Frauengesundheit
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Ich hatte großes Glück!<br />
FOTO: JULIA BARTELT<br />
Laut einer Studie 1 vergehen zwischen<br />
dem Auftritt erster Symptome und<br />
der Diagnose einer Endometriose<br />
im Schnitt mehr als zehn Jahre.<br />
Jahre, in denen die betroffenen<br />
Mädchen und Frauen oft sehr<br />
leiden. Franzi König bekam ihre<br />
Diagnose mit Mitte 20. Hier erzählt<br />
die erfolgreiche Unternehmerin,<br />
Influencerin und frischgebackene<br />
Mutter von ihrem Weg mit der<br />
chronischen Krankheit – und dem<br />
Glück am Wegesrand.<br />
Text Doreen Brumme<br />
Franzi, wann und wie hast du gemerkt, dass<br />
etwas nicht stimmt, und wie kamst du zu<br />
deiner Diagnose?<br />
Vor drei Jahren erreichte ich den Punkt, wo ich mir<br />
sagte, dass es mir jetzt reichte und ich endlich etwas tun<br />
musste: Mein Zyklus machte mir von Mal zu Mal mehr<br />
zu schaffen. Mir ging es vor, während und nach meiner<br />
Menstruation zunehmend schlechter. Die Blutung tat<br />
immer mehr weh, wurde immer stärker und dauerte<br />
immer länger. Die ersten zwei Tage der Regel überstand<br />
ich kaum mehr ohne Schmerzmittel. Und ich hatte<br />
immer wieder einen enorm aufgeblähten Bauch, der<br />
mich wie schwanger aussehen ließ. Heute weiß ich, dass<br />
es der sogenannte Endo-Belly war.<br />
Meine Beschwerden beeinträchtigten meinen Alltag<br />
immer häufiger, beruflich wie privat. Lange hatte ich sie<br />
hingenommen, doch die Belastung wuchs ins Unerträgliche.<br />
Also machte ich einen Termin bei meinem<br />
Gynäkologen. Der untersuchte mich und schickte mich<br />
zu einem Spezialisten ins Endometriosezentrum hier in<br />
Köln.<br />
Wie verlief die Untersuchung?<br />
Ich wurde zunächst wie bei meinem Gynäkologen<br />
untersucht. Zudem machte der Facharzt einen vaginalen<br />
Ultraschall und er schallte auch meinen Bauch.<br />
Nach einem langen Gespräch zu meiner allgemeinen<br />
Befindlichkeit stand der starke Verdacht auf eine Endometriose<br />
im Raum. Für eine klare Diagnose riet mir der<br />
Arzt dringend zu einer Bauchspieglung, die ich drei<br />
Wochen später, im März 2021, machen ließ. Da ich dafür<br />
in Vollnarkose gelegt wurde, hatte ich veranlasst, dass<br />
mir das typische Endometriosegewebe direkt entfernt<br />
würde – sofern sich welches zeigte.<br />
Hattest du Angst vor dem Eingriff?<br />
Vor der OP selbst war mir nicht bange, vor dem Arztgespräch<br />
danach und dem Befund, den er mir mitteilen<br />
würde, schon. Ich tröstete mich aber damit, dass ich<br />
dann zumindest wissen würde, was mit mir los ist.<br />
Und mein Befund hatte es in sich: Man fand diverse<br />
Endometrioseherde, also Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut<br />
ähnlich ist, sich aber auch außerhalb<br />
dieser ansiedelt. On top hatte ich die gutartigen<br />
Wucherungen auch in der Gebärmutter drin, wo sie<br />
jedoch nicht entfernt werden konnten. Im Zuge des<br />
Eingriffs spülte man mir auch gleich den einen Eileiter<br />
durch, den ich noch hatte, um zu checken, ob er trotz<br />
Endometriose noch funktionstüchtig war. War er zum<br />
Glück.<br />
Lasst uns offen<br />
über unsere<br />
Erkrankung<br />
sprechen<br />
und sie damit<br />
enttabuisieren!<br />
Wirkte sich die Diagnose auf deinen Kinderwunsch<br />
aus?<br />
Nach der OP fragte mich der Arzt direkt, ob ich mir<br />
Kinder wünsche. Damit überraschte er mich etwas: Ich<br />
war Mitte 20, hatte gerade erst geheiratet und meine<br />
Karriere nahm an Fahrt auf. Ein Kind stand zwar auf<br />
meiner Wunschliste, aber nicht ganz oben. Der Arzt<br />
sagte mir jedoch klipp und klar, wenn ich Kinder wollte,<br />
dann jetzt. Wobei ich wieder Glück hatte: Zumindest<br />
war schon der Mann an meiner Seite, der mit mir Kinder<br />
wollte. Dennoch fokussierte ich mich nicht aufs Kinderkriegen.<br />
Ich hatte andere Baustellen: Ich litt wegen<br />
meiner langjährigen Beschwerden an einer starken<br />
Depression und war in ein Burnout gerutscht. Zudem<br />
hatte ich nur noch einen intakten Eierstock und wusste<br />
auch, dass die Endometriose das Risiko für Fehlgeburten<br />
signifikant erhöht. Das drückte mich runter, ich<br />
erlebte einen kleinen Nervenzusammenbruch.<br />
Also kümmerte ich mich zunächst um mich. Im<br />
Sommer nach der OP ging es mir richtig gut, mein Mann<br />
und ich machten Urlaub auf den Malediven und sagten<br />
uns: Als Paar sind wir vollkommen – wir reichen uns.<br />
Im August wurde ich dann schwanger, was ich aber erst<br />
Wochen später merkte. Ich konnte es zunächst gar nicht<br />
glauben!