05.03.2024 Aufrufe

food TECHNOLOGIE 1/2024

Food Technologie, Magazin für Inhaltsstoffe, Herstellung und Verpackung ist die Fachpublikation für Führungskräfte im deutschsprachigen Raum, sowie einigen Ländern Osteuropas. In praxisorientierten Fachbeiträgen, Kurzartikeln und Meldungen berichten wir über Roh- und Zusatzstoffe, ihre Anwendungen und Märkte, Herstellungstechnologie, Verfahrenstechnik sowie Verpackungstechnologien und -material.

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VERFAHRENSTECHNIK · SCHMIERSTOFFE<br />

nur in der minimalen Menge verwendet werden<br />

sollten, mit der sich der gewünschte anwendungstechnische<br />

Effekt erreichen lässt.<br />

2.1 Gesetze und Normen<br />

Sowohl auf internationaler als auch auf nationaler<br />

Ebene müssen Hersteller bei der Produktion<br />

von Lebensmitteln eine Vielzahl von<br />

Vorschriften und Richtlinien beachten, um<br />

die Lebensmittelqualität und -sicherheit zu<br />

gewährleisten (Abb. 1). Tatsächlich gehört die<br />

Ernährungsindustrie zu den am stärksten regulierten<br />

Branchen in Deutschland. Entsprechend<br />

ist daher auch die Verwendung von<br />

chemischen Betriebsmitteln wie Schmierstoffen<br />

reglementiert. Bei der Vielzahl an Normen<br />

und Richtlinien im Lebensmittelbereich ist es<br />

schwierig, den Überblick zu behalten. Während<br />

in den lebensmittelproduzierenden Unternehmen<br />

bekannt ist, dass in der Produktion<br />

grundsätzlich nur dafür vorgesehene Schmierstoffe<br />

einzusetzen sind, fehlen dort mitunter<br />

detaillierte Kenntnisse über die unterschiedlichen<br />

Abstufungen und Schmierstoffarten und<br />

darüber, welche Normen die Anwendung von<br />

Schmierstoffen eigentlich regeln.<br />

Abb. 1: Zahlreiche Anforderungen und Gesetze bilden den<br />

gesetzlichen Rahmen für die Lebensmittelproduktion.<br />

Als internationaler Standard für die Anforderungen<br />

an die Hygiene und Lebensmittelsicherheit<br />

von Schmierstoffen hat sich das Registrierungsprogramm<br />

für „Non-Food-Komponenten“<br />

der amerikanischen, unabhängigen<br />

Institution NSF (National Sanitation Foundation)<br />

etabliert. Die Grundlage für die Zusammensetzung<br />

von Schmierstoffen bildet eine<br />

Positivliste der Food and Drug Administration<br />

(FDA) mit Stoffen, die in geringen Konzentrationen<br />

gelegentlich und unbeabsichtigt<br />

mit Lebensmitteln in direkten Kontakt<br />

kommen dürfen.<br />

Wann sind welche Schmierstoffe in der<br />

Lebensmittelproduktion zu verwenden?<br />

Die in der Lebensmittelproduktion verwendbaren<br />

Schmierstoffe sind in verschiedene<br />

Kategorien eingeteilt – je nach Anwendungsbereich<br />

(dazu Abb. 2). Grundsätzlich lassen<br />

sich drei Hauptanwendungsszenarien unterscheiden,<br />

die darüber bestimmen, welche<br />

Schmierstoffkategorie zu verwenden ist.<br />

Zwecks Übersichtlichkeit, werden an dieser<br />

Stelle nur die gängigsten NSF-Schmierstoffkategorien<br />

vorgestellt. Die Anwendungsszenarien<br />

unterscheiden sich dadurch, wie wahrscheinlich<br />

der Kontakt der Schmierstoffe mit<br />

den hergestellten Lebensmitteln ist.<br />

Szenario 1 – unbeabsichtigter bzw.<br />

nicht vorhersehbarer Kontakt:<br />

Hohe Anforderungen gelten dort, wo die<br />

Schmierstoffe unvorhergesehen in Kontakt<br />

mit Lebensmitteln kommen können bzw. sich<br />

ein Kontakt zu den Lebensmitteln aus technischen<br />

Gründen aber nicht ausschließen lässt.<br />

Dies gilt für alle produktionsnahen Bereiche,<br />

in denen der Kontakt von Schmierstoffen mit<br />

Lebensmitteln zwar allgemein nicht zu erwarten<br />

ist, aber in unvorhersehbaren Situationen<br />

vorkommen kann. Für diese Anwendungen<br />

sind Schmierstoffe der Kategorie NSF H1<br />

zu verwenden. Sie müssen nach der Anforderung<br />

der amerikanische Food and Drug Administration<br />

(FDA) die Formulierungsanforderungen<br />

für Schmierstoffe der Verordnung<br />

21 CFR 178.3570 erfüllen. Die H1-Kategorisierung<br />

ist die effizienteste Möglichkeit für<br />

den Lebensmittelproduzenten, um die Lebensmittelsicherheit<br />

gemäß HACCP zu dokumentieren.<br />

HACCP steht für „Hazard Analysis<br />

and Critical Control Points“ und ist ein<br />

Konzept zur Umsetzung der vorgeschriebenen<br />

Gefahrenanalyse.<br />

Die Lebensmittelindustrie richtet sich in der<br />

Regel nach den internationalen Standards<br />

wie den Richtlinien der European Hygienic<br />

Engineering & Design Group (EHEDG),<br />

dem International Featured Standard (IFS)<br />

oder dem Global Standard for Food Safety<br />

BRC, die alle die Verwendung von H1-<br />

Schmierstoffen fordern. Denn nur so lassen<br />

sich die hohen Hygieneanforderungen in<br />

der Lebensmittelproduktion sicher erfüllen.<br />

Schmierstoffe für die Lebensmittelindustrie<br />

werden in verschiedene Kategorien mit spezifischen<br />

Anforderungen eingeteilt. Die wichtigsten sind:<br />

NSF H1<br />

NSF H2<br />

NSF H3<br />

NSF 3H<br />

NSF HT1<br />

NSF K1<br />

und K3<br />

NSF A1<br />

Schmierstoffe für Anwendungen mit technisch<br />

unvermeidbarem Lebensmittelkontakt.<br />

Schmierstoffe ohne direkten<br />

Lebensmittelkontakt.<br />

Lösliche Öle, die als Korrosionsschutz für Haken<br />

und Messer verwendet werden. Diese müssen<br />

vor Gebrauch entfernt werden und dürfen<br />

nicht in Kontakt mit Lebensmitteln kommen.<br />

Formtrennmittel, die ein Anhaften von<br />

Lebensmitteln an harten Oberflächen wie<br />

Backformen, Messern usw. verhindern.<br />

Wärmeträgerflüssigkeiten, die zufällig mit<br />

Lebensmitteln in Kontakt kommen können.<br />

Reinigungs- und Entfettungsmittel für<br />

den Nicht-Produktionsbereich.<br />

Reinigungsmittel für den universellen Gebrauch<br />

im Produktionsbereich – zur Reinigung von<br />

allen Oberflächen oder zur Nutzung in Dampfoder<br />

Maschinenreinigungsprozessen. Falls die<br />

Reinigungsmittel im Produktionsbereich eingesetzt<br />

werden, muss die Anwendungsstelle<br />

mit Trinkwasser nachgereinigt werden.<br />

Abb. 2: Schmierstoffkategorien in der Lebensmittelproduktion.<br />

Szenario 2 – Kontakt bzw.<br />

Kontamination ausgeschlossen:<br />

Schmierstoffe der Kategorie NSF H2 dürfen<br />

ausschließlich außerhalb des direkten<br />

Produktionsbereichs verwendet werden, wo<br />

kein Risiko für einen Kontakt zu Lebensmitteln<br />

besteht. Denn diese Schmierstoffe sind<br />

– anders als häufig angenommen – physiologisch<br />

nicht zwingend unbedenklich, dürfen<br />

also nicht mit Lebensmitteln in Kontakt kommen.<br />

Zur Minimierung des Kontaminationsrisikos<br />

und zur Vermeidung von Verwechslungen<br />

empfehlen die Experten des European<br />

Lubricating Grease Institute, in der gesamten<br />

Lebensmittelproduktion nur auf NSF H1-<br />

Schmierstoffe zu setzen.<br />

Szenario 3 – vorhersehbarer bzw.<br />

zwingend notwendiger Kontakt:<br />

Strenge Kriterien werden dort angelegt, wo<br />

Schmierstoffe eine Trennwirkung erfüllen<br />

müssen und sich ein Kontakt mit den Lebensmitteln<br />

nicht vermeiden lässt. Für derartige<br />

Anwendungen sind Formtrennmittel der<br />

Kategorie NSF 3H zugelassen. Formtrennmittel<br />

verhindern ein Anhaften von Lebensmitteln<br />

an harten Oberflächen wie Backformen<br />

und Messern. Die maximal zulässige<br />

Menge einiger expliziter Substanzen dieser<br />

3H-Trennmittel, die in Lebensmitteln vorkommen<br />

darf, wird von der FDA festgelegt.<br />

26 <strong>food</strong><strong>TECHNOLOGIE</strong> 1 · <strong>2024</strong> MÄRZ

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