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Christkatholisch_2023-15

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<strong>Christkatholisch</strong> <strong>15</strong>/<strong>2023</strong> Hintergrund<br />

9<br />

Wie überzeugen Sie junge Menschen<br />

zu Gottesdienstbesuchen?<br />

Schwierig. Ich schaffe das mit dem regelmässigen<br />

Gottesdienst bei meinen<br />

Kindern ja auch nicht: Mein Sohn hat<br />

unregelmässige Dienstzeiten, meine<br />

Tochter studiert, die haben andere Prioritäten,<br />

genauso wie es bei mir damals<br />

auch war. Wichtig finde ich, dass wir<br />

den Kontakt zu den jungen Menschen<br />

nicht verlieren. Meine Kinder finden es<br />

«Junge Menschen<br />

müssen nicht unbedingt<br />

am Sonntagmorgen in<br />

die Kirche, aber sie<br />

müssen spüren, dass<br />

die Kirche da ist.»<br />

René Fraefel<br />

schön, zwischendurch eine Message<br />

von der Kirche zu erhalten. Sie müssen<br />

nicht unbedingt am Sonntagmorgen<br />

in die Kirche, aber sie müssen spüren,<br />

dass die Kirche da ist.<br />

Wo denken Sie, kann sich die Kirche<br />

wieder vermehrt einsetzen, um<br />

spirituell näher an die Menschen zu<br />

kommen?<br />

Indem wir sie die Spiritualität spüren<br />

lassen. Die Frage stellt sich aber: Wie<br />

können wir sie so vermitteln, dass sie<br />

ankommt? Genügt der Gottesdienst<br />

am Sonntagmorgen? Die Kommunion<br />

zu feiern? Fühlen wir uns geborgen?<br />

Unsere Kirche soll die Zusammengehörigkeit<br />

betonen. Dazu gehören auch<br />

Gemeinde-Events, aber die gemeinsame<br />

Spiritualität, das gemeinsame Aufbauen,<br />

das gehört eben auch dazu. Mir<br />

ist es wichtig, dass wir diese Qualität<br />

der Gemeinschaft pflegen und herausheben.<br />

Wo sehen Sie die grossen<br />

Herausforderungen?<br />

Was klar im Raum steht und das ganze<br />

Bistum betrifft, ist das Thema Trennung<br />

von Kirche und Staat. Angenommen,<br />

die Kirchensteuer würde wegfallen.<br />

Wie gehen wir damit um als Kirchgemeinde?<br />

Wie fest können wir eigenständig<br />

bleiben?<br />

Wir hängen ja nicht allein<br />

von der Kirchensteuer ab.<br />

Ja, wir haben zwar Immobilien, aber<br />

wir sind Kirche, keine Immobilienfirma.<br />

Die Kernkompetenz einer Kirche<br />

ist die Seelsorge, nicht die Liegenschaftsverwaltung.<br />

Der Staat sieht und<br />

schätzt durchaus auch die sozialen Leistungen,<br />

die wir als Kirche erbringen.<br />

Aber die Richtung ist klar und wir<br />

können nicht davon ausgehen, dass alles<br />

so weitergeht wie bisher.<br />

Was ist Ihnen, auch als Synode-<br />

Delegierter, innerhalb des Bistums<br />

ein Anliegen für das Sie sich einsetzen<br />

werden?<br />

Als Mitarbeiter der SBB komme ich aus<br />

einem grossen, schweizweiten Betrieb.<br />

Hier sehe ich, wie die Verwaltung vereinfacht<br />

wird und damit meine ich, dass<br />

wir uns in den Gemeinden mit Dingen<br />

auseinandersetzen müssen, die zentral<br />

erledigt werden könnten, ohne dass den<br />

Gemeinden die Freiheit genommen<br />

wird, einen eigenen Weg zu gehen.<br />

Auch die Kirchen stehen mitten im<br />

technischen Wandel. Wie sollen wir<br />

uns in die Social Media einbringen?<br />

Wenn wir den Kontakt zu der Generation<br />

behalten wollen, die die Mittel der<br />

Social Media benutzen, müssen wir die<br />

verschiedenen Kanäle aktivieren. Ich<br />

wünschte mir jüngere Mitglieder, auch<br />

in der Kirchenpflege, denen das Kommunizieren<br />

auf diesen Kanälen eine<br />

Selbstverständlichkeit ist.<br />

Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger<br />

haben noch nie von der christkatholischen<br />

Kirche gehört. Sollten<br />

wir besseres «Marketing» machen?<br />

Wenn damit die klassische Werbung<br />

gemeint ist, nützt sie gar nichts und<br />

dazu hätten wir auch gar nicht die Mittel.<br />

Ich denke es ist wichtig, zur eigenen<br />

Kirche zu stehen. Ich selbst merke im<br />

Berufsleben, wie erstaunt aber auch respektvoll<br />

mein Umfeld reagiert, wenn<br />

ich wie selbstverständlich von meinem<br />

kirchlichen Engagement rede. Und<br />

wenn sich jemand über die Verfehlungen<br />

der römisch-katholischen Kirche<br />

aufregt, platziere ich gern die Einladung,<br />

unsere Kirche als gute Alternative<br />

kennenzulernen.<br />

Sie sind zur <strong>Christkatholisch</strong>en Kirche<br />

übergetreten. Was hat Sie dazu<br />

bewogen?<br />

Wir sind 1994 vor unserer Hochzeit<br />

konvertiert. Meine Frau und ich sind<br />

beide in einem Elternhaus, das in der<br />

römisch-katholischen Kirche verankert<br />

ist, aufgewachsen. Doch als sich dann<br />

die Querelen im Zusammenhang mit<br />

Bischof Haas zugespitzt haben, wurde<br />

uns zunehmend unwohl. Per Zufall, in<br />

der Spitalkirche in Winterthur, begegneten<br />

wir Pfarrer Konrad und waren<br />

ganz erstaunt, als er von seinen Kindern<br />

berichtete. Wow – ein Pfarrer, der sich<br />

als Vater outet! Wie sich dann herausstellte,<br />

haben wir, ohne es zu wissen und<br />

zu merken, an einem christkatholischen<br />

Gottesdienst teilgenommen. Wir haben<br />

uns dann eingehend informiert,<br />

den Schritt gut überlegt, aber für uns<br />

war immer klar: Es war eine Alternative,<br />

die für uns stimmt. Uns ist eine<br />

ehrliche Kirche wichtig.<br />

«Ich brauche das Gebet,<br />

um danke zu sagen und<br />

um etwas zu bitten – das<br />

habe ich bereits als Kind<br />

von meinen Eltern<br />

mitbekommen.»<br />

René Fraefel<br />

Was hat dieser Wechsel mit Ihren<br />

religiösen Gefühlen gemacht?<br />

Für uns war das eher eine organisatorische<br />

Frage, auch weil wir mit der doppelbödigen<br />

Moral nicht mehr umgehen<br />

mochten.<br />

Sind Sie ein gläubiger Mensch, dem<br />

auch das Gebet wichtig ist?<br />

Ja, ich brauche das Gebet, um danke zu<br />

sagen und um etwas zu bitten – das<br />

habe ich bereits als Kind von meinen<br />

Eltern mitbekommen.<br />

Interview: Monique Henrich<br />

Aus Platzgründen<br />

wurde dieses Interview<br />

gekürzt, die vollständige<br />

Version lesen Sie<br />

bitte online:<br />

christkath-zuerich.ch.

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