Rittner Bötl 278 November 2022
Die November-Ausgabe der Monatszeitschrift am Ritten. Informativ und menschennah
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<strong>November</strong> <strong>2022</strong> - Heft <strong>278</strong> -´s <strong>Rittner</strong> <strong>Bötl</strong><br />
Geschichtliches<br />
41<br />
Heutiges Palais Toggenburg in Bozen, einst Wangener Gerichtshaus<br />
schlechts bereits 1783 seinen Neffen<br />
Franz-Mathäus, Sohn seiner Schwester<br />
Katharina und ihres Ehemannes<br />
Mathäus de Ghetaldi (geboren 1705),<br />
adoptiert. Dessen Sohn Sigismund de<br />
Ghetaldi-Gondola erhielt dann schließlich<br />
1818 die k. k. Adelsbestätigung und<br />
1845 die Würde eines Freiherren.<br />
In den Jahren 1739-1745 wird noch Johann<br />
Dominik von Eyrl als „Amtmann<br />
der Gondolaischen Herrschaft Wangen“<br />
(wahrscheinlich bis 1761) erwähnt, was<br />
einmal mehr bestätigt, dass man die<br />
Grafen von Gondala als die eigentlichen<br />
Gerichtsherren ansah. 1803 erscheint<br />
dann (bis 1806) Johann Vincenz von<br />
Miller von Aichholz als „Pfleger, Richter<br />
und Gerichtsschreiber der Herrschaft<br />
Wangen“, wobei angemerkt sei, dass die<br />
Pfleger von Wangen seit 1785 mit denen<br />
von Jenesien und Mölten in Personalunion<br />
verbunden waren.<br />
Wie schon erwähnt, verkaufte Franz<br />
Graf von Wolkenstein-Trostburg das<br />
Gericht 1806 an Maria Anna Witwe<br />
von Menz, doch wurde es bereits kurz<br />
darauf unter der bayerischen Besatzung<br />
dem Landgericht Bozen zugeteilt. Dies<br />
blieb auch so, als Südtirol in den Jahren<br />
1810-1814 zu dem unter napoleonischer<br />
Herrschaft stehenden Königreich Italien<br />
gehörte. Nach der Wiedervereinigung<br />
des Landes mit Österreich wurden 1817<br />
die meisten der alten Gerichte wieder<br />
selbständig, so auch Stein auf dem Ritten.<br />
Eine Neubegründung des benachbarten<br />
Gerichts Wangen fand jedoch<br />
nicht statt, weil die Familie von Menz<br />
dieses dem Staat überließ. Da Maria<br />
Anna von Menz bereits 1811 verstorben<br />
war, erfolgte der Schritt durch ihre<br />
Tochter Anna Maria (Annette) Witwe<br />
de Panzoldi, geborene von Menz (1796-<br />
1869), die damals aufgrund eines umfangreichen<br />
Vermögens als reichste Erbin<br />
der Stadt Bozen galt. In der Geschichtsschreibung<br />
Tirols wurde sie als „Franzosenbraut“<br />
bekannt, weil ihr im Alter von<br />
15 Jahren eine Beziehung mit Colonel<br />
Gaston Baron de la Croix nachgesagt<br />
wurde, dem Flügeladjutanten des italienischen<br />
Vizekönigs Eugène de Beauharnais,<br />
der ein Stiefsohn Kaiser Napoleons<br />
I. war (Kind aus der 1779 geschlossenen<br />
ersten Ehe seiner Gattin Joséphine mit<br />
Alexandre Vicomte de Beauharnais).<br />
1816 vermählte sich Annette dann mit<br />
Carlo Ritter de Panzoldi (1786-1816),<br />
der aber schon nach dreimonatiger Ehe<br />
starb. Im Jahr darauf überließ sie – als<br />
junge Witwe – die Jurisdiktion über die<br />
Herrschaft Wangen der Verwaltung des<br />
Staates. Gleichwohl wird sie in den Annalen<br />
zu diesem Zeitpunkt fälschlicherweise<br />
bereits als Gräfin von Sarnthein<br />
bezeichnet, was sie aber erst 1819 wurde,<br />
als sie Ludwig Graf von Sarnthein (1792-<br />
1867) heiratete. Nach dem Verkauf des<br />
Gerichts Wangen 1817 wurde dieses zunächst<br />
in das neue Landgericht Karneid<br />
inkorporiert, um dann jedoch 1828 im<br />
Rahmen einer Reorganisation der Landgemeinden<br />
und Gerichte Tirols aufgelöst<br />
und mit dem benachbarten Landgericht<br />
Stein auf dem Ritten zusammengelegt zu<br />
werden, das künftig nur noch Ritten hieß<br />
und dessen Amtssitz Klobenstein war,<br />
ehe dieses bei einer weiteren Umstrukturierung<br />
in den Jahren 1849-1850 dem Bezirksgericht<br />
Bozen zugeschlagen wurde.<br />
Noch im Provinzialhandbuch für Tirol<br />
und Vorarlberg für das Jahr 1847 wird<br />
Zacharias Hochleiter als Landrichter des<br />
k. k. Landgerichts Ritten verzeichnet.<br />
Fotos ARCHIV WOLFGANG REITH<br />
www.boetl.net