Ärzt*in für Wien 2023/9
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INTERN NEWS<br />
Referat <strong>für</strong> ärztliche Seniorinnen und Senioren<br />
„Es findet gerade ein Umbruch statt“<br />
Jörg Hofmann ist seit 2022 <strong>für</strong> das Referat „Ärztliche Seniorinnen und Senioren“ zuständig. Im Gespräch<br />
spricht er über die Zielgruppe des Referats, die Unterschiede zwischen Ärztinnen und Ärzten<br />
beim Pensionsantritt, wie es mit der Pensionsanpassung beim Wohlfahrtsfonds aussieht und warum<br />
zwischen den Generationen gegenseitiger Respekt und Wertschätzung notwendig sind.<br />
Von Kathrin McEwen<br />
► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Können Sie<br />
das Referat <strong>für</strong> ärztliche Seniorinnen<br />
und Senioren kurz vorstellen?<br />
Hofmann: Wir sind acht Kolleginnen<br />
und Kollegen aus unterschiedlichen<br />
Gruppierungen der <strong>Wien</strong>er Ärztekammer<br />
und kümmern uns um alle Angelegenheiten,<br />
die ärztliche Seniorinnen<br />
und Senioren betreffen. Für uns sind<br />
das alle Kolleginnen und Kollegen, die<br />
beginnen, sich <strong>für</strong> einen neuen Lebensabschnitt<br />
vorzubereiten und sich<br />
folgende Fragen stellen: Wann gehe ich<br />
zu welchen Bedingungen in Pension?<br />
Was bedeutet das <strong>für</strong> mich als Ärztin<br />
oder Arzt und wie geht es <strong>für</strong> mich persönlich<br />
weiter? Was wir derzeit besonders<br />
im Bereich des Wohlfahrtsfonds<br />
sehen, ist ein unterschiedliches Pensionierungsverhalten<br />
bei Frauen und<br />
Männern.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Inwiefern?<br />
Hofmann: Das gesetzliche Pensionsantrittsalter<br />
von Frauen wird ja bekanntlich<br />
schrittweise bis 2032 angehoben<br />
und ist dann bei Frauen und Männern<br />
gleich. Daher gehen angestellte<br />
Ärztinnen derzeit im Schnitt deutlich<br />
früher in Pension als ihre männlichen<br />
Kollegen. Es liegt aber auch an einer<br />
unterschiedlichen Lebensgestaltung<br />
der Geschlechter, weil Frauen auch bei<br />
der Zurücklegung von Kassenverträgen<br />
deutlich früher dran sind.<br />
„Man lebt<br />
das Leben<br />
vorwärts,<br />
aber man<br />
versteht es<br />
oft erst rückwärts.“<br />
den Ruhestand gehen. Der zweite Bereich<br />
ist ganz gut mit dem Überbegriff<br />
„Weiterarbeiten nach dem Erreichen<br />
des gesetzlichen Pensionsalters“ zu<br />
verstehen. Einerseits gibt es momentan<br />
Mangelfächer, bei denen es an Medizinerinnen<br />
und Medizinern fehlt, und<br />
andererseits gibt es viele Kolleginnen<br />
und Kollegen, die sich fit fühlen und<br />
gerne weiterarbeiten möchten. Wissenschaftliche<br />
Daten belegen auch,<br />
dass längeres Arbeiten neben anderen<br />
positiven Aspekten auch eine Demenzprophylaxe<br />
sein kann.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wie lange kann<br />
man als Ärztin oder Arzt eigentlich arbeiten?<br />
Hofmann: In den <strong>Wien</strong>er Gemeindespitälern<br />
und an der MUW kann<br />
man generell bis 65 arbeiten. Es gibt<br />
aber Einzelfälle, in denen Kolleginnen<br />
Jörg Hofmann: „Eine der Aufgaben des<br />
Wohlfahrtsfonds und natürlich auch unseres<br />
Referats ist, darauf hinzuweisen, dass die<br />
Pension alle angeht, auch die heute erst<br />
dreißigjährigen Kolleginnen und Kollegen.“<br />
oder Kollegen, die pragmatisiert in<br />
Pension gehen, als Vertragsbedienstete<br />
<strong>für</strong> zwanzig Stunden weiterarbeiten<br />
können. Das ist noch die Ausnahme,<br />
aber es findet gerade ein Umbruch<br />
statt. Fairerweise muss ich aber anmerken,<br />
dass junge Kolleginnen und<br />
Kollegen solche Fälle bisweilen durchaus<br />
kritisch sehen, weil sie vielleicht<br />
dadurch das Gefühl bekommen, in ihrem<br />
Karriereweg ausgebremst zu werden.<br />
Im Idealfall sollten natürlich die<br />
engagierten älteren Kolleginnen und<br />
Kollegen <strong>für</strong> Ausbildungstätigkeiten<br />
zur Verfügung stehen und ihr Wissen<br />
weitergeben.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was würden Sie<br />
sich denn von den jüngeren Kolleginnen<br />
und Kollegen wünschen und was glauben<br />
Sie, wünschen sich jüngere von älteren<br />
Kolleginnen und Kollegen?<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wo setzen Sie die<br />
Schwerpunkte des Referats?<br />
Hofmann: Das sind vor allem zwei<br />
bedeutende Bereiche. Der eine ist innerhalb<br />
der Ärztekammer der Wohlfahrtsfonds<br />
und die Sicherung der Pensionen,<br />
dass es hier zu keinen weiteren<br />
nachteiligen Entwicklungen <strong>für</strong> die<br />
Kolleginnen und Kollegen kommt, die<br />
bereits in Pension sind oder gerade in<br />
14 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 09_<strong>2023</strong>