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BS 01-2023

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WASSERSTRASSEN | HÄFEN<br />

lich darauf verwiesen, dass es eine noch<br />

größere Katastrophe hätte geben können.<br />

Sie meinen die 250 Mio. €, die aus anderen<br />

Haushaltstiteln beim Bundesverkehrsministerium<br />

doch noch für die<br />

Wasserstraßen genutzt werden könnten –<br />

sofern sie für ihren ursprünglichen Zweck<br />

nicht gebraucht werden?<br />

Zimmermann: Ja, es hätte tatsächlich<br />

noch schlimmer kommen können. Aber<br />

grundsätzlich bleiben wir und bleibe ich<br />

bei unseren Forderungen: Wer eine Verlagerung<br />

will, wer etwas für die Umwelt<br />

tun will, der muss die bereits seit Jahrzehnten<br />

dauernde sträfliche Vernachlässigung<br />

der Wasserstraßen beenden.<br />

Immer nur auf die Bahn als Verkehrsträger<br />

zu verweisen, hilft nicht weiter.<br />

Denn auf der Schiene gibt es nahezu keine<br />

freien Kapazitäten und wird es durch<br />

die geplanten Sanierungen künftig sogar<br />

zusätzlich Engpässe geben.<br />

2024 beginnt also der Kampf aufs Neue?<br />

Zimmermann: Nach dem Haushalt ist<br />

vor dem Haushalt. Wir werden auf Verbandsseite<br />

alles daran setzen, dass es eine<br />

solche Kürzung kein zweites Mal gibt.<br />

Wir hoffen auch darauf, dass sich die großen<br />

Industrieverbände noch stärker einbringen<br />

und ihre Erwartungen und Forderungen<br />

an die Wasserstraßenpolitik<br />

deutlich zum Ausdruck bringen. Wir<br />

müssen und sollten mit allen Beteiligten<br />

koordiniert und konzentriert vorgehen<br />

Sie lassen sich den Optimismus nicht<br />

nehmen?<br />

Zimmermann: Ich bin jetzt seit 28 Jahren<br />

im Geschäft, da ist man Kummer gewöhnt<br />

… (lacht) Aber im Ernst: Ich glaube<br />

an die Chancen, die sich uns bieten,<br />

die wir aber auch nutzen müssen. Auch<br />

die Stimmung in der Gesellschaft und die<br />

Notwenigkeit für ein Umsteuern nicht<br />

nur in der Verkehrs-, sondern auch in der<br />

Energiepolitik werden uns in die Karten<br />

spielen. Dazu gehört aus meiner Sicht<br />

auch eine nationale Hafenstrategie. Aber<br />

diese sollte nicht allein vom Bund entwickelt<br />

werden, auch Länder und Kommunen<br />

gehören mit ins Boot.<br />

Die Häfen haben immer betont, dass sie<br />

als Energie-Hubs heute wie auch künftig<br />

eine zentrale Rolle spielen können und<br />

wollen. Bleibt das das Top-Thema?<br />

Zimmermann: Das ist eines mehrerer<br />

Top-Themen für uns. Der Aufbau einer<br />

Infrastruktur für alternative Kraftstoffe<br />

und Energieträger wie Wasserstoff und<br />

seine Derivate oder auch von Bio-Diesel<br />

und eFuels kann ebenso wie der Transport<br />

und die Belieferung der Verbraucher<br />

ohne die Häfen gar nicht funktionieren.<br />

Wir stehen dafür bereit, wissen aber<br />

auch, dass dieses Thema noch sehr herausfordernd<br />

werden kann.<br />

Was sind die anderen Themen auf Ihrer<br />

Prioritätenliste?<br />

Zimmermann: Aus meiner Sicht gehört<br />

der Kombinierte Verkehr dazu. Weniger in<br />

Bezug auf die Relationen zu den Seehäfen,<br />

da ist meines Erachtens ein Großteil des<br />

Verlagerungspotenzials ausgeschöpft. Aber<br />

bei Kontinentalverkehren mit Trailern und<br />

Wechselbrücken, dann per Bahn, gibt es<br />

noch Wachstumschancen.<br />

Gute Perspektiven sehe ich generell<br />

auch im Bereich der Kreislaufwirtschaft,<br />

da nun wiederum vor allem für Transporte<br />

per Schiff. Beide umweltfreundliche<br />

Verkehrsträger, also Schiff und Bahn, sollten<br />

sich bestmöglich ergänzen und sich<br />

nicht unbedingt Konkurrenz machen.<br />

Und ein drittes Anliegen betrifft Genehmigungs-<br />

und Bauvorhaben, die oft<br />

zu kompliziert sind und zu lange dauern.<br />

Gerade für die Häfen wünschen wir uns<br />

eine Art Verkehrsknoten-Gesetz, das es<br />

ermöglichen könnte, die bislang breit gestreuten<br />

rechtlichen Zuständigkeiten an<br />

einer zentralen Stelle, wenigsten in jedem<br />

Bundesland, zu bündeln und so die Verfahren<br />

zu beschleunigen.<br />

Interview: Krischan Förster<br />

Das KV-Terminal in Nürnerg wird in den kommenden Jahren weiter ausgebaut<br />

© bayernhafen<br />

Binnenschifffahrt <strong>01</strong> | <strong>2023</strong><br />

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