„Quae datur ex Chattis laurea.“ - florian-unzicker

Versuch, den Beginn des Feldzuges ins Jahr 82 vorzudatieren, zurückgewiesen
worden. 270 Ein Militärdiplom vom 20. September 82 über die Entlassung von
Veteranen des obergermanischen Heeres und die Verlegung von mindestens drei
Auxiliareinheiten von Germanien nach Moesien, 271 und nicht zuletzt der nahende
Winter lassen den Herbst 82 als Anfangstermin ebenfalls unwahrscheinlich
erscheinen. 272 Becker, der den Versuch unternimmt, die imperatorischen
Akklamationen den verschiedenen Kriegsschauplätzen dieser Jahre zuzuordnen – im
in Frage kommenden Zeitraum seien neben Germanien in Britannien und
Mauretanien Kampfhandlungen gesichert – schlägt als möglichen Termin für den
Ausbruch des Krieges den März 83 vor. Dieser Logik folgend, käme ein späterer
Termin nicht in Frage, da sich dann die imperatorischen Akklamationen den anderen
Kriegsschauplätzen nicht zuordnen ließen. 273
Kontrovers ist weiterhin auch die Dauer der Kampfhandlungen, „the end of the war
is just as problematic as the start“: Weder in den literarischen noch in den
inschriftlichen Quellen findet sich ein Hinweis auf eine abschließende
Entscheidungsschlacht, wie sie etwa für die Schlachten am Mons Graupius in
Britannien oder bei Tapae in Dakien belegt ist. 274 Eine solche wird angesichts der bei
Frontin geschilderten Kampfweise mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht
stattgefunden haben. 275 In der Forschung besteht nicht mal Konsens bezüglich der
Frage, ob der Feldzug Domitians gegen die Chatten als ein zusammenhängender
Krieg oder als zwei unabhängige Kampagnen interpretiert werden kann; die
Ansichten schwanken, ob der 83 begonnene Feldzug bereits im selben Jahr, im
Spätsommer bis Herbst 84 oder erst zu Beginn des Jahres 85 abgeschlossen wurde. 276
270Jones (1973; 1979, S. 13 m. Anm. 56; 1984; 1992, S. 128f.); Jones (1973), S. 80, war aufgrund durchaus
eigenwilliger Neudatierungen der traditionellerweise für den Beginn des Feldzuges herangezogenen Indizien zu der
Ansicht gelangt, dass der Krieg gegen die Chatten „was undertaken early in 82, virtually won by the summer of 83
when Domitian became Germanicus, and then followed by a period of reorganization and pacification.“ Dagegen
Evans (1975), S. 121ff.; Perl (1981), S. 571ff.
271CIL XVI, 28 = ILS 1995. Gsell (1894), S. 184; Weynand (1909), Sp. 2556; Henderson (1927), S. 100, hatten
angemerkt, dass man während einer laufenden Kampagne wohl kaum Soldaten entlasse. Jones (1992), S. 129f., hatte
in Betracht gezogen, diese Maßnahmen bereits als Abschluss des Chattenkrieges zu interpretieren: „The diploma of
September 82, then, provides solid evidence that the Chattan war began before 83.“
272Southern (1997), S. 37, diskutiert immerhin die Möglichkeit einer Winterkampagne, die ihrer Ansicht nach bei guter
Vorbereitung durchaus Vorteile für die Römer geboten hätte.
273Becker (1992), S. 285. Für März mag weiterhin sprechen, dass dieser, dem Kriegsgott Mars geweihte, Monat der
traditionelle Monat für den Beginn von militärischen Kampagnen war, vgl. Günther (2001), S. 134 mit Anm. 115.
274Southern (1997), S. 81.
275Vgl. Front. Strat. 1,3,10; 2,3,23. Die moderne Forschung ist sich im Wesentlichen einig, dass der Sieg über die
Chatten „nicht in der gängigen Art eines großen Schlachtensieges“ errungen wurde, vgl. Urner (1994), S. 285.
276Außen vor gelassen werden soll der bereits erwähnte Versuch von Jones, den Chattenkrieg vorzudatieren. Für eine
Beendigung der Kämpfe im Jahre 83 sprechen sich aus: Asbach (1884), S. 6f.; Vogt (1924), S. 50; Nesselhauf
(1952), S. 239; Christ (1957), S. 519ff.; Filtzinger (1986), S. 52; Strobel (1987a), S. 444f.; Wolters (1989), S. 60;
Domitians erster Chattenkrieg 44