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SMZ Liebenau Info Jun_2012

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Fallbeispiel<br />

Medizin trifft smz soziales aktuell<br />

Ich arbeite seit über 10 Jahren bei derselbeN Firma –<br />

vor, während und nach meiner Abhängigkeit.<br />

DIe Geheimhaltung hat bis jetzt funktioniert!<br />

Wie lange haben Sie aktiv Drogen konsumiert<br />

und wie kam es zur Abhängigkeit?<br />

Mit 17 hatte ich meinen Erstkonsum mit härteren<br />

Substanzen. Opiate mit 18 Jahren, relativ<br />

lange war mein Konsum überschaubar,<br />

Wochenendkonsum. Die Abhängigkeit<br />

kam erst Jahre später, schleichend.<br />

Zwischendurch bemerkte ich Entzugssymptome:<br />

leichte Schweißausbrüche,<br />

Schlafstörungen, etc. Mit längeren Konsumpausen<br />

konnte ich diese beherrschen,<br />

die Abhängigkeit kontrollieren. Ich betrachtete<br />

es tatsächlich als Spiel - es ist ein bisschen<br />

wie pokern.<br />

Sie gehen jetzt einer Arbeit nach, hatten Sie<br />

auch Arbeit während Sie Drogen genommen<br />

haben?<br />

Ich arbeite seit über 10 Jahren durchgehend<br />

in derselben Firma; vor, während<br />

und nach der Abhängigkeit. Weder mein<br />

Vorgesetzter noch meine Kollegen und Kolleginnen<br />

wussten von meiner Abhängigkeit.<br />

Die Geheimhaltung hat bis heute funktioniert.<br />

Wie war in dieser Zeit auch das Verhältnis zur<br />

Familie und Freunden?<br />

Es ist ein intaktes Verhältnis; auch Familie<br />

und Freunde wussten nichts von meiner<br />

Erkrankung. Meine Lebensgefährtin war<br />

zu der Zeit ebenfalls abhängig und ist auch<br />

heute noch in Behandlung. Selbstverständlich<br />

wusste Sie von Beginn an über meine<br />

Abhängigkeit Bescheid.<br />

Es war sicher schwer es geheim zu halten, da<br />

man oftmals Opiatabhängigkeit durch körperliche<br />

Merkmale sieht, hat niemand z.B. ihre<br />

Mutter Sie auf Ihr Äußeres angesprochen?<br />

Ich glaube nicht, dass sich mein Äußeres<br />

während der Abhängigkeit wesentlich veränderte.<br />

Gelegentlich hat meine Mutter<br />

nachgefragt, ob es mir auch wirklich gut<br />

gehe, wenn ich mal einen „erschöpften“ Eindruck<br />

machte. Als Ausrede behauptete ich,<br />

es sei beruflicher Stress (wobei das manchmal<br />

tatsächlich der Grund dafür war).<br />

Sie hatten einen Rückfall. Wie kam es dazu?<br />

Ich wurde während meiner Behandlung<br />

ausschließlich mit Methadon (orale Einnahme)<br />

substituiert. Zuvor konsumierte ich Medikamente<br />

wie Substitol etc. hauptsächlich<br />

intravenös. Die Umstellung ist nicht zu unterschätzen<br />

und funktioniert nicht von heute<br />

auf morgen – es braucht eine gewisse Anlaufphase,<br />

bis das neue Medikament wirkt,<br />

bis man sich daran gewöhnt hat. Deshalb<br />

hatte ich anfangs gelegentlich Beikonsum,<br />

was ich jedoch persönlich NICHT als Rückfall<br />

werte. Auch mein behandelnder Arzt<br />

hat mir das prophezeit. In der Anfangsphase<br />

musste die Dosis immer wieder erhöht<br />

werden, erst nach 2-3 Monaten konnte ich<br />

mit der Reduktion beginnen. Ich reduzierte<br />

langsam und konstant bis zum erfolgreichen<br />

Behandlungsabschluss.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO <strong>Jun</strong>i <strong>2012</strong><br />

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