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fotomagazin_10_2023

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PRAXIS BILDKRITIK<br />

Sommernachtstraum<br />

Jeden Monat suchen wir aus den<br />

Einsendungen zur Lesergalerie<br />

ein Bild aus, zu dem wir Verbesserungsvorschläge<br />

machen.<br />

TEXT LARS THEIß<br />

Mit der Aufnahme „Sommernachtstraum“<br />

nahm Leser Erwin Flor am<br />

Monatsthema „Schwarzweiß – die<br />

Welt in Grautönen“ teil. Das Bild<br />

entstand in einer Sommernacht in<br />

der Industriezone von Bozen, wo es<br />

viele Wände mit Graffitis gibt. „Dieses<br />

Graffiti gefiel mir gut und dann<br />

bin ich mal mit meiner Nichte dort<br />

hingefahren und habe mit ihr ein paar<br />

Posen ausprobiert.“ Entstanden ist<br />

ein Mix aus Biker-Traum und Porträt,<br />

der aber nicht zündete: Das Foto kam<br />

bei der Jury nicht unter die Top Ten<br />

unserer Lesergalerie. Hier sind unsere<br />

Anregungen, wie die Aufnahme stärker<br />

geworden wäre.<br />

AUSLEUCHTUNG<br />

Erwin Flor hat neben dem Licht<br />

des Motorradscheinwerfers auch<br />

einen Blitz eingesetzt, was für<br />

die helle Haut der Dame gereicht<br />

hat, für das schwarze Bike jedoch<br />

nicht mehr. So läuft die linke<br />

untere Ecke insgesamt etwas zu.<br />

Eine weitere Lichtquelle auf das<br />

Motorrad und/oder ein Spot hinter<br />

dem Bike für einen Lichtsaum<br />

würde das Motorrad besser herausmodellieren.<br />

MODEL UND GRAFITTI<br />

Vielleicht wirkte die Kleidung der<br />

Dame in der (farbigen) Originalszene<br />

vor dem grafischen<br />

Hintergrund (auffällig) gut. Nach<br />

der Umwandlung in Schwarzweiß<br />

erscheint das Model mit Armen,<br />

Hüfte und Posen jedoch fast wie<br />

getarnt, sie hebt sich nicht besonders<br />

gut ab. Lösungsvorschläge:<br />

ein anderer Hintergrund; helle Bekleidung;<br />

geringere Schärfentiefe<br />

für unscharfen Hintergrund; weiteres<br />

Licht von der rechten Seite<br />

oder (besser) von hinten/rechts<br />

für Lichtsaum auf dem Model.<br />

Foto: © Erwin Flor<br />

GENRE-MIXTUR<br />

Der entscheidende Umstand, weshalb dieses Bild<br />

nicht richtig „funktioniert“, liegt in der Kombination<br />

zweier Motive: Eine knapp bekleidete junge Dame<br />

nebst Motorrad im Vordergrund, ein vergleichsweise<br />

großes, realistisches Damenporträt nebst Writing auf<br />

der Wand im Hintergrund. Da der Sommernachtstraum<br />

auch von vorne bis hinten scharf ist, wandert<br />

das Auge des Betrachters von der echten Dame zur<br />

unechten, weiter zum gleißenden Scheinwerfer und<br />

wieder zurück. Drei Eyecatcher sind zuviel: Hier ist<br />

das Graffiti definitiv zu stark für das Bild.<br />

KONTRASTE<br />

Fotograf Flor hat sich bei der<br />

Schwarzweiß-Umwandlung für einen ziemlich<br />

harten Kontrast entschieden, was angesichts<br />

der herrschenden Dunkelheit zu satten<br />

Schwärzen in vielen Bildregionen führte. Es<br />

gibt nur wenig Lichter, die dann auch noch –<br />

zum Beispiel im Schienbein des aufgestellten<br />

Beins – ausfressen. Grauwerte gibt es<br />

kaum. Ein sanftes Anheben der Tiefen oder<br />

das Spiel mit SW-Filtern dürfte hier Abhilfe<br />

schaffen.<br />

46 fotoMAGAZIN <strong>10</strong>/<strong>2023</strong>

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