02.05.2023 Aufrufe

SMZ Liebenau Info Mär_2007

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

GESUNDE<br />

GESUNDHEITSPOLITIK?<br />

STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DER VORHABEN LAUT<br />

REGIERUNGSPROGRAMM<br />

Aussagen der Bundesregierung zufolge wurden im Regierungsprogramm wichtige Ziele<br />

in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales abgesteckt. Tatsächlich kann die/der<br />

interessierte Leser/in mit so mancher Ankündigung für Veränderungen seine Freude haben<br />

und hoffen, in absehbarer Zeit nicht auf dem Boden halbherziger Tatsachen gelandet zu<br />

sein. Die wesentlichen Inhalte der gemeinsamen Vorhaben der Koalition zwischen SPÖ<br />

und ÖVP in den Bereichen Gesundheit und Soziales sind: Armutsbekämpfung, allgemeine<br />

Verbesserung der Bildung, Auf- und Ausbau der Pflegevorsorge, Präventionspolitik und<br />

Weiterentwicklung der Strukturreformen im Gesundheitswesen.<br />

Armutsbekämpfung<br />

Von der Öffentlichkeit nicht unbemerkt hat<br />

sich die SPÖ während der Regierungsverhandlungen<br />

von einem relativ ambitionierten<br />

Konzept der Grundsicherung auf eine<br />

„bedarfsorientierte Mindestsicherung“, die<br />

in mehreren Stufen eingeführt werden soll<br />

und sich an einem Richtsatz von € 726,- pro<br />

Monat (14 x jährlich) orientiert, zurückgezogen.<br />

Das verfügbare Einkommen jener armutsgefährdeten<br />

14 % der Bevölkerung<br />

liegt um rund 20% unter dieser Schwelle<br />

– diese Einkommen im Durchschnitt um<br />

20 % zu heben wäre deshalb ein messbares<br />

Ziel der Koalitionspolitik. Leider werden<br />

Personen, Familien und Haushalte, deren<br />

Armutslage sich (auch) in anderen als ökonomischen<br />

Verhältnissen manifestiert (Deprivation,<br />

Teilhabe) - laut STAT weitere 21<br />

% der Österreicher/innen - aufgrund des<br />

Regierungsprogramms nicht erreicht werden<br />

können. Zu vage sind die Absichten<br />

zum Ausbau eines dementsprechend orientierten<br />

Sozial- und Gesundheitswesens formuliert.<br />

Verschiedene Verbände kritisieren<br />

zudem zu Recht, dass das Modell fast ausschließlich<br />

auf Sozialhilfe und den in diesem<br />

Bereich geltenden Bedingungen (Rückzahlungspflicht)<br />

basiere. Auch Zweifeln an der<br />

Umsetzung möglicher Verwaltungsvereinfachungen<br />

(„one-stop-shop Prinzip“) sind<br />

berechtigt. Hier lässt das Regierungsprogramm<br />

vieles offen und widerspricht sich<br />

sogar: So werden sowohl die Bezirksverwaltungsbehörden<br />

(im Abschnitt „Staatsund<br />

Verwaltungsreform“) als auch das AMS<br />

(im Abschnitt „Armutsbekämpfung“) als umsetzende<br />

Institution vorgeschlagen.<br />

Verbesserungen der Bevölkerungsgesundheit<br />

durch Reduktion sozialer Ungleichheit<br />

werden auf dieser Basis nicht ohne weiteres<br />

zu erreichen sein, vor allem auch da die<br />

Vermögen bessergestellter Bevölkerungsgruppen<br />

steuerlich unangetastet bleiben<br />

sollen. Die Politik der scheidenden Regierung,<br />

die eine massive verteilungspolitische<br />

Besserstellung Vermögender ermöglichte,<br />

wird zwar differenziert, aber im wesentlichen<br />

fortgeschrieben und auch fortwährend<br />

den Zuwachs an Lebenserwartung negativ<br />

beeinflussen.<br />

Prävention<br />

Prävention, Gesundheitsförderung und Public<br />

Health sollen zur 4. Säule des Gesundheitswesens<br />

ausgebaut werden. Sozialwissenschaftliche<br />

Primärprävention wird sich<br />

allenfalls auf die im Regierungsprogramm<br />

wie explizit genannten Bereiche Bewegung,<br />

Ernährung, Suchtverhalten und Unfallgefährdung<br />

(Verhaltensfaktoren) beziehen<br />

und nicht notwendigerweise auf die Stärkung<br />

der Gemeinwesen, in denen Einzelne<br />

und Gruppen an den für sie gesundheitsrelevanten<br />

Entscheidungen partizipieren (Verhältnisfaktoren).<br />

Von welcher inhaltlichen<br />

Qualität das geplante Präventionsgesetz<br />

sein wird, darf angesichts der Eingliederung<br />

des Fonds Gesundes Österreich in eine<br />

„Gesundheit Österreich GesmbH“ (mit hektischer<br />

Einfärbung am Ende der letzten Legislaturperiode)<br />

und angesichts der Tatsache,<br />

02 <strong>SMZ</strong> INFO MÄRZ <strong>2007</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!