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Insights Quarterly - Issue N° 5

ISSUE N°5

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GASTGESPRÄCH<br />

Modern<br />

oyals<br />

Wäre Bayern noch eine Monarchie, würde Ludwig Prinz von Bayern<br />

irgendwann den Thron besteigen. Kein Wunder also, dass der Adelsspross lange<br />

als einer der begehrtesten Junggesellen Bayerns galt. Das ist nun Geschichte.<br />

Denn: Im vergangenen Mai heiratete das künftige Oberhaupt der Wittelsbacher<br />

die bürgerliche Sophie-Alexandra Evekink in der Münchner Theatinerkirche.<br />

Wie und wo sie sich kennenlernten, möchte das Paar nicht öffentlich<br />

erzählen. Was aber sicher ist: Die beiden verbindet eine gemeinsame Vision von<br />

einer gerechteren Welt. Während nämlich Ludwig Prinz von Bayern die<br />

meiste Zeit des Jahres als Entwicklungshelfer in Kenia verbringt, forscht die<br />

niederländisch-kanadische Politologin zu der Frage, wie man Gewalt- und<br />

Missbrauchsopfer in Konfliktgebieten unterstützen kann. Zuletzt arbeitete sie für<br />

UN-Generalsekretär António Guterres in New York. Was sie antreibt,<br />

wie sie sich ihr künftiges Leben vorstellen und welche Projekte sie in Bayern<br />

gemeinsam unterstützen, erzählt das Paar nun im Interview.<br />

If Bavaria were still a monarchy, Ludwig Prince of Bavaria would eventually ascend<br />

the throne. No wonder, then, that the noble scion was long considered one of<br />

Bavaria’s most eligible bachelors. That is now history. Last May, the future head<br />

of the Wittelsbach family married the bourgeois Sophie-Alexandra Evekink in<br />

Munich’s Theatinerkirche. How and where they met, the couple does not want<br />

to tell publicly. What is certain, however, is that they share a common vision of a<br />

fairer world. While Ludwig Prinz von Bayern spends most of the year as a development<br />

aid worker in Kenya, the Dutch-Canadian political scientist researches<br />

the question of how to support victims of violence and abuse in conflict areas.<br />

Most recently, she worked for UN Secretary-General António Guterres in New<br />

York. What drives them, how they envision their future life and which projects they<br />

support together in Bavaria? in Bavaria, the couple now tells us in an interview.<br />

Ludwig Prinz von Bayern, in Kenya you spent your nights on camp beds, now you<br />

could live in castles together with your wife. Quite a clash, isn’t it?<br />

The development work in Kenya and my life here in Munich have always been two<br />

very different worlds, but I feel equally comfortable in them. In Bavaria, living standards<br />

are very high. In Kenya, I learned that many things cannot be taken for granted.<br />

That starts with clean drinking water. So it made me all the happier when a well was<br />

drilled and a school finally had water.<br />

You spent ten years as a development aid worker in Africa and founded the<br />

Learning Lions project. What was behind it?<br />

Ludwig Prinz von Bayern: In remote areas there are many young and talented<br />

people who don’t get the chance to continue their education after school or even find<br />

a job. Therefore, together with local people, we have created a kind of training that<br />

prepares young men and women for digital jobs. In the meantime,<br />

there is a whole campus at Lake Turkana in the north of Kenya where teaching is<br />

taking place and money is already being earned.<br />

The courses are taught exclusively by former students, who at the same time work in a<br />

coworking space for clients from all over the world.<br />

Ludwig Prinz von Bayern, in Kenia verbrachten Sie die Nächte auf Feldbetten,<br />

jetzt könnten Sie gemeinsam mit Ihrer Frau in Schlössern wohnen. Ein ziemlicher<br />

Clash, oder?<br />

Die Entwicklungsarbeit in Kenia und mein Leben hier in München waren schon<br />

immer zwei sehr verschiedene Welten, in denen ich mich aber gleichermaßen<br />

wohlfühle. In Bayern sind die Lebensstandards sehr hoch. In Kenia habe ich gelernt,<br />

dass viele Dinge nicht selbstverständlich sind. Das fängt schon bei sauberem<br />

Trinkwasser an. Umso mehr freut es mich, wenn dann ein Brunnen gebohrt wird<br />

und eine Schule endlich Wasser hat.<br />

Sie waren zehn Jahre als Entwicklungshelfer in Afrika unterwegs und haben das<br />

Projekt „Learning Lions“ gegründet. Was steckt dahinter?<br />

Ludwig Prinz von Bayern: In abgelegenen Gegenden gibt es viele junge und talentierte<br />

Menschen, die nach der Schule keine Chance bekommen, sich weiterzubilden<br />

oder überhaupt einen Job zu finden. Wir haben deshalb gemeinsam mit<br />

Menschen vor Ort eine Art Ausbildung geschaffen, die junge Frauen und Männer<br />

auf digitale Arbeitsplätze vorbereitet. Inzwischen steht am Turkanasee im Norden<br />

Kenias ein ganzer Campus, wo unterrichtet aber auch bereits Geld verdient<br />

wird. Die Kurse unterrichten ausschließlich ehemalige Schüler, die gleichzeitig in<br />

einem Coworkingspace für Kunden aus der ganzen Welt arbeiten.<br />

Sophie-Alexandra Prinzessin von Bayern, auch Sie haben sich der sozialen Arbeit<br />

verschrieben…<br />

Sophie-Alexandra Prinzessin von Bayern: Das stimmt. Seit meiner Jugend treibt mich<br />

die Frage um, wie man Menschen helfen kann, denen Unrecht widerfahren ist.<br />

Mittlerweile ist das der Kern Ihrer Arbeit. Sie sind promovierte Politikwissenschaftlerin<br />

und Kriminologin. Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich ganz konkret?<br />

Sophie-Alexandra Prinzessin von Bayern: Ich bin derzeit Teilzeit-Doktorandin in<br />

Oxford und befasse ich mich mit den Jesiden im Irak. Diese Minderheit wird seit<br />

jeher verfolgt und oft vergessen. Ich unterstütze sie bei ihrem Kampf für Gerechtigkeit,<br />

was auch immer das für sie bedeuten mag.<br />

SIE KÖNNTEN ALS GLAMOURPAAR SORGLOS DURCH DIE LUXUS-RESORTS DIESER<br />

WELT JETTEN. STATTDESSEN SETZEN LUDWIG PRINZ VON BAYERN UND SEINE FRAU SOPHIE-ALEXANDRA FÜR<br />

MENSCHENRECHTE UND SOZIALE GERECHTIGKEIT EIN. EIN GESPRÄCH ÜBER VERANTWORTUNG,<br />

ROYALE PFLICHTEN UND DIE FRAGE, WIE SICH TRADITION UND MODERNE MITEINANDER VERBINDEN LASSEN<br />

INTERVIEW SINAH HOFFMANN<br />

FOTO PRIVAT<br />

Princess Sophie-Alexandra, you are also committed to social work...<br />

Sophie-Alexandra Princess of Bavaria: That’s right. Since my youth, I have been driven<br />

by the question of how to help people who have been wronged.<br />

In the meantime, that is the core of your work. You have a doctorate in political<br />

science and criminology. What are the specific issues you deal with?<br />

Sophie-Alexandra Princess of Bavaria: I am currently a part-time doctoral student in<br />

Oxford. Right now my research is specifically on the Yazidis in Iraq and helping survivors<br />

receive justice, whatever that may mean for them, for the 2014 genocide. This is a<br />

minority group who has always been persecuted historically and often forgotten.<br />

Gleichzeitig sind Sie nun Mitglied eines der ältesten Adelshäuser Europas.<br />

Wie gelingt Ihnen dieser Spagat?<br />

Sophie-Alexandra Prinzessin von Bayern: Ludwig und ich teilen die gleichen Werte<br />

und engagieren uns unter anderem in der katholischen Kirche. Das hilft mir, ein<br />

Gleichgewicht zwischen den Welten zu schaffen. Hinzu kommt: Ich war Teil des<br />

Teams der Generalsekretäre der Vereinten Nationen und habe mich viel mit internationalen<br />

Konferenzen beschäftigt. Als ich hierherkam, stellte ich schnell fest, dass meine<br />

neue Heimat in dieser Hinsicht viel zu bieten hat. Zum Beispiel die Münchner Sicherheitskonferenz<br />

(MSC) und die Digital Life Design (DLD), die von großartigen Leuten<br />

geleitet wird und wichtige Diskussionen über globale und lokale Themen anstößt.<br />

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