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SMZ Liebenau Info Jun_2012

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Medizin trifft soziales<br />

Privatisierung<br />

»<br />

Da sich Menschen und Krankheiten nicht<br />

standardisieren lassen, stöSSt diese<br />

Strategie sehr schnell an ihre Grenzen<br />

Eine Sparpolitik, die sich nicht um die Versorgungsqualität<br />

kümmert, hat direkte Auswirkungen<br />

auf die Arbeitsbelastung:<br />

ÄrztInnen müssen in privaten Häusern ¼<br />

mehr Betten, der medizinisch-technische<br />

Dienst 75% mehr und die Vollzeitpflegekraft<br />

20% mehr Betten versorgen als in öffentlichen<br />

Spitälern. 4<br />

In den USA konnte nachgewiesen werden,<br />

dass die Sterblichkeitsrate in privaten, profitorientierten<br />

Krankenhäusern erheblich<br />

h ö h e r lag als in nicht Profitorientierten.<br />

Laut Böhlke „..lag der Fehler des privaten<br />

Managements darin, die Krankenversorgung<br />

mit industriellen Fertigungsprozessen<br />

zu vergleichen. Standardisierungs- und Automatisierungsprozesse<br />

sollen wie in der<br />

Automobilindustrie ablaufen. Da sich Menschen<br />

und Krankheiten aber nicht standardisieren<br />

lassen, stößt diese Strategie sehr<br />

schnell an ihre Grenzen<br />

Angela Spelsberg 5<br />

zur Privatisierung von UniKliniken:<br />

• Renditeerwartungen von 10% müssen<br />

durch Leistungen am Patienten erwirtschaftet<br />

werden. Werden PatientInnen mit<br />

kostenintensiven und langwierigen Krankheiten<br />

(z.B. mit Schlaganfall) gar nicht erst<br />

stationär aufgenommen, weil sie unwirtschaftlich<br />

sind?<br />

• „Die Privatisierungswelle und die Ausrichtung<br />

am Markt… gibt die staatliche Fürsorgepflicht<br />

preis und ordnet den Menschen<br />

(gesund und krank) dem im Markt üblichen<br />

Primat von Wachstum und Wirtschaftlichkeit<br />

unter-… mehr erbrachte Leistungen sind<br />

das Ziel. Dies kann aber nur durch Zunahme<br />

von Krankheit und Leiden in der Bevölkerung….<br />

erreicht werden oder durch die vermehrte<br />

Erbringung unnötiger Leistungen. 6<br />

Praktische Beispiele einer irrationalen Sparpolitik<br />

veranschaulicht das Zeitmagazin<br />

vom 16.5.<strong>2012</strong> im Artikel „Der Alltag in deutschen<br />

Kliniken - Ärzte brechen ihre Schweigepflicht“:<br />

• Schlaganfallpatienten, die nicht speziell<br />

therapiert werden können, weil der Kernspin-<br />

Tomograf nur von 8-14 Uhr arbeitet oder weil<br />

die Patienten nicht zu einer spezialisierten<br />

Einrichtung geliefert werden,<br />

• durch Medikamente verwirrte Patienten,<br />

deren Nebenwirkungen nicht erkannt werden,<br />

• die Notärztin, die für alte PatientInnen kein<br />

Bett bekommt,<br />

• Operationen, die medizinisch unnötig,<br />

aber „wirtschaftlich sinnvoll“ durchgeführt<br />

werden, u.ä.<br />

04<br />

<strong>SMZ</strong> INFO <strong>Jun</strong>i <strong>2012</strong><br />

4<br />

Böhlke siehe selbe Zeitschrift S. 35-38 Böhlke ist Mitherausgeber von „ Privatisierungen von Krankenhäusern,<br />

Erfahrungen und Perspektiven aus Sicht der Beschäftigten“ VSA-Verlag Hamburg 2009.<br />

Die Privatisierung des Universitäts-Klinikums Gießen und Marburg ab 2006 war weltweit der erste Verkauf<br />

eines Universitätskrankenhauses an einen privaten Konzern (Rhön).<br />

5<br />

ärztliche Leiterin des Tumorzentrums Aachen (Mitglied im Vorstand von Transparency<br />

International Deutschland www.transparancy.de)<br />

6<br />

aus Zeitschrift wie 3) S. 39<br />

7<br />

Ernest Pichlbauer, Arzt und Gesundheitsökonom / www.rezeptblog.at

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