egegnung Foto: FCZ «Wir sind natürlich noch nicht, wo wir gerne wären.» Aber punkto Anerkennung und Popularität des Frauenfussballs hat sich für die Nationalspielerin und Aussenverteidigerin des FC Zürich durchaus etwas getan. Weitere Impulse erhofft sie sich von der Europameisterschaft, die 2025 in der Schweiz stattfindet. Luft nach oben sieht sie allerdings auch in anderer Hinsicht. gesundsitzen: Nadine Riesen, lassen Sie uns zu Beginn eben eine sprachliche Frage klären. Die ehemalige deutsche Nationalgoalie Almuth Schult hat letztes Jahr die grossen Fussball- Verbände aufgefordert, nicht mehr von «Frauenfussball» zu sprechen. Die offizielle Unterscheidung zwischen Fussball und Frauenfussball sei eine Abwertung. Stört Sie der Begriff «Frauenfussball»? Nadine Riesen: Nein, der Begriff stört mich nicht. Für mich persönlich bedeutet «Frauenfussball» lediglich, dass hier Frauen auf dem Platz stehen. Aber ich verstehe, was sie meint. Tatsächlich wird unser Spiel immer noch gern mit dem der Männer verglichen. Und da schneiden wir in Sachen körperlicher Stärke und Athletik schon genetisch bedingt nicht gleich ab. Aber der Frauenfussball hat sich in Sachen Technik bereits enorm weiterentwickelt. Zwar können wir das athletische Niveau der Männer niemals erreichen, aber unser Spiel ist sehr viel kämpferischer und schneller geworden. Das Interesse am Frauenfussball ist deutlich gestiegen. Holen die Frauen beispielsweise auch in Sachen Medienpräsenz und Gehalt gleichauf? So weit sind wir noch nicht wirklich. Aber es hat sich schon vieles geändert. Es kommen mehr Zuschauer zu unseren Spielen – beim Cupfinal meiner Mannschaft, den FC Zürich Frauen, gegen die Grashoppers 2022 waren es 8000. Und internationale Wettbewerbe wie die WM sorgen natürlich auch für Aufmerksamkeit. Frauenfussball ist aber auch sonst in den Medien inzwischen viel präsenter, sei es mit Spielberichten, Interviews oder aktuellen News. Dafür sorgt nicht zuletzt die zunehmende Zahl an Sportjournalistinnen und weiblichen Fussball- Kommentatoren. Wie zum Beispiel Ihre ehemalige Teamkollegin, die Ex-Nati-Spielerin Rahel Rinast, die heute als Fussball-Expertin und Kommentatorin im Fernsehen arbeitet. Ja genau. Aber wir sind natürlich trotzdem noch nicht, wo wir gerne wären. Zum Beispiel in Lohnfragen, das geht verständlicherweise auch nicht alles von 0 auf 100. Aber es tut sich etwas, das ist wichtig. Dass wir insgesamt präsenter sind, zeigt sich auch daran, dass Mädchen, die gerade mit dem Fussball beginnen, jetzt mehrheitlich Spielerinnen als ihre Vorbilder nennen, keine Spieler, was schön ist. Es ist auch schon vorgekommen, dass wir ausserhalb der Stadien erkannt werden, was noch ein wenig ungewohnt ist, mich aber sehr freut. Und das passiert Ihnen vermutlich häufiger, Sie arbeiten für Ihr Auskommen noch zu 30 Prozent als Kinderbetreuerin. Ist es Ihr Karriereziel, Vollprofi zu werden? Bei einem guten Verein, der mir auch entspricht, und vorausgesetzt, ich kann davon leben, dann würde ich nicht nein sagen. 14 gesundsitzen <strong>2023</strong>/24
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