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Ausbildung<br />

TOPIC<br />

TOPIC<br />

Praxisnähe ist<br />

unsere gößte Stärke!<br />

Viele empfinden gegenüber Cybercrime eine große Unsicherheit und mitunter<br />

sogar das Gefühl von Hilflosigkeit. Das dem nicht so sein muss, weiß Dr. Thomas<br />

Stubbings, einer der erfahrendsten Experten im Bereich Cybersicherheit<br />

in Österreich. MMM traf den Gründer, Experten und Strategen zu einem<br />

spannenden Gespräch über managebares Risiko im Bereich der Cybersicherheit.<br />

Nikolaus Köhler: Wo stehen österreichische Unternehmen<br />

aktuell beim Thema Cybersicherheit?<br />

Thomas Stubbings: Große Unternehmen haben bereits<br />

ein starkes Bewusstsein für dieses Thema entwickelt<br />

und setzen zahlreiche Maßnahmen um. Im<br />

Gegensatz dazu zeigt der Mittelbau, der ein wichtiger<br />

Teil der österreichischen Wirtschaft ist, oft eine geringere<br />

Sensibilisierung und Aktivität. Kleine und mittlere<br />

Unternehmen (KMU) stehen denselben Risiken gegenüber<br />

wie die Großen, sind sich dessen jedoch oft nicht<br />

ausreichend bewusst.<br />

NK: Woran liegt das?<br />

TS: In vielen Fällen fehlt das Bewusstsein in mittelständischen<br />

Unternehmen, da die Geschäftsführung oft<br />

keine Expertise in Cybersicherheit besitzt und selten<br />

Berater hinzuzieht. Die Informationsquelle ist oft auf<br />

Medienberichte beschränkt, was unzureichend ist. Finanzielle<br />

Beschränkungen sind ein weiterer Faktor, da<br />

KMU jeden Euro umdrehen müssen und viele Aufgaben<br />

zu bewältigen haben. Außerdem mangelt es an qualifizierten<br />

Fachkräften in Österreich für die Cybersicherheitsunterstützung<br />

von Unternehmen.<br />

NK: Und was können KMUs tun, um ihre Cybersicherheit<br />

zu stärken?<br />

TS: Zunächst mal sicherstellen, dass die Basissicherheitsmaßnahmen<br />

umgesetzt sind. Dazu zählen Policies<br />

und Schulungen ebenso wie technische Grundschutzmaßnahmen<br />

wie Firewalls, Antivirus und regelmäßige<br />

Systemupdates. Und es sollte Notfallpläne geben, wie im<br />

Fall der Fälle zu reagieren ist, wie Systeme wiederhergestellt<br />

werden können und wo man sich Hilfe holen kann.<br />

NK: Gibt es dazu Unterstützung und wenn ja wo?<br />

TS: Wir haben gemeinsam mit der Wirtschaftskammer<br />

und dem Bundeskanzleramt in den letzten Wochen<br />

ein Unterstützungspaket für KMUs erstellt, welches aus<br />

kostenlosen Anleitungen und Vorlagen besteht. Dieses<br />

Paket wird demnächst auf der Seite der WKO verfügbar<br />

sein. Im Wesentlichen basieren die darin adressierten<br />

Anforderungen auf dem Fragenkatalog des Cyber Trust<br />

Gütesiegels, welches für Basissicherheit in Unternehmen<br />

steht.<br />

Nikolaus Köhler: Warum sollten Unternehmen auf<br />

ein Gütesiegel für Cybersicherheit setzen?<br />

TS: Es gibt eine neue EU-Richtlinie zum Thema Cybersicherheit,<br />

die sogenannte NIS 2-Richtlinie, welche im<br />

Oktober 2024 in Kraft treten wird. Diese fordert unter<br />

anderem, eine Sorgfaltspflicht gegenüber Lieferanten<br />

anzulegen. Auch die betroffenen Unternehmen in Österreich<br />

werden dann verpflichtet, einen Nachweis zum<br />

Cyberrisiko ihrer Lieferanten zu erbringen. Bestehende<br />

Zertifizierungen wie ISO 27001 sind dafür geeignet,<br />

aber sehr aufwändig. Ein Qualitätsnachweis wie das Cyber<br />

Trust Austria Gütesiegel ist daher eine gute Alternative,<br />

da es deutlich niedrigschwelliger und günstiger als<br />

ISO 27001 und somit auch für kleinere Zulieferer geeignet<br />

ist. Mit dem Cyber Trust Label weisen die Unternehmen<br />

validierte Mindestsicherheitsmaßnahmen nach,<br />

und dies wird auch von den zuständigen Behörden im<br />

Rahmen des Lieferantenrisikomanagements akzeptiert.<br />

NK: Wie aufwendig ist die Qualifikation für das Gütesiegel?<br />

TS: Anders als eine ISO-Zertifizierung, deren Kosten<br />

sich mindestens in einem fünfstelligen Euro-Bereich<br />

bewegen, kostet das Cyber Trust-Standardlabel 890<br />

Euro. Insgesamt müssen 14 Anforderungen erfüllt werden,<br />

beispielsweise ein Ansprechpartner für Cybersicherheit,<br />

eine Security-Policy, Mitarbeiter-Schulungen,<br />

das Testen von Notfallplänen sowie technische Maßnahmen<br />

wie Patchmanagement, Antivirus, Firewall und<br />

Benutzermanagement. Die Durchlaufzeit bewegt sich<br />

im Wochenbereich. Weiterer Vorteil für Lieferanten: dieser<br />

macht den Nachweis einmal und kann ihn gegenüber<br />

allen Kunden und Partnern vorweisen.<br />

12 12 MEGA Mechatronik Ausgabe 2/2023 1/2022<br />

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