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BILD PORTFOLIO<br />
Foto: © Jonas Kakó/ LOBA <strong>2023</strong><br />
TEXT DAMIAN ZIMMERMANN<br />
Fotopreise gibt es heute fast wie Sand<br />
am Meer. Doch mit dem Leica Oskar<br />
Barnack Award (kurz LOBA) werden<br />
nicht nur großartige journalistisch-dokumentarische<br />
und konzeptionell-künstlerische<br />
Serien ausgezeichnet, sondern auch<br />
ein Mann geehrt, der vor mehr als <strong>10</strong>0<br />
Jahren als Feinmechaniker bei Ernst Leitz<br />
in Wetzlar die Kleinbildkamera erfand<br />
und damit den modernen Fotojournalismus<br />
überhaupt erst ermöglichte. Zudem<br />
zählt der LOBA zu den bestdotierten Foto-Awards<br />
weltweit: Der Sieger erhält neben<br />
40.000 Euro eine Kamera-Ausrüstung<br />
von Leica im Wert von <strong>10</strong>.000 Euro und<br />
in einer Wanderausstellung werden alle<br />
Positionen der Shortlist-Kandidaten präsentiert.<br />
Eingereicht werden dürfen Serien mit<br />
15 bis 20 Fotografien, die sich mit der Beziehung<br />
des Menschen zu seiner Umwelt<br />
auseinandersetzen. Der Leica Oskar Barnack<br />
Award wird seit 1980 verliehen und<br />
unter den bisherigen Preisträgern waren<br />
berühmte Fotografen wie Sebastião Salgado,<br />
David Turnley, JH Engström und Max<br />
Pinckers. Auch das Prozedere selbst ist<br />
spannend: 60 renommierte Fotoexperten<br />
aus 34 Ländern, darunter Kuratoren, Galeristen,<br />
Art-Direktoren, Bildredakteure und<br />
zahlreiche Fotografen, haben als Nominatoren<br />
ihre Favoriten eingereicht. Damit<br />
wird ein nur westlich geprägter Blick auf<br />
aktuelle Entwicklungen in der Fotografie<br />
zumindest in Teilen verhindert – die fünfköpfige<br />
Jury besteht dann allerdings doch<br />
nur aus Vertretern aus Europa und den<br />
USA.<br />
Kein Wunder also, dass bereits die Veröffentlichung<br />
der Shortlist <strong>2023</strong> mit Spannung<br />
verfolgt wird. Und zwar vollkommen<br />
zu Recht, wie ein Blick auf diese zwölf Positionen<br />
zeigt. Gleich zwei Fotografinnen<br />
beschäftigen sich eindringlich mit dem<br />
Krieg in der Ukraine: Die in München lebende<br />
Französin Laetitia Vançon zeigt in<br />
„Tributes to Odesa“ wie sich die Menschen<br />
in der Küstenstadt an ihre täglichen Routinen<br />
klammern, um ein Gefühl der Normalität<br />
wiederzuerlangen, während die<br />
Deutsche Johanna-Maria Fritz bereits zwei<br />
Tage nach dem Angriff Russlands auf die<br />
Ukraine in das Land gereist ist und seitdem<br />
Schrecken des Krieges dokumentiert.<br />
Aber auch Positionen aus China, Georgien,<br />
Spanien, Irland, Brasilien und den<br />
USA befinden sich diesmal auf der Liste<br />
und die Themen, die sie behandeln, sind<br />
ebenso vielfältig. Rania Matar zeigt die<br />
Folgen des Bürgerkriegs im Libanon und<br />
Jonas Kakó die des austrocknenden Colorado<br />
River in den USA, während sich<br />
Jordi Ruiz Cirera mit dem Alltag, den<br />
Hoffnungen und Träumen der Menschen<br />
entlang der nördlichen Grenze Mexikos<br />
beschäftigt. Intime Porträts einer jungen<br />
Generation in China, die zwischen Moderne,<br />
Selbstzweifeln, Entfremdung und<br />
der Suche nach dem eigenen Platz in der<br />
Gesellschaft sucht, hat hingegen Ziyi Le<br />
eingefangen. Und die Georgierin Natela<br />
Grigalashvili erforscht seit zehn Jahren<br />
dörfliche Gemeinschaften in Adscharien,<br />
einer entlegenen Bergregion Georgiens, in<br />
der alte Traditionen und nomadische Lebensweisen<br />
zwar bis heute erhalten geblieben<br />
sind, die jedoch mit Massenabwanderung<br />
zu kämpfen hat.<br />
Der Leica Oskar Barnack Award<br />
Die Shortlist-Kandidaten <strong>2023</strong> mit den<br />
zwölf kompletten Bildserien werden auf der<br />
LOBA-Webseite vorgestellt:<br />
www.leica-oskar-barnack-award.com<br />
24 fotoMAGAZIN <strong>10</strong>/<strong>2023</strong>