| Leben & Wissen DER KÖLNER ZOO – EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN w im Gespräch mit Zoodirektor Theo Pagel Foto: Alex Weis 34 www.diewirtschaft-koeln.de
Leben & Wissen | Im vergangenen Jahr verbuchte der <strong>Köln</strong>er Zoo etwa 1,2 Millionen Besuche. Neben der Tatsache, dass Tierfreunde hier mehr als 10.000 Tiere beobachten können, dürfte der Erfolg des Zoos vor allem darin begründet liegen, dass er sich stetig weiterentwickelt und in puncto Artenschutz und Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnimmt. w: Sie haben Ihr gesamtes akademisches und berufliches Leben der Zoologie gewidmet – woher kommt diese Leidenschaft und was hält sie am Leben? Theo Pagel: Bereits als kleiner Junge bin ich durch meinen tierlieben Vater mit Tieren aufgewachsen und habe so die Liebe und Leidenschaft für Tiere quasi fast mit der Muttermilch aufgenommen. Schon früh habe ich verschiedenste Vogelarten, aber auch Säuger bis zum Waschbären daheim gehalten und gezüchtet. Natur, Tiere im Speziellen begeistern mich. Mich für ihren Erhalt einzusetzen ist meine Passion und Leidenschaft. w: Wenn man für mehr als 10.000 Tiere verantwortlich ist: Besteht da noch das Bedürfnis, privat Haustiere zu haben? Theo Pagel: In der Tat war ich niemals ohne Hund daheim – mein Vater züchtete früher Cockerspaniels und später Englische Setter. Momentan beherbergen wir einen Hund und einen Dackel, genauer gesagt einen Korthals Griffon und einen Kurzhaarteckel. Richtig gelesen, Hund und Dackel – das sind unterschiedliche Wesen, glauben Sie mir. Zudem habe ich daheim noch Schildkröten und Eidechsen. Bildung für jedes Alter w: Neben Ihrer Arbeit als Zoodirektor arbeiten Sie auch als Honorarprofessor an der Universität zu <strong>Köln</strong>: Welche Lücken füllt diese Tätigkeit, die Ihnen in Ihrer Arbeit als Zoodirektor fehlen? Theo Pagel: <strong>Die</strong> Tätigkeit mit den Studierenden füllt keine Lücke, sondern gehört für mich zum Bildungsauftrag des <strong>Köln</strong>er Zoos. Bei der Lehre an der Uni – übrigens finden unsere Kurse immer im Zoo statt – werde ich durch verschiedene Mitarbeiter*innen auf Abteilungsleiterebene unterstützt. Es ist uns wichtig, die jungen, angehenden Biologen über Diversität, Tiergartenbiologie und unsere Arbeit zu informieren. Erwachsenenbildung. Zudem ermöglicht uns diese Arbeit, immer wieder über Praktika bis hin zur Promotion interessante Themen bearbeiten zu lassen. Ansonsten ist der <strong>Köln</strong>er Zoo ja von der Vorschule bis zur Besucherbildung aktiv. Unsere Zooschule wird von rund 22.000 Schüler*innen besucht. w: Sie teilen sich die Zooleitung seit 20<strong>07</strong> mit Herrn Landsberg. Was sind Ihrer Meinung nach die Vorteile einer Doppelspitze? Theo Pagel: Angefangen habe ich in der Tat als Einzelvorstand, wusste aber, dass die Stadt <strong>Köln</strong> – wir sind ja eine Beteiligungsgesellschaft der Stadt <strong>Köln</strong> – das Vieraugenprinzip wünscht, und schon bald waren wir zu zweit. Wir beide ergänzen uns gut und bekanntlich können vier Schultern mehr stemmen als zwei. Wir können viele Dinge gemeinsam besprechen und hinterfragen. Das hilft und der Erfolg zeigt, dass wir ein gutes Team sind. Und ehrlich gesagt hat Christopher Landsberg vor allem die Themenfelder zu besetzen, die mir nicht ganz so viel Freude machen – z. B. Bilanzen. w: Auf welche Veränderungen, die seit Ihrer Zeit als Zoodirektor im Zoo umgesetzt wurden, sind Sie besonders stolz? Theo Pagel: Stolz bin ich darauf, dass ich ein sehr gutes Team habe, das gemeinsam an unserer Weiterentwicklung arbeitet und sich sehr einsetzt. Nur gemeinsam konnten wir all das erreichen, was wir geschaffen haben. Stolz bin ich nicht nur auf die zahlreichen herausragenden Zuchterfolge, unseren Masterplan und die bauliche Weiterentwicklung des <strong>Köln</strong>er Zoos. Für mich sind vor al- Der Balistar ist eine vom Aussterben bedrohte Vogelart aus Asien, die erfolgreich im <strong>Köln</strong>er Zoo nachgezüchtet wird lem auch die Ziele Bildung, Forschung und Artenschutz wichtig. Und hier spielen wir auch in der Champions League. Der 2022 eingeführte Artenschutz-Euro hilft uns, unsere weltweiten Naturschutzprojekte voranzutreiben, Arten zu erhalten. Noch 20<strong>23</strong> werden wir im Zuge der sogenannten Reverse-The-Red-Initiative der Weltnaturschutzunion (IUCN) und des Weltzooverbandes (WAZA) eine Stelle für Artenschutz einrichten. Damit wird der <strong>Köln</strong>er Zoo der erste Zoo in Deutschland sein, der ein sog. Center for Species Survival einrichtet – das ist zukunftsweisend und zukunftssichernd. Letztes Jahr haben wir zudem eine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet, die wir nun mit Leben füllen. Der Zoo als mittelständisches Unternehmen w: Erst die Pandemie, dann die Inflation mitsamt ihren steigenden Energie- und Futterkosten: Wie gelingt es Ihnen, den Zoo unter all diesen Umständen in Betrieb halten zu können? Theo Pagel: Letztlich sind wir ein mittelständisches Unternehmen, das eben auch entsprechend haushalten muss. Wir haben es geschafft, dass wir rund 80 Prozent dessen, was wir benötigen, selbst erwirtschaften. Neben den Einnahmen aus den Eintritten sind Sonderveranstaltungen wie China Light und natürlich unsere beiden Tochterunternehmen zu nennen. <strong>Die</strong> Zoo Shop GmbH und die Zoo Gastronomie GmbH erwirtschaften zusätzliche Gelder für uns. Darüber hinaus versprechen wir uns viel von unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Ein www.diewirtschaft-koeln.de 35 Foto: <strong>Köln</strong>er Zoo