2023-1-6-oebm-der-osterreichische-baustoffmarkt - Dämmen? Natürlich - www.bachl.at
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H A N D E L I N T E R V I E W<br />
in diesem Jahr einen Ums<strong>at</strong>zrückgang<br />
von 40 % gleichzeitig im Vorjahr aber<br />
ein Plus von 20% und dann den langen<br />
Winter berücksichtigt, sieht es besser<br />
aus.<br />
Also alles gar nicht so schlimm?<br />
Nein – eigentlich nicht. Ich bin Optimist.<br />
Wenn wir uns die Zahlen bis Mai<br />
anschauen, so kommt vor allem bei uns<br />
im Süden das Wetter auch noch hinzu.<br />
Wir haben zahlreiche Aufträge, die allerdings<br />
auf Grund <strong>der</strong> Wetterlage immer<br />
wie<strong>der</strong> nach hinten verschoben werden.<br />
Was t<strong>at</strong>sächlich eine große Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
ist, sind die massiv gestiegenen<br />
Lohnkosten gepaart mit deutlich höheren<br />
Energiekosten.<br />
Auch die Gewerbebetriebe sind bis<br />
Anfang Herbst gut ausgelastet. Was ich<br />
allerdings bemerke, dass sie schon jetzt<br />
Folgeaufträge suchen und damit auch<br />
mit den Preisen wie<strong>der</strong> hinunter gehen.<br />
Wie schaut die allgemeine Situ<strong>at</strong>ion<br />
am Bau spezifisch in Kärnten aus?<br />
Wir sind im Neubau im Priv<strong>at</strong>bereich<br />
sehr weit hinten. Das kann aber auch damit<br />
zusammenhängen, dass immer mehr<br />
jüngere Menschen nichts mehr selbst im<br />
Eigenheim machen wollen und somit<br />
die Aufträge an das Gewerbe übergeben.<br />
Was noch dazu kommt, sind die über<br />
Jahrzehnte verfallenen Häuser in den Innenstädten.<br />
Hier wird nun mehr saniert<br />
o<strong>der</strong> neu gebaut.<br />
Das bedeutet, auch in Kärnten wird<br />
künftig mehr saniert werden?<br />
Ganz genau. Ich denke, bevor neu gebaut<br />
wird, sollten alte Substanzen erhalten<br />
bleiben. Und da haben wir in<br />
Kärnten mehr als genug zu tun. Für den<br />
Baustoffhandel ist es rel<strong>at</strong>iv egal, ob neu<br />
gebaut o<strong>der</strong> saniert wird. Und auch für<br />
das Gewerbe macht es kaum einen Unterschied,<br />
vor allem wenn es um umfassende<br />
Sanierungen geht.<br />
Die öffentliche Hand kann zwei Dinge<br />
lenken: Einerseits keine neuen Bauten<br />
auf <strong>der</strong> grünen Wiese, außer es ist bereits<br />
eine gewisse Ortsstruktur vorhanden<br />
und an<strong>der</strong>erseits sind massive Sanierungsför<strong>der</strong>ungen<br />
von Nöten.<br />
Kann hier die WK auf die Politik einwirken,<br />
denn eigentlich wäre sie ja genau<br />
dafür da?<br />
Das ist richtig. Wir haben Kontakte<br />
zur Politik. In erster Linie tauschen wir<br />
uns als Gremium mit unserem Kammerpräsidenten<br />
aus, <strong>der</strong> dann all die Anliegen<br />
zum Teil an die WKO, zum Teil aber<br />
auch direkt in die Landespolitik weiterträgt.<br />
Denn manches ist hier schon im<br />
Argen. Bei För<strong>der</strong>ungen vor allem im<br />
PV-Bereich beispielsweise wird man vorgereiht,<br />
wenn man auf einen Teil des<br />
För<strong>der</strong>geldes verzichtet. Ich habe Kunden,<br />
die warten bereits seit Jahren auf<br />
die För<strong>der</strong>ung, nur weil sie nicht auf<br />
einen Teil verzichten wollen.<br />
Des Weiteren werden von Energieanbietern<br />
enorme Summen für die Freischaltung<br />
priv<strong>at</strong>er PV-Anlagen verrechnet,<br />
Gegenleistungen bekommt man<br />
hier aber nicht. Das kann doch so nicht<br />
funktionieren!<br />
Wie geht es Ihnen mit Ihrem eigenen<br />
Baustoffhandel?<br />
Im Großen und Ganzen ganz gut.<br />
Wie schon gesagt, man darf das letzte<br />
Jahr nicht als Grundlage betrachten.<br />
Mir kommt vor, alle jammern, aber das<br />
auf hohem Niveau. Was allerdings nun<br />
auf uns zukommt ist ein akuter Personalmangel,<br />
weil wir gerade eine Pensionswelle<br />
haben. Aber in Kärnten ist es<br />
nicht allzu schwer Mitarbeiter:innen zu<br />
bekommen. Wir haben nun insgesamt<br />
53 Mitarbeiter:innen, davon sechs Lehrlinge.<br />
Nutzen Sie für Ihre Mitarbeiter die<br />
Angebote vom Baustoff-Ausblidungszentrum?<br />
Was mir wichtig ist, ist das Anfang<br />
des Jahres st<strong>at</strong>tfindende Baustoff-Speed-<br />
Training und n<strong>at</strong>ürlich die Produktschulungen<br />
des ba. Sehr wichtig aber ist, dass<br />
meine Mitarbeiter:innen im Verkauf den<br />
Killerinstinkt haben. Es bringt nichts,<br />
wenn Mitarbeiter:innen den Kunden<br />
nie<strong>der</strong>reden. Sie müssen erkennen,<br />
wann <strong>der</strong> bereit ist zu kaufen! Weil nur<br />
so macht man Geschäfte. Solche Art<br />
von Seminaren veranstalten wir als Firma<br />
Egger selbst.<br />
Merken Sie selbst Gewinneinbrüche?<br />
<strong>N<strong>at</strong>ürlich</strong> sinken vor allem durch die<br />
gestiegenen Gehälter auch die Gewinne.<br />
Der priv<strong>at</strong>e Verkauf ist schon sehr im<br />
Minus. Interessant ist allerdings die T<strong>at</strong>sache,<br />
dass ich <strong>der</strong> Meinung war, dass<br />
durch die Teuerungen die Menschen weniger<br />
Geld haben und somit <strong>der</strong> Einzelhandel<br />
stak rückläufig sein müsste. Dem<br />
ist aber nicht so. Da sind wir eigentlich<br />
gut unterwegs. Überspitzt formuliert<br />
denken die Menschen bevor ich mir einen<br />
Wellness-Urlaub um tausende Euros<br />
buche, baue ich mir meine eigene Sauna.<br />
Nachgewiesen ist weniger Kaufkraft da,<br />
aber offensichtlich investieren die Menschen<br />
wie<strong>der</strong> mehr in ihr Eigenheim.<br />
Dafür sprechen auch die nun schon vorliegenden<br />
Zahlen vom Mai.<br />
Sie waren soeben in <strong>der</strong> VBÖ-Sitzung<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Baustoffhandelstagung.<br />
Wie war da die Stimmung?<br />
Alle wissen, dass die Umsätze massiv<br />
zurückgehen werden. Doch bei einem<br />
waren wir uns einig: Meistern kann die<br />
momentane Situ<strong>at</strong>ion <strong>der</strong> Mittelstand,<br />
weil er flexibler ist. Es h<strong>at</strong> immer Auf<br />
und Abs gegeben und <strong>der</strong> Baustoffhandel<br />
h<strong>at</strong> noch jede Krise überlebt, aber<br />
nur dann, wenn man die Kosten im<br />
Griff h<strong>at</strong>. Jene Mitbewerber, die innerhalb<br />
großer Konzerne agieren, werden<br />
es schwerer haben. Weil in großen Konzernen<br />
als kleines Österreich was durchzusetzen<br />
ist nicht so leicht. Konzerne,<br />
je größer sie sind, agieren in ihren Entscheidungen<br />
schwerfällig und oftmals<br />
zu langsam. Da sind Klein- und Mittelbetriebe<br />
wesentlich flexibler und anpassungsfähiger.<br />
Inwieweit ist die Digitalisierung für<br />
Sie ein Thema?<br />
Ich denke das Internet dient hauptsächlich<br />
zum Preisvergleich. Man wird<br />
nicht zig Paletten Zement im Internet<br />
bestellen. Das wäre im Hinblick auf den<br />
Transport, die Mitarbeiter- und Spritkosten<br />
überhaupt nicht rentabel. Bekomme<br />
ich Aufträge, die weiter weg sind, gebe<br />
ich sie ja auch an näher gelegene Baustoffhändler<br />
weiter. Das Bestellwesen erfolgt<br />
n<strong>at</strong>ürlich schon online.<br />
ð<br />
6 . <strong>2023</strong> | 25