Ärzt*in für Wien 2023/9
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BZ <strong>Wien</strong><br />
Umgebung<br />
BZ <strong>Wien</strong><br />
Umgebung<br />
COVERSTORY AM PULS<br />
BZ Waidhofen/Thaya<br />
Karte: lesniewski/stock.adobe.com<br />
nen aus. Eine Zwangsverpflichtung<br />
wirkt schlicht abschreckend auf<br />
künftige Studierende. Ohnehin stehen<br />
die Studierenden in ihrer Ausbildung<br />
dem öffentlichen System ja<br />
schon zur Verfügung, etwa im Turnus.<br />
Zudem gäbe es mehrere gelindere Alternativen,<br />
um die Personalsituation<br />
im öffentlichen Gesundheitssystem<br />
zu verbessern. Wir brauchen bessere<br />
Arbeitsbedingungen in den öffentlichen<br />
Spitälern! Der 10-Punkte-Plan<br />
zur Rettung der <strong>Wien</strong>er Spitäler gibt<br />
hier klare Forderungen an die Politik<br />
vor. Doch bislang gibt es aus den<br />
Reihen der Politik neben Zwangsfantasien<br />
nur Vorschläge wie eine Erhöhung<br />
der Studienplätze. Aber auch<br />
die ist nicht zielführend.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Warum nicht?<br />
Gibt es nicht enormen Nachbesetzungsbedarf<br />
an Medizinerinnen und<br />
Medizinern in Österreich? Zumindest<br />
wird das immer wieder kolportiert.<br />
Ferenci: Wie eingangs erwähnt,<br />
ist eher der „Brain-Drain“ das Problem.<br />
Von unseren Medizinabsolvierenden<br />
bleiben nur rund 60<br />
Prozent in Österreich. Das ist eine<br />
Katastrophe! Wenn Sie also die Arbeitsbedingungen<br />
nicht ändern,<br />
bringt Ihnen eine künstliche Aufstockung<br />
nach dem Gießkannenprinzip<br />
nichts. Dass man die Ausbildungsthematik<br />
mit ihren vielen<br />
Stellschrauben nicht von heute auf<br />
morgen radikal verbessern kann, um<br />
dem Gesundheitsnotstand spürbar<br />
etwas entgegenzusetzen, ist klar.<br />
Es gibt aber kurzfristige Lösungen<br />
<strong>für</strong> die Personalnot in <strong>Wien</strong>s Spitälern.<br />
Da sehe ich etwa die von uns<br />
im Rahmen des 10-Punkte-Plans<br />
geforderte Bleibe- beziehungsweise<br />
Rückkehrprämie als adäquates Mittel.<br />
So kann nicht nur Bestands- und<br />
neues Personal gehalten werden,<br />
sondern abgewanderte Kolleginnen<br />
und Kollegen können hoffentlich<br />
wieder zurückgelockt werden. Damit<br />
gewinnen wir Zeit <strong>für</strong> langfristige Reformen.<br />
Noch einmal: Eine Zwangsverpflichtung<br />
ist keine Strategie, eine<br />
künstliche Aufstockung von Studienplätzen<br />
auch nicht.<br />
BZ<br />
Dornbirn<br />
BZ Feldkirch<br />
Die Länder müssen sich überle gen, wie<br />
sie mit gleich viel oder weniger Geld den<br />
steigenden Bedarf abdecken können.<br />
BZ Bregenz<br />
VORARLBERG<br />
BZ Bludenz<br />
BZ Landeck<br />
BZ Reutte<br />
TIROL<br />
BZ Imst<br />
Innstbruck<br />
BZ Innsbruck Land<br />
BZ Schwaz<br />
BZ Kufstein<br />
mit Planung am Bedarf der Bevölkerung<br />
oder medizinischem Fortschritt zu<br />
tun. Es geht bei all diesen Maßnahmen<br />
ausschließlich darum, die Kosten <strong>für</strong><br />
die Sozialversicherung und die Länder<br />
niedrig zu halten. Das wäre auch nachvollziehbar,<br />
wenn es nicht auf Kosten<br />
der Bevölkerung gehen würde, die mit<br />
ihren Zwangsbeiträgen vom medizinischen<br />
Fortschritt ausgeschlossen<br />
wird. Suchen diese Menschen dann allerdings<br />
den Weg zur Wahlärztin oder<br />
zum Wahlarzt, möchten die gleichen<br />
Politikerinnen und Politiker ihnen<br />
auch hier wieder die Kostenerstattung<br />
streichen, weil Wahlärztinnen und<br />
Wahlärzte im Verständnis dieser Politikerinnen<br />
und Politiker per se böse sind.<br />
Die Ärztekammer wird jedenfalls die<br />
Zeit bis zum Finanzausgleich nutzen,<br />
um im Interesse der Patientinnen und<br />
Patienten auf die drohenden Einschnitte<br />
in die Gesundheitsversorgung aufmerksam<br />
zu machen.<br />
10-Punkte-Plan <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>s<br />
Spitäler<br />
BZ Kitzbühel<br />
TIROL<br />
BZ Lienz<br />
BZ Pinzgau<br />
BZ Braunau<br />
BZ Flachau<br />
Salzburg<br />
BZ Hermagor<br />
BZ Pongau<br />
SALZBURG<br />
BZ Lungau<br />
BZ Spittal an der Drau<br />
BZ Schärding<br />
BZ Ried<br />
BZ Grieskirchen<br />
BZ Villach Land<br />
BZ Gmunden<br />
Villach<br />
Es stellt sich<br />
die Frage,<br />
wie viel uns<br />
als Gesellschaft<br />
ein<br />
solidarisches<br />
Gesundheitssystem<br />
wert ist und<br />
wo<strong>für</strong> in<br />
den letzten<br />
Jahren<br />
sonst noch<br />
Steuergeld<br />
ausgegeben<br />
wurde.<br />
BZ Rohrbach<br />
BZ Eferding<br />
Wels<br />
BZ Feldkirchen<br />
BZ Liezen<br />
BZ Murau<br />
Linz<br />
BZ Linz Land<br />
BZ Wels Land<br />
Steyr<br />
OBERÖSTERREICH<br />
BZ Vöcklabruck<br />
BZ Kirchdorf<br />
BZ Sankt Veit an der Glan<br />
KÄRNTEN<br />
Klagenfurt<br />
BZ Klagenfurt Land<br />
BZ Steyr<br />
Umgebung<br />
BZ Freistadt<br />
BZ Judenburg<br />
BZ Perg<br />
BZ Amstetten<br />
Waidhofen/<br />
Ybbs<br />
BZ Knittelfeld<br />
BZ Völkermark<br />
BZ Waidhofen/Ybbs<br />
BZ Leoben<br />
BZ Wolfsberg<br />
BZ Gmünd<br />
BZ Zwettl<br />
BZ Bruck a. d. Mur<br />
BZ Voitsberg<br />
BZ Melk<br />
BZ Scheibs<br />
STEIERMARK<br />
BZ Deutschlandsberg<br />
BZ Graz Umgebung<br />
Graz<br />
BZ Mürzzuschlag<br />
BZ Leibnitz<br />
BZ Horn<br />
BZ Krems an der Donau<br />
Krems<br />
a. d. Donau<br />
St. Pölten<br />
BZ Lilienfeld<br />
BZ Weiz<br />
BZ Sankt Pölten<br />
BZ Hartberg<br />
BZ Feldbach<br />
BZ Radkersburg<br />
BZ Hollabrunn<br />
BZ Tulln a. d. Donau<br />
BZ Fürstenfeld<br />
BZ Korneuburg<br />
BZ Mödling<br />
BZ Baden<br />
BZ <strong>Wien</strong>er Neustadt <strong>Wien</strong>er<br />
Neustadt<br />
BZ Neunkirchen<br />
BZ <strong>Wien</strong>er<br />
Neustadt<br />
BZ Oberwart<br />
BZ Güssing<br />
BZ Mattersburg<br />
BZ<br />
Jennersdorf<br />
<strong>Wien</strong><br />
BZ Mistelbach<br />
BZ <strong>Wien</strong><br />
Umgebung<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
BZ<br />
Eisenstadt<br />
Eisenstadt Umgeb.<br />
BZ Oberpullendorf<br />
LAND<br />
BZ Gänserndorf<br />
BZ Bruck/<br />
Leitha<br />
BZ Neusiedl<br />
am See<br />
BZ Urfahr-<br />
Umgebung<br />
Rust<br />
BURGEN-<br />
Neben den bereits deutlich skizzierten<br />
Risiken bietet der Finanzausgleich<br />
durch die Neuverteilung der finanziellen<br />
Ressourcen auch die Chance,<br />
echte Reformen anzugehen. Da Reformen<br />
üblicherweise Geld kosten,<br />
können diese im Rahmen des Finanzausgleichs<br />
eher angegangen werden.<br />
Die Kurie angestellte Ärzte hat das zum<br />
Anlass genommen, um ein Forderungspapier<br />
zur Rettung der <strong>Wien</strong>er Spitäler<br />
zu erarbeiten. Die Hauptforderungen<br />
lauten:<br />
•Marktkonforme Gehälter, um im<br />
Bundesländervergleich konkurrenzfähig<br />
zu bleiben – konkret eine Erhöhung<br />
der Bruttogrundgehälter um<br />
30 Prozent, analog der Forderung des<br />
Betriebsrats der Medizinischen Universität<br />
<strong>Wien</strong> (MUW)<br />
•Eine Rückkehr- und Bleibeprämie<br />
in Höhe von 24.000 Euro netto und<br />
sozialversicherungsfrei <strong>für</strong> alle Ärztinnen,<br />
Ärzte und Angehörigen von<br />
Gesundheitsberufen in allen <strong>Wien</strong>er<br />
Spitälern<br />
•Eine deutliche Anhebung der Nacht-,<br />
Wochenend- und Feiertagsentschädigung<br />
•Die sofortige Besetzung aller offenen<br />
Dienstposten<br />
Diese Forderungen sind nur ein Teil des<br />
ausführlichen „10-Punkte-Plans zur Rettung<br />
der <strong>Wien</strong>er Spitäler“, mit dessen<br />
Umsetzung die Probleme in <strong>Wien</strong>s Spitälern<br />
der Vergangenheit angehören würden.<br />
Das erste Kapitel des „10-Punkte-<br />
Plans“ umfasst die Sofortmaßnahmen,<br />
die notwendig sind, um die akute Personalnot<br />
in <strong>Wien</strong>s öffentlichen Spitälern zu<br />
beheben und somit rasch Druck von den<br />
Beschäftigten zu nehmen sowie die Versorgung<br />
der Patientinnen und Patienten<br />
nicht weiter zu gefährden. Das umfassende<br />
Forderungspapier findet sich auf<br />
der Website der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
unter www.aekwien.at/forderungen.<br />
Der Ärztekammer ist bewusst, dass<br />
diese Forderungen Geld kosten. Aber<br />
es stellt sich die Frage, wie viel uns als<br />
Gesellschaft ein solidarisches Gesundheitssystem<br />
wert ist und wo<strong>für</strong> in den<br />
letzten Jahren sonst noch Steuergeld<br />
ausgegeben wurde. Aus diesem Grund<br />
wurden diverse Staatshilfen und Förderungen<br />
aus den letzten Jahren recherchiert<br />
(siehe Kasten Seite 27). <br />
09_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 29