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„Quae datur ex Chattis laurea.“ - florian-unzicker

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4. Die Germanienpolitik der Flavier bis Domitian<br />

Im Jahre 69 entstand für die Römer am Rhein eine nicht ungefährliche Situation:<br />

Innerhalb des Imperiums kämpften die Prätendenten der einzelnen Heeresgruppen<br />

um die Nachfolge Neros, der nach für Staatskasse, Rechtssprechung und Verwaltung<br />

katastrophalen Regierungsjahren vom Senat zum Staatsfeind erklärt worden war und<br />

sich der Verantwortung durch Selbstmord entzogen hatte. 221 Vitellius, militärischer<br />

Oberbefehlshaber der Truppen am Niederrhein, ließ sich am Neujahrstag 69 von der<br />

Rheinarmee zum Imperator proklamieren. 222 Dadurch, dass er mit den<br />

kampfstärksten Truppenteilen zur Durchsetzung seines Anspruches gegenüber Otho<br />

nach Rom eilte, blieb die Rheingrenze entblößt zurück. 223 Das hierdurch und durch<br />

die generell verworrene politische Situation entstandene „Machtvakuum<strong>“</strong> machten<br />

sich mehrere germanische und später auch gallische Stämme unter der Führung des<br />

Iulius Civilis, eines römischen Kohortenpräfekten batavischer Abstammung, für<br />

einen Aufstand zu Nutze. 224 Hatte seit Augustus „im Prinzip das Gesetz des<br />

Handelns<strong>“</strong> bei den Römern gelegen, so mochte dieser sogenannte Bataveraufstand<br />

demonstrieren, dass die Germanenstämme jenseits der Ströme Rhein und Donau<br />

weiterhin ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential für die Herrschaft der<br />

Römer in der Region darstellten. 225 In den bürgerkriegsähnlichen Kampfhandlungen<br />

der folgenden Monate meuterten reguläre römische Truppenteile offen und schlossen<br />

sich den Aufständischen an. Die römische Rheinlinie brach beinahe vollständig<br />

zusammen 226 und auch der, seit claudischer Zeit von den Kastellen in Wiesbaden und<br />

Hofheim gebildete, Brückenkopf der Römer gegenüber von Mainz (Mogontiacum)<br />

ging verloren. 227<br />

221Suet. Dom. 48f. Zum Tode Neros vgl. zudem Malitz (1999), S. 103ff.<br />

222Tac. Hist. 1, 52,1; 1,55ff.<br />

223Tac. Hist. 4, 15, 3; 1, 62, 2; 1, 77,1.<br />

224Schönberger (1985), S. 357. Zum Beginn der Erhebung vgl. Tac. Hist. 4, 13ff; zum Bataveraufstand selbst vgl.<br />

Merkel (1966); Urban (1985); Timpe (2005); zu den mutmaßlichen Motiven der Aufständischen vgl.<br />

zusammenfassend Raepsaet-Charlier (2001), S. 168; zur Darstellungsweise des Tacitus vgl. Daumer (2005), S. 208-<br />

218, und Timpe (2008), S. 180.<br />

225Wolters (2000), S. 64.<br />

226Filtzinger (1986), S. 47: „Es besteht berechtigter Anlaß zur Annahme, daß spätestens seit dem Frühjahr 70 n. Chr.<br />

nördlich der Nahe kein Rheinkastell mehr von regulären römischen Einheiten besetzt war.<strong>“</strong><br />

227Becker / Schallmayer (2001), S. 416: „Großflächige Brandschichten dokumentieren die Zerstörung dieser Lager.<strong>“</strong><br />

Tacitus berichtet hierzu, dass das Legionslager in Mainz zwar von Chatten, Usipeten und Mattiakern angegriffen<br />

worden (Tac. Hist. 4,37), aber nicht abgebrannt war (Tac. Hist. 4,61). Baatz (2002), S. 69, geht aufgrund von<br />

Ausgrabungsergebnissen davon aus, dass es dennoch nicht unerheblichen Schaden genommen habe. Zu Wiesbaden<br />

vgl. Baatz (2002), S. 485-495; zu Hofheim ebd, S. 350-357.<br />

Domitians erster Chattenkrieg 36

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