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Austropack 2023/04

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AKTUELL<br />

AKTUELL<br />

Horst Bittermann, Director General von Pro Carton, führte durch den Abend.<br />

Erfolg in stürmischen Zeiten!?<br />

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Der Packaging Dialog stellte sich in diesem Jahr den extremen Herausforderungen der Zeit. Unter<br />

dem Motto „Quo Vadis? Erfolg in stürmischen Zeiten“ ging es am 3. Oktober <strong>2023</strong> um die Zukunft<br />

der Verpackung: Gründerin Theresa Imre sprach über den Erfolg ihres Unternehmens markta im<br />

Handel, und Pro Carton Director General Horst Bittermann schilderte Gefahren und Möglichkeiten<br />

der neuen EU-Verordnung. Mit ihnen am Podium stand Evelyn Wolfslehner vom Klimaministerium. Die<br />

Preisverleihung zum Carton Austria Award rundete den Abend ab.<br />

Noch nie haben sich Marktbedingungen so häufig und rasant<br />

geändert wie heute. Es braucht mutige und flexible UnternehmerInnen,<br />

die ihre innovativen Ideen auch unter schwierigsten<br />

Bedingungen unbeirrbar verfolgen.<br />

Auch die Karton- und Faltschachtelindustrie steht am Scheideweg:<br />

Die kommende neue Verpackungsverordnung der EU<br />

könnte ein über Jahrzehnte erfolgreich aufgebautes Kreislaufsystem<br />

gefährden. Es gilt, Recycling und Reuse in ein sinnvolles<br />

Verhältnis zu setzen. Es besteht Handlungsbedarf, um eine<br />

erfolgreiche Zukunft zu sichern.<br />

Seit über 20 Jahren ist das PROPAK Pro Carton Marketing<br />

Event für die Verpackungsindustrie erfolgreicher Bestandteil<br />

des Branchenkalenders. In diesem Jahr erhielt das Event einen<br />

neuen Namen – Packaging Dialog – und ein eigenes Logo, die<br />

den Kern der Veranstaltung ins Auge fassen: Es geht um den<br />

Austausch in der gesamten Verpackungs-Supply Chain, auf der<br />

Bühne und anschließend beim Networking – in den Bereichen<br />

Wirtschaft und Industrie, Forschung und Kommunikation.<br />

Horst Bittermann, Director General von Pro Carton, eröffnete<br />

den Abend gemeinsam mit Martin Widermann, Geschäftsführer<br />

von PROPAK Austria, mit einem Überblick über die aktuelle Lage.<br />

Die anschließenden Vorträge brachten wichtige Erkenntnisse<br />

über die Zukunft von Handel und Verpackung.<br />

Theresa Imre, Unternehmerin des Jahres 2021, sprach bei<br />

ihrem Vortrag über die Entstehungsgeschichte und Entwicklung<br />

von markta, die Herausforderungen im eCommerce-Geschäft<br />

und die neuen Anforderungen aufgrund der Eröffnung des ersten<br />

„Superbauernmarktes“ in der Wiener Alserstraße 16.<br />

Karton versus Plastik?<br />

Mit dem aktuellen Entwurf einer Verpackungsverordnung setzt<br />

die EU-Kommission darauf, die von Verpackungen und Verpackungsabfällen<br />

ausgehenden Umweltwirkungen entlang des gesamten<br />

Lebensweges zu mindern. Verpflichtende Reuse-Quoten<br />

führen allerdings dazu, dass ein signifikanter Anteil von erneuerbaren<br />

und recyclingfähigen Papier- und Kartonverpackungen<br />

durch Kunststoff ersetzt wird. Das konterkariert die Hauptziele<br />

des EU Green Deals und unterwandert den eingeschlagenen<br />

Weg der Dekarbonisierung und der Kreislaufwirtschaft.<br />

Ist das Erfolgsmodell Papierrecycling in Gefahr? Bittermann<br />

präsentierte die Sicht der faserbasierten Verpackungsindustrie<br />

auf die jüngsten Entwürfe der Verordnung. Er zeigte zahlreiche<br />

eklatante Widersprüche und unrealistische Vorschriften im ak-<br />

Fotos: PROPAK Austria<br />

tuellen Entwurf der Verordnung auf, etwa bei der Single-Use-Beschränkung<br />

für Obst und Gemüse, bei der Vorschreibung von<br />

wiederverwendbaren Verpackungen für große Haushaltsgeräte<br />

oder einem Verbot für Karton-Überverpackungen im Bereich<br />

Kosmetik und Hygiene, die die Vermittlung erforderlicher und<br />

vorgeschriebener Informationen unmöglich mache. Besonders<br />

absurd wäre ein geplantes „Product Loop Recycling“, wenn also<br />

eine Cornflakes-Verpackung nur wieder für Cornflakes recycelt<br />

werden dürfte: Nur ein „Material Loop“ wäre in solchen Fällen<br />

realistisch.<br />

Insgesamt macht der Entwurf einen sehr unfertigen Eindruck,<br />

sodass es fraglich ist, ob die Verordnung noch vor den EU-Wahlen<br />

im kommenden Sommer fertig wird. Das nährt zwar die Hoffnung,<br />

dass es zu besseren Lösungen kommt, macht aber der<br />

Industrie derzeit eine längerfristige Planung unmöglich.<br />

Podiumsdiskussion<br />

Das Birdhouse von Bösmüller erhielt den Jury Award<br />

des Carton Austria Awards sowie den European Carton<br />

Excellence Award <strong>2023</strong>.<br />

Den Vorträgen folgte eine spannende Diskussion unter der<br />

Leitung von Margaretha Jurik (Chefredakteurin CASH Handelsmagazin)<br />

mit Theresa Imre, Horst Bittermann und Evelyn<br />

Wolfslehner (Abteilungsleiterin im Klimaschutzministerium). Die<br />

verschiedenen Sichtweisen der Diskutanten vermittelten ein<br />

hervorragendes Bild der durchaus noch sehr unklaren Lage.<br />

Horst Bittermann war es wichtig zu betonen, dass man Verpackungen<br />

nicht als „Abfall“ betrachten darf, sondern in erster<br />

Linie als Schutz des Produkts. Er beschrieb die Situation in weniger<br />

entwickelten Ländern mit einem kaum ausgeprägten Verpackungssystem,<br />

in denen bis zu 50 Prozent der Lebensmittel<br />

verloren gehen. Recycling und Reuse müssten in ein ausgewogenes<br />

Verhältnis gebracht werden, das von Erfahrungen aus der<br />

Praxis bestimmt wird. Wichtig wären vor allem klare Regelungen,<br />

die bis 2050 gelten.<br />

Theresa Imre machte deutlich, dass markta bei Verpackung und<br />

Pfandsystemen Pionier ist und alles selbst entwickeln muss.<br />

Recycling und Reuse erreichen in ihrem System Dimensionen,<br />

die jede Verpackungsverordnung weit übertreffen. Die „Kistln“<br />

aus Karton lassen sich immerhin bis zu acht Mal wiederverwenden,<br />

sie werden zusammen mit den Glasgebinden vollständig<br />

zurückgenommen. Holzspäne und Schafwollen polstern<br />

und schützen die empfindlichen Produkte. Imre betonte auch<br />

die Wichtigkeit von Informationen, gerade weil das System von<br />

markta auf Freiwilligkeit und Überzeugungsarbeit beruht.<br />

Evelyn Wolfslehner, die selbst auch im „Environmental Council“<br />

der EU mitarbeitet, vermittelte einen lebendigen Eindruck von<br />

der Entwicklungsfront, wo die verschiedensten Interessen und<br />

Vorstellungen aus Rat, Kommission und Parlament aufeinandertreffen<br />

und nicht selten verschiedene Entwürfe kursieren.<br />

Auch sie sieht noch zahlreiche Ungereimtheiten im aktuellen<br />

Entwurf: „Wir befinden uns auf hoher See!“ Vor allem aber<br />

möchte Wolfslehner Bewährtes aus 30 Jahren Entwicklung<br />

außer Streit stellen, aktuelle Definitionen und Ziele belassen.<br />

Der jetzige Entwurf im gewaltigen Umfang von 130 Seiten unternimmt<br />

den Versuch, alles auf einmal zu regeln, was dazu führen<br />

würde, dass bestehende Systeme aufgelöst würden und eine<br />

Flut von neuen Begleitregelungen klären müsste, wie die einzelnen<br />

Bestimmungen zu handhaben seien. Viel besser wäre es,<br />

bestehende Regeln und Quoten beizubehalten und sich darauf<br />

zu konzentrieren, was für die weitere Entwicklung gebraucht<br />

wird – mit klaren Zielsetzungen für neue, noch ungeregelte Bereiche.<br />

Preisverleihung zum Carton Austria Award<br />

Der Carton Austria Award zeichnet heuer zum sechsten Mal die<br />

besten österreichischen Faltschachteln auf dem europäischen<br />

Markt aus. Ein Publikumsvoting sowie die Jury des CASH Handelsmagazins<br />

vergaben die Awards. Margaretha Jurik (CASH<br />

Handelsmagazin), Florian Fuchs (Sprecher PROPAK Austria<br />

Faltschachtelindustrie) und Horst Bittermann (Pro Carton) überreichten<br />

die Preise.<br />

Jury Award: Birdhouse von Bösmüller aus Karton von WestRock<br />

(erhielt ebenfalls den European Carton Excellence Award <strong>2023</strong>)<br />

Public Award: Recyclay® Espresso Cups von MM Packaging aus<br />

Karton von MM Board & Paper<br />

Polygon-Faltschachteln „Lederhaas“ von Bösmüller aus Karton<br />

von Stora Enso<br />

Save the Date<br />

Der nächste Packaging Dialog findet am<br />

8. Oktober 2024 statt, wieder um 17:00 Uhr in der<br />

Marx Restauration.<br />

4|<strong>2023</strong><br />

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