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SMZ Liebenau Info Jun_2012

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Zukunftsmodell Hausarzt?<br />

Medizin trifft smz soziales aktuell<br />

Der Hausarzt Michal Wendler kritisierte<br />

ebenfalls, dass es keinen Rahmen für die<br />

Ausbildung von Allgemeinmedizinern gäbe.<br />

Der größte Teil der Ausbildung erfolge noch<br />

immer im Krankenhaus, obwohl die so genannte<br />

„sprechende Medizin“ (Hausarzt,<br />

Psychiater, Kinderarzt) eigene Ausbildungsstätten<br />

brauche. Wendler führte an, dass es<br />

für die Einrichtung einer Lehrpraxis weder<br />

Qualitätskriterien, noch Visitationen oder<br />

ein Mentoren-Programm gäbe. Der Hausarzt<br />

müsse die Ausbildung zum Anleiter sogar<br />

selbst zahlen. Wendler: „Die Ärztekammer<br />

sollte daher vor der eigenen Haustür<br />

kehren, bevor man das Ministerium und die<br />

Kassen bemüht und beschuldigt!“<br />

Rainer Possert betonte die Bedeutung des<br />

Hausarztes für „schwierige“ Patientengruppen:<br />

„Als Hausärzte haben wir eine Versorgungspflicht.<br />

Diese Patienten würden überall<br />

sonst durch den Rost fallen.“<br />

Verweiblichung des<br />

Hausarztes<br />

Die Ärztin Angela Huber bestritt, dass die<br />

Allgemeinmedizin an Bedeutung verloren<br />

habe. Huber: „Man muss jedoch die Verweiblichung<br />

des Medizinberufs berücksichtigen<br />

und bessere Bedingungen für Frauen<br />

schaffen. Wenn man z.B. kleine Kinder hat,<br />

kann man nicht Teilzeit arbeiten, es gibt keine<br />

Job-Sharing-Modelle. Die Ärztekammer<br />

tut in dieser Beziehung nichts.“<br />

ÄK-Präsident Routil spielte den Ball wieder<br />

zurück zu den Krankenkassen und meinte,<br />

diese würden Job-Sharing-Modelle boykottieren,<br />

indem sie dafür Abschläge verlangten.<br />

Medikamentenverordnung<br />

und Pharma-Industrie:<br />

In der Diskussion um die Ökonomisierung<br />

des Gesundheitswesens und die ungleiche<br />

Verteilung von Geldern wies Rasky darauf<br />

hin, dass die Wirksamkeit ökonomischer<br />

Lenkungseffekte im Gesundheitswesen<br />

eine wissenschaftliche Tatsache sei. Markus<br />

Narath (KAGES) verlangte in diesem<br />

Zusammenhang eine bessere Qualitätssicherung<br />

von der Ärztekammer. Narath:<br />

„Wer schaut, dass die Pharma-Industrie<br />

nicht ungerechtfertigt zu viel Geld bekommt?“<br />

Rainer Possert plädierte für eine<br />

ganz rigide Medikamentenverordnung nach<br />

slowenischem Vorbild und wies darauf hin,<br />

dass das <strong>SMZ</strong> liegt bei der Medikamentenverordnung<br />

um 30% unter dem steirischen<br />

Schnitt liege.<br />

Rasky gab noch zu bedenken, dass der international<br />

gute Ruf des österreichischen<br />

Gesundheitssystems allein auf seinem relativ<br />

egalitären Zugangssystem beruhe:<br />

„In Österreich haben wir um 35% höhere<br />

Selbstbehalte als in anderen Ländern.<br />

Österreich schneidet im Vergleich nur deshalb<br />

so gut ab, weil durch das Hausarztsystem<br />

und die Ambulanzen alle Menschen Zugang<br />

zum Gesundheitssystem haben.“<br />

<strong>SMZ</strong> als Vorbild<br />

für Neuorientierung<br />

des Hausarztmodells<br />

Übereinstimmung herrschte bei allen Diskutanten<br />

hinsichtlich der Tatsache, dass<br />

der Hausarzt, der alleine in der Praxis sitzt,<br />

nicht mehr zeitgemäß sei. Es brauche neue<br />

Modelle, Praxisgemeinschaften und Gesundheitszentren<br />

wie das <strong>SMZ</strong>. Im <strong>SMZ</strong><br />

habe auch die psychosomatische Medizin<br />

ihren Platz, was für die Allgemeinmedizin<br />

insgesamt eine große Chance böte.<br />

Gustav Mittelbach: „Alle reden von Kooperation,<br />

aber in der Praxis gibt es überhaupt<br />

keine Verpflichtung dazu. Das <strong>SMZ</strong> ist<br />

mit seiner Kooperation mit der Hauskrankenpflege<br />

an der ökonomischen Realität<br />

gescheitert, die „Overheadkosten“ für Zusammenarbeit,<br />

Fallkonferenzen, Besprechungen<br />

wurden nicht mehr finanziert. Es<br />

gibt offensichtlich kein Interesse daran,<br />

dass Ärzte und Krankenschwestern wirklich<br />

zusammenarbeiten!“<br />

<strong>SMZ</strong> INFO <strong>Jun</strong>i <strong>2012</strong><br />

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