BS 01-2023
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SEEHÄFEN | SHORTSEA<br />
Bremen bleibt in der Nordrange zurück<br />
Ernüchternd endet in den Weser-Häfen ein »Multi-Krisen-Jahr«. Der Güterumschlag sackt<br />
um 7,4 % ab, an den Containerterminals sind es -8,5 %. Auch das Autoterminal hat zu<br />
kämpfen. Ein Ausbau der Kajen und ein CO2-Terminal sollen den Erfolg zurückbringen<br />
Der Containerumschlag in Bremerhaven ging im vergangenen Jahr um -8,5% zurück<br />
Die bremischen Häfen bleiben in diesem<br />
Jahr deutlich hinter der Konkurrenz<br />
aus den Westhäfen, aber auch<br />
hinter Hamburg zurück. 64,5 Mio. t gingen<br />
über die Kajen in Bremen und Bremerhaven,<br />
das ist ein Minus von 7,4 % gegenüber<br />
dem Vorjahr. Im Containerumschlag<br />
fallen die Einbußen mit -8,1%<br />
(4,6 Mio. TEU) sogar noch schmerzhafter<br />
aus. Auch der Automobilumschlag<br />
schwächelt: 1,6 Mio. Fahrzeuge hat die<br />
BLG Logistics in dem noch laufenden<br />
Jahr verladen, ein Rückgang von -4,4%<br />
im Jahresvergleich.<br />
Bei den konventionellen Gütern hätten<br />
sich vor allem der Ukraine-Krieg und die<br />
nachfolgenden Sanktionen gegen Russland<br />
ausgewirkt, berichtete Bremens Häfensenatorin<br />
Claudia Schilling. Während<br />
2<strong>01</strong>9 noch 650.000 t Kohle und 914.000 t<br />
an flüssigen Mineralölerzeugnissen importiert<br />
worden seien, waren es nach den<br />
ersten zehn Monaten dieses Jahres nur<br />
noch 1<strong>01</strong>.000 t Kohle und 311.000 t Flüssiggüter.<br />
Die Zahlen sind deutlich schlechter als<br />
in den Konkurrenzhäfen zwischen Hamburg<br />
und Le Havre (Nordrange). Nach<br />
dem 3. Quartal lag der Rückgang in<br />
Hamburg im Gesamtumschlag bei -4,3%<br />
und bei Container bei -2,7%. Rotterdam<br />
hatte ein Minus von -4,4% angegeben,<br />
Antwerpen von rund -5%. Beide Westhäfen<br />
hatten aber den Gesamtumschlag<br />
leicht steigern können.<br />
BLG-Chef Frank Dreeke erklärte die<br />
schrumpfende Containermenge vor allem<br />
damit, dass die beiden Hauptkunden<br />
Maersk und MSC bei insgesamt sinkender<br />
Transportmenge bevorzugt ihre eigenen<br />
Terminals in den Westhäfen statt<br />
Bremerhaven angesteuert hätten. Er ist<br />
es, der von einem Multi-Krisen-Jahr<br />
spricht und dabei neben dem Ukraine-<br />
Krieg und die Corona-Auswirkungen<br />
vornehmlich in China auch das globale<br />
Nachlassen der Nachfrage, steigende<br />
Kosten, gestörte Lieferketten und Produktionsprobleme<br />
bei vielen Kunden der<br />
BLG meint.<br />
Das Land Bremen will zusammen mit<br />
dem Terminalbetreiber und der Hafengesellschaft<br />
bremenports mit Investitionen<br />
dem Rückgang entgegenwirken und auf<br />
einen Wachstumspfad zurückkehren,<br />
kündigte Senatorin Schilling an. Dafür<br />
stünden in den kommenden zehn Jahren<br />
500 Mio. € bereit, der Ausbau der Containerterminals<br />
CT I bis IIIa ist darin noch<br />
nicht enthalten. Auf 2,8 km Länge sollen<br />
die Kajen an der Stromkaje mit neuen<br />
Spundwänden verstärkt werden, um größere<br />
Containerbrücken aufnehmen und<br />
mehr Umschlag bewältigen zu können.<br />
Derzeit wird die Columbus-Kaje für<br />
Kreuzfahrtschiffe (80 Mio. €) neu gebaut.<br />
Die Erneuerung der Westkaje im Kaiserhafen<br />
III (32,7 Mio. €), der Kaje 66<br />
(17, Mio. €) und des Kalihafens seien bereits<br />
abgeschlossen.<br />
Jetzt soll eine Potenzialanalyse ausloten,<br />
wie der südlichen Fischereihafen in<br />
Bremerhaven sowohl für den Offshore-<br />
Umschlag als auch als künftiger Umschlag-Hub<br />
für Wasserstoff und seine<br />
Derivate genutzt werden könnte. Für den<br />
Neustädter Hafen auf stadtbremischem<br />
Gebiet soll ein CO2-Terminal entstehen,<br />
um mittels CCS-Technologie Carbon<br />
Capture and Storage) umschlagen und<br />
per Seeschiff abtransportieren zu können.<br />
Noch im ersten Quartal <strong>2023</strong> soll im<br />
Auftrag von bremenports eine Machbarkeitsstudie<br />
vorgelegt werden. KF<br />
© bremenports<br />
48 Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>