D. MARTYN LLOYD-JONES GEISTLICHE Disziplin 4 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 3/<strong>2023</strong>
»So setzt eben <strong>des</strong>halb allen Eifer daran und reicht in eurem Glauben die Tugend dar, in der Tugend aber die Erkenntnis, in der Erkenntnis aber die Selbstbeherrschung, in der Selbstbeherrschung aber das standhafte Ausharren, im standhaften Ausharren aber die Gottesfurcht, in der Gottesfurcht aber die Bruderliebe, in der Bruderliebe aber die Liebe.« 2. PETRUS 1,5-7 In diesem ersten Kapitel <strong>des</strong> zweiten Petrusbriefes behandelt der Apostel eine Ursache geistlicher Depression. In der Tat war es sein Ziel, als er den Brief schrieb, sich mit diesem Thema zu befassen. Er schrieb, um Menschen zu ermutigen, die entmutigt waren und an ihrem Glauben zu zweifeln schienen. Der Zustand geistlicher Depression kann zu einer echten Gefahr werden. Wenn dieser Zustand anhält, führt er immer wieder zu Zweifeln und Unsicherheiten und auch zu einer verstärkten Neigung, das alte Leben, von dem wir erlöst wurden, wieder ins Auge zu fassen. Erfreulicherweise gibt uns der Apostel in diesem Fall eine ausgezeichnete Beschreibung der Situation. Er lässt uns indirekt etwas über die Menschen erfahren, denen er schreibt. Nachdem er beispielsweise seine Briefempfänger ermahnt hat, sagt er in Vers 8: »Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, so lassen sie euch nicht träge noch unfruchtbar sein für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus.« Er meint damit: »Wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen«, werdet ihr das werden, was ihr im Augenblick noch nicht seid. Und was ist das? »[Sie] lassen … euch nicht träge noch unfruchtbar sein für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus«, was aussagt, dass der Zustand, in dem sich die Briefempfänger damals befanden, träge und unfruchtbar war. Aber nicht nur das. Petrus sagt, dass sie »blind und kurzsichtig [waren] und … die Reinigung von [ihren] früheren Sünden vergessen« haben. In der Tat gibt es einen weiteren Hinweis dafür, dass sie gestrauchelt waren; denn er sagt ihnen, dass sie »niemals zu Fall kommen« werden, wenn sie die Dinge tun, von denen er zuvor sprach. Und nicht nur das, sondern: Wenn sie jene Dinge praktizieren, werden sie ihre Berufung und Auserwählung festmachen (V. 10). Es ist deutlich, dass sich die Empfänger <strong>des</strong> Briefes darüber gelegentlich nicht so sicher waren. Dass diese Menschen Christen waren, steht außer Frage. Wir müssen das wiederholen, weil es manche gibt, die derartig falsche und unbiblische Vorstellungen von einem Christen haben. Sie meinen, dass ein solcher Mensch, wie ihn Petrus hier beschreibt, kein wirklicher Christ sei. Aber diese Menschen sind offenbar Christen, sonst würde Petrus ihnen nicht in dieser Weise schreiben. Viele haben die falsche Vorstellung, dass ein wahrer Christ immer auf den Höhen der Berge wandere. Manche meinen, dass man überhaupt kein Christ sei, wenn man sich nicht immer dort befinde. Das ist eine durch und durch unbiblische Vorstellung. <strong>Die</strong>se Briefempfänger sind Christen; aber sie sind unglücklich, sie sind gänzlich unfruchtbar; ihr Leben scheint zu nichts zu führen, und sie sind auch anderen Leuten keine Hilfe. Nicht nur das. Sie sind auch nicht sehr leistungsfähig, soweit es sie selbst betrifft, und ihr Glaube erfüllt sie nicht mit Freude und Zuversicht. Sie sind träge und unfruchtbar. <strong>Die</strong> Worte sind eine treffende Beschreibung – sie sind untauglich, anderen zu helfen, und es mangelt ihnen auch an Erkenntnis und Verständnis. Sie wachsen nicht in der Erkenntnis <strong>des</strong> Herrn. Es steht ihnen eine enorme Erkenntnis zur voiceofhope.de | 5