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Frauengesundheit

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PCOS – Hormonstörung bei Frauen<br />

Hormone spielen bei vielen Vorgängen im Körper eine wichtige Rolle. Doch was passiert, wenn das Gleichgewicht der weiblichen<br />

und männlichen Hormone aus den Fugen gerät? Das erklärt Prof. Dr. med. Onno E. Janßen im Interview.<br />

Text Alexandra Lassas<br />

Was ist PCOS?<br />

Unter PCOS (Polyzystisches<br />

Ovar-Syndrom) versteht man eine<br />

Hormonstörung bei Frauen.<br />

Um diese Erkrankung zu diagnostizieren,<br />

müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein,<br />

von denen mindestens zwei von drei zutreffen.<br />

Das wichtigste Kriterium ist der Überschuss an<br />

männlichen Hormonen (Hyperandrogenämie),<br />

welcher entweder durch die Messung<br />

von Testosteron im Blut oder durch eine<br />

erhöhte Wirkung männlicher Hormone im<br />

weiblichen Körper festgestellt werden kann.<br />

Symptome hierfür sind männliche Behaarung<br />

(Hirsutismus), Haarausfall im Kopfbereich und<br />

unreine Haut (vor allem Akne).<br />

Das zweite Symptom ist eine Zyklusstörung,<br />

bei der die Menstruation höchstens neunmal<br />

im Jahr auftritt. Dadurch kommt es seltener zu<br />

einem Follikelsprung und es ist schwieriger,<br />

Kinder zu bekommen. Die nicht gesprungenen<br />

Follikel führen zur Bildung von Zysten. Dies ist<br />

das dritte und letzte PCOS-Kriterium.<br />

Ein weiteres Kriterium, das nicht in der Definition<br />

inkludiert ist, dass einige Betroffene zum<br />

metabolischen Syndrom, das heißt Übergewicht,<br />

Adipositas, und einem erhöhten<br />

Risiko für Gefäßerkrankungen sowie Bluthochdruck<br />

und Zucker- bzw. Fettstoffwechselstörungen<br />

neigen. Je nach Testosteronspiegel sind<br />

diese unterschiedlich stark ausgeprägt. Grundsätzlich<br />

ist festzuhalten, dass bei der Abklärung<br />

eines PCOS Differenzialdiagnosen, d.h. andere<br />

Ursachen für erhöhte männliche Hormone, wie<br />

z. B. das Adrenogenitale Syndrom (AGS), ausgeschlossen<br />

werden müssen.<br />

Welche Symptome sind typisch für das<br />

PCOS?<br />

Typisch ist der Hyperandrogenismus, d.h. eine<br />

starke Wirkung männlicher Hormone im weiblichen<br />

Körper. Dies äußert sich mit Symptomen<br />

wie oben beschrieben. Darüber hinaus erkranken<br />

Frauen mit dieser Erkrankung dreimal<br />

häufiger an der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis.<br />

Wie wird PCOS behandelt?<br />

Fast alle Symptome des PCOS lassen sich gut<br />

behandeln. Dies geschieht in der Regel durch<br />

die Einnahme einer Pille, die eine antiandrogene<br />

Komponente enthält, welche das Testosteron<br />

hemmt und die Symptome lindert.<br />

Die Anwendung erfolgt als Langzeittherapie,<br />

deren Wirkung bis zu einem Jahr andauern<br />

kann. Reicht die Therapie mit der Pille nicht<br />

aus, können zusätzlich antiandrogene Medikamente,<br />

z. B. Spironolacton, eingesetzt werden.<br />

Antiandrogene dürfen nur bei sicherer Verhütung<br />

eingesetzt werden, um einem männlichen<br />

Fötus nicht zu schaden. Prinzipiell<br />

können auch andere Medikamente wie etwa Metformin<br />

eingesetzt werden, um z.B. übergewichtigen<br />

PCOS-Patientinnen bei der Gewichtsabnahme<br />

und auch bei unerfülltem Kinderwunsch zu<br />

helfen.<br />

Führt PCOS zwangsläufig zu Unfruchtbarkeit?<br />

Nein, ein erheblicher Anteil an PCOS-Patientinnen<br />

wird spontan schwanger. Bei anderen<br />

Patientinnen kann mit verschiedenen Methoden,<br />

von Lebensstiländerungen bis Gewichtsabnahme,<br />

Stimulationsverfahren oder assistierte Reproduktion<br />

wie etwa In-vitro-Fertilisation (IVF) der<br />

Kinderwunsch häufig erfüllt werden.<br />

Welche Begleiterkrankungen treten auf?<br />

Eine der häufigsten Begleiterscheinungen ist das<br />

metabolische Syndrom, also Übergewicht, Bluthochdruck<br />

und Fettstoffwechselstörungen. Auch<br />

junge Patientinnen erkranken an Diabetes und<br />

vor allem das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes<br />

und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist erhöht.<br />

Viele Frauen leiden durch die Veränderungen<br />

ihres Körpers unter hohen psychischen Belastungen,<br />

Unzufriedenheit mit dem Aussehen, einer<br />

verminderten Lebensqualität und damit einhergehenden<br />

Depressionen.<br />

Dieser Begleiterscheinung kann durch Aufklärung<br />

über die Erkrankung, z. B. auch durch die<br />

PCOS-Selbsthilfe, entgegengewirkt werden.<br />

Prof. Dr. med.<br />

Onno E. Janßen<br />

Facharzt für Innere<br />

Medizin, Endokrinologie<br />

und Diabetologie<br />

Hamburg<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH entstanden.<br />

Hashimoto – wenn die Schilddrüse<br />

zu wenig oder zu viel arbeitet<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Joachim Feldkamp, Direktor der Bielefelder Universitätsklinik für<br />

Allgemeine Innere Medizin, Endokrinologie, Diabetologie und Infektiologie, erklärt im Interview,<br />

was Hashimoto ist und was die Diagnose für Betroffene bedeutet.<br />

Text Doreen Brumme<br />

Univ.-Prof. Dr.<br />

med. Joachim<br />

Feldkamp<br />

Direktor der Uniklinik<br />

für Allgemeine<br />

Innere Medizin,<br />

Endokrinologie,<br />

Diabetologie und<br />

Infektiologie<br />

Bielefeld<br />

Weitere Informationen<br />

finden Sie unter<br />

www.forumschilddruese.de<br />

MAT-DE-2300665-1.0-02/2023<br />

Diagnose Hashimoto – womit bekommen<br />

Betroffene es zu tun?<br />

Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung<br />

der Schilddrüse – es liegt<br />

demnach eine Störung des Immunsystems vor.<br />

Sie wird von „falschen“ Eiweißen (sogenannten<br />

Antikörpern) verursacht, die sich im Blut bilden<br />

und die Schilddrüse „angreifen“. Das kleine Organ,<br />

das unterhalb des Kehlkopfes sitzt, reagiert<br />

darauf mit einer Entzündung, was wiederum<br />

die Produktion der Schilddrüsenhormone beeinträchtigt.<br />

So entsteht typischerweise eine<br />

Schilddrüsenunterfunktion.<br />

Wie zeigt sich die Erkrankung?<br />

Typische Symptome für Hashimoto sind Müdigkeit<br />

und allgemeine Mattheit, verlangsamtes<br />

Denken, Haarausfall und Verstopfung.<br />

Während sich die Schilddrüse bei einem Teil<br />

der Patient*innen vergrößert, schrumpft sie bei<br />

anderen im Verlauf der Krankheit zusammen –<br />

und manchmal verändert sie ihre Größe auch<br />

gar nicht.<br />

Wen trifft Hashimoto?<br />

Mit etwa zwei Prozent ist die Erkrankung in der<br />

deutschen Bevölkerung recht weit verbreitet.<br />

Der Geschlechtervergleich zeigt, dass zehnmal<br />

mehr Frauen als Männer an Hashimoto erkranken,<br />

besondere Häufungen gibt es bei jüngeren<br />

Frauen und älteren Menschen. Zu beobachten<br />

sind zudem familiäre Neigungen für Hashimoto.<br />

Darüber hinaus erleben etwa 5 bis 7 Prozent<br />

der Frauen nach der Geburt eines Kindes meist<br />

eine vorübergehende Hashimoto-Erkrankung.<br />

Grundsätzlich tritt Hashimoto häufig in<br />

Lebensphasen mit starken Hormonveränderungen<br />

(Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre)<br />

auf.<br />

Mit etwa zwei Prozent<br />

ist die Erkrankung<br />

in der deutschen<br />

Bevölkerung recht<br />

weit verbreitet. Der<br />

Geschlechtervergleich<br />

zeigt, dass zehnmal<br />

mehr Frauen<br />

als Männer an<br />

Hashimoto erkranken.<br />

Lässt sich Hashimoto behandeln?<br />

In der Regel sogar sehr gut! Bei der typischerweise<br />

auftretenden Schilddrüsenunterfunktion<br />

wird dem Körper ersetzt, was an Schilddrüsenhormonen<br />

fehlt. Das wird individuell passgenau<br />

gemacht, sodass gut eingestellte Patient*innen<br />

keinerlei Einschränkungen erfahren, weder bei<br />

der Realisierung eines Kinderwunsches noch<br />

bei der Lebenserwartung.<br />

Im Internet liest man, dass Schwangere<br />

mit Hashimoto kein Jod nehmen sollten.<br />

Stimmt das?<br />

Das ist eine falsche Information: Im Jodmangelland<br />

Deutschland ist ein Ausgleich über die Ernährung<br />

sogar zu empfehlen – insbesondere<br />

für Schwangere, deren Bedarf an Jod deutlich<br />

erhöht ist. Und wo wir gerade bei Falschinformationen<br />

sind: Man hört und liest immer<br />

wieder, dass Hashimoto eine Glutenunverträglichkeit<br />

(Zöliakie) begünstige oder gar auslöse.<br />

Dem ist keineswegs so: Fakt ist, dass bei Autoimmunerkrankungen<br />

wie der Hashimoto-Krankheit<br />

ein leicht erhöhtes Risiko für weitere Autoimmunerkrankungen<br />

besteht. Jede*r 50. Hashimoto-Patient*in<br />

ist beispielsweise auch Zöliakie-Patient*in.<br />

Wo finden Hashimoto-Betroffene, Angehörige<br />

und Interessierte zuverlässige Informationen<br />

zu Hashimoto?<br />

Zum Beispiel im „Forum Schilddrüse“ 1 . Dort bieten<br />

wir als Schilddrüsenexpert*innen wissenschaftlich<br />

gesicherte Informationen zur Schilddrüse,<br />

ihren Erkrankungen und deren Behandlungen<br />

an.<br />

Zudem beantworten wir Fachärzt*innen in Telefonsprechstunden<br />

über das Forum regelmäßig<br />

Fragen zur Schilddrüse, die uns aus aller Welt<br />

erreichen – ich hatte dort schon Anrufer aus<br />

Timbuktu und den USA.<br />

1<br />

https://www.forum-schilddruese.de/service

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