MVZ-Praxismagazin Juli 2023
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Nicht ausgeheilte Muskelverletzungen<br />
sowie der Übergang der Narbe zum intakten<br />
Muskelgewebe stellen besondere<br />
Gefährdungen für eine erneute Verletzung<br />
dar.<br />
Zerrung: Eine Zerrung tritt auf, wenn die<br />
Muskelfasern überdehnt oder leicht beschädigt<br />
werden.<br />
Muskelfaserriss: Ein Muskelfaserriss<br />
tritt auf, wenn einzelne Muskelfasern<br />
reißen.<br />
Muskelriss: Ein Muskelriss tritt auf,<br />
wenn die Muskelfasern teilweise oder<br />
vollständig reißen.<br />
Diagnostik<br />
Die Diagnose der Muskelverletzungen<br />
wird durch ärztliche Untersuchung, bild -<br />
gebende Verfahren wie Ultraschall oder<br />
MRT und manchmal durch eine Muskelbiopsie<br />
gestellt.<br />
Therapieoptionen<br />
Muskelverletzungen werden zu über 98<br />
% konservativ behandelt. Während die<br />
Erstbehandlung, RICE oder PECH-Prinzip<br />
(Ruhe, Eis, Kompression und Hochlagerung),<br />
allgemein akzeptiert ist, gibt es<br />
teilweise unterschiedliche Vorstellungen<br />
bezüglich der weiteren Therapiemaßnahmen.<br />
Wir empfehlen für den verletzten Leistungssportler<br />
gezielte Injektionen zur<br />
Tonusregulation des Muskels. In das<br />
Verletzungszentrum werden Nadeln mit<br />
einem Lokalanästhetikum in das Muskelbündel<br />
eingebracht.<br />
Über diese Nadeln kann eine Mischung<br />
aus Traumeel S und Actovegin infiltriert<br />
werden. Dies kann ggf. am 2. und 4. Tag<br />
nach dem Unfall nochmals durchgeführt.<br />
Damit soll der Muskeltonus normalisiert,<br />
der Energie- und Strukturstoffwechsel<br />
unterstützt und die Entzündungsreaktion<br />
sowie die Ödembildung gering gehalten<br />
werden. Wird als Ursache der<br />
Muskelverletzung die untere Lendenwirbelsäule<br />
und das Ileosakralgelenk angesehen,<br />
erfolgt die Infiltrationsbehandlung<br />
auch an der Wirbelsäule.<br />
„Harmstring“ Verletzung der Beugemuskulatur<br />
am Ober/Unterschenkel<br />
Zur Abkürzung der entzündlichen Phase<br />
werden fibrinolytische Enzyme – Bromelain<br />
(z. B. Wobenzym, Phlogenzym etc.)<br />
– hochdosiert oral gegeben. Wundheilungsfördernd<br />
soll die Gabe von Zink und<br />
Magnesium in den ersten Tagen nach<br />
der Verletzung sein.<br />
Salbenumschläge mit einer Kombination<br />
aus Arnika und Heilerde (z. B. Enelbin)<br />
kommen vorwiegend zur Nacht zum Einsatz<br />
und haben entzündungshemmende<br />
und schmerzlindernde Wirkung. Der Einsatz<br />
nichtsteroidaler Antiphlogistika in<br />
den ersten 5 bis 7 Tagen wird kontrovers<br />
diskutiert.<br />
Der antiinflammatorischen u. schmerzlindernden<br />
Wirkung steht ein negativer<br />
Effekt auf den Heilungsverlauf gegenüber.<br />
Zur Ossifikationsprophylaxe (unerwünschte<br />
Verknöcherung des verletzten<br />
Gewebes) wird Indometacin bevorzugt<br />
eingesetzt. Für die Maßnahmen der<br />
physikalischen Medizin und der Physiotherapie<br />
gibt es keine Standards. Sie<br />
richten sich nach Art und Ausmaß der<br />
Verletzungen sowie nach der Erfahrung<br />
des Behandlers.<br />
Infiltrationstherapie<br />
einschließlich PRP<br />
Die Anwendung von autologen Produkten<br />
wie Plateletrich Plasma (PRP) ist ein<br />
ständig und schnell wachsendes Anwendungsgebiet<br />
in der Sportmedizin, die in<br />
unserer Praxis häufig und regelmäßiger<br />
Bestandteil der Therapie ist. Seit 2011<br />
stellt die Injektion von autologem PRP<br />
kein Doping mehr dar. Gegenüber dem<br />
normalen Serum ist die Konzentration<br />
der Thrombozyten im PRP deutlich höher<br />
(mindestens: 1 000 000 platelets/<br />
μl in 5 ml) und die Konzentration von<br />
Wachstumsfaktoren steigt auf das 3- bis<br />
5-Fache.<br />
Der Heilungsprozess von geschädigtem<br />
Muskelgewebe läuft im Grunde in drei<br />
Schritten ab:<br />
Entzündungsphase: Hier wird der Schaden<br />
von körpereigenen Immunzellen<br />
begutachtet und abgestorbene Zellen,<br />
Zelltrümmer und Reste des Blutergusses<br />
werden beseitigt.<br />
Reparationsphase: Zellen beginnen mit<br />
der Produktion eines Vorübergehenden<br />
Ersatzgewebe (Narbengewebe) welches<br />
den Defekt zusammenhält, bis die Endstümpfe<br />
der einzelnen Muskelfasern<br />
durch Satellitenzellen wieder aneinanderwachsen,<br />
zudem wachsen neue Blutgefäße<br />
ein, um mehr Nährstoffe anzuliefern.<br />
Remodulation<br />
Heißt konkret, das neue Gewebe passt<br />
sich seinen Anforderungen an, um die<br />
ursprüngliche Funktion und Kapazität<br />
wiederherzustellen. Dieser Vorgang<br />
kann bis zu 300 Tage in Anspruch nehmen.<br />
Prävention<br />
Um Muskelverletzungen vorzubeugen,<br />
ist es wichtig, die Muskeln vor dem Training<br />
oder sportlichen Aktivitäten angemessen<br />
aufzuwärmen. Das Aufwärmen<br />
sollte aus Dehnübungen und leichten<br />
Übungen bestehen, um die Durchblutung<br />
und Flexibilität der Muskulatur zu<br />
verbessern. 4<br />
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