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Trockene AMD: Meine Erkrankung im Laufe der Jahre<br />
Vor mehr als 20 Jahren erhielt Ursula Gueffroy die Diagnose „trockene AMD“ und lebt seitdem mit dem Wissen um die<br />
Erkrankung und den Veränderungen des Sehvermögens. Was Frau Gueffroy besonders geholfen hat, wie sie sich informiert<br />
hat und wie sie heute mit der Erkrankung lebt, darüber hat das AMD-Netz in einem Podcast mit ihr gesprochen.<br />
Text AMD-Netz e. V.<br />
Liebe Frau Gueffroy, Sie sind schon ziemlich<br />
lange von der AMD betroffen. Wann haben Sie<br />
das erste Mal die AMD bemerkt und hatten Sie<br />
Symptome, die darauf hindeuteten?<br />
Ich selbst habe die AMD damals gar nicht bemerkt.<br />
Erst bei einer Brillenkontrolle im Jahr 2002 stellte die<br />
Augenärztin fest, dass ich eine Makuladegeneration<br />
habe. Leider hat mir die Ärztin damals keine Hinweise<br />
auf die Symptome gegeben. Ich kannte die Krankheit<br />
aber sehr gut, da meine Mutter daran erkrankt war und<br />
innerhalb von 15 Jahren fast vollständig erblindete. Mit<br />
diesem Wissen war die Diagnose für mich ein ziemlicher<br />
Schock. Zum Zeitpunkt der Diagnose und auch noch sechs<br />
bis acht Jahre später hatte ich keinerlei Beeinträchtigungen.<br />
Aber der Gedanke, dass die Krankheit fortschreitet,<br />
hat mich die ganze Zeit begleitet und gelähmt.<br />
Wie weit ist die Erkrankung heute fortgeschritten?<br />
Aktuell ist meine Makuladegeneration stark fortgeschritten,<br />
sie hat sich in den zehn Jahren sehr verschlechtert.<br />
Ich sehe auf dem linken Auge noch etwa zehn Prozent,<br />
auf dem rechten Auge noch fünf Prozent. In den letzten<br />
Jahren ging die Verschlechterung schneller voran als in<br />
den Jahren zuvor.<br />
Wie wirkt sich das im Alltag aus?<br />
Vor etwa sieben Jahren begannen meine vielfältigen Einschränkungen,<br />
als ich das Autofahren aufgeben musste.<br />
Ich kann nur mit dem Fahrrad fahren, wenn ich mit der<br />
Gegend vertraut bin, da mein Sehen verschwommen<br />
ist und Objekte in 1,5 bis 2 Metern Entfernung unscharf<br />
erscheinen. Aufgrund von Stolpergefahr schaue ich beim<br />
Gehen immer auf den Boden. Anfangs fiel ich oft hin.<br />
Dies beeinträchtigt jedoch meine Wahrnehmung der<br />
Umgebung. Menschen, die mir entgegenkommen, erkenne<br />
ich nicht direkt, sondern anhand ihres Körperbaus<br />
und ihrer Stimme. Ich benötige mehr Zeit und<br />
Konzentration, das macht mich in Menschenmengen<br />
oder auf der Straße unsicher. Ich liebe die Natur und in<br />
meinem Schrebergarten, den ich seit vielen Jahren habe,<br />
erkenne ich leider die Pflanzen am Boden nur noch, wenn<br />
ich mich bücke. Beim Einkaufen sehe ich die Preise,<br />
auch in den Schaufenstern, nicht mehr. Selbst zu Hause,<br />
obwohl ich festgelegte Plätze für Dinge wie Schlüssel habe,<br />
muss ich oft suchen und um Hilfe <strong>bitte</strong>n. Trotz dieser<br />
vielfachen Einschränkungen kann ich überraschenderweise<br />
unbeschwert und glücklich leben, was ich mir<br />
früher nie vorgestellt hätte. Meine Einstellung spielt<br />
dabei eine entscheidende Rolle.<br />
Was hat Ihnen besonders geholfen diesen Weg so zu<br />
gehen?<br />
Ich habe mich immer wieder beraten lassen an der Hotline<br />
des AMD-Netz und einer Beratungsstelle hier vor Ort.<br />
Die dort genannten verschiedenen Hilfsmittel nutze ich<br />
viel im Alltag. Mir wurde auch immer nahe gelegt, in eine<br />
Gruppe zu gehen. Anfangs hatte ich große Bedenken<br />
und Angst davor, andere zu sehen, denen es schlechter<br />
geht als mir. Aber besonders die Gruppe, in der wir den<br />
Umgang mit iPhone und iPad gelernt haben und uns<br />
austauschen, hat mir persönlich viel geholfen. Die Leute<br />
sind in einem ähnlichen Alter, in einer Lebensphase,<br />
in der das Altern mit vielen Symptomen beginnt. Es<br />
hilft, wenn jemand sagt, “ach das kenne ich auch, damit<br />
Trotz vieler Einschränkungen<br />
kann<br />
ich unbeschwert und<br />
glücklich leben.<br />
Ursula Gueffroy, AMD-Patientin<br />
kämpfe ich auch“, da kann man schon wieder Mut<br />
schöpfen und dann kann man gemeinsam lachen über<br />
das, was einem so passiert ist.<br />
Welche Botschaft möchten Sie noch weitergeben?<br />
Ich dachte immer, mein Leben wird grau. Im Lauf der<br />
Jahrzehnte habe ich aber gemerkt, dass meine Persönlichkeit<br />
nicht verloren geht, egal was passiert. Ich habe<br />
Kontakt mit Menschen und mache Dinge, die mir Freude<br />
bringen. Ich male nach wie vor und fange aktuell an mit<br />
Fotografieren. Ich bin immer noch der gleiche Mensch,<br />
und ich muss einfach nur die Art und Weise ändern, wie<br />
ich Dinge tue.<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Apellis Pharmaceuticals entstanden.<br />
Geographische Atrophie<br />
FOTO: GETTY IMAGES<br />
In Deutschland leiden ca. 400.000 Patienten an der Geographischen Atrophie 1 – einer fortgeschrittenen<br />
Form der altersabhängigen Makuladegeneration. Weltweit sind es 5 Millionen Betroffene 2 , bis zum Jahr 2040<br />
soll die Zahl auf mehr als 10 Millionen ansteigen. 3<br />
Text Anna Derbsch<br />
Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist eine<br />
fortschreitende, degenerative Erkrankung der Netzhaut,<br />
die das Sehen zunehmend beeinträchtigt. Betroffen<br />
ist die so genannte Makula, der Punkt des schärfsten<br />
Sehens im hinteren Augenbereich. Die Bezeichnung<br />
„altersabhängig“ weist auf das Lebensalter als wichtigen<br />
Risikofaktor hin: AMD ist die häufigste Ursache für eine<br />
hochgradige Sehbehinderung (bis hin zur Erblindung)<br />
bei Menschen ab 55 Jahren.<br />
Eines der beiden Spätstadien der fortgeschrittenen<br />
altersbedingten Makuladegeneration ist die Geographische<br />
Atrophie. Hier kommt es durch Ablagerungen<br />
und Entzündungsreaktionen zum flächenhaften Absterben<br />
verschiedener Zellen in der Netzhaut. Der Name<br />
"Geographische Atrophie“ bezieht sich auf diese abgestorbenen<br />
(„atrophen“) Netzhautflächen, die für den untersuchenden<br />
Arzt wie eine Landkarte aussehen. Auch wenn<br />
die Ausbreitung der Atrophieareale scheinbar langsam<br />
vonstatten geht, ist das Fortschreiten der Erkrankung oft<br />
konstant und immer irreversibel.<br />
Die Geographische Atrophie ist eine erhebliche Belastung<br />
für die Betroffenen<br />
Bei der Geographischen Atrophie treten die Läsionen<br />
normalerweise zuerst außerhalb des Sehzentrums auf.<br />
Daher sind die Sehbeeinträchtigungen zu Beginn meist<br />
gering ausgeprägt und fallen vor allem bei schwachem<br />
Licht auf. Betroffene bemerken außerdem eine längere<br />
Gewöhnung an helle oder dunkle Umgebungen, Leseschwierigkeiten,<br />
verzerrte Linien oder trübe Farben. Im<br />
weiteren Verlauf kommen zentrale Gesichtsfeldausfälle<br />
dazu, die als blasse oder dunkle Flecken erscheinen. Das<br />
Erkennen von Gesichtern, Fernsehen und Lesen wird<br />
immer schwieriger.<br />
Doch nicht nur das Sehen selbst, auch der Alltag und die<br />
Lebensqualität sind bei Geographischer Atrophie stark<br />
eingeschränkt. So berichten 40 % der Betroffenen darüber,<br />
dass sie bei ihrer Arbeit oder ihren Hobbies beeinträchtigt<br />
sind, 35 % ziehen sich aufgrund von Sehverlust<br />
aus ihrem sozialen Leben zurück. 70 % sind auf<br />
die Hilfe von anderen angewiesen 4 und zwei Drittel der<br />
Betroffenen werden innerhalb von zwei Jahren nach Diagnose<br />
fahrunfähig. 5<br />
Eine weitere Untersuchung zeigte, dass auch die<br />
psychische Belastung erheblich ist: 49 % sorgen sich<br />
um ihre Unabhängigkeit, 62 % sorgen sich meistens<br />
oder immer um ihr Augenlicht. 37 % sind besorgt über<br />
ihre zukünftige finanzielle Situation und 47 % über ihre<br />
künftige Lebenssituation. 6<br />
Wie kann man Geographische Atrophie erkennen<br />
und behandeln?<br />
Die Geographische Atrophie kann nur durch eine gründliche<br />
Augenuntersuchung, einschließlich einer Untersuchung<br />
der Makula, durch einen Augenarzt diagnostiziert<br />
werden. Wichtig ist es daher, auf Sehbeeinträchtigungen<br />
zu achten und die Augen ab dem 55. Lebensjahr<br />
jährlich kontrollieren zu lassen. Denn der Augenarzt<br />
kann krankhafte Veränderungen der Netzhautmitte<br />
(Makula) schon feststellen, bevor sich Beschwerden zeigen.<br />
Derzeit gibt es in Deutschland leider noch keine<br />
zugelassene Behandlungsmöglichkeiten für die Geographische<br />
Atrophie. Allerdings sind einige Medikamente<br />
in der Erforschung und könnten in den kommenden<br />
zwei Jahren zur Verfügung stehen. Zum Beispiel scheint<br />
das Komplementsystem, ein Teil des angeborenen Immunsystems,<br />
eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung<br />
zu spielen. Studien haben gezeigt, dass eine<br />
Hemmung des Proteins C3, welches im Komplementsystem<br />
eine zentrale Rolle einnimmt, den Krankheitsverlauf<br />
günstig beeinflussen kann.<br />
Mehr Informationen finden Sie unter:<br />
www.dryamd.de<br />
1<br />
Bubendorfer-Vorwerk H et al. Prevalence of GA in Germany – an assessment derived from literature-based estimates and claims data results, Präsentation auf der DOC 2023 2 Fleckenstein M et al. The Progression of Geographic Atrophy Secondary to Age-<br />
Related Macular Degeneration. Ophthalmology. 2018;125(3):369-390. 3 Wong WL et al. Global prevalence of age-related macular degeneration and disease burden projection for 2020 and 2040: a systematic review and meta-analysis. Lancet Glob Health.<br />
2014;2(2):e106-e116.<br />
4<br />
Data on File . Apellis Pharmaceuticals, Inc. 2022 5 Chakravarthy U et al. Characterizing Disease Burden and Progression of Geographic Atrophy Secondary to Age-Related Macular Degeneration. Ophthalmology. 2018;125(6):842-849.<br />
6<br />
AmoakuW et al. Präsentiert beim Kongress der European Society of Ophthalmology (SOE), 15.–17. Juni 2023, Prag, Tschechien; FP05-5. FREIGABENUMMER: DE-GA-2300011