FineTobacco[+] 04|23

MANUFAKTUR
Heißer als Lava:
DER STOFF, DER
GLASTRÄUME
WAHR WERDEN LÄSST
In naturwissenschaftlichen Fernsehsendungen haben wir alle schon einmal gesehen, wie sich
die flüssige Lava direkt nach Vulkanausbrüchen mit einer Temperatur von bis zu 1.200 Grad
Celsius die Berghänge herabwälzt und zu Vulkangestein aushärtet. Ein besonderes Phänomen
der Natur, an das ich mich bei der Herstellung von Glas im Werk von Zwiesel Glas erinnert habe.
An bis zu 1.500 Grad heißen Öfen wird bei der Glasherstellung eine Schmelze
aus Quarzsand und den Pulvern anderer schmelzunterstützender Stoffe wie Kalk, Soda
und Pottasche am Glühen gehalten. Diese Schmelze ist der lavagleiche Rohstoff, aus
dem die Zwiesel Glas-Werker allerdings wunderschöne und filigrane Gläser herstellen.
Am Hauptstandort des Unternehmens Zwiesel Glas im Bayrischen Wald nahe
der tschechischen Grenze blickt man auf über 150 Jahre gewachsene Firmentradition
in der Glasproduktion zurück. Als einer der letzten Glashersteller
produziert Zwiesel Glas hier sowohl in Handarbeit als auch mit maschineller Fertigung.
Text: Stephan Rack
Glas wurde vor vielen
Jahrtausenden entdeckt.
Die ältesten Funde reichen bis in die
Steinzeit zurück - bis um 7.000 vor unserer
Zeitrechnung. Im Laufe der Zeit
hat man den Werkstoff und die Produktionsverfahren
immer wieder optimiert
und neue Anwendungsmöglichkeiten
entdeckt.
Ein echter Fortschritt war die Einführung
der Glasmacherpfeife vor rund
2.000 Jahren. Sie machte es möglich,
Hohlgläser mit dünnen Wänden zu formen
– eine Erfindung, an der in den
folgenden Jahren immer weiter gefeilt
wurde und die ihren Höhepunkt 1903 in
der Automatisierung des Flaschenblasens
fand.
Auch in der Flachglasherstellung
gab es große Fortschritte. So wurde
Flachglas im 17. Jahrhundert zum ersten
Mal im Walzverfahren hergestellt
– eine technische Entwicklung, die es
möglich machte, immer größere und
gleichmäßigere Glasflächen insbesondere
für Fensterglas zu produzieren.
Die Zentren der deutschen Glasindustrie
lagen wegen des immensen
Bedarfs an Holz von jeher nahe der
waldreichen Mittelgebirge. „Glos und
Woid“, also Glasmacherhandwerk und
Forstwirtschaft bildeten den notwendigen
Zweiklang für die Glasherstellung.
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