Ärzt*in für Wien 2023/9
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NEWS INTERN<br />
Grafiken: Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
90.00%<br />
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Kollegin/<br />
Kollege<br />
aufgrund der Schwangerschaft Zulagen<br />
<strong>für</strong> Nacht-, Wochenend- und<br />
Feiertagsdienste, die einen substanziellen<br />
Anteil des Gehaltes entsprechen,<br />
meistens ersatzlos wegfallen.<br />
In vielen Krankenanstalten ist zudem<br />
nicht einheitlich geregelt, welche konkreten<br />
Tätigkeiten nach Bekanntgabe<br />
der Schwangerschaft an der jeweiligen<br />
Abteilung zulässig sind. Vor diesem<br />
Hintergrund ist verständlich, dass sich<br />
eine Mehrheit der Befragten (83,15<br />
Prozent) <strong>für</strong> eine Erarbeitung von<br />
konkreten Empfehlungen durch die<br />
Ärztekammer ausspricht. Insbesondere<br />
besteht der Wunsch, auch nach<br />
Bekanntgabe der Schwangerschaft<br />
nach eigenem Ermessen entscheiden<br />
zu können, ob Patientenkontakt erwünscht<br />
ist oder nicht. Auch sollte<br />
die Möglichkeit von anrechenbaren<br />
Fortbildungen während der Karenzzeit<br />
und die Möglichkeit eines Wiedereinstiegsprogramms<br />
nach längerer Karenzzeit<br />
geschaffen werden.<br />
Auch Männer betroffen<br />
Allerdings gaben einige Teilnehmerinnen<br />
zu bedenken, dass berufliche<br />
Nachteile auch Kinderlose betreffen<br />
können, wenn zum Beispiel von diesen<br />
erwartet würde, Dienste während der<br />
Ferienzeit und Feiertagen umso häufiger<br />
zu übernehmen. Und auch wenn<br />
Familienpolitik in Österreich von vielen<br />
als Frauenpolitik verstanden wird,<br />
würden auch Männer <strong>für</strong> eine aktive<br />
Rolle bei der Familienplanung diskriminiert.<br />
So berichtete eine Teilnehmerin<br />
im Rahmen der offenen Fragen:<br />
Von wem ging die Ungleichbehandlung aus?<br />
(mehrere Antworten möglich)<br />
Vorgesetze<br />
Person<br />
Patientin/<br />
Patient<br />
Social Media Keine Angabe Sonstiges<br />
„In meinem Bereich habe ich erlebt,<br />
dass ein männlicher Kollege vom Vorgesetzten<br />
‚gemobbt‘ wurde, weil er in<br />
Karenz ging“.<br />
Fehlende Netzwerke<br />
Laut den Ergebnissen der Umfrage<br />
ist auch das eigene „schlechte Gewissen“<br />
sowie das Gefühl „den eigenen<br />
Ansprüchen nicht zu entsprechen“,<br />
<strong>für</strong> die Mehrheit der teilnehmenden<br />
Ärztinnen ein Thema. Hier könnten<br />
Workshops <strong>für</strong> mehr Empowerment<br />
helfen, lautet einer der Schlüsse des<br />
Frauenreferats. Diese würde laut den<br />
vorliegenden Angaben die Mehrheit<br />
der Befragten <strong>für</strong> nützlich ansehen<br />
ebenso wie Networking-Events speziell<br />
<strong>für</strong> Ärztinnen. Dass ein Mangel an beruflichen<br />
Netzwerken ein Karrierehindernis<br />
darstellt, bestätigten darüber hinaus<br />
40 Prozent der Befragten. „Unsere<br />
Eventreihe ‚Ärztinnen:Connect‘, die<br />
aktuell dreimal im Jahr stattfindet, soll<br />
dem entgegenwirken und die Möglichkeit<br />
bieten, berufliche Erfahrungen zu<br />
teilen, sich gegenseitig zu unterstützen<br />
und Ärztinnen untereinander besser zu<br />
vernetzen“, so Antonia Greb, Leiterin<br />
des Referates <strong>für</strong> Frauenpolitik (mehr<br />
auf Seite 19).<br />
Support von der Kammer<br />
Darüber hinaus wünschen sich die<br />
Teilnehmerinnen der Umfrage mehr<br />
Unterstützung im juristischen, speziell<br />
arbeitsrechtlichen Bereich seitens<br />
der Ärztekammer. Hilfreich sehen die<br />
Teilnehmerinnen hier eine Servicestelle<br />
zur direkten Kontaktaufnahme,<br />
Insgesamt<br />
will das<br />
Frauenreferat<br />
die<br />
Ergebnisse<br />
in weitere<br />
Projekte<br />
einfließen<br />
lassen.<br />
Fact Box<br />
eine Online-Informationsplattform<br />
und regelmäßige Veranstaltungen zu<br />
den entsprechenden Themen. Um<br />
dieser Erwartung zu begegnen, plant<br />
das Frauenreferat eine Rubrik über die<br />
FAQ zu allen Themen rund um Mutterschutz,<br />
Karenz, Elternteilzeit und<br />
ein on demand-Angebot <strong>für</strong> die Informationsveranstaltung<br />
„Hallo Baby“<br />
zu rechtlichen und finanziellen Aspekten.<br />
„Aufgrund der großen Nachfrage<br />
rund um das Thema Familienplanung<br />
haben wir uns entschieden,<br />
FAQs auszuarbeiten und ‚Hallo Baby‘<br />
on demand <strong>für</strong> alle unsere Mitglieder<br />
anzubieten” bestätigt Julia Harl, die<br />
sich ebenfalls im Referat <strong>für</strong> Frauenpolitik<br />
engagiert.<br />
Insgesamt will das Frauenreferat die<br />
Ergebnisse der Ärztinnenumfrage in<br />
weitere Projekte einfließen lassen.<br />
Auch die Antworten der offenen Fragen<br />
wurden aufmerksam gelesen. „Wir<br />
bedanken uns noch einmal <strong>für</strong> die rege<br />
Teilnahme und werden die Ergebnisse<br />
<strong>für</strong> zukünftige Themen verwenden.<br />
Selbstverständlich werden wir die<br />
zahlreichen offenen Antworten berücksichtigen,<br />
um die Bedürfnisse der<br />
Kolleginnen sowie ihre an uns gestellten<br />
Erwartungen aufzunehmen und<br />
umzusetzen“, so Nina Böck vom Referat<br />
<strong>für</strong> Frauenpolitik abschließend. <br />
Das im Zuge der Ärztekammerwahl <strong>2023</strong> gegründete<br />
Referat <strong>für</strong> Frauenpolitik hat sich vor allem die Kernpunkte<br />
Vernetzung, Empowerment, Gleichberechtigung<br />
und Gendergerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben.<br />
Erste Projekte des Referats wurden bislang gut angenommen<br />
wie die regelmäßig stattfindenden Networking-Events<br />
„Ärztinnen:Connect“, die Ärztinnen einen<br />
Rahmen bieten sollen, um sich besser zu vernetzen,<br />
und der Ausbau der Ombudsstelle der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, um Fälle von Sexismus vertraulich melden zu<br />
können.<br />
Zur Stichprobe: Von den 1337 teilnehmenden Ärztinnen<br />
waren 1158 ausgebildete Allgemeinmedizinerinnen<br />
und Fachärztinnen, 260 Teilnehmerinnen in Ausbildung.<br />
Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen (55,20<br />
Prozent) sind derzeit vollzeitbeschäftigt. Insgesamt<br />
889 Teilnehmerinnen sind angestellte Ärztinnen, 396<br />
Teilnehmerinnen sind im niedergelassenen Bereich tätig,<br />
26,25 Prozent gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach.<br />
Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen (59,76 Prozent)<br />
haben Kinder. Der Großteil der Kinder befindet sich im<br />
betreuungspflichtigen Alter und 120 Teilnehmerinnen<br />
sind alleinerziehend.<br />
09_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 11