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„Quae datur ex Chattis laurea.“ - florian-unzicker

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Herrschaftszeit des flavischen Hauses, sondern überlebte die Dynastie um rund<br />

zwanzig Jahre. Er war Mitglied des ordo senatorius und bekleidete auch unter<br />

Domitian, den er in seinen Werken posthum stark ablehnt und von dem er ein<br />

einheitlich negatives Bild vermittelt, hohe Ämter in der kaiserlichen Verwaltung. 125<br />

Durch seine Werke ist Tacitus „ein Stern allererster Ordnung am Himmel der<br />

römischen Historiker<strong>“</strong>; in Bezug auf die Chatten muss er als der bedeutendste der auf<br />

uns gekommenen antiken Schriftsteller gesehen werden. 126<br />

Weit auseinander gehen Tacitus' Bewertungen der drei flavischen Kaiser, „Kriterium<br />

der Beurteilung ist dabei das jeweilige Geschick der Herrscher im Umgang mit dem<br />

eigenen Stand des Autors, dem Stand der Senatoren.<strong>“</strong> 127 An Vespasian bemängelt er<br />

nur die avaritia, 128 die Regierung des Titus wird ausschließlich positiv bewertet. 129<br />

Was den jüngsten Flavier auf dem Thron angeht, bleibt sein Werk „besessen von den<br />

echten und eingebildeten Domitianen der Vergangenheit<strong>“</strong>: 130 Tacitus macht ihn<br />

persönlich verantwortlich für die Probleme des zeitgenössischen politischen Lebens,<br />

„Heuchelei, Verstellung, Falschheit, die Grundübel oder Erbsünden des Systems<strong>“</strong>. 131<br />

Seine Werke, die so voll sind von ätzendem Spott gegen Domitian, hat Tacitus<br />

gewiss erst nach der Ermordung des letzten flavischen Kaisers veröffentlicht. Vorher<br />

verzichtet Tacitus „auf lautstarke Opposition<strong>“</strong> und bewegt sich somit „auf dem Grat<br />

zwischen schweigend protestierender virtus und leicht republikanisch verbrämten<br />

Opportunismus.<strong>“</strong> 132<br />

Hinweise auf den Chattenkrieg finden sich in verschiedenen seiner Werke: Sein wohl<br />

98 erschienenes 133 Erstlingswerk De Vita et Moribus Iulii Agricolae - ein im Kern<br />

(2005) ist kürzlich eine gelungene Einführung erschienen.<br />

125Vgl. Tac. Hist. 1,1,3: Dass seine Karriere von Domitian gefördert wurde, bestreitet Tacitus in seiner Selbstaussage<br />

nicht.<br />

126Bengtson (1979), S. 276. Erwähnt werden die Chatten an folgenden Stellen: Tac. Germ. 29-32; 35; 36; 38; Hist. 4,<br />

12; 4,37; Ann. 1, 55;1,56; 2,7;2,25;2,41; 11,16; 12,27; 12,28; 13,56;13,57.<br />

127Sonnabend (2002), S. 137.<br />

128Tac. Hist. 2, 5,1;<br />

129Tac. Hist. 2,1,2; 5,1,1.<br />

130Grant (1973), S. 239. Zum Verhältnis Tacitus und Domitian und dem Problem des Principats vgl. Nesselhauf (1952);<br />

Willmer (1958); Syme (1962); Fritz (1969); Urban (1971); Evans (1976); Döpp (1985); Städele (1988); Shotter<br />

(1991). Zur Entwicklung des Standpunkts des Tacitus gegenüber dem Principat vgl. ausführlich Beck (1998), S.<br />

102-123; Mehl (2001), S. 121f.<br />

131Christ (1983b), S. 454. Zur statischen Charakterauffassung der Antike vgl. Grant (1973), S. 237, S. 241f.; Döpp<br />

(1985), S. 166. Zu Standpunkt und Einordnung des Tacitus prägnant Pfeiffer (2009), S. 1.<br />

132Albrecht (1994), S. 871.<br />

133Zur Datierung der taciteischen Werke insgesamt vgl. die prägnante Zusammenfassung bei Schmal (2005), S. 18-21;<br />

Mehl (2001), S. 121. Ausführliche Überlegungen zur Datierung des Agricola vgl. Beck (1998), S. 72ff.<br />

Domitians erster Chattenkrieg 22

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