HANSA 12-2023

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY
Chinas Werften mit buntem Orderbuch
Ob Containerschiffe, MPP-Frachter, Car Carrier oder besondere »Leuchtturm«-Projekte:
Die chinesischen Werften sichern sich nicht zuletzt dank einer ausgeprägten staatlichen
Unterstützung und ungeachtet geopolitischer Spannungen nach wie vor viele Aufträge
Ein wichtiges Segment für den chinesischen
Schiffbau sind Containerschiffe.
Bei der Wahl der Werft spielt für Reeder
bekanntlich der Preis eine wichtige
Rolle. Der vom Schiffsmakler Toepfer
Transport veröffentlichte Preisindex für
Containerschiffe aus China (CNCPI)
verzeichnete im September einen leichten
Rückgang um 0,1%, das erste Minus
seit dem im Januar beobachteten Aufwärtstrend.
Im Oktober verzeichnete er
jedoch wieder einen leichten Anstieg um
0,1% und erreichte damit wieder den
Stand vom August (1.076 Punkte). Es
wird allerdings darauf hingewiesen, dass
dieser leichte Anstieg im Oktober in erster
Linie auf die Bewertungsanpassung
für das neue Referenzschiff »14.480 TEU
LNG/DF« zurückzuführen ist. Bei allen
kleinen und mittelgroßen Referenzschiffen
(mit Ausnahme der 7.000-TEU-
Schiffe) waren durchweg Rückgänge zu
verzeichnen.
Die Zahl der Containerschiff-Neubestellungen
bei chinesischen Werften ist
den Angaben zufolge in den ersten zehn
Monaten des Jahres im Vergleich zu 2022
deutlich zurückgegangen. »Aufgrund der
oligopolistischen Struktur des Containertransportmarktes
haben große Unternehmen
oft niedrigere Grenzkosten, und
niedrigere Grenzkosten führen zu einem
größeren Marktanteil, und der größere
Marktanteil stärkt ihre Preismacht und Position.
Aus diesem Grund haben die großen
Containerschifffahrtsunternehmen
auch angesichts der Überkapazitäten das
Tempo des Schiffbaus nicht angehalten«,
heißt es in der Analyse.
Das aktuelle Orderbuch der Branche
wird von einer chinesischen Werft angeführt:
Yangzijiang Shipbuilding hat nach
einer Erhebung des Branchendienstes Alphaliner
noch 87 Schiffe mit insgesamt
928.000 TEU abzuliefern. 33 Frachter waren
im Jahresverlauf bereits an die Eigner
übergeben worden. Auf den Rängen 2 bis 6
folgen Werften aus Japan und Korea (Samsung,
Hyundai, Imabari, Hyundai Samho).
Dann wiederum zeigt sich, wie groß der
Huanghai Shipbuilding baut ein MPP-Schiff für Skarv Shipping Solutions aus Skandinavien
Bei Dalian Cosco KHI Ship Engineering Co. – auch bekannt als »Dacks« – wurde »OOCL Gdynia«
getauft. Das Großcontainerschiff ist das sechste Schiff einer Zwölfer-Serie der 24.000-TEU-Klasse.
© Skarv
Einfluss Chinas in diesem Markt ist. Denn
es folgen die Schiffbauer Nantong Shipyard
(NACKS), Jaingnan Shipyard, Dalian
Shipyard, Jiangnan Changxing, Dalian
Cosco (DACKS), Zhoushan Changhong,
Shanghai Waigaogiao, New Century und
Cosco Shipyard.
Insgesamt umfasst das weltweite Orderbuch
689 Containerschiffe – mit 385 Einheiten
halten Werften in China daran einen
Anteil von knapp 56%.
Risiko für MPP-Schifffahrt?
Ein weiteres Schiffssegment, in dem China
immer öfter von Bestellungen profitiert,
ist die Mehrzweck- und Heavylift-
Branche (MPP). Das Orderbuch wird aktuell
von China dominiert, sowohl bei
der Anzahl der Schiffe als auch beim Bau.
Experten sehen darin ein Risiko.
Nahezu alle größeren Schiffe in diesem
Sektor werden ausschließlich in China
gebaut. SAL hat zusammen mit Jumbo
bei der Wuhu-Werft bestellt. Die neue
AAL-Schiffe entstehen bei Guangzhou
Wenchong und auch Briese hat in China
geordert, bei Taizhou Sanfu.
Dies sei zwar keine neue Entwicklung,
schreiben die Analysten von
Drewry. Doch die zunehmenden geopolitischen
Spannungen zwischen den
© OOCL
52 HANSA – International Maritime Journal 12 | 2023