2023-1-6-oebm-der-osterreichische-baustoffmarkt - Dämmen? Natürlich - www.bachl.at
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
A K T U E L L<br />
B A U S T O F F H A N D E L S T A G U N G<br />
VORTRÄGE<br />
A n d r e -<br />
as Kreutzer,<br />
Kreutzer<br />
Fischer<br />
und Partner,<br />
berichtete<br />
in seinem<br />
Vortrag<br />
„Was bringt<br />
<strong>2023</strong> für die<br />
B a u s t o f f -<br />
b r a n c h e “ ,<br />
über aktuelle Entwicklungen rund um<br />
die Baukonjunktur und analysierte die<br />
Baukostenentwicklung. Die von ihm<br />
gelieferten Zahlen stießen bei den anwesenden<br />
Tagungsteilnehmern nicht immer<br />
auf Zustimmung, vor allem bezüglich<br />
<strong>der</strong> M<strong>at</strong>erialpreise. Aufhorchen ließ<br />
Kreutzer bei seinen Ausführungen zu <strong>der</strong><br />
jährlichen Flächeninanspruchnahme in<br />
Österreich. Wurden bis 2015 noch 60<br />
– 90 km² verbaut, so ging dieser Wert<br />
kontinuierlich zurück. Ziel <strong>der</strong> EU-<br />
Kommission ist es, ab 2050 keine Fläche<br />
mehr für Bautätigkeiten zu beanspruchen.<br />
Das bedeutet, dass nur noch dort<br />
gebaut werden darf, wo bereits Häuser<br />
stehen, es darf keinen Flächenneuverbrauch<br />
mehr geben.<br />
Kreutzer betont, dass laut dem Bundesamt<br />
für Eich- und Vermessungswesen,<br />
lediglich 6,95 Prozent <strong>der</strong> Gesamtfläche<br />
in Österreich verbaut sind.<br />
Betrachtet man den Flächenverbrauch<br />
hinsichtlich des Terminus Dauersiedlungsraum,<br />
also jene Fläche die von<br />
Gebäuden, Gärten, Friedhöfen in Anspruch<br />
genommen wird, so beläuft sich<br />
dieser Wert bei 40 Prozent <strong>der</strong> Landesfläche,<br />
allerdings sind auch nur 18<br />
Prozent dieses Dauersiedlungsraumes<br />
verbaut. Kreutzer wehrt sich dagegen,<br />
Österreich als Versiegelungsweltmeister<br />
darzustellen, weil er meint, diese Aussage<br />
sei einfach falsch. Um hier eine Richtigstellung,<br />
auch bei sämtlichen NGOs im<br />
Bereich Umwelt- und Klimaschutz zu<br />
erreichen, wird eine Website gestartet,<br />
wo die t<strong>at</strong>sächliche Flächenstruktur aktuell<br />
veröffentlicht wird, also Flächeninanspruchnahme<br />
und Versiegelungsgrad.<br />
S t e f a n<br />
Bruckbauer,<br />
Chefvolkswirt<br />
UniCredit<br />
Bank<br />
Austria, stellte<br />
die Frage<br />
„ L a n d u n g ,<br />
Start o<strong>der</strong><br />
A b s t u r z ? “<br />
und gab in<br />
seiner Zahlenanalyse<br />
Aussichten in schwierigen<br />
Zeiten. Schwierige Zeiten für Analysten<br />
deshalb, weil die Prognosen 2020 für<br />
2022 ganz an<strong>der</strong>e waren, als es letztlich<br />
kam. Verantwortlich für die hohe Infl<strong>at</strong>ion<br />
waren die Preisanstiege bei Energie<br />
und Rohstoffen. Die Prognosen konnten<br />
die Pandemie nicht vorhersehen. Wohl<br />
konnte das reale Wachstum am Beginn<br />
<strong>der</strong> Pandemie richtig eingeschätzt werden,<br />
nicht aber die Infl<strong>at</strong>ion, die durch<br />
Krieg und Hilfen des Sta<strong>at</strong>es gesteuert<br />
wurde.<br />
Die globale Industrie steckt in einer<br />
Rezession. Lieferzeiten sind zwar kürzer<br />
geworden, doch Aufträge werden<br />
von Mon<strong>at</strong> zu Mon<strong>at</strong> weniger. Hierbei<br />
handelt es sich um fast ein globales Ereignis.<br />
Die Erwartungen <strong>der</strong> Industrie<br />
in den nächsten 12 Mon<strong>at</strong>en sind stark<br />
gesunken, obwohl man noch vor kurzem<br />
davon überzeugt war, dass es besser laufen<br />
wird. Bei den Konsumenten h<strong>at</strong> die<br />
Infl<strong>at</strong>ion an <strong>der</strong> Stimmung genagt. Dies<br />
h<strong>at</strong> nun zwei Konsequenzen: Einerseits<br />
kaufen die Menschen keine langlebigen<br />
Konsumgüter mehr und an<strong>der</strong>erseits<br />
gehen sie gerne ins Wirtshaus. Das bedeutet,<br />
dass <strong>der</strong> kurzfristige Konsum gut<br />
läuft.<br />
Der Ums<strong>at</strong>z bei Bau- und Gartenbedarf<br />
h<strong>at</strong>te 2020 ein enorm starkes Jahr<br />
wurde 2021 und 2022 schwächer und<br />
performed bisher <strong>2023</strong> ähnlich wie in<br />
den beiden Jahren zuvor. Grundsätzlich<br />
ist die Produktion in Österreich von<br />
einem Nachfragemangel gebremst, auch<br />
am Bau. Ein Fünftel <strong>der</strong> Unternehmen<br />
leiden unter Arbeitskräftemangel, nur<br />
mehr 12 Prozent unter M<strong>at</strong>erialmangel.<br />
Bruckbauer gibt eine vorsichtige Konjunkturprognose<br />
für Österreichs Wirtschaft<br />
bis 2024. Demnach steigt das BIP<br />
<strong>2023</strong> um 0,7 Prozent, 2024 um 1,2 Prozent.<br />
Die Energieimporte 2022 beliefen<br />
sich auf 9 Mrd. Euro und entsprechen<br />
somit genau den Marktpreisen. Das sind<br />
1,6 Prozent vom BIP und somit, bei den<br />
aktuellen Preisen, unter dem Wert von<br />
2021.<br />
Dass die Infl<strong>at</strong>ion zwischenzeitlich in<br />
vielen Bereich gestiegen ist und in Österreich<br />
höher ist als in Deutschland,<br />
liegt vor allem im Bereich Energie und<br />
Restaurants, hier mit einer Preissteigerung<br />
gegenüber dem Vorjahr von 14,2<br />
Prozent. Wohnung, Wasser und Energie<br />
mit einer Steigerung von 16,1, Prozent.<br />
Die Erwartungen <strong>der</strong> Rohstoffpreisentwicklung<br />
lassen die Infl<strong>at</strong>ionsr<strong>at</strong>e wie<strong>der</strong><br />
sinken, allerdings langsamer als erwartet.<br />
Zusammenfassend meint Bruckbauer,<br />
dass die Infl<strong>at</strong>ion vorübergehend hoch<br />
bleibt, sinkende Tendenzen aber bereits<br />
in Aussicht sind. Von Seiten <strong>der</strong> Zentralbank<br />
sind weitere Zinserhöhungen zu<br />
erwarten und die weltweite Konjunktur<br />
h<strong>at</strong> sich deutlich abgekühlt. Eine kurze<br />
Stagn<strong>at</strong>ion im Euroraum und eine Rezession<br />
in den USA wird erwartet, dennoch<br />
gibt es von Seiten <strong>der</strong> Bank Austria<br />
einen vorsichtigen Optimismus für<br />
2024 und danach, die Erholung wird<br />
sich aber langsam vollziehen.<br />
Jens-Uwe<br />
Meyer zeigt<br />
auf, wie sich<br />
Unternehmen<br />
künftig<br />
neu erfinden<br />
müssen,<br />
weil wir<br />
nicht nur in<br />
Zeiten eines<br />
Wandel leben,<br />
<strong>der</strong> geprägt<br />
ist von<br />
Digitalisierung, Nachhaltigkeit und<br />
Fachkräftemangel, son<strong>der</strong>n in einem<br />
Turbowandel. Meyer vergleicht die heutige<br />
Zeit mit den 1990er Jahren, wo<br />
das Internet erste Erfolge feierte und<br />
damit einhergehend Unternehmen, die<br />
vielleicht nicht viel Geld h<strong>at</strong>ten, aber<br />
in <strong>der</strong> Lage waren Ideen zu haben und<br />
[<br />
14 | 6 . <strong>2023</strong>