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Kurier 2023

62. Jahrgang | Kurier der Prinzengarde der Stadt Krefeld 1914 e.V.

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Senatsreise 2022

schönen Blick über den Ort Deutsch-Weißkirch

und das Tal, welches auf die Weltkarte der

traditionellen Dörfer gesetzt wurde und dem

UNESCO-Kulturerbe angehört. Nach soviel Historie

war es Zeit für den Rückweg ins Dorf. Bei

einem kühlen Getränk in einer urigen Dorfkneipe

stärkten wir uns für das nächste Highlight

des Ortes, den Besuch der Casa Printul de

Wales. Dort angekommen, wurden wir durch

die Museumleiterin begrüßt. Prinz Charles,

heute König Charles, hat dieses Anwesen

2006 für seine Stiftung gekauft. Bereits im Jahre

2001 wurde er bei einem Besuch in Deutsch

Weißkirch darauf aufmerksam. Seine Leidenschaft

für traditionelle Architektur, nachhaltige

Landwirtschaft, den Schutz der biologischen

Vielfalt und des kulturellen Erbes hat dazu beigetragen,

dass er das Anwesen gekauft und

aufwendig saniert hat. Wir konnten uns bei

einem Rundgang durch die Ausstellung und

die Wohnungen darüber informieren. Tausende

von Touristen besuchen jährlich das Anwesen/

Museum. König Charles ist in der Vergangenheit

zwei Mal jährlich, zuletzt am 27.Mai 2022,

vor Ort gewesen.

Der Vormittag endete mit einem hervorragenden

rustikalen Mittagessen im Restaurant

Viscri 32.

Freitag 21.10.2022 14 Uhr-01:30 Uhr

Nachdem wir wieder in Sighisoara/Schäßburg

angekommen waren, blieben uns 15. Minuten

Hotelauffrischung bis zu unserem nächsten

Highlight. Dieses erfolgte unter professioneller

Begleitung, durch eine Deutsche, deren Familie

Rumänien nicht verlassen hat.

Schäßburg liegt im Südosten des Landkreises

Mures (Mieresch) im Siebenbürgischen Becken.

Die von sanften Hügelketten der Karpaten-Ausläufer

umgebende Stadt wird vom

Flüsschen Große Kokel (Tarnava Mare) durchkreuzt.

Die meisten der etwa 30.000 Einwohner

von Schäßburg sind ethnische Rumänien.

Ein Fünftel der Bevölkerung wird der ungarischen

Volksgruppe zugerechnet. Die lediglich

rund 500 zur deutschen Minderheit zählenden

Schäßburger machen dagegen nur einen geringen

Prozentanteil an der Einwohnerschaft

aus. Ihre Sprache ist aber in der Stadt, z. B.

auf den Ortsschildern, neben Rumänisch und

Ungarisch durchaus präsent.

In Schäßburg geht es einfach ein bisschen

bunter zu und fernab von moderner Architektur

reiht sich hier ein Haus ans nächste, ganz

egal, wie krumm und schief das Erscheinungsbild

auch wirken mag. Genau das ist es, was

Schäßburg ausmacht, denn viele der uralten

Häuser sind farbenfroh angestrichen.

Nahezu malerisch wirkt es, wenn man durch

die verwinkelten Gässchen schlendert, weit

entfernt von all dem Lärm großer Metropolen.

Ruhe und Entspannung machen sich breit, es

scheint, als wäre man inmitten eines Märchens

gelandet.

Und dann ging es die überdachte „Schülertreppe“

hinauf auf den Schulberg zur Bergschule.

1654 ließ der Bürgermeister die Holzkonstruktion

über die mehr als 175 Stufen errichten,

um die Schüler bei Schnee- und Eisglätte vor

Knochenbrüchen zu schützen. Hut ab, wie einige

unserer älteren Senatoren, diesen Hügel

erklommen.

Auf dem Berg befindet sich ein deutsch-rumänisches

Gymnasium. Im Josef-Haltrich-

Lyzeum, der Bergschule Schäßburg, wird

Schäßburger Schülern auch heute noch für

deutschen Hochschulbesuch qualifizierender

Gymnasialehrstoff vermittelt.

Den Gipfel des 429 Meter hohen Schulberges

krönt die dem Heiligen Nikolaus geweihte

Bergkirche. Als eines der Wahrzeichen Schäßburgs

ist sie bereits von Weitem sichtbar. Hier

wird es nun etwas gruselig. Denn die Bergkirche

ist die einzige Kirche Siebenbürgens mit

einer erhaltenen Krypta unter dem Chor. Diese

stammt noch aus den alten Gemäuern des

Vorgängerbaus, auf denen die heutige Kirche

steht. Bis 1815 fanden bedeutende Schäßburger,

wie der Pfarrer oder wohlhabende Bürger,

in den Sargnischen ihre letzte Ruhestätte. Die

Gebeine und Sargreste waren bis in die 1990er

Jahre sichtbar.

Bei Restaurierungsarbeiten hatte man diese

jedoch entfernt und anständig beigesetzt. Die

meisten Nischen zum Mittelgang sind seitdem

zugemauert. Bis auf zwei, in denen die Särge

heute mit schaurigem Licht beleuchtet werden.

Über die Strada Scarii können wir die Schultreppe

hinab in die Stadt umgehen und haben

immer wieder schöne Ausblicke über die Dächer

der Oberstadt. Der Fleischer-, Kürschner-,

Schneider- und Schusterturm waren bei

herrlichem Sonnenuntergang Bauwerke der

Festungsanlage, welche bei dieser Stimmung

ganz besonders auf uns Senatoren wirkten.

Schön ist das mittelalterliche Pflaster, welches

so manch eine Frau in ihren Stöckelschuhen

jedweder Eleganz beraubt. In der Unterstadt

angekommen ging es durch die verwinkelten

Gassen zum mächtigen Stundturm.

Abfahrt am Hotel in Sigishoara.

90 Minuten Busfahrt durch das Szeklerland,

Region zwischen Targu Mures, Sovata und

Praid.

Die Szekler sind eine eigene Volksgruppe,

die aus dem Iran stammen und heute noch

300.000 bis 400.000 Menschen mit einer eigenen

Sprache umfassen.

Vorbei an Holzkohle-Köhlern, fahren wir in einer

leicht hügligen Landschaft der Vorkarpaten.

Hier wird noch viel Landwirtschaft mit Getreide

und Maisanbau betrieben. Es ist die Grenze

zum rumänischen Weinbaugebiet. Außerdem

gibt es noch Bären und Wölfe hier.

Kurz nach 10.30 Uhr erreichen wir die Palinka-

Destillerie, die 2008 gegründet wurde und ca.

5000 bis 8000 Flaschen jährlich herstellt, zum

Teil mit Auszeichnung.

Schnappsprobe am frühen Vormittag, hart war

es für viele von uns:

In der Reihenfolge Pflaume – Aprikose – Schlehe

– Kirsche – Erdbeere probieren wir die

verschiedenen Brandweine, die hier „Palinka“

genannt werden. Der Alkoholgehalt beträgt ca.

45 %. Aus 100 kg Kirsche werden hier z.B.

zwei Liter Palinka hergestellt, bei der Schlehe

sind es 200 kg auf 2 Liter.

Siggi ist gerne bereit, für den Transport nach

Deutschland zu sorgen, was Heiner dann

schnell veranlasst, zuzugreifen und größere

Mengen zu kaufen, für sein Geschäft

natürlich. Gerne hätte er den Besuch im

„Strohmuseum“,unserer nächsten Station,

übersprungen.

Nach 1,1/2 Stunden aber war es dann doch

soweit: Aufbruch zum Strohmuseum, ca. 20

Minuten Fahrt nach Criseni, einem jüdischen

Dorf mit bekanntem Strohhutmuseum, dem

größten weltweit! Wir hören viel über die Herstellung

der Hüte. Neu für uns war, dass der

Hut vieles über die Herkunft und den Stand des

Trägers verrät, ob er reich ist oder arm, jung

oder alt, ob er viel Land besitzt oder aus welcher

Region des Landes er stammt.

Anschließend ging es zu Fuß zum Mittagessen:

herrliche Kohlrouladen erwarten uns!

Samstag 22.10.22 (Nachmittag)

Gestärkt nach einer leckeren Mahlzeit im Gemeindehaus

von Körispatak bestehend aus

hausgemachten Weißkohlrouladen gefüllt mit

Rinderhack und geräuchertem Schinken in

Sauerrahm, dazu frisch gepresstem roten Traubensaft

und ein Gläschen Palinka, begann der

Nachmittag wie der Vormittag geendet hatte –

mit einer Busfahrt durch das Szeklerland. Obwohl

sie oft als Teil der ungarischen Minderheit

Rumäniens betrachtet werden, sind die Szekler

eine ganz andere Völkerschaft – und sie legen

auch Wert darauf. Ihre stolze Geschichte als

„Grenzbeschützer“ wird insbesondere anhand

ihrer an der Einfahrt in den Dörfern immer wieder

zu sehenden hellblauen National-Flagge

(mit Mond und Sonne und goldenem Streifen)

und den kunstvoll geschnitzten Holztoren mit

der alten Runenschrift deutlich.

Die Reise führt uns weiter am Fuße des waldreichen

Harghita-Gebirges der Ostkarpaten

entlang. Das dünn besiedelte Gebiet beheimatet

eine einzigartige Vielfalt an Flora und Fauna

in den tiefen Wäldern, die anmuten, als ob sie

kaum je vom Menschen betreten worden sind.

Wir erfahren, dass neben anderswo ausgestorbenen

Arten wie Edelweiß, Silberdistel und

Trollblumen auch die Tierwelt hier sehr facettenreich

ist: Auerhähne, Wildkatzen, Luchse,

Wölfe und natürlich Braunbären haben in den

Wäldern ihren Lebensraum bewahrt.

In den Dörfern, die wir durchqueren, geht es

teilweise noch herrlich ursprünglich zu. Wir sehen

auch Tzigane (Roma) mit bunten Röcken

und feschen Hüten auf alten Pferdekarren, die

auch heute noch als Transportmittel dienen.

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