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FINE - Das Festivalmagazin

Magazin zum 26. Rheingau Gourmet & Wein Festival

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Der Agronom Alessandro Garzi hat die<br />

Umstellung auf organischen Weinbau begleitet.<br />

Ab dem Jahrgang 2021 ist Villa Santo Stefano<br />

nun amtlich zertifiziert, als möglicher nächster<br />

Schritt ist biodynamische Arbeit angedacht<br />

in Bolgheri an der toskanischen Küste die charaktervollsten<br />

Weine hervorbringen: Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc,<br />

Merlot und Petit Verdot. »Ich finde Bolgheri-Blends genial«,<br />

erklärt Reitzle, »deshalb ließ ich auch unseren Loto so aufsetzen.«<br />

Als weiße Rebe kam noch Vermentino dazu. Aber<br />

Reitzles Interesse galt vor allem dem Premium-Rotwein Loto,<br />

der 2006 zum ersten Mal gefüllt wurde und bald auf sich aufmerksam<br />

machen konnte, obwohl die Region lange Zeit als<br />

zu kühl und zu feucht für den Weinbau gegolten hatte. »Ich<br />

wusste«, sagt Reitzle, »dass es nicht die allerbeste Gegend<br />

für Wein war«, was ihn aber nicht davon abhalten konnte, die<br />

Möglichkeiten vollständig auszuloten.<br />

Loto ist ein Wein mit einem ganz privaten Akzent, der dem<br />

Paar viel bedeutet. 2001 hatten Nina Ruge und Wolfgang<br />

Reitzle geheiratet, zu den Geschenken gehörte auch ein<br />

Gesteck mit Lotosblüten. Vögel verstreuten die Samen, und<br />

auf dem kleinen Teich des Anwesens wuchsen Blüten. »Wir<br />

machten«, erzählt Reitzle, »eine faszinierende Entdeckung:<br />

Was wir für Seerosen hielten, waren tatsächlich Lotosblüten –<br />

indischer Lotos in einem toskanischen Teich.« Der Lotosblume<br />

werden viele Bedeutungen zugeschrieben, sie steht für<br />

Vollkommenheit und Wiedergeburt, ist auch ein Sinnbild des<br />

Absoluten. Reitzle ist zurückhaltend, was das Mystische und<br />

Spirituelle angeht; darin, sagt er, kenne seine Frau sich besser<br />

aus. Die Journalistin ist auch Expertin für gesunde Langlebigkeit<br />

und Bestsellerautorin von Werken wie dem »Verjüngungs-<br />

Kochbuch«.<br />

Wolfgang Reitzle dagegen ist seit Kindestagen technikbegeistert.<br />

Wenn er als »ganz kleiner Knirps« mit seiner Mutter<br />

einkaufen ging, schloss er immer wieder kurz die Augen und<br />

versuchte an den Motorengeräuschen zu erkennen, welches<br />

Auto sich von hinten auf der Straße näherte. Die Trefferquote<br />

war gewöhnlich sehr hoch. Mit sieben konnte er bei den Großeltern<br />

auf dem Bauernhof bereits den Traktor starten, einen<br />

grünen Fendt Bulldog. Zwar musste der ältere Cousin die<br />

Kupplung drücken, weil dem kleinen Wolfgang dafür noch<br />

die Kraft fehlte, »aber ich legte den Gang ein und fuhr los«.<br />

Wenig später beherrschte er auch den Mähdrescher, »ich hatte<br />

schon früh eine Riesenbegeisterung für Maschinen und fürs<br />

Fahren«. Es war keine große Überraschung, als der Abiturient<br />

ankündigte, Maschinenbau zu studieren.<br />

Jüngster Absolvent der Münchner TU –<br />

dieser Rekord hatte noch lange Bestand<br />

Mit 18 schrieb Reitzle sich an der TU München ein, da fuhr er<br />

auch mit seinem ersten Auto vor, einem VW Käfer mit blaumetallischer<br />

Lackierung. Reitzle durchlief die Hochschule rasant,<br />

war der jüngste Absolvent – ein Rekord, der bis vor wenigen<br />

Jahren Bestand hatte. Als die »Süddeutsche Zeitung« den zielstrebigen<br />

Musterstudenten vorstellte, stand als Überschrift über<br />

dem Porträt: »Sich selbst immer einen Zwang auferlegen«.<br />

<strong>Das</strong> klinge ein wenig »beängstigend«, findet Reitzle: »Ich<br />

habe mich immer unter Druck gesetzt, um etwas zu erreichen.<br />

Aber ich habe das nie als negativen Zwang empfunden.« Er<br />

wusste schon immer, was er wollte, er steckte sich Ziele, und<br />

wenn er die beinahe erreicht hatte, steckte er sie noch mal<br />

höher. Als die Studentenbewegung Ende der 60er-Jahre auch<br />

in München mit Parolen wie »Unter den Talaren Muff von<br />

1000 Jahren« gegen die autoritären Verhältnisse an den Universitäten<br />

protestierte, ging Reitzle schnurstracks an den Streikposten<br />

vorbei in den Lesesaal. Er habe keine einzige Stunde<br />

versäumt in acht Semestern Studienzeit, beteuert er, und ein<br />

wenig stolz scheint er noch immer darauf zu sein.<br />

In einer Münchener Weinstube kehrte Reitzle gelegentlich<br />

ein, zum Federweißen wurde gratis Sauerteigbrot gereicht –<br />

für den sparsamen Studenten ein doppelter Luxus und Genuss.<br />

Bald verfeinerte Wolfgang Reitzle seinen Gaumen, Burkard<br />

Bovensiepen spielte dabei eine entscheidende Rolle: Dessen<br />

Firma Alpina stellte exklusive Automobile her und vertrieb<br />

zudem große Weine aus Frankreich und Italien. Es war …<br />

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60 <strong>FINE</strong> DAS FESTIVALMAGAZIN | TOSKANA

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