Gesund & Leben in Wien - 07_08/23
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HERZ<br />
Dr. Alexandra Kautzky-Willer, Professor<strong>in</strong> für<br />
Gendermediz<strong>in</strong> an der Mediz<strong>in</strong>ischen Universität <strong>Wien</strong> und Wissenschaftliche<br />
Leiter<strong>in</strong> des Gender<strong>in</strong>stituts und von la pura <strong>in</strong> Gars am Kamp (NÖ)<br />
„Frauen s<strong>in</strong>d unterrepräsentiert“<br />
Welche Besonderheiten hat<br />
das weibliche Herz?<br />
Das weibliche Herz ist wesentlich<br />
kle<strong>in</strong>er, was etwa bei e<strong>in</strong>er Herztransplantation<br />
e<strong>in</strong> Problem darstellen kann.<br />
Die Gefäße, die das Herz mit Sauerstoff<br />
versorgen, haben e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren<br />
Querschnitt und s<strong>in</strong>d zarter. Die<br />
Muskelmasse der l<strong>in</strong>ken Herzkammer<br />
ist ger<strong>in</strong>ger, und auch die Alterung des<br />
Herzmuskels ist bei Frauen unterschiedlich.<br />
Im Gegensatz zu Männern<br />
verdickt sich der Herzmuskel bei Frauen<br />
nicht. Zudem haben Frauen e<strong>in</strong>en<br />
höheren Ruhepuls als Männer und bis<br />
zur Menopause zumeist auch e<strong>in</strong>en<br />
niedrigeren Blutdruck. Wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
s<strong>in</strong>d die Blutdruckgrenzwerte für Frauen<br />
aber etwas zu hoch, weil man bemerkt<br />
hat, dass schon im hochnormalen Blutdruckbereich<br />
Frauen mehr Komplikationen<br />
haben. Mediz<strong>in</strong>isch ist hier gerade<br />
e<strong>in</strong>iges <strong>in</strong> Diskussion.<br />
STRESS UND DEPRESSION<br />
E<strong>in</strong>en großen Anteil an der weiblichen Herzgesundheit<br />
haben emotionale Belastungen und Stress. Noch immer<br />
erledigen laut österreichischem Frauengesundheitsbericht<br />
Frauen den größten Teil der unbezahlten Betreuungsund<br />
Hausarbeit, während Männer den überwiegenden<br />
Teil der Erwerbsarbeit übernehmen. Zur unbezahlten<br />
Betreuung von K<strong>in</strong>dern oder pflegebedürftigen Angehörigen<br />
werde auch die emotionale Arbeit eher von Frauen<br />
geleistet und von Männern konsumiert. Laut Bericht s<strong>in</strong>d<br />
es meist Frauen, die für die emotionale Stabilität der K<strong>in</strong>der<br />
sorgen und für Harmonie und Ausgleich<br />
<strong>in</strong>nerhalb der Familie und der Beziehung<br />
zuständig s<strong>in</strong>d. „Stress spielt für<br />
die Herzgesundheit von Frauen e<strong>in</strong>e<br />
wichtigere Rolle als für Männer“,<br />
erklärt Dr. Alexandra Kautzky-Willer,<br />
Professor<strong>in</strong> für Gendermediz<strong>in</strong> an<br />
der Mediz<strong>in</strong>ischen Universität <strong>Wien</strong>.<br />
„Psychosoziale Belastungen können<br />
Depressionen hervorrufen, die e<strong>in</strong><br />
schwerwiegender Risikofaktor für e<strong>in</strong>e<br />
Herzerkrankung s<strong>in</strong>d. Außerdem kommt<br />
bei Frauen der Verb<strong>in</strong>dung zwischen Herz und<br />
Hirn e<strong>in</strong>e größere Bedeutung zu: Die Amygdala, der<br />
Bereich des Gehirns, der für Er<strong>in</strong>nerung und Emotion<br />
zuständig ist, wird bei Frauen stärker aktiviert, was zur Freisetzung<br />
von Entzündungszellen und zu Veränderungen<br />
der Herzdurchblutung führt. Chronischer Stress belastet<br />
Welche Faktoren spielen e<strong>in</strong>e Rolle,<br />
wenn Frauen e<strong>in</strong>en Herz<strong>in</strong>farkt erleiden?<br />
Die Symptome s<strong>in</strong>d bei Frauen oft anders:<br />
Wenn Frauen eher unter Übelkeit, Erbrechen,<br />
Schmerzen im Oberbauch oder im<br />
Kieferbereich leiden, denkt man nicht<br />
so rasch an e<strong>in</strong>en Herz<strong>in</strong>farkt. Zudem<br />
werden der Notarzt oder die Rettung<br />
später gerufen und bei Herzstillstand wird<br />
weniger oft e<strong>in</strong>e Herzmassage gemacht.<br />
Die Symptome von Frauen werden <strong>in</strong> Notfallambulanzen<br />
auch als weniger dr<strong>in</strong>glich<br />
e<strong>in</strong>gestuft, und es wird auch weniger oft<br />
e<strong>in</strong> Herzkatheter gemacht. Auch das<br />
Geschlecht des Arztes ist von Bedeutung:<br />
Internist<strong>in</strong>nen und Chirurg<strong>in</strong>nen, die Frauen<br />
behandeln, haben bessere Ergebnisse.<br />
Bei Internist<strong>in</strong>nen könnte e<strong>in</strong>e Rolle spielen,<br />
dass sie Symptome vielleicht richtiger<br />
<strong>in</strong>tuitiv e<strong>in</strong>ordnen, mehr auf Risikofaktoren<br />
und Prävention achten und sich auch<br />
mehr um das Entlassungsmanagement<br />
nach Spitalsaufenthalten kümmern. Allerd<strong>in</strong>gs<br />
weiß man oft auch nicht, warum<br />
gewisse Ergebnisse vorliegen.<br />
Wie schnell setzen sich die Erkenntnisse<br />
der Gendermediz<strong>in</strong> durch?<br />
Für mich zu langsam. In der Forschung<br />
wurde <strong>in</strong> der Vergangenheit leider<br />
vieles verabsäumt. In vielen Studien zur<br />
Zulassung von Arzneimitteln wurden die<br />
Medikamente nur an Männern getestet.<br />
Daher muss man jetzt besonders darauf<br />
achten, dass genügend Frauen an Studien<br />
teilnehmen und die Geschlechter bei<br />
den Auswertungen getrennt betrachtet<br />
werden. Das alles passiert noch zu wenig<br />
und zu langsam. Frauen s<strong>in</strong>d nach wie<br />
vor <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen Studien unterrepräsentiert.<br />
Die Genderforschung geht zwar gut<br />
voran, und es gibt immer mehr Daten und<br />
immer bessere Informationen. Aber es<br />
ist e<strong>in</strong> langwieriger Prozess, bis sich die<br />
Erkenntnisse dann auch <strong>in</strong> Leitl<strong>in</strong>ien oder<br />
<strong>in</strong> Praxisempfehlungen niederschlagen.<br />
das Frauenherz also stärker, was Gefäßveränderungen und<br />
Durchblutungsstörungen hervorrufen kann.“<br />
GEBROCHENES-HERZ-SYNDROM<br />
Durch starke emotionale Belastungen wird e<strong>in</strong> Herzleiden<br />
hervorgerufen, das unter dem Namen „Tako-Tsubo“ oder<br />
„Broken-Heart-Syndrom“ erstmals 1990 <strong>in</strong> Japan beschrieben<br />
wurde. Gehäuft trat das Phänomen 2004 bei Erdbebenopfern<br />
auf der japanischen Insel Honshu auf. Die Symptome<br />
wie starke Brustschmerzen oder Atemnot ähneln<br />
e<strong>in</strong>em Herz<strong>in</strong>farkt. Die Herzkranzgefäße<br />
s<strong>in</strong>d aber nicht wie bei e<strong>in</strong>em Infarkt<br />
blockiert, sondern bleiben funktionsfähig.<br />
Für das Broken-Heart-Syndrom<br />
wird e<strong>in</strong> Überschuss an Stresshormonen<br />
verantwortlich gemacht, die <strong>in</strong>folge<br />
von emotionalen Ausnahmesituationen<br />
ausgeschüttet werden. Auslöser können<br />
Ereignisse wie Trennungen, Todesfälle, Probleme<br />
am Arbeitsplatz oder Sorgen <strong>in</strong> der Familie<br />
se<strong>in</strong>. „Tako-Tsubo ist der Stress-Supergau.<br />
Was genau dah<strong>in</strong>tersteckt, ist immer noch nicht<br />
ganz klar, aber wahrsche<strong>in</strong>lich reagieren Frauen<br />
sehr sensitiv auf Katecholam<strong>in</strong>e, also Stresshormone.<br />
Betroffen s<strong>in</strong>d rund 90 % der Frauen<br />
nach der Menopause – das Geschlechtshormon<br />
Östrogen bietet davor e<strong>in</strong>en gewissen<br />
Schutz. Wenn das Östrogen dann wegfällt,<br />
ist das Risiko besonders hoch“, erklärt<br />
FOTOS: ISTOCK_SORBETTO, _MI-VIRI, _GARIKPROST, FEEL IMAGE-FOTOGRAFIE_FELICITAS MATERN, HERBERT BAUMGARTNER FOTOSTUDIO<br />
Kautzky-Willer. In den meisten Fällen verläuft die<br />
Erkrankung nicht tödlich, sondern heilt nach e<strong>in</strong>er<br />
medikamentösen Behandlung wieder ab.<br />
FOTO: HERZ-KREISLAUF-ZENTRUM GROSS GERUNGS<br />
RUND UMS HERZ<br />
Das Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs ist Spezialist, wenn es um die Prävention und<br />
Rehabilitation von Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht – und das seit 40 Jahren!<br />
E<strong>in</strong>e Herzerkrankung oder e<strong>in</strong>e Herz-Operation<br />
bedeuten oft e<strong>in</strong>en tiefen E<strong>in</strong>schnitt im <strong>Leben</strong><br />
e<strong>in</strong>es Menschen. Im Waldviertler <strong>Gesund</strong>heitszentrum<br />
erlernen Patient<strong>in</strong>nen und Patienten<br />
den Weg, um zu e<strong>in</strong>em gesunden <strong>Leben</strong>sstil<br />
zu f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> maßgeschneiderter Therapieplan,<br />
welcher sich aus den drei Säulen Bewegung,<br />
Ernährung und Entspannung zusammensetzt,<br />
und e<strong>in</strong> hoch kompetentes Team aus Ärzt<strong>in</strong>nen,<br />
Ärzten, Psycholog<strong>in</strong>nen, Psychologen, Therapeut<strong>in</strong>nen<br />
und Therapeuten garantiert den Behandlungserfolg.<br />
Unter dem Motto „regional & saisonal“<br />
erfahren Patient<strong>in</strong>nen und Patienten, wie<br />
gesund zubereitetes Essen zum Erlebnis wird.<br />
Damit die Krankheit auch psychisch verarbeitet<br />
werden kann, bieten Psycholog<strong>in</strong>nen und Psychologen<br />
e<strong>in</strong>e spezielle Traumatherapie an.<br />
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Gutes tun – wir freuen uns darauf, Sie bei uns<br />
im Haus begrüßen zu dürfen!<br />
GESTIEGENES RISIKOVERHALTEN<br />
E<strong>in</strong>e große Gefahr gehe von <strong>in</strong>tensivem Zigarettenkonsum<br />
bei gleichzeitiger E<strong>in</strong>nahme der Pille<br />
aus, betont Globits. „Diese Komb<strong>in</strong>ation ist furchtbar.<br />
Leider haben Frauen <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgeholt, weil<br />
sie das Risikoverhalten der Männer kopieren. Die<br />
Raucherrate bei jungen Mädchen ist mittlerweile<br />
höher als bei jungen Burschen, und die Pille fördert<br />
Thrombosebildungen. Aber auch die sonstigen<br />
Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht,<br />
Diabetes, hohe Cholester<strong>in</strong>werte und hoher<br />
Blutdruck treten bei Frauen heute häufiger auf als<br />
früher. Das ist e<strong>in</strong>e unerfreuliche Entwicklung.“<br />
Manche Risikofaktoren hätten auf Frauen stärkere<br />
Auswirkungen und sollten genauer untersucht<br />
werden, sagt auch Kautzky-Willer: „So ist Diabetes<br />
bei Frauen e<strong>in</strong> noch stärkerer Risikofaktor als bei<br />
Männern. Frauen unterschätzen oft ihr Risiko und<br />
verharmlosen gestiegene Blutzuckerwerte. Man<br />
muss dem aber genauer nachgehen, zur Früherkennung<br />
von Diabetes e<strong>in</strong>e Langzeitzuckermessung<br />
durchführen und im Idealfall e<strong>in</strong>en Zuckerbelastungstest<br />
machen.“ Für beide Geschlechter<br />
gilt: E<strong>in</strong>e Änderung des <strong>Leben</strong>sstils durch Nichtrauchen,<br />
Gewichtsreduktion, Bewegung (empfohlener<br />
Richtwert: 150 M<strong>in</strong>uten wöchentlich) und<br />
herzgesunde Ernährung (u. a. Vollkornprodukte,<br />
frisches Obst und Gemüse verzehren, gesättigte<br />
Fettsäuren, Wurst, Fertigprodukte, Transfette vermeiden<br />
sowie wenig Salz, Zucker und Fleisch konsumieren)<br />
verbessert den Krankheitsverlauf und ist<br />
die beste Vorbeugung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Frauen sollten zudem auf ihre Schlafqualität<br />
und die psychische <strong>Gesund</strong>heit achten: Mit<br />
Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenem<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g lässt sich Stress abbauen, bei Depressionen<br />
bieten sich psychologische oder psychotherapeutische<br />
Betreuungsangebote an. Ferner wird<br />
Frauen geraten, sich nach e<strong>in</strong>em Herz<strong>in</strong>farkt oder<br />
e<strong>in</strong>er Herzoperation ausreichend zu erholen, und<br />
nicht zu früh mit der Haus- oder familiären Sorgearbeit<br />
zu beg<strong>in</strong>nen.<br />
JACQUELINE KACETL n<br />
KRAFT TANKEN IN DER NATUR<br />
Das „Xund und fit mit Herz“-Resort auf der<br />
Außenanlage des Hauses hat vieles zu bieten:<br />
Gut beschilderte Routen laden zum Wandern e<strong>in</strong>,<br />
im Xundwärts-Parcours (Motorikpark ® ) wird spielerisch<br />
die Kraft- und Koord<strong>in</strong>ationsfähigkeit tra<strong>in</strong>iert<br />
und bei den Mental-Stationen neue Energie<br />
gesammelt.<br />
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Das Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs ist seit<br />
40 Jahren kompetenter Partner der österreichischen<br />
Sozialversicherungen. Zudem besteht die Möglichkeit,<br />
e<strong>in</strong>en Privataufenthalt zu absolvieren und<br />
dabei von <strong>in</strong>dividuellen Angeboten zu profitieren.<br />
www.herz-kreislauf.at/private-vorsorge/angebote<br />
Risikofaktoren wie Bewegungsmangel,<br />
Übergewicht<br />
und Diabetes<br />
treten bei Frauen immer<br />
häufiger auf.<br />
Prim. Univ.-Doz.<br />
Dr. Sebastian Globits,<br />
ärztlicher Leiter<br />
Herz-Kreislauf-Zentrum<br />
Groß Gerungs (NÖ)<br />
Herz-Kreislauf-Zentrum<br />
Groß Gerungs<br />
Kreuzberg 310<br />
3920 Groß Gerungs<br />
Tel.: 02812/86 81 - 0<br />
<strong>in</strong>fo@herz-kreislauf.at<br />
www.herz-kreislauf.at<br />
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