Mio. € sollen zusätzlich bei der<br />
Unterhaltung der Wasserstraßen verbaut<br />
werden. Auch der kombinierte Verkehr<br />
erhält 5 Mio. € zusätzlich.<br />
Umschlag im Container<br />
Am Hafen C-Port in Sedelsberg steigt die<br />
Rhenus Gruppe dank einem neuen Kundenauftrag<br />
ins kontinuierliche Containergeschäft<br />
ein. Als Betreiber des Hafens<br />
am niedersächsischen Küstenkanal will<br />
der Logistikdienstleister dort künftig bis<br />
zu 200 Container monatlich für die<br />
schwedische Duni Group umschlagen.<br />
Pakete über die Spree<br />
DHL will Pakete für die Auslieferung in<br />
Berlin künftig auch über die Spree transportieren.<br />
Am Konzept wird bereits gearbeitet.<br />
Der Wassertransport mit einem<br />
oder mehreren Schiffen soll noch 2022<br />
starten. Denkbar sei, die Pakete im Westhafen<br />
oder in Treptow auf Postschiffe zu<br />
verladen und von dort zu verschiedenen<br />
Anlegestellen im Berliner Stadtgebiet zu<br />
transportieren. Von dort aus könnten sie<br />
weiter ausgeliefert werden.<br />
22 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
Rhenus investiert in hybride<br />
Koppelverbände<br />
Mit den nachhaltigen Binnenschiff-Koppelverbänden<br />
»Rhenus Mannheim I+II« und »Rhenus Wörth I+II« investiert<br />
Rhenus PartnerShip in die Flotte. Das Millionen-Projekt<br />
vereint alle technischen Innovationen, die<br />
in der Binnenschifffahrt heutzutage möglich sind, heißt<br />
es in einer Mitteilung der Reederei. Mit der Vertragsunterzeichnung<br />
sei der Startschuss für den Bau der beiden<br />
Koppelverbände bereits gefallen. Die neuen, emissionsarmen<br />
Flaggschiffe der Rhenus-Flotte entstehen in<br />
der niederländischen Werft Den Breejen. Die Fertigstellung<br />
der hybriden Schiffskomplexe ist für September<br />
<strong>2023</strong> geplant. Die Schiffsverbände setzen sich aus einem<br />
Motorschiff und bis zu drei Schubleichtern zusammen.<br />
Logistiksparte von Thyssen-<br />
Krupp wird eigenständig<br />
Der Stahlkonzern Thyssen-Krupp Steel betreibt den<br />
Transport- und Hafenbereich künftig unabhängig vom<br />
reinen Stahlgeschäft. Die Logistiksparte wird daher in<br />
eine Tochtergesellschaft ausgegliedert.<br />
Thyssen-Krupp ist nicht nur Deutschlands größter<br />
Stahlhersteller. Das Unternehmen mit Sitz in Duisburg<br />
ist außerdem mit 142 Mio. t Transportmenge zweitgrößter<br />
Logistiker des Landes. Um sich am Logistikmarkt,<br />
insbesondere an der strategisch wichtigen Rheinwasserachse,<br />
stärker zu positionieren, wird die Logistiksparte<br />
in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert und soll künftig<br />
eigenständig agieren. Als Thyssen-Krupp Steel Logistics<br />
startet die zunächst 100%-ige Tochter mit rund 300 Beschäftigten<br />
Anfang Juli in die Eigenständigkeit.<br />
JUNI<br />
Niedrigwasser-Tanker<br />
Mit dem Typ-C-Tanker »Synthese 18« hat<br />
die HGK Shipping ein weiteres Niedrigwasser-Schiff<br />
in Dienst gestellt. Der Neubau<br />
wurde in Rotterdam getauft. Der innovative<br />
Typ-C-Tanker trat direkt nach<br />
der Taufe seine erste offizielle Fahrt an<br />
und wird künftig auf dem Rhein und seinen<br />
Nebenflüssen für den Transport flüssiger<br />
Chemieprodukte eingesetzt.<br />
Ausbau der Elbe wichtig<br />
In der Hamburger Speicherstadt hat der<br />
Elbschifffahrtstag 2022 der Elbe Allianz<br />
stattgefunden. Anlässlich der Veranstaltung<br />
unterstrichen die Fachleute,<br />
dass ein Ausbau der Elbe-Infrastruktur<br />
für die Zukunft der Binnenschifffahrt<br />
wichtig ist.<br />
Neue Verordnung<br />
In der Binnenschifffahrt gelten ab dem<br />
1. August neue Ausbildungsverordnungen.<br />
Sie wurden vom Bundesinstitut<br />
für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag der<br />
Bundesregierung neu gefasst. Sie gelten<br />
für Binnenschiffer auf der Betriebsebene<br />
mit den Schwerpunkten Frachtschifffahrt<br />
und Personenschiff fahrt sowie für Binnenschifffahrtskapitäne<br />
auf der Führungsebene.<br />
Ausbau der Spree<br />
Das Wasserstraßen-Neubauamt Berlin<br />
(WNA Berlin) hat den Bauauftrag für<br />
den ersten Teilabschnitt zur Fahrrinnenanpassung<br />
an der Berliner Nordtrasse<br />
vergeben. Beauftragt wurde eine Arbeitsgemeinschaft<br />
aus den Unternehmen<br />
Züblin Spezialtiefbau, Johann Bunte<br />
Bauunternehmung, Otto Mette Wasserbau<br />
und Stump-Franki Spezialtiefbau.<br />
Die Bauausführung soll in insgesamt<br />
vier Baulosen erfolgen und bis<br />
zum Jahr 2028 abgeschlossen werden.<br />
Insgesamt investiert der Bund rund<br />
58 Mio. €.<br />
Butangas-Tanker in Fahrt<br />
Die größten Gastanker ihrer Art fahren<br />
für Ineos auf dem Rhein. Drei von vier<br />
Neubauten wurden bereits in Dienst gestellt.<br />
Die neuen Gastanker sollen künftig<br />
Butangas aus dem ARA-Raum (Antwerpen-Rotterdam-Amsterdam)<br />
an die<br />
Cracker-Anlage von Ineos in Köln liefern.<br />
Außerdem sollen sie von Ineos Trading<br />
& Shipping für Handelsgeschäfte in<br />
Europa eingesetzt werden.<br />
Elektro-Fähre für Zürich<br />
Das Stralsunder Schiffbauunternehmen<br />
Ostseestaal hat ein neues Elektro-Fahrgastschiff<br />
für die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft<br />
(ZSG) fertiggestellt. Das<br />
22,50 m lange und 3,80 m breite Binnenfahrgastschiff<br />
ist der erste von drei typgleichen<br />
Neubauten, die Ostseestaal und<br />
die Tochterfirma Ampereship an die ZSG<br />
liefern.<br />
Nennhaus übernimmt<br />
Mit Wirkung zum 1. Januar <strong>2023</strong> ist Lars<br />
Nennhaus als neuer Vorstand Technik<br />
und Betrieb der Duisburger Hafen AG<br />
bestellt worden. Dies hat der Aufsichtsrat<br />
des Duisburger Hafens hat in seiner ordentlichen<br />
Sitzung am 21. Juni 2022 einstimmig<br />
beschlossen. Der Dipl.-Wirtschaftsingenieur<br />
tritt damit die Nachfolge<br />
von Thomas Schlipköther an, der<br />
zum Ende des Jahres mit Erreichen der<br />
Altersgrenze nach über 20 Jahren Tätigkeit<br />
aus dem Unternehmen ausscheidet.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
23
JULI<br />
HADAG bestellt bei SET<br />
drei innovative Hybrid-Fähren<br />
Drei innovative Fähren, die bereit für den Antrieb mit<br />
Wasserstoff sind, werden demnächst die Flotte des Hamburger<br />
Verkehrsunternehmens HADAG erweitern. Gebaut<br />
werden sie bei der SET Schiffbau- u. Entwicklungsgesellschaft<br />
Tangermünde. Die neuen Schiffe werden<br />
über innovative Plug-In-Hybrid-Antriebe verfügen und<br />
sind technisch bereits für den Einsatz der Wasserstofftechnologie<br />
konzipiert – damit ist künftig ein komplett<br />
emissionsfreier Betrieb auf der Elbe möglich. Die erste<br />
der drei Fähren soll Anfang 2024 abgeliefert werden. Sie<br />
wird Platz für bis zu 250 Fahrgäste bieten. Aktuell verfügt<br />
die HADAG über eine Flotte von 26 Schiffen, die<br />
Platz für jeweils 114 bis 250 Passagiere im Ein-Mann-<br />
Betrieb bieten.<br />
Bolle legt ersten<br />
Elektro-»Spatz« auf Kiel<br />
Auf der Schiffswerft Bolle in Neuderben ist das erste<br />
elektrisch angetriebene WSV-Arbeitsschiff vom Typ<br />
»E-Spatz« auf Kiel gelegt worden. Anders als der dieselbetriebene<br />
Vorgänger wird der »E-Spatz« ausschließlich<br />
mit zwei Elektromotoren a 80 kW angetrieben. Das Antriebssystem<br />
liefern Jastram, Kadlec & Brödlin und der<br />
Batteriehersteller Tesvolt. Ihre Kooperation hatten die<br />
drei Unternehmen auf der STL 2021 in Kalkar bekannt<br />
gegeben. Die Technik des E-Spatzes ist laut WSV exakt<br />
auf die Bedingungen im Einsatzgebiet zugeschnitten, auf<br />
die Schleusenabmessungen, Brückendurchfahrtshöhen,<br />
Wasserstände und Strömungen. Das Schiff soll unter anderem<br />
in der Verkehrssicherung und Verkehrsüberwachung<br />
sowie für Peilarbeiten eingesetzt werden.<br />
Schweres aufs Wasser<br />
In den deutschen See- und Binnenhäfen<br />
startet die Datenerfassung für Großraumund<br />
Schwertransporte. Ziel ist die Verlagerung<br />
von mehr Gütern auf das Wasser.<br />
Dafür wird eine digitale Datenbank zur<br />
Integration von sogenannten GST-Übergabepunkten<br />
an den Bundeswasserstraßen<br />
aufgebaut und in das Verfahrensmanagement<br />
für Großraum- und<br />
Schwertransporte (VEMAGS) integriert.<br />
Bier kommt per Bahn<br />
Weil im deutschen Transportgewerbe Berufskraftfahrer<br />
für Langstrecken fehlen<br />
und weil die Lkw-Ladekapazitäten zu gering<br />
sind, gründet die Warsteiner Gruppe<br />
das Tochterunternehmen Boxx Intermodal<br />
Logistics, um künftig mehr Ladung auf der<br />
Schiene in die Seehäfen zu bringen.<br />
Automatisiertes Laden<br />
Der Beladung von Tankschiffen soll durch<br />
eine Teilautomatisierung unter Einsatz eines<br />
sogenannten Cobots beschleunigt<br />
werden. Das Projekt »CoboTank« wird im<br />
Versuchszentrum für innovative Hafenund<br />
Umschlagstechnologie (HaFoLa) des<br />
Entwicklungszentrums für Schiffstechnik<br />
und Transportsysteme (DST) getestet.<br />
E-Schiff für Bodensee<br />
Das neue Elektro-Schiff der Bodensee-<br />
Schiffsbetriebe (<strong>BS</strong>B) ist auf den Namen<br />
»Insel Mainau«getauft worden. Der 33 m<br />
lange und 9 m breite Neubau von Ostseestaal<br />
kann bis zu 300 Personen über den<br />
See transportieren. Die Batterie hat eine<br />
Kapazität von 1.000 kWh.<br />
Ersatzbrücke gefordert<br />
Angesichts eines erneuten Ausfalls der Eisenbahn-Klappbrücke<br />
in Oldenburg sieht<br />
die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer<br />
(IHK) neben einer schnellen<br />
Reparatur Bedarf für einen Ersatzneubau.<br />
Die Binnenschifffahrt werde durch Ausfälle<br />
der Brücke immer wieder massiv behindert,<br />
heißt es.<br />
Prüfung auf Tschechisch<br />
Eine deutsch-tschechische Vereinbarung<br />
ermöglicht tschechischen Schiffsführern<br />
erstmals Prüfungen für besonders anspruchsvolle<br />
Binnenwasserstraßen in<br />
Deutschland, zum Beispiel an der Elbe, in<br />
ihrem Heimatland und in ihrer Muttersprache<br />
abzulegen.<br />
Mehr Recycling<br />
Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA),<br />
der Grüne Punkt und Bernegger errichten<br />
im Ennshafen eine Sortieranlage für<br />
Leichtverpackungen. Mit einer jährlichen<br />
Sortierkapazität von rund 100.000 t entsteht<br />
eine der modernsten Anlagen Europas.<br />
Das Investitionsvolumen liegt bei<br />
rund 60 Mio. €.<br />
Dortmund wächst<br />
Der Dortmunder Hafen legt für 2021 eine<br />
positive Bilanz vor: Insgesamt wurden<br />
rund 3,8 Mio. t umgeschlagen. 2020 waren<br />
es 3,6 Mio. t. Zum Aufwärtstrend hätten<br />
sowohl der wasserseitige Umschlag als<br />
auch der Bahn-Umschlag beigetragen.<br />
Hafen wird zum Strand<br />
Der Hafen Andernach feiert sein Sommerfest:<br />
Die Stadtwerke verwandeln das<br />
Gelände am trimodalen KLV-Terminal<br />
dafür in einen »sommerlichen Strand«.<br />
24 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
Niedrigwasser: Binnenschiffer<br />
beklagen Fehlplanung<br />
In der Niedrigwasserphase wird die Schifffahrt massiv<br />
beeinträchtigt. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt<br />
e.V. (BDB) appelliert an die Bundesregierung,<br />
die seit vielen Jahren überfällige Beseitigung<br />
der Engpässe im Wasserstraßennetz nun endlich in Angriff<br />
zu nehmen. Top-bewertete Maßnahmen mit einem<br />
exzellenten Nutzen-Kosten-Verhältnis wie etwa die<br />
Fahrrinnentiefung am Mittelrhein müssen schnellst -<br />
möglich umgesetzt werden. Als absolut kontraproduktiv<br />
bewertet der BDB in diesem Zusammenhang die im<br />
Bundeshaushalt für <strong>2023</strong> vorgesehene Senkung des Wasserstraßen-Etats<br />
um rund 350 Mio. €. Der Flussausbau<br />
finde ab dann bestenfalls verlangsamt statt, Ausschreibungen<br />
könnten nicht mehr erfolgen, heißt es.<br />
Andrea Eck verlässt<br />
BLG Logistics<br />
Andrea Eck, seit 2<strong>01</strong>7 zuständiges Vorstandsmitglied für<br />
den Geschäftsbereich Automobile, verlässt auf eigenen<br />
Wunsch zu Ende August die BLG Logistics. Der Vorstandsvorsitzende<br />
Frank Dreeke übernimmt interimistisch<br />
die Leitung des Geschäftsbereichs. Die Nachfolge<br />
für Eck solle zeitnah geklärt werden, heißt es. Der Geschäftsbereich<br />
Automobile leidet unter den Folgen der<br />
Krise und sinkenden Umschlagmengen und soll daher<br />
umstrukturiert werden. Die BLG-Gruppe verfügt nicht<br />
nur über Autoterminals an der See, an Rhein und Donau<br />
und im Binnenland. Sie schlägt Fahrzeuge um, lagert sie,<br />
führt technische Dienstleistungen aus und übernimmt<br />
die Distribution per Lkw, Bahn und Binnenschiff.<br />
AUGUST<br />
Kommission für Rhein<br />
Eine Beschleunigungskommission mit<br />
Vertretern der Industrie, der Politik und<br />
von Behörden soll helfen, Infrastruktur-<br />
Engpässe schneller zu beseitige, vornehmlich<br />
am Rhein. Das ist das Ergebnis eines<br />
Gipfeltreffens nach dem Niedrigwasser.<br />
Grundlage ist der noch unter Wissings<br />
Vorgänger Andreas Scheuer verabschiedete<br />
»8-Punkte-Plan Niedrigwasser-Rhein«.<br />
Konkrete Maßnahmen<br />
werden nicht beschlossen.<br />
Vorrang für Energie<br />
Energietransporte sollen vorübergehend<br />
Vorrang auf der Schiene bekommen. Das<br />
hat die Bundesregierung in einer Rechtsverordnung<br />
festgelegt. Ziel ist es, den Betrieb<br />
von Kraftwerken, Raffinerien und<br />
Stromnetzen bei drohenden Engpässen<br />
sicherzustellen, heißt es.<br />
Häfen als Job-Motor<br />
Erstmalig ist die Wertschöpfung ermittelt<br />
worden, die in den niedersächsischen Häfen<br />
erwirtschaftet wird. Es sind jährlich<br />
4,7 Mrd. € bei 594 Mio. € an Steuereinnahmen.<br />
Rund 47.000 Menschen sind rund<br />
um und in den neun niedersächsischen<br />
Seehäfen beschäftigt.<br />
Belgien ratifiziert CDNI<br />
Belgien hat das CDNI-Abkommen ratifiziert.<br />
Es ist nach Luxemburg, den Niederlanden<br />
und Deutschland der vierte Vertragsstaat,<br />
der seine Ratifikationsurkunde<br />
bei der ZKR hinterlegt hat. In<br />
Frankreich und der Schweiz ist das Verfahren<br />
noch im Gange.<br />
Fluss neu vermessen<br />
Aus Daten von Laserscans und Luftbildern<br />
sollen 3D-Modelle für den Mittelrhein<br />
entstehen – als wichtiger Baustein<br />
für die Vorbereitung des Projektes »Abladeoptimierung«.<br />
Beflogen wurde das<br />
Gebiet von Mainz bis St. Goarshausen,<br />
Rhein-km 492–558, teilte die Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt<br />
(GDWS) mit.<br />
Leitzentrale für Berlin<br />
Für rund 20 Mio. € entsteht eine neue<br />
Leitzentrale in Berlin-Grünau. Erst bei einer<br />
zweiten Ausschreibung wurde ein<br />
Bauunternehmen gefunden – es ist die Johann<br />
Bunte Bauunternehmung als Generalauftragnehmer.<br />
Die Ausrüstung der<br />
Leitzentrale mit der notwendigen Anlagentechnik<br />
wird gesondert vergeben.<br />
Maersk baut in Duisburg<br />
In Duisburg ensteht auf 43.000 m2 das<br />
neue »Flow Warehouse« der Containerlinienreederei<br />
Maersk. Zu den angebotenen<br />
Dienstleistungen gehören<br />
Cross-Docking, Palettenlagerung und alle<br />
Mehrwertdienste entlang der Lieferkette –<br />
von der Zollabfertigung bis zur Konsolidierung<br />
und Dekonsolidierung.<br />
Wusterwitz ist fertig<br />
Die zweite Schleuse Wusterwitz wird für<br />
den Schiffsverkehr freigegeben. Damit sind<br />
laut GDWS alle großen Bauwerke des Verkehrsprojektes<br />
Deutsche Einheit Nr. 17<br />
umgesetzt. Berlin ist mit Hannover und<br />
über weitere Wasserstraßen auch mit dem<br />
Seehafen Hamburg, dem Ruhrgebiet und<br />
dem Rhein verbunden. Großmotorgüterschiffe<br />
mit einer Länge von<br />
110 m und einer Breite von 11,45 m können<br />
jetzt die Strecke durchgängig befahren.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
25
SEPTEMBER<br />
Bund stellt DB Schenker<br />
zum Verkauf<br />
Im September verdichten sich erstmals Gerüchte, wonach<br />
der Bund und die Deutsche Bahn die Logistiksparte<br />
DB Schenker veräußere wollen – entweder über einen<br />
Verkauf oder einen Börsengang. Der Erlös wird auf<br />
15 Mrd. € geschätzt. Das Geld soll in die Infrastruktur<br />
fließen. Als Zeithorizont ist von 2024 die Rede. Dies ist<br />
gleichzeitig das Jahr, in dem die umfassende Sanierung<br />
des Hochleistungsnetzes beginnen soll.<br />
Der in Essen ansässige Logistikdienstleister Schenker<br />
mit seinen weltweit 75.000 Mitarbeitern steht für mehr<br />
als ein Drittel des Umsatzes der Deutschen Bahn. Im ersten<br />
Halbjahr 2022 lag der Betriebsgewinn bei fast<br />
1,2 Mrd. €. Als mögliche Interessenten werden DHL,<br />
Maersk, Kühne+Nagel sowie die dänische DSV genannt.<br />
HGK Shipping erhält zehnten<br />
Innovationspreis der Allianz Esa<br />
Der zehnte »Innovationspreis Binnenschifffahrt«, gestiftet<br />
von der Allianz Esa, ging in diesem Jahr an die HGK<br />
Shipping. Die Reederei wurde für ihre Investitionen in<br />
moderne und nachhaltige Tonnage ausgezeichnet. Stefan<br />
Franke, Prokurist der Allianz Esa, überreichte den<br />
Preis an Steffen Bauer, CEO der HGK Shipping. »Wie<br />
kaum bei einem anderen Unternehmen der Binnenschifffahrt<br />
ist die Nachhaltigkeit von Transportlösungen<br />
ein wichtiger Teil der Strategie, ja der DNA bei der HGK<br />
Shipping«, so Franke in seiner Laudatio. Die Übergabe<br />
fand im Duisburger Hafen statt. Die Kulissen bildete die<br />
»Synthese 18«. Der moderne Chemikalientanker konnte<br />
dank seiner flachgehenden Konstruktion auch während<br />
des Sommer-Niedrigwasserphase noch fahren.<br />
Millionenauftrag<br />
Die Hitzler-Werft in Lauenburg hat den<br />
Zuschlag für den Bau des Forschungsschiffes<br />
»Ludwig Prandtl II« erhalten.<br />
Auftraggeber ist das Helmholtz-Zentrum<br />
Hereon mit. Die »Ludwig Prandtl II« kostet<br />
rund 15 Mio. € und soll im Frühjahr<br />
2024 abgeliefert werden. Finanziert wird<br />
der Neubau vom Bund.<br />
Mehr Tempo<br />
Ein Gutachten der BAW empfiehlt die Erhöhung<br />
der Maximalgeschwindigkeit auf<br />
der nautisch schwierigen Rhein-Gebirgsstrecke,<br />
wenn der sogenannte Hochwasserpegel<br />
I erreicht wird. So könnte die<br />
Sicherheit des Schiffsverkehrs steigen.<br />
Drehscheibe am Rhein<br />
Um den Einsatz von Wasserstofftechnik in<br />
Logistik und Industrie zu forcieren, haben<br />
sich die DeltaPort Niederrheinhäfen<br />
(DPN) mit zehn hochkarätigen Partnern<br />
im Verein »EcoPort813« zusammengeschlossen.<br />
Nachhaltig produzierter<br />
Wasserstoff soll aus den Seehäfen kommen<br />
über die Standorte am Rhein ins Hiterland<br />
verteilt werden.<br />
Neues E-Schiff<br />
Leinen los für das neue voll elektrische<br />
Schiff der Bodensee-Schiffsbetriebe<br />
(<strong>BS</strong>B): Der Neubau »Insel Mainau« geht<br />
in den Kursverkehr. Er bietet Platz für bis<br />
zu 300 Fahrgäste, während der Fahrt produzieren<br />
Solarzellen auf dem Freideck<br />
grünen Strom. Der Akku wird in der Mittagspause<br />
sowie nachts nachgeladen.<br />
Drei Havarien<br />
Binnen weniger Tage ist es auf der Donau<br />
zu drei Havarien gekommen. Erst missglückte<br />
das Wendemanöver eines Passagierschiffes<br />
bei Passau, dann lief ein mit<br />
1.750 t Sonnenblumenkernen beladenes<br />
Frachtschiff bei Niederalteich auf<br />
Grund, danach fuhr sich noch ein Kreuzfahrtschiff<br />
an der Mühlhammer Schleife<br />
im Kreis Deggendorf stecken. Menschen<br />
kamen nicht zu Schaden.<br />
Rabatt in Rotterdam<br />
Mit finanziellen Anreizen will der Hafen<br />
Rotterdam Lärmemissionen von Schiffen<br />
reduzieren. Unter dem Namen ESI Noise<br />
wird »leisen« Schiffen ein finanzieller<br />
Nachlass bei den Hafengebühren gewährt.<br />
Das sind 312,50 € pro Anlauf bis zu einem<br />
Höchstbetrag von 1.250 € pro Jahr. Die Rabattregelung<br />
gilt zunächst bis Ende <strong>2023</strong>.<br />
»Komm an Bord«<br />
Erstmals findet unter Beteiligung des Bundesverbandes<br />
der Deutschen Binnenschifffahrt<br />
(BDB) und unter der Schirmherrschaft<br />
von Bundespräsident Frank-<br />
Walter Steinmeier der Deutsche Schifffahrtstag<br />
in Bremen und Bremerhaven<br />
statt. Ausrichter ist der Deutsche Nautische<br />
Verein (DNV), der zudem mit dem<br />
Deutschen Marinebund (DMB) kooperiert.<br />
Im Zentrum standen drei Konferenzen<br />
mit hochkarätigen Experten.<br />
Optimale Routen<br />
13 europäische Länder starten mit EuRIS –<br />
European River Information Services ein<br />
neues Webportal. Dieses bietet unter anderem<br />
Echtzeitdaten für eine bessere Routen-<br />
und Reiseplanung. Die Berufsschifffahrt<br />
kann künftig die tatsächliche Verkehrssituation,<br />
Wartezeiten, Zwischenfälle<br />
oder Störungen einsehen. Informationen<br />
wie die Ankunftszeit (ETA) können zudem<br />
mit anderen geteilt werden.<br />
26 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
Duisburger Containerterminal:<br />
Cosco steigt wieder aus<br />
Noch während in Hamburg über den Cosco-Einstieg bei<br />
einem Hafenterminal diskutiert wird, ist in Duisburg<br />
schon alles geklärt: Der chinesische Staatskonzern hat<br />
seine geplante 30%-ige Beteiligung an dem »Duisburg<br />
Gateway Terminal« (DGT) aufgeben. Die Anteile übernahm<br />
die Duisbsurger Hafen AG. Über die Gründe für<br />
den Ausstieg herrschte Stillschweigen. Die Entwicklung<br />
in Duisburg habe jedoch, anders als in Hamburg, keine<br />
politischen Hintergründe, war zu hören.<br />
Der neue Duisburger Containerhafen gilt als Modellprojekt<br />
für die Zukunft der Logistik. Mit einer Fläche von<br />
235.000 m2 im Endausbau soll das Areal duisport zufolge<br />
das größte Containerterminal im europäischen<br />
Hinterland werden.<br />
Hamburg bestellt Polizeiboote<br />
bei Baltic Boats in Estland<br />
Gemeinsam mit der Wasserschutzpolizei Hamburg<br />
(WSP) und der Behörde für Inneres und Sport (BIS) will<br />
die Flotte Hamburg die in die Jahre gekommenen Küstenstreifenboote<br />
WS 1 und WS 2 sowie die Streckenstreifenboote<br />
WS 20 und WS 22 durch drei Neubauten<br />
ersetzen. Die Schiffe werden von der Werft Baltic Workboats<br />
AS (Estland) gebaut, die sich in einer europaweiten<br />
Ausschreibung durchsetzte. Die Bausumme für<br />
die ersten zwei Schiffe beläuft sich auf rund 17 Mio. €.<br />
Sie sollen 2025 abgeliefert werden. Das dritte Schiff folgt<br />
voraussichtlich 2027. Baltic Workboats wird zunächst<br />
mit dem Bau eines kleineren Typschiffs PB24 und eines<br />
größeren Typschiffs PB29 beginnen. Welche Option für<br />
das dritte Schiff gewählt wird, ist noch offen.<br />
OKTOBER<br />
Mehr Tiefe<br />
Nach dem Start des Donauausbaus zwischen<br />
Straubing und Vilshofen im Sommer<br />
2021 wird auch der Hafen Straubing<br />
Sand vertieft. Die Investition wird zu 90 %<br />
vom Bund und dem Freistaat Bayern gefördert.<br />
H2 statt Diesel<br />
Das niederländische Unternehmen Future<br />
Proof Shipping will seine Flotte von Diesel-<br />
auf emissionsfreie Wasserstoff-<br />
Antriebssysteme umrüsten. Als erstes von<br />
zehn Schiffen wird die »Maas« umgerüstet.<br />
Start nach 14 Jahren<br />
Nach jahrelangen Bauarbeiten ist es endlich<br />
soweit: Das neue Schiffshebewerk<br />
Niederfinow wird für den Schiffsverkehr<br />
freigegeben. Mit dem neuen Hebewerk<br />
wird sowohl die Verbindung zwischen<br />
Berlin und Stettin gestärkt als auch die<br />
Havel-Oder-Wasserstraße. Es ist 54,55 m<br />
hoch, 46,40 m breit und 133 m lang. Mit<br />
Hilfe des Senkrechthebewerks überwinden<br />
moderne Binnenschiffe einen Höhenunterschied<br />
von 36 m.<br />
Gemeinsam stärker<br />
Volvo Penta und CMB.Tech wollen gemeinsam<br />
wasserstoffbetriebene Dual-<br />
Fuel-Lösungen entwickeln. Die Zusammenarbeit<br />
soll gemeinsame Vorhaben<br />
umfassen, die von Pilotprojekten bis hin<br />
zur industriellen Fertigung in kleinem<br />
Maßstab reichen. Volvo Penta stellt Motoren<br />
und komplette Antriebssysteme für<br />
Boote, Schiffe und industrielle Anwendungen<br />
her.<br />
Ausbau in Höchst<br />
Contargo Industriepark Frankfurt-<br />
Höchst, ein Gemeinschaftsunternehmen<br />
von Contargo und Infraserv Logistics,<br />
wird das Containerterminal im Industriepark<br />
Höchst deutlich erweitern. Das Terminal<br />
wird um rund 10.000 m2 ausgebaut.<br />
Pakete per Boot<br />
Die Deutsche Post DHL hat in Berlin mit<br />
einem elektrisch angetriebenen Solarschiff<br />
den Pakettransport auf dem Wasser<br />
gestartet. Bei dem deutschlandweit ersten<br />
Pilotprojekt dieser Art werden täglich<br />
hunderte Sendungen emissionsfrei über<br />
die Spree transportiert.<br />
Lars Hörnig geht<br />
Nach über zehn Jahren verlässt der kaufmännische<br />
Geschäftsführer Lars Hörnig<br />
die Stadtwerke Andernach. Er wechselt<br />
nach Koblenz. Vorerst übernimmt der<br />
technische Geschäftsführer Jan Deuster<br />
das Ruder und wird dabei von der Prokuristin<br />
Judith Haehner unterstützt.<br />
ZDS will mehr Geld<br />
Die Ausbaumaßnahmen für den sogenannten<br />
Deutschlandtakt reichen nicht<br />
aus: Wenn bis 2040 ein Viertel aller Güter<br />
in Deutschland über die Schiene zu transportieren,<br />
müsse das Netz mit mehr Geld<br />
und schneller ausgebaut werden, fordern<br />
ZDS und IHK.<br />
CargoBeamer wächst<br />
Der Betreiber von Schienenverbindungen<br />
für nicht-kranbare Sattelauflieger in Europa,<br />
CargoBeamer, erweitert sein Netzwerk.<br />
Seit Oktober ist mit der Route Kaldenkirchen–Rostock<br />
die erste ausschließlich<br />
in Deutschland verkehrende Linie im<br />
Portfolio. Insgesamt werden sechs Rundläufen<br />
pro Woche mit dem Zug angeboten.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
27
NOVEMBER<br />
ZKR regelt zum 100. Geburtstag<br />
Besatzungsverordnung neu<br />
Mit einer neuen Rheinschiffspersonalverordnung<br />
(RheinSchPersV) feiert die Zentralkommission für die<br />
Rheinschifffahrt (ZKR) ihren 100. Geburtstag. Mit Verabschiedung<br />
der Mannheimer Erklärung von 2<strong>01</strong>8 habe<br />
man sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt – dazu gehörten<br />
zeitgemäße und flexible Besatzungsvorschriften für eine<br />
Steigerung der Attraktivität der Binnenschifffahrtsberufe.<br />
Mit der neuen Verordnung treten auf dem Rhein<br />
von Basel bis hin zum offenen Meer moderne Vorschriften<br />
über die Berufsbefähigungen und die Besatzungen<br />
an Bord von Binnenschiffen ab 1. April <strong>2023</strong> in Kraft.<br />
Zur Förderung technischer Neuerungen kann die ZKR<br />
künftig im Einzelfall versuchsweise Abweichungen von<br />
den neuen Vorschriften zulassen.<br />
Niedrigwasser-Tanker für<br />
BASF erreicht Rotterdam<br />
Der Bau des BASF-Tankschiffs für extremes Niedrigwasser<br />
geht in die letzte Phase. In Rotterdam wird die<br />
»Stolt Ludwigshafen« mit Mannschaftsunterkünften,<br />
den Motoren, dem Steuerhaus, den Leitungssystemen<br />
und der Elektrik ausgestattet. Das Schiff soll im Frühjahr<br />
<strong>2023</strong> einsatzbereit sein und einen entscheidenden Beitrag<br />
zur Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit<br />
des BASF-Standortes Ludwigshafen leisten, heißt es.<br />
Das neue Tankschiff wird nach Angaben des Chemiekonzerns<br />
zu den größten Tankschiffen auf dem Rhein<br />
gehören und seine Stärke insbesondere bei Niedrigwasser<br />
ausspielen. Die kritische Stelle im Rhein bei Kaub<br />
wird es selbst bei einem Pegelstand von 30 cm noch mit<br />
einer Ladung von 650 t passieren können.<br />
Saubere Schiffe<br />
Das Landesumweltamt NRW (LANUV)<br />
hat die Behauptung widerlegt, dass Binnenschiffe<br />
für erhöhte Emissionen in den<br />
Innenstädten sorgen. Im urbanen Raum<br />
hat der Straßenverkehr oft einen Anteil<br />
von mehr als 50 %, die Belastung durch<br />
Schiffe liegt in der Regel unter 10 %.<br />
Damen baut um<br />
Die Damen Shipyards Group wird ihre<br />
Werft in Gorinchem erweitern. Die Werft<br />
in Hardinxveld-Giessendam wird geschlossen<br />
und veräußert, die Belegschaft<br />
soll nach Gorinchem umziehen. Die Erweiterung<br />
hat Ende des Jahres begonnen.<br />
Die Fertigstellung der neuen Anlagen,<br />
einschließlich eines 150-t-Schiffslifts,<br />
wird für Ende <strong>2023</strong> anvisiert.<br />
H2 für Hamburg<br />
Im Hamburger Hafen soll das erste große<br />
Terminal für grüne Energien entstehen.<br />
Geplant wird dieses von Air Products und<br />
Mabanaft. Ziel ist es, ab 2026 Deutschland<br />
aus importiertem »grünen« Ammoniak<br />
den sauberen Energieträger zu erzeugen<br />
und an Kunden zu vertreiben.<br />
20 € pro Container<br />
Verlader und Spediteure in den Niederlanden<br />
erhalten 20 € für jeden Container,<br />
der von der Straße auf die Binnenwasserstraße<br />
verlagert wird. ein entsprechendes<br />
Förderprogramm hat das niederländische<br />
Ministeriums für Infrastruktur und Wasserwirtschaft<br />
aufgelegt.<br />
Trostpflaster aus Berlin<br />
Die Haushaltsberatungen sind durch, und<br />
die Hoffnungen auf mehr Mittel für die<br />
Wasserstraßen haben sich zerschlagen.<br />
Der Investitionsetat für den Neu- und<br />
Ausbau wird, wie im Regierungsentwurf<br />
geplant, von aktuell knapp 910 Mio. € auf<br />
595 Mio. € reduziert. Lediglich ein Trostpflaster<br />
bleibt: Mögliche Einsparungen in<br />
den Etats für Straße und Schiene in Höhe<br />
von maximal 250 Mio. € können auf die<br />
Wasserstraßen umgelenkt werden.<br />
E-Katamaran von Bolle<br />
Der auf den Namen »James Hobrecht« getaufte<br />
E-Katamaran ersetzt das 60 Jahre<br />
alte Diesel-betriebene Dienstschiff »Glienicke«.<br />
Nach einer Bauzeit von elf Monaten<br />
wurde das Schiff nach Berlin überführt.<br />
Nach Angaben des Landes kann<br />
eins ganze Tagesschicht ohne Nachladen<br />
der Batterie absolviert werden.<br />
Neue Finanzchefin<br />
Tanja Dreilich folgt im Vorstand des<br />
Hamburger Terminalkonzerns HHLA auf<br />
Finanzchef Roland Lappin. Sie verantwortet<br />
ab dem 1. Februar <strong>2023</strong> die Ressorts Finanzen<br />
und Immobilien. Dreilich kommt<br />
von der ZF Friedrichshafen AG.<br />
Auftrag von RWE<br />
RheinCargo übernimmt mit der Sparte<br />
Werksbahnen langfristig den Rangierbetrieb<br />
am RWE-Kraftwerk Niederaußem.<br />
Der Vertrag hat eine Laufzeit von<br />
sieben Jahren.<br />
Auf Kiel gelegt<br />
Auf der Ostseestaal-Werft in Stralsund<br />
entsteht ein Neubau für die Stadt Lübeck.<br />
Die 37 m lange und 13,5 m breite Elektro-<br />
Doppelendfähre wird künftig Travemünde<br />
mit der Halbinsel Priwall verbinden.<br />
Die Kapazität liegt bei bis zu 300 Personen<br />
sowie 15 Fahrrädern und 18 Pkw.<br />
28 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
Hitzler-Neubau für Hereon<br />
heißt »Coriolis«<br />
Das neue Schiff für das Forschungsinstitut Hereon in<br />
Geesthacht hat einen neuen Namen: Aus dem Arbeitstitel<br />
»Ludwig Prandtl II« wird »Coriolis«. Der Name geht<br />
auf den französischen Physiker Gaspard Gustave de Coriolis<br />
(1792–1843) zurück. Helmholtz-Zentrum Hereon.<br />
Gefunden wurde dieser Name im Rahmen eines internen<br />
Ideenwettbewerbes. Aus 68 Vorschlägen wurde er<br />
von einer fünfköpfigen Jury ausgewählt. Gebaut wird<br />
das rund 15 Mio. €. teure Schiff bei der Hitzler-Werft in<br />
Lauenburg. Die Ablieferung ist für das Frühjahr 2024 geplant.<br />
Der Neubau wird 29,90 m lang und 8 m breit bei<br />
einer Durchfahrthöhe von 6,5 m und einem Tiefgang<br />
von 1,6 m. Die Besatzung wird aus zwei bis drei Personen<br />
bestehen.<br />
Neckar-Ausbau vor dem<br />
endgültigen Aus?<br />
Im Ringen um einen Ausbau der 27 Neckar-Schleusen<br />
für 135-m-Schiffe verschärft Baden-Württembergs Verkehrsminister<br />
Winfried Hermann den Ton gegenüber<br />
Berlin. Der Ausbau sei seit Jahren zwischen Bund und<br />
Land vereinbart, »ohne dass bisher viel geschehen ist«,<br />
so Hermann. Jetzt wolle das Bundesverkehrsministerium<br />
diese Vorhaben offenkundig aufgeben, ohne<br />
dafür eine klare Begründung zu geben. Ursprünglich<br />
sollte der Ausbau im Jahr 2025 abgeschlossen werden.<br />
Ein 2<strong>01</strong>8 vorgelegter neuer Zeitplan sah den Ausbau bis<br />
Heilbronn bis 2040 und bis Plochingen bis 2050 vor.<br />
Hermanns Berliner Amtskollege, Bundesminister Volker<br />
Wissing, hatte bereits im Mai verkündet, dass ein<br />
Ausbau nicht länger planbar und finanzierbar sei.<br />
DEZEMBER<br />
Schneller zu Tal<br />
Aufgrund einer Forderung des Gewerbes<br />
lässt die ZKR für die Rhein-Gebirgsstrecke<br />
zwischen Bingen und St. Goar eine<br />
höhere Geschwindigkeit bei Hochwasser<br />
zu. In der Talfahrt sind bei Überschreiten<br />
der sogenannten Hochwassermarke I<br />
künftig 24 km/h statt 24 km/h erlaubt.<br />
HGK schluckt BeKa<br />
Die Duisburger Reederei HGK Shipping<br />
übernimmt die restlichen 60 % der Anteile<br />
an der BeKa HGK GmbH und will damit<br />
ihre Aktivitäten auf Oberrhein, Donau<br />
und Mosel ausbauen. Die bisherige Mitgesellschafterin<br />
Monique Hezel-Reyntjens<br />
soll auch weiterhin die Geschäfte führen.<br />
Rhenus kauft zu<br />
Die Rhenus Gruppe hat die Spedition Robert<br />
Schmitz übernommen. Damit will sie<br />
ihr Portfolio für die Stahlindustrie verstärken.<br />
Das europaweit operierende Logistikunternehmen<br />
verfügt über rund<br />
200.000 m2 Lagerfläche. Hauptgeschäft<br />
sind die Lagerung sowie die multimodale<br />
Transportabwicklung von Walzdrähten,<br />
Coils, Spaltbändern und Stanzprodukten.<br />
Bereisung zu teuer<br />
Die letzten beiden Bereisungsschiffe der<br />
WSV sind weder notwendig noch wirtschaftlich<br />
zu betreiben. Rechnungsprüfer<br />
fordern daher ihre Stilllegung und einen<br />
Verkauf. Der Betrieb kostet jährlich etwa<br />
561.000 €. Das Bundesverkehrsministerium<br />
will laut Stellungnahme allerdings<br />
an der »Mainz« (Baujahr 1943) und<br />
»Duisburg« (Baujahr 1936) festhalten.<br />
Claudia Müller wechselt<br />
Die maritime Koordinatorin der Bundesregierung,<br />
Claudia Müller, gibt ihr Amt<br />
auf. Die Grünen-Politikerin aus Mecklenburg-Vorpommern<br />
soll Parlamenta -<br />
rische Staatssekretärin im Agrarministerium<br />
unter ihrem Parteikollegen und Minister<br />
Cem Özdemir werden. Die 41-jährige<br />
Rostockerin wird Nachfolgerin von<br />
Manuela Rottmann (ebenfalls Grüne).<br />
Geld für Kraftstoffe<br />
Das Bundesverkehrsministerium finan -<br />
ziert die Entwicklung klimafreundlicher<br />
maritimer Kraftstoffe für die Schifffahrt.<br />
Dabei geht es um Bio-LNG oder Bio-<br />
Methanol, grünen Wasserstoff, strombasierte<br />
Kraftstoffe wie E-Methanol, E-Ammoniak<br />
oder SNG sowie flüssige organische<br />
Wasserstoffträger. Für das Gesamtkonzept<br />
Erneuerbare Kraftstoffe und für<br />
die Nationalen Wasserstoffstrategie stehen<br />
für den Zeitraum 2022 bis 2026 insgesamt<br />
rund 1,9 Mrd. $ bereit.<br />
Vollständig elektrifiziert<br />
Die knapp 70 km lange Bahnstrecke von<br />
Oldenburg zum Jade-Weser-Port bei Wilhelmshaven<br />
ist nach elf Jahren Bauzeit<br />
vollständig elektrifiziert. Die Kosten lagen<br />
bei 1,36 Mrd. € gekostet. Die doppelgleisige<br />
Strecke verbessert die Anbindung<br />
des Containerhafens für Güterzüge.<br />
Start in Deutschland<br />
Seafar, Anbieter eines teilautonomen Betriebs<br />
von Binnenschiffen, startet den Betrieb<br />
in Deutschland. Die beiden Kooperationspartner<br />
HGK Shipping und Reederei<br />
Deymann stellen insgesamt sieben<br />
Schiffe. Die Kooperation war unmittelbar<br />
vor der Binnenschifffahrtsmesse STL in<br />
Kalkar Ende September verkündet worden.<br />
Jetzt wurde das gemeinsame Projekt<br />
vertraglich besiegelt.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
29
SCHIFFSTECHNIK<br />
Fester Treibstoff für Brennstoffzellenschiff<br />
Auf der Suche nach dem optimalen zukunftsfesten Kraftstoff werden viele Wege beschritten.<br />
In den Niederlanden wird nun ein Elektroschiff mit einer Brennstoffzelle gebaut, die eine<br />
feste Wasserstoff-Verbindung nutzt. Von Hermann Garrelmann<br />
Schlank und leicht futuristisch stellen sich die Konstrukteure das Brennstoffzellen-Schiff »Neo Orbis« vor<br />
© Neo Orbis<br />
Ein besonderes Elektroschiff gibt es<br />
demnächst für Amsterdam: In der<br />
niederländischen Hafenstadt wird ein<br />
kleines Personenschiff gebaut, das mit<br />
festem Wasserstoff betrieben wird. Die<br />
»Neo Orbis«, (zu deutsch »Neue Welt«)<br />
mit rund 20 m so lang wie die bekannten<br />
Ausflugsboote für die berühmten Hafenrundfahrten,<br />
soll in den Amsterdamer<br />
Grachten sowie im Hafengebiet zwischen<br />
Amsterdam und Ijmuiden als Bereisungsschiff<br />
eingesetzt werden.<br />
Auch potenzielle Kunden sollen von<br />
diesem Schiff aus mögliche Geschäftsstandorte<br />
im Hafen. Auf der »Neo Orbis«<br />
sollen auch Sitzungen abgehalten und<br />
Handelsmissionen empfangen werden.<br />
Ministerinnen und Minister und Mitglieder<br />
der königlichen Familie werden dabei<br />
regelmäßig an Bord gehen.<br />
»In dem neuen Schiff werden wir eine<br />
in den Niederlanden entwickelte Technologie<br />
zur Nutzung von Wasserstoff einsetzen«,<br />
heißt es dazu vom Hafen Amsterdam.<br />
Die »Neo Orbis« wird einen elektrischen<br />
Antrieb erhalten, wobei der<br />
Strom von einem Brennstoffzellensystem<br />
geliefert wird. Das Besondere daran: Der<br />
Energieträger ist Wasserstoff, der allerdings<br />
nicht gasförmig in einem Drucktank<br />
gespeichert wird, sondern in fester<br />
Form vorliegt.<br />
Dazu wird der Wasserstoff als pulverförmiges<br />
Natriumborhydrid (NaBH4) an<br />
Bord gebunkert. Zugesetzt werden ein<br />
Stabilisator und hochreines Wasser. Das<br />
gelöste Natriumborhydrid reagiert dann<br />
mit einem Katalysator und setzt den<br />
Wasserstoff frei für die Brennstoffzelle.<br />
Die entstehende Wärme wird zusätzlich<br />
genutzt, um das Schiff zu heizen.<br />
Zu einem späteren Zeitpunkt will man<br />
die nicht genutzte Wärme auch an Bord<br />
speichern. Das Wasser, das die Brennstoffzelle<br />
produziert, wird an Bord für die<br />
Wasserstofffreisetzung genutzt.<br />
Vom Natriumborhydrid bleibt Natriummetaborat<br />
(NaBO2) übrig, das<br />
durch Reaktion mit Wasserstoff an Land<br />
wieder in Kraftstoff umgewandelt werden<br />
kann. Den Wasserstoff, der dafür genutzt<br />
wird, wird ein 100-MW-Elektrolyseur<br />
liefern. Er ist im Bau und soll<br />
mit sauberem Strom betrieben werden.<br />
Der Wasserstoff ist demnach grün. Initiiert<br />
wurde das Projekt »Neo Orbis« von<br />
H2Ships, einem europäischen Projekt,<br />
das sich mit Wasserstoffantrieben für<br />
Schiffe beschäftigt.<br />
Natriumborhydrid als Treibstoff hat, so<br />
H2Ships, einige Vorteile: Es ist einfacher zu<br />
handhaben als Wasserstoff, der zum Speichern<br />
gekühlt oder unter Druck gesetzt<br />
werden muss. Zudem ist sein Zündpunkt<br />
deutlich höher, höher selbst als bei Diesel.<br />
H2Ships hat den Bauauftrag der »Neo<br />
Orbis« an die niederländische Werft Next<br />
Generation Shipyards vergeben. Geplant<br />
ist, dass die Testfahrten mit dem Schiff<br />
im Juni dieses Jahres beginnen.<br />
Die TU Delft untersucht zusammen<br />
mit der Universität Amsterdam die Systemauslegung<br />
und die Wiederaufbereitung<br />
des Natriummetaborats. MA-<br />
RIN, das maritime Forschungsinstitut<br />
der Niederlande, berät in Technologieffragen.<br />
Von Wijk Yacht Creation stammt<br />
der Schiffsentwurf. Lloyd’s Register überwacht<br />
die Zertifizierung. Mit Baumüller<br />
ist der Systemintegrator bereits in der<br />
Entwurfsphase mit im Boot.<br />
<br />
30 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
AUSBILDUNGSSCHIFF MIT NEUEN AUFGABEN<br />
Aus »Prinses Christina« wird die »Rolf Deymann«<br />
Seit einigen Wochen liegt die »Prinses<br />
Christina« in Haren am Hafensteiger. Die<br />
niederländische Flagge ist eingezogen, die<br />
deutsche Flagge wird von einem großen<br />
»D« ergänzt. Für das ehemalige Schulungsschiff<br />
des STC in Rotterdam beginnt<br />
ein neuer »Lebensabschnitt«. Gekauft hat<br />
es der Harener Reeder Martin Deymann.<br />
Als er erfuhr, dass die beiden ehemaligen<br />
Ausbildungsschiffe des STC in Rotterdam<br />
bei der Bauwerft des neuen Schiffes »Ab<br />
Initio«, der Concordia-Damen Ship yard, in<br />
Zahlung gegeben war, wurde er mit Chris<br />
Cornet von Concordia-Damen schnell<br />
handelseinig. Während die »Prinses Beatrix«<br />
als Leihgabe von Cornet in das Binnenvaartmuseum<br />
Dordrecht geht, sicherte<br />
sich Deymann das Schwesterschiff, die<br />
»Prinses Christina«, für den neuen Heimathafen<br />
Haren. Er will es künftig weiter<br />
als Ausbildungsschiff nutzen.<br />
Gebaut 1963 auf der Schiffswerft A.<br />
Vuijk & Zn. in Capelle a/d IJssel war der<br />
»Koninklijk Onderwijs Fonds voor de<br />
Scheepvaart, Amsterdam« (KOFS) der<br />
erste Eigner. Seit 2004 war die »Christina«<br />
im Eigentum der Stiftung STC-Group. Zu<br />
den sogenannten »Kofschepen« gehörte<br />
seit 1962 auch noch die »Prinses Irene«.<br />
Für die Aubildungsfahrten war das<br />
54,05 m lange und 7,07 m breite Schiff anfangs<br />
mit einem Bolnes-Langsamläufer<br />
von 250 PS ausgerüstet. Aktuell bringt ein<br />
Markante Linien: Das künftige Ausbildungsschiff »Rolf Deymann« im Hafen in Haren<br />
Caterpillar mit 482 PS die »Prinzessin« auf<br />
bis zu 20 km/h. Ein Bugstrahlruder von<br />
DAF mit 150 PS ergänzt den Antrieb.<br />
Ab diesem Jahr soll das in bestem Zustand<br />
gehaltene Schiff für Ausbildungszwecke<br />
eingesetzt werden. »Technisch ist<br />
das Schiff tadellos in Ordnung« schwärmt<br />
Martin Deymann. Die aktuell 15 angehenden<br />
Binnenschiffer der Reederei sollen auf<br />
der dann umbenannten »Rolf Deymann«<br />
ihre Fahrkenntnisse erwerben und unter<br />
Beweis stellen. Dazu sind Fahrten auf dem<br />
norddeutschen Kanalnetz sowie in niederländischen<br />
Gewässern geplant. Eine<br />
Rheinzulassung für den deutschen Bereich<br />
hat die »Christina« nicht mehr. Auch<br />
für die rund 300 Männer und Frauen der<br />
Deymann-Schiffsbesatzungen sind regelmäßige<br />
Schulungen geplant.<br />
Mit behutsamen Modernisierungsmaßnahmen<br />
will Martin Deymann das Schiff<br />
zeitgemäß überarbeiten. Am Charakter<br />
der »Prinzessin« wird nicht gerüttelt. Die<br />
Kabinen mit jeweils vier Kojen und die Sanitärabteilung<br />
werden angepasst, auch die<br />
Wärme- und Schallbedingungen wird<br />
überprüft. Die Tischlerei & Alubau Wessels<br />
hat die künftige »Rolf Deymann« sozusagen<br />
in Rufweite zu ihrem Firmensitz.<br />
Auch dort wird sich der neue Eigner die<br />
Expertise abholen und dann vielleicht erfahren,<br />
welche Kosten noch anfallen. ga<br />
© Garrelmann<br />
Dein Partner für<br />
Bunker-Service<br />
Betriebs- und Schmierstoffe für den<br />
sicheren Betrieb Deiner Flotte.<br />
Infos unter:<br />
Tel. +49 40 53798470<br />
hoyer-marine.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
31
SCHIFFSTECHNIK<br />
Niederländische Batterien etablieren sich<br />
Die deutsche Tochter von EST-Floattech ist erst seit knapp zwei Jahren am Markt und<br />
vermeldet bereits einen Großauftrag. So hat das Unternehmen einen Vertrag mit Rolls-Royce<br />
Power Systems über den Einsatz von Batteriesystemen auf zehn Schiffen unterzeichnet<br />
Nach der niederländischen Muttergesellschaft<br />
etabliert sich nun auch die<br />
deutsche Tochter des Technologie-Unternehmens<br />
EST-Floattech immer stärker<br />
auf dem Markt. So konnte die erst 2021<br />
mit Sitz in Hamburg gegründete Gesellschaft<br />
mit dem Batteriemodul »Green<br />
Orca 1050« kürzlich Rolls-Royce Power<br />
Systems für eine langfristige Zusammenarbeit<br />
gewinnen. Zum Einsatz kommen<br />
soll das Batteriesystem zunächst auf neun<br />
Schnellfähren der sizilianischen Reederei<br />
Liberty Lines und auf einer Megayacht<br />
des türkischen Yachtbauers Turquoise.<br />
»Die Rahmenvereinbarung ist ein riesiger<br />
Erfolg für EST-Floattech Hamburg.<br />
Rolls-Royce Power Systems mit seiner<br />
Marke mtu und EST-Floattech werden<br />
gut zusammenarbeiten. Beide Unternehmen<br />
setzen mit Marinedieselmotoren der<br />
zugelassenen Baureihen 2000 und 4000<br />
beziehungsweise des von der Klassifikationsgesellschaft<br />
DNV zertifizierten Batteriemoduls<br />
›Green Orca 1050‹ Meilensteine<br />
auf dem Weg zur klimaneutralen<br />
Schifffahrt«, kommentiert Walter van der<br />
Pennen, Chief Commercial Officer<br />
(CCO) bei EST-Floattech.<br />
»Rolls-Royce Power Systems war durch<br />
die technische Leistungsfähigkeit unseres<br />
Batteriesystems, vor allem in puncto<br />
Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />
überzeugt«, ergänzt der Hamburger Sales<br />
Sales Manager am Hamburger Standort:<br />
Marc Mühlenbeck<br />
Manager Marc Mühlenbeck. »Darüber<br />
hinaus waren unser technisches und<br />
kaufmännisches Team sehr schnell verfügbar<br />
und konnten mit kurzen Reaktionszeiten<br />
auf alle technischen Anfragen<br />
punkten.«<br />
Batterien für Schnellfähren<br />
Konkret geht es bei diesem ersten Auftrag<br />
im Rahmen der neuen Partnerschaft zum<br />
einen um den Einsatz von insgesamt 33<br />
Batteriemodulen der Baureihe »Green<br />
Orca 1050« auf der Basis von Lithium-<br />
Polymer-Akkumulatoren als Teil des mtu<br />
Propulsionspacks von Rolls-Royce Power<br />
Systems auf neun mit hybriden Antriebssystemen<br />
ausgestatteten Schnellfähren<br />
von Liberty Lines. Jedes dieser Module<br />
verfügt dabei über eine Leistungsfähigkeit<br />
von 10,5 kW. Bei neun Schiffen werden<br />
damit 3.118,5 kW installiert. Die<br />
baugleichen Schwesterschiffe sollen auf<br />
der spanischen Armin-Werft gebaut und<br />
»Green Orca 1050« zwischen April <strong>2023</strong><br />
und April 2024 ausgeliefert werden. Die<br />
Indienststellung für den Fährbetrieb von<br />
und nach Sizilien und Kroatien sowie<br />
von und zu kleineren italienischen Inseln<br />
ist zwischen <strong>2023</strong> und 2026 geplant.<br />
Zum anderen wird das Batteriesystem<br />
in dem Propulsionspack für den Hybridantrieb<br />
einer 76 m langen Megayacht des<br />
türkischen Yachtbauers Turquoise eingesetzt.<br />
Hier liegt die Kapazität bei insgesamt<br />
1.512 kW. Die Auslieferung des<br />
Propulsionpacks ist für <strong>2023</strong> geplant, die<br />
Inbetriebnahme der Yacht für 2025.<br />
Auf den Fähren werden die Batteriesysteme<br />
für Reisegeschwindigkeiten bis<br />
zu acht Knoten verwendet. Im vollelektrischen<br />
Betrieb, zum Beispiel bei der Hafenein<br />
und -ausfahrt, beim Ankern und<br />
beim Manövrieren, werden dadurch keine<br />
Emissionen verursacht. Aufgrund minimaler<br />
Geräusche werde zudem auch<br />
der Komfort an Bord erhöht, so der Batteriehersteller.<br />
RD<br />
Im Rahmen des Auftrags werden unter anderem neun Fährneubauten für Liberty Lines mit Batteriesystemen von EST-Floattech ausgestattet<br />
© EST-Floattech<br />
32 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Zweites E-Schiff für Zürich schwimmt<br />
Bei Ostseestaal in Stralsund ist ein weiteres Elektro-Solarschiff zu Wasser gelassen<br />
worden. Nach erfolgreichen Probefahrten auf dem Strelasund wird es an die<br />
Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft abgeliefert<br />
Fahrgastschiff »Zürich«<br />
Länge: 22,50 m<br />
Breite: 3,80 m<br />
Höhe: 1,55 m<br />
Tiefgang: 0,85 m<br />
Dienstgeschwindigkeit: 12 km/h<br />
Höchstgeschwindigkeit: 16 km/h<br />
© Ostseestaal<br />
Bei dem 22,50 m langen und 3,80 m breiten Binnenfahrgastschiff<br />
handelt es sich um das zweite von drei typgleichen<br />
Neubauten, die im Auftrag der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft<br />
(ZSG) von Ostseestaal und der Tochterfirma Ampereship gebaut<br />
werden. Das emissionsfreie Fahrgastschiff wird wie die zwei<br />
Schwesterschiffe künftig auf der Limmat, dem aus dem Zürichsee<br />
abgehenden Fluss verkehren.<br />
Im Juni 2022 war von Stralsund aus das erste Zürich-Schiff per<br />
Sattelzug über mehr als 1.100 km in die Schweiz überführt worden.<br />
Die Ablieferung zählt zu den Meilensteinen im Geschäftsjahr<br />
2022 für Ostseestaal. In den vergangenen zwölf Monaten<br />
des vergangenen Jahrs konnte das Stralsunder Unternehmen eigenen<br />
Angaben zufolge seinen Erfolgskurs fortsetzen. Im Frühjahr<br />
gelang es unter anderem, vom Stadtverkehr Lübeck den Zuschlag<br />
für den Bau einer Elektro-Autofähre zu erhalten. Die<br />
Doppelendfähre befindet sich derzeit in der Fertigung und wird<br />
ab März <strong>2023</strong> den Lübecker Stadtteil Travemünde mit der Halbinsel<br />
Priwall verbinden.<br />
Nummer 1 bei Elektroschiffen<br />
Dem Unternehmen zufolge ist Ostseestaal in Deutschland mittlerweile<br />
zur Nummer eins bei Konstruktion und Bau von Elektro-Solarschiffen<br />
für die berufliche Schifffahrt aufgestiegen und<br />
gehört in Europa zu den Marktführern. Bisher sind in Stralsund<br />
insgesamt 14 Elektro-Solarschiffe für verschiedenste Einsatzfälle<br />
gebaut und abgeliefert worden. Daneben sei die Expertise von<br />
Ostseestaal auch als höchst flexibler und innovativer Zulieferer<br />
für den Yacht-, Schiff- und Spezialschiffbau gefragt, heißt es. Im<br />
April letzten Jahres wurde auf dem benachbarten Gelände des<br />
neuen Maritimen Industrie- und Gewerbeparks Volkswerft (ehemals<br />
MV Werften) eine zusätzliche Produktionshalle gepachtet.<br />
Dadurch ist die eigene Betriebsfläche um ca. 30 % vergrößert<br />
worden. Hergestellt werden unter dem Hallendach unter anderem<br />
komplexe Zulieferteile für den Yachtbau. Bei Ostseestaal sind<br />
rund 200 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
RD<br />
Getriebeservice<br />
www.brauer-getriebe.de<br />
Tel.: +49 (0) 2871 / 70 33<br />
Instandsetzung aller<br />
Fabrikate und Größen<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
33
SCHIFFSTECHNIK<br />
E-Mobilität: Von der Straße aufs Wasser<br />
Michael Jost glaubt an die Elektromobilität und nennt sich selbst einen »Believer«. Nachdem<br />
der ehemalige Chefstratege seinen Job im VW-Konzern erledigt und eine Strategie für E-Autos<br />
auf den Weg gebracht hat, will er jetzt die Schifffahrt elektrifizieren. Von Anna Wroblewski<br />
© eD-TEC.<br />
Leise und emissionsfrei sollen die Boote über das Wasser gleiten<br />
Um seine Idee voranzutreiben hat der 60-jährige ein Start-up<br />
gegründet und zwar gemeinsam mit seinen zwei Söhnen<br />
Mike und Marc. Das Motto des Familienunternehmens ist<br />
»Electrify the Ocean«. Unter der Marke eD-Tec, was für »Electric<br />
Driven Technology« steht, wollen Josts gemeinsam mit weiteren<br />
»Believern« die E-Mobilität aufs Wasser bringen. Wie Michael<br />
Jost erklärt, kam ihm die Idee zur Gründung des Start-ups durch<br />
seine persönliche Leidenschaft zum Meer. Eine besondere Verbindung<br />
hat er vor allem zur kroatischen Küste, mit ihrer abwechslungsreichen<br />
Inselwelt. Als die Corona-Pandemie die Welt<br />
zum Stillstand brachte, änderte sich auch das Leben des Vielfliegers<br />
Jost und er bekam die Gelegenheit, seine Idee in die Tat<br />
umzusetzen. »Mein Leben hat bis dahin im Flugzeug stattgefunden.<br />
Manchmal war ich drei, vier Tage unterwegs, ohne im<br />
Hotel gewesen zu sein«, berichtet Michael Jost. Anstatt täglich im<br />
Flugzeug zu sitzen und seine Familie maximal am Wochenende<br />
zu sehen, war er mit Pandemie-Beginn plötzlich 24 Stunden, sieben<br />
Tage die Woche mit ihr zusammen. Und weil das Zusammensein<br />
der Familie gut funktionierte, und seine Söhne, die<br />
gerade ihr Studium beendet hatten, sich vorstellen konnten, ihn<br />
nicht nur als Vater, sondern auch als Partner zu akzeptieren,<br />
gründeten sie die eD-Tec .<br />
In aller erste Linie hat sich das Start-up nun zum Ziel gesetzt,<br />
Boote und Schiffe aus dem »Leisure«-Bereich zu elektrifizieren.<br />
Als weitere Zielgruppen hat das Unternehmen auch<br />
Behördenschiffe wie Polizeiboote, kleinere Fähren und weitere<br />
schnell fahrende, küstennahe Fahrzeuge ins Visier genommen.<br />
Vor der Welle schwimmen<br />
Dass Jost bei seiner »Electrify the Ocean«-Idee nicht auf den<br />
falschen Dampfer gesetzt hat, da ist er sich ziemlich sicher.<br />
Für Jost ist die Zukunft der Mobilität klar elektrisch. Wichtig<br />
sei hier deshalb, nicht dem Trend hinterher zu laufen, sondern<br />
»vor der Welle zu schwimmen«. Warum er sich so sicher<br />
ist, erklärt er am Beispiel seiner Tätigkeit als VW-Chefstratege.<br />
Der Wolfsburger Automobilkonzern habe bereits<br />
2<strong>01</strong>5 entschieden, sich komplett der vollelektrischen Automobilität<br />
zu verschreiben. 2<strong>01</strong>8 hat Michael Jost das Aus für<br />
den Verbrenner bei VW auf einer Konferenz verkündet –<br />
mit einem entsprechenden medialen Echo. Im Zuge der<br />
neuen Strategie hat der nach Toyota weltweitgrößte Automobilhersteller<br />
den wesentlichen Teil des Budgets von<br />
34 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
60 Mrd. € für die Entwicklung von E-Mobilität eingeplant.<br />
Damit ging VW als »Front Runner« voran. Für Jost ist klar,<br />
dass alle Unternehmen, die als Zulieferer an der Branche<br />
dranhängen, sich umstellen und der Elektro-Strategie anpassen<br />
müssen. Das wird seiner Meinung nach mittelfristig<br />
auch Auswirkung auf die Schifffahrtssegmente haben, die<br />
ebenfalls mit Teilen aus der Automobilbranche beliefert werden.<br />
Um für die großen Konzerne Produkte weiter zuzuliefern<br />
und keinen Trend zu verpassen, werden auch sie<br />
ihre Portfolien neu ausrichten oder ihre Preise aufgrund fallender<br />
Stückzahlen erhöhen, ist sich Jost sicher. Wer da nicht<br />
mitmacht, den ereilt womöglich das Schicksal eines Kodak,<br />
erklärt er. Ein Unternehmen, das zu lange auf chemisch basierte<br />
Fotografie gesetzt hat und nicht auf Digitalisierung.<br />
Nachdem es Insolvenz anmelden und seine Rolle als Marktführer<br />
aufgeben musste, spielt es heute in der Fotowelt nur<br />
noch eine marginale Rolle. Ein anderes Beispiel ist Nokia.<br />
Das finnische Unternehmen war »der« führende Handy-<br />
Hersteller, hat aber den Smartphone-Trend komplett verpasst<br />
und ist heute weg vom Markt.<br />
Den Trend nicht zu verpassen, ist eine Motivation für Michael<br />
Jost. Die andere sind »schlicht und ergreifend« die Pariser<br />
Klimaziele. »Wenn wir als Gesellschaft bis 2050 CO 2 -neutral<br />
sein wollen, können wir nicht warten, sondern müssen<br />
handeln«, so sein Appell. In der Auto- wie auch in vielen anderen<br />
Industrien gibt es lang geplante Entwicklungs- und Produktionszyklen.<br />
Bei VW beispielsweise soll der letzte Verbrenner<br />
bis Ende dieser Dekade vom Band rollen. Das heißt, dass<br />
vielleicht schon bald, die ersten Auswirkungen auch in der<br />
maritimen Branche spürbar werden.<br />
Gemeint sind hier aber nur küstennahe Segmente. Jost geht<br />
nicht davon aus, dass zum Beispiel die Hochseeschifffahrt davon<br />
betroffen sein wird. Hier ist er sich sicher, dass es den Verbrenner<br />
noch eine lange Zeit geben wird. Ziemlich wahrscheinlich<br />
angetrieben durch Methanol, welches heute relativ gut verfügbar<br />
ist. Für Großmotoren kann sich Jost in Zukunft außerdem<br />
auch den Einsatz von E-Fuels durchaus vorstellen. Die<br />
Formel laute hier: »CO 2 -neutral und Energie optimal«.<br />
Teuer, aber effizient<br />
Sein Start-up fokussiert sich deshalb auf kleinere, schnelle<br />
Schiffe. Das »Leisure«-Segment hat er für den Markteinstieg<br />
darum ausgesucht, weil dort zum einen hohe Geschwindigkeit<br />
gefragt, zum anderen das entsprechende Klientel vorhanden<br />
ist. Laut Studien und seinen Erfahrungen, die er aus der<br />
Automobilbranche mitbringt, sind Fahrer hochpreisiger Autos<br />
wie Porsche eher bereit, Geld für Elektro-Mobilität auszugeben.<br />
Einerseits aus Leidenschaft zum elektrischen Fahren,<br />
andererseits, weil sie sich das finanziell erlauben können.<br />
E-Mobilität sei im Vergleich immerhin doppelt so teuer. Sie<br />
sei aber auch deutlich effizienter, so Jost und führt das Energie-Argument<br />
an: »Mit sechs Liter Diesel fährt man an Land<br />
ca. 100 km. Sechs Liter Diesel entsprechen dem Energiegehalt<br />
einer 60 kW-Batterie. Mit einer solchen Batterie fährt beispielsweise<br />
ein VW ID rund 350 km.«<br />
Die Argumente für Elektromobilität glaubt Jost auf seiner Seite.<br />
Mit seinem Konzept steigt er also zunächst dort in den Markt<br />
ein, wo es am einfachsten und schnellsten ist, die Marke zu etablieren.<br />
Nach und nach will er dann seine Kundschaft und Marktsegmente<br />
erweitern.<br />
Die Start-up-Gründer (v.l.): Vater Michael Jost mit seinen<br />
Söhnen Mike und Marc<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
© eD-TEC.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
35
SCHIFFSTECHNIK<br />
© eD-TEC.<br />
Um den Widerstand zu verringern, sind die Antriebe nicht unter, sondern hinter dem Heck angebracht<br />
Die Einheit wird mit zehn Schrauben befestigt<br />
E-Mobilität im Abo<br />
Dabei ist er mit seinen Söhnen Marc und Mike nicht allein.<br />
Unter dem Dach von eD-Tec haben sich weitere »Believer«<br />
vereint. Dazu gehört zum Beispiel die Nürnberger Firma Baumüller,<br />
die das Start-up im Bereich Verkauf, Engineering, oder<br />
auch bei Zertifizierungen unterstützt. Auch die Baumüller-<br />
Tochter IEMTEC ist an Bord. Sie kümmert sich um die Software.<br />
Weitere Partner sind über die Welt verteilt und sitzen<br />
zum Beispiel in Südafrika oder Neuseeland. Sie bieten gemeinsam<br />
nicht nur eine Technologie an, sondern eine eD-Tec-<br />
Plattform, die über den Antrieb, Ladestruktur, Batterien, Software<br />
etc. alles aus einer Hand enthält. In Zukunft stellt sich<br />
Jost vor, E-Mobilität im Abo anzubieten, ähnlich wie beim<br />
Smartphone.<br />
»Wir dürfen nicht in Komponenten und vertikalen Technologiesäulen<br />
denken«, erklärt er die Philosophie des Start-ups. Viel<br />
mehr müsse man in horizontalen, immer kompletten System<br />
denken. Vom Propeller, über den Rumpf, die Elektronik hin zu<br />
den Daten in der Cloud. Jost will ein Produkt, das kontinuierlich<br />
verbessert wird. Es soll regelmäßige Software-<br />
Updates bieten, und mit den Aktualisierungen schnelle Ladevorgänge<br />
oder bessere Beschleunigungen bieten.<br />
»Es ist ein neues Businessmodell«, erklärt er. »Wir wollen<br />
nicht nur ein Produkt verkaufen, sondern wie beim<br />
Smartphone auch, ein Abo. Mit dem Ziel das Produkt günstiger<br />
zu machen, aber auch um über das Abo Leistung nachzuschieben.<br />
Die Idee ist, Kunden, die ein Boot mit zweimal<br />
70 kW haben, nach einer gewissen Zeit anzusprechen und gegen<br />
eine bestimmte Rate 30 kW pro Seite mehr anzubieten.«<br />
Über die Software habe das Start-up die Möglichkeit, neue<br />
Funktionen freizugeben bzw. bestehende auf den neuesten<br />
Stand zu bringen.<br />
Die 10-Schrauben-Lösung<br />
Das Herzstück der Plattform ist das Antriebssystem eD-<br />
QDrive. Ausgelegt ist es auf Schiffe bis max. 40 m, die kontinuierlich<br />
nicht mehr als 2.400 kW brauchen. Wie Jost erläutert,<br />
ist eD-QDrive hoch integriert. Alles, was ein Antrieb<br />
braucht, ist in einem Gehäuse verbaut. Nach dem<br />
Plug-and-Play-Prinzip lässt sich das Antriebssystem auf der<br />
Werft »einfach« einbauen. Die Werft brauche am Heck lediglich<br />
ein Loch rein schneiden. Dafür bekommt sie eine<br />
Schablone. Mit nur zehn Schrauben werde der Antrieb<br />
dann hinter dem Heck angebracht. Dann müsse nur noch<br />
ein Stecker verbunden und ein Konfigurationslauf durchgeführt<br />
werden und schon kann das Schiff oder Boot losfahren,<br />
so Michael Jost.<br />
Der integrierte Antrieb ist sowohl für Neubauten auch als für<br />
Nachrüstung konzipiert. Letzteres setzt natürlich voraus, dass<br />
sich das Schiff vom Rumpf und Gewicht dazu eignet.<br />
Im Gehäuse verbaut, sind ebenfalls Temperatur- und Vibrationssensoren,<br />
die den Betrieb überwachen und bei Anomalien<br />
automatisch eine Mitteilung an eD-Tec senden. Das Unternehmen<br />
leitet es entsprechend an Eigner bzw. Werft weiter und<br />
schickt ein neues System auf den Weg. Das alte wird dann zurückgenommen<br />
und überholt.<br />
So zumindest die Idee. Der Antrieb ist zwar marktreif und<br />
wurde auch bereits auf den ersten Messen wie der METS in<br />
Amsterdam präsentiert. Aber die Erprobungen in der Praxis<br />
finden derzeit statt. Und zwar auf einem Probeboot, das auf<br />
einer südafrikanischen Werft gebaut wurde. Darauf wird das<br />
Antriebssystem ausgiebig erprobt wird und bei Bedarf nachgebessert.<br />
»Wir wollen der Welt zeigen, dass das System<br />
funktioniert. In der Theorie hat sich Konzept bewährt, jetzt<br />
muss es sich in der Praxis beweisen«, sagt Jost.<br />
36 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Ein grosser »Believer« der E-Mobilität<br />
– Silent Yachts – hat eD-Tec das Vertrauen<br />
ausgesprochen und startet in <strong>2023</strong><br />
mit dem Silent Speed 28 mit der Erweiterung<br />
seiner Modellpalette.<br />
Transformation beschleunigen<br />
Und wie soll es mit dem Start-up eDTec<br />
weitergehen? »Perspektivisch wollen wir<br />
kein Start-up bleiben. Wir suchen Investoren,<br />
die auch bereit sind, fünf oder<br />
zehn Millionen Euro zu investieren, um<br />
schneller zu transformieren. Wir sind in<br />
der Lage, unseren Cashflow zu bedienen.<br />
Aber so dauert die Transformation zu<br />
lange und führt dazu, dass wir relativ<br />
schnell viele Wettbewerber haben. Wenn<br />
wir jetzt schnell wachsen können, kriegen<br />
wir einen viel größeren Teil des Kuchens<br />
ab, als wenn wir langsam wachsen<br />
und der Wettbewerb mit uns wächst.<br />
Hier ist Geschwindigkeit im Hinblick auf<br />
das Investorenmanagement enorm wichtig,<br />
sagt Jost abschließend. Der Prototyp: Auf diesem Boot soll der Elektroantrieb ausgiebig getestet werden<br />
© eD-TEC.<br />
SEA CLOUD SPIRIT<br />
Eine Legende unserer Zeit<br />
39,90 €<br />
ISBN 978-3-7822-1510-7<br />
Direkt bei uns bestellen auf<br />
koehler-mittler-shop.de<br />
oder telefonisch unter<br />
040/70 70 80 322<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
37<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG | Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg
SCHIFFSTECHNIK<br />
Als der Bauauftrag vergeben wurde, hieß das neue<br />
Forschungsschiff noch »Ludwig Prandtl II«. Ende 2022 ist dann<br />
der finale Name – »Coriolis« – bekannt gegeben worden<br />
»Coriolis« ersetzt »Ludwig Prandtl«<br />
Eine Brennstoffzelle, die mit »pulverartigem« Wasserstoff gespeist wird. Membranen, die<br />
Schadstoffe aus den Dieselabgasen filtern. Das sind nur zwei Dinge, die in der Praxis an Bord<br />
des neuen Forschungsschiffes »Coriolis« eingesetzt und erforscht werden. Von Anna Wroblewski<br />
Als die Auftragsvergabe zum Bau des<br />
Schiffes im September 2022 bekannt<br />
gegeben wurde, trug das Schiff noch den<br />
Arbeitstitel »Ludwig Prandtl II«. In einem<br />
internen Ideenwettbewerb wurden<br />
die Mitarbeiter des Helmholtz-Zentrums<br />
Hereon – dem Auftraggeber des Schiffes<br />
– aufgefordert, einen neuen Namen für<br />
den Neubau zu suchen. Wie Hereon-<br />
Projektleiter Volker Dzaak berichtet,<br />
sind rund 68 Namen von den Kollegen<br />
eingereicht worden. Eine fünfköpfige Jury<br />
habe sich dann für den Namen des<br />
französischen Mathematikers und Physikers<br />
Gaspard Gustave de Coriolis entschieden.<br />
Die »Coriolis« wird nun auf der Lauenburger<br />
Hitzler Werft gebaut. Nur wenige<br />
Kilometer von dem in Geesthacht sitzenden<br />
Forschungszentrum entfernt. Bis<br />
zum Baubeginn war es aber ein langer<br />
Weg: »Mit dem Gedanken ein neues Forschungsschiff<br />
als Ersatz für die 1982 gebaute<br />
›Ludwig Prandtl‹ zu bauen, spielen<br />
wir schon seit 2<strong>01</strong>6«, so Dzaak. Zunächst<br />
habe man genau überlegt, was das Schiff<br />
können muss und zwei Machbarkeitsstudien<br />
durchführt. Und das sei keineswegs<br />
trivial gewesen. Denn so interdisziplinär<br />
wie das Hereon mit seinen verschiedenen<br />
Forschungsinstituten ist, so<br />
wird auch das Schiff. Unter dem Dach<br />
des Geesthachter Helmholtz-Zentrums<br />
forschen Wissenschaftler über Küsten,<br />
Gewässer, Materialien, Wasserstoff und<br />
vieles mehr. Viele der Forschungsgebiete<br />
werden sich auch an Bord wiederfinden.<br />
So wird die »Coriolis« über drei Labore<br />
verfügen: ein Nasslabor, ein Elektrolabor<br />
und ein Wasserstoffsystemlabor. Umfangreiches<br />
Equipment, beispielsweise<br />
zur Entnahme von Sedimenten, ergänzt<br />
die Ausstattung.<br />
Nachdem die Wissenschaftler definiert<br />
hatten, welche Eigenschaften das Schiff<br />
aufweisen muss, hat das Hereon zusammen<br />
mit dem Hamburger Planungsbüro<br />
für Schiffbau Technolog einen Ge-<br />
38 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
© Hereon/Hitzler Werft<br />
neralbauplan erstellt. Parallel dazu wurde<br />
die Klassifikationsgesellschaft DNV beauftragt,<br />
die Planungsunterlagen zu prüfen.<br />
Denn die »Coriolis« ist mit der Brennstoffzellentechnologie<br />
und einer besonderen<br />
Form der Wasserstoffspeicherung an Bord<br />
kein gewöhnliches Schiff von der »Stange«,<br />
für das es Standard-Regularien gibt. Die<br />
Klasse hat den Bauplan auf »Herz und Nieren«<br />
geprüft und mit einem »Approval in<br />
Principle« grünes Licht für das Forschungsschiff<br />
gegeben.<br />
vier Schiffbauer übrig geblieben. Am Ende<br />
des Wettbewerbs hat sich die Hitzler<br />
Werft aus Lauenburg durchgesetzt. Aber<br />
nicht, weil sie das günstigste Angebot abgegeben<br />
hatte, sondern das Beste, berichtet<br />
Volker Dzaak. Denn die Hereon-<br />
Wissenschaftler hatten im Vorfeld der<br />
Bauausschreibung ein Punktesystem entwickelt.<br />
Die Werft, die in diesem Punkteschema<br />
die meisten Übereinstimmungen<br />
vorweist, sollte den Zuschlag bekommen.<br />
Im September ging dann der Bauauftrag<br />
an die Hitzler Werft, für die es jetzt<br />
gilt, den Schiffsentwurf »mit Leben füllen«.<br />
Das heißt all die Komponenten –<br />
vom diesel-elektrischen Antrieb, über die<br />
Rohrleitungen, bis hin zu den Möbeln –<br />
einzukaufen und mit dem Bau zu beginnen.<br />
Die Kiellegung ist, Stand heute,<br />
für Mitte Februar geplant. Der jetzige Generalplan<br />
ist aber keineswegs »in Stein<br />
gemeißelt«. Mindestens alle zwei Wochen<br />
trifft sich die Werft gemeinsam mit<br />
den Wissenschaftlern von Hereon und<br />
weiteren Baubeteiligten zu sogenannten<br />
»Jour fixen«. Bei diesen Meetings wird<br />
dann der Baufortschritt besprochen und<br />
gegebenenfalls der Schiffsentwurf angepasst.<br />
Solche Anpassungen können erforderlich<br />
sein, wenn zum Beispiel eine<br />
Fachgruppe den Wunsch nach einer zusätzlichen<br />
Unterkunftskammer fordert<br />
oder wenn die Werft aus praktischen<br />
Überlegungen Änderungsvorschläge<br />
macht. »Technolog hat das Schiff neutral<br />
konstruiert. Jetzt passen wir das Schiff<br />
auf die technischen Möglichkeiten an«,<br />
sagt Marek Klimenko, Geschäftsführer<br />
der Hitzler Werft.<br />
Nach aktuellen Planungen wird der<br />
Neubau eine Länge von 29,9 m, eine Breite<br />
von 8 m, eine Durchfahrthöhe von<br />
6,5 m sowie einen Tiefgang von 1,7 m<br />
ausweisen. Die Besatzung wird aus zwei<br />
bis drei Personen bestehen, während<br />
zwölf Forschende gleichzeitig auf dem<br />
Schiff Platz finden. Diese können eine<br />
Laborfläche von rund 47 m2 und eine<br />
Fläche auf dem Arbeitsdeck von 70 m2<br />
nutzen. Die Maximalgeschwindigkeit<br />
wird 12,6 kn betragen, wobei der dieselelektrische<br />
Antrieb Leistung von 750 kW<br />
haben wird.<br />
»Coriolis« als Innovationsplattform<br />
Die »Coriolis« wird kein Forschungsschiff<br />
im herkömmlichen Sinne sein. Sie<br />
wird die Wissenschaftler also nicht nur<br />
von A nach B fahren und mit dem an<br />
Bord befindlichen Equipment die Entnahme<br />
von Proben etc. ermöglichen,<br />
sondern sie wird selbst zum Forschungsobjekt.<br />
An Bord des Schiffes kommt beispielsweise<br />
eine technische Lösung zum Einsatz,<br />
mit der Schadstoffe aus den Dieselmotoren<br />
minimiert werden können. Dies<br />
geschieht durch die Aufbereitung der Ladeluft<br />
mit speziellen Membranen, die von<br />
Vergabe nach Punkten<br />
2022 wurde das Forschungsschiff dann in<br />
einem europäischen Vergabeverfahren<br />
zum Bau ausgeschrieben. Der Haushaltausschuss<br />
des Bundestages hatte bereits<br />
zuvor die Unterstützung des Baus mit<br />
rund 13,5 Mio. € bewilligt.<br />
Wie Volker Dzaak erläutert, haben sich<br />
im erstem Teilnehmerwettbewerb daraufhin<br />
fünf Werften aus Deutschland<br />
und Europa beworben. Im zweiten<br />
Schritt, der Angebotsphase, seien dann<br />
Die »Coriolis« wird die Nord- und Ostsee sowie Flüsse erkunden. Dafür verfügt sie über<br />
entsprechendes Equipment an Bord, wie z.B. einen A-Frame am Heck<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
39
SCHIFFSTECHNIK<br />
© Hereon/Hitzler Werft<br />
Die »Coriolis« wird nicht nur ein Schiff, sondern eine Forschungsplattform. So wird an Bord der Einsatz von Metallhydriden getestet – eine Art<br />
»pulverförmiger« Wasserstoff, der in der Brennstoffzelle (im Bild, im vorderen Deck im Container untergebracht) zur Energieerzeugung verwendet wird<br />
Hereon-Mitarbeitern entwickelt werden.<br />
Zusätzlich soll auf der »Coriolis« Wasserstoff<br />
als Energieträger in Form von sogenannten<br />
Metallhydriden gespeichert<br />
Technische Daten<br />
Forschungsschiff »Coriolis«<br />
Länge: . . . . . . . . . . . . . . . . . 29,9 m<br />
Breite: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 m<br />
Durchfahrtshöhe: . . . . . . . . 6,5 m<br />
Tiefgang: . . . . . . . . . . . . . . . 1,7 m<br />
Antrieb: . . . . dieselelektrisch mit<br />
750 kW; zusätzlich Brennstoffzelle<br />
Geschwindigkeit: . . . . . . . 12,6 kn<br />
Besatzung: . . max. drei Personen<br />
plus zwölf Forscher<br />
und die Nutzung des klimafreundlichen<br />
Gases etabliert werden. Dank der<br />
100 kW-Brennstoffzelle wird das neue<br />
Forschungsschiff auch in der Lage sein,<br />
emissionsfrei zu fahren. Ihre Energie<br />
wird dabei in ein Batteriesystem eingespeist,<br />
welches dann die Fahrmotoren antreibt.<br />
Wasserstoff in Pulverform<br />
In den mobilen Speichertanks, die in einem<br />
5-Fuss-Container an Deck untergebracht<br />
wird, kommt Wasserstoff zum Einsatz.<br />
Er wird aber nicht, wie man es üblicherweise<br />
kennt, in flüssiger oder gasförmiger<br />
Form auf dem Schiff gelagert,<br />
sondern in besonderen Metallpulvern gespeichert,<br />
sogenannten Metallhydriden.<br />
Und das ist eine Innovation, die ebenfalls<br />
von Hereon-Mitarbeitern entwickelt<br />
wird. Es handelt sich dabei, um ein Metallpulver,<br />
an das Wasserstoffatome –<br />
bildlich gesehen wie ein Schwamm – chemisch<br />
gebunden werden. Der Vorteil im<br />
Vergleich zum gasförmigen Wasserstoff<br />
ist unter anderem das kleinere Speichervolumen.<br />
So benötigen fünf Kilogramm<br />
Wasserstoff beispielsweise im gasförmigen<br />
Zustand einen Gasdrucktank<br />
mit einem Volumen von 140 l und einen<br />
Druck von 700 bar. Ein Metallhydridtank<br />
hingegen hat ein Volumen von nur 90 l<br />
und benötigt knapp 100 bar. An Bord eines<br />
Schiffes, wo es an Platz fehlt und jedes<br />
gesparte Kilogramm letztendlich zu weniger<br />
Brennstoffverbrauch führt, ist das ein<br />
deutlicher Vorteil. Ein weiteres Plus ist,<br />
dass das Metallhydrid zu nahezu 100 %<br />
recyclebar ist. An Bord der »Coriolis«<br />
Your one stop shop<br />
Navigation and communication equipment<br />
Alphatron 40 Marine Deutschland | +49 (0)41<strong>01</strong> 3771 0 | sales@alphatron.de Binnenschifffahrt | alphatronmarine.com/de<br />
<strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
wollen die Wissenschaftler in Zusammenarbeit<br />
mit dem DLR-Institut für<br />
Maritime Energiesysteme unter anderem<br />
daran forschen, das Volumen des Metallhydrids<br />
weiter zu verkleinern.<br />
Im Auftrag der Umwelt<br />
Die »Coriolis« wird in flachen Flüssen,<br />
Mündungen und im offenen Meer unterwegs<br />
sein, insbesondere in Nord- und Ostsee.<br />
Mit ihrem Tiefgang von nur 1,70 m<br />
wird sie die Elbe runter bis nach Magdeburg<br />
fahren können. Auf ihren Fahrten<br />
wird sie unter anderem analysieren, welche<br />
Nähr- und Schadstoffe von den Flüssen ins<br />
Meer transportiert werden oder wie sich<br />
die Offshore-Windkraft auf die Umwelt<br />
auswirkt. Der Klimawandel als zentrales<br />
Thema wird interdisziplinär erforscht.<br />
Die Fertigstellung des Schiffes ist für<br />
das Jahr 2024 geplant. Dann soll die »Coriolis«<br />
in Betrieb gehen. Das jetzige Forschungsschiff<br />
»Ludwig Prandtl« wird außer<br />
Dienst gestellt und sollveräußert<br />
werden.<br />
Die Hitzler Werft, die in ihrer weit über<br />
130-jährigen Geschichte nicht nur viele<br />
Spezialschiffe, sondern mit der »Alejandro<br />
de Humboldt« und der »Alkor« auch<br />
schon Forschungsschiffe gebaut hat, freut<br />
sich auf dem Bau des Hereon-Schiffes:<br />
»Für die Hitzler Werft ist das Forschungsschiff<br />
mit der Brennstoffzellentechnologie<br />
an Bord das erste dieser Art.<br />
Wir können beim Bau der ›Coriolis‹<br />
wertvolle Erfahrungen sammeln, die wir<br />
auch bei anderen Bauprojekten künftig<br />
nutzen können«, sagt Werftchef Marek<br />
Klimenko.<br />
<br />
Helmholtz-Zentrum Hereon<br />
Das Helmholtz-Zentrum Hereon<br />
ist ein interdisziplinäres Forschungszentrum<br />
der Helmholtz-<br />
Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.<br />
Es wurde 1956<br />
als Gesellschaft für Kernenergieverwertung<br />
in Schiffbau und<br />
Schiffahrt gegründet, später in<br />
GKSS-Forschungszentrum Geesthacht<br />
umbenannt und firmierte<br />
von 2<strong>01</strong>0 bis 2021 unter dem<br />
Namen Helmholtz-Zentrum Geesthacht<br />
– Zentrum für Materialund<br />
Küstenforschung GmbH<br />
(HZG). Sein Hauptsitz ist in Geesthacht<br />
Das Forschungszentrum<br />
wird vom Bund (90%) und den<br />
Ländern Schleswig-Holstein,<br />
Niedersachsen, Hamburg und<br />
Brandenburg (zusammen 10 %)<br />
finanziert. Es sind dort etwa 750<br />
Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Der Auftraggeber Hereon und die Bauwerft treffen sich regelmäßig zur Besprechungen. Im Bild (v.l.):<br />
Torsten Fischer (Leiter Kommunikation), Marek Klimenko (Geschäftsführer Hitzler), Volker Dzaak<br />
(Projektleiter) und Kai Klimenko (Geschäftsführer Hitzler)<br />
© Wroblewski<br />
Hitzler Werft<br />
Die in Lauenburg sitzende Werft<br />
baut seit über 130 Jahren Schiffe.<br />
Mehr als 800 Neubauten – vom<br />
Schlepper, über Eisbrecher und<br />
Arbeitsschiffe hin zu Binnenschiffen<br />
und Spezialschiffen –<br />
sind dort im Laufe der Jahre entstanden.<br />
Die Werft verfügt über<br />
ein eigenes Konstruktionsbüro.<br />
Sie bietet ebenfalls Reparaturen<br />
und Umbauten an. Dafür stehen<br />
der werfteigenen Reparatursparte<br />
130 m sowie 85 m lange Slipanlagen<br />
zur Verfügung.<br />
HGK Shipping<br />
wünscht Ihnen ein<br />
frohes Neues Jahr!<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
41
SCHIFFSTECHNIK<br />
Halbe Fahrzeit, null CO2<br />
Von Norddeich nach Norderney in der Hälfte der Zeit und ohne CO2-Emissionen – das soll<br />
der E-Kat ermöglichen, den die Reederei Norden-Frisia bei der Werftgruppe Damen bestellt<br />
hat. Nach Ablieferung wird es das erste rein elektrische Seeschiff in Deutschland sein<br />
Seinen Dienst soll der Elektro-Katamaran im Mai 2024 aufnehmen<br />
© Norden-Frisia/Damen<br />
Die AG Reederei Norden-Frisia setzt<br />
im Rahmen ihres Nachhaltigkeitskonzeptes<br />
voll auf elektrischen Antrieb.<br />
Erstes Projekt ist ein E-Katamaran, der<br />
zwischen Norddeich und Norderney eingesetzt<br />
werden soll. Dazu hat die Reederei<br />
mit der Damen Shipyards Group in<br />
Norddeich nun einen Vertrag für den<br />
Bau des ersten rein elektrischen Katamarans<br />
(E-Kat) unter deutscher Flagge abgeschlossen.<br />
Dienstbeginn für das E-Kat mit Alurumpf<br />
soll Mai 2024 sein, dann kann es<br />
bis zu 150 Fahrgäste hin und her befördern.<br />
Norden-Frisia plant, das Schiff vor<br />
allem in der Hauptsaison einzusetzen,<br />
mit acht Fahrten zur Insel Norderney.<br />
Die Fahrzeit für die elf Kilometer Strecke<br />
zur Insel soll nur 30 Minuten betragen. In<br />
Norddeich zurück wird der E-Kat in<br />
rund 28 Minuten vollgeladen, bereit für<br />
die nächste Tour.<br />
Bei der Reederei Norden-Frisia ist die<br />
Vorfreude groß: »Ein tolles Projekt, bei<br />
fast halbierter Fahrzeit keinen<br />
CO 2<br />
-Ausstoß zu verursachen. Unser<br />
langfristiges Ziel ist es, einen geschlossenen<br />
Kreislauf aus Stromproduktion<br />
und -verbrauch zu schaffen«,<br />
sagt Reedereivorstand Carl-Ulfert Stegmann.<br />
Die Maßnahmen für eine autarke<br />
Energiegewinnung befinden sich in<br />
der Umsetzung. So entstehen momentan<br />
in Norddeich Parkflächen, die mit<br />
Photovoltaikanlagen überdacht sind.<br />
Alle weiteren Gebäude des Unternehmens<br />
werden ebenfalls auf ihre PV-<br />
Eignung geprüft und dann entsprechend<br />
ausgestattet.<br />
Fürs Wattenmeer konzipiert<br />
Die Damen Werft sieht den Auftrag aus<br />
Ostfriesland ebenfalls als Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie:<br />
»Gemeinsam mit internationalen<br />
Partnerunternehmen entwickeln<br />
wir derzeit eine Reihe von Zero-<br />
Emission Marinesystemen«, sagt Joschka<br />
Böddeling, Sales Manager bei der Damen<br />
Group. Der E-Kat für die Reederei Norden-Frisia<br />
sei eines dieser Projekte.<br />
Das Schnellschiff ist nach Vorgaben<br />
der Reederei Norden-Frisia speziell für<br />
den Einsatz im ostfriesischen Wattenmeer<br />
konzipiert. Mit einem Tiefgang von<br />
nur 1,20 m kann die Insel so auch bei<br />
niedrigen Wasserständen schnell erreicht<br />
werden, skizziert Michael Garrelts, technischer<br />
Inspektor bei der Norden-Frisia,<br />
einen wesentlichen Vorteil.<br />
Das 32,3 m lange Schiff erhält einen<br />
Antrieb durch zwei je 600 kW starke<br />
Elektromotoren, zwei elektrische Bugstrahlruder<br />
von je 75 kW helfen bei den<br />
Manövern. Die ausgelegte Geschwindigkeit<br />
liegt bei 19 kn. An Zuladung sind<br />
11.250 kg möglich.<br />
»Während des Betriebs des E-Kats und<br />
durch die Beladung mit unserem eigens<br />
über unsere Solardächer gewonnenen<br />
Stroms, gibt es im gesamten Ablauf keine<br />
CO 2<br />
-Emissionen. Wir setzen voll auf die<br />
autarke Energieerzeugung vor Ort« sagt<br />
Garrelts.<br />
42 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
Kürzere Ladezeit<br />
Dafür dass Fähren unter anderem in den<br />
Häfen von Norddeich und Norderney<br />
künftig schneller und effizienter mit<br />
Strom aufgeladen werden können, will<br />
das HYPOBATT-Projekt sorgen. Die<br />
Abkürzung steht für »Hyper powered<br />
vessel battery charging system«. Das<br />
Vorhaben, das Teil einer EU-weiten Horizon-Initiative<br />
ist, fokussiert sich auf<br />
die Entwicklung eines Megawatt-Ladestandards<br />
und Ladeinfrastruktur für<br />
Fähren in europäischen Häfen. An dem<br />
Projekt beteiligt, ist unter anderem das<br />
US-amerikanische Unternehmen Wabtec.<br />
Es arbeitet im Konsortium mit 18<br />
Partnern an einem 42-monatigem Projekt,<br />
das maritime Ladelösungen identifiziert,<br />
welche die Kontaktzeit, die Wartezeit<br />
und die Wartungskosten reduzieren<br />
sollen. Ziel des HYPOBATT-Projekts<br />
ist es, die Gesamteffizienz von<br />
Dient als Vorlage: der FerryCharger<br />
© Wabec<br />
Schnellladesystemen um 20 % zu verbessern.<br />
Im Rahmen des Projekts soll außerdem<br />
ein vollautomatisches und sicheres<br />
elektrisches Schiffsanschlusssystem<br />
entwickelt werden, mit dem die<br />
Schiffsbatterie bereits am Kai vollständig<br />
aufgeladen werden kann. Damit<br />
wollen die Beteiligten die Anschlusszeit<br />
auf weniger als 30 Sekunden, die Ladezeit<br />
um zehn Prozent und den Platz im<br />
Hafen für das Ladesystem um 20 % reduzieren.<br />
Darüber hinaus wollen die<br />
Projektpartner die Verfügbarkeit des Ladegeräts<br />
um 95 % und die Lebensdauer<br />
der Batterie um zehn Prozent verbessern.<br />
Das Konsortium wird die Technologie<br />
in den Häfen von Norddeich und Norderney,<br />
Deutschland, einführen. Die<br />
Tests werden auf einem Schiff der Reederei<br />
Norden-Frisia durchgeführt. Dieses<br />
Projekt soll dazu beitragen, Standards<br />
für ein modulares, schnelles und einfaches<br />
Multi-Megawatt-Ladesystem festzusetzen.<br />
Die Ladelösungen von Wabtec,<br />
wie FerryCHARGER, werden als Vorlage<br />
für das Projekt dienen. ga/AW<br />
Drei Fragen an …<br />
Olivier Kompaore<br />
Vize-PräsidentWabtec Charging & Power Transfer<br />
HYPOBATT-Projekt<br />
»In 30 Sekunden an Ladestation«<br />
Das HYPOBATT-Konsortium will effizientere<br />
Ladetechnologien in den Häfen<br />
Norderney und Norddeich einführen.<br />
Warum fiel die Wahl ausgerechnet auf<br />
die beiden Standorte?<br />
Olivier Kompaore: Bei der Verwirklichung<br />
solcher Projekte spielt die vorhandene<br />
Infrastruktur eine entscheidende<br />
Rolle. Es gibt nicht viele Fährverbindungen<br />
auf dem europäischen<br />
Festland, für die eine vollständige Elektrifizierung<br />
der neu gebauten Fähren bis<br />
zu diesem Zeitpunkt (bis 2024) bereits in<br />
Planung war. Darüber hinaus spielten<br />
auch äußere Umstände, wie unter anderem<br />
die Notwendigkeit eines schnellen<br />
Ladevorgangs und die Frequenz des<br />
Fährverkehrs, eine wichtige Rolle. Natürlich<br />
ist auch der Zeitplan für das Projekt<br />
essenziell. Europa hat sich ehrgeizige Ziele<br />
für die Reduktion der CO 2 -Emissionen<br />
gesetzt. Wir müssen deshalb jetzt mit<br />
dem Einsatz von innovativen und nachhaltigen<br />
Lösungen starten.<br />
Was genau soll dort installiert werden?<br />
Kompaore: In den beiden Häfen von Norderney<br />
und Norddeich wird ein modulares,<br />
schnelles und einfaches Multi-<br />
Megawatt-Ladesystem installiert. Hier ist<br />
auch ein innovativer und vollautomatischer<br />
Anschluss der Fähren integriert.<br />
Die Schnellladestation wird die<br />
Energieeffizienz des Ladevorgangs um<br />
20 %verbessern, dabei soll die Fähre innerhalb<br />
von 30 Sekunden nach dem Anlegen<br />
an die Ladestation angeschlossen werden.<br />
Die Anlage ist außerdem mit einem<br />
Energiemanagementsystem (EMS) ausgestattet,<br />
das sowohl an Land als auch auf<br />
dem Schiff funktioniert. Ein zentraler Bestandteil<br />
des Projekts ist die Entwicklung<br />
von Mechanismen, die die Flexibilität des<br />
Ladesystems im Zusammenspiel von<br />
Schiffsbauern, Dienstleistern, Häfen und<br />
involvierten Parteien voll ausschöpfen.<br />
Welche Rolle spielt die Norden-Frisia-<br />
Fähre in dem Projekt?<br />
Olivier Kompaore<br />
© Wabec<br />
Kompaore: Die Fährverbindung zwischen<br />
Norddeich und Norderney, die von<br />
der Reederei Norden Frisia betrieben<br />
wird, bietet ideale Voraussetzungen, um<br />
das Projekt zu realisieren. Die Reederei<br />
wird die zwei Häfen für Tests und für<br />
neue Prototypen zur Verfügung stellen.<br />
Gleichzeitig fördert die Reederei so den<br />
Umstieg auf elektrische Antriebe, um<br />
nachhaltigen Seeverkehr weiterzuentwickeln.<br />
Das Hypobatt-Projekt wird dabei<br />
mit neu gebauten Fähren durchgeführt,<br />
um notwendige Sicherheitsstandards<br />
beim Anschluss an die Ladesysteme<br />
zu garantieren. Gleichzeitig eignen<br />
sich die Fähren auch für andere notwendige<br />
Betriebssysteme.<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
43
SCHIFFSTECHNIK<br />
Emissionsarmes Verkehrssicherungsschiff<br />
Nach 29 Jahren im Dienst wurde das Verkehrssicherungsschiff »Grieth« durch die bei Bolle<br />
gebaute »Emmerich« ersetzt. Im Vergleich zum Vorgänger verfügt das neue Schiff über einen<br />
emissionsarmen dieselelektrischen Hybridantrieb<br />
Das Verkehrssicherungsschiff »Emmerich« bei der Beseitigung von Hindernissen an einer Wasserstraße<br />
© WSA Rhein<br />
Die Wasserstraße auf dem Rhein zwischen<br />
Xanten-Obermörmter und<br />
Kleve-Bimmen für Binnenschiffe verkehrssicher<br />
zu halten, zählt zu den<br />
Hauptaufgaben des Wasserstraßen- und<br />
Schifffahrtsamts (WSA) Rhein im Außenbezirk<br />
Emmerich. Konkret bedeutet<br />
dies, sowohl auf dem Wasser als auch auf<br />
dem Land Schifffahrtszeichen zu setzen,<br />
an dem sich die Schiffe orientieren können.<br />
Zum Arbeitsalltag gehört aber beispielsweise<br />
auch, den Fluss nach stürmischem<br />
Wetter von Treibgut zu befreien,<br />
Hindernisse aus der Wasserstraße zu<br />
bergen oder bei Schiffsunfällen die Havarieabwicklung<br />
zu koordinieren.<br />
Um diese Aufgaben auch weiterhin<br />
wirtschaftlich umzusetzen zu können,<br />
musste das Vorgängerschiff »Grieth«<br />
nach 29 Dienstjahren ersetzt werden. Abgelöst<br />
wurde das alte Verkehrssicherungsschiff<br />
(VSS) durch ein effizientes<br />
und umweltfreundliches Schiff.<br />
Die »Emmerich« verfügt über einen dieselelektrischen<br />
Antrieb und ein von Baumüller<br />
entwickeltes intelligentes Power-<br />
Management-System.<br />
Nach einer öffentlichen Ausschreibung<br />
bekam die Schiffswerft Bolle in Derben<br />
den Zuschlag zum Bau des neuen Schiffes.<br />
Diese beauftragte wiederum die Zoller<br />
GmbH aus Elmshorn mit der kompletten<br />
elektrotechnischen Ausrüstung. Während<br />
sich Zoller um die Bordnetz-Ausstattung<br />
kümmerte, übernahm die Baumüller Anlagen-Systemtechnik,<br />
in enger Zusammenarbeit<br />
mit allen Partnern, das<br />
komplette Engineering des Antriebssystems.<br />
Die Baumüller-Tochter lieferte<br />
dabei das dieselelektrische Antriebssystem,<br />
die Schaltschränke und die Software<br />
für das Energiemanagement an Bord.<br />
In den Bau der »Emmerich« floss neben<br />
dem Know-how der Lieferanten viel<br />
Erfahrung von Seiten des WSA Rhein<br />
und des Schiffsführers Rex Herentrey ein.<br />
Das Schiff dient deshalb auch als Prototyp<br />
für weitere Fahrzeuge des WSA<br />
Rhein.<br />
Effizienter Elektro-Antrieb<br />
Die »Emmerich« verfügt über ein dieselelektrisches<br />
Antriebssystem mit intelligentem<br />
Power-Management-System.<br />
Zwei Scania-Dieselgeneratoren mit einer<br />
Leistung von je 294 kW stellen den Strom<br />
für die beiden E-Antriebsmotoren, das<br />
Bugstrahlruder und die Bordelektronik<br />
bereit. Die Dieselmotoren wirken im Antriebssystem<br />
der »Emmerich« nur noch<br />
als Generatoren. Der Vorteil: Sie sind als<br />
solche nicht mehr den Leistungsspitzen<br />
44 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SCHIFFSTECHNIK<br />
ausgesetzt, wie es beim direkten Einsatz<br />
als Fahrantrieb der Fall wäre. Dadurch<br />
werden die Dieselmotoren stets im optimalen<br />
Wirkungsgrad betrieben und können<br />
von Anfang an kleiner ausfallen. Da<br />
die Dieselgeneratoren nur für die Stromerzeugung<br />
eingesetzt werden, sind sie zudem<br />
flexibel verortbar und müssen nicht<br />
am Schottel-Strang ansetzen. Diese Ortsunabhängigkeit<br />
sorgt im Maschinenraum<br />
für eine platzsparende Anordnung<br />
und gute Gewichtsverteilung im Schiff.<br />
Angetrieben wird das Verkehrssicherungsschiff<br />
über zwei Antriebspropeller,<br />
die von zwei Elektromotoren mit<br />
je 210 kW bewegt werden.<br />
Durch die Kombination der Dieselund<br />
Elektromotoren wird Brennstoff eingespart<br />
und damit auch Luftschadstoffe.<br />
Die »Emmerich« ist das erste dieselelektrische<br />
Verkehrssicherungsschiff in der<br />
Flotte des WSA Rhein, das die Abgasnorm<br />
der EU-Stufe 5 gemäß NRMM-<br />
Verordnung (Non-Road Mobile Machinery)<br />
für Binnenschiffe erfüllt.<br />
Auf der Stelle drehbar<br />
Das hybride Antriebskonzept der »Emmerich«<br />
bietet neben dem geringeren<br />
Schadstoffausstoß und der Treibstoffeinsparung<br />
noch einen weiteren Vorteil bei<br />
der Manövrierfähigkeit. Die zwei Ruderpropeller<br />
und das Bugstrahlruder werden<br />
durch Elektromotoren bewegt. Diese haben<br />
die Eigenschaft, im Gegensatz zu<br />
Dieselmotoren, unmittelbar auf Anpassungen<br />
bei Drehzahl und Drehmoment<br />
zu reagieren, was wiederum dem<br />
An- und Ablegen sowie dem Manövrieren<br />
zugutekommt. Das Fahrzeug kann<br />
somit problemlos in jede Richtung bewegt<br />
und auf der Stelle gedreht werden.<br />
Eine wichtige Eigenschaft im Arbeitsalltag<br />
des Verkehrssicherungsschiffes, das<br />
unter anderem bei der Bergung von<br />
Schifffahrtshindernissen aus dem Fahrwasser<br />
und in den Buhnenfeldern auf<br />
kleinem Raum beweglich sein muss.<br />
Zusätzlich reduziert die Laufruhe der<br />
Elektromotoren die Vibration und die<br />
Lärmbelastung, was das Arbeiten auf<br />
dem neuen Schiff für die Besatzung wesentlich<br />
angenehmer macht.<br />
Zulassung mit nur einem Diesel<br />
Ein technisches Highlight am Antriebskonzept<br />
der »Emmerich« ist das intelligente<br />
Power-Management-System,<br />
das die bedarfsgerechte Leistungsabgabe<br />
der Dieselgeneratoren regelt. Die Software<br />
dafür wurde eigens von Baumüller<br />
programmiert. Die Drehzahl der Motoren<br />
wird damit so angepasst, dass genau<br />
Der direkte Antrieb durch Elektromotoren ermöglicht eine gute Manövrierfähigkeit<br />
Die Dieselmotoren der »Emmerich« fungieren als Generatoren<br />
© Baumüller<br />
die Energie erzeugt wird, die das Schiff<br />
aktuell braucht. Dies bedeutet, dass das<br />
Fahrzeug beispielsweise in moderater<br />
Marschfahrt nur mit einem Generator<br />
angetrieben wird. Ist eine schnellere<br />
Fahrt nötig oder muss ein Manöver gefahren<br />
werden, schaltet sich sekundenschnell<br />
automatisch der zweite Generator<br />
zu. Die Software regelt das Zuschalten<br />
des zweiten Motors in einer Schnelligkeit,<br />
dass nicht permanent zwei Motoren laufen<br />
müssen und damit kein redundantes<br />
System erforderlich ist. Die »Emmerich«<br />
hat dank des smarten Power-<br />
Management-Systems die Zulassung bekommen,<br />
dass nur ein Dieselaggregat im<br />
Betrieb laufen muss. Dadurch konnte<br />
weiterer Kraftstoff einspart werden. Sollte<br />
in Not-Situationen schnell die maximale<br />
Leistung zur Verfügung stehen<br />
müssen, wird dies vom System erkannt<br />
und zur Verfügung gestellt.<br />
Weiterhin übernimmt das Power-<br />
Management-System die Synchronisation<br />
zum Landnetz, wenn das<br />
Schiff anlegt, so dass das Schiff mit Hilfe<br />
der Landstromanlage mit Energie versorgt<br />
wird und die dieselbetriebene<br />
Stromversorgung vom Bordnetz genommen<br />
werden kann. Es ist dabei so ausgeführt,<br />
dass auch weitere Energieträger,<br />
wie z.B. Batterie oder Brennstoffzelle hinzugefügt<br />
werden können.<br />
Informationen über den aktuellen Betriebsstatus<br />
aller Antriebe werden übersichtlich<br />
über einen Monitor am Steuerpult<br />
angezeigt. Der Schiffsführer ist so<br />
stets informiert und durch die Selbstregelung<br />
des Systems wird noch zusätzlich<br />
Energie und damit Kraftstoff eingespart.<br />
Autorin: Stefanie Lauterbach<br />
Baumüller Nürnberg GmbH<br />
© Baumüller<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
45
LOGISTIK<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Optimale Beladung dank künstlicher Intelligenz<br />
Im Bundesministerium für Digitales und Verkehr wurden den Projekt-Teilnehmern die Förderurkunden für das KIBA-Vorhaben überreicht<br />
© Kombiverkehr<br />
AM STÄRKSTEN<br />
FLUSS.<br />
ÜBER DEN RHEIN ANS ZIEL<br />
CLEVER KOMBINIERT<br />
WWW.RHEINCARGO.COM<br />
Ein neues Digitalisierungsprojekt im Kombinierten Verkehr soll<br />
die Zuordnung zwischen intermodalen Ladeeinheiten und Bahnwagen<br />
beschleunigen. Mit Hilfe geeigneter Berechnungsverfahren<br />
und unter Einsatz von Methoden aus dem Bereich der<br />
Künstlichen Intelligenz (KI) soll die Verladung der Ladeeinheiten<br />
auf die Bahnwagen optimiert werden. Gestartet ist das Projekt<br />
»KIBA«, dessen Projekttitel für »Künstliche Intelligenz und diskrete<br />
Beladeoptimierungsmodelle zur Auslastungssteigerung im<br />
Kombinierten Verkehr« steht, Anfang September 2022. Ende des<br />
vergangenen Jahres überreichte Bundesminister Volker Wissing<br />
im Bundesministerium für Digitales und Verkehr in Berlin dem<br />
Projektteam die Förderurkunde und wünschte einen erfolgreichen<br />
Start in das von seinem Ministerium über die Laufzeit<br />
von drei Jahren im Rahmen der Innovationsoffensive Künstliche<br />
Intelligenz in der Mobilität mit insgesamt 2,34 Mio. € geförderten<br />
IT-Projekt. Beteiligt sind neben dem Projektkoordinator Kombiverkehr<br />
Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr<br />
mbH & Co. KG auch die Projektpartner Technische Universität<br />
Darmstadt, Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße<br />
(DUSS) mbH, Goethe-Universität Frankfurt, VTG Rail Europe<br />
GmbH, INFORM GmbH und KombiConsult GmbH.<br />
Der kontinentale Kombinierte Verkehr ist durch eine große<br />
Heterogenität der Ladeeinheitentypen und der eingesetzten<br />
Bahnwagen gekennzeichnet. Die große Herausforderung bestehe<br />
deshalb darin, eine gültige und nach verschiedenen Zielgrößen<br />
optimierte Zuordnung zwischen den Ladeeinheiten und den<br />
Bahnwagen zu ermitteln. Hierbei spielen neben den statischtechnischen<br />
Charakteristika der Sattelanhänger, Container und<br />
Wechselbehälter in ihren unterschiedlichen Bauarten und Bahnwagen<br />
auf der einen Seite auch veränderliche Parameter, wie das<br />
tatsächliche Gewicht und die Art der Zuladung sowie der Fahrplan,<br />
auf der anderen Seite eine bedeutende Rolle. Projektziel ist,<br />
dass jede Anfrage zur Verladung einer Ladeeinheit innerhalb<br />
kürzester Zeit einen Vorschlag für eine optimale Platzierung der<br />
Ladeeinheit auf einer eingesetzten Wagengarnitur erhält, und das<br />
bereits zu einem Zeitpunkt, bevor alle Informationen darüber<br />
vorliegen, welche weiteren Ladeeinheiten für dieselbe Start-/Zielrelation<br />
bis zur Abfahrt noch im Versandterminal eintreffen werden.<br />
Die durch KI unterstützte Beladeoptimierung soll die Kapazitätssteuerung<br />
der Intermodal-Operateure mit ihren umfangreichen<br />
Netzwerken weiter voranbringen.<br />
<br />
<strong>2023</strong>-<strong>01</strong>-04 RC Anzeige Hafen 86x130.indd 1 04.<strong>01</strong>.23 15:28<br />
46 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
LOGISTIK<br />
Ikea liefert jetzt auch per Binnenschiff<br />
Seit Dezember liefert das schwedische Unternehmen in Container verpackte Möbel über<br />
die Seine direkt nach Paris. Damit sollen Transporte umweltfreundlich von der Straße auf<br />
das Wasser verlagert und der CO2-Fußabdruck des Unternehmens verringert werden<br />
Erstmals sind Mitte Dezember Ikea-<br />
Möbel in Containern mit dem gelbblauen<br />
Ikea-Logo auf ein Binnenschiff<br />
verladen worden. Über die Seineging es<br />
vom Hafen Gennevilliers (Hauts-de-<br />
Seine), wo sich das Lager des schwedischen<br />
Möbel-Herstellers befindet, auf<br />
dem Wasser bis zum Hafen Bercy im 12.<br />
Arrondissement von Paris befördert worden.<br />
Lediglich der »letzte Kilometer« wird<br />
jetzt noch auf der Straße zurückgelegt,<br />
das allerdings mit einem Elektro-Lkw.<br />
Kümftig werden online bestellte Sofas,<br />
Lampen und andere Einrichtungsgegenstände<br />
auf dem Wasserweg reisen, um in<br />
die Wohnzimmer der Pariser zu gelangen.<br />
»Wir sind der erste Einzelhändler,<br />
der die Seine nutzt, um seine<br />
Endkunden zu beliefern«, sagt Emma<br />
Recco, Direktorin für Strategie und Entwicklung<br />
bei Ikea Frankreich.<br />
Die Reise der Container dauert drei bis<br />
vier Stunden. Jeden Morgen ab 7 Uhr<br />
werden die von den Kunden bestellten<br />
Pakete von Elektrofahrzeugen abgeholt,<br />
und direkt bis an die Haustür geliefert.<br />
Die Fahrt mit dem Binnenschiff über die<br />
Seine erspart 300.000 km an Lkw-<br />
Fahrten pro Jahr«, erklärt Recco.<br />
Der Online-Verkauf fällt bei Ikea immer<br />
stärker ins Gewicht: Während er<br />
2<strong>01</strong>9 rund 10 % des Umsatzes der Marke<br />
ausmachte, deckt er inzwischen 20 % ab.<br />
Die neue Liefermethode soll das Kundenerlebnis<br />
verbessern, indem sie die<br />
Lieferzeiten verkürzt und die Zeitfenster<br />
für die Übergabe zuverlässiger macht,<br />
versprechen die Vertreter des Einzelhandelsunternehmens.<br />
Gleichzeitig sinkt<br />
der CO2-Fußabdruck des Unternehmens.<br />
Durch die Transporte per Binnenschiff<br />
wird pro transportierter Tonne bis zu<br />
fünfmal weniger CO2 weniger ausgestoßen<br />
als im Straßenverkehr.<br />
Das an sieben Tagen in der Woche eingesetzte<br />
Binnenschifffahrtssystem soll noch<br />
an Fahrt gewinnen. Denn künftig sollen<br />
täglich 35 Container im Hafen von Bercy<br />
ankommen. »Das entspricht 455 Kunden,<br />
die pro Tag beliefert werden«, schätzt<br />
Strategie-Direktorin Recco. »Wir stehen<br />
erst am Anfang eines neuen Logistiksystems<br />
in der Region Île-de-France«,<br />
sagt Stéphane Raison, Generaldirektor<br />
von Haropa Port, der die Hafenlogistik<br />
für diesen neue Shuttle-Dienst übernommen<br />
hat.<br />
Das System soll über die aktuelle Zielregion<br />
hinaus ausgeweitet werden. »Wir<br />
sind dabei, das Potenzial der Seine und<br />
der künftigen Belieferung von dicht besiedelten<br />
Großstädten zu entdecken«,<br />
kündigte Pierre Rabadan, stellvertretender<br />
Bürgermeister von Paris, bereits<br />
an. Zunächst soll bis 2026 eine neue<br />
Flussverbindung vom Hafen Limay (Yvelines)<br />
aus eingerichtet werden, wo sich<br />
ein weiteres Logistiklager des Inneneinrichtungsriesen<br />
Ikea befindet. RD<br />
Per Container gehen die Ikea-Bestellungen über die Seine direkt nach Paris<br />
© Ikea<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
47
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Bremen bleibt in der Nordrange zurück<br />
Ernüchternd endet in den Weser-Häfen ein »Multi-Krisen-Jahr«. Der Güterumschlag sackt<br />
um 7,4 % ab, an den Containerterminals sind es -8,5 %. Auch das Autoterminal hat zu<br />
kämpfen. Ein Ausbau der Kajen und ein CO2-Terminal sollen den Erfolg zurückbringen<br />
Der Containerumschlag in Bremerhaven ging im vergangenen Jahr um -8,5% zurück<br />
Die bremischen Häfen bleiben in diesem<br />
Jahr deutlich hinter der Konkurrenz<br />
aus den Westhäfen, aber auch<br />
hinter Hamburg zurück. 64,5 Mio. t gingen<br />
über die Kajen in Bremen und Bremerhaven,<br />
das ist ein Minus von 7,4 % gegenüber<br />
dem Vorjahr. Im Containerumschlag<br />
fallen die Einbußen mit -8,1%<br />
(4,6 Mio. TEU) sogar noch schmerzhafter<br />
aus. Auch der Automobilumschlag<br />
schwächelt: 1,6 Mio. Fahrzeuge hat die<br />
BLG Logistics in dem noch laufenden<br />
Jahr verladen, ein Rückgang von -4,4%<br />
im Jahresvergleich.<br />
Bei den konventionellen Gütern hätten<br />
sich vor allem der Ukraine-Krieg und die<br />
nachfolgenden Sanktionen gegen Russland<br />
ausgewirkt, berichtete Bremens Häfensenatorin<br />
Claudia Schilling. Während<br />
2<strong>01</strong>9 noch 650.000 t Kohle und 914.000 t<br />
an flüssigen Mineralölerzeugnissen importiert<br />
worden seien, waren es nach den<br />
ersten zehn Monaten dieses Jahres nur<br />
noch 1<strong>01</strong>.000 t Kohle und 311.000 t Flüssiggüter.<br />
Die Zahlen sind deutlich schlechter als<br />
in den Konkurrenzhäfen zwischen Hamburg<br />
und Le Havre (Nordrange). Nach<br />
dem 3. Quartal lag der Rückgang in<br />
Hamburg im Gesamtumschlag bei -4,3%<br />
und bei Container bei -2,7%. Rotterdam<br />
hatte ein Minus von -4,4% angegeben,<br />
Antwerpen von rund -5%. Beide Westhäfen<br />
hatten aber den Gesamtumschlag<br />
leicht steigern können.<br />
BLG-Chef Frank Dreeke erklärte die<br />
schrumpfende Containermenge vor allem<br />
damit, dass die beiden Hauptkunden<br />
Maersk und MSC bei insgesamt sinkender<br />
Transportmenge bevorzugt ihre eigenen<br />
Terminals in den Westhäfen statt<br />
Bremerhaven angesteuert hätten. Er ist<br />
es, der von einem Multi-Krisen-Jahr<br />
spricht und dabei neben dem Ukraine-<br />
Krieg und die Corona-Auswirkungen<br />
vornehmlich in China auch das globale<br />
Nachlassen der Nachfrage, steigende<br />
Kosten, gestörte Lieferketten und Produktionsprobleme<br />
bei vielen Kunden der<br />
BLG meint.<br />
Das Land Bremen will zusammen mit<br />
dem Terminalbetreiber und der Hafengesellschaft<br />
bremenports mit Investitionen<br />
dem Rückgang entgegenwirken und auf<br />
einen Wachstumspfad zurückkehren,<br />
kündigte Senatorin Schilling an. Dafür<br />
stünden in den kommenden zehn Jahren<br />
500 Mio. € bereit, der Ausbau der Containerterminals<br />
CT I bis IIIa ist darin noch<br />
nicht enthalten. Auf 2,8 km Länge sollen<br />
die Kajen an der Stromkaje mit neuen<br />
Spundwänden verstärkt werden, um größere<br />
Containerbrücken aufnehmen und<br />
mehr Umschlag bewältigen zu können.<br />
Derzeit wird die Columbus-Kaje für<br />
Kreuzfahrtschiffe (80 Mio. €) neu gebaut.<br />
Die Erneuerung der Westkaje im Kaiserhafen<br />
III (32,7 Mio. €), der Kaje 66<br />
(17, Mio. €) und des Kalihafens seien bereits<br />
abgeschlossen.<br />
Jetzt soll eine Potenzialanalyse ausloten,<br />
wie der südlichen Fischereihafen in<br />
Bremerhaven sowohl für den Offshore-<br />
Umschlag als auch als künftiger Umschlag-Hub<br />
für Wasserstoff und seine<br />
Derivate genutzt werden könnte. Für den<br />
Neustädter Hafen auf stadtbremischem<br />
Gebiet soll ein CO2-Terminal entstehen,<br />
um mittels CCS-Technologie Carbon<br />
Capture and Storage) umschlagen und<br />
per Seeschiff abtransportieren zu können.<br />
Noch im ersten Quartal <strong>2023</strong> soll im<br />
Auftrag von bremenports eine Machbarkeitsstudie<br />
vorgelegt werden. KF<br />
© bremenports<br />
48 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
E4PORTS | RAMBOLL<br />
Studie fordert mehr Anstrengungen für klimafreundlichen Hafenbetrieb<br />
Hersteller wie Terberg setzen bereits auf Elektro- und sogar Wasserstoff-Modelle an den Terminals<br />
Eine aktuelle Studie zu alternativen Antrieben<br />
für Hafenumschlaggeräte hat zum<br />
ersten Mal systematisch den Bestand an<br />
Hafenumschlaggeräten nach Gerätetypen<br />
in See- und Binnenhäfen erfasst und dabei<br />
auch die CO2-Emissionen im Status quo<br />
ermittelt.<br />
Demnach wurden im Jahr 2021 durch<br />
die betrachteten Hafenumschlaggeräte in<br />
den deutschen Seehäfen etwa 155 Mio. kg<br />
CO2 und in den deutschen Binnenhäfen<br />
etwa 12 Mio. kg pro Jahr emittiert. Etwa<br />
70 % des gesamten Schadstoffausstoßes<br />
sind auf dieselbetriebene Van / Straddle<br />
Carrier zurückzuführen – Tendenz steigend.<br />
Werden die genutzten Geräte nicht<br />
durch klimafreundliche Varianten ersetzt,<br />
würden die Gesamtemissionen bis 2040<br />
auf ca. 210 Mio. kg pro Jahr ansteigen.<br />
Die Studie »Alternative Antriebe für<br />
Hafenumschlaggeräte (AAHa)« wurde im<br />
Rahmen des e4ports-Hafennetzwerks<br />
durch die NOW beauftragt, von Ramboll<br />
durchgeführt und von der AAHa AG des<br />
e4ports Netzwerkes begleitet. Die Mittel<br />
kommen sowohl aus dem Nationalen Innovationsprogramm<br />
Wasserstoff- und<br />
Brennstoffzellentechnologie (NIP 2) als<br />
auch aus der Förderrichtlinie Elektromobilität<br />
des Bundesverkehrsministeriums<br />
(BMDV). Beide Förderrichtlinien<br />
werden von der NOW GmbH<br />
koordiniert und durch den Projektträger<br />
Jülich (PtJ) umgesetzt.<br />
Im zweiten großen Arbeitspaket der Studie<br />
wurde die Verfügbarkeit und technologische<br />
Reife von alternativen Antriebstechnologien<br />
untersucht. Zurzeit gibt es demnach<br />
noch kein ausreichend skaliertes und<br />
marktdurchdringendes Angebot an Alternativen.<br />
Keine der relevanten Gerätetyp-<br />
Antriebs-Kombinationen erzielt eine höhere<br />
Gesamtwertung als der Diesel-Benchmark.<br />
Um eine CO2-Neutralität bis 2040<br />
zu erreichen, bedarf es einer technologischen<br />
Weiterentwicklung und einer<br />
deutlichen Verbesserung der Kostensituation<br />
gegenüber herkömmlichen Antrieben.<br />
Angesichts des Altersprofils der<br />
Flotte und der plausiblen Nutzungsdauer<br />
je Gerätetyp muss vor allem schnell eine<br />
größere Bandbreite alternativer Antriebstechnologien,<br />
nicht nur, aber insbesondere<br />
für Van und Straddle Carrier und Reach -<br />
stacker entwickelt werden, heißt es. <br />
© Terberg<br />
NEUE APP<br />
Den Hafen immer in der Tasche<br />
Welcher Containerriese ist gerade vorbeigefahren?<br />
Wie heißt das Terminal, wo<br />
es anlegt? Fragen, auf die im Hamburger<br />
Hafen eine App jetzt sofort eine Antwort<br />
parat hat. In der »Port of Hamburg App«<br />
können Interessierte sich neben den<br />
Schiffsnamen auch weitere technische<br />
Daten anzeigen lassen wie Länge, Breite<br />
oder Kapazität. Ferner sind darin Infos<br />
zu den Hafenanlagen und vielen Betrieben<br />
zu finden.<br />
Die App von Hafen Hamburg Marketing<br />
zeigt über die Funktion »Hafen live«,<br />
was sich in der Hafen-Umgebung der<br />
Nutzer befindet. Wird das Smartphone<br />
beispielsweise in Richtung eines Schiffes<br />
gehalten, wird dieses identifiziert und die<br />
Funktion stellt den Namen in einer sogenannten<br />
Augmented-Reality dar. Per<br />
Klick erhalten Nutzer weitere Schiffsinformationen<br />
und Fotos. Auch die Terminals<br />
und die im Hafen ansässigen Firmen<br />
werden über »Hafen live« angezeigt.<br />
Diese Funktion ist<br />
nur eine von acht in<br />
der neuen Port of<br />
Hamburg App. Von<br />
der kleinen Barkasse<br />
bis zum Mega-<br />
Containercarrier –<br />
über 20.000 Schiffe<br />
sind mit Bildern<br />
und Detailinformationen<br />
in<br />
der Schiffsdatenbank<br />
hinterlegt.<br />
Die App zeigt<br />
auch die erwarteten<br />
Schiffe der kommenden<br />
48 Stunden. Die Segelliste der<br />
Kreuzfahrtschiffe beinhaltet sogar die<br />
Anläufe für das gesamte aktuelle Jahr. Eine<br />
virtuelle Reise durch den Hafen ermöglicht<br />
der »Hafenplan«, hier werden<br />
alle Terminals und die Schiffe, die sich<br />
aktuell im Hafen befinden, angezeigt.<br />
Die Datenbank »Liniendienste«<br />
beinhaltet<br />
alle Schiffsverbindungen<br />
zwischen<br />
Hamburg und etwa<br />
1.000 Häfen weltweit. Die<br />
Intermodaldatenbank<br />
wiederum enthält eine<br />
Übersicht der regelmäßigen<br />
Zugverbindungen<br />
und Binnenschiffsverkehre<br />
via Hamburg aufgeführt.<br />
Alle, die sich für die neuesten<br />
Nachrichten rund um den<br />
Hamburger Hafen und die<br />
maritime Wirtschaft interessieren,<br />
werden in der neuen<br />
App ebenfalls fündig. Zudem bietet sie eine<br />
umfängliche Mediathek mit vielen Videos<br />
und Info-Materialien. Damit Hafen-<br />
Fans zukünftig nichts mehr verpassen,<br />
lassen sich für verschiedene Bereiche<br />
Push-Benachrichtigungen einstellen. <br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
49
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Erstes deutsches LNG-Terminal in Betrieb<br />
Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hat die »Höegh Esperanza« Ende 2022 am neuen<br />
Anleger in Wilhelmshaven festgemacht. Das Schiff ist das Herzstück des ersten deutschen<br />
LNG-Terminals<br />
Kosten für die schwimmenden LNG-Terminals<br />
auf bis zu 9,7 Mrd. € für den Zeitraum<br />
von 2022 bis 2038. Zusätzlich sollen<br />
bis 2026 drei feste Terminals an Land<br />
gebaut werden – in Wilhelmshaven, Stade,<br />
Brunsbüttel. Die Jahreskapazität aller<br />
Anlagen soll zusammen bei 73 Mrd. m3<br />
liegen, heißt es.<br />
Die »Höegh Esperanza« liefert erstes LNG in Wilhelmshaven ab<br />
Neben Polizeihubschrauber und Dutzenden<br />
kleineren und größeren<br />
Booten der Wasserschutzpolizei, die die<br />
»Höegh Esperanza« teils mit Blaulicht eskortiert<br />
haben, waren auch Spezialeinsatzkräfte<br />
vor Ort. Dutzende Schaulustige<br />
verfolgten vom Außenhafen des Küstenortes<br />
Hooksiel aus das Anlegemanöver.<br />
Einen Tag darauf kamen Bundeskanzler<br />
Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister<br />
Robert Habeck (Grüne)<br />
und Niedersachsens Ministerpräsident<br />
Stephan Weil (SPD) zur offiziellen Eröffnung<br />
des ersten deutschen LNG-<br />
Terminals.<br />
Am 22. Dezember ist dann zum ersten<br />
Mal Gas vom Terminal aus ins deutsche<br />
Netz eingespeist worden. Die 294 m lange<br />
und 46 m breite »Höegh Esperanza«<br />
hatte bereits rund 170.000 m3 LNG an<br />
Bord, das im spanischen Sagunta geladen<br />
wurde. Künftig soll sie als FSRU (Floating<br />
Storage und Regasification Unit) fest am<br />
neu gebauten Anleger vertäut bleiben<br />
und dort von Tanker angeliefertes, verflüssigtes<br />
Erdgas wieder in den gasförmigen<br />
Zustand zurückführen und ins<br />
Netz an Land einspeisen.<br />
Nach Angaben aus dem Bundeswirtschaftsministerium<br />
soll die »Höegh Esperanza«<br />
etwa 5 Mrd. m3 LNG pro Jahr<br />
regasifizieren. Das entspricht rund 6 %<br />
des deutschen Gasbedarfs. In Deutschland<br />
wurden pro Jahr zuletzt rund<br />
96 Mrd. m3 verbraucht. Eine 30-köpfige<br />
Besatzung soll dauerhaft auf dem Schiff<br />
arbeiten.<br />
Fünf Terminals geplant<br />
Bundesweit sollen insgesamt fünf<br />
schwimmende LNG-Terminals entstehen.<br />
Neben Wilhelmshaven sollen sie<br />
in Stade, Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern)<br />
und Brunsbüttel (Schleswig-<br />
Holstein) stationiert werden. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
beziffert die<br />
© NPorts<br />
Festes Terminal kommt<br />
Die drei Unternehmen Uniper, TES und<br />
Niedersachsen Ports haben am Rande<br />
der Eröffnungsfeier am ersten deutschen<br />
LNG-Terminal eine Vereinbarung für ein<br />
festes Terminal in Wilhelmshaven unterzeichnet.<br />
Der Plan sieht vor, künftig<br />
2,6 Mio. t »grünes« Ammoniak pro<br />
Jahr zu importieren. Mit dieser Umschlagkapazität<br />
und der in Wilhelmshaven<br />
geplanten 1-GW-Elektrolyse-<br />
Anlage zur Wasserstofferzeugung könnten<br />
rund 300.000 t »grüner« Wasserstoff<br />
geliefert werden. Das entspricht<br />
10 %-20% des für 2030 erwarteten Bedarfs<br />
in ganz Deutschland, teilte N-Ports<br />
mit.<br />
Dafür soll eine komplett neue Hafeninfrastruktur<br />
mit mindestens sechs Liegeplätzen<br />
für Tanker entstehen, die sowohl<br />
den eNG-Lieferanten TES als auch den<br />
Gasversorger Uniper beliefern sollen. TES<br />
plant die Inbetriebnahme der Hafenanlagen<br />
bereits im Jahr <strong>2023</strong>. 2026 soll<br />
dann die erste Ausbaustufe des Importterminals<br />
in Europa fertiggestellt sein.<br />
Das Terminal soll eine Kapazität für bis<br />
zu 20 Mio. t LNG (verflüssigtes, fossiles<br />
Erdgas) und eNG (dekarbonisiertes Bio-<br />
Gas) haben. TES will zum Jahreswechsel<br />
2025/2026 mit dem Import des ersten<br />
eNG beginnen und die Lieferungen bis<br />
2030 auf 5 Mio. t erhöhen.<br />
Diese neue Anlegestelle vor dem Voslapper<br />
Groden wird geschätzt 500 Mio. €<br />
kosten – die Finanzierung ist noch offen.<br />
Mit dieser Investition in eine CO 2<br />
-freie<br />
Wasserstoffwirtschaft und Import-<br />
Terminals für grüne und dekarbonisierte<br />
Gase könne Wilhelmshaven zur größten<br />
Energiedrehscheibe Deutschlands werden,<br />
heißt es bei NPorts.<br />
RD<br />
50 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Fördermittel für CO 2 -Exportanlage<br />
Air Liquide, Fluxys Belgium und der Port of Antwerp-Bruges erhalten EU-Fördermittel für<br />
den Bau des Antwerp@C CO 2<br />
Export Hub. Damit sollen der Transport, die Verflüssigung<br />
und die Verladung von CO 2<br />
auf Schiffe zur dauerhaften Offshore-Lagerung ermöglicht werden<br />
Die EU-Kommission hat angekündigt,<br />
dass sie Air Liquide, Fluxys<br />
und dem Port of Antwerp-Bruges im<br />
Rahmen des Förderprogramms Connecting<br />
Europe Facility for Energy<br />
(CEF-E) 144,6 Mio. € zur Verfügung<br />
stellen wird. Die Mittel sind für den Bau<br />
gemeinsamer CO 2<br />
-Transport- und Exportanlagen<br />
auf der Antwerpener Hafenplattform<br />
bestimmt. Die Gewährung<br />
des Zuschusses ist ein wichtiger Schritt<br />
auf dem Weg zur endgültigen Investitionsentscheidung,<br />
die für das Jahr<br />
<strong>2023</strong> erwartet wird.<br />
Das Projekt mit dem Namen »Antwerp@C<br />
CO 2<br />
Export Hub« ist eine frei<br />
zugängliche Infrastruktur für den Transport,<br />
die Verflüssigung und die Verladung<br />
von CO 2<br />
auf Schiffe zur dauerhaften<br />
Offshore-Lagerung. Das an den<br />
Standorten der Industrieunternehmen<br />
auf der Antwerpener Hafenplattform<br />
abgeschiedene CO 2<br />
wird gesammelt und<br />
über ein frei zugängliches Pipelinenetz<br />
innerhalb des Hafens transportiert. Es<br />
wird einen gemeinsamen Verflüssigungs-<br />
und Exporthafenterminal<br />
gebaut, der eine CO 2<br />
-Verflüssigungsanlage,<br />
Pufferspeicher und Schiffsladeeinrichtungen<br />
für den grenzüberschreitenden<br />
Transport umfasst. Dieses<br />
innovative Projekt wird eine der ersten<br />
und größten multimodalen frei zugänglichen<br />
CO 2<br />
-Exportanlagen der Welt<br />
sein.<br />
Im Rahmen des Projekts beabsichtigen<br />
Air Liquide und Fluxys ein<br />
Joint Venture für den Bau und den Betrieb<br />
des CO 2<br />
-Verflüssigungs- und Exporthafenterminals<br />
zu gründen. Das<br />
Joint Venture wird von der Expertise von<br />
Air Liquide bei der CO 2<br />
-Verflüssigung<br />
und -Handhabung sowie von der Erfahrung<br />
von Fluxys in Bezug auf die Aktivitäten<br />
am Hafenterminal profitieren.<br />
Air Liquide wird seine firmeneigene<br />
Technologie für die CO 2<br />
-Verflüssigungsanlage<br />
bereitstellen, die in ihrer<br />
Größe und Bauweise einzigartig sein<br />
wird. Der Port of Antwerp-Bruges hat<br />
für den Hafenterminal ein Grundstück<br />
an einer strategisch günstigen Lage im<br />
Hafen reserviert und wird neue Kaianlagen<br />
für das Anlegen von CO 2<br />
-Schiffen<br />
bauen.<br />
Erste Phase von Antwerp@C<br />
Das Projekt ist die erste Phase von Antwerp@C,<br />
einer Initiative von Air Liquide,<br />
BASF, Borealis, ExxonMobil, INEOS, TotalEnergies,<br />
Fluxys und dem Port of Antwerp-Bruges<br />
mit dem Ziel, die<br />
CO 2<br />
-Emissionen im Port of Antwerp-<br />
Bruges bis 2030 zu halbieren. In dieser<br />
ersten Phase werden Air Liquide und<br />
BASF durch ihr gemeinsames CO 2<br />
-Auffang-<br />
und -Speicherprojekt (CCS) »Kairos@C«<br />
die ersten Kunden des Export<br />
Hubs sein. Der CO 2<br />
-Export-Hub Antwerp@C<br />
wird eine anfängliche Exportkapazität<br />
von 2,5 Mio. t pro Jahr haben,<br />
die bis 2030 auf bis zu 10 t pro Jahr erhöht<br />
werden soll. Er wird den Weg für künftige<br />
CCS-Initiativen in der Region ebnen,<br />
indem er skalierbare und modulare Infrastrukturen<br />
bereitstellt, die für alle industriellen<br />
Akteure zugänglich sind.<br />
Pascal Vinet, Senior Vice President und<br />
Mitglied des Exekutivkomitees von Air Liquide,<br />
das insbesondere für die Aktivitäten<br />
von Europe Industries zuständig ist, sagte:<br />
»Wir freuen uns sehr, dass das Projekt<br />
Antwerp@C CO 2<br />
Export Hub, das durch<br />
innovative Technologien von Air Liquide<br />
unterstützt wird, im Rahmen des Programms<br />
Connecting Europe Facility for<br />
Energy ausgewählt wurde. Neben der Nutzung<br />
erneuerbarer Energien ist die Technologie<br />
der Kohlenstoffabscheidung von<br />
entscheidender Bedeutung, um in kurzer<br />
Zeit massive CO 2<br />
-Reduzierungen und Ziele<br />
der Kohlenstoffneutralität zu erreichen,<br />
insbesondere in schwer abbaubaren Sektoren.<br />
Diese Initiative verdeutlicht die Kompetenz<br />
und das Bestreben von Air Liquide,<br />
aktiv zur Entstehung einer kohlenstoffarmen<br />
Gesellschaft beizutragen und seine<br />
Industriekunden bei ihren Dekarbonisierungsstrategien<br />
zu unterstützen.«<br />
Im Rahmen des Projektes sollen u.a. die hafenbezogenen CO 2 -Emissionen reduziert werden<br />
Jacques Vandermeiren, CEO des Port<br />
of Antwerp-Bruges, ergänzt: »Der Port of<br />
Antwerp-Bruges hat sich von Anfang an<br />
im Rahmen des Antwerp@C-Projekts dafür<br />
eingesetzt, die CO 2<br />
-Emissionen auf<br />
der Antwerpener Hafenplattform bis<br />
2030 um 50 % zu reduzieren. Dass wir<br />
heute diese CEF-E-Förderung erhalten<br />
haben und damit mit dem Aufbau einer<br />
gemeinsamen CO 2<br />
-Infrastruktur beginnen<br />
können, macht uns besonders<br />
stolz. Es bestärkt uns in unserer Überzeugung,<br />
dass wir als Hafenbehörde weiterhin<br />
unsere Rolle als Gestalter der Gemeinschaft<br />
voll wahrnehmen müssen,<br />
um eine Klimawirkung zu erzielen, die<br />
weit über die Grenzen der Hafenplattform<br />
hinausreicht.«<br />
ga<br />
© Port of Antwerp-Bruges<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
51
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
»Wir müssen die Chancen nutzen«<br />
Bayernhafen hatte im vergangenen Jahr Grund zu feiern – in gleich zwei Häfen gab es<br />
Jubiläen. Doch das Niedrigwasser im Sommer und die allgegenwärtigen Störungen in<br />
den Lieferketten trüben den Gesamteindruck<br />
In Aschaffenburg wurde das 100. Jahr des<br />
Bestehens gefeiert, wenn auch, Coronabedingt,<br />
mit einem Jahr Verspätung. Der<br />
Hafen Nürnberg ist mittlerweile schon 50<br />
Jahre alt. Eine so lange Unternehmensgeschichte<br />
ist für bayernhafen-Geschäftsführer<br />
Joachim Zimmermann ein Beleg<br />
dafür, dass über eine lange Zeit erfolgreich<br />
gearbeitet wurde. Im Gespräch mit der<br />
Binnenschifffahrt lässt er das Jahr 2022 Revue<br />
passieren und richtet gleichzeitig den<br />
Blick auf kommende Herausforderungen.<br />
Herr Zimmermann, Jubiläen sind immer<br />
eine schöne Sache. Wie beurteilen Sie<br />
denn ansonsten das abgelaufene Jahr?<br />
Joachim Zimmermann: Wir hatten eigentlichen<br />
einen sehr guten Start ins Jahr. Doch<br />
dann kamen die Trockenheit und das<br />
Niedrigwasser, sowohl am Rhein als auch<br />
an der Donau. Wenn Schiffe nur noch mit<br />
500-600 t Ladung die Häfen erreichen,<br />
merken wir das natürlich, das schlägt sich<br />
leider auch in der Bilanz nieder. Und wenn<br />
noch dazu viel Frachtraum für Kohletransporte<br />
gebunden ist oder nach Südost-Europa<br />
für Getreidelieferungen aus der Ukraine<br />
abwandert, fehlen einfach die notwendigen<br />
Kapazitäten, um Gütertransporte auf das<br />
Wasser zu verlagern.<br />
Gab es denn Ambitionen?<br />
Zimmermann: Ja, durchaus. Einige Hafen-Kunden<br />
hatte sogar konkrete Projekte,<br />
die sich dann aus den genannten<br />
Gründen aber nicht umsetzen ließen und<br />
vorerst wieder in die Schublade gewandert<br />
sind. Aber aufgeschoben heißt ja<br />
nicht aufgehoben, es gibt sicherlich einen<br />
neuen Anlauf, wenn sich die Situation<br />
wieder normalisieren sollte – worauf wir<br />
alle natürlich hoffen.<br />
Umso mehr hat vermutlich die Bahn befördert<br />
...<br />
Zimmermann: Auch da gab es leider<br />
Probleme. Wir hatten in Aschaffenburg<br />
durch fehlendes Personal bei der DB einen<br />
Stellwerksausfall im Bahnnetz, der<br />
Hafen war dadurch faktisch sechs Wochen<br />
lang abgeschnitten. Auch die angekündigten<br />
Sanierungsprogramme auf der<br />
Joachim Zimmermann<br />
Geschäftsführer bayernhafen-Gruppe<br />
Schiene werden uns zu schaffen machen.<br />
Da muss man sich auch nicht wundern,<br />
dass immer noch viel zu viele Transporte<br />
über die Straße rollen.<br />
Alles in allem also kein so gutes Jahr?<br />
Zimmermann: Von den reinen Umschlagzahlen<br />
her sicherlich nicht, zumindest<br />
auf der Wasserseite. Den Bahnanteil<br />
konnten wir dagegen relativ stabil halten.<br />
Aber wir ruhen natürlich nicht, sondern<br />
modernisieren die Häfen weiter und<br />
bereiten sie auf künftige Aufgaben vor.<br />
Was sind die wichtigen Projekte?<br />
Wir haben das Containerterminal in Regensburg<br />
erfolgreich erweitert und sind<br />
bayernhafen-Gruppe<br />
Zu bayernhafen gehören sechs<br />
Binnenhafen-Standorte: Aschaffenburg,<br />
Bamberg, Nürnberg,<br />
Roth, Regensburg und Passau.<br />
Jährlich werden rund 9 Mio. t an<br />
Gütern über Schiff und Bahn umgeschlagen.<br />
800 ha Gesamthafenfläche<br />
und mehr als 400 ansässige<br />
Unternehmen mit mehr als<br />
13.000 Beschäftigten machen<br />
bayernhafen zu einem leistungsstarken<br />
Logistik-Netzwerk.<br />
© BÖB<br />
in Nürnberg noch mitten dabei, das Terminal<br />
auszubauen. Die Sanierung an<br />
Kai 1 läuft bereits. Im nächsten Jahr werden<br />
auch die Kaiflächen für Bahn und<br />
Lkw so modernisiert, dass dort ein Umschlag<br />
mit mobilen Geräten möglich<br />
wird. Das ganze Projekt läuft noch zwei<br />
Jahre. Auch in Aschaffenburg werden<br />
Kaianlagen saniert. Dort wird auch der<br />
Hafenbahnhof automatisiert und digitalisiert.<br />
Das sind für uns große Investitionen,<br />
die helfen sollen, mehr Kapazitäten<br />
für umweltfreundliche Transportlösungen<br />
zu schaffen.<br />
Bei welchen Gütergruppen sehen Sie die<br />
besten Perspektiven?<br />
Zimmermann: Immer noch bei Containern.<br />
Aber auch die Menge bei mineralischen<br />
Stoffen für die Bau- und Abfallwirtschaft<br />
steigt weiter an. Je länger<br />
die Entfernungen zwischen den Standorten<br />
werden, umso interessanter wird<br />
der Transport auf der Wasserstraße.<br />
Dafür braucht es die bestmöglichen Voraussetzungen.<br />
Nun wurde gerade mit<br />
dem Haushalt für <strong>2023</strong> der Etat für die<br />
Wasserstraßen um 350 Mio. € gekürzt. Ist<br />
das nicht das falsche Signal?<br />
Zimmermann: Natürlich hätten wir uns<br />
das anders gewünscht und haben auch<br />
bis zum Schluss darum gekämpft, dass es<br />
nicht zu der Kürzung kommt. Leider vergeblich.<br />
Damit öffnet sich die Schere zwischen<br />
dem tatsächlichen Bedarf für die<br />
Unterhaltung und den Ausbau der Wasserstraßen<br />
immer weiter. Das widerspricht<br />
allen politischen Bekundungen<br />
und auch den Zielsetzungen, die im Masterplan<br />
Binnenschifffahrt verankert wurden,<br />
der unter anderem eine Verdopplung<br />
des Anteils der Binnenschifffahrt<br />
am Modal Split vorsieht.<br />
Sie sind auch Präsident des Bundesverbandes<br />
Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB).<br />
Die Kritik am Etatbeschluss fiel letztlich<br />
aber doch ziemlich moderat aus …<br />
Zimmermann: In unserer Kritik an der<br />
Verringerung des Budgets haben wir uns<br />
immer klar positioniert. Wir haben ledig-<br />
52 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
lich darauf verwiesen, dass es eine noch<br />
größere Katastrophe hätte geben können.<br />
Sie meinen die 250 Mio. €, die aus anderen<br />
Haushaltstiteln beim Bundesverkehrsministerium<br />
doch noch für die<br />
Wasserstraßen genutzt werden könnten –<br />
sofern sie für ihren ursprünglichen Zweck<br />
nicht gebraucht werden?<br />
Zimmermann: Ja, es hätte tatsächlich<br />
noch schlimmer kommen können. Aber<br />
grundsätzlich bleiben wir und bleibe ich<br />
bei unseren Forderungen: Wer eine Verlagerung<br />
will, wer etwas für die Umwelt<br />
tun will, der muss die bereits seit Jahrzehnten<br />
dauernde sträfliche Vernachlässigung<br />
der Wasserstraßen beenden.<br />
Immer nur auf die Bahn als Verkehrsträger<br />
zu verweisen, hilft nicht weiter.<br />
Denn auf der Schiene gibt es nahezu keine<br />
freien Kapazitäten und wird es durch<br />
die geplanten Sanierungen künftig sogar<br />
zusätzlich Engpässe geben.<br />
2024 beginnt also der Kampf aufs Neue?<br />
Zimmermann: Nach dem Haushalt ist<br />
vor dem Haushalt. Wir werden auf Verbandsseite<br />
alles daran setzen, dass es eine<br />
solche Kürzung kein zweites Mal gibt.<br />
Wir hoffen auch darauf, dass sich die großen<br />
Industrieverbände noch stärker einbringen<br />
und ihre Erwartungen und Forderungen<br />
an die Wasserstraßenpolitik<br />
deutlich zum Ausdruck bringen. Wir<br />
müssen und sollten mit allen Beteiligten<br />
koordiniert und konzentriert vorgehen<br />
Sie lassen sich den Optimismus nicht<br />
nehmen?<br />
Zimmermann: Ich bin jetzt seit 28 Jahren<br />
im Geschäft, da ist man Kummer gewöhnt<br />
… (lacht) Aber im Ernst: Ich glaube<br />
an die Chancen, die sich uns bieten,<br />
die wir aber auch nutzen müssen. Auch<br />
die Stimmung in der Gesellschaft und die<br />
Notwenigkeit für ein Umsteuern nicht<br />
nur in der Verkehrs-, sondern auch in der<br />
Energiepolitik werden uns in die Karten<br />
spielen. Dazu gehört aus meiner Sicht<br />
auch eine nationale Hafenstrategie. Aber<br />
diese sollte nicht allein vom Bund entwickelt<br />
werden, auch Länder und Kommunen<br />
gehören mit ins Boot.<br />
Die Häfen haben immer betont, dass sie<br />
als Energie-Hubs heute wie auch künftig<br />
eine zentrale Rolle spielen können und<br />
wollen. Bleibt das das Top-Thema?<br />
Zimmermann: Das ist eines mehrerer<br />
Top-Themen für uns. Der Aufbau einer<br />
Infrastruktur für alternative Kraftstoffe<br />
und Energieträger wie Wasserstoff und<br />
seine Derivate oder auch von Bio-Diesel<br />
und eFuels kann ebenso wie der Transport<br />
und die Belieferung der Verbraucher<br />
ohne die Häfen gar nicht funktionieren.<br />
Wir stehen dafür bereit, wissen aber<br />
auch, dass dieses Thema noch sehr herausfordernd<br />
werden kann.<br />
Was sind die anderen Themen auf Ihrer<br />
Prioritätenliste?<br />
Zimmermann: Aus meiner Sicht gehört<br />
der Kombinierte Verkehr dazu. Weniger in<br />
Bezug auf die Relationen zu den Seehäfen,<br />
da ist meines Erachtens ein Großteil des<br />
Verlagerungspotenzials ausgeschöpft. Aber<br />
bei Kontinentalverkehren mit Trailern und<br />
Wechselbrücken, dann per Bahn, gibt es<br />
noch Wachstumschancen.<br />
Gute Perspektiven sehe ich generell<br />
auch im Bereich der Kreislaufwirtschaft,<br />
da nun wiederum vor allem für Transporte<br />
per Schiff. Beide umweltfreundliche<br />
Verkehrsträger, also Schiff und Bahn, sollten<br />
sich bestmöglich ergänzen und sich<br />
nicht unbedingt Konkurrenz machen.<br />
Und ein drittes Anliegen betrifft Genehmigungs-<br />
und Bauvorhaben, die oft<br />
zu kompliziert sind und zu lange dauern.<br />
Gerade für die Häfen wünschen wir uns<br />
eine Art Verkehrsknoten-Gesetz, das es<br />
ermöglichen könnte, die bislang breit gestreuten<br />
rechtlichen Zuständigkeiten an<br />
einer zentralen Stelle, wenigsten in jedem<br />
Bundesland, zu bündeln und so die Verfahren<br />
zu beschleunigen.<br />
Interview: Krischan Förster<br />
Das KV-Terminal in Nürnerg wird in den kommenden Jahren weiter ausgebaut<br />
© bayernhafen<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
53
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
»Wir können Schiff und Schiene«<br />
Seit Anfang des vergangenen Jahres führt der 58-jährige Diplom-Kaufmann Markus Menzen<br />
die BeteiligungsHolding Hanau GmbH (BHG). Jetzt hat ihn der Aufsichtsrat zusätzlich zum<br />
neuen Geschäftsführer des Hafens Hanau bestellt<br />
© Stadt Hanau<br />
Markus Menzen ist jetzt auch Hafen-Geschäftsführer in Hanau<br />
Unsere Häfen.<br />
Ihre App.<br />
Mit der kostenlosen<br />
NPorts-App sind Sie immer<br />
auf dem aktuellsten Stand<br />
und wissen, was in den<br />
NPorts-Häfen passiert.<br />
Markus Menzen ist in Hanau sehr gut angekommen. Seine<br />
langjährige Erfahrung in Führungs- und vor allem in<br />
Steuerungsfunktionen bringt er gewinnbringend und sinnstiftend<br />
für die Brüder-Grimm-Stadt ein. Er ist ein Teamspieler<br />
für die Unternehmung Stadt Hanau, der Zahlen im Blick und im<br />
Griff hat und dabei immer an die Bürgerinnen und Bürger, seine<br />
Kolleginnen und Kollegen und das Gemeinwohl denkt«, ordnet<br />
der Hanauaer Oberbürgermeister Claus Kaminsky die Personalie<br />
ein.<br />
Die BeteiligungsHolding Hanau ist die Mutter der 19 städtischen<br />
Gesellschaften wie etwa Baugesellschaft Hanau, Stadtwerke<br />
Hanau, Klinikum, Hanauer Straßenbahn (HSB), Hanau Marketing,<br />
Congress Park Hanau und eben Hanau Hafen. Die BHG<br />
stellt neben Steuerung und Unterstützung der Tochtergesellschaften<br />
die IT für die Unternehmung Stadt Hanau bereit, also<br />
auch für Verwaltung und städtische Eigenbetriebe.<br />
Der Hanauer Hafen ist als einer der größten Binnenhäfen in<br />
Deutschland ein wichtiger Umschlagplatz im Schiffs- und Bahnverkehr<br />
und dank der zentralen Lage perfekt in das globale Logistiknetz<br />
integriert. »Auch hier war Markus Menzen vom ersten<br />
Tag an am Ruder«, so Oberbürgermeister Kaminsky. Bei BHG<br />
und Hanau Hafen folgt Markus Menzen auf Ewald Desch, der in<br />
vor dem Jahreswechsel in den Ruhestand gegangen war.<br />
»Die Aufgaben im Hafen erfreuen mich schon jetzt mit großer<br />
Freude. Die Kolleginnen und Kollegen sorgen dafür, dass der<br />
Mainhafen seit vielen Jahren verlässlich Gewinn erwirtschaftet.<br />
Und sie stellen den Hafen auch in herausfordernden Zeiten hervorragend<br />
auf«, so Markus Menzen.<br />
Die vergangenen Monate seien durch den russischen Angriffskrieg<br />
auf die Ukraine und damit die Energiekrise und anhaltende<br />
Lieferengpässe geprägt worden. Zusätzlich habe das<br />
Niedrigwasser im Hochsommer das Geschäft erschwert. Weil<br />
Schiffe nur noch zu einem Drittel beladen werden konnten, verschob<br />
sich der Warenumschlag zu einem großen Teil auf die<br />
Bahn – der Hanauer Hafen hat ein eigenes, 10 km langes Streckennetz.<br />
Menzen: »Wir können Schiff und Schiene.«<br />
Jährlich legen mehr als 1.100 Binnenschiffe im Hanauer Hafen<br />
an, die bis zu 2 Mio. t Güter wie Kali, Dünger, Sand, Getreide,<br />
Raps und Recyclingmaterial sowie Mineralölprodukte umschlagen.<br />
Rund 1 Mio. t werden zudem über die Schiene transportiert,<br />
dazu werden rund 20.000 Waggons be- und entladen. Für<br />
das kommende Jahr erwartet der neue Geschäftsführer Menzen<br />
»ein stabiles Geschäft. Optimistisch stimmt mich zudem, dass wir<br />
Anfragen nach Geschäftsansiedlungen haben.«<br />
Der Hanauer Mainhafen wurde von 1921 bis 1924 gebaut.<br />
Nioch heute bezeichnet Oberbürgermeister Claus Kaminsky<br />
dies als »Meilenstein in der Stadtgeschichte«. Der Main als<br />
Schifffahrtsweg hat den Hafenbau begründet, heute ist daraus<br />
die europäische Wasserstraße Rhein-Main-Donau geworden.<br />
Neben dem Hafenbeckens von 950 m Länge und 65 m Breite bei<br />
3,10 m tiefgang bestehen zwei Flusshäfen am Main mit 300 m<br />
und 350 m Länge.<br />
RD<br />
54 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
INITIATIVE VON GELSEN-LOG.<br />
Hafen-Loks als Botschafter für mehr Klimaschutz<br />
Eine Lokomotive wird künstlerisch zu einem<br />
Wesen aus der Tiefe des Ozeans umgestaltet<br />
Der nächste Hingucker ist bereit für die<br />
Schiene: Im Rahmen ihrer Beteiligung an<br />
der Klimahafen-Initiative hat der GElsenkirchener<br />
Hafen-Betreiber GELSEN-<br />
LOG. die nächste aufwendig gestaltete<br />
Lok fertiggestellt. Themenschwerpunkt<br />
dieses Mal: Wasser. »Gerade am Standort<br />
Hafen spielen Klima- und Umweltschutz<br />
eine große Rolle. Daher wollen wir ein<br />
Bewusstsein für die Initiative schaffen«,<br />
erklärt GELSEN-LOG.-Geschäftsführer<br />
Bernd Mensing.<br />
So kam die Idee, drei Loks als Blickfang<br />
so neu zu gestalten, dass sie auf die Themen<br />
Klima und Umwelt aufmerksam<br />
machen. »Jede Lok soll ein Element darstellen,<br />
das wichtig für unser Klima ist«,<br />
erklärt Michael Thiele. Der Visual Artist<br />
hat gemeinsam mit GELSEN-LOG. die<br />
Gestaltung der Loks übernommen.<br />
Die Erste hat das Element Feuer zum<br />
Thema und wurde bereits im Sommer<br />
fertiggestellt. Nun wurde die Umgestaltung<br />
der zweiten Lok abgeschlossen.<br />
Sie verkörpert das Element Wasser. Innerhalb<br />
von drei Tagen verwandelten Daniel<br />
Schicker und Willi Elerich von der<br />
© GELSEN-LOG.<br />
Carwrapping-Firma Checkmatt aus<br />
Dortmund die Lok in ein Wesen aus der<br />
Tiefe des Ozeans.<br />
Am auffälligsten an der frisch fertiggestellten<br />
Lok ist der riesengroße Krake<br />
als das beherrschende Wesen der Tiefe –<br />
mit ausladenden Tentakeln, die sich beispielsweise<br />
an einer Seite ein Glas Wasser<br />
aus dem Hahn zapfen. Zudem ziert die<br />
Lok nun ein Krabbenmotiv. Weiter vorn<br />
auf der Lok prangt nun ein Ikosaeder –<br />
ein platonischer Körper als uraltes Symbol<br />
für das Wasser.<br />
«Um eine Botschaft rüberzubringen,<br />
muss man die Leute berühren und begeistern.<br />
Ich glaube, das ist uns bei den<br />
zwei Loks bisher gelungen«, zeigte sich<br />
Thiele zufrieden. Als nächstes wird er die<br />
Glasfassade des GELSEN-LOG.-Gebäu -<br />
des am Stadthafen mit geometrischen Figuren<br />
zum Thema gestalten. Im nächsten<br />
Jahr folgt dann die dritte Lok. Themenschwerpunkt<br />
dort: das Element Luft. <br />
VON DUISBURG NACH WILHELMSHAVEN<br />
Contargo bietet neue Zug-Shuttle an<br />
Leistung entscheidet.<br />
© Contargo<br />
Duisburg, der größte europäische Binnenhafen, bekommt eine<br />
Bahnanbindung an den Seehafen Wilhemshaven. Im Januar startet<br />
der Duisburg-Wilhelmshaven-Shuttle zunächst mit einem<br />
Rundlauf wöchentlich zwischen dem Duisburg Intermodal Terminal<br />
(DIT) und Wilhelmshaven. Im 2. Quartal ist eine Erhöhung<br />
der Frequenz auf 2 Rundläufe pro Woche geplant.<br />
Der erste Ganzzug soll am Abend des 15. Januars in Wilhelmshaven<br />
abfahren und am Morgen des 16. Januars in Duisburg eintreffen.<br />
Das Terminal DIT bietet Gateway-Verbindungen vom<br />
größten Binnenhafen Europas nach Österreich, Ungarn, Italien,<br />
Polen, Belgien und in die Niederlande an. Im Nachlauf können die<br />
Container per Binnenschiff oder Lkw ihr Ziel erreichen.<br />
Besonders interessant bei diesem neuen Bahnprodukt sei die<br />
kurze Transitzeit, sagt Andreas Mager, Managing Director bei<br />
Contargo Rail Services. Contargo ist im Containerverkehr zwischen<br />
den Westhäfen, den deutschen Nordseehäfen und dem europäischen<br />
Hinterland aktiv. Das Unternehmen bewegte zuletzt<br />
ein Jahrestransportvolumen von 2,1 Mio. TEU.<br />
<br />
SCHIFFERMANS FRIEND<br />
Große Auftragskontingente für unsere Mitglieder<br />
Umfassendes Binnenschifffahrts-Know-how<br />
Bestimmen Sie mit!<br />
DTG DEUTSCHE TRANSPORT-GENOSSENSCHAFT BINNENSCHIFFFAHRT eG<br />
Fürst-Bismarck-Straße 21 47119 Duisburg<br />
T +49 203 | 80004-0 M duisburg@dtg-eg.de www.dtg-eg.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
55
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
HGK TRENNT SICH VON TERMINAL<br />
Hupac übernimmt Betrieb in Köln-Nord<br />
Das Containerterminal Köln Nord (TKN)<br />
wird nach einer Ausschreibung der HGK<br />
ab dem 1. Januar von der Hupac-Gruppe<br />
betrieben.<br />
Das ist das Ergebnis der im Juni 2022<br />
von der HGK initiierten Ausschreibung,<br />
bei der die Hupac SA im November den<br />
Zuschlag erhalten hatte. »Für die HGK<br />
spielt das Terminal Köln Nord auch im<br />
Hinblick auf unser innovatives Industrieund<br />
Logistik-Areal FUSION COLOGNE,<br />
das in direkter Nachbarschaft entwickelt<br />
wird, eine strategisch wichtige Rolle«, erklärte<br />
Uwe Wedig, CEO der HGK-<br />
Gruppe.<br />
Die Hupac Gruppe betreibt zahlreiche<br />
Terminals in Europa in Eigenregie oder<br />
gemeinsam mit Partnern. »Terminals<br />
sind eine strategische Ressource für den<br />
Modal Shift und insbesondere in Ballungsräumen<br />
wie dem Rhein/Ruhr-<br />
Gebiet von herausragender Bedeutung«,<br />
so Hupac CEO Michail Stahlhut.<br />
Das bimodale Terminal Köln Nord ist<br />
verkehrsgünstig in der Nähe der Autobahn-Anschluss-stelle<br />
Köln Niehl (A 1 / A<br />
57) gelegen und ist über die Schiene direkt<br />
an den Rheinhafen Köln-Niehl angebunden.<br />
Es verfügt über eine Fläche von<br />
152.000 m2 mit fünf Umschlaggleisen und<br />
drei Portalkränen. Pro Tag können bis zu<br />
zehn Züge im Eingang und zehn Züge im<br />
Ausgang be- und entladen werden.<br />
Die Ausschreibung des KV-Terminals<br />
wird von der Richtlinie zur Förderung<br />
von Umschlag-Anlagen des kombinierten<br />
Verkehrs nicht bundeseigener<br />
Unternehmen vorgeschrieben. <br />
Mit drei Portalkränen können täglich jeweils<br />
zehn Ganzzüge be- und entladen werden<br />
© HGK<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG SCHLÄGT ALARM<br />
Droht jetzt endgültiges Aus für Neckarausbau?<br />
Im Ringen um einen Ausbau der 27 Neckar-Schleusen<br />
für 135-m-Schiffe verschärft<br />
Baden-Württembergs Verkehrsminister<br />
Winfried Hermann den Ton gegenüber<br />
Berlin. Der Ausbau sei seit Jahren<br />
zwischen Bund und Land vereinbart, »ohne<br />
dass bisher viel geschehen ist«, so Hermann.<br />
Jetzt wolle das Bundesverkehrsministerium<br />
dieses Vorhaben offenkundig<br />
ganz aufgeben, ohne dafür eine klare Begründung<br />
zu geben.<br />
Bund und Land hatten sich 2007 darauf<br />
verständigt, die 27 Schleusen zwischen<br />
Mannheim-Feudenheim und Plochingen<br />
für Güterschiffe mit einer Länge von bis<br />
zu 135 m Länge befahrbar zu machen. Ursprünglich<br />
sollte der Ausbau im Jahr 2025<br />
abgeschlossen werden. Ein im Jahr 2<strong>01</strong>8<br />
vorgelegter neuer Zeitplan sah den Ausbau<br />
bis Heilbronn bis 2040 und bis Plochingen<br />
bis 2050 vor.<br />
Hermanns Berliner Amtskollege, Bundesminister<br />
Volker Wissing, hatte zunächst<br />
im Mai verkündet, dass ein Ausbau<br />
nicht länger planbar und finanzierbar sein<br />
und dass sich der Bund darauf konzentrieren<br />
wollen, den Anlagenbestand zu sanieren<br />
und instandzuhalten. Laut einem Medienbericht<br />
hält das Bundesministerium<br />
die Verlängerung der Neckarschleusen<br />
nun gar nicht mehr für notwendig und<br />
verweist auf nicht näher beschriebene hohe<br />
Verlagerungspotenziale, die mit der vorhandenen<br />
Infrastruktur genutzt werden<br />
könnten.<br />
»Die stärkere Verlagerung von Warentransporten<br />
von der Straße auf die Wasserwege<br />
und die Schiene ist aus Gründen<br />
des Klimaschutzes auch im Interesse der<br />
Wirtschaft und das Gebot der Stunde«,<br />
sagt hingegen Hermann. Es könne nicht<br />
sein, dass der Bund eine seit vielen Jahren<br />
bestehende Vereinbarung mit dem Land<br />
für die Verlängerung der Neckarschleusen<br />
jetzt mit fadenscheinigen und nicht nachvollziehbaren<br />
Erklärungen über den Haufen<br />
werfe.<br />
Schon zuvor hatte Baden-Württemberg<br />
beklagt, dass während der Projektlaufzeit<br />
von bislang 14 Jahren zwar schon mehr als<br />
150 Mio. € ausgegeben worden seien und<br />
Baden-Württemberg Planungspersonal dafür<br />
abgestellt habe, bis heute aber keine einzige<br />
Baumaßnahme an den 27 Neckarschleusen<br />
begonnen wurde.<br />
BDB-Vorstandsmitglied Jens Langer<br />
(DP World) hatte in Reaktion auf einen<br />
drohenden Ausbaustopp erklärt, dass nur<br />
Schiffe mit einer Länge von 135 m in Kombination<br />
mit einer 24/7-Schleusung die<br />
Möglichkeit bieten, attraktive Angebote<br />
für einen besonders umweltschonenden<br />
Gütertransport zu machen. »Eine Rückverlagerung<br />
von Transporten auf die Straße<br />
oder die bereits jetzt überlastete Schiene<br />
ist der falsche Weg«, sagte er damals. <br />
LAND FÖRDERT<br />
Karlsruhe plant<br />
Wasserstoff-Hub<br />
Das Zukunftsthema Wasserstoff rückt<br />
naher. Der Karlsruher Rheinhafen soll<br />
ein wichtiger Knotenpunkt im geplanten<br />
H-Netz werden. Dafür hat das Umweltministerium<br />
in Stuttgart jetzt Fördergelder<br />
bewilligt.<br />
Den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft<br />
und die Transformation hin zu einer<br />
klimaneutralen Wirtschaft in Baden-<br />
Württemberg weiter voranzubringen, ist<br />
Ziel des Förderprogramms »Klimaschutz<br />
und Wertschöpfung durch Wasserstoff«<br />
(KWH2). Insgesamt unterstützt das Land<br />
in den nächsten drei Jahren acht Projekte<br />
mit insgesamt 17 Mio. €.<br />
Einer der Empfänger sind die Karlsruher<br />
Häfen mit dem Projekt »H2iPort-<br />
KAMod«, das auf den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur<br />
abzielt. »Wir brauchen<br />
jetzt einen schnellen Hochlauf der<br />
Wasserstoffindustrie. Dafür müssen wir<br />
bei unseren Projekten auch stärker den<br />
Bau von Infrastruktur wie Wasserstoffleitungen<br />
oder Elektrolyseure fördern«,<br />
so Energieministerin Thekla Walker.<br />
KWH2 deckt dabei zwei Themenfelder<br />
ab: zum einen Erzeugung, Speicherung,<br />
Transport und Anwendung von Wasserstoff,<br />
zum anderen geht es um Prozesswege<br />
in der Industrie zur Nutzung von<br />
überwiegend »grünem« Wasserstoff. <br />
56 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Duisport startet Rivergate<br />
Die Hafengesellschaft duisport und der Bildbearbeitungspezialist Vitronic stellen<br />
eine Lösung zur automatischen Erkennung von Containern vor und treiben damit<br />
die Digitalisierung des wasserseitigen Umschlags voran<br />
Duisport geht den nächsten wichtigen<br />
Schritt auf dem Weg zum digitalen<br />
Hafen der Zukunft: Während der Einsatz<br />
von sogenannten OCR-Gates (»Optical<br />
Character Recognition«) auf der Bahnund<br />
der Straßenseite im Duisburger Hafen<br />
schon realisiert wurde, gab es auf der<br />
Wasserseite bisher keine vergleichbare<br />
Lösung.<br />
Gemeinsam mit Vitronic, einem der<br />
weltweit führenden Unternehmen für industrielle<br />
Bildverarbeitung, hat duisport<br />
in nur 15 Monaten ein auf der Basis von<br />
hochauflösenden 12K-Kameras arbeitendes<br />
»Rivergate« entwickelt und erfolgreich<br />
an zwei Kränen getestet. Hiermit<br />
wurde eine nachhaltige Lösung geschaffen,<br />
um beim Be- und Entladen eines<br />
Binnenschiffs in wenigen Sekunden<br />
und mit einer Erkennungsrate von fast<br />
100 % die ID des Containers digital zu erfassen<br />
und mit der Ladeliste abzugleichen.<br />
In Kombination mit dem »Crane Management<br />
System« (CMS) der Firma PO-<br />
LO KNOW-HOW ist es damit möglich,<br />
Fehlverladungen zu vermeiden, da in Fällen<br />
eines sogenannten »Misspickings«<br />
der Spreader nicht mehr entriegelt werden<br />
kann. Gleichzeitig ist das System in<br />
der Lage, die Unversehrtheit des Zollsiegels<br />
sowie etwaige Beschädigungen am<br />
Container zu erkennen. Dadurch werden<br />
bestehende Prozesse im Arbeitsalltag optimiert,<br />
und die Digitalisierung des weltweit<br />
größten Binnenhafens wird weiter<br />
vorangetrieben.<br />
Auf Basis von hochauflösenden 12K-Kameras erfasst »Rivergate» am D3T Terminal digital und<br />
in wenigen Sekunden die ID des Containers beim Be- und Entladen eines Binnenschiffs<br />
Zum Einsatz kommt das Rivergate zunächst<br />
auf einem Kran des Duisburg Trimodal<br />
Terminal (D3T) auf logport I in<br />
Duisburg-Rheinhausen sowie auf einem<br />
Kran auf dem Terminal GWW auf logport<br />
II in Duisburg-Hochfeld. Durch die<br />
Installation der speziell entwickelten Kamerasysteme<br />
wird eine effiziente und<br />
transparente Zustandsdokumentation<br />
und Erfassung in Echtzeit ermöglicht –<br />
auch nachts und bei schlechten Wetterbedingungen.<br />
Rivergate ermöglicht den Angaben zufolge<br />
nicht nur eine wichtige Prozessoptimierung,<br />
sondern ist ein weiterer Meilenstein<br />
bei der Digitalisierung des Duisburger<br />
Hafens. Dies sei ein großer Mehrwert<br />
für duisport und das gesamte Kundenund<br />
Partnernetzwerk, heißt es in einer<br />
Mitteilung. »Dank Rivergate können wir<br />
den Zustand der Container belegen und<br />
ihren Aufenthalt im Terminal lückenlos<br />
dokumentieren«, sagt duisport-Vorstand<br />
Thomas Schlipköther.<br />
<br />
© VITRONIC / Hosan<br />
PLANGEMÜHLE WIRD AUSGEBAUT<br />
Bindewald Gutting investiert 80 Mio. € im Neusser Hafen<br />
Hoher Besuch im Neusser Hafen: Nordrhein-Westfalens<br />
Umweltminister Oliver<br />
Krischer informierte sich bei einem Ortstermin<br />
im Neusser Hafen über aktuelle<br />
Projekte. Die Bindewald Gutting Mühlengruppe<br />
will die Neusser Plangemühle<br />
ausbauen und modernisieren. »Bis ins<br />
Jahr 2025 werden wir insgesamt etwa<br />
80 Mio. € investiert haben. Ausschlaggebend<br />
dafür ist, dass wir im Neusser Hafen<br />
ideale Bedingungen für unsere Mühle<br />
vorfinden«, sagte Geschäftsführer Martin<br />
Bindewald.<br />
Bereits seit 2<strong>01</strong>8 entwickelt Bindewald<br />
Gutting den Unternehmensstandort in<br />
Neuss. Neben der Modernisierung der<br />
Produktion wurde beispielsweise 2022 eine<br />
neue Waggonentladeanlage in Betrieb<br />
genommen, mit der Ganzzüge abgefertigt<br />
werden können. Ein neuer Schiffssauger<br />
und eine wasserseitige Beladeanlage<br />
sollen zusätzlich hinzukommen.<br />
»Der Hafen Neuss ist ein wesentlicher<br />
Logistikhub am Rhein. Ich bin hoch erfreut,<br />
dass auch durch private Investitionen<br />
der Hafenstandort weiter gestärkt<br />
wird«, so Krischer.<br />
<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
57
WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />
Erst Anfang Oktober war das 500 Mio. € teure Schiffshebewerk in Niederfinow eröffnet worden – jetzt muss es wieder die alte Anlage (links im Foto) richten<br />
© GDWS<br />
Störfall legt neues Schiffshebewerk lahm<br />
Das neue Schiffshebewerk in Niederfinow musste nach einem Störfall bis zum 15. Januar<br />
für den Verkehr gesperrt werden. Nach Intervention des Gewerbes wurde die alte Anlage<br />
reaktiviert, um die Schifffahrt nicht gänzlich auszubremsen<br />
Ein mechanischer Schaden am Sicherungssystem<br />
hat zu einer Sperrung<br />
des erst Anfang Oktober mit großem<br />
Pomp eröffneten Schiffshebewerks in<br />
Niederfinow geführt.<br />
Am 16. Dezember sei es bei zweistelligen<br />
Minusgraden zu einem Störfall am<br />
neuen Hebewerk mit einer Schiefstellung<br />
des Troges um 40 cm gekommen, teilte<br />
das WNA Berlin mit. In dieser Wanne<br />
überwinden die Schiffe auf der Oder-<br />
Havel-Wasserstraße einen Höhenunterschied<br />
von 36 m – das Sicherungssystem<br />
soll verhindern, dass der Trog bei<br />
einer Havarie abstürzt. Nach einem »mechanischen<br />
Schaden« am Antriebs- und<br />
Sicherungssystem wurde kurz vor dem<br />
Jahreswechsel die Vollsperrung des<br />
500 Mio. € teuren und erst nach 14 Jahren<br />
Bauzeit fertiggestellten Bauwerks angeordnet,<br />
da »die betroffenen Ersatzteile<br />
erst angefertigt werden müssten.«<br />
Das rief umgehend Vertreter des Gewerbes<br />
auf den Plan. Denn auch das alte<br />
Hebewerk sollte ursprünglich nicht zur<br />
Verfügung stehen, weil vom 3. Januar bis<br />
zum 26. Februar eine Revision angesetzt<br />
war. Als »nicht akzeptabel« bezeichnete<br />
der BDB die Situation und intervenierte<br />
beim WNA.<br />
Sechs Schiffe, unterwegs von Stettin<br />
kommend in Richtung westdeutsches<br />
Kanalgebiet, seien akut betroffen. Weitere<br />
sechs Schubverbände waren für die Fahrt<br />
von Stettin nach Berlin angekündigt, zudem<br />
ein Schubverband für die Fahrt von<br />
Berlin nach Stettin.<br />
Und das WNA reagierte: Die Revision<br />
am alten Hebewerk wurde kurzfristig<br />
verschoben. Anstelle der neuen Anlage<br />
soll es im Notbetrieb die Schiffe auf ihrem<br />
Weg über die Havel-Oder-Wasserstraße<br />
(HOW) schleusen, bis die für eine<br />
Reparatur erforderlichen Ersatzteile eingetroffen<br />
sind. Der Austauch der Seilscheiben<br />
muss solange warten. »Wir<br />
freuen uns sehr«, hieß es in einem Antwortschreiben<br />
des WNA an den BDB,<br />
dass die gewerbliche Schifffahrt erstmals<br />
die Havel-Oder-Wasserstraße während<br />
der Wintermonate nutzen wolle. Allerdings<br />
wurde vorsorglich darauf verwiesen,<br />
dass es »aufgrund der laufenden<br />
Reparaturarbeiten am SHW Süd (alt) zu<br />
Wartezeiten kommen kann.«<br />
Schon in der Vergangenheit hatte es<br />
immer wieder Störungen gegeben, die<br />
den Betrieb des alten Hebewerks und den<br />
Bau der neuen Anlage beeinträchtigt haben.<br />
Nun soll laut WNA-Leiter Rolf Dietrich<br />
zunächst die Ursache für die jüngste<br />
Fehlfunktion geprüft werden, um die Anlage<br />
danach »verantwortbar wieder in<br />
Betrieb zu nehmen.« Denn das Ziel lautete<br />
eigentlich, Störungen innerhalb von<br />
zwei bis drei Stunden zu beheben. KF<br />
58 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
BUYER’S GUIDE<br />
Buyer’s Guide<br />
Drehscheibe von Herstellern, Dienstleistern,<br />
Experten und Zulieferern<br />
1 Werften<br />
2 Antriebsanlagen<br />
3 Motorkomponenten<br />
4 Schiffsbetrieb<br />
5 Korrosionsschutz<br />
6 Schiffsausrüstung<br />
7 Hydraulik | Pneumatik<br />
8 Bordnetze<br />
9 Mess- | Regeltechnik<br />
10 Navigation | Kommunikation<br />
11 Konstruktion | Consulting<br />
12 Umschlagtechnik<br />
13 Container<br />
14 Hafenbau<br />
15 Häfen<br />
16 Finanzen<br />
17 Makler<br />
18 Reedereien<br />
19 Datenverarbeitung<br />
20 Hardware | Software<br />
21 Spedition | Lagerei<br />
22 Versicherungen<br />
23 Wasserbau<br />
24 Recht<br />
25 Dienstleistungen<br />
Ihre Ansprechpartner:<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG<br />
Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg<br />
Sandra Winter<br />
s.winter@hansa-online.de<br />
Tel. +49 (0)40 70 70 80-225<br />
D-A-CH und BeNeLux<br />
hansmann.media GmbH<br />
Andreas Hansmann | Dorothee Emde<br />
Tel. +49 (0)40 60 91 88-15<br />
a.hansmann@hansmann.media oder<br />
d.emde@hansmann.media<br />
Werften<br />
Yards<br />
1<br />
Antriebsanlagen<br />
Propulsion<br />
2<br />
Ihr Partner für Motoren<br />
und Komponenten<br />
ScanDiesel GmbH<br />
Ermlandstraße 59 · 28777 Bremen<br />
Tel.: +49 421 67532-10<br />
Fax: +49 421 67532-20<br />
info@scandiesel.de · www.scandiesel.de<br />
Schiffsmotoren von NANNI, JCB, AGCO Power, Scania und<br />
Mitsubishi, Motorregelsysteme von GAC und ComAp.<br />
HITZLER WERFT – innovativ seit 1885<br />
Hitzler Werft GmbH<br />
Bahnhofstr. 4–12<br />
21481 Lauenburg/Elbe<br />
Tel. 04153 / 588-0<br />
info@hitzler-werft.de<br />
www.hitzler-werft.de<br />
Schiffsneubau · Schiffsreparaturen<br />
Schiffskonstruktion · Maschinenbau<br />
Neubau Reparatur Umbau<br />
Newbuilding Repair<br />
Conversion<br />
Seit über 100 Jahren im Dienst<br />
der Binnenschifffahrt<br />
HEINRICH HARBISCH Schiffswerft GmbH<br />
47053 Duisburg | Außenhafen | Marientor | Werftstr. 47 | www.ha-du.de<br />
Buyer’s Guide monatlich neu<br />
Motoren<br />
Engines<br />
Energiesysteme und<br />
Elektromobilität aus einer Hand<br />
Elektrische Antriebssysteme (ab 1,7 kW)<br />
Wellen-Antrieb Parallel-Hybrid Pod-Antrieb<br />
<br />
Dieselmotoren für die<br />
kommerzielle Schifffahrt<br />
von 537 kW bis 1,324 kW.<br />
MAN Truck & Bus AG Tel.: +49 911 420-0<br />
Motoren & Komponenten man-engines@man.eu<br />
www.man-engines.com<br />
MAN Engines<br />
Aggregate, Motoren, Getriebe, Dieselservice,<br />
Reparaturen, Kolben, Anlasser,Turbolader, Filter,<br />
<br />
August Sto. KG<br />
Ffo@a-storm.com<br />
www.a-storm.com<br />
Volvo Penta<br />
Central Europe GmbH<br />
Am Kielkanal 1 · 24106 Kiel<br />
Tel. (0431) 39 94 0 · Fax (0431) 39 67 74<br />
E-mail juergen.kuehn@volvo.com<br />
www.volvopenta.com<br />
Motoren für Schiffshauptantriebe, Generatoranlagen, Bugstrahlruder<br />
Getriebe<br />
Gears<br />
Getriebeservice<br />
Tel.: +49 (0) 28 71 / 70 33<br />
www.brauer-getriebe.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
59
BUYER’S GUIDE<br />
Propeller<br />
Propellers<br />
Service und Reparatur<br />
Service and Repair<br />
Abgasanlagen<br />
Exhaust Gas Systems<br />
SCHOTTEL GmbH<br />
Mainzer Str. 99<br />
56322 Spay/Rhein<br />
Tel.: + 49 (0) 26 28 / 6 10<br />
Fax: + 49 (0) 26 28 / 6 13 00<br />
info@schottel.de · www.schottel.deScrew<br />
YOUR PROPULSION EXPERTS<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Abgasanlagen<br />
Rußfilter<br />
SCR-Systeme<br />
Katalysatoren<br />
Datenlogger<br />
Montagen<br />
Engineering<br />
Herbert-Ludwig-Str. 12-14<br />
28832 Achim | T: 04202/9769-0<br />
draack@krone-filter.de<br />
www.krone-filter.de<br />
Manövriertechnik<br />
Manoeuvering<br />
SCHOTTEL GmbH<br />
Mainzer Str. 99<br />
56322 Spay/Rhein<br />
Tel.: + 49 (0) 26 28 / 6 10<br />
Fax: + 49 (0) 26 28 / 6 13 00<br />
info@schottel.de · www.schottel.deScrew<br />
YOUR PROPULSION EXPERTS<br />
Kupplungen<br />
Clutches<br />
Teekay Rohrkupplungen GmbH<br />
Krummenweger Str. 133a • 40885 Ratingen<br />
Tel. +49 (0)21 02 770 78-0 • Fax -29<br />
www.teekay-rohrkupplungen.de<br />
Gummi-/<br />
Propellerwellenlager<br />
Rubber Shaft Bearings<br />
GUMETA H. Maes GmbH<br />
Südstr. 9 | D-66780 Rehlingen-Siersburg<br />
Tel. + 49 (6835) 3094 | Fax + 49 (6835) 670 57<br />
E-Mail: info@gumeta.de<br />
www.gumeta.de<br />
48h-Service<br />
Kunststofftechnik Rodenberg GmbH<br />
Im Seefeld 1 - 3, 31552 Rodenberg<br />
Tel. 05723 9409-0, verkauf@ktrgmbh.de<br />
Motorkomponenten<br />
Engine Components<br />
Schiffsbetrieb<br />
Ship Operation<br />
4<br />
Ab- und<br />
Überfüllsicherungen<br />
Fill and Overfill<br />
Prevention Systems<br />
Security & Electronic Technlogies GmbH<br />
Aumühlweg 3/2 • 2544 Leobersdorf<br />
Österreich<br />
T +43 (2256) 2<strong>01</strong>77- 0 • F -11<br />
<br />
<br />
Spezialantriebe<br />
Special Propulsion<br />
SCHOTTEL GmbH<br />
Mainzer Str. 99<br />
56322 Spay/Rhein<br />
Tel.: + 49 (0) 26 28 / 6 10<br />
Fax: + 49 (0) 26 28 / 6 13 00<br />
info@schottel.de · www.schottel.deScrew<br />
YOUR PROPULSION EXPERTS<br />
3<br />
Abgasanlagen<br />
Exhaust Gas Systems<br />
Paraffinischer Schiffsdiesel<br />
Paraffinic Ship’s Diesel<br />
HGM Energy GmbH<br />
Windhukstraße 1-3<br />
28237 Bremen<br />
Tel. +49 (421) 649 20-0<br />
HGM<br />
Paraffinischer<br />
Schiffsdiesel<br />
(EN 15940)<br />
www.hgm-energy.com<br />
www.binnenschifffahrt-online.de<br />
Buyer’s Guide monatlich neu<br />
60 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
BUYER’S GUIDE<br />
Korrosionsschutz<br />
Corrosion Protection<br />
5<br />
Anker Zubehör<br />
Anchors Attachment<br />
Anker-, Verhol-, Forschungs- und Seilwinden<br />
KAPPIS NAUTIC<br />
Brandschutz<br />
Fire Protection<br />
Farben Beschichtungen<br />
Colours Coatings<br />
Westendstr. 52 · 77933 Lahr/Kippenheimweiler<br />
Tel. 07825-87 05 87 · Fax -89 · mail@kappis-nautic.de<br />
www.kappis-nautic.de<br />
+49 40 781 293 44<br />
www.kj-fireoff.com<br />
fireprotection@kj-fireoff.com<br />
FIRE PROTECTION: WATER · GAS · FOAM<br />
New Builds, Conversions, Repairs, Sales<br />
®<br />
Korrosionsschutz-Systeme<br />
Steelpaint GmbH · Am Dreistock 9<br />
97318 Kitzingen · Tel.: +49 (0) 9321/3704-0<br />
Fax: +49 (0) 9321/3704-40<br />
mail@steelpaint.com · www.steelpaint.com<br />
1-komponentige Polyurethan-Korrosionsschutz-<br />
Systeme für Hafen- und Kaianlagen, Spundwände,<br />
Brücken, Schiffsbau, Ballasttanks.<br />
Schiffsausrüstung<br />
Ships Equipment<br />
6<br />
Abwasser<br />
Wastewater<br />
Advanced Wastewater Treatment<br />
Technologies for Vessels & Offshore<br />
www.martin-membrane.com<br />
Beleuchtung LED<br />
Lighting<br />
Inneneinrichtung<br />
und -ausbau<br />
Interieurs<br />
Industriestraße 10<br />
D-49733 Haren/Ems<br />
Tel. +49(0)5932-99 77-0<br />
Fax +49(0)5932-99 77-20<br />
info@wessels.com<br />
www.wessels.com<br />
TISCHLEREI und ALUBAU<br />
SCHIFFSAUSBAUTEN<br />
Kälte Klima Lüftung<br />
Refrigeration Climate<br />
Ventilation<br />
GmbH<br />
Alte Duisburger Str. 11 | D-47119 Duisburg<br />
+49 (0)203 932730 | www.wi-du.de<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
www.alfalaval.de/marine<br />
Measuring<br />
Testing Technology<br />
Spende und werde ein Teil von uns.<br />
seenotretter.de<br />
KRAL Kraftstoff-Verbrauchsmessung<br />
für Dieselmotoren.<br />
#teamseenotretter<br />
<br />
KRAL AG, 6890 Lustenau, Austria<br />
Tel.: +43 / 55 77 / 8 66 44 - 0, kral@kral.at, www.kral.at<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
61
BUYER’S GUIDE<br />
Wärmeübertragung<br />
Heat Transfer<br />
Ruderanlagen<br />
Steering Gears<br />
Mess- Regeltechnik<br />
Measuring<br />
Control Device<br />
www.alfalaval.de/marine<br />
9<br />
<br />
<br />
<br />
Hydraulik Pneumatik<br />
Hydraulics Pneumatics<br />
Bordnetze<br />
Power Supply Systems<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
7<br />
Pumpen Drucklufttechnik<br />
Pumps and Pneumatics<br />
KRAL Schraubenspindelpumpen<br />
für Kraft- und Schmierstoffe.<br />
KRAL AG, 6890 Lustenau, Austria<br />
Tel.: +43 / 55 77 / 8 66 44 - 0, kral@kral.at, www.kral.at<br />
8<br />
Ihr Spezialist für Generatoren<br />
und Diesel-Stromaggregate<br />
• Verkauf, Überholung und Reparatur<br />
• Auswuchten • Neuwicklungen<br />
• alle Fabrikate und Leistungen<br />
Hubert Tippkötter GmbH • Velsen 49 • 48231 Warendorf<br />
Fon +49 2584 9302-0 • Fax +49 2584 9302-50 • www.tippkoetter.de<br />
<br />
<br />
<br />
Navigation<br />
Kommunikation<br />
Navigation<br />
Communication<br />
10<br />
E info@alphatron.de<br />
W alphatron.de<br />
T +49 41 <strong>01</strong>3 7710<br />
Alphatron Marine Deutschland GmbH<br />
Hamburg - Rostock - Leer/Emden<br />
Neubau - Refit - Umbau - Service<br />
Flussradar, AutoPilot, Wendeanzeiger,<br />
Inland AIS, Inland ECDIS, Funk, SATTV<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Energiesysteme und<br />
Elektromobilität aus einer Hand<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Buyer’s Guide – monatlich neu<br />
www.binnenschifffahrt-online.de<br />
<br />
HIER<br />
könnte Ihre Anzeige stehen<br />
62 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
BUYER’S GUIDE<br />
Navigation<br />
Kommunikation<br />
Navigation<br />
Kommunikation<br />
Makler<br />
Ship Brokers<br />
Wasserbau<br />
Hydraulic Engineering<br />
ZETFON-Fonomat 4x70s / 1x70s<br />
ZETFON 300/310<br />
Makrofon M125 / M75<br />
17<br />
23<br />
ZÖLLNER Signal GmbH Tel. +49 431 70 27-219<br />
<br />
Satellitentechnik<br />
Satellite Technology<br />
CONNECT<br />
Die perfekte Internetlösung an Bord<br />
ten Haaft GmbH | Neureutstr. 9 | DE-75210 Keltern<br />
info@ten-haaft.de | +49 (0)7231 58 588-931<br />
G.m.b.H.<br />
Schiffsmakler<br />
Moorhof 2 e<br />
22399 Hamburg<br />
Tel. 040 / 600 466-0 | Fax -33<br />
info@kluth-hamburg.de<br />
www.kluth-hamburg.de<br />
Versicherungen<br />
Insurance<br />
22<br />
An- und Verkauf von<br />
Binnen-, Küsten- und Seeschiffen,<br />
Baggergeräten aller Art,<br />
Neubaukontrahierungen,<br />
Finanzierungen<br />
<br />
<br />
Dienstleistungen<br />
Services<br />
25<br />
Spende und werde<br />
ein Teil von uns.<br />
seenotretter.de<br />
Personalagenturen<br />
Employment Agency<br />
Bunker und Kraftstoff<br />
Bunker Service and Fuels<br />
Europaweit tätige Personalagentur<br />
vermittelt Personal für alle Flussschiffe<br />
Tel. 00421 918 828 726 | 00421 948 699 352<br />
email: tmlg.info1@gmail.com<br />
www.tmlg.eu www.rynskypatent.sk<br />
Dein Partner für<br />
Bunker-Service<br />
Tel. +49 40 5379847 0<br />
hoyer-marine.de<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
63
RECHT<br />
Aktivlegitimation<br />
der Versicherer von<br />
Havarieschäden<br />
»Revidirte Rheinschiffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK<br />
Zur Darlegung der Aktivlegitimation von Schiffskaskoversicherern gemäß § 86 VVG aus übergegangenem Recht ist es im Falle des<br />
Bestreitens notwendig, vorzutragen und zu beweisen, welche der beteiligten Versicherungen welchen Teil des Schadens an den<br />
Ver sicherungsnehmer bezahlt haben. Auch soweit das niederländische Recht in Artikel 962 1. Burgerlijk Wetboek Boek 7 einen Forderungsübergang<br />
auf den Versicherer kennt, müssen die Tatbestandsvoraussetzungen für eine cessio legis auf einen der beteiligten<br />
Versicherer als Kläger substantiiert vorgetragen werden.<br />
Die Rechtsprechung zum deutschen Prozessrecht, dass keine Regel existiert, die es dem Berufungsbeklagten auferlegt, erstinstanz -<br />
liches Vorbringen zu wiederholen oder jedenfalls in Bezug zu nehmen, gilt auch in Rheinschifffahrtssachen gemäß Artikel 38 III der<br />
Mannheimer Akte.<br />
(Hinweis-)Beschluss vom 30. September<br />
2021 sowie (Zurückweisungs-)Beschluss<br />
vom 12. Januar 2022 des Rheinschiffahrtsobergerichtes<br />
Karlsruhe, Az.: 22 U<br />
3/20 RhSch (Rheinschiffahrtsgericht<br />
Mannheim, Az.: 31 C 2/17 RhSch)<br />
Aus dem (Zurückweisungs-)Beschluss<br />
vom 12. Januar 2021:<br />
… hat das Rheinschiffahrtsobergericht<br />
Karlsruhe … am 12. Januar 2022 beschlossen:<br />
Die Berufung der Klägerin gegen das Urteil<br />
des Rheinschiffahrtsgerichts Mannheim<br />
vom 21.02.2021 – Aktenzeichen: 31<br />
C 2/17 RhSch – wird einstimmig zurückgewiesen<br />
…<br />
Aus dem Tatbestand:<br />
Die Klägerin verlangt aus »übergegangenem,<br />
respektive abgetretenem« Recht<br />
von den Beklagten Schadensersatz wegen<br />
eines Schiffsunfalls, der sich am<br />
30.08.2<strong>01</strong>6 auf dem Rhein bei Rheinkilometer<br />
395,270 ereignet hat, mit der Behauptung,<br />
sie sei führende Kaskoversicherin<br />
des Gütermotorschiffes (GMS)<br />
»Petran«…<br />
Gemäß der kontradiktorischen Schadenstaxe<br />
vom 28.02.2<strong>01</strong>7 wurde ein Schaden<br />
in Höhe von insgesamt 83.386,43 € zuzüglich<br />
Kosten für Periskal in Höhe von<br />
500,00 € festgestellt. Die Expertisekosten<br />
bezogen auf den Schaden des GMS<br />
»Petran« betrugen laut Rechnung vom<br />
07.03.2<strong>01</strong>7 2.886,76 €, die Expertisekosten<br />
bezogen auf den Schaden am FGKS<br />
»Regina Rheni« gemäß Rechnung vom<br />
14.06.2<strong>01</strong>7 3.186,00 €.<br />
Der Prozessbevollmächtigte der Klägerin<br />
forderte den Prozessbevollmächtigten<br />
der Beklagten auf, einen Betrag in Höhe<br />
von 87.552,06 € unter Fristsetzung zum<br />
28.08.2<strong>01</strong>7 und erweiternd einen Betrag<br />
in Höhe von 94.617,06 € unter Fristsetzung<br />
zum 06.12.2<strong>01</strong>7 zu zahlen …<br />
Die Klägerin hat behauptet,<br />
sämtliche beteiligten Versicherer sowie<br />
der Versicherungsnehmer hätten ihre Ansprüche<br />
an die Klägerin abgetreten, sie<br />
sei damit aktivlegitimiert …<br />
Das Rheinschiffahrtsgericht hat … ausgeführt:<br />
Die Klägerin sei aktivlegitimiert,<br />
das Bestreiten der Beklagten sei angesichts<br />
der vorgelegten Abtretungserklärungen<br />
und der Versicherungspolice unbeachtlich<br />
…<br />
Aus den Gründen:<br />
Gleichwohl steht der Klägerin der geltend<br />
gemachte Anspruch auch unter Berücksichtigung<br />
der Ausführungen in den Stellungnahmen<br />
nicht zu.<br />
Ein Anspruchserwerb aufgrund von Abtretungserklärungen<br />
der beteiligten Versicherungen<br />
ist nach wie vor nicht<br />
schlüssig und substantiiert dargelegt,<br />
denn die Klägerin trägt noch immer nicht<br />
vor, welche der beteiligten Versicherungen<br />
den Teilbetrag von 5.278,43 € bezahlt<br />
hat, dies ergibt sich auch nicht aus der<br />
Anlage BK 12, so dass nach wie vor offen<br />
bleibt, welche der beteiligten Versicherungen<br />
einen Anspruch kraft cessio legis<br />
erworben und an die Klägerin abgetreten<br />
haben könnte. Dass das niederländische<br />
Recht in Art. 962 1. Burgerlijk Wetboek<br />
Boek 7 einen Forderungsübergang auf<br />
den Versicherer kennt, wurde vom Senat<br />
zu keinem Zeitpunkt in Abrede gestellt.<br />
Die Klägerin übersieht allerdings, dass<br />
dieser Forderungsübergang voraussetzt,<br />
dass der Versicherer den Schaden ersetzt,<br />
was hier – wie gezeigt – nicht hinreichend<br />
substantiiert vorgetragen wurde.<br />
Die Hinweise auf die Prozessökonomie<br />
und die Vorteile einer Bündelung der<br />
Ansprüche bei dem führenden Versicherer<br />
sind in diesem Zusammenhang unbehelflich<br />
…<br />
Aus dem (Hinweis-)Beschluss vom 30.<br />
September 2021:<br />
Der Senat beabsichtigt, die Berufung der<br />
Klägerin … durch einstimmigen Beschluss<br />
zurückzuweisen ...<br />
Aus den Gründen:<br />
1. Die Berufung hat schon deshalb keinen<br />
Erfolg, weil die Klage nicht zulässig<br />
ist, denn die Klagebegründung lässt<br />
nicht hinreichend erkennen, welche Ansprüche<br />
mit der Klage verfolgt werden<br />
sollen (§ 253 Abs. 2 Nr. 3 ZPO, anwendbar<br />
nach Art. 38 Abs. 3 der Mannheimer<br />
Akte). Die Klägerin macht pauschal<br />
Ansprüche aus »übergegangenem, respektive<br />
abgetretenem Recht« geltend,<br />
ohne erkennen zu geben, aus welchen<br />
eigenen oder fremden Rechten sie ihre<br />
Anspruchsberechtigung herleiten will.<br />
Der Begriff »respektive« (Bedeutung laut<br />
Duden: »beziehungsweise«) ist mangels<br />
eines klaren Bedeutungsinhalts ungeeignet,<br />
die notwendige Klarstellung herbeizuführen.<br />
Damit bliebe offen, über<br />
welche Ansprüche (gegebenenfalls in<br />
welcher Reihenfolge) zu entscheiden ist<br />
64 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong> (Sammlung Seite 2803)
RECHT<br />
mit der Folge, dass sich auch die Rechtskraft<br />
eines Urteils nicht bestimmen lässt.<br />
Denn bei Ansprüchen aus eigenem und<br />
Ansprüchen aus fremdem Recht oder<br />
aus verschiedenen fremden Rechten<br />
handelt es sich jeweils um unterschiedliche<br />
Streitgegenstände, die nicht alternativ<br />
geltend gemacht werden können,<br />
weil der Klage jeweils ein anderer Lebenssachverhalt<br />
zu Grunde gelegt wird<br />
(vgl. z. B. BGH, Urteil vom 27.09.2006 –<br />
VIII ZR 19/04 – [juris Rn. 8]).<br />
2. Die Berufung bleibt darüber hinaus<br />
auch deshalb ohne Erfolg, weil die Aktivlegitimation<br />
der Klägerin nicht festgestellt<br />
werden kann und diese von den Beklagten<br />
ausführlich und substantiiert (Klageerwiderung<br />
vom 21.02.2<strong>01</strong>8, Seite 30)<br />
bestritten wurde.<br />
a) Zwar hat die Klägerin mit Schriftsatz<br />
vom 02.<strong>01</strong>.2020 unter Vorlage der Anlage<br />
K 3 zu den an dem (den) behaupteten Versicherungsverhältnis<br />
(Versicherungsverhältnissen)<br />
beteiligten Versicherungen<br />
und dem Umfang der jeweiligen Beteiligung<br />
vorgetragen und dies unter Beweis<br />
gestellt. Vortrag dazu, in welcher Weise<br />
diese die geltend gemachte Forderung<br />
ganz oder zum Teil erworben haben könnten,<br />
wurde jedoch nicht gehalten, obwohl<br />
die Beklagten das Fehlen von Vortrag zum<br />
Erwerb der Forderung ausdrücklich beanstandet<br />
haben …<br />
Aus welchen Gründen das Rheinschiffahrtsgericht<br />
dennoch zu der Auffassung<br />
gelangt ist, die Klägerin sei aktivlegitimiert,<br />
ergibt sich aus der Begründung<br />
nicht. Der Hinweis auf die vorgelegten<br />
Abtretungserklärungen und die Versicherungspolice<br />
verfängt schon deshalb<br />
nicht, weil sich aus der Versicherungspolice<br />
lediglich ergeben könnte, in welchem<br />
Umfang die dort aufgeführten Versicherungen<br />
am Versicherungsvertrag<br />
beteiligt sind und die vorgelegten Abtretungserklärungen<br />
lediglich die Abgabe<br />
entsprechender Willenserklärungen belegen<br />
könnten. Die Abtretungserklärungen<br />
sind jedoch nicht zum Nachweis geeignet,<br />
dass die dort aufgeführten Zedenten<br />
tatsächlich Inhaber einer Forderung<br />
in welcher Höhe auch immer waren,<br />
insbesondere in welcher Weise sie<br />
diese Forderungen des Geschädigten erlangt<br />
haben könnten. Solcher Vortrag<br />
war hier insbesondere deshalb geboten,<br />
weil nach der als Anlage K 3 vorgelegten<br />
und in niederländischer Sprache abgefassten<br />
Versicherungspolice davon auszugehen<br />
ist, dass das oder die Versicherungsverhältnisse<br />
nicht dem deutschen<br />
Recht unterliegen, sich aber dem Vortrag<br />
nicht entnehmen lässt, nach welcher<br />
Rechtsordnung und unter welchen dort<br />
statuierten Voraussetzungen ein Forderungsübergang<br />
auf die Klägerin und/<br />
oder auf die Zedenten hätte stattfinden<br />
können. Nachdem die Klägerin lediglich<br />
unzureichend pauschal vorgetragen hat,<br />
aus übergegangenem, respektive abgetretenem<br />
Recht zu klagen, genügte – offensichtlich<br />
– das einfache Bestreiten der<br />
Aktivlegitimation durch die Beklagten.<br />
Vor diesem Hintergrund fehlt es schon<br />
einer substantiierten Darlegung zu<br />
Grund und Umfang eines Forderungserwerbs<br />
durch die jeweilige Zedentin und<br />
damit auch an substantiiertem Vortrag<br />
zum Umfang eines Forderungserwerbs<br />
durch die Klägerin …<br />
c) Auch aufgrund der vorgelegten Abtretungserklärung<br />
der Scheepvaartonderneming,<br />
wohl der Eignerin des GMS »Petran«,<br />
die auf den 26.09.2<strong>01</strong>7/21.11.2<strong>01</strong>7<br />
datiert ist, konkreter Vortrag der Klägerin<br />
dazu findet sich nicht, lässt sich die Aktivlegitimation<br />
der Klägerin nicht mit der erforderlichen<br />
Gewissheit feststellen, denn<br />
auch insoweit bleibt offen, ob die Schiffseignerin<br />
zu diesem Zeitpunkt überhaupt<br />
noch Inhaberin der Ansprüche war, denn<br />
die Abtretungserklärung der G Schadeverzekering<br />
wurde von dieser bereits am<br />
21.09.2<strong>01</strong>7 unterzeichnet und die Abtretungserklärung<br />
der B N.V. bereits am<br />
26.09.2<strong>01</strong>7, weshalb auf der Grundlage<br />
des Vortrags der Klägerin vieles für einen<br />
(unsubstantiiert behaupteten) vorherigen<br />
Forderungsübergang auf diese spricht,<br />
zumindest aber zweifelhaft ist, ob die<br />
Schiffseignerin zum Zeitpunkt der Abgabe<br />
der Abtretungserklärung noch Inhaberin<br />
irgendeiner Schadensersatzforderung<br />
war und diese abtreten konnte. Deshalb<br />
ist mangels eines substantiierten Vortrags<br />
auch insoweit offen, ob und gegebenenfalls<br />
in welcher Höhe die Klägerin<br />
aufgrund der Abtretungserklärung der<br />
Geschädigten eine Forderung erwerben<br />
konnte.<br />
d) Deshalb fehlt der Annahme der Aktivlegitimation<br />
der Klägerin durch das<br />
Rheinschiffahrtsgericht eine rechtlich<br />
tragfähige Grundlage, die Anforderungen<br />
an die substantiierte Darlegung und den<br />
Nachweis eines Forderungserwerbs<br />
durch Abtretung werden verfehlt. Der Senat<br />
ist nicht deshalb daran gehindert, diesen<br />
Rechtsfehler aufzugreifen, weil die<br />
Beklagten ihr Bestreiten der Aktivlegitimation<br />
im Berufungsrechtszug nicht ausdrücklich<br />
wiederholt haben. Denn das<br />
Vorbringen der Beklagten war ohne weiteres<br />
in der Berufungsinstanz angefallen,<br />
auch wenn die in der ersten Instanz aus<br />
anderen Gründen siegreichen Beklagten<br />
sich auf die Verteidigung dieses Urteils<br />
beschränkten und deshalb nach dem bisherigen<br />
Verfahrensverlauf keinen Anlass<br />
sahen, ihr Vorbringen in der Berufungserwiderung<br />
ausdrücklich zu wiederholen,<br />
zumal eine Regelung, die es dem Berufungsbeklagten<br />
auferlegt, erstinstanzliches<br />
Vorbringen zu wiederholen oder jedenfalls<br />
in Bezug zu nehmen, nicht existiert<br />
(st. Rechtsprechung, BGH, Beschluss<br />
vom 19.05.2020 – VI ZR 171/19 – [juris Rn.<br />
7]; Beschluss vom 28.04.2020 – VI ZR<br />
347/19 – [juris Rn. 8]; Urteil vom<br />
28.08.2<strong>01</strong>8 – VI ZR 518/16 – [juris Rn. 14,<br />
15]; Beschluss vom 24.09.2<strong>01</strong>9 – VI ZR<br />
517/18 – [juris Rn. 8]). Dies gilt vor allem<br />
dann, wenn – wie hier – die Beklagten ihr<br />
bisheriges Bestreiten aufrechterhalten<br />
(Seite 27 der Berufungsbegründung, II<br />
133). Diese Grundsätze sind auch in<br />
Rheinschifffahrtssachen anwendbar (Art.<br />
38 Abs. 3 der Mannheimer Akte) …<br />
Anmerkung:<br />
In Fällen von Schiffshavarien klagen in<br />
der Regel die Versicherer des geschädigten<br />
Schiffes gegen den Schiffseigner/Ausrüster<br />
und das Besatzungsmitglied des<br />
gegnerischen Schiffes mit der Behauptung,<br />
die Besatzung habe die Havarie<br />
schuldhaft verursacht.<br />
In der Binnenschifffahrt sind Policen sehr<br />
häufig, an denen sehr viele Versicherer<br />
beteiligt sind. Für den Regressprozess<br />
dieser Versicherer gibt es grundsätzlich<br />
zwei unterschiedliche Wege. Man kann<br />
die Forderung entsprechend der prozentualen<br />
Beteiligung der beteiligten<br />
Versicherer im Namen der beteiligten<br />
Versicherer einklagen oder diese Ansprüche<br />
über Abtretungen bei einem der<br />
Versicherer, in der Regel beim führenden<br />
Versicherer, bündeln und ausschließlich<br />
in dessen Namen klagen. Diese Abtretungen<br />
empfehlen sich insbesondere im<br />
Hinblick auf die Tatsache, dass der Umfang<br />
und die Wirksamkeit einer Führungsklausel<br />
nicht immer völlig eindeutig<br />
sind. Eindeutig ist eine Führungsklausel<br />
nur, wenn sie klar erkennen lässt,<br />
dass der führende Versicherer berechtigt<br />
sein soll, in eigenem Namen sämtliche<br />
Regressansprüche des beteiligten Versicherers<br />
gegen den Schadenverursacher<br />
im Rahmen eines Regressprozesses geltend<br />
zu machen.<br />
Das Rheinschiffahrtsgericht Karlsruhe hat<br />
mit den teilzitierten Beschlüssen in einem<br />
obiter dictum (die Klage wurde mangels<br />
Verschuldens des gegnerischen Schiffes<br />
abgewiesen) deutlich gemacht, dass es<br />
dazu nicht ausreicht vorzutragen, die Klägerin<br />
sei führender Versicherer und sämtliche<br />
Versicherer hätten den in seiner Gesamtheit<br />
durch kontradiktorische Taxe<br />
feststehenden oder bewiesenen Schaden<br />
beglichen. Bestreitet der Beklagte diesen<br />
Umstand, dann ist der Kläger nach der<br />
Entscheidung des Rheinschiffahrtsobergerichtes<br />
Karlsruhe gehalten, detailliert<br />
vorzutragen, welcher beteiligter Versicherer,<br />
welchen Betrag, wann an den Versicherungsnehmer<br />
geleistet hat.<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer,<br />
Frankfurt am Main<br />
(Sammlung Seite 2804)<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
65
BDS<br />
Bundesverband der Selbständigen Abteilung Binnenschiffahrt e. V.<br />
Vertreten durch den Vorsitzenden Torsten Stuntz, MS »Stella Maris« und die stellvertretenden<br />
Vorsitzenden Nikolaus Hohenbild, Detlef Maiwald, Stephen Mnich, Gebr. Mnich OHG<br />
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat Birgit Kühn<br />
August-Bier-Str. 18 | 53129 Bonn | Tel. 0228 / 746377 | Fax 0228 / 746569 | zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />
Votum zur EU-Besatzungsordnung<br />
Mehr als 90 Teilnehmer von Unternehmer- und Arbeitnehmerseite<br />
waren bei der online durchgeführten »sector consultation« zur europäischen<br />
Besatzungsordnung am 14. Dezember anwesend. Die<br />
Veranstaltung wurde gemeinsam von EBU/ESO und der ETF unter<br />
Schirmherrschaft von CESNI organisiert und durchgeführt. Zu den<br />
vielen Themen, die zur Diskussion standen, konnten die Teilnehmer<br />
sowohl an interaktiven Abstimmungen über »wooclap« teilnehmen,<br />
als auch ihre Meinung in Wortbeiträgen und schriftlich im Chat äußern.<br />
Zum Teil wurden die Abstimmungen zu einzelnen Fragen<br />
nach der Diskussion auch nochmal wiederholt. Insgesamt gibt es<br />
daher jetzt zu den diskutierten Fragen ein gutes Meinungsbild, das<br />
in der weiteren Arbeit von CESNI/QP/Crew an den Standards für<br />
eine europäische Besatzungsordnung sehr nützlich sein wird.<br />
Alternative zu Betriebsformen?<br />
Intensive Diskussionen hatte es im Vorfeld zu der Frage gegeben, ob<br />
es eine zusätzliche Alternative zu den Betriebsformen geben sollte,<br />
die ausschließlich auf einer Aufzeichnung der Arbeitszeiten der angestellten<br />
Besatzungsmitglieder beruhen. Nachdem sich bereits bei<br />
der »sector consultation« im vergangenen Jahr das Gewerbe mit<br />
großer Mehrheit für die Beibehaltung der Betriebsformen ausgesprochen<br />
hatte, sprach sich dieses Mal mit 64,1 % eine große<br />
Mehrheit gegen eine zusätzliche Alternative zu Betriebsformen aus.<br />
Darüber hinaus wurde die Frage gestellt, ob eine Alternative mit<br />
Aufzeichnung der Arbeitszeiten auf alle Schiffe anwendbar sein sollte<br />
oder nur auf Schiffe, die sich in einem begrenzten Gebiet bewegen.<br />
Die Abstimmung zu dieser Frage wurde nach Diskussion wiederholt<br />
und beide Male war die überwiegende Mehrheit (73 %und<br />
69,05 %) der Auffassung, dass dies nur für Schiffe anwendbar sein<br />
sollte, die in einem begrenzten Gebiet unterwegs sind.<br />
Eindeutig auch die Auffassungen zu der Frage, ob gegebenenfalls<br />
auf Schiffen, die nur auf Basis der Aufzeichnung der Arbeitszeiten<br />
der angestellten Besatzungsmitglieder arbeiten, die Fahrzeit<br />
des Schiffes als Arbeitszeit für die gesamte Besatzung aufgezeichnet<br />
werden sollte oder nur die Arbeitszeit des einzelnen<br />
Besatzungsmitgliedes individuell. 70 % sprachen sich dafür aus,<br />
nur die individuell aufgezeichnete Arbeitszeit zu zählen.<br />
Vorgeschriebene Ruhezeiten<br />
Eine markante Veränderung im Ergebnis ergab sich nach erneuter<br />
Abstimmung zu der Frage, ob man – unabhängig von der Betriebsform<br />
– sechs oder acht Stunden ununterbrochene Ruhezeit bevorzugen<br />
würde. Nachdem klar wurde, dass ein Minimum von sechs<br />
ununterbrochenen Stunden die meisten Gestaltungsmöglichkeiten<br />
für die Besatzung eröffnet und zudem ein regelmäßiger Rhythmus<br />
von acht Stunden an der täglichen Höchstarbeitszeit von 14 Stunden<br />
scheitert, sprachen sich 62,5 % dafür aus, die heute in A2 und B vorgeschriebene<br />
Mindestruhezeit von sechs Stunden beizubehalten.<br />
Verpflichtende Ruhetage für Unternehmer?<br />
Kontrovers ging es zu bei der Frage, ob auch für den Unternehmer<br />
– das heißt für den selbstfahrenden Schiffseigner als Besatzungsmitglied<br />
– in der Besatzungsordnung verpflichtende Ruhetage<br />
vorgeschrieben werden sollten. Zur Klarstellung: Es geht<br />
nur darum, die Einsatztage als Besatzungsmitglied zu beschränken,<br />
nicht die sonstige unternehmerische Arbeit. Darüber<br />
hinaus könnten Ruhetage natürlich auf dem Schiff verbracht werden.<br />
Während es für nahezu jeden Unternehmer verständlicherweise<br />
schwer vorstellbar ist, sich bei seinem Einsatz beschränken<br />
zu lassen, lautet das Gegenargument, dass es heute – zumindest<br />
theoretisch – möglich ist, sein Schiff 365 Tage im Jahr 14 Stunden<br />
am Tag zu fahren.<br />
In der Diskussion wurde deutlich, dass alle Unternehmer in der<br />
Praxis Ruhetage einlegen und dass große Bedenken bestehen,<br />
durch überzogene Vorschriften die unternehmerische Verantwortung<br />
zu stark einzuschränken. 63,04 % sprachen sich daher in<br />
erneuter Abstimmung nach der Diskussion gegen verpflichtende<br />
Ruhetage für den Unternehmer aus.<br />
Bei der Frage nach der Anzahl möglicher Ruhetage lehnten nahezu<br />
80 % die Vorschläge zwischen 25 und 40 pro Jahr ab. Bei der<br />
Frage nach einem Referenzzeitraum war das Bild etwas differenzierter.<br />
29,17 % sprachen sich für einen Referenzzeitraum von 40<br />
Tagen aus, 6,25 % für sechs Monate, 50 % für ein Jahr und 14,58 %<br />
für einen anderen Zeitraum.<br />
Mindestbesatzung beim Laden/Löschen<br />
Muss die gesamte Mindestbesatzung z.B. dann an Bord sein,<br />
wenn beim Laden/Löschen das Schiff verholt werden oder an eine<br />
Liegestelle gewechselt werden muss, wenn das Auto abgesetzt<br />
werden oder an der Liegestelle ein anderes Schiff herausgelassen<br />
werden soll? Heute ist es vielfach üblich und geduldet, diese Aktionen<br />
– sofern der Schiffsführer dies für verantwortbar hält –<br />
auszuführen, auch wenn die Mindestbesatzung nicht an Bord ist.<br />
Mit überwältigender Mehrheit (79,17 %) sprachen sich die<br />
Teilnehmer dafür aus, dass es in solchen Situationen im Prinzip<br />
erlaubt sein sollte, das Schiff auch ohne die Mindestbesatzung zu<br />
bewegen. Darüber hinaus waren 70,45 % der Auffassung, dass<br />
dies auch bei einer nur aus zwei Personen bestehenden Besatzung<br />
erlaubt sein sollte, das heißt, dass der Schiffsführer das Schiff alleine<br />
bewegen darf. 65,91 % waren der Auffassung, dass hierfür<br />
auch keine zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände erforderlich<br />
sein sollten.<br />
Bei der Frage nach den Begrenzungen votierten 31,82 % dafür,<br />
dass das Schiff am selben Quai bleiben müsse, 29,5 % stimmten für<br />
eine begrenzte Entfernung, 27,27 % für keine Begrenzungen und<br />
11,36 % hatten andere Vorschläge wie zeitliche Begrenzung oder<br />
Differenzierung zwischen ruhendem und Strömungsgewässer. <br />
66 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>
IMPRESSUM<br />
Fortführung der<br />
Binnenschiffahrt<br />
und Wasserstraßen<br />
Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Moselkommission, Trier<br />
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg<br />
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />
Alphatron Marine Deutschland GmbH ............................................. 40<br />
BRAUER Maschinentechnik AG ......................................................... 33<br />
DGzRS .................................................................................................... U4<br />
DTG Deutsche Transport-Genossenschaft Binnenschiffahrt eG .... 55<br />
GEFO Gesellschaft für Oeltransporte mbH ......................................... 9<br />
HGK Shipping GmbH Zweigniederlassung Duisburg ..................... 41<br />
Hitzler Werft GmbH .......................................................................... Titel<br />
Hoyer Marine GmbH ............................................................................ 31<br />
Internationales Maritimes Museum Hamburg .................................... 3<br />
Kadlec & Brödlin GmbH ...................................................................... 35<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG ............................................ 15, 37<br />
Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG ............................................... 54<br />
RheinCargo GmbH & Co. KG ............................................................. 46<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG .................................. U2<br />
TMLG s.r.o ................................................................................................ 7<br />
Werft Malz GmbH ................................................................................... 6<br />
Wittig GmbH ............................................................................................ 5<br />
Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung.<br />
Es ist kein Bestandteil des Anzeigenauftrags. Der Verlag übernimmt<br />
keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.<br />
Spende und werde<br />
ein Teil von uns.<br />
seenotretter.de<br />
Herausgeber<br />
Prof. Peter Tamm †<br />
Patricia Erb-Korn (Präsidentin), Verein für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />
Geschäftsführung<br />
Peter Tamm<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />
Tel. +49 (0)40 70 70 80-206 | k.foerster@hansa-online.de<br />
Redakteur: Felix Selzer (fs)<br />
Tel. +49 (0)40 70 70 80-210 | f.selzer@hansa-online.de<br />
Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)<br />
Tel. +49 (0)40 70 70 80-209 | a.wroblewski@hansa-online.de<br />
Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />
Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)<br />
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />
Josef Müller (jom, Österreich)<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />
Redaktionsbeirat<br />
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe,<br />
Präsidentin des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische Binnenschiffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />
Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt e.V.;<br />
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Entwicklungs zentrum für Schiffstechnik<br />
und Transport systeme e.V. Duisburg (DST), Duisburg.<br />
Redaktionsvorbehalt<br />
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung<br />
vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm<br />
oder ein anderes Verfahren) ohne Genehmigung des Ver lages reproduziert werden.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Herausgeber,<br />
Redaktion oder Verlag wieder. Die Redaktion behält sich Änderungen an den Manuskripten<br />
vor. Die Redaktion lehnt jede Verantwortung für unverlangt eingesandtes Material (Manus -<br />
kripte, Fotos, Grafiken etc.) ab.<br />
Verlag und Redaktion<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG<br />
Ein Unternehmen der TAMM MEDIA<br />
Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg<br />
Postfach 10 57 23, 20039 Hamburg<br />
Tel. +49 (0)40 70 70 80-02, Fax -208<br />
www.binnenschifffahrt-online.de<br />
Layout<br />
Sylke Hasse, Tel. +49 (0)40 70 70 80-207<br />
s.hasse@hansa-online.de<br />
Anzeigenverwaltung<br />
Sandra Winter, Tel. +49 (0)40 70 70 80-225 | Fax -208<br />
s.winter@hansa-online.de<br />
D-A-CH und Niederlande<br />
hansmann.media GmbH<br />
Andreas Hansmann | Dorothee Emde<br />
Tel. +49 (0)40 60 91 88-15<br />
a.hansmann@hansmann.media oder<br />
d.emde@hansmann.media<br />
Abonnentenbetreuung | Vertrieb<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG | Stadthausbrücke 4 | 20355 Hamburg<br />
Tel. +49 (0)40 70 70 80-222, e-Mail: abo@binnenschifffahrt-online.de<br />
Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 54, gültig ab <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.<strong>2023</strong>. Der Auftraggeber von Anzeigen<br />
trägt die volle Verantwortung für den Inhalt der Anzeigen. Der Verlag lehnt jede Haftung ab.<br />
Die Verwendung von Anzeigenausschnitten oder -inhaltsteilen für die Werbung ist untersagt.<br />
Die Binnenschifffahrt erscheint monatlich. Abonnementspreis Inland: jährlich EUR 120,– inkl.<br />
Versandkosten und MwSt. Ausland: jährlich EUR 168,– (EU ohne VAT-Nr.).<br />
Einzelpreis: EUR 10,50 inkl.Versandkosten und MwSt. Versand per Luftpost Europa und<br />
Übersee auf Anfrage. Die Binnenschifffahrt als E-Paper: EUR 120,– inkl. MwSt.<br />
Abo-PeP (Print + E-Paper) Inland: EUR 130,– inkl. MwSt./Versand, Ausland: EUR 178,–.<br />
Digital-Abo (Print, ePaper + Online-Zugang): Inland EUR 148,–; Ausland EUR 196,–.<br />
Digital-Only EUR 148,–. (Halbjahr EUR 74,–)<br />
Für Mehrfachabos werden ab 100 Abos (unter einer Lieferanschrift) 25 % Rabatt gewährt.<br />
Der Abonnementspreis ist im voraus fällig und zahlbar innerhalb 14 Tage nach Rechnungs -<br />
erhalt. Abonnementkündigungen sind nach dem Ende des ersten Bezugszeitraums mit einer<br />
Frist von vier Wochen zum Ablauf eines jeden Kalendermonates schriftlich oder in Textform<br />
möglich. Für die dann entfallenen Bezugsmonate wird eine anteilige Gutschrift erteilt.<br />
Höhere Gewalt entbindet den Verlag von jeder Lieferungs verpflich tung. Erfüllungs ort und<br />
Gerichtsstand ist Hamburg.<br />
Druck: Lehmann Offsetdruck und Verlag GmbH, Norderstedt<br />
Einsatzberichte, Fotos, Videos und<br />
Geschichten von der rauen See erleben:<br />
#teamseenotretter<br />
Für die Übernahme von Artikeln in Ihren internen elektronischen<br />
Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen<br />
Rechte unter www.presse-monitor.de oder telefonisch<br />
unter 030 284930 bei der PMG Presse-Monitor GmbH<br />
Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />
67
Spende und werde ein Teil von uns.<br />
seenotretter.de<br />
Einsatzberichte, Fotos, Videos und<br />
Geschichten von der rauen See erleben: