„Quae datur ex Chattis laurea.“ - florian-unzicker
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nordafrikanischen Hippo Regius, wohin er vor den Wandalen fliehen musste, lernte<br />
er Aurelius Augustinus kennen; eine in dessen Auftrag unternommene Reise nach<br />
Palästina machte ihn darüber hinaus mit dem Kirchenvater Hieronymus bekannt. Auf<br />
Augustinus' Anregung hin 184 begann er die Arbeit an seinem bekanntesten Werk<br />
Historiarium adversos Paganos libri VII und hat diese „erste christliche<br />
Universalgeschichte<strong>“</strong>, welche die Zeit vom biblischen Sündenfall 185 bis zu Lebzeiten<br />
des Autors behandelt, innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes wohl bis spätestens<br />
418 beendet. 186 Als Quellen lagen ihm neben anderen nachweislich Suetons<br />
Kaiserviten und die taciteischen Historien vor. 187 Der weitere Verlauf seines Lebens,<br />
Datum und Umstände seines Todes sind ungeklärt. 188<br />
Sein Geschichtswerk liest sich im Wesentlichen als christlich-tendenziöse Schwarz-<br />
Weißmalerei mit der Intention, zu beweisen, dass das Erscheinen Jesu Christi die<br />
Zustände in der Welt gebessert habe. 189 Dies geschieht nicht zuletzt, um den von<br />
heidnischer Seite geäußerten Vorwurf zu entkräften, der Bruch mit den traditionellen<br />
Religionen habe erst zu den zeitgenössischen Übeln, wie der mit massiven<br />
Plünderungen verbundenen Einnahme Roms durch den Goten Alarich im Jahre 410,<br />
geführt. 190 Hierzu teilt Orosius die Geschichte der Menschheit trennscharf in zwei<br />
Epochen: Die Zeit vor dem Erscheinen des Messias, die sich als eine einzige Abfolge<br />
von „Katastrophen, Unglück und Leid<strong>“</strong> liest, 191 und die mit der Geburt Christi<br />
anbrechende tempora Christiana. Betont wird dabei der krasse Bruch zwischen<br />
düsterer heidnischer und geordneter christlicher Zeit, in welcher der göttliche<br />
Heilsplan sukzessive Gestalt annehme. 192 Seiner Argumentation ordnet er alles<br />
andere unter; er selektiert, manipuliert und gewichtet die Ereignisse so, dass sie das<br />
von ihm gewünschte Geschichtsbild ergeben. 193 Dem Principat selbst steht er<br />
184Oros. Hist. adv. Pag. 1, Prolog 1-2; 8-10. Sein Verhältnis zu Augustinus versucht Orosius mit dem Bild eines<br />
gehorsamen Hundes zu beschreiben, der aus Liebe zu seinem Herren gerne den an ihn gestellten Auftrag ausführt,<br />
aber damit auch einen gewissen Anspruch auf Erwiderung seiner Zuneigung begründet wissen will; vgl. Hist. adv.<br />
Pag. 1, Prolog, 3-5.<br />
185Oros. Hist. adv. Pag. 1, 1, 4.<br />
186Witzmann (1999), S. 8. Orosius wirkte speziell auf das römische Geschichtsbild des Mittelalters nachhaltig ein, vgl.<br />
Goetz (H. 1980), S. 11: „[...] eines der meistgelesenen Werke des Mittelalters.<strong>“</strong> Zum Fortwirken Orosius' vgl. ebd.,<br />
S. 148-165; Lippold (1985), S. 44-47; Albrecht (1994), S. 1100f.<br />
187Zur Frage, welche Quellen Orosius in welchem Ausmaß benutzte, sei auf die Diskussion in folgenden Werken<br />
verwiesen: Goetz (H. 1980), S. 25ff; Andresen (1985), S. 38ff.<br />
188Zu den wenigen gesicherten Fakten des Lebens des Orosius vgl. Lippold (1969), S. 92ff; Goetz (H. 1980), S. 9ff.;<br />
Hansen (1984), S. 613.<br />
189Zum christlich motivierten Fortschrittsglauben bei Orosius vgl. Herzog (2002), S. 293-320.<br />
190Oros. Hist. adv. Pag. 1, Prolog 9.<br />
191Mehl (2001), S. 193; vgl. auch Goetz (H. 1980), S. 30ff.<br />
192Oros. Hist. adv. Pag. 1, Prolog, 14; Schöndorf (1952), S. 46f.<br />
193Zu Orosius' Umgang mit Quellen vgl. auch Mehl (2001), S. 197.<br />
Domitians erster Chattenkrieg 30