Christkatholisch_2023-15
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6 Hintergrund<br />
<strong>Christkatholisch</strong> <strong>15</strong>/<strong>2023</strong><br />
Interview mit Bruno Wirth, Landwirt in Olsberg AG<br />
Ohne Winzer<br />
kein Abendmahl<br />
Bruno Wirth betreibt mit seiner Frau Barbara einen Hof in Olsberg. Auch seine Mutter Erika Wirth<br />
bietet noch regelmässig eine helfende Hand, vor allem im Hofladen. Peter Feenstra hat sich mit<br />
dem Landwirt über Bio-Anbau, Klimaveränderung und Nachhaltigkeit sowie über die Bedeutung<br />
des Weines für die Kirche unterhalten.<br />
Bruno Wirth:<br />
«In den letzten<br />
Jahren haben wir<br />
nach und nach<br />
alles auf Bio umgestellt.<br />
Das hat gut<br />
geklappt, ausser<br />
beim Rebbau.»<br />
Foto: Peter Feenstra<br />
Peter Feenstra: Durch den Direktverkauf<br />
von Produkten sind viele<br />
Landwirte heute mehr als früher<br />
verbunden mit der Kundschaft.<br />
Ändert das die Verbindung mit der<br />
Gesellschaft?<br />
Bruno Wirth: Das ist vielleicht ein zu<br />
grosses Wort. Sicher ist die Beziehung,<br />
gerade zu langjährigen Kunden, anders<br />
als beim Grossbetrieb. Wir machen das<br />
jetzt seit 35 Jahren, also da konnten wir<br />
einiges aufbauen.<br />
Bis vor kurzem hattest du auch<br />
deine eigenen Reben und in deinem<br />
Hofladen verkaufst du immer<br />
noch Wein eines Winzers vom Dorf.<br />
Ausserdem bist du regelmässig<br />
engagiert gewesen bei der Produktion<br />
des Martinstropfens, unseres<br />
Kirchenweins. Könntest du darüber<br />
etwas erzählen?<br />
Als wir 1988 mit diesem Hof anfingen,<br />
war der Rebbau gleich ein Teil des Betriebs.<br />
In den letzten Jahren haben wir<br />
nach und nach alles auf Bio umgestellt.<br />
Das hat gut geklappt, ausser beim Rebbau.<br />
Sechs Jahre hat es funktioniert,<br />
aber dann hatten wir 30% weniger Ertrag.<br />
Um das ganze wirtschaftlich rentabel<br />
zu halten, müsste der Biowein 25<br />
bis 100% teurer verkauft werden. Das<br />
zahlen die Kunden aber nicht. Der<br />
Wein, den wir jetzt für diesen anderen<br />
Winzer aus Magden verkaufen, ist von<br />
einer sogenannten PIWI-Rebsorte.<br />
Diese Reben sind pilzresistent. Die<br />
Qualität ist gut, aber der Wein von diesen<br />
Sorten ist bisher bei den meisten<br />
Kunden nicht akzeptiert.<br />
Dieser Wein ist doch der Saphira.<br />
Beim letzten Weinfest habe ich ihn<br />
probiert und mochte ihn besonders<br />
gern. Er ist aber wirklich anders.<br />
Genau. Vermutlich werden mehr Kunden<br />
sich daran gewöhnen. Es geht wahrscheinlich<br />
auch kein Weg daran vorbei,<br />
denn in kürzerer oder längerer Zeit wird<br />
der ganze Weinbau sich umstellen müssen<br />
auf die PIWI Reben. Teilweise sind<br />
das auch ältere Weinsorten.<br />
Besuchen Sie die Website vom Biohof<br />
und erfahren Sie mehr über das reichhaltige<br />
Angebot der Familie Wirth-<br />
Dillier in Olsberg. www.buurehof.ch<br />
Foto: Zvg<br />
Muss die Produktion auch wegen<br />
der Klimaveränderung umgestellt<br />
werden?<br />
Ja, das ist jetzt eine Riesenbewegung in<br />
der ganzen Landwirtschaft. Um wieder<br />
auf den Rebbau zurückzukommen: Jetzt<br />
kann man in der Schweiz Trauben anbauen,<br />
die vor 30 Jahren nicht gegangen wären.<br />
Aber: Es geht nicht nur um die erhöhte<br />
Temperatur. Die Rebsorten, die wir<br />
jetzt brauchen, müssten sowohl fünf Wochen<br />
Regen als auch trockene Perioden<br />
aushalten. Also robust sein gegen extremes<br />
Wetter. Und es wird mit Beschattungsnetzen<br />
gegen die Hitze experimentiert.<br />
Dazu kommt, dass man bei Reben<br />
langfristig planen muss, etwa zwanzig<br />
Jahre, denn nur schon das Umstellen auf<br />
eine andere Sorte dauert etwa fünf Jahre.