ÖFB Corner 03/23
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
GEPA-PICTURES.COM (4)<br />
richtigen Fragen stellen. Wie kommen Mädchen<br />
und Burschen zum Fußball und noch<br />
viel wichtiger, wie bleiben sie der Fußball-<br />
Familie erhalten? Die Reform des Nachwuchsfußballs<br />
bis zur U12, die vor rund zwei Jahren<br />
gestartet wurde, war ein wichtiger Schritt.<br />
Mit kleineren Gruppengrößen, kleineren Spielfeldern,<br />
mehr Ballkontakten, mehr Erfolgserlebnissen<br />
und mehr Einsatzzeiten wird nun<br />
ein noch größeres Augenmerk auf die Ausbildung<br />
gelegt und darauf geachtet, weniger<br />
Druck auf die Kinder und Trainer auszuüben.<br />
Auch die Eltern sind natürlich ein wichtiger<br />
Faktor. So soll dem Trend entgegengewirkt<br />
werden, dass ein Viertel der Kinder im ersten<br />
Jahr und ca. 60 Prozent bis zum 18. Lebensjahr<br />
dem Fußball wieder den Rücken kehren.<br />
Wir müssen in die Kindergärten und Schulen<br />
gehen und die Kinder zu den Vereinen bringen.<br />
Wenn die Menschen beim Fußball bleiben,<br />
werden sie vielleicht auch einmal Trainer,<br />
Schiedsrichter oder Funktionär bei ihrem Klub.<br />
Wie beurteilen Sie die Lage im Mädchenund<br />
Frauenfußball?<br />
Wir haben derzeit in der Spitze mit den Nationalteams<br />
eine gute Entwicklung, in der Breite<br />
ist aber nach wie vor ein großer Aufholbedarf<br />
gegeben. Es gilt neben gezielten Projekten<br />
gemeinsam die Vereine zu motivieren, auch<br />
eine Heimat für die Mädchen zu sein.<br />
Ein wichtiger Punkt ist auch die Zahl der<br />
Schiedsrichter:innen. Wir haben derzeit mit<br />
rund 2.400 viel zu wenige, mindestens 3.000<br />
wären notwendig. Mit welchen Anreizen<br />
gelingt es uns, neue Schiedsrichter:innen zu<br />
gewinnen und bestehende im System zu<br />
behalten? Um eine zusätzliche Motivation für<br />
Referees auf allen Stufen zu schaffen, ist zu<br />
überlegen, wie wir für unsere besten Schiris<br />
zu mehr Einsatzzeiten auf Top-Niveau kommen.<br />
Um dies zu unterstützen, hat der <strong>ÖFB</strong><br />
gemeinsam mit der Bundesliga den ehemaligen<br />
Spitzenschiedsrichter Viktor Kassai engagiert.<br />
» Mit welchen Anreizen<br />
gelingt es uns, neue<br />
Schiedsrichter:innen zu<br />
gewinnen und bestehende<br />
zu behalten? «<br />
Sie sind selbst im Besitz der UEFA-A-Lizenz.<br />
Wie wichtig ist die Qualität der<br />
Ausbildung von Trainerinnen und Trainern<br />
für den Fußball in Österreich?<br />
Die Bedeutung kann man aus meiner Sicht<br />
gar nicht hoch genug einschätzen. Im Rahmen<br />
der <strong>ÖFB</strong>-Trainerakademie und der Trainerakademien<br />
in den Ländern konnte in den letzten<br />
Jahren die Qualität der Aus- und Weiterbildungen<br />
massiv verbessert und weiterentwickelt<br />
werden, die Reformen in der UEFA Pro<br />
Lizenz waren wegweisend. Je mehr ausgebildete<br />
Trainerinnen und Trainer wir haben,<br />
desto besser werden die jungen Spielerinnen<br />
und Spieler im sportlichen Bereich, aber auch<br />
als Menschen entwickelt und geformt. Ich<br />
wünsche mir, künftig etwa auch spezielle<br />
Kurse in den ländlichen Regionen abzuhalten<br />
oder noch mehr reine Kurse für angehende<br />
Trainerinnen zu organisieren. Es wird auch<br />
sehr wichtig sein, das Ehrenamt bei den<br />
Amateurvereinen deutlich zu unterstützen<br />
und wertzuschätzen.<br />
…dieses Thema war das nächste auf der<br />
Fragenliste. Wie wollen Sie die Funktionärinnen<br />
und Funktionäre in ihrer Tätigkeit<br />
stärken?<br />
Ich denke beispielsweise daran, in den Landesverbänden<br />
hauptamtliche sogenannte<br />
„helfende Hände“ zu installieren, die die<br />
Vereine in wirtschaftlichen, rechtlichen und<br />
organisatorischen Belangen unterstützen und<br />
entwickeln. Der Fußball braucht diese ehrenamtlichen<br />
Funktionäre, damit Vereine auch in<br />
Zukunft bestehen bleiben und damit eine<br />
sportliche Heimat für unzählige fußballbegeisterte<br />
junge Menschen gegeben ist.<br />
Wir müssen uns auch mehr denn je dem<br />
Thema „Fußball und soziale Verantwortung“<br />
mit den Aspekten Vielfalt und Inklusion, Anti-<br />
Diskriminierung, Football for all Abilities,<br />
Kinderschutz und Klimaschutz widmen.<br />
Vielen Dank für die tiefen Einblicke in die<br />
vielfältigen Pläne. Welche abschließenden<br />
Worte möchten Sie an die Leserinnen und<br />
Leser richten?<br />
Ich möchte als Präsident Vertrauen und<br />
Menschlichkeit noch stärker im <strong>ÖFB</strong> und im<br />
gesamten Fußball verankern. Spielerinnen und<br />
Spieler, Trainer, Schiedsrichterinnen und Funktionäre,<br />
die eng mit dem Fußballsport verbunden<br />
sind, sollen die Möglichkeit haben, selbstsicher<br />
und offen unseren geliebten Sport zu<br />
betreiben – in einer Fußballwelt, in der es<br />
täglich Neues zu entdecken und zu lernen gibt.<br />
Dabei bitte ich alle um Unterstützung!<br />
CORNER <strong>03</strong>/<strong>23</strong> 31