SPORTaktiv August 2023
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TRAINING Krafttraining<br />
Einfach stark<br />
Der Wert von regelmäßigem Ausdauertraining ist unbestritten, jener eines<br />
Krafttrainings wird jedoch immer stärker erkannt: Auch die WHO rät dazu.<br />
„<strong>SPORTaktiv</strong>-Doc“ Robert Fritz motiviert zur Muskelarbeit. von Christof Domenig<br />
D<br />
anke nein, meine rare<br />
Freizeit nutze ich<br />
doch lieber für die<br />
Ausdauer – ein oft gehörtes<br />
Argument für<br />
einen weiten Bogen um Hanteln<br />
und Kraftmaschinen. Der Herzmuskel<br />
wird fleißig trainiert, auf die<br />
restliche Muskulatur des Körpers<br />
leider oft vergessen. Was aber absolut<br />
ein Fehler ist, betont Sportmediziner<br />
Robert Fritz. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO definiert<br />
bekanntlich ein „Mindestmaß<br />
zum Gesundbleiben“, die dort genannten<br />
150 Minuten Bewegung in<br />
der Woche sind den meisten auch<br />
bekannt. Dass in den WHO-Leitlinien<br />
zugleich „zweimal in der Woche<br />
kräftigende Übungen der großen<br />
Muskelgruppen“ stehen, das haben<br />
dagegen nur wenige am Radar.<br />
Die Argumente fürs Krafttraining<br />
sind überzeugend: „Krafttraining<br />
ist ein Stoffwechselmotor.<br />
Mehr Muskulatur bedeutet mehr<br />
Grundumsatz und mehr Kalorienverbauch<br />
24 Stunden am Tag.“<br />
Oder: „Ab dem 27. bis 30. Lebensjahr<br />
verlieren wir 1 Prozent Muskelmasse<br />
pro Jahr – was zu Beginn<br />
nicht auffällt, aber mit fortschreitendem<br />
Alter sehr erheblich wird:<br />
20 Prozent Verlust mit 50 Jahren,<br />
30 Prozent mit 60 Jahren“, so die<br />
simple Rechnung. Dem Abwärtstrend<br />
könnte man mit regelmäßigem<br />
Training leicht gegensteuern<br />
und es ist auch nie zu spät zum Einsteigen,<br />
betont der Mediziner. Ein<br />
starkes Muskelkorsett ist auch die<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Robert Fritz<br />
Der Sport- und Ernährungsmediziner<br />
ist einer der Gründer und medizinischer<br />
Leiter einer Unit der „Sportordination“<br />
in Wien und einer der bekanntesten<br />
Sportärzte in Österreich. Als „<strong>SPORTaktiv</strong>-Doc“<br />
beleuchtet er kompetent<br />
in jeder Ausgabe ein Sport- oder<br />
Ernährungsthema.<br />
www.sportordination.at<br />
beste Verletzungsprophylaxe – und<br />
beugt sogar Krankheiten wie Diabetes<br />
in gewissem Maße vor. Und<br />
die Ausdauerleistung steigt durch<br />
Krafttraining ebenfalls an.<br />
Neue Erkenntnisse könnten<br />
auch dazu beitragen, den Zugang<br />
zum Krafttraining für alle zu vereinfachen.<br />
Lange wurde die Einteilung<br />
in Kraftausdauertraining (mit<br />
20, 25 oder mehr Wiederholungen),<br />
Hypertrophietraining (8 bis 12 Wiederholungen)<br />
sowie Maximalkrafttraining<br />
(1 bis 5 Wiederholungen)<br />
gelehrt. „Diese starre Einteilung<br />
schwindet – heute sagt man einfach:<br />
Der Muskel muss ausbelastet<br />
werden“, weiß Fritz.<br />
Der Sportmediziner hat noch<br />
eine weitere sehr gute Nachricht:<br />
Schon ein einzelnes Krafttraining<br />
pro Woche zeigt, anders als im Ausdauerbereich,<br />
starke Wirkung: „Mit<br />
einem wöchentlichen Training kann<br />
man 80 Prozent seines Muskelkraftpotenzials<br />
ausschöpfen“. Optimal<br />
wäre natürlich eine zweite wöchentliche<br />
Einheit – aber im Sinne<br />
der Zeitökonomie ist einmal besser<br />
als keinmal.<br />
Weniger gut mag für manche<br />
diese Nachricht klingen: Lockeres<br />
Krafttraining funktioniert nicht.<br />
Kraftübungen sollen konzentriert<br />
ausgeführt werden (oft im Studio<br />
gesehen: In der Beinpresse nebenbei<br />
mit dem Handy herumspielen –<br />
so bitte nicht), die trainierte Muskulatur<br />
muss ausbelastet – heißt:<br />
bis zur letzten oder allenfalls vorletzten<br />
denkbaren Wiederholung<br />
belastet – werden.<br />
Auch wenn die Wiederholungszahl<br />
letztlich nicht entscheidend ist,<br />
es „nur“ um die endgültige Ermüdung<br />
des Muskels geht: Fritz rät<br />
dazu, Gewichte so zu wählen, dass<br />
schon 6 bis 8 Wiederholungen zur<br />
Ausbelastung führen. Warum?<br />
„Weil sonst die Übungsausführung<br />
am Ende nicht mehr sauber ist.<br />
Über sechs bis acht Wiederholungen<br />
lässt sich die Konzentration immer<br />
aufrechterhalten.“ Jede Übung<br />
sollte in Sätzen 3- bis 4-mal wiederholt<br />
werden, die Pause dazwischen<br />
2 Minuten dauern.<br />
Start unbedingt mit Trainer<br />
Wer keine Erfahrung mit Krafttraining<br />
hat, dem rät unser SPORT-<br />
FOTOS: istock, Thomas Polzer<br />
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