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„Quae datur ex Chattis laurea.“ - florian-unzicker

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wiederum akzeptabler gewesen als offene Anfeindungen. 110 Hofmann hat in seiner<br />

chronologischen Zusammenstellung der martialschen Epigramme zudem<br />

herausgearbeitet, dass der panegyrische Gehalt seiner Werke durchaus<br />

Schwankungen unterliege: Während Martial vor dem Jahr 93 „in seinen Büchern mit<br />

einem kritischen Wort nicht zurückhält, wenn auch selten und dann stets mit<br />

vorsichtigem Ausdruck und hintergründig<strong>“</strong> 111 und somit „im Verhältnis zum Kaiser<br />

ein gewisses Maß an Ehrlichkeit und Anstand zu bewahren<strong>“</strong> bestrebt war, 112 so tritt in<br />

den folgenden Jahren eine offene und aufdringliche Heuchelei qualitativ und<br />

quantitativ immer mehr in den Vordergrund. 113<br />

Heute kann die Kontroverse um die Kaiserkritik in den Epigrammen Martials jedoch<br />

keineswegs als abgeschlossen gelten, vielmehr ist man von verschiedener Seite und<br />

mit unterschiedlichster Begründung darum bemüht, die Erkenntnisse der um eine<br />

Rehabilitation des Dichters bemühten „double speak<strong>“</strong> - Schule zu revidieren. 114<br />

An verschiedenen Stellen in seinen Epigrammaton libri XII lobt Martial die<br />

militärische Sieghaftigkeit des letzten Flaviers. Verglichen mit der offiziellen<br />

domitianischen Selbstdarstellung stellt sich jedoch hier rein quantitativ ein<br />

„grundlegend anderes Bild<strong>“</strong> dar: 115 Die militärischen Unternehmungen Domitians in<br />

Pannonien werden in mehr als einem Dutzend Epigramme thematisiert, der in der<br />

kaiserlichen Propaganda so hochstilisierte Chattenkrieg findet hingegen lediglich<br />

eine, recht isoliert dastehende, lobende Erwähnung in einem Epigramm, das wohl im<br />

Jahre 86 oder 87 veröffentlicht wurde. 116<br />

110Classen (1985), S. 341, hebt zudem das psychologisch geschickte Handeln Martials hervor: Indirekte Kritik sei<br />

letzten Endes wirksamer als „die Schroffheit des Eiferers<strong>“</strong>. Grundlegende Überlegungen zu Panegyrik und<br />

Herrscherkritik finden sich bei Schneider (C. 2002), hier besonders S. 121f.<br />

111Hofmann (1983), S. 244.<br />

112Ebd., S. 245.<br />

113Zur Chronologie der Epigramme Martials vgl. Friedlaender (1886), S. 50-67; Sullivan (1991), S. 15-44; 313-321;<br />

außerdem Nauta (2002), 441f. Sullivans Variante, der die einzelnen Bücher im wesentlichen ein Jahr später ansetzt<br />

als Friedlaender, stellt dabei die vorsichtigere Datierungsweise dar.<br />

114Voran Römer (1994), besonders S. 100-113; Nauta (2002), S. 412-440. Lorenz (2002), betont in seinem<br />

literaturwissenschaftlichen Ansatz die Fiktionalität sowohl des lyrischen Ichs als auch der epigrammatischen<br />

Kaiserfigur, weswegen es ihm schwerfalle, „zu glauben, dass der historische Dichter in den Epigrammen bewusst<br />

Kaiserkritik üben konnte, wie es bisweilen angenommen worden ist.<strong>“</strong> (S. 249f.). In Auseinandersetzung mit Lorenz<br />

distanziert sich auch Holzberg (2002) zumindest teilweise von den vorher geäußerten Position, besonders S. 9-11.<br />

115Angesichts dieses Befundes meldet Leberl (2004), S. 245, meines Erachtens nicht unbegründete, Zweifel an einer<br />

möglichen direkten Einflussnahme des Kaiserhofes auf die Dichtung Martials an, vgl. ebd., S. 264f. Leberl beklagt,<br />

dass in manchen Werken allzu selbstverständlich davon ausgegangen werde, Martial sei angestellter Hofdichter<br />

gewesen, vgl. hierzu: ebd., S. 17; S. 129-132; S. 344.<br />

116Mart. Epigr. 2, 2. Damit wäre das Epigramm „verspätet<strong>“</strong>, da rund drei Jahre nach dem Sieg über die Chatten<br />

erschienen, was zu der Vermutung geführt hat, dass es bereits relativ zeitnah zum Chattenkrieg verfasst und dem<br />

Princeps zugänglich gemacht, aber erst später veröffentlicht worden sei, vgl. Leberl (2004), S. 247. Einen<br />

Domitians erster Chattenkrieg 20

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