FineTobacco[+] 04|23

Wer sich heute ein bestimmtes Motiv unter die Haut
wünscht, findet an jeder Ecke einen Tätowierer. Unter
ihnen gibt es aber auch Künstler, deren eigener St(r)ich
unverwechselbar ist, die sich in der Szene einen Namen
gemacht haben. Einer von ihnen ist Daniel Bensmann,
der „Hütmôlar“: Ganz im Süden der Republik lebt und
arbeitet der 34-jährige. Als „Hautmaler“ tätowiert er
aber nicht nur seine Mitmenschen, sondern bemalt auch
die Häute von selbst erlegtem Reh und Hirsch.
„Ich kann nichts vormalen, nichts
korrigieren, nichts wegwischen“,
erklärt Daniel Bensmann und lächelt:
„Das macht beides so spannend
und einzigartig.“
Wir alle haben Bilder im Kopf, zusammengemischt
aus den verschiedensten Farben unseres
Lebens. Logischerweise Unikate. Aber viele Darstellungen
ähneln denen anderer Menschen, etwa beim Motiv
„Kunstatelier“: Die meisten stellen es sich als bunte Anarchie
aus Pinseln und Pigmenten, Leinwänden, Gefäßen und
Staffeleien vor – ein kreatives Chaos, in dem nur der Künstler
selbst den Überblick zu behalten scheint. Doch dann betritt
man das Atelier von Daniel Bensmann, und das Bild ist
ein komplett anderes. Statt „bunt, chaotisch, pittoresk“ ist
es monochrom und klar, fast nüchtern. Hohe, weiße Räume,
illuminiert von schwarzen Kronleuchtern. An den Wänden
Hirschgeweihe, zwei ausgestopfte Raben, dazu ein Waldkauz.
Auch die vereinzelten Möbel im Industrial-Design folgen
der Linie mit schwarzem Metall und warmem Holz. Auf
der einen Seite ragt eine riesige, rahmengespannte Rinderhaut
empor, gegenüber ruht eine schwarzgepolsterte Liege
unter einer großen Arbeitsleuchte. Dass der Künstler Daniel
Bensmann Tätowierer ist, ist nur einer der Gründe für das
übersichtliche, pieksaubere Ambiente. Der 34-jährige Purist
liebt die Konzentration auf das Wesentliche. Weder in
seinem Studio, noch in seinen Arbeiten findet man bei ihm
Überflüssiges, Zierrat oder Schnickschnack.
FineTobacco[+] 04·2023 71